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Wider die Zensur

Warum es um Zensur geht

Da reiben sich gerade so viele die Hände, daß man eigendlich ein beständiges Rauschen hören müsste. Die Idee, das Thema Kinderpornografie als Popanz vorzuschicken, um das nun geplante Internet-Zensursystem einzuführen war aber auch wirklich eine richtig gute. Hat das ja zuvor mit den Themen Terrorismus und Internet-Kriminalität nicht wirklich hingehauen, kann man hier spitzenmäßig mit dem Holzhammer wedeln und Kritiker einfachst diffamieren, indem man die eigentliche Kritik ignoriert und ihnen vorwirft, sie wollten die Verbreitung von Kinderpornografie schützen. Wie schnell schon der Vorwurf zum beruflichen und gesellschaftlichen Tod führen kann, zeigte man nur wenige Wochen zuvor ja schonmal anschaulich am Exempel Tauss (der übrigens natürlich nicht im Netz „erwischt“ wurde, sondern über Handykontakte und DVDs per Post).
Aber ich schweife schon wieder – wie es durch die Wahl dieses Themas ja auch gewünscht ist – ab.
Denn das Problem, das die Kritiker haben, ist ja natürlich nicht, daß man den Zugang zu Kinderpornografie sperren will, sondern das Sperrinstrumentarium, das man dazu baut. Schaut man sich das an, merkt man schnell: Es geht nicht um Kinderpornos und wie man dagegen vorgeht. Ging es nie.
Es geht um die Installation eines generellen technischen Systems und die generelle Art und Weise, wie es betrieben wird: Es geht darum, daß eine waschechte, diesen Namen zu Recht tragende, Zensur ermöglicht wird. Auch wenn die zunächst gesperrten Websites tatsächlich nur Kinderpornografie beinhalten (was die Liste eigentlich extrem kurz halten müsste) wäre sowohl die Technik, die Verwaltung und sogar die Psychologie installiert, um sofort eine effektive Zensur betreiben zu können.

Technik
Die Provider sollen ihre Nameserver so umbauen, daß Webseiten, die das BKA aussucht und ihnen nennt, nicht erreichbar sind und dem Nutzer bei Aufruf stattdessen eine Sperrseite angezeigt wird. Gleichzeitig soll das BKA jederzeit abrufen könne, welche Nutzer auf Webseiten aus dieser Liste zugreifen wollten und stattdessen auf die Sperrseite geleitet wurden.
Ein normaler Internetnutzer, der seinen Nameserver nicht auf einen freien DNS-Server umstellt, sieht bestimmte Seiten nicht und erhält die Mitteilung, er wolle sich gerade Kinderpornografie ansehen. Ob das stimmt, weiß er nicht und nachprüfen darf er das auch nicht, da ja schon die Suche nach Kinderpornografie strafbar ist. Der Nutzer muss sich in diesem Moment weiterhin im Klaren sein, daß er gerade etwas getan hat, was das BKA als illegal ansieht und als Grund ansehen kann, gegen ihn vorzugehen.
Die allein schon technisch verursachten Risiken für jeden Internetnutzer sind immens, noch dazu, weil man damit auch noch eine perfide Beweisumkehr eingebaut hat: Sie müssen künftig ihre Unschuld beweisen, z.B. daß sie „versehentlich“ die gesperrte Seite angesteuert haben. Viel Spaß beim Versuch, Richtern TinyUrls, iFrames, Rootkitangriffe, Hidden Scripting und so weiter zu erklären, wenn Sie überhaupt wissen, was das ist.
Die Lösung zunächst: Den Nameserver umstellen, um sich dieser Gefahr vollständig zu entziehen. Geht schnell und kann jeder.
Die Technik ist allerdings interessanterweise das kleinste Problem in dieser ganzen Geschichte. Es gibt Staaten, die in ihren Zensurbemühungen schon wesentlich weiter sind. Die Menschen dort können dennoch sowohl anonym als auch unzensiert das Internet benutzen. Das Internet ist von Nerds gebaut worden. Ein Staat kann da so viel fordern wie er will, er wird das Netz auf technischer Ebene never ever kontrollieren können.

censored

Verwaltung
Hier liegen die springende Punkte, die das Ganze zum Zensurinstrument machen:
1. Die gesperrten Inhalte stehen auf einer Liste, die das BKA direkt und ohne Prüfungsinstanz erstellt und die die Provider möglichst ohne sie anzuschauen zu installieren haben. Es entscheidet kein Richter über den Inhalt, es überprüft keine unabhängige Institution über die Rechtmäßigkeit, es gibt keine Regelung, wie Adressen überhaupt wieder von der Liste gelöscht werden könnten. Die Polizei, die Verbrecher verfolgt, bestimmt, welcher Wunsch nach welcher Information ein Verbrechen ist. Vorab zu definieren, was ein Verbrechen ist und hinterher darüber zu entscheiden, ob ein Verbrechen begangen wurde ist aber nicht Aufgabe der Polizei.
2. Die Liste ist geheim. So lange diese Liste nicht in die Öffentlichkeit gerät kann alles drinstehen und nichts davon muss gerechtfertigt werden. Wer das in Frage stellt wird zum Verdächtigen. Wie Zensur in Reinform eben funktioniert.
3. Der Gesetzentwurf ist schwammig genug, daß das BKA im Prinzip alles in die Liste setzen kann. Da im Web jeder Inhalt nur einen Klick weiter vom letzten entfernt ist und das Gesetz möchte, daß auch „mittelbare“ Seiten gesperrt werden können, kann somit de facto auch jede Seite gesperrt werden.
4. Das System soll die direkte Verfolgung von Zugriffen erlauben. es wird nicht nur gesperrt, sondern es kann auch nachgeschaut werden, wer sich die gesperrten Seiten ansehen will. Dies kann dann Anlass für verdeckte Überwachungen, Hausdurchsuchungen und andere existenzbedrohende Vorgänge sein.
Die Staatsanwälte dieses Landes üben ja seit einiger Zeit kräftig an der Vorverurteilungsfront, indem Sie inzwischen gerne mal Pressemitteilungen über eingeleitete Verfahren rausgeben und die Presse direkt zu möglichst spektakulär und öffentlichkeitswirksam inszenierten Verhaftungen mitnehmen (Zumwinkel, Tauss, Frau B.).

Psychologie
Womit wir schon beim gewünschten Effekt von Zensur sind: Die Einführung der Schere im Kopf. Die wirksame Selbstzensur, weil man nicht weiß, was eventuell passiert, wenn man zu laut und deutlich Kritik äußert. Die Geheimhaltung der Sperrliste und ihre völlige Unverbindlichkeit durch das Fehlen jeglicher Kontolle ist ein bewußt eingesetzes Instrument, um Verunsicherung zu erzeugen.
Ein anderes ist die Verknüpfung mit dem Thema Kinderpornografie, womit wir wieder am Beginn dieses Artikels wären. Man weiß ja inzwischen, daß auch nur der leiseste Ruch, man könnte eventuell irgendwas mit Kindesmissbrauch und Pädophilen zu tun haben, die Existenz vernichten kann, selbst wenn hinterher rauskommt, daß tatsächlich nichts an den Vorwürfen dran war. Wie nahezu generell nichts rauskommt. Das ist ein so extrem starkes und wirksames Druckmittel, was natürlich beispielsweise ein Herr Gorny sofort erkennt, weil sein Versuch, diese Schere im Kopf einzuführen (durch den Versuch, Filesharing als schreckliches Verbrechen zu diskriminieren), wirkungslos blieb und er sich nun an den besser funktionierenden Trigger dranhängt (indem er Urheberrechtsverletzung mit Kindesmissbrauch gleichsetzt).
Die Justizministerin gibt dann noch Tipps in die richtigen Richtungen, die natürlich prompt reagieren. Überhaupt, das mal ganz nebenbei, finde ich es immer wieder seltsam, daß Frau Zypries immer wieder als Warnerin vermittelt wird. Dabei war – so sagt sie zumindest – sie es, die den Gesetzentwurf gegenüber dem Vorabvertrag von Frau von der Leyen verschärfen ließ und dieser nun schon den Zugriff auf Stopp-Seiten verfolgen lassen will.

Um die Frage zu beantworten, warum und wann es in einer Gesellschaft überhaupt dazu kommen kann, daß ein Teil davon meint, einen solchen Eingriff vornehmen zu müssen und der andere Teil (zu dem ich u.a. mich zähle) darin ein so massives Unrecht sieht, das es zu bekämpfen gilt, kann man sich bitte den Artikel „Kampf der Kulturen“ drüben bei netzpolitik.org durchlesen.

Der Autor dieses Artikels ist Jens Scholz, der unter www.jensscholz.com bloggt und dort auch diesen Text veröffentlicht hat, mit der ausdrücklichen Aufforderung ihn zu kopieren und zu verbreiten. Das habe ich hiermit getan und rufe auch euch dazu auf: Teilt diesen Atikel mit anderen!

UPDATE: Jetzt kann man sich auch aktiv gegen die Internetzensur engagieren, indem man diese Petition unterzeichnet.  Mehr dazu hier…

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Featured Politik

Der deutsche Überwachungsalltag

Der ZDF-Film „Der gläserne Deutsche“ zeigt, wie wir Bürger schon heute überwacht und ausgespäht werden. Von Unternehmensseite, von staatlicher Seite, von ehemals staatlicher Unternehmensseite. Der Film zeigt, dass der gläserne Mensch keine Zukunftsmusik ist. Das, so oft von „Big Brother“ geredet wird und so sehr es einem schon zum Hals raushängt, diese dunkle Fantasie, die wir nicht wahrhaben wollen, schon wahr ist.

Der Film wird nicht mehr lange in der ZDF Mediathek verfügbar sein, deshalb jetzt anschauen ((Grund dafür ist der Rundfunkstaatsvertrag mit der unsäglichen 7-Tage-Regel, die dafür sorgt, dass ich von mir, mit meinen Gebühren bezahlte Beiträge nicht jederzeit und immer wieder Online anschauen kann, sondern nur 7 Tage.)):

Zu dem ZDF-Film
Zum Film in der Mediathek
| Mehr auf ZDF.de

[via netzpolitik.org] Bild: Screenshot ZDF

Und dann steht es uns frei etwas dagegen zu tun. Wie? Da Ganze zu verbreiten ((Unten gibt es extra so kleine Buttons mit denen sich genau dieser Blogbeitrag über verschiedene Kanäle verteilen lässt)) und uns an die Abgeordneten zu wenden.
Genau dazu rief zum Beispiel auch Peter Schaar (Bundesdatenschutzbeauftragter) auf der re:publica ’09 auf. Es steht uns frei, genauso wie jedem Lobbyisten uns an unseren jeweiligen Lokalen Abgeordneten zu wenden ((Geht ganz leicht per E-Mail oder auch über eines dieser neuen Social Media Dinger, die die jetzt angeblich alle nutzen.)). Mit unseren konkreten Sorgen und Anliegen. Dazu sind sie da. Wir sind das Volk.

So und jetzt muss ich erstmal das Pathosejakulat von meinem Bildschirm wischen. Gute Nacht.


Stoppt die Vorratsdatenspeicherung - www.vorratsdatenspeicherung.de
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Politik Zeitung

Zeit der Abrechnung

Am 13. Novermber letzten Jahres gab es in New York einige Aufregung, als die Zeitung New York Times plötzlich titelte: „IRAQ WAR ENDS“. Doch schnell wurde klar, dass es sich hier um eine besondere Aktion der „Yes Men“, einer Aktionskünstlergruppe handelte.

Nun gibt es eine ähnliche Aktion auch in Deutschland: In über 100 Städten wird eine Gratis Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ verteilt. Datiert ist sie auf den 1.Mai 2010 und dahinter steht das Antiglobalisierungs Netzwerk attac. Fiktiv rechnen sie darin mit der Finanzkrise ab und spinnen neue Ideen für den Klimaschutz und Finazmarktregulierungen. Wie in der Vorbild NYT der Yes Man wurden auch zahlreiche Abzeigen von Unternehmen umgeschrieben.

Die-Zeit.net

Insgesamt sollen 150.000 Ausgaben verteilt werden und auch der Montagsausgabe der taz soll je ein Exemplar beiliegen. Ausserdem wurde auch der Onlineauftritt Der Zeit nachgebaut, auf dem man sich die Ausgabe, sollte man leer ausgehen auch im PDF Format herunterladen kann.

mehr…

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Politik

Mach mir den Obama (2)

Die CDU in Thüringen hat ein Problem: Am 30.08 ist Landtagswahl und der Gesundheitszustand ihres Spitzenkandidaten Dieter Althaus wird bisher lediglich von der BILD Zeitung als „gesund und fit“ beschrieben.
Was also tun, wenn man Wahlkampf machen muss, ohne Kandidaten?!

Nun, man nimmt den erfolgreichsten und höchstgelobten Wahlkampf des letzten Jahres und kopiert ihn.
Oder zumindest die Webseite davon, denn die wurde ja besonders höchstgelobt.

Das Ergebnis sieht dann so aus:

falsch1
Die Fälschung: www.d-althaus.de

Zum Vergleich hier nochmal das Original:

Das Original
Das Original www.barackobama.com

Ausserdem setzt man auch gleich noch eine Community dau auf und packt ein paar mal das Wort Blog auf die Seite, das ist dann so schön Web 2.0.

Achso, dass Logo der Community sieht übrigens so aus:

falschlogo
team-thueringen.de

Wer sich da an das hier erinnert fühlt, liegt ganz natürlich falsch.

Obama '08
Obama '08

Also mir gehen die Obama-Klone jetzt schon auf den Sack. Aber in diesem Superwahljahr wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen. Thorsten-Schäfer Gümbel hat es angefangen, und jetzt kommen sie alle nach. Da werden schnell oberflächlich irgendwelche Homepages aufgehübscht und eilig begonnen zu zwitschern. Inhatlich?! Fehlanzeige.

Es bleibt zu hoffen das, wenn die Ergebnisse am Ende dann doch nicht so sind wie erhofft, sich die Parteien anfangen Gedanken zu machen, warum Obama wirklich gewonnen hat.
Das lag nicht allein an ein paar Social Media Profilen oder einem Twitter Account, sondern daran, dass er den Menschen eine neue Perspektive bieten konnte. Das er es schaffte die Menschen mit seinem Charisma für seine Pläne zu begeistern, sie anzusprechen und zu mobilisieren.

Wenn es ein Politiker in Deutschland schafft das zu kopieren, dann wäre das ein Grund für mich ihn zu wählen.
Eine blaue Webseite ist es eher weniger.

[via Twitteranien von @sixtus & @saschajaeck]

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Bewegen & Beschäftigen Kleines Fernsehen

Deutschlehrer, ihr hättet Bushido verhindern können!

Behauptet zumindest Sebastian Krämer. Sebastian Krämer wurde gestern mit dem Deutschen Kleinkunstpreis für Chanson/Lied/Musik bekommen. Hier sein Lied über „Deutschleher“:

Ausserdem wurde Wilfried Schmickler als bester Kabarettist ausgezeichnet. Jochen Malmsheimer, bekannt aus „Neues aus der Anstalt“, bekam den Preis für Kleinkunst. Den Förderpreis der Stadt Mainz, der ebenso wie die anderen mit 5.000 Euro dotoert ist, darf sich noch Uta Köbernick.

Der Ehrenpreis, in Form der bekannten Unterhaus-Glocke, ging an Gerhard Polt.

Moderiert wurde der unterhaltsame Abend von Dieter Nuhr und wer ihn sich noch einmal in voller Länge zu Gemüte führen will, kann das hier tun.



-Affiliate Links-

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Bewegen & Beschäftigen Siebbelag

Banksy – eBooks zum Download

War for Peace?!
War for Peace?!

Ich finde Banksy absolut genial.

mickdonald
Ronald Mc Donald und Micky Mouse begleiten die Kinder

Jedes seiner Werke klagt an. Schonungslos und doch Charmant. Respektlos und doch Ehrenhaft. Rüttelt auf und schenkt Hoffnung. Einzigartig.

An den Israelische Sperranlagen nach Palästina
An den Israelische Sperranlagen nach Palästina

Auf zinelibrary.info gibt es jetzt einige eBooks von ihm zum kostenlosen Download.

Banksy – Banging your Head aganist a Brick Wall
Banksy – Wall and Piece
Banksy – Existencilism

Genießt die Werke!

[via Nerdcore]

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Bewegen & Beschäftigen Kleines Fernsehen

Jon Stewart, der Rächer der Enterbten

Ich hab die Rubrik „Kleines Fernsehen“ genannt, im Gegensatz, zu „Großes Kino“, aber was ich euch heute zeigen will ist etwas ganz anderes, dass ist „ganz großes Fernsehen“!

Das ich ein Fan der Daily Show und Jon Stewart bin, dürfte hier inzwischen angekommen sein. Und nun hat Jon Stewart ein neues Glanzstück abgeliefert: Er hat mal so ganze nebenbei CNBC vernichtet und damit die ganze Branche der Finanzexperten vorgefüht.

Es fing alles an mit diesem Video, vom 4. März:

Die CNBC, spieziell Jim Cramer, war darüber nicht besonders begeistert und beschwerte sich. Das stachelte Jon Stewart selbstverständlich nur noch mehr an:

Mittlerweile zog der „War of Words“ immer weitere Kreise und schwappte in andere Medien über:

Schließlich erklärt sich Jim Cramer bereit in die Daily Show zu kommen. Der Showdown stand bevor.

Am 12. März war es dann soweit, Jon Stewart und Jim Cramer saßen sich in der Daily Show gegenüber.

Auf der Homepage ist inzwischen, neben der normalen Episode, auch das ungeschnittene des Gesprächs zwischen den beiden zu sehen. Unbedingt anschauen:

[via Anke Gröner]

Und was Jon Stewart da abliefert ist noch genialer, als was er bisher gemacht hat. Wirklich wie nebenbei nimmt er sich diejenigen vor, die einen großen Teil zum Ausmaß der (Wort einsetzen, dass allen schon zum Hals raushängt)
beigetragen haben. Die vielleicht nicht allein verantwortlich sind, aber deren Aufgabe es definitiv gewesen wäre uns früher und eindeutiger zu warnen: Die Finanzanalysten und -journalisten. Sie hätten den kleinen Anleger, den Jon Stewart hier so wunderbar vertritt, schützen müssen. Stattdessen haben sie, wie Jim Cramer sogar zu gibt, auf seine Kosten gezockt.

Wann kommt die deutsche Daily Show?

Das schlechte an dieser erneuten Genialität von Jeon Stewart ist, dass damit die Hoffnung auf eine deutsche Daily Show ((mit der ich nicht allein da stehe)), die auch nur annähernd in diese Sphären aufsteigt noch geringer wird. Bisher dachte ich, dass es nicht so schwer sein könnte ein Talent wie Jon Stewart auch in Deutschland zu finden, aber da lag ich wohl falsch. Denn sich so einer Sender Familie entgegenzustellen und dann jemandem im direkten Gespräch mit analytischen Argumenten so klein zu machen, dazu gehört schon einiges.

Ich bezweifel, dass ein Harald Schmidt das ((noch?)) leisten kann. Dieser hatte ja, durch Produzent Kogel, angekündigt sich nach dem Aus von Schmidt & Pocher mit einem neuen Konzept zurück zu melden, dass Stark an „The Daily Show“ angelehnt sein soll. Allerdings ist die erste Hürde dabei, dass dieses Format erst im September starten soll, wenn der Wahlkampf in Deutschland schon fast vorbei ist. Und wenn wir uns zurückerinnern, bedeutete gerade die Wahlkampfphase in den USA ((auch wenn sich deren Wahlkampf in keiner Weise mit dem deutschen vergleichen lässt)) ein Hoch für die amerikanischen Comedysendungen, insbesondere die Daily Show.

Aber man will den Teufel ja nicht an die Wand malen. Ich bin gespannt auf die deutsche Umsetzung, und bis dahin, oder wenns nichts wird weiterhin, kann ich mir ja das Original jederzeit Online anschauen. (( Noch so etwas woran es bei der ARD mengelt.))

Bild © Comedy Central/The Daily Show

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Bewegen & Beschäftigen Featured Netz &

Twitter, das Katastrophenmedium

Was heute passiert ist, ist schrecklich und macht uns allen zu schaffen.
Unsere Gedanken sind selbstverständlich bei den Angehörigen der Opfer und den Überlebenden.


Das Phänomen Twitter ist eng mit Katastrophen verknüpft. Das erste Mal tat sich Twitter als Kanal für globale Ereignisse während der Terroranschläge in Mumbai auf. Augenzeugen berichteten via Twitteraccount was sie vor Ort von den Anschlägen erlebten. Gesteigert hat sich die noch Aufmerksamkeit zum Flugzeugabtsurz auf dem Hudson River. Denn hier war tatsächich Twitter, der Ort an dem als erstes davon zu lesen war, beziehungsweise sogar ein Bild vom Geschehen über den microblogging Dienst veröffentlich wurde. Lange bevor die klassischen Medien vor Ort waren, geschweige denn Bildmaterial hatten.

Seither dominierte Twitter die amerikanischen Medien, zu jedem erdenklichen Thema werden die „Meinung“ auf Twitter eingeholt und berichtet.

Nur Deutschland hinkte hinterher.

Heute wurde klar warum: Es fehlte noch die passende Katastrophe.
Als hätten alle Medien nur darauf gewartet stürzten sie sich auf Twitter und veröffentlichten ihre Live-Ticker auf Twitter und speisten die Kanäle. Plötzlich twitterten alle möglichen Zeitungen die zuvor noch nie auf Twitter gesehen wurden über die Ereignisse in Winnenden.

Doch Twitter spielte noch eine größere Rolle in der heutigen Berichterstattung. So pflegten die Medien nicht nur ihre neusten Schlagzeilen, Erkenntnisse oder Vermutungen ein, sondern machten Twitter auch zum Inhalt ihrer Nachrichten. Besonders N-TV versuchte über „Schalten“ zu Twitter immer wieder die Stimmungslage in der Bevölkerung abzubilden. Und Focus versuchte eine Art „Backstage“-Berichterstattung. Mit mäßigem Erfolg.

Und noch eine dritte Funktion erfüllte Twitter: Die Suche nach Augenzeugen.

Die Userin @tontaube war die erste, die eine Kurznachricht absetzte über den noch laufenden Amoklauf in ihrer Gegend. Das war noch bevor ausführliche Meldungen über die Agenturen liefen. Prompt wurde sie von Medienanfragen überschwemmt, ob sie denn für Interviews zur Verfügung stand. Sie wehrte sich irgendwann mit dem inzwischen viel zitieren Tweet:

„Liebe Presse: ich weiss doch auch nichts von dem Verrückten… #amok“.

Tontraube startete den Tag übrigens mit 44 Follower und steht nun bei 492.
(Update: In seinem Blog berichtet ihr Freund von dem medialen Tag)

Doch nicht nur Tontaube war beliebt, CNN richtete einen extra Account ein, über den sie jeden Anschrieb, dessen Tweets vermuten liesen, dass er sich auch nur im Dunstkreis des Anschlages bewegen könnte. Auch über CNN.com forderte der Nachrichtensender wie immer auf Photos, Videos etc. einzuschicken.

Und dann war da noch @JonasHaag

Dieser tauchte plötzlich auf mit der Behauptung:

„Täter evtl Bruder von meiner Ex-Freundin.“

Später war er sich dann sicher :

Täter Bruder meiner Ex-Freundin – wurde erschossen – 16 Tote #winnenden #amoklauf

Natürlich stürzten sich auch auf ihn die Medien.
Inzwischen ist der Account von ihm aber verschwunden und es wird doch stark vermutet, dass es ein Fake war. ((Wer das noch genauer rausfinden will, kann auf der im Account angegebenen Homepage recherchieren.))

Was taugt Twitter in einer solchen Situation?

Twitter ist unglaublich schnell. So kam es, dass auch ich zuerst via Twitter von dem Amoklauf in Winnenden erfuhr. Und Twitter blieb schnell. teilweise viel zu schnell. Es wurden von allen Quellen ob vertrauenswürdig oder nicht Informationen herangetragen. Dadurch ergab sich, vor allem durch die allgemein unsichere Nachrichtenlage heute morgen ein extrem verwirrendes Chaos. Ständig schien die eine Meldung die andere zu dementieren oder es wurden lange dementierte Gerüchte wieder neu aufgegriffen. So zeigt nicht nur der Fall @JonasHaag, das Problem von Twitter in solchen Situationen: Nichts ist verifiziert. Man weiß als Rezipient nicht, was man glauben kann und hat auch keine Chance es zu überprüfen. Wobei die alten Medien heute auch nicht immer verlässlich waren und viele „Falschmeldungen“ übernommen wurden. In die eine und andere Richtung.

Ausserdem muss ich sagen, dass ich trotz des ewigen Twitterstroms, der Einen nichts verpassen lies, schnell das Bedürfnis nach einer Fernsehberichterstattung hatte. Nicht um meine Sensationsgeilheit zu befriedigen, sondern eben genau aus der Annahme heraus, dort gesichertere Informationen zu bekommen. Dabei schwingt wahrscheinlich auch diese Illusion mit, sich über die Fernsehkameras selbst ein Bild der Lage machen zu können.

Leider war mir das nicht möglich, da in unserer Redaktion der Fernseher noch fehlt und besonders zu Beginn die Videostreams der Sender mehr als schwächelten. Außerdem war ich damit beauftragt für eine Agentur die Twitterflut zu scannen.

Und dabei kamen auch wieder die Vorteile von Twitter zum Vorschein: Twitter als unmittelbares Medium, das einen an den Reaktionen und Emotionen teilhaben lässt. Und gerade in solch emotionalen Momenten tut es gut, sich darüber auszutauschen und die Gefühle und Betroffenheit mit anderen zu teilen.

mehr…

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Gesellschaft Video

Endlich verstehen, wie die Finanzkrise entstand


The Crisis of Credit Visualized from Jonathan Jarvis [via]

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Featured Sport

Regeln sind da, um sie zu ändern

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Des Europäers Lieblingssport ist eindeutig der Fußball. Dabei vereint diese Sportart nicht nur die unterschiedlichsten Jugendlichen und Kinder, sondern auch die Fans und die einzelnen Kulturen. Trotz all dieser Unterschiede gibt es feste Regeln und davon lebt dieser Sport. Oder besser gesagt: Genau deswegen lebt dieser Sport.

Egal wo man ist, egal welche Sprache der Fußballer spricht. Er weiß, seit er das erste Mal gegen den Ball getreten hat, wie die Regeln sind:

90 Minuten (+ Nachspielzeit/ Verlängerung/ Elfmeterschießen)
22 Spieler
2 Mannschaften
2 Tore
2 Karten
Abseits/Foul/Tor ist wenn der Schiri pfeift.

Usw.…so einfach geht das.

In den vergangenen Jahren gab es, von hohen und nicht so hohen Tieren in der Fußball-Politik, die eine oder andere Idee um das zu ändern.
Modernisierung des Fußballs nennt sich das. Und viele Fans sind von vorne rein gegen alles, was den Fußball in seiner Art ändert. Man spricht dann von Zerstörung und Verschlimmbesserung.
Und irgendwo kann man da nur zu stimmen, wenn wegen Fernsehgeldern die Anstoßzeiten auf 12 Uhr verlegt werden sollen. Wenn ein Spieltag über 4-5 Tage gehen und täglich 3 Anstoßzeiten haben soll, dann kann das Fußballherz nur bluten.
Schließlich hat Otto-Normal-Verbraucher a) nicht die Zeit und b) nicht immer das Geld für Pay-TV. Denn im freien Fernsehen würden die Zusammenfassungen zu extrem komplizierten Zeiten gesendet werden. Doch nicht genug, dass man die guten alten Anstoßzeiten ändern will und ändern wird. Auch vor den Spielregeln machen Funktionäre keinen Halt. Wunderbar gut zu erkennen am Beispiel Golden-Goal. Regel rein, Regel raus. Warum? Weil man den Fußball für ein paar Euro (damals Dollar) mehr – kurzzeitig – modernisieren wollte. Aber im Endeffekt hat man doch gemerkt, dass dadurch der Charakter des Spiels zu sehr geändert wurde.

Für Kohle wird ja von vielen Vereinen und Verbänden heutzutage fast alles gemacht…
Wie in der englischen Premier League. Dort fließt so viel Geld, wie in keiner anderen Liga. Und um diesen Standard nachzukommen, müssen Vereine sich und deren Anteile verkaufen. Als berühmtestes Beispiel zählt hier wohl der FC Chelsea mit seinem russischen Multi-Milliardär Roman Abramowitsch. Wobei der englische Traditionsverein aus London vorher auch schon relativ gut da stand. Doch Eins führte zum Anderen und der Wettbewerb wurde zum Spielplatz von Multimillardären. Denn auch bei anderen Vereinen sind, werden und waren Investoren an der Macht.
Das Ergebnis gleicht sich nach einiger Zeit, wenn der große Erfolg und anderweitige externe Gelder ausbleiben. Der Investor verliert das Interesse, weil es keine Rendite gibt und der Verein zerbröselt von Innen.

Der größte Faktor dabei ist, dass sich in den Ligen seit Jahren und Jahrzehnten meistens 4-5 Teams vorne festsetzen. Und wie schon ein Sprichwort sagt: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.“
Und im Laufe der Zeit bekommen diese Teams oft eine ganz andere Basis und haben ein viel höheres Budget zur Verfügung, während andere Vereine um ihre Existenz und Spieler kämpfen müssen.
Deshalb sind viele Vereine bereit, trotz dieser sichtbaren Gefahren, das Risiko auf sich nehmen zu wollen, damit der eigene Vereine in unmittelbarer Zukunft in die Spitzengruppe aufschließen kann. Dann ist es oftmals Glückssache, ob das Geld Tore schießt und die Mannschaft sich findet.

In England ist der aktuellste Fall Manchester City. Die vorhandene Mannschaft hatte schon gute Fußballer, doch nach der Übernahme durch einen Scheich wurden hunderte von Millionen für Transfers ausgegeben. Doch die Mannschaft findet sich nicht und spielt gegen den Abstieg. Die Mechanismen einer Mannschaft greifen also nicht sofort. Ob der Investor dort ohne internationalen Fußball weitere Topstars – die den Unterschied machen können – verpflichten kann, oder ob er die Lust verliert, steht in den Sternen.

Ein weiterer Nachteil der ganzen Entwicklung neben den explodierenden Fernsehgeldern, sind die Kartenpreise.
So gehen in England die Preise so hoch, dass es für viele Fans nicht mehr möglich ist, regelmäßig oder überhaupt ins Stadion zugehen. Außerhalb der Spitzenspiele bleiben deshalb die Ränge immer öfter unbesetzt. In Italien hat man den schlimmsten Zuschauerrückgang bereits hinter sich, dort und auch in Spanien sind in allen Stadien leere Ränge garantiert. Den vielen verschuldeten Vereinen bleibt oft nichts anderes übrig, als die Preise anzuheben.

Das ist die Gefahr von Fremd-Investoren.
In Deutschland ist es allerdings nicht möglich, dass eine externe Firma die Mehrheit am Verein besitzt. Die so genannte „50+1 Regel“ verhindert die Übernahme durch Investoren. Das ist einer kleinen Anzahl an Vereinsfunktionären allerdings ein Dorn im Auge, da er Ihrer Meinung den nächsten Schritt zum Erfolg verhindert. Dass das sehr kurzfristig gedacht ist, ist ihnen wohl selbst klar. Aber wenn das große Geld ruft, denkt der Mensch immer anders.

Ausnahmen bilden die „Werkmannschaften“ wie Bayer Leverkusen (Bayer AG ) oder VFL Wolfsburg (Volkswagen). Heutzutage fließen dort höhere Mittel als noch vor 10 Jahren. Und kratzen damit schon an der Pforte zur Wettbewerbsverzerrung. Denn 15 von 17 Vereinen sind keine Werkself und kommen nicht in den Genuß dieser betrieblichen „Fördermittel“.
[Auf den Fall Dietmar Hopp und Hoffenheim, verzichtet der Schreiber ganz bewusst. Hier geht es schließlich um Fußball.]
Und durch die regulären Einnahmen der Saison, wie Fernsehgelder, Zuschauereinnahmen, Merchandise oder weitere Sponsorenbereiche werden bei den meisten Klubs erst mal die laufenden Kosten gedeckt und kaum Spielraum für größere Investitionen und Transfers geschaffen.

 

Es gab auch Regeln, die sich im Laufe der Geschichte etabliert haben und den Fußball prägten. Doch auch vor Verbesserung dieser wird nicht halt gemacht. So wurde bereits vor Jahren von den Medien eine Initiative gegen passives Abseits (Teil der Abseits Regel) geführt.
Doch auch das wäre verschmerzbar. Nicht verschmerzbar ist dagegen, dass man das Spiel von jeglichen Fehlern befreien will. Aber davon lebt dieser Sport. Er lebt von den Fehlentscheidungen. Er lebt von menschlichen Leistungen und Fehlern oder Topleistungen.
Eine Tor-Kamera, Spiel-Unterbrechungen zur Analyse von strittigen Szenen -wie beim American Football- sind für viele Fans und Offizielle das pure Grauen. Und ganz klar: Das ist nicht der Gedanke des Sports.

Der neueste Coup ist die Diskussion der Sperren-Regelung. So wird von Bayer Leverkusens Geschäftsführer, Wolfgang Holzhäuser, seit Neuestem gefordert, dass man die Bedeutung der Karten ändern sollte.

Eine kurze Erläuterung dazu:
In der Tasche des Schiedsrichters eine gelbe und eine rote Karte.
Die Gelbe Karte verwarnt einen Spieler, im Idealfall dem Regelwerk entsprechend, wegen wiederholten Foulspiels, kleineren Unsportlichkeiten etc.
Im Falle einer weiteren Gelben Karte, wird der Spieler des Feldes verwiesen. Der Schiedsrichter zeigt dann Gelb-Rot. Diese Gelb-Rote Karte bringt eine Sperre von einer Länge eines Spiels mit sich.
Damit kommen wir zur Roten Karte. Diese Karte wird bei brutalen oder (stark) unsportlichem Foulspiel, Notbremse oder ähnlichen schwereren Vergehen gezeigt. Diese bedeutet für den Spieler einen Platzverweis und eine Sperre über mehrere Spiele.

So weit der aktuelle Stand. Nach Überzeugung Herrn Holzhäusers ist die „1 Spiel Sperre“, die die Gelb-Rote Karte nach sich zieht allerdings zu viel des Guten. Seiner Meinung nach ist das ein Vorteil für den nächsten Gegner und somit eine doppelte Bestrafung.
Er ist dafür, dass es eine weitere Karte – eine Blaue Karte – geben soll. Eine Karte, die den Spieler nach einer Verwarnung zwar vom Feld stellt, aber das nur temporär. Es würde eine zeitlich begrenzte Strafe ausgesprochen. Beispielsweise für den Rest der Spieldauer oder für 5,10 oder mehrere Minuten. Er selbst sei ein großer Anhänger der Zeitstrafen. Dass mich das eher an Eishockey erinnert als an Fußball, lässt mich schon stutzen. Dass diese Idee von einem hohen Tier der Liga kommt, macht mir Angst.

Warum haben so viele den Drang, den Fußball zu ändern? Viele Millionen Menschen auf der Welt lieben diesen Sport und das genau so wie er ist.
Was denkt ihr über diese „Modernisierung“? Wie weit führt das noch?