Heute vor vierzig Jahren wurde Geschichte geschrieben. Mit Neil Armstrong berührte der erste Mensch den Mond und läutete damit das neue Zeitalter des Fortschritts ein. Die Erde war nicht mehr der einzige Ausgangspunkt des Universums, nein, nur noch eine kleine blaue Kugel in der weiten Dunkelheit, unscheinbar und sensibel sah sie auf den Fotos der Apollo Missionen aus. Trotz der Faszination war dieser Meilenstein vor allem ein großes Propagandahäppchen im Wettstreit gegen die UdSSR, die 1957 mit dem ersten Satteliten Sputnik 1 auf den technischen Vorsprung deutete, den sie dann mit dem ersten schwebenden Menschen im Weltall – Alexej Leonow am 2. März 1965 auf die Spitze trieb. Die Raumfahrt wurde zum Schauplatz des kalten Krieges, die westliche Welt war geschockt, während der Osten demonstrativ Stellung bezog. Mit dem Sieg der USA endete eine Ära, gleichzeitig konnte die Frage nach dem Sinn von Raumfahrtprogrammen immer noch nicht wirklich beantwortet werden. Sind es die erstaunten Gesichter wert gewesen, Milliarden an Steuergeldern für etwas zu verschwenden, das wohlmöglich nicht geglückt wäre und auch keinen wirklichen Nutzen brachte?
Wirtschaftlich gesehen war die bemannte Raumfahrt immer ein Verlustgeschäft. Allein der Start auf sowjetischer, so wie amerikanischer Seite war eine fragewürdige Angelegenheit. Die technischen Aspekte waren ungeklärt, die Erfolge standen sprichwörtlich in den Sternen und auch die Wissenschaft war eigentlich keine Priorität. Alles basierte auf dem Kräftemessen und während die NASA sich nach der Gründung relativ transparent halten musste, geschah in der UdSSR alles stillschweigend. Bis heute sind viele involvierte Personen aus dieser Zeit nicht bekannt, während die amerikanischen Mitarbeiter einen gewissen Rang genossen. Zweifelsohne war der Wettstreit kein Schauspiel mit Assen im Ärmel sondern letztendlich eine Flut aus technischen Herausforderungen, die man auf beiden Seiten in einer rasanten Geschwindigkeit mit großen Risiken lösen konnte. Als Jurij Gagarin 1961 die Erde umkreiste, war der Erfolg vor allem auf politischer Seite zu betrachten. So wurden auch die Kritiker in den USA von der Regierung größtenteils ignoriert, da bereits Kennedy die Mondlandung zum Ziel gesetzt hatte. Ein gutes Argument blieb die Angst eines Angriffs von östlicher Seite durch die neuen Technologien, weswegen die ersten Raumfahrtprogramme auch vom amerikanischen Militär geleitet wurden, bis Eisenhower die NASA gründen ließ.
Die größten Erfolge der Raumfahrt sind bis heute allerdings eingesetzte Sonden und Teleskope. Die erste sowejtische Sonde Verena 7 landete auf der Venus und konnte verblüffendes Bildmaterial senden. Was vorher nur von der Erde aus zu beobachten war, konnte nun von nächster Nähe gesichtet werden. Zwar trennte sich die Verbindung nach weniger als 20 Minuten, doch der wissenschaftliche Nutzen ist bis heute unumstritten. Weitere Sonden wie die Mariner 10, die einen Teil des Merkur kartographierte, oder Pionieer 10, die Aufnahmen vom Jupiter machte, konnten nicht nur Ergebnisse liefern, die von großer Bedeutung sind, sondern waren vor allem vergleichsweise günstiger als bemannte Einsätze. Eine der größten Errungenschaften war 1990 das Weltraumteleskop Hubble, das regelmäßig für außerordentliche Sensationsfunde wie die Entdeckung neuer Galaxien sorgt.
Im Vergleich haben bemannte Fahrten noch nicht all zu viel hervorgebracht. Die russischen Raumstationen Saljut 1 und MIR können bis heute nicht mit großem Nutzen glänzen und auch die internationale Station ISS sorgte bisher eher durch ihre multikulturelle Zusammenarbeit für Schlagzeilen. Doch die Wissenschaft träumt bereits jetzt von größeren Projekten. Bald soll wieder ein Mensch auf den „fuckin'“ Mond oder im besten Fall gleich eine ganze Forschungsstation errichtet werden. Nachdem der Weltraumroboter Sojourner den Mars bereiste, sollen nun irgendwann auch die Menschen diesem Wege folgen. Doch würde sich so eine Reise wirklich lohnen? In jedem Fall wäre dieser unglaubliche Erfolg ein unvergessliches Phänomen, allein der Gedanke jemals einen Fuß in eine andere Welt zu setzen, ist traumhaft faszinierend, aber gleichzeitig von unglaublichen Kosten gestützt. Menschen brauchen Verpflegung, jahrelange Vorbereitung, wollen bezahlt werden. Zu dem sind die Flugkörper sehr teuer und die Flüge selbst bleiben nach wie vor sehr gefährlich. Allein die Kommunikation mit der Erde würde auf solchen Entfernungen nur in Verzögerungen funktionieren, die in einem Worst-Case-Szenario die Astronauten auf sich alleine stellen würde. Doch auch die Armut auf der Welt zeigt deutlich, wo Geld eventuell besser plaziert wäre. Während die westliche Welt auf dem Mond galoppiert, sterben Kinder auf dem trockenen afrikanischen Boden.
Sollte die bemannte Raumfahrt also nicht weiter stattfinden, so würde sich die Entwicklung der Sonden und der Weltraumteleskope wohl weiterhin nicht stoppen lassen. Sie hatten bisher immer einen wissenschaftlichen Wert. Fraglich bleibt dennoch, ob es wirtschaftlich Sinn macht, Menschen ins Weltall, auf den Mond oder gar auf einen andere Planeten zu befördern. Wo würden die Gelder allerdings stattdessen hinfließen und hätte sich beispielsweise die Armut als Alternative angeboten? Vermutlich eher nicht, denn sonst gäbe es diese Schwierigkeiten seit langem nicht mehr. Bedenkt man wie einfach es war Rettungspakete für Banken zu schnüren und wie ironisch schwer man sich tut, die Armut einzudämmen. Der Raumfahrt eine Prioritätenverschiebung vorzuwerfen, ist daher ziemlich absurd. Interessant ist auch, dass die Kosten vergleichsweise gar nicht so teuer sind, wie gerne behauptet wird. Laut Focus könnte sich selbst Deutschland mit 30 Milliarden Euro an Steuergeldern eine bemannte Marsreise leisten und die Budgets für Fernsehübertragungen der olympischen Spiele hätten beispielsweise auch die Kosten des Teilchenbeschleunigers LHC überstiegen, der ca. 3 Milliarden Euro kostete, auch wenn er nicht unter die bemannte Raumfahrt fällt. Auch ist die faszinierende Sicht der Dinge immer noch ein wesentlicher Bestandteil dieses außerordentlichen Segments der Wissenschaft. Die Mondlandung bleibt ein kulturulles Beispiel der Superlative, ein unvergleichliches Ereignis. Inspiration und Faszination.
Das Universum ist der Ursprung des Menschen, dort stellen sich die Fragen und dort sind die Antworten am ehesten zu finden. Die Erde bleibt ein klitzekleiner Punkt im großen Universum und vielleicht ist dieser Blick am Ende wieder ein kleiner Schritt eines Menschen und ein großer für die Menschlichkeit.
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