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Youtube News & TV 2.0

Der YouTube Goldrausch ist vorbei

Während YouTube gerade erst im Mainstream ankommt, ist die große Goldgräber Stimmung eigentlich schon wieder vorbei. Während viele überrascht sind, dass sich mit YouTube überhaupt Geld verdienen lässt, tun sich die YouTube-Stars genau damit immer schwerer. Denn das Partnerprogramm, das YouTube anbietet reicht längst nicht mehr. Während das Partnerprogramm früher noch exklusiv und das Ziel eines jeden aufstrebenden YouTubers war, steht es heute fast jedem mit einigen hundert Klicks offen seine Videos auch monetarisieren zu lassen. Wie Bertram Gugel schon aufgeschrieben hat, hat diese immense Vergrößerung des Inventars erhebliche Auswirkungen: Die Anzeigenpreise fallen in den Keller.

Während YouTube selbst durch das steigende Volumen natürlich mehr Geld einnimmt, sieht es für den einzelnen YouTube-Star anders aus. Der muss in den meisten Fällen 45% der Einnahmen an YouTube abgeben, immer mehr YouTuber sind inzwischen aber auch in Netzwerken organisiert. Diese versprechen auf der einen Seite zwar bessere Vermarktung, wollen dafür aber auch ein weiteres Stück vom Kuchen. Die New York Times schrieb erst vor kurzem auf, wie die Schwierigkeiten der Finanzierung zunehmen und das Versprechen- jeden mit einer Webcam reich werden zu lassen- verschwindet.  Das YouTube Geschätsmodell geht für den einzelnen YouTuber kaum noch auf.

Viele der von YouTube als Original-Channels geförderten Kanäle laufen nicht wirklich. Der einst sensationell gestartete Comedy-Kanal Ponk verliert so schnell Abonnenten, wie kaum ein zweiter. Auch viele andere Kanäle wurden nicht fortgesetzt. So haben sie zwar neue Produzenten, wie Endemol, auf die Plattform geholt, aber diese können ihre Produktionskosten auch nicht nur mit Pre-Roll-Ads decken. Deswegen haben sich immer mehr Kreative neue YouTube Geschäftsmodelle gesucht.

Neue YouTube Geschäftsmodelle

Product Placement & Schleichwerbung

Eines der lukrativsten Geschäftsmodelle hat es gerade erst groß unter den Stichwort Schleichwerbung, in die Presse gekommen.  Product Placement, ist eine gängige Praxis bei größeren und mittleren YouTubern. Interessant für die Videoschaffenden ist vor allem, dass sie von diesen Einnahmen keine Prozente an YouTube abführen müssen. Zwar hat YouTube beim Upload unter jedem Video eine Schaltfläche mit “Dieses Video enthält bezahlte Produktplatzierungen”, welche aber bislang noch keine Auswirkungen hat. Auch die Werbetreibenden sind wohl sehr interessiert, die junge Zielgruppe so direkt und teilweise versteckt über diese Empfehlungen zu erreichen. Inzwischen hat das Netzwerk Mediakraft, das vor allem in der Kritik stand, sich eine eindeutige Regelung für die Kennzeichnung von Produktplatzierungen gegeben.
Das Modell blüht, da es auch direkt auf YouTube in den Videos stattfindet und weitere dritte Plattform benötigt. Außerdem werden immer mehr Firmen auf YouTube und die direkte Zielgruppe aufmerksam, hier sind derzeit wachsende Summen unterwegs. Spannend wird, ob es hier eine gesetzliche Regelung geben wird oder ob YouTube irgendwann einschreitet, weil sie nicht möchten, dass auf ihrer Plattform an ihnen vorbei Geld verdient wird. An manchen Stellen ist YouTube auch durchaus vermittelnd tätig und stellt Kontakt zwischen Firmen und Netzwerken oder großen YouTubern her. In wiefern Sie dafür Prozente kassieren, weiß ich nicht.

Singles & Musik

Aber es gibt auch viele Geschäftsmodelle, die die Plattform verlassen oder nur teilweise nutzen. Zum Einen wäre da die Musik. Führend ist da die deutsche Gruppe Y-Titty, die inzwischen auf Tour geht und ihr eigenes Album veröffentlicht hat. Wann immer eine neue Single ansteht, flehen sie ihre Fans an, den Song zu kaufen um möglichst hoch in die Charts einzusteigen. Bislang mit Erfolg- mit allen 5 Singles waren sie bislang in der Top 50, mit “Halt dein Maul” in Deutschland auf Platz 5. Das Album kletterte sogar auf Platz 3. Längst haben auch andere Stars ihre eigenen Singles veröffentlicht: DieLochis, ApeCrime und DieAussenseiter. Letztere und Y-Titty haben auch schon eigene Bücher veröffentlicht.

Crowdfunding & Patreon

Wie viele Medienschaffende haben auch YouTuber Crowdfunding für sich entdeckt. Freddie Wong hat bereits drei Staffeln seiner Serie VGHS mithilfe von Crowdfunding finanziert. Für Staffel drei sammelte er fast 900.000 Dollar ein. Auch viele YouTube-Musiker setzen auf Crowdfunding und lassen sich beispielsweise über Indiegogo ihre Albumaufnahmen finanzieren.

Ein relatives neues Modell ist Patreon. Dahinter steckt der YouTuber Jack Conte. Patreon ist eine Art Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X S. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren. Auf der anderen Seite kann der Künstler bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören bislang CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Oder auch der Accapella-Künstler Smooth McGroove, der für 5$ Zugang zu einem speziellen Blog gewährt.
Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.

YouTube wird ausgeklammert

Immer mehr YouTuber haben sich mittlerweile also nach neuen und ergänzenden Geschäftsmodellen umgeschaut. Vieles davon geht in die Richtung von Starvermarktung und Merchandising, aber es sind auch ganz neue Ansätze darunter, wie Patreon. Eines haben die Modelle jedoch gemeinsam: Sie alle klammern YouTube aus dem Umsatz aus. Viele Umsätze finden nicht einmal auf der Plattform statt und dementsprechend bekommt YouTube auch keine Prozente. Natürlich verzichtet bislang noch kaum einer auf die von YouTube eingespielte Werbung und so kommt YouTube noch an ihr Geld. Aber die Plattform sollte sich durchaus Gedanken machen, wie es ihre Creator auch finanziell wieder besser fördern kann. Vor allem wenn die Plattform tatsächlich langfristig dem Fernsehen Konkurrenz machen will. Denn dass ein YouTube-Kanal “House of Cards” oder “Game of Thrones” produzieren und finanzieren könnte, scheint momentan unmöglich.

Mehr dazu, wie YouTube darauf reagiert, demnächst. Vielleicht schon morgen.

Dieser Artikel erschien fast genauso zuerst im TV 2.0-Blog

Wer in der Entwicklung dieser neuen Medienmärkte auf dem Laufenden bleiben will abonniert am besten meinen Newsletter:

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Medien

Patreon – Das Dauercrowdfunding

Nicht nur Journalisten haben Probleme mit dem Geld verdienen im Netz, sondern alle Kreativen stehen vor den selben Herausforderungen. Seien es Zeichner mit Comics im Netz, Musiker, Podcaster oder YouTuber. Denn auch YouTubern fällt es immer schwerer ihre Einnahmen zu monetarisieren, obwohl YouTube die Verdienstmöglichkeiten mit der AdSense -Anbindung eigentlich direkt eingebaut hat. (dazu an anderer Stelle mehr) So ging es auch dem YouTube-Musiker Jack Conte und deshalb erschuf er kurzerhand Patreon.

Wie Patreon funktioniert

Patreon ist eine Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X $. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren.

Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.

Auf der anderen Seite kann der Künstler, ähnlich wie bei Kickstarter & Co., bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören zum Beispiel die YouTuber CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Mittlerweile sammeln sie so über 6.000$ pro Video ein.

Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Tom MErrit hat mit seiner Daily Tech Show als erstes einen zeitlichen Rhytmus festgelegt. Er erhält einfach Geld pro Monat, da dies bei einem täglichen Podcast einfacher ist. Als Start wollte er Patreon nur als zusätzliche Unterstützung zu Sponsoren nutzen, inzwischen sammelt er aber 11.000$ im Monat ein und kann so in einigen Shows auf Werbung verzichten.

Natürlich ließe sich das Modell auch für Blogger oder Journalisten anwenden, die sich dann einfach von ihren Fans pro Artikel bezahlen lassen.
Wäre das für euch ein spannendes Modell?

Regelmäßiges Einkommen für Kreative

Das interessante ist, dass Patreon so einen Weg gefunden hat, wie Kreative im Netz ein regelmäßiges Einkommen generieren können. Dabei sitzen Sie im Sweetspot zwischen Flattr, Kickstarter und einer Paywall. Denn die Inhalte bleiben frei verfügbar, ich verstecke Sie nicht hinter einer Mauer, sondern setze auf meine größten Fans um ihre regelmäßige Produktion zu finanzieren. Die Regelmäßigkeit ist dabei auch der entscheidende Unterschied zu einem klassischen Crowdfunding nach Kickstarter oder Startnext. Denn anstatt einmal für ein großes Projekt zu trommeln, will ich eben das finanzieren, was ich sowieso machen. Und anders als bei Flattr muss ich die Leute nicht immer wieder neu zum Spenden überreden. ZWar hat auch Flattr eine Abo-Funktion, allerdings sind dort die Beträge, durch das Kuchen-Modell, wesentlich kleiner als bei Patreon mit den versprochenen Mehrwerten.

Das coolste Unternehmensvideo

Außerdem hat Patreon wohl mit eines der coolsten Unternehmensvideos:

Bild: Patreon

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morgenlinks Siebbelag

Online darf man nichts glauben, Behinderung & Scoring | morgenlinks

Hier ist die nächste Folge der morgenlinks. Für alle die den Newsletter noch nicht haben auch hier im Web.

st_ry Folge 1: Das tägliche Ausspähen. (Oder: Warum Männer keinen Kredit kriegen.)

(stry.tv)
Daniel Bröckerhoff hat endlich den ersten Teil seiner st_ry-Reportage online. Nachdem die erste Crowdfunding Runde nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte, ist man kurzerhand in Vorleistung gegangen um zu zeigen was man kann und hat die erste Folge schon einmal produziert. Das Thema ist, von Nutzern gewählt, Daten und Datensammlung und in der ersten Folge geht es um Scoring also die Klassifizierung von Kunden. Schöner Film ist es geworden, achja und Geld geben kann man weiterhin.

10 Dinge, die alle Eltern ihren Kindern über Behinderungen beibringen sollten

(raul.de, Raul Krauthausen)
Raul erzählt aus seiner Rollstuhlperspektive, wie er es wahrnimmt, wenn Kinder ihn anstarren und anfangen ihren Eltern fragen zu stellen und gibt Tipps, wie man Kindern am Besten den ungehemmten Umgang mit Behinderungen beibringt. Sehr wertvoller Text und sieh gelten in manchen Fällen sicher auch noch für Erwachsene.

6 Reasons You Really Can’t Believe Anything You Read Online

(cracked.com, Ryan Holiday)
Die Gründe warum man nichts glauben kann, was online steht? Nun in erster Linie der Hunger nach PIs. Derselbe ist wohl auch dafür verantwortlich, dass dieser Artikel auf 2 Seiten aufgesplittet wurde.

Das war es für diese Woche, wer die morgenlinks nächste Woche lieber in seinem Mailfach finden möchte, kann sich hier eintragen.

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Bewegen & Beschäftigen

morgenlinks: Obama entscheidet, heute show, kotzt im Quadrat

President Obama on Simplifying

(shawnblanc.net, Shawn Blanc)
In einem Portrait über Präsident Obama in der Vanity Fair spricht er auch darüber, wie er es schafft so viele Entscheidungen zu treffen. Der Trick: Kleine Entscheidungen obsolet machen, so hat Obama beispielsweise nur noch blaue und graue Anzüge. Schließlich zeigen Studien, dass sich die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen über den Tag abschwächt.

„Ha, Ha, Haltung“

(zeit.de, Tina Hildebrandt)
Zeit Online über die Entwicklung der heute show und ihr Geheimrezept gegenüber normalen Nachrichten: Sie bietet eine Haltung an der sich die Leute orientieren und reiben können. In der Richtung kommt sie der Daily Show tatsächlich immer näher und mit Peter Altmaier hatte man nun auch einen Bundesminister zu Gast.

 

Unser Netzgemüse-Rant, vorgetragen auf der re:publica 2013

(spreeblick.com, Johnny & Tanjy Häußler)
Tanja und Johnny Häußler haben auf der re:publica spontan ihre Session gekippt, um stattdessen im Quadrat über das Bildungssystem abzukotzen. Kurzer Auszug:

Was früher ein Freundeskreis war,
Heißt heute “Soziales Umfeld”.
Was wir einmal Familie nannten,
heißt heute „Soziale Herkunft“.
Und es meint:
schwierig,
bildungsfern,
desintegriert,
desinteressiert.

Wann fing das an,
dass man “sozial” sagt
und “asozial” meint?

 

St_ry.tv

(Daniel Bröckerhoff, Stry.tv)
Daniel Bröckerhoff, Redakteur für NDR Zapp, sucht gerade per Startnext Kapital für eine Reportage-Reihe. Das Thema: „Gebt mir meine Daten zurück!“ Unterstützenswert.

 

Dann zum Abschluss noch das Drosselkom-Video und die Bitte beim Deutsche Webvideopreis für mich abzustimmen.

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Politik

Jung & Naiv – Weltpolitik in 10 Minuten

Kann man sogenannten „Politikverdrossenen“ Politik vermitteln? Vielleicht in dem man es einfach erklärt? Tilo Jung versucht es mit seinem Youtube-Format Jung& Naiv und sammelt dafür Lorbeeren und Geld.

„Politik  für Desinteressierte“ lautet die Tagline von Tilo Jungs Format „Jung & Naiv“ und darin führt er kurze Interviews, selten länger als 10 Minuten, mit verschiedenen Gästen. Das besondere: Tilo stellt sich dabei extra dumm & naiv und fragt nach, nach einfach Worten, Erklärungen aber auch kritisch. Über 30 Folgen hat der „Freie Chefredakteur“ aus Berlin bereits produziert: Von Drogen- über Netzpolitik zu Rüstungsexporten und der Zypernkrise. Dies Gäste sind dabei passend und er hat mit Sara Wagenknecht, der Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger oder Ulrich Deppendorf schon einige Namen des politischen Berlins vor die einfache Kamera bekommen. Um da etwas aufzurüsten sammelt Tilo Jung Geld über Krautreporter, eine Plattform zum Crowdfunding von Journalismusprojekten. Ich habe ihm ausserdem mal noch ein paar Fragen zu dem Format gestellt:

„Jung & Naiv“ – erklär doch mal was ist die Idee dahinter und die kamst du darauf?

Tilo Jung: Die Idee ist so ein bisschen aus der Not heraus geboren. Zum einen wollte ich anfangen, Interviews vor der Kamera zu üben. Dafür braucht ich einen Rahmen. Und da ich gerne spiele, wollte ich nicht die klassische Rolle des Journalisten einnehmen. Zum anderen bin ich mittlerweile gewohnt, wie ätzend es ist mit Politikern öffentlich zu reden. Das meist Nichtssagende, Vorhersehbare und Abgestumpfte hat mich mehr und mehr angekotzt. Nicht nur bei eigenen Interviews, sondern auch bei der Vielzahl der Kollegen: Die Politiker wissen, welche Fragen sie zu erwarten haben, welche Antworten sie geben wollen, was sie sagen können. Der deutsche Journalist weiß ebenfalls, was er zu fragen hat. Was er hören will (Pressemitteilung wartet schon!). Und wann er mit dem Interview fertig ist. Das Hinterfragen ist für beide Seiten scheinbar obsolet geworden. Daher die Idee: ich spiele einen interessierten, leicht begeistbaren, aber jungen und naiven Fragesteller, der von Interview zu Interview verschiedene Ahnungslosigkeiten pflegt.

Glaubst du wirklich die Jugend mit ein paar Youtube-Clips wieder für Politik begeistern zu können?

Nein, sicher nicht.

Du hast jetzt schon über 30 Folgen gedreht, unter anderem mit der Justizministeri Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Wie war den die Reaktion von deinen Gesprächspartner, wenn du da duzend ankamst und gesagt hast: „Ich mach hier was für Youtube“?

Durchweg wohlwollend. Ich sage stets vorab (falls ich es nicht bereits vorher in der Interviewanfrage erklärt habe), worüber es im Interview gehen soll, dass ich eine Rolle spiele, die sehr wenig weiß und dementsprechend Fragen stellen wird. Ich weise ebenso drauf hin, dass man am besten von Anfang Dinge simpel erklären soll… Auch das Duzen stelle ich als nichtverhandelbares Prinzip vorweg. Damit hatte bisher niemand Probleme. Nur ein, zwei konservative Politiker fragten bisher: „Soll ich Sie dann auch duzen?“

Du sammelst gerade via Krautreporter Geld um das Projekt auszubauen, was sind denn deine Ziele mit dem Geld und wo willst du mit dem Format hin?

Da ich ein Ziel erklären musste, habe ich versprochen 50 Folgen zu drehen. Mit dem Crowdfunding will ich ein, zwei weitere Kameraeinstellungen und endlich eine Postproduction ermöglichen. Es kommt aber ganz drauf an, wie viel herauskommt. Mit dem Minimalziel von €2500 wäre zB eine GoPro und ein Rechner drin. Ich weiß allerdings nicht, wo das Ding hingehen soll und kann. Das liegt alles nur begrenzt in meiner Hand. Ich habe mir aber vorgenommen, wenn bis Folge 100 kein Weg gefunden ist, mit diesen Interviews, diesem Format Geld zu verdienen, ich „Jung & Naiv“ als  gescheitert ansehen werde. Dann habe ich 100 Folgen meinen Spaß gehabt und kann meinen Kindern irgendwann erzählen, womit ich mir die Freizeit um die Ohren gehauen habe. Und das war’s am Ende auch.

Hast du nicht Angst, dass eine zu großer Produktionsaufwand drumherum dem ganzen seine Spontanität und Lockerheit nehmen könnte?

Ich denke nicht. Denn: an der Einzigartigkeit des Formats werde und will ich ja nicht ruckeln. Dieser Kern besteht ja auch schon seit Folge 1: die gespielte Naivität, die scheinbare Spontanität der Interviewsituation wird bleiben… (wer weiß, ob ich dies nicht sogar noch mit entsprechender Technik verstärken kann?). Ich glaube, dass bei „Jung & Naiv“ noch viel mehr drin steckt. Die Stärke des Formats ist der Inhalt. Das was gesagt wird. Das kann keine noch so große Produktion beeinträchtigen. Das rede ich mir jedenfalls ein.

Danke und viel Erfolg!

Aktuell steht sein Krautreporter-Funding bei knapp über 2000 € und läuft noch 12 Tage. Wer helfen will das Minimalziel zu erreichen, gelangt hier zu Seite. Wer sich erstmal vom Produkt überzeugen möchte findet hier den Youtubekanal, bzw. unten ein paar eingebettet Videos.

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Flimmern & Sehen Großes Kino

Könnte Kickstarter das Hollywood-System ersetzen?

Der Reboot der Kultserie „Veronica Mars“ als Film auf Kickstarter hat alle Rekorde gebrochen und mittlerweile über 4 Millionen Dollar eingesammelt, zu einem Zeitpunkt an dem die Kampagne noch weitere 15 Tage läuft. Gerade Filme gehören zur Topkategorie auf Kickstarter und beim letzten SXSW Festival waren etliche der gezeigten Filme durch Crowdfunding mitfinanziert, ähnliches zeigte sich beim Sundance, wo 17 Filme auf Kickstartersupport setzen und auch einige Preise abräumen konnten. Das lässt natürlich neue Gedanken zur Filmfinanzierung aufkommen und bereits bei meinem „Backing“ des nächsten Charlie Kaufmann Films, der ebenfalls über die Crowdfunding Plattform lief schrieb ich:

Ein Gedanke, der mir aber beim Anschauen des Bewerbungsvideos auch erst so richtig klar wurde, ist die disruptive Energie dieser Crowdfunding Sachen. Natürlich hatten diesen Gedanken alle anderen schon vorher, aber mir ist es erst jetzt richtig klar geworden. Denn das Bewerbungsvideo legt den Fokus ganz stark darauf: Wir wollen die künstlerische Vision verwirklichen, ohne von den Hollywood-Studios dazwischen gepfuscht zu bekommen. Dieser einfache Satz hat so einen Rattenschwanz hinten dran. Wenn es sich weiter entwickelt kann das viel mehr werden, als ein Pre-Order für coole iPhone-Halterungen, seltsamen Uhren oder erfolglose Dokumentarfilme. Wenn sich jetzt nach und nach die großen Namen Kickstarter & Co. zuwenden, dann ist Crowdfunding die Re-Ermächtigung des Publikums, das Ernstnehmen der Zielgruppe und der Künstler, das endgültige Wegschneiden der Mittelmänner (Sieht man von der Neuinstallation Kickstarter ab) und es könnte heißen, dass Product Placement in Filmen bald wieder Geschichte ist, bevor es in Deutschland richtig an Fahrt aufgenommen hat. (Realistischer Weise natürlich nicht, denn warum soll ich mich mit popeligen 200.000 $ vom Publikum zufrieden geben, wenn ich noch 1,5 Mio von Werbetreibenden oben drauf bekomme? Wobei.) Aber Studios würden eventuell an Macht verlieren, nicht mehr verlangen, dass Megan Fox in eine Film mitspielt oder es gäbe am Ende sogar Filme ohne Happy End! Die Bindung zwischen Zuschauer und Künstler wird eine ganz neue, viel enger, direkter, mit Austausch…

Können Kickstarter, Indiegogo und andere Plattformen also das System Hollywood absetzen? Sicherlich „The Avengers“ kostet 220 Millionen $ und nicht nur 4 Millionen, aber es lässt einen träumen. Und bevor ich den Fall jetzt noch weiter auseinandernehme verweise ich hier auf das Video von pbsIdeaChannel, der sich genau das fragt und von allen Seiten beleuchtet:

Also vielleicht nicht ersetzen, aber ergänzen? Was meint ihr? Wie sieht die Zukunft der Filmförderung und die Zusammenarbeit mit dem Publikum aus?

Bild: Screenshot pbsideachannel

 

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Siebbelag

Morgenlinks: Netzgemeinde, Crowdfunding, Twitter-Maskottchen, Gratis

Free works

(marco.org, Marco Arment)
Marco Arment über das Ende des Google Reader und das verwenden von Gratisdiensten:

In other industries, this is called predatory pricing, and many forms of it are illegal because they’re so destructive to healthy businesses and the welfare of an economy. But the tech industry is far less regulated, younger, and faster-moving than most industries. We celebrate our ability to do things that are illegal or economically infeasible in other markets with productive-sounding words like “disruption”.

 

Internet: Ein Phänomen namens Häkelschwein

(SpOn, Judith Horchert)
Die Geschichte des inoffiziellen Twitter-Maskottchens @haekelschwein mit seinen lustigen Tweets.

 

Crowdfunding: Über die Chancen und Risiken

(Youtube, Dirk von Gehlen)
Christian Jakubetz hat Dirk von Gehlen zu seinem aktuellen Buchprojekt „Eine neue Version ist verfügbar“ interviewt, bzw. vor allem über Crowdfunding und die damit verbundenen Implikationen. Sehr spannend, denn @dvg schafft es dabei über die Gemeinplätze hinaus hin zu dem entscheidenden der Nutzerfinanzierung.

 

Unsere Mütter, unsere Fehler

(saschalobo.com, Sascha Lobo)
Nachdem Sascha Lobo letztes Jahr das Jahr des Blog ausgerufen hat und dann erstmal ein Jahr nicht gebloggt hat, tut er es jetzt mit einem wichtigen Artikel. Unbedingt lesen. Darin stellt er wieder einmal die mangelnde Reichweite der deutschen Blogosphäre fest und zieht einen interessanten Vergleich:

Y-Titty hat Stand 22. März 2013 etwa 1,4 Millionen Abonnenten auf Youtube, grob überschlagen also soviele Follower wie sämtliche Twitteraccounts aller Netzpolitik-Engagierten zusammen: @saschalobo 137.000, @piratenpartei 116.000, @netzpolitik 105.000 – und das waren auch schon die sechsstelligen Reichweiten.

MsPr0 stellt sich daraufhin auch die Frage, was das für „unsere“ bisherigen Plattformen heißt, kommt aber zu keiner Antwort.

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Bewegen & Beschäftigen

Crowdfunding & Künstler

Clemens Molinari ist Fotograf in Mainz un zeigt gerade seine Ausstellung „Wasser und Zeit“ im Pengland. Dieses Projekt hat er aber nicht nur über Sponsoren finanziert, sondern auch mithilfe der Crowdfunding Plattform Startnext. Ich habe ihn mal dazu befragt, was Crowdfunding für Künstler und deren Publikum für Chancen bietet.

Warum hast du dich dafür entschieden dies Ausstellung über Crowdfunding mitzufinanzieren?
„Es war ein Experiment, um zu sehen, wie viel Hilfe man damit erhalten kann, aber auch, wie viel zusätzliche Aufmerksamkeit sich damit auf mein Projekt lenken läßt. Ich habe das nicht nur für mich gemacht, sondern auch, um Erfahrungen zu sammeln, die ich an andere weitergeben kann. Viele Künstler sind weitaus mehr auf finanziellen Support über solch eine Plattform angewiesen als ich. Die Zeiten sind hart, die Künstler noch mehr unter Druck als sonst, da eröffnet Crowdfunding neue Chancen.“

Welche Vorteile unbd Chancen siehst du hier genau?

„Die Chance für Künstler besteht vor allem in zwei Punkten: Geld und Aufmerksamkeit. Außerdem hilft die feste Form eines solchen Projekts, alle Aspekte bei der Finanzierung und Planung schon früh zu berücksichtigen, sie hilft dabei, sich selbst zu organisieren und Feedback durch andere zu erhalten. Da die Projekte auf einer Crowdfunding-Plattform de facto im Wettbewerb zueinander stehen lernt man dabei auch, was ankommt und was nicht.
Noch ist Crowdfunding in Deutschland immer noch ein Novum und keineswegs in aller Munde wie in den USA, wo bereits enorme Summen in Projekte gelenkt werden, was zu einer bemerkenswerten Professionalisierung der Projektpräsentationen geführt hat. Bis es in Deutschland so weit ist wird es noch etwas dauern, es ist immer noch ein Experimentierfeld. Bis dahin empfehle ich Projektstartern, eher kleine Brötchen zu backen und realistisch und nicht mit zu großen Hoffnungen an das Thema heranzugehen. Noch hat das breite Publikum das Crowdfunding nämlich noch nicht für sich entdeckt.“

Und welche Chancen ergeben sich für das Publikum?

„Die Chance für das Publikum besteht natürlich darin, sich frühzeitig an schicken Projekten zu beteiligen und dabei echte Schnäppchen zu machen. Realistisch betrachtet unterstützt schließlich niemand ein Projekt, wenn er davon nichts hat. Beim Crowdfunding geht es nämlich nicht um Spenden, sondern um eine Leistung und eine Gegenleistung. Aus Sicht eines Supporters hilft man zwar auch einem Künstler, aber eben vor allem damit, daß man ihm eine handsignierte CD, ein Bild in limitierter Auflage oder etwas anderes abkauft, und zwar, weil man die Ware haben will. Das Risiko dabei ist minimal: wenn ein Projekt floppt und nicht finanziert werden kann bekommt man sein Geld in voller Höhe zurück.
Der Spaß liegt dabei auch im fast schon persönlichen Kontakt. Wenn man einer jungen Sängerin hilft, eine CD zu produzieren und die fertige CD mit einem handgeschriebenen Dank eintrifft ist das etwas ganz anderes, als online oder im Laden ein Album zu kaufen. Man lernt als „Kunde“ also auch völlig neuartige, ungewöhnliche und von den größeren, traditionellen Medien unbeachtete und unverstandene Vorhaben und Menschen kennen, und das macht mehr Spaß als ein normaler Einkauf. Alleine das Stöbern durch die Projekte ist schon unterhaltsam.
Demnächst taucht wieder die große Frage auf, was man wem zu Weihnachten schenken könnte. Statt wieder mal einen unpersönlichen Gutschein, eine Krawatte oder eine Schachtel Kalorien zu verschenken kann man bei den Crowdfunding-Projekten fündig werden.“

Bild: Clemens Molinari 

Interessant ist die Frage, wie sich dadurch dann die Präsentation von Kunst insgesamt ändert und wie sich Künstler insgesamt präsentiert wird. Es verlangt vom Künstler mehr als bisher publikumsorientiert zu denken, man muss sein Projekt präsentieren und verkaufen können. Das eignet sich nur für bestimmte Projekte, die sich auch präsentieren lassen. Eine spannende Entwicklung, die wir sicher in Zukunft noch beobachten werden.

Noch kanbn man Clemens Molinaris Projekt auf Startnext unterstützen und die Ausstellung läuft noch bis zum 19. Oktober im Pengland, Martinsstrasse 11 in Mainz.

 Mehr zu Crowdfunding:

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Großes Kino

Ich realisiere Charlie Kaufmans nächsten Film

Charlie Kaufman, der so gehirnblasende Filme wie Adaptation, Being John Malkovich und Vergiss mein nicht geschrieben hat, ist grade dran seinen nächsten Film über Kickstarter finanzieren zu lassen. Es soll ein Stop-Motion-Animations-Film werden und Anomalisa heißen. Die Jungs suchen 200.000 $, hoffen dabei aber offensichtlich auf eine Überfinanzierung. Ich habe mich daran auch gerade überfinaziert, finde es aber den Gedanken total toll, sagen zu können: „Ich habe bei der Realisierung eines Charlie Kaufman Films mitgewirkt.“

Ein Gedanke, der mir aber beim Anschauen des Bewerbungsvideos auch erst so richtig klar wurde, ist die disruptive Energie dieser Crowdfunding Sachen. Natürlich hatten diesen Gedanken alle anderen schon vorher, aber mir ist es erst jetzt richtig klar geworden. Denn das Bewerbungsvideo legt den Fokus ganz stark darauf: Wir wollen die künstlerische Vision verwirklichen, ohne von den Hollywood-Studios dazwischen gepfuscht zu bekommen. Dieser einfache Satz hat so einen Rattenschwanz hinten dran. Wenn es sich weiter entwickelt kann das viel mehr werden, als ein Pre-Order für coole iPhone-Halterungen, seltsamen Uhren oder erfolglose Dokumentarfilme. Wenn sich jetzt nach und nach die großen Namen Kickstarter & Co. zuwenden, dann ist Crowdfunding die Re-Ermächtigung des Publikums, das Ernstnehmen der Zielgruppe und der Künstler, das endgültige Wegschneiden der Mittelmänner (Sieht man von der Neuinstallation Kickstarter ab) und es könnte heißen, dass Product Placement in Filmen bald wieder Geschichte ist, bevor es in Deutschland richtig an Fahrt aufgenommen hat. (Realistischer Weise natürlich nicht, denn warum soll ich mich mit popeligen 200.000 $ vom Publikum zufrieden geben, wenn ich noch 1,5 Mio von Werbetreibenden oben drauf bekomme? Wobei.) Aber Studios würden eventuell an Macht verlieren, nicht mehr verlangen, dass Megan Fox in eine Film mitspielt oder es gäbe am Ende sogar Filme ohne Happy End! Die Bindung zwischen Zuschauer und Künstler wird eine ganz neue, viel enger, direkter, mit Austausch…

Naja, auf jeden Fall habe ich grade Geld für einen Charlie Kaufman-Film ausgegeben, den es noch gar nicht gibt. Wenn ihr das auch tun wollt, geht das hier.

//Update: 10.00$ in 3 Stunden sind nicht schlecht. Und gerade habe ich noch diese offene Gaming Console entdeckt, die gebaut werden soll, aber dafür reicht es bei mir grad nicht. Aber noch so ein disruptives Anliegen.

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Flimmern & Sehen Netz & Youtube News & TV 2.0

Websehen: VGHS – Das Hogwarts für Videospieler

In nicht allzu ferner Zukunft sind Videospieler die eigentlichen Stars, sie werden in Talkshows eingeladen und umjubelt und wird der Weltranglisten Topspieler besiegt ist das eine Breaking News wert. Das ist die Ausgangssituation in der die Webserie VGHS spielt. Der junge Brian D schlägt durch Zufall auf einem Server den Weltranglisten erste „The Law“ und wird daraufhin in die Video Game Highschool aufgenommen, die weltbeste Schule und ein Traum für jeden Videospieler. Dort angekommen muss er sich erstmal in die neue Schule einfinden und trifft natürlich wieder auf seinen Erzrivalen „The Law“.

(Zu „VGHS – Season 1“)

In 9 Folgen erzählt „VGHS“ mit zahlreichen Wendungen die Geschichte von Brian D und spart dabei nicht mit Anspielungen auf bekannte Memes und Videospielreferenzen. Verantwortlich dafür zeigten sich die Köpfe hinter FreddieW, seines Zeichens auf Platz Seches der größten Youtube-Kanäle der Welt und bekannt für seine erfoglreichen Videos mit Gamer Humor. Sie trieben im letzten Jahr über Crowdfunding 273.000$ für die Serie auf, statt der angesetzten 75.000$. Bislang sind 8 Folgen auf Youtube erschienen, die neunte Folge erscheint am Donnerstag, bzw. ist schon jetzt auf rocketjump.com zu sehen. FreddieW & Co. arbeiten anscheinend auch schon an der 2. Staffel.

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