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Jan Böhmermanns ultimative Antwort auf jeden Gangsterrapper

Jan Böhmermann packt mit „Ich hab Polizei“ die ultimative Antwort an jeden Gangsterrapper da draußen aus. Inklusive Musikvideo, Haftbefehl Thug-Life Jacke und jeder Menge Blaulicht.

Jan Böhmermann – Ich hab Polizei

[pull_quote_center]Achtung, muck nicht. Sonst hol ich Polizei.
Fährt mit Limousine bei Dir zu Haus vorbei.
Stehenbleiben, Beine breit, Ausweis dabei?
Hast du was dagegen? Ruf doch Polizei![/pull_quote_center]

Tatsächlich kommt die Polizei in dem Lied ziemlich krass weg: Sie hat Maschinengewehre, Schlagstöcke und hunderte Kampfhunde. Und „Polizei hat letztes Jahr sieben Leute abgeknallt.“ – Das ist mehr als jeder Gangsterrapper in Deutschland von sich behaupten kann oder behauptet hat.

Polizei hat letztes Jahr 7 Leute abgeknallt

Das ultimative Argument ist aber: „Polizei hat Staatsgewalt.“ Und jeder kann sie rufen, man muss nicht extra in einem Clan sein. Weniger gut übrigens:

[pull_quote_center]“Polizei belauscht heimlich dein LIDL connect.
Polizei macht nur, was Polizei will.
Und wenn du dich beschwerst, glauben alle Polizei!

Wenn Du bisschen frech wirst, holt Polizei SEK.
Polizei funkt kurz, tatütata, Verstärkung da.
BePo aus Bayern, BePo aus Sachsen,
kommen im VW-Bus, brechen Dir Beppo die Haxen.

Lutsch am Tonfa, Opfer. Jetzt siehst Du Sterne.
Widerstand zwecklos. Polizei haut gerne.[/pull_quote_center]

Jan Böhmermann und der deutsche Rap

Aber auch schon vor „Ich hab Polizei“ hatte Jan Böhmermann lange Spaß mit deutschem Rap. Verweise auf die Steuererklärung von Fler kommen eigentlich in jeder Sendung vor. Zusammen mit dem Nerdchor hat er auch schon Kay One gecovert.

 

Aber mit Dendemann in der Show hat Jan Böhmermann ja auch einen Meister des Fachs an seiner Seite und mit diesem auch schon die gesamte deutsche Rapgeschichte durchgekaut. Auch hier wieder inklusive Seitenhieb auf Fler.

 

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Live: Die letzte Bastion des Fernsehens unter Beschuss

Der Satz „Ich schaue ja schon lange kein Fernsehen mehr“ wird immer häufiger vorgetragen. Am Besten begleitet von „Wir haben nicht mal mehr einen Fernseher“ und etwas Überheblichkeit.

Schließlich ist es inzwischen ein Leichtes auf vorgefertigte Programmschemata und Unterhaltung aus der Röhre zu verzichten. Sein Bedürfnis an Flimmerbildern kann man auch auf jedem anderen Gerät befriedigen.

YouTube bekommt jede Minute 300 Stunden neue Videos hochgeladen. Die spannenden Serien kommen aus den USA oder von der BBC, werden hier höchstens zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang ausgestrahlt und man konsumiert sie sowieso besser über Netflix & Co am Stück. Und die Videos der Freunde über WhatsApp haben immer noch mehr Niveau als das, was RTL unter Comedy versteht.

Live: Die letzte Bastion des Fernsehens

Eigentlich gibt es nur eine Bastion, die das Fernsehen noch für sich beanspruchen kann: Live-Events. Ein Fußballspiel on Demand zu schauen macht einfach keinen Spaß, wenn man schon weiß wie es ausgeht. Die große Samstagsabendshow zieht ihre Unterhaltung, wenn schon nicht aus dem Inhalt, dann doch irgendwie aus der Tatsache, dass man live dabei ist.

Und so treiben Liveinhalte dann doch immer wieder auch überzeugte Abstinenzler vor einen Nachbarschaftsfernseher oder in eine Bar, die unter den horrenden Sky-Gebühren noch nicht dichtgemacht hat.

Doch auch diese Bastion ist unter Beschuss: Aktuell erobern neue Tools den Markt, die es jedem ermöglichen einen eigenen Videolivestream zu starten. Mit YouNow streamen Jugendliche live aus dem Kinderzimmer. Die AppStore Charts werden derzeit von Meerkat und Periscope gestürmt – Zwei Apps, die er jedem erlauben mit seinen Handy live an ein Publikum zu senden.

So weit ging nicht mal Berthold Brechts Radiotheorie, in der er von einem neuartigen, „denkbar großartigsten Kommunikationsapparat“ sprach, der es jedem ermöglichen würde zu senden. Das ist nun möglich, nicht nur per Ton sondern mit bewegten Bildern.

Das Nachrichtenstudio im Handy

Tatsächlich ist mit dem Smartphone zum ersten Mal das Empfangsgerät dasselbe wie die Produktionsgerät. Das wäre so, als käme ein neuer Fernseher gleich mit einem Nachrichtenstudio, wie es die heute-Sendung auf dem Lerchenberg benutzt.

Nun höre ich schon die ersten Einwände: Es gibt doch einen Qualitätsunterschied, zwischen Handy und Studiokamera. Und ein Teenie im Kinderzimmer kann doch keinen Claus Kleber samt Redaktion ersetzen.

Periscopes Angriff auf das Fernsehen


Dem entgegne ich, dass die Veränderung von Märkten meist genau so funktioniert. Die Disruptionstheorie von Clay Christensen geht davon aus, dass disruptive Innovationen meist am unteren Ende eines Marktes beginnen. Für die etablierten Anbieter sind sie zunächst überhaupt keine Gefahr, bis sie wachsen und teils die alten Anbieter verdrängen.

Wir erinnern uns: Auch YouTube fing mit Katzenvideos an, inzwischen produzieren immer mehr TV-Sender gezielt für diesen Kanal. Und tatsächlich setzte gestern auch der BVB auf Periscope, um die Pressekonferenz mit Jürgen Klopp zu übertragen. Bis das erste Bundesliga-Spiel dort läuft, dauert es sicher noch.

Den Satz „Ich schaue ja schon lange kein Fernsehen mehr“ werden wir bis dahin immer häufiger hören.

Bild: Unter Verwendung von „Fernsehturm Schnaitsee“ CC-BY-NC 2.0 novofotoo
Dieser Text erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung

Mehr über diese und andere Entwicklungen erzähle ich regelmäßig im morgenlinks-Newsletter. [mc4wp_form]

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Jeder Wirtschaftbericht im Fernsehen jemals ging genau so

Charlie Brooker, der sich regelmäßig den Irrsinn des TVs vorknöpft, hat sich diesmal der Wirtschaftsberichterstattung in Fernsehbeiträgen angenommen und nimmt aufs Korn, was jeden TV-Bericht zu Geld und Zahlen ausmacht.

Hauptsache nicht zu verwirrend, nicht zu viele Zahlen und diese trockenen Zahlen irgendwie mit Gefühl füllen. Am besten mit einer leichtverständlichen Metapher einsteigen, die zwar schnell in sich zusammenfällt, aber dann kann man ja schon wieder auf andere Füllbilder schneiden.

Wichtig sind auch immer Betroffene zu zeigen, damit das ganze auch anfassbar ist. Und eine junge Familien ist auch immer der ultimative Gegensatz zu einem gigantischen, bedrohlichen Formensitz im Hochhaus.

Charlie Brooker über TV-Nachrichten

Dasselbe hat Charlie Brooker schon mal mit TV-News generell gemacht und in einer mehrteiligen Serie hat er ebenfalls erklärt, wie das Fernsehen unser aller Leben ruiniert hat.

Ach, und Martin hat mal vor Jahren eine deutsche Version von dem ganzen gedreht.

Ich will jetzt ein Twix.

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Kleines Fernsehen Sport

Was Nachrichtensprecher in der Werbepause machen

Was machen Nachrichtensprecher eigentlich, wenn die Kamera gerade nicht live ist? Worüber unterhalten sich Claus Kleber und Gundula Gause während des Abspanns? Das sind Fragen, die wir wohl nie endgültig beantworten können. Aber WGN-TV aus den USA hat nun mal online gestellt, was seine beiden Nachrichtensprecher Robert Jordan und Jackie Bange so machen, während Werbung über den Blidschirm flimmert.

Epischer Nachrichtensprecher Handshake  über zwei Werbepausen

Was folgt ist der wohl epischste Handshake aller Zeiten, der sich über ganze zwei Werbepausen streckt. Ich will gar nicht wissen, wie lange Anchorman* und Anchorwoman daran saßen, den einzuüben. Über vier Minuten schütteln sie sich die Hände und liefern eine synchrone Choreografie ab, die pünktlich zum Ende des Countdowns und der Liveschalte abgeschlossen ist.

Ich würde mir ja eine weltweite Nachrichtensprecher Handshake Challenge wünschen. Vielleicht machen dabei ja auch Claus Kleber und Gundula Gause mit. Dann wäre wenigstens die Frage mal geklärt.

 

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Warum wir Mystery lieben

Twin Peaks* hat es geschafft in kurzer Zeit die Fernsehlandschaft zu verändern. Wer auf Mysteryserien steht hat sehr wahrscheinlich schon von David Lynchs und Mark Frosts Beitrag zum Genre gehört. Die Serie Twin Peaks kam im Jahr 1990 raus und lief leider nur für zwei Staffeln (eine kurze erste Staffel mit acht Folgen und eine zweite Staffel mit 22 Folgen).

Twin Peaks hat das Genre revolutioniert

Trotzdem hat es für viele kommende Serien, wie Lost oder Supernatural*, erst den Weg geebnet. Vorallem durch seine bahnbrechenden Erzählweise und Lynchs Surrealismus, der stilvoll in die Narrative der Serie eingewebt war.

Das erste Mal sah ich diese Serie kurz nach meinem Digital Film & Animation Studium. Gerade in der Zeit als ich über mein nächstes Projekt nachdachte, was zuerst als Kurzfilm konzipiert war. Eine ca. 20 Minuten lange Geschichte über eine Tochter und ihren mysteriösen Vater in einem großen Haus. Die Story sollte geheimnisvoll, dunkel und doch interessant sein.

Kurz nachdem ich die Gold Box von Twin Peaks erstanden hatte, wusste ich, dass ich diesen Stil fortan als „Lynch“-ig bezeichnen würde.

Der Zuschauer soll sich Fragen stellen

Aber warum lieben wir Mystery-Serien? Was macht ihren Stil und eine wirklich gute Mystery Serie aus? Diese Frage stellte ich mir, als ich anfing meine eigene Pilotfolge für eine solche Serie zu schreiben.

Sind es die Figuren, das Setting, die Dialoge? Was bringt uns dazu jede Woche wieder einzuschalten oder bei einer DVD-Sitzung gleich direkt die nächste Folge abzuspielen?

Und wer die letzten 4 Sätze aufmerksam betrachtet bemerkt, dass die Antwort schon darin steckt: Fragen.

Die Mystery-Box

Es sind die Fragen, die wir uns stellen über die Handlung, die Figuren und die Ereignisse. J.J. Abrams, (der Erfinder der Serie „Lost“) beschreibt dieses Konzept als die „Mystery Box“. In einem TED Talk erzählt Abrams von einer Schachtel voller Zauberartikel aus einem Geschäft, die „Tannen’s Magic Mystery Box“, die er bis zum heutigen Tage nicht geöffnet hat. In der Faszination mit dem mysteriösen Inhalt dieser Box fand er die Möglichkeit für unendliche Möglichkeiten. Es könnte alles in dieser Box sein. Oder vielleicht doch nicht? Sie macht bestimmte Geräusche, wenn man sie schüttelt. Sie hat nur eine bestimmte Größe, also kann sich nichts darin befinden was Größer ist als die eigentliche Box.

Dieses Konzept kann man sehr gut wiedererkennen in seiner Serie „Lost“. Die eines der größten Mysteryelemente der letzten Jahre vorstellte: Die Luke.

Myster Luke in Lost

In Staffel 1 der Serie findet eine der Hauptfiguren John Locke inmitten des Dschungels auf einer verlassenen Insel eine seltsame Luke, die zu etwas führt. Ein guter Teil der zweiten Hälfte dieser Staffel verbringt John Locke damit herauszufinden, was sich in der Luke befindet und wie er sie öffnen kann. Und die Zuschauer liebten jede Sekunde davon, weil sie sich die ganze Zeit Fragen konnten, was wohl dahintersteckt und so selbst die wildesten Fantasien ankurbelten.

Platz für Interpretationsspielraum

In Twin Peaks endet eine der ersten Episoden mit einem merkwürdig, kryptischen Traum des FBI- Agenten Dale Cooper, der den Fall der getöteten Laura Palmer untersucht. Der Traum ist surreal, in einem roten Zimmer. Ein kleiner Mann fängt an zu tanzen und eine Figur, die der toten Laura Palmer ähnelt flüstert Dale Cooper etwas ins Ohr. Die Episode endet damit, dass Agent Cooper erwacht, das Telefon greift und dem örtlichen Sheriff die Worte sagt: „I know who killed Laura Palmer“.

Ende der Folge.
Man will natürlich wissen wie es weitergeht!

Eine gute Mystery Serie lässt genug Platz für Interpretationsspielraum, nimmt uns jedoch mit auf eine Reise, die wundervoll und merkwürdig zugleich ist. Wir lieben also Mysteryserien, weil sie uns selsbt Fragen stellen lässt und wir somit die Geschichte in unserem Kopf fortspinnen können.
Anstatt eine fertige Story präsentiert zu bekommen, werden wir selbst Teil von ihr.

Darin lag auch der Erfolg von Lost*. Die Zuschauer konnten sich ständig an mehreren Baustellen fragen, wie es weitergeht und was geschehen könnte. Ein schmaler Grade: Beim Serienfinale waren dann viele Fans enttäuscht, weil viele Fragen nicht beantwortet wurden.

Inspiriert von Serien wie Twin Peaks und Lost habe ich selbst 2011 angefangen eine Mystery Serie zu schreiben. Und mit einem großen Team von motivierten Gleichgesinnten haben wir im Oktober 2012 unsere Pilotfolge umgesetzt.

Mystery Making-Of klamm

Unsere Serie “klamm”

Unsere Serie bekam den Namen „klamm“ – eine Anspielung auf die so genannte „Elendsklamm“, die im Wald nahe unseres Drehortes (mein Heimatdorf) liegt. Um dieses Naturdenkmal wurde die Mythologie unserer Serie gestrickt. Des Weiteren haben wir Elemente der Freischützen-Legende in unsere Geschichte eingebaut und das ganze in die Handlung eines Krimis gepackt.

„Klamm“ erzählt die Geschichte von Julia (gespielt von Nadine Petry), die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, nachdem Sie die Nachricht bekommt, dass ihre beste Freundin aus Schulzeiten gestorben ist. Ihr Bruder Tom (Emanuel Raggi) und sein Partner Yuri (Christopher Flach) untersuchen den Mord, scheinen jedoch zuerst auf der falschen Fährte zu sein.

In unserer Pilotfolge kann man die Einflüsse von Twin Peaks und Lost sehr gut erkennen. Wir wollten dem Stil sehr nahe kommen, jedoch eine eigene Note setzen, die das Ganze in das deutsche Setting rüberbringt. Im Laufe der Serie wollen wir noch auf viele weitere, berühmte deutsche Sagen und Legenden eingehen, die sich so sehr für eine gute Mystery Serie anbieten.

Zurzeit befinden wir uns in der Pre-Production für Episode 2 und haben zu diesem Zweck eine Indiegogo Kampagne gestartet, um uns mit der Produktion zu helfen. Wenn ihr Fans von Mystery Serien seid und uns unterstützen möchtet, könnt ihr dies aktuell auf Indiegogo tun!

*Partnerlinks
Bild: Paramount



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John Oliver erklärt Netzneutralität. Und es ist großartig.

John Oliver hat endlich seine eigene Show bekommen. Nachdem er letzten Sommer Jon Stewart bei der „Daily Show“ unfassbar großartig vertreten hat, hat HBO ihm mit „Last Week Tonight“ eine eigene Show gegeben. Leider eben bei HBO, so dass man die Sendung nicht einfach frei im Netz nach schauen kann, sondern sich legalerweise auf die kurzen Schnipsel verlassen muss, die auf YouTube gestellt werden. Das macht meistens Lust auf mehr, seine Pointe zum „Recht auf Vergessen“ war zwar vorhersehbar, aber gleich in der zweiten Sendung hat er sich mit der Todesstrafen auseinandergesetzt und das war schon sehr cool.

Netzneutralität. Oder Preventing Cable Company Fuckery

Diese Woche hat er sich gleich dem nächsten komplexen Thema angenommen: Netzneutralität. Das veruracht normalerweise Gähnen, obwohl es so immens wichtig ist. Und in den USA steht die Netzneutralität gerade enorm unter Beschuss, um mal noch zu untertreiben. Das hat auch John Oliver erkannt und schlägt deshalb vor, das Thema gleich in „Preventing Cable Company Fuckery“ umzubennen. Am Schluss fordert er noch die Kommentatoren zum Handeln auf. Pures Gold, mehr davon!

Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker, die sich so etwas annehmen? Falsch: Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker.

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„Sing meinen Song“ – Es gibt noch Musik im deutschen Fernsehen

„Live-Musik im Deutschen Fernsehen? Das macht doch niemand.“ Offensichtlich schon. Letzten Dienstag wurde die erste der sieben Folgen der Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ auf Vox ausgestrahlt. Normalerweise kein Grund dem große Beachtung zu schenken. Doch dieses Format hat mich vor allem als Sängerin überrascht. Mit professioneller Band, ohne großes Publikum, ohne Buzzer, ohne fiese Sprüche, aber mit einer guten Portion Humor.

Ohne Buzzer, ohne fiese Sprüche

Man kann wirklich sagen, die Musik steht im Vordergrund. Kritiker könnten anmerken, dass es sich nur um PR und Aufmerksamkeitshascherei handelt. Ich sage, es ist Zeit ein gutes Format im TV auch mal zu würdigen.

Fünf unterschiedliche, mehr oder weniger kommerzielle Berufssänger (Pop- und Soulsängerin Sarah Connor, (Hard) Rockerin Sandra Nasic, Sohn Mannheims Xavier Naidoo, Jazzer Roger Cicero, Pop & Rock ´n Roller Sascha, Singer-Songwriter Gregor Meyle und Schlagersänger Andreas Gabalier) setzten sich bei „Sing meinen Song“  in- zugegeben- einer etwas weichgespülten Location in Südafrika zusammen, um die Songs des jeweils anderen zu interpretieren.

Die Songs vollziehen einen Striptease

Doch die „Der Bachelor“-anmutende Location rückt nach genauerem Hinhören in den Hintergrund. Die Songs des einstigen Schmuse-Popsängers Sascha vollziehen durch die Interpretation ein Striptease, sie werden auf ihren wahren Kern reduziert, von den poppigen Rhythmen und Phrasierungen befreit. Man merkt, dass „das gewisse Etwas“ eines Sängers nicht nur in der Unverwechselbarkeit der Stimme, sondern auch in der individuellen Interpretation des Songs liegt.

Je mehr man bei einem Auftritt Saschas Version vergessen hat bzw. das Gefühl hatte, einen neuen Song zu hören, desto besser die musikalische Leistung. Roger Cicero zeigte wie vielfältig Jazz ist, als er aus „This is my time“ eine swingende und komplett neue Version mit Bläsern machte. Ich, nie wirklich Xavier Naidoo Fan, hätte bei seiner Interpretation von „If you believe“ gedacht, dass er gleich „Dieser Weg“ anstimmt. Und da musste ich überrascht anerkennen, dass er nicht umsonst eine steile Karriere hingelegt hat.

Mir war nie bewusst, wie viele gute Songs Sascha geschrieben hat

Natürlich haben sich die Sänger Songs ausgesucht, die zu ihnen passen. Dabei muss man auch die Bandbreite und Vielfalt von Saschas musikalischem Werdegang würdigen. Mir war nie bewusst, wie viele gute Songs er in seiner doch recht kommerziellen Karriere geschrieben hat. Denn das Arrangement steht zwar immer im Vordergrund, ist aber nichts als die äußere Hülle des Herzens eines Songs, der Lyrics und der Harmonien.

Eine bluesige Version von „I feel lonely“. Ja genau, „lo-lo-lo-lo-lonely“

Die beste Leistung des ersten Abends lieferte wohl Sarah Connor ab. Sie zeigte was es heißt, über die Harmonien eines Songs zu improvisieren, auf den ersten Blick die Melodie zwar zu verändern, bei näherem Hinhören das Lied aber nur in einem neuen Gewand zu präsentieren. Sie beeindruckt mit einer leisen, bluesigen Version von „I feel lonely“ (ja genau, „lo-lo-lo-lo-lonely“) und wird von anderen als beste Interpretation des Abends gekürt.

„Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“

Zugegeben der Name „Sing meinen Song. Das Tauschkonzert“ kommt etwas altbacken und schwerfällig daher und auch Xavier Naidoo als „Moderator“ führt etwas holprig durch den Abend. Allerdings bleibt alles intim im kleinen Musikerkreis, der nicht von einem außenstehenden Entertainer gestört wird.

Heute Abend wird es wohl noch eine Stufe schwerer, denn nun sind die Songs von Guano Apes Frontfrau Sandra Nasic an der Reihe. Man darf gespannt sein, was zum Beispiel Herr Gabalier mit der Snowboardhymne „Lords of the Boards“ anstellt, um sie zu seiner eigenen zu machen. Ach ja, Alkohol getrunken und aus dem Musiker-Nähkästchen wird auch geplaudert. Reinhören lohnt sich.

„Sing meinen Song“ läuft dienstags um 20.15 bei Vox, alle Sendungen sind auch in der Mediathek jeweils 7 Tage lang kostenlos verfügbar. Natürlich sollen hinterher auch alle Songs auf CD erscheinen.

Bild: © VOX/Stefan Menne

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Jack Taylor – Zu viel Atmosphäre für zu wenig Charakter

Raubeinig, schlecht rasiert und mit einem markanten Desinteresse an anderen und sich selbst, das stellt man sich doch unter dem uninspirierten Namen Jack Taylor, der zu allem Überfluss natürlich auch noch Ire ist, vor. In diese Richtung wollte das ZDF auch zweifelos hin, hatte sich aber wohl doch mehr Charaktertiefe für ihren Protagonisten erwünscht. „Der Ex-Bulle“, wie die ZDF-Serie „Jack Taylor“ untertitelt ist, versucht sich zu Beginn der ersten Episode beim Zuschauer beliebt zu machen, wenn er seinem Ärger über ein unnötiges und rasantes Überholmanöver durch ein hohes Tier aus der Politik, mag es nun der Bürgermeister oder ein Diplomat gewesen sein, Platz macht, in dem er kurzerhand aussteigt und dem Politiker mit geballter Faust die Brille von der Nase schlägt. Eine Möglichkeit seiner Unzufriedenheit über die Welt, die Politik und das schlechte Wetter in Irland Luft zu machen.

 Zu viel Atmosphäre für zu wenig Charakter

Dass Jack seinen Job als Bulle verloren hat, überrascht wenig. Und auch seine Thermoskanne voll Brandy mit einem Schuss Kaffee ist bei diesen Krimi-Charakteren nichts Neues. Nun, was soll ein abgebrannter, dauer-betrunkener Ex-Cop groß machen? Er wird Privatdetektiv. Auch nichts Neues. Und was ein Zufall, dass genau in dem Pub, wo Jack jede Nacht gegen sich selber zu trinken scheint und drei Kunden schon viel sind, eine ungewöhnliche hübsche Frau, verzweifelt, aber mit genügend Bargeld ausgestattet, einen Detektiven anheuern möchte. Jack macht sich an die Arbeit und der Zuschauer auf die Suche, nach etwas Sympathie und Spannung.

Man kann nicht sagen, dass die Geschichten vorhersehbar sind. Überraschungen gibt es genügend. Die kriminalistischen Ideen sind auf jeden Fall einen zweiten Blick wert. Es ist die versuchte Atmosphäre und der schon so oft dagewesene Jack Taylor, der den Zuschauer aufstöhnen lässt. Man könnte meinen, die öffentlichen rechtlichen Sender denken, dass nur in verregneten, britischen und skandinavischen Städten käme es zu Verbrechen. Was bringt es dem Zuschauer, wenn eine Serie im regenverhangenen und düster dreinblickenden Galloway spielt, wenn sie doch genauso aussieht wie ein regnerischer Tag in jeder anderen Stadt. Galloway, die Partystadt Irlands. Bunt, belebt, lustig und wie jede Stadt, in der der Alkohol redlich fließt, auch gefährlich. Aber außer einer Szene mit – natürlich – spärlich bekleideten Jugendlichen, die aus einer Disko fallen, gibt es in Jack Taylors Welt nichts außer eine Brücke, ein Fluß und ein Pub. Zu viel Atmosphäre für zu wenig Charakter.

Es fehlt etwas Leben. Das mit dem Tod klappt schon ganz gut.

Jack Taylor kann man nicht bemitleiden und auch sein kleiner Side-Kick, der so tollpatschig und übermotiviert ist wie all die anderen Side-Kicks auch, macht die Leere beim Zuschauer nicht wett. Es fehlt etwas. Mehr Leben vielleicht. Die Geschichten über den Tod bekommt die Serie schon ganz gut hin.

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Durch die Nacht mit Daniel Domscheit-Berg und Günther Wallraff

Zwei Enthüller aus ganz unterschiedlichen Generationen verbringen gemeinsam die Nacht in Stockholm. Enthüllungsjournalist Günther Wallraff und der frühere zweite Mann von Wikileaks Daniel Domscheit-Berg treffen sich in der jüngsten Ausgabe von Arte „Durch die Nacht mit..“. Wieso in Stockholm? Daniels Meinung nach kam alle sozialen Revolutionen die das Netz hervorgebracht hat aus Schweden. So treffen sie auch Peter Sunde, den Gründer von Pirate Bay und Flattr. Natürlich geht es auch um die Überwachung, hier ist Schweden genauso aktiv wie andere europäische Staaten. Eine interessante knappe Stunde und wie immer nur 7 Tgae im Nachhinein abrufbar.

Update: Die 7 Tage sind inzwischen abgelaufen, ich habe auf YouTube aber noch eine Sicherheitskopie gefunden:

 

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Das Ekelhafteste am #Dschungelcamp bist Du

Irgendwann ist es okay geworden das Dschungelcamp anzuschauen. War es am Anfang noch ekelhaftes Ekel-TV, das nur geschaut wurde um sich von der „Unterschicht“ abzuheben, genießt es heute in gewissen Kreisen Kultstatus. Und mit gewissen Kreisen meine ich vor allem Akademiker. Diese schauen nämlich genauso gerne zu. War der Aufschrei damals™ bei Big Brother noch groß, das sei voyeuristisch, war diese Show doch harmlos gegenüber dem Dschungelcamp: Hier kommt neben dem voyeuristischen Aspekt noch die pure Bloßstellung hinzu. Die Konfrontation einzelner Personen mit ihren größten Ängsten, zur reinen Unterhaltung der Zuschauermasse.

„Okay“ wird das Ganze irgendwie dadurch, dass die Menschen darin „bekannt“ sind. Sie ein Leben in den öffentlichen Medien gewählt haben. Die kennen ja die Mediengesetze.
Erstens kann man das bei den mittlerweile maximal als Z-Promis zu Bezeichnenden kaum noch verargumentieren, zweitens, wer glaubt, dass diese Menschen bei aller Kenntnis der „Mediengesetze“ einen Einfluss auf ihre Darstellung haben, hat bei Charlie Brooker nicht richtig aufgepasst:

Sie haben keinerlei Einfluss darauf, wie sie dargestellt werden. Larissa (so heißt doch eine der Teilnehmerinnen?) kann an einem Tag als Zicke dargestellt werden, am nächsten als süßes Mädchen. Der Editor erzählt die Geschichte die ihm passt. Egal, was sich abspielt. So funktioniert Reality TV. „Aber es ist ja alles so herrlich ironisch, durch die Moderatoren Kommentare“. Ja, man muss heute ja gar nichts mehr ernst nehmen. „Ausserdem werden die ja alle bezahlt dafür, dass sie da im Dschungel sitzen.“ Aber auch diese Menschen träumen davon, dass das Dschungelcamp sie irgendwie vor ihrer schwindenden Berühmtheit bewahrt oder diese erst erschafft.

RealityTV spielt immer mit den Träumen der Menschen,gaukelt Ihnen vor aus ihnen könnte was werden. Dafür sind sie bereit sich verbal und körperlich erniedrigen zu lassen. Sei es von Dieter Bohlen, Sonja Zietlow oder die Kakerlake. Und wir schauen dabei zu und finden das irgendwie ok. Das ist Ekel-TV.

Bild: CC-BY-SA TheAlieness GiselaGiardino²³