Twin Peaks* hat es geschafft in kurzer Zeit die Fernsehlandschaft zu verändern. Wer auf Mysteryserien steht hat sehr wahrscheinlich schon von David Lynchs und Mark Frosts Beitrag zum Genre gehört. Die Serie Twin Peaks kam im Jahr 1990 raus und lief leider nur für zwei Staffeln (eine kurze erste Staffel mit acht Folgen und eine zweite Staffel mit 22 Folgen).
Twin Peaks hat das Genre revolutioniert
Trotzdem hat es für viele kommende Serien, wie Lost oder Supernatural*, erst den Weg geebnet. Vorallem durch seine bahnbrechenden Erzählweise und Lynchs Surrealismus, der stilvoll in die Narrative der Serie eingewebt war.
Das erste Mal sah ich diese Serie kurz nach meinem Digital Film & Animation Studium. Gerade in der Zeit als ich über mein nächstes Projekt nachdachte, was zuerst als Kurzfilm konzipiert war. Eine ca. 20 Minuten lange Geschichte über eine Tochter und ihren mysteriösen Vater in einem großen Haus. Die Story sollte geheimnisvoll, dunkel und doch interessant sein.
Kurz nachdem ich die Gold Box von Twin Peaks erstanden hatte, wusste ich, dass ich diesen Stil fortan als „Lynch“-ig bezeichnen würde.
Der Zuschauer soll sich Fragen stellen
Aber warum lieben wir Mystery-Serien? Was macht ihren Stil und eine wirklich gute Mystery Serie aus? Diese Frage stellte ich mir, als ich anfing meine eigene Pilotfolge für eine solche Serie zu schreiben.
Sind es die Figuren, das Setting, die Dialoge? Was bringt uns dazu jede Woche wieder einzuschalten oder bei einer DVD-Sitzung gleich direkt die nächste Folge abzuspielen?
Und wer die letzten 4 Sätze aufmerksam betrachtet bemerkt, dass die Antwort schon darin steckt: Fragen.
Die Mystery-Box
Es sind die Fragen, die wir uns stellen über die Handlung, die Figuren und die Ereignisse. J.J. Abrams, (der Erfinder der Serie „Lost“) beschreibt dieses Konzept als die „Mystery Box“. In einem TED Talk erzählt Abrams von einer Schachtel voller Zauberartikel aus einem Geschäft, die „Tannen’s Magic Mystery Box“, die er bis zum heutigen Tage nicht geöffnet hat. In der Faszination mit dem mysteriösen Inhalt dieser Box fand er die Möglichkeit für unendliche Möglichkeiten. Es könnte alles in dieser Box sein. Oder vielleicht doch nicht? Sie macht bestimmte Geräusche, wenn man sie schüttelt. Sie hat nur eine bestimmte Größe, also kann sich nichts darin befinden was Größer ist als die eigentliche Box.
Dieses Konzept kann man sehr gut wiedererkennen in seiner Serie „Lost“. Die eines der größten Mysteryelemente der letzten Jahre vorstellte: Die Luke.
In Staffel 1 der Serie findet eine der Hauptfiguren John Locke inmitten des Dschungels auf einer verlassenen Insel eine seltsame Luke, die zu etwas führt. Ein guter Teil der zweiten Hälfte dieser Staffel verbringt John Locke damit herauszufinden, was sich in der Luke befindet und wie er sie öffnen kann. Und die Zuschauer liebten jede Sekunde davon, weil sie sich die ganze Zeit Fragen konnten, was wohl dahintersteckt und so selbst die wildesten Fantasien ankurbelten.
Platz für Interpretationsspielraum
In Twin Peaks endet eine der ersten Episoden mit einem merkwürdig, kryptischen Traum des FBI- Agenten Dale Cooper, der den Fall der getöteten Laura Palmer untersucht. Der Traum ist surreal, in einem roten Zimmer. Ein kleiner Mann fängt an zu tanzen und eine Figur, die der toten Laura Palmer ähnelt flüstert Dale Cooper etwas ins Ohr. Die Episode endet damit, dass Agent Cooper erwacht, das Telefon greift und dem örtlichen Sheriff die Worte sagt: „I know who killed Laura Palmer“.
Ende der Folge.
Man will natürlich wissen wie es weitergeht!
Eine gute Mystery Serie lässt genug Platz für Interpretationsspielraum, nimmt uns jedoch mit auf eine Reise, die wundervoll und merkwürdig zugleich ist. Wir lieben also Mysteryserien, weil sie uns selsbt Fragen stellen lässt und wir somit die Geschichte in unserem Kopf fortspinnen können.
Anstatt eine fertige Story präsentiert zu bekommen, werden wir selbst Teil von ihr.
Darin lag auch der Erfolg von Lost*. Die Zuschauer konnten sich ständig an mehreren Baustellen fragen, wie es weitergeht und was geschehen könnte. Ein schmaler Grade: Beim Serienfinale waren dann viele Fans enttäuscht, weil viele Fragen nicht beantwortet wurden.
Inspiriert von Serien wie Twin Peaks und Lost habe ich selbst 2011 angefangen eine Mystery Serie zu schreiben. Und mit einem großen Team von motivierten Gleichgesinnten haben wir im Oktober 2012 unsere Pilotfolge umgesetzt.
Unsere Serie “klamm”
Unsere Serie bekam den Namen „klamm“ – eine Anspielung auf die so genannte „Elendsklamm“, die im Wald nahe unseres Drehortes (mein Heimatdorf) liegt. Um dieses Naturdenkmal wurde die Mythologie unserer Serie gestrickt. Des Weiteren haben wir Elemente der Freischützen-Legende in unsere Geschichte eingebaut und das ganze in die Handlung eines Krimis gepackt.
„Klamm“ erzählt die Geschichte von Julia (gespielt von Nadine Petry), die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, nachdem Sie die Nachricht bekommt, dass ihre beste Freundin aus Schulzeiten gestorben ist. Ihr Bruder Tom (Emanuel Raggi) und sein Partner Yuri (Christopher Flach) untersuchen den Mord, scheinen jedoch zuerst auf der falschen Fährte zu sein.
In unserer Pilotfolge kann man die Einflüsse von Twin Peaks und Lost sehr gut erkennen. Wir wollten dem Stil sehr nahe kommen, jedoch eine eigene Note setzen, die das Ganze in das deutsche Setting rüberbringt. Im Laufe der Serie wollen wir noch auf viele weitere, berühmte deutsche Sagen und Legenden eingehen, die sich so sehr für eine gute Mystery Serie anbieten.
Zurzeit befinden wir uns in der Pre-Production für Episode 2 und haben zu diesem Zweck eine Indiegogo Kampagne gestartet, um uns mit der Produktion zu helfen. Wenn ihr Fans von Mystery Serien seid und uns unterstützen möchtet, könnt ihr dies aktuell auf Indiegogo tun!
*Partnerlinks
Bild: Paramount