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Das bedeutet das Ende von „No Country for Old Men“

Das Ende von „No Country for Old Men“ gibt vielen Zuschauern bis heute Rätsel auf. Tötet Chigurh nun am Ende Carla Jean Moss oder lässt er sie am Leben? Dabei lässt „No Country for Old Men“ den Zuschauer über viele Strecken allin. Das ist von den Machern Joel und Ethan Coen („The Big Lebowski„) durchaus so gewollt. Anstatt direkte Erklärungen der Figuren zu liefernvwollen die Regisseur, dass die Zuschauer sich vieles selbst erschließen. Deshalb stehen die einzelnen Figuren für verschiedene Motive. Folgt man den Hinweisen im Film aber, kann man auch das Ende von „No Country for Old Men“ entschlüsseln. 

Das Ende von No Country for Old Men und das Blut an den Schuhen

Die Figuren in „No Country for Old Men“ erklärt

Die Charaktere in „No Country for Old Men“ und ihre Eigenschaften werden nicht direkt benannt oder ansgesprochen. Stattdessen muss man sich die Figuren aus den Handlungen der Personen und ihren Beziehungen erschließen. Das macht den Film auch gleichzeitig so spannend und fesselnd. Denn gutes Storytelling folgt immer dem Prinzip: „Show don’t tell.“, also etwa „Zeigen, nicht sagen“. In „No Country for Old Men“ erfahren wir vor allem durch die Entscheidungen, die die Figuren jeweils treffen, wer sie sind.

Llewelyn Moss in „No Country for Old Men“

Zum Beispiel wird uns die Figur des Llewelyn Moss (Schauspieler: Josh Brolin) gleich viel klarer, als er auf das Massaker nach einem Drogendeal stößt. Anstatt die Polizei zu rufen oder zu fliehen entscheidet er sich den letzten Überlebenden zu suchen, da dieser das Geld haben muss. Llewelyn Moss ist also bereit sich für Geld in Gefahr zu begeben und sogar sein Leben zu riskieren.

Josh Brolin und das Ende von No Country for Old Men

Dabei geht er aber nicht unvorsichtig vor. Denn als er sich zur Verfolgung aufmacht analysiert er genau, wohin der Überlebende mit dem Geld gegangen sein kann – und das er sich vermutlich im Schatten niedergelassen hat. Daraus lässt sich ebenfalls schließen, dass Llewelyn Erfahrung mit lebensbedrohlichen Situationen hat. Tatsächlich erfahren wir später, dass er im Vietnamkrieg gekämpft hat.

Der Killer in „No Country for Old Men“: Anton Chigurh

Ebenfalls Erfahrung mit Gewalt hat unser Killer in „No Country for Old men“: Anton Chigurh (Schauspieler: Javier Bardem). Das wird uns direkt klar, wenn er gleich zu Beginn mit bloßen Händen seinen Gefängniswärter umbringt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Kurz darauf tötet er mit seinem Bolzenschußgerät einen Mann am Straßenrand – und bleibt dabei ausgesprochen höflich. Dieser Mann hat kein Problem zu töten. 

Woher kommt der Killer in „No Country for Old Men“

Woher genau der Killer Anton Chigurh kommt bleibt bis zum Ende von „No Country for Old Men“ vage und ungewiss. Und genau das macht ihn so bedrohlich. Wir verstehen nicht woher er kommt und warum er tötet.

Münzwurf in "No Country for Old Men" Ende

Der einzige Erklärungsansatz für ein Motiv bieten uns seine schicksalshaften Münzwürfe: Chigurh begreift sich als Hand des Schicksals. Als diese führt er stumpf aus, was ein höherer Wille befielt und damit richtet er über Leben und Tod. Chigurh steht somit für das unaufhaltsame Böse. Das ist typisch für das Werk von Cormac McCarthy. Andere Interpretationen gehen soweit Anton Chigurh als den personifizierten Tod zu sehen, der umhergeht und entscheidet wessen Zeit gekommen ist. Und tatsächlich tötet Chigurh fast jede Figur, der er in „No Country for Old Men“ begegnet. 

Sheriff Bell als Spiegel der Gesellschaft

Sheriff Tom Ed Bell (Schauspieler: Tommy Lee Jones) ist die eigentliche Hauptfigur des Filmes, die uns auch bis zum Schluss erhalten bleibt. Sie dient als Identifikationsfigur des Zuschauers. Bell zeigt sich an vielen Stellen ängstlich und verunsichert. Gerade im Angesicht all der sinnlosen Gewalt, die ihm begegnet. Auch darin ist er dem Durchschnittszuschauer ähnlich. Und er repräsentiert den „alten Mann für den in diesem Land keine Platz mehr ist“ aus dem Titel des Films.  Er muss bei seinem alten Kollegen feststellen, dass dies nun mal der Lauf der Dinge ist. Die Gesellschaft wird immer roher und rauer.

Das Ende von No Country For Old Men

Deshalb quittiert er am Ende von „No Country for Old Men“ auch seinen Dienst.

Das ist eine mögliche Interpretation von „No Country for Old Men“ – ein Metakommentar auf den Wandel der Generationen. Wenn man es auf die Spitze treiben will: Alte Männer schimpfen schon immer auf die Verrohung der neuen Generation. Zumindest kann man das rauslesen, ähnlich wie man in Fight Club unterschwellig eine Kritik am Männerbild wahrnehmen kann. Nur die Coen Brüder lassen diese Verrohung in Form der Morde von Chigurh ins Extreme kippen.

Tötet der Killer am Ende von „No Country von Old Men“ Carla Jean Moss?

Ja, der Killer von „No Country von Old Men“ tötet am Ende Carla Jean Moss. Und ich erkläre euch auch wie man darauf kommt:
Als Chigurh sich dem Motelzimmer von Llewelyn nähert zieht er seine Stiefel aus. Zunächst entsteht der Eindruck, er täte das nur, um sich möglichst leise zu nähern. Später aber als Chigurh dann Carson Wells (Schauspsieler: Woody Harrelson) umbringt legt er anschließend extra seine Füße hoch, damit die Stiefel nicht von Blut befleckt werden. Wir wissen also ihm ist wichtig, dass seine verdammten Stiefel sauber bleiben.

Das Ende von No Country for Old Men

Als Chigurh dann vor das Haus von Carla Jean Moss tritt, schaut er unmittelbar danach unter seine beiden Schuhsohlen. Er überprüft ob diese sauber geblieben sind. Drinnen muss Blut gefloßen sein. Carla Jean Moss hat den Besuch von Anton Chigurh also nicht überlebt.

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„No Country for Old Men“ basiert auf dem gleichnamigen Buch von Cormac McCarthy. Meine Analyse zum Großteil auf dem oben verlinkten Video von „Lessons from a Screenplay“.

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Ryan Goslings „Aufbruch zum Mond“

Lange hat man nicht mehr von so vielen Agentengeschichten in den Nachrichten gehört wie zur Zeit. Lange stand das Verhältnis zwischen den USA und Russland so sehr im Fokus wie aktuell. Auch ein Wettrüsten mit Atomwaffen, dachten wir, hätten wir hinter uns gelassen. Doch ein Blick nach Pjöngjang oder auf die Nachrichten zu einer möglichen Auflösung des INF-Vertrages der die Einschränkung von Mittelstreckenraketen vorsieht, lässt ungute Erinnerungen aufkommen.

Erinnerungen an die sechziger Jahre, an ein Wettrüsten zwischen zwei Weltmächten und einen kalten Krieg. Der viele Höhepunkte kannte, aber einen besonderen hervorbrachte: Die Mondlandung.

Ryan Gosling - Aufbruch zum Mond

„Aufbruch zum Mond“ – Ab 08. November im Kino

Genau diese Zeit lässt auch der neue Film von Damien Chazelle „Aufbruch zum Mond“ wieder aufleben. Gazelle begeisterte zuletzt mit „La La Land“ und „Whiplash“ und begleitet nun die Reise von Neil Armstrong (Ryan Gosling) zum Mond. Doch Chazelle zeichnet diese Reise ins All nicht als das militärische Wettrüsten. Der nationale Triumph rückt in den Hintergrund. Stattdessen erzählt Gazelle, die Geschichte von Neil Armstrong als persönliche Herausforderung. Ein Neil Armstrong der gebeutelt vom Krieg, sich von seinen Kindern verabschieden muss. Ganz konkret von seiner 2-jährigen Tochter, die an einem Hirntumor stirbt. Während die Wissenschaft ihm hier nicht helfen kann, schickt sie ihn gleichzeitig zum Mond.

Das Drehbuch stammt von Josh Singer, der unter anderem auch „Spotlight“ und „Die Verlegerin“ geschrieben hat. Neil Armstrong wird, wie bereits erwähnt gespielt von Ryan Gosling und so arbeiten Chazelle und Gosling nach „La La Land“ erneut zusammen. Seine Frau Janet Shearon wird verkörpert von Claire Foy und in die Rolle des Buzz Aldrin schlüpft Corey Stoll. „Aufbruch zum Mond“ läuft ab dem 08. November 2018 im Kino.

Ryan Goslings Tochter in Aufbruch zum Mond

Mit 74 Kilobyte zum Mond und zurück

Die Apollo Mission war damals ausgestattet mit 74 Kilobyte Speicherplatz und vier Kilobyte Arbeitsspeicher. Zum Vergleich, das aktuelle iPhone XR kommt mit mindestens 64.000.000 Kilobyte Speicher und 3.000.000 Kilobyte RAM. Zum Mond kommt man damit zwar nicht nicht, aber interessanterweise sind es inzwischen ja nicht mehr rivalisierende Staaten die ins All streben, sondern einzelne Persönlichkeiten aus Silicon Valley. Allen voran Elon Musk mit Space X und Jeff Bezos mit Blue Origin.

Ob dieses Wettrennen uns eines Tages einen ähnlichen Höhepunkt einbringen wird, wie Neil Armstrongs erste Schritte auf der Mondoberfläche? „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit.“, waren seine ersten Worten auf dem Trabanten. 
Ein Satz, den mir meine Deutschlehrerin einst ins Poesiealbum schrieb. Ein Satz, der mir als Schuldkind zeigte, wie ein Mensch, der persönliche Hindernisse überwindet die Menschheit nach vorne bringen kann.

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Spotlight könnte die nächste Generation Journalisten inspirieren

Ich weiß noch, wie ich unbedingt “All the President’s Men” (auf deutsch: “Die Unbestechlichen”) sehen wollte. Ich meine, ich studierte Publizistik und Filmwissenschaften. Und der Film wurde in die Liste der besten 100 Filme der letzten 100 Jahre aufgenommen, hält bei Rotten Tomatoes konstant um die 93% und behandelte die zwei Journalsiten, die einen der größten politischen Skandalen aufdeckte und damit am Ende den amerikanischen Präsidenten zum Rücktritt zwangen.

Ich bin beim ersten Mal eingeschlafen

Als ich den Film dann zum ersten Mal sah, schlief ich ein. Gut vielleicht hätte ich ihn nicht nachts um 02:00 Uhr anfangen sollen, schließlich hat er 138 Minuten auf der Uhr. Beim zweiten Mal schaffte ich es und war elektrisisert. Ich verstand, die Macht der Medien, die Wichtigkeit von Journalisten, von guter Journalistischer Arbeit und ich verstand, warum der Film eine ganze Generation inspirierte Journalisten werden zu wollen.

Und ich verstand warum ich eingeschlafen war. So sehr der Inhalt noch immer zieht, das Pacing, die Geschwindigkeit, des Filmes reißen einen heute kaum noch mit. Ich mein: Der Film ist von 1976. Die Menschen in dem Film rauchen noch.

Eine Inspiration für die nächste Generation Journalisten

Journalismus braucht also einen neuen Film, der die Menschen für den Beruf begeistert und mitreisst. Dieser Film könnte Spotlight sein.

Spotlight erzählt die Recherche des Investiagtivteams des Boston Globes rund um die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche. Ähnlich wie “All the Presidents Men” schafft es der Film, die Recherche spannend zu machen. Die Vielschichtigkeit eines Problems zu zeigen. Und das alles mit toll gezeichneten Charakteren. Und er zeigt, wie guter Journalismus einen Unterschied machen kann. Richard Gutjahr schrieb schon auf, warum jeder Journalist „Spotlight“ sehen sollte. Er weckt den Detektiven in jedem Jouranlisten, ohne die harte und langwierige Arbeit zu verschweigen.

Wie spannend wäre eine gefilmte Google-Suche?

Aber hier stimmt das Pacing. Nur etwas anderes macht den Film aus der Zeit gefallen: Er spielt im Jahr 2001 und 2002 – und oh man hatten wir damals wenig Internet. Journalismus hat sich seither noch einmal radikal geändert. Ich frage mich, wie viele in ihrer täglichen Arbeit noch in Akten wühlen, gedruckte Archive vergleichen und an verschlossene Gerichtstüren hämmern und wieviele sich mit einer Google-Suche zufrieden geben.

Spotlight Download

Und während der Film zeigt wie wichtig es ist, sich nicht mit einer Google-Suche zufrieden zu geben, sondern an einem Thema dran zu bleiben und es durchzurecherchieren und damit doch einen erstaunlich aktuellen Spiegel vorhält, warte ich trotzdem auf den ersten Film, der es schafft Digitaljournalismus zu einem inspirierenden, heldenhaften Beruf zu stilisieren.

Aber vielleicht braucht es die Geschichte dahinter überhaupt erst noch. Vielleicht braucht es eine nächste Generation Journalisten, die die Tugenden aus „Spotight“ hochhält und ins Digitale übersetzt.

Denen empfehle ich den Spotlight Download – also den Film in seiner digitalen Form. Und allen die wissen wollen was sich unter dem ausgedachten Begriff „Qualitätsjournalismus“ verbergen könnte.

Dieser Artikel wurde gesponsert und enthält Affiliate Links.

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„STAR WARS – The Force Awakens“ is a Remix – just like everything

Ist „The Force Awakens“ nur ein Star Wars Remix? Kirby hat einen neuen Teil seiner „Everything is Remix„-Reihe vorgelegt und sich diesmal monothematisch mit Star Wars Episode 7 – The Force Awakens auseinandergesetzt.

Star Wars 7 ist nur ein Remix von „A New Hope“

Denn obwohl der Film von den meisten Fans begeistert aufgenommen wurde, gab es an manchen Ecken Kritik, dass es dann doch nur eine Aufwärmung des Original Star Wars Filmes sei: Noch ein Todesstern, noch ein Waisenkind auf einem Wüstenplanet, noch ein Bösewicht mit Maske…

Kirby Ferguson zeigt in seinem Video, dass es schon immer der Stil von Regisseur J.J. Abrams war bekannte Elemente zu kombinieren. Das war sicherlich auch einer der wichtigsten Gründe, weshalb er als Regisseur ausgewählt wurde, schließlich hat er es mit Star Trek bereits geschafft, das Franchise wieder zu beleben ohne alte Fans zu verprellen.

Auch der erste Star Wars war ein Remix

Wobei auch der erste Star Wars bereits etliche Remix Inhalte enthielt: Angefangen bei der klassischen Heldenreise-Struktur und Figuren aus Flash Gordon, ja selbst. Das hat Kirby Ferguson auch schon in der ersten Remix Reihe behandelt.

Während George Lucas aber vor allem Figuren, Einstellungen und Looks remixt, neigt Abrams dazu ganze Storyelemente zu übernehmen. Klar, sind Luke und Rey beide nur knapp im Millennium Falken den Stormtroopers entkommen, schauten in einer Cantina voller merkwürdiger Wesen und eingängiger Melodien vorbei und mussten einer älteren Führerfigur folgen und sie verlieren.

Das Neue am Star Wars Remix „The Force Awakens“

Auf der anderen Seiten sind es die neuen Elemente, die den neuen Star Wars so gut machen: Ein übergelaufener Stormtrooper, ein zweifelnder, unsicherer Bösewicht und eine starke weibliche Hauptfigur.

Star Wars Remix

Fazit: „Star Wars – The Force Awakens“ is a remix. But so is everything else.

Momentan arbeitet Kirby Ferguson eigentlich an einer Reihe über Verschwörungstheorien.

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Wenn Zurück in die Zukunft II tatsächlich im Jahr 2015 gelandet wäre

Ich habe mich tatsächlich vor ein paar Tagen hingesetzt und Zurück in die Zukunft II geschaut und am 21. Oktober 2015 ist tatsächlich der Tag an in den Marty und Doc im Film reisen. (Nach dem wir letztes Jahr schon einige Fake Meldungen dazu sahen. )

2015 ist nicht wie 2015

Dieses Jahr sehen wir dafür unendliche Beschwerden darüber, wo eigentlich unser aller Hoverboards geblieben sind und wann Nike endlich seine selbstbindende Schuhe rausbringt. Denn 2015 ist nicht das 2015, das uns versprochen wurde. Das hat auch College Humor aufgegriffen und sich in einem kurzen Clip überlegt, wie es aussähe, wenn Marty Mc Fly und Doc ins tatsächliche heute reisen würden.

[quote_center]„I don’t know what a vine is but I hate them.“[/quote_center]

Mehr Achtziger Flair gibt es hier.

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5 Gründe warum Pornostars „50 Shades of Grey“ hassen (NSFW)

Die Pornorstars Nadia Styles, Mercedes Carrera, und Nina Elle erklären für „Funny or Die“ warum sie „50 Shades of Grey“ unter aller Kanone finden. Und was sie alles besseres vorschlagen könnten, als sich einen stupiden Film mit einem dominanten Kerl in der Hauptrolle anzuschauen.

„Why would you spend 15$ to watch simulated sex, if you could just type my name in to google and watch me do everything they pretend to do for free.“

 

 

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Worum es in Fight Club wirklich geht

Eine Fight Club Interpretation ist gar nicht so einfach. Der Film bietet unendlich vielschichtige Charaktere und vor allem mit seinem Twist am Ende auch viel Stoff Hinweise zu entdecken.

Fight Club Interpretation

Die Konsumkritik, die sich durch den gesamten Film zieht. Die Schizophrenie, die Selbsthilfegruppen in die Edward Norton stürmt. Wie er sich durch die Anwesenheit von Frauen gestört fühlt. Die Unterdrückte Gewalt und die Auflehnung gegen die Gesellschaft und ihre Regeln.

Anforderungen an die Männlichkeit

Folding Ideas hat alle diese Ansätze unter einen gemeinsamen Hut gebracht und das Überthema des Films „Fight Club“ herausgarbeitet: Männlickeit und die geforderten Verhaltensweisen. Nach seiner Fight Club Interpretation zeigt sich an vielen Stellen der Kampf um das „Mann sein“, wie es die Gesellschaft erwartet. Und das der Erzähler (Edward Norton) genau damit Probleme hat. Diese gefühlten Anforderungen an einen Mann in der Gesellschaft kann er nur in den Selbsthilfegruppen loslassen, deshalb fühlt er sich auch von Marlas Auftauchen dort gestört. Die Drohung der Kastration zieht sich durch den Film: Das man seiner Männlichkeit beraubt wird gilt als ultimative Strafe.

Tylor Durden als ultimativer Macho

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Alle diese wahrgenommen Anforderungen an einen Mann manifestiert der Erzähler in Tyler Durden, seinem idealen Männerbild. Er ist roh, gewaltätig und gegen über Frauen ein Macho. So interagiert der Erzähler mit Marla vor allem durch Tyler Durden. Interessanterweise rekonstruieren sie durch Tyler Durden im „Fight Club“ das selbe Modell des Rechts des Stärkeren. Der Fight Club basiert auf dem selben Männlichkeitsbild und baut auf abstrakter Ebene die Gesellschaft nach. Deshalb die abschließende „Fight Club“ Interpretation: Eine Veränderung der Gesellschaft ist nur möglich, wenn das Rollenverständnis von Mann (und Frau) aufgegeben wird.

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Warum wir Mystery lieben

Twin Peaks* hat es geschafft in kurzer Zeit die Fernsehlandschaft zu verändern. Wer auf Mysteryserien steht hat sehr wahrscheinlich schon von David Lynchs und Mark Frosts Beitrag zum Genre gehört. Die Serie Twin Peaks kam im Jahr 1990 raus und lief leider nur für zwei Staffeln (eine kurze erste Staffel mit acht Folgen und eine zweite Staffel mit 22 Folgen).

Twin Peaks hat das Genre revolutioniert

Trotzdem hat es für viele kommende Serien, wie Lost oder Supernatural*, erst den Weg geebnet. Vorallem durch seine bahnbrechenden Erzählweise und Lynchs Surrealismus, der stilvoll in die Narrative der Serie eingewebt war.

Das erste Mal sah ich diese Serie kurz nach meinem Digital Film & Animation Studium. Gerade in der Zeit als ich über mein nächstes Projekt nachdachte, was zuerst als Kurzfilm konzipiert war. Eine ca. 20 Minuten lange Geschichte über eine Tochter und ihren mysteriösen Vater in einem großen Haus. Die Story sollte geheimnisvoll, dunkel und doch interessant sein.

Kurz nachdem ich die Gold Box von Twin Peaks erstanden hatte, wusste ich, dass ich diesen Stil fortan als „Lynch“-ig bezeichnen würde.

Der Zuschauer soll sich Fragen stellen

Aber warum lieben wir Mystery-Serien? Was macht ihren Stil und eine wirklich gute Mystery Serie aus? Diese Frage stellte ich mir, als ich anfing meine eigene Pilotfolge für eine solche Serie zu schreiben.

Sind es die Figuren, das Setting, die Dialoge? Was bringt uns dazu jede Woche wieder einzuschalten oder bei einer DVD-Sitzung gleich direkt die nächste Folge abzuspielen?

Und wer die letzten 4 Sätze aufmerksam betrachtet bemerkt, dass die Antwort schon darin steckt: Fragen.

Die Mystery-Box

Es sind die Fragen, die wir uns stellen über die Handlung, die Figuren und die Ereignisse. J.J. Abrams, (der Erfinder der Serie „Lost“) beschreibt dieses Konzept als die „Mystery Box“. In einem TED Talk erzählt Abrams von einer Schachtel voller Zauberartikel aus einem Geschäft, die „Tannen’s Magic Mystery Box“, die er bis zum heutigen Tage nicht geöffnet hat. In der Faszination mit dem mysteriösen Inhalt dieser Box fand er die Möglichkeit für unendliche Möglichkeiten. Es könnte alles in dieser Box sein. Oder vielleicht doch nicht? Sie macht bestimmte Geräusche, wenn man sie schüttelt. Sie hat nur eine bestimmte Größe, also kann sich nichts darin befinden was Größer ist als die eigentliche Box.

Dieses Konzept kann man sehr gut wiedererkennen in seiner Serie „Lost“. Die eines der größten Mysteryelemente der letzten Jahre vorstellte: Die Luke.

Myster Luke in Lost

In Staffel 1 der Serie findet eine der Hauptfiguren John Locke inmitten des Dschungels auf einer verlassenen Insel eine seltsame Luke, die zu etwas führt. Ein guter Teil der zweiten Hälfte dieser Staffel verbringt John Locke damit herauszufinden, was sich in der Luke befindet und wie er sie öffnen kann. Und die Zuschauer liebten jede Sekunde davon, weil sie sich die ganze Zeit Fragen konnten, was wohl dahintersteckt und so selbst die wildesten Fantasien ankurbelten.

Platz für Interpretationsspielraum

In Twin Peaks endet eine der ersten Episoden mit einem merkwürdig, kryptischen Traum des FBI- Agenten Dale Cooper, der den Fall der getöteten Laura Palmer untersucht. Der Traum ist surreal, in einem roten Zimmer. Ein kleiner Mann fängt an zu tanzen und eine Figur, die der toten Laura Palmer ähnelt flüstert Dale Cooper etwas ins Ohr. Die Episode endet damit, dass Agent Cooper erwacht, das Telefon greift und dem örtlichen Sheriff die Worte sagt: „I know who killed Laura Palmer“.

Ende der Folge.
Man will natürlich wissen wie es weitergeht!

Eine gute Mystery Serie lässt genug Platz für Interpretationsspielraum, nimmt uns jedoch mit auf eine Reise, die wundervoll und merkwürdig zugleich ist. Wir lieben also Mysteryserien, weil sie uns selsbt Fragen stellen lässt und wir somit die Geschichte in unserem Kopf fortspinnen können.
Anstatt eine fertige Story präsentiert zu bekommen, werden wir selbst Teil von ihr.

Darin lag auch der Erfolg von Lost*. Die Zuschauer konnten sich ständig an mehreren Baustellen fragen, wie es weitergeht und was geschehen könnte. Ein schmaler Grade: Beim Serienfinale waren dann viele Fans enttäuscht, weil viele Fragen nicht beantwortet wurden.

Inspiriert von Serien wie Twin Peaks und Lost habe ich selbst 2011 angefangen eine Mystery Serie zu schreiben. Und mit einem großen Team von motivierten Gleichgesinnten haben wir im Oktober 2012 unsere Pilotfolge umgesetzt.

Mystery Making-Of klamm

Unsere Serie “klamm”

Unsere Serie bekam den Namen „klamm“ – eine Anspielung auf die so genannte „Elendsklamm“, die im Wald nahe unseres Drehortes (mein Heimatdorf) liegt. Um dieses Naturdenkmal wurde die Mythologie unserer Serie gestrickt. Des Weiteren haben wir Elemente der Freischützen-Legende in unsere Geschichte eingebaut und das ganze in die Handlung eines Krimis gepackt.

„Klamm“ erzählt die Geschichte von Julia (gespielt von Nadine Petry), die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, nachdem Sie die Nachricht bekommt, dass ihre beste Freundin aus Schulzeiten gestorben ist. Ihr Bruder Tom (Emanuel Raggi) und sein Partner Yuri (Christopher Flach) untersuchen den Mord, scheinen jedoch zuerst auf der falschen Fährte zu sein.

In unserer Pilotfolge kann man die Einflüsse von Twin Peaks und Lost sehr gut erkennen. Wir wollten dem Stil sehr nahe kommen, jedoch eine eigene Note setzen, die das Ganze in das deutsche Setting rüberbringt. Im Laufe der Serie wollen wir noch auf viele weitere, berühmte deutsche Sagen und Legenden eingehen, die sich so sehr für eine gute Mystery Serie anbieten.

Zurzeit befinden wir uns in der Pre-Production für Episode 2 und haben zu diesem Zweck eine Indiegogo Kampagne gestartet, um uns mit der Produktion zu helfen. Wenn ihr Fans von Mystery Serien seid und uns unterstützen möchtet, könnt ihr dies aktuell auf Indiegogo tun!

*Partnerlinks
Bild: Paramount



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Stille im Film – Eine Kunst von Martin Scorsese

Martin Scorsese ist besonders für seinen Einsatz von Musik bekannt. Insgesamt fallen die meisten Filem wenn fü ihre Musik auf und Musik ist auch der einfachste Weg, um eine bestimmte Emotion hervorzurufen. Aber nicht unbedingt immer der Beste, manchmal tut es auch Stille.
Die hat Scorsese sehr elegant eingesetzt. Wie wirksam er das tut zeigt Tony Zhou in einem weiteren seiner Videoessays der Reihe „Every Frame a Painting“. Zuletzt hatte ich Ihn hier mit seiner Erklärung, warum Edgar Wrights Filme so lustig sind.

Stille im Film

Weshalb Stille an manchen Stellen so viel wirksamer ist als Musik erklärt vor allem das Konzept des Dynamic Range. Dynamic Range beschreibt den Wechsel von lauten und leisen Sequenzen im Film. Eine Technik, die bei Blockbustern immer mehr in den Hintergrund gerät, weil versucht wird statt einer aufregenden Reise einfach 2-Stunden-Non-Stop-Action zu liefern. Bekanntestes Beispiel dafür ist vielleicht Michael Bay, auch mit dem hat sich Tony Zhou schon auseinandergesetzt und das Konzept und das Problem von „Bayhem“ erklärt.

Zu Dynamic Range haben wir bei YouJustDontDo auch schon ein kleines Tutorial gemacht:

Das Video enthält ein paar Spoiler zu Scorseses Filmen, solltet ihr davon einen noch nicht geshen haben, schnell nachholen. Ich achte seit dem Video von Tony auf jeden Fall noch mehr auf stille Sequenzen in Filmen.

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Warum Edgar Wright so ein großartiger Filmemacher ist

Was macht Edgar Wright zu einem so großartiger Regisseur und Filmemacher? Als ich Scott Pilgrim vs. the World gesehen habe, habe ich ihn am nächsten Morgen direkt noch einmal geguckt. Das habe ich davor nur einmal getan, als ich mich mein Vater mit 15 endlich Matrix anschauen ließ. Bei Hot Fuzz habe ich mehrmals laut aufgelacht und das ist noch nicht mal sein stärkster Film.

Comedy-Filme sind mehr als das Abfilmen von Punchline-Aufsagern

Das Video oben von Tony Zhou erklärt, was Edgar Wrights Filme so großartig macht und so lustig. Er begreift Comedy-Filme als sehr viel mehr, als das reine Abfilmen von Punchline-Aufsagern. Edgar Wright nutzt eben das ganze Medium Film statt nur der Audiospur, um Witze zu erzählen und Pointen zu landen. Wie viele visuelle Gags alleine in Scott Pilgrim vs. the World versteckt sind, die einen schmunzeln lassen, wenn man die Referenzen erkennt und trotzdem versteht man den Film auch ohne. Wir innovativ die Optik des Films war, wie perfekt die Musik in die Szenen griff und wie alles dann auch noch mehrere Ebennen hat. Das ist eben gute Unterhaltung, die über Comedy hinaus geht.

Und auch wenn ich Tony Zhous Kritik an vielen der Hollywood-Comedies teile, so hoffe ich doch, dass sie nicht allen seinen Forderungen folgen. Dinge die ins überraschend Bild poppen, können auch schnell langweilig werden. Ich denke, das wäre ein Effekt, der sich schnell abnutzt, wenn er tatsächlich in jedem Hollywoodstreifen auftaucht. Aber sie dürfen natürlich gerne von Edgar Wright lernen, kreativ werden und das Medium Film als das begreifen was es ist: Eine künstlerische Leinwand, die größer ist, als die Leinwand auf der Film am Ende läuft.

[quote_center]Cinema is a matter of what’s in the frame and what’s out.
Martin Scorsese[/quote_center]

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