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Wie Alphabet Google neue Wege gibt Geld zu verdienen

Lange hat Google einen Großteil seiner Einnahmen über Werbung erzielt. Das wird in naher Zukunft auch so bleiben, aber die neue Unternehmensstruktur um Alphabet gibt Google die Möglichkeit neue Geschäftsmodelle auszuprobieren.

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Google: Von der Suchmaschine zur Werbemaschine

Ich weiß noch wie enttäuscht ich war, als ich während meines Studiums die Möglichkeit hatte, Google zu besuchen. Zwar trugen die Angestellten das Mantra “die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zugänglich zu machen” wie eine Monstranz vor sich her, aber alles was sie von ihrer Arbeit berichten, erzählte eigentlich von Google als einer einzigen große Werbefirma.

Im täglichen Geschäft ging es dann eben doch nur darum, möglichst viele neue Werbekunden an Land zu ziehen. Natürlich war die Erfindung des AdSense Systems genial und hat Google lange Zeit zu einem der profitabelsten Internetfirmen der Welt gemacht. Aber seither ist, was Kernprodukt und die Anzeigen angeht, nicht mehr wirklich viel passiert.

Larry Page will mehr sein als ein Werbeverkäufer

Anscheinend bin ich nicht der Einzige dem das für Google – und für sich selbst – zu wenig war: Auch Larry Page will mehr sein als ein Werbeverkäufer. Er betont immer wieder wie wichtig es ihm ist die Welt zu verbessern und die Gesellschaft zu verändern. Auch in seiner Ankündigung, Google unter der Dachfirma Alphabet auszugliedern, spricht er von der Aufregung noch ambitioniertere Dinge zu tun und das Leben von so vielen Menschen wie möglich zu verändern.

Interessanterweise bekommen die Gründer Larry Page und Sergey Brin nicht nur die Möglichkeit jetzt wieder viele neue Firmen zu gründen (oder zu kaufen(Twitter anyone?)) und zu versuchen das Leben der Erdenbürger zu verlängern, sondern sie können dabei auch wieder über neue Geschäftsmodelle nachdenken. Ein zweites Google Adsense erfinden. Denn Geschäftsmodelle spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufspaltung der Firmen im neuen Alphabet Konglomerat.

Alphabet Google Konzern - Firmenaufteilung
Die Aufteilung des Alphabet Google Konzerns soweit bislang bekannt

Warum Youtube keine eigene Firma wird

Ich habe mich zunächst sehr gewundert, dass ausgerechnet YouTube nicht als einzelne Firma in Alphabet gelistet wird, sondern weiterhin Teil von Google bleiben soll. Es sind zwar noch nicht alle Details bekannt, welche Produkte ausgegliedert werden, aber Android, Google Maps und eben YouTube bleiben Teil von Google.

Dabei ist YouTube sicherlich das Produkt, das bei Konsumenten unabhängig von Google am bekanntesten ist. Zunächst dachte ich, dass man so verstecken will, dass YouTube alleine noch immer nicht profitabel ist und weiterhin Zuschuss von der Google-Mutter braucht.

Ein anderer Ansatz ergibt aber mehr Sinn. Wie Ben Thompson bemerkt, verläuft die bisher bekannte Trennung zwischen den Firmen innerhalb von Alphabet anhand derer die sich über Werbung finanzieren und solchen, die andere Geschäftsmodelle verfolgen. Alles was Geld über Werbung verdient bleibt Teil von Google. Alles andere ist frei sich neue Einnahmequellen zu suchen.

Und YouTube finanziert sich eben in erster Linie über Werbeeinnahmen, insofern ist es sicher sinnvoll das gesamte Know-How zur Werbevermarktung in einer Firma zu belassen und so höhere Synergie-Effekte zu erzielen. Update: Matthew Ingram hat bei Fortune ebenfalls ein paar Gründe gesammelt, weshalb YouTube Teil von Google bleibt. Interessant finde ich noch den Hinweis, dass YouTube selbst auch zu einem Großteil auf Suchtechnologie beruht, YouTube ist schließlich die zweitwichtigste Suchmaschine der Welt. Ingram hält die Theorie mit den ähnlichen Geschäftsmodellen aber auch für die plausibelste. Auch die GoogleAdsense Einheit bleibt dieser Logik folgend natürlich Teil von Google.

Google verlangt jetzt auch Geld für Produkte

Unabhängig agieren zum Beispiel Calico, die sich um Gesundheitsforschung bemühen oder die Investitionsfirmen Google Capital und Google Ventures, die auf ganz andere Weise wirtschaften.

Prominentestes Beispiel, wie Unabhängigkeit von Google funktioniert, ist bislang wahrscheinlich Nest. Nach dem Aufkauf durch Google wurden Nest als eigene Firma weiterbetrieben und erwirtschaftet seine Einnahmen durch den direkten Verkauf von Heizreglern.

Android bleibt auch Teil von Google

Ein Ausbrecher aus der strengen Trennung nach Erlösmodellen ist Google Play, Googles digitaler Store für Filme Musik und Apps. Schließlich verdient Google hier direkt 30% an jedem Verkauf. Hier lässt sich argumentieren, dass Google Play eng mit Android verknüpft ist und gleichzeitig das mobile Werbebusiness immer wichtiger wird, so dass der Verbleib in der Google Familie essentiell ist.

Gleichzeitig bedeutet es für diverse Projekte, die aus dem Forschungslabor Google X herausfallen, dass sie neue Wege finden müssen selbst Einnahmen zu erwirtschaften.

Ein Beispiel ist Google Fiber, die ebenfalls als eigene Firma in Alphabet gelistet werden. Mit Fiber hat man es geschafft in jedem Markt, den man betreten hat, große Welle unter den Internetprovidern zu schlagen. Und natürlich verlangt hier Google auch direkt Geld von seinen Kunden.

Alphabet Google Self Driving Car
Das Alphabet Google selbstfahrende Auto

Alphabet: Eine Firma für Heißluftballons und selbstfahrende Autos

Die Frage ist was mit anderen Moonshot Projekten ist. Zum Beispiel Google Loon, das Projekt bei dem Heißluftballons so eingesetzt werden, dass auch entlegene Ecken mit Internet versorgt werden können. Bislang herrschte häufig die Annahme, dass Google all das nur tut, um mehr Leute online zu bringen, dadurch mehr Leute an ihre Suchmaschine heranführt und so wiederum auf mehr Einnahmen hofft. Nun würde sich wahrscheinlich anbieten, Google Loon als Teil von Google Fiber zu betreiben und tatsächlich einfach Geld zu verlangen. Vielleicht ist die Zeit vorbei in der uns Google gratis mit neuen Produkten wie Google Maps, der eigenen Office-Suite Google Docs und GMail versorgt.

Natürlich muss man noch ein bisschen abwarten wie genau die endgültige Struktur von Alphabet aussehen wird. Aber die Öffnung und Ausgliederung in unterschiedliche Geschäftsmodelle zeigt, dass wir für das selbstfahrende Auto von Google vermutlich nicht nur mit unseren Daten bezahlen werden, sondern zusätzlich auch hart verdiente Euros auf den Tisch legen müssen.

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Creative Commons Lizenzvertrag
NMM00: Google, Alphabet & das Business ABC von Jannis Kucharz ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz.
Beruht auf dem Werk unter http://netzfeuilleton.de/alphabet-google-konzern-geld/.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://netzfeuilleton.de/kontakt/ erhalten.

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Der YouTube Goldrausch ist vorbei

Während YouTube gerade erst im Mainstream ankommt, ist die große Goldgräber Stimmung eigentlich schon wieder vorbei. Während viele überrascht sind, dass sich mit YouTube überhaupt Geld verdienen lässt, tun sich die YouTube-Stars genau damit immer schwerer. Denn das Partnerprogramm, das YouTube anbietet reicht längst nicht mehr. Während das Partnerprogramm früher noch exklusiv und das Ziel eines jeden aufstrebenden YouTubers war, steht es heute fast jedem mit einigen hundert Klicks offen seine Videos auch monetarisieren zu lassen. Wie Bertram Gugel schon aufgeschrieben hat, hat diese immense Vergrößerung des Inventars erhebliche Auswirkungen: Die Anzeigenpreise fallen in den Keller.

Während YouTube selbst durch das steigende Volumen natürlich mehr Geld einnimmt, sieht es für den einzelnen YouTube-Star anders aus. Der muss in den meisten Fällen 45% der Einnahmen an YouTube abgeben, immer mehr YouTuber sind inzwischen aber auch in Netzwerken organisiert. Diese versprechen auf der einen Seite zwar bessere Vermarktung, wollen dafür aber auch ein weiteres Stück vom Kuchen. Die New York Times schrieb erst vor kurzem auf, wie die Schwierigkeiten der Finanzierung zunehmen und das Versprechen- jeden mit einer Webcam reich werden zu lassen- verschwindet.  Das YouTube Geschätsmodell geht für den einzelnen YouTuber kaum noch auf.

Viele der von YouTube als Original-Channels geförderten Kanäle laufen nicht wirklich. Der einst sensationell gestartete Comedy-Kanal Ponk verliert so schnell Abonnenten, wie kaum ein zweiter. Auch viele andere Kanäle wurden nicht fortgesetzt. So haben sie zwar neue Produzenten, wie Endemol, auf die Plattform geholt, aber diese können ihre Produktionskosten auch nicht nur mit Pre-Roll-Ads decken. Deswegen haben sich immer mehr Kreative neue YouTube Geschäftsmodelle gesucht.

Neue YouTube Geschäftsmodelle

Product Placement & Schleichwerbung

Eines der lukrativsten Geschäftsmodelle hat es gerade erst groß unter den Stichwort Schleichwerbung, in die Presse gekommen.  Product Placement, ist eine gängige Praxis bei größeren und mittleren YouTubern. Interessant für die Videoschaffenden ist vor allem, dass sie von diesen Einnahmen keine Prozente an YouTube abführen müssen. Zwar hat YouTube beim Upload unter jedem Video eine Schaltfläche mit “Dieses Video enthält bezahlte Produktplatzierungen”, welche aber bislang noch keine Auswirkungen hat. Auch die Werbetreibenden sind wohl sehr interessiert, die junge Zielgruppe so direkt und teilweise versteckt über diese Empfehlungen zu erreichen. Inzwischen hat das Netzwerk Mediakraft, das vor allem in der Kritik stand, sich eine eindeutige Regelung für die Kennzeichnung von Produktplatzierungen gegeben.
Das Modell blüht, da es auch direkt auf YouTube in den Videos stattfindet und weitere dritte Plattform benötigt. Außerdem werden immer mehr Firmen auf YouTube und die direkte Zielgruppe aufmerksam, hier sind derzeit wachsende Summen unterwegs. Spannend wird, ob es hier eine gesetzliche Regelung geben wird oder ob YouTube irgendwann einschreitet, weil sie nicht möchten, dass auf ihrer Plattform an ihnen vorbei Geld verdient wird. An manchen Stellen ist YouTube auch durchaus vermittelnd tätig und stellt Kontakt zwischen Firmen und Netzwerken oder großen YouTubern her. In wiefern Sie dafür Prozente kassieren, weiß ich nicht.

Singles & Musik

Aber es gibt auch viele Geschäftsmodelle, die die Plattform verlassen oder nur teilweise nutzen. Zum Einen wäre da die Musik. Führend ist da die deutsche Gruppe Y-Titty, die inzwischen auf Tour geht und ihr eigenes Album veröffentlicht hat. Wann immer eine neue Single ansteht, flehen sie ihre Fans an, den Song zu kaufen um möglichst hoch in die Charts einzusteigen. Bislang mit Erfolg- mit allen 5 Singles waren sie bislang in der Top 50, mit “Halt dein Maul” in Deutschland auf Platz 5. Das Album kletterte sogar auf Platz 3. Längst haben auch andere Stars ihre eigenen Singles veröffentlicht: DieLochis, ApeCrime und DieAussenseiter. Letztere und Y-Titty haben auch schon eigene Bücher veröffentlicht.

Crowdfunding & Patreon

Wie viele Medienschaffende haben auch YouTuber Crowdfunding für sich entdeckt. Freddie Wong hat bereits drei Staffeln seiner Serie VGHS mithilfe von Crowdfunding finanziert. Für Staffel drei sammelte er fast 900.000 Dollar ein. Auch viele YouTube-Musiker setzen auf Crowdfunding und lassen sich beispielsweise über Indiegogo ihre Albumaufnahmen finanzieren.

Ein relatives neues Modell ist Patreon. Dahinter steckt der YouTuber Jack Conte. Patreon ist eine Art Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X S. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren. Auf der anderen Seite kann der Künstler bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören bislang CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Oder auch der Accapella-Künstler Smooth McGroove, der für 5$ Zugang zu einem speziellen Blog gewährt.
Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.

YouTube wird ausgeklammert

Immer mehr YouTuber haben sich mittlerweile also nach neuen und ergänzenden Geschäftsmodellen umgeschaut. Vieles davon geht in die Richtung von Starvermarktung und Merchandising, aber es sind auch ganz neue Ansätze darunter, wie Patreon. Eines haben die Modelle jedoch gemeinsam: Sie alle klammern YouTube aus dem Umsatz aus. Viele Umsätze finden nicht einmal auf der Plattform statt und dementsprechend bekommt YouTube auch keine Prozente. Natürlich verzichtet bislang noch kaum einer auf die von YouTube eingespielte Werbung und so kommt YouTube noch an ihr Geld. Aber die Plattform sollte sich durchaus Gedanken machen, wie es ihre Creator auch finanziell wieder besser fördern kann. Vor allem wenn die Plattform tatsächlich langfristig dem Fernsehen Konkurrenz machen will. Denn dass ein YouTube-Kanal “House of Cards” oder “Game of Thrones” produzieren und finanzieren könnte, scheint momentan unmöglich.

Mehr dazu, wie YouTube darauf reagiert, demnächst. Vielleicht schon morgen.

Dieser Artikel erschien fast genauso zuerst im TV 2.0-Blog

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