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Flattr: Die Dankbarkeits-Ökonomie

Ja, es funktioniert: Als zum ersten Mal eine kleine eins in dem orange-grünen Button stand, fühlte ich mich tatsächlich geschmeichelt.

Schmeicheln auf Englisch heißt  to flatter und Flattr ist ein neuer Micropaymentdienst, der zur Zeit einiges an Erfolg verspricht. Er funktionert so: Man legt eine monatliche Summe fest, die man ausgeben möchte. Das sind z.Z mindestens 2€ und maximal 20€. Dann klickt man den Monat über auf alle Flattr-Buttons, die einem begegnen und am Ende wird der Betrag (z.B. die 20€) durch alle geteilt. Gleichzeitig kann man auch selbst, wie oben erwähnt, geflattered werden.

Wird es sich Durchsetzen?

Dabei ist interessant, dass beide Wege funktionieren. Auch ich konnte, als mein Konto eingerichtet war, es kaum erwarten endlich tollen Projekten meine Wertschätzung zu zeigen. Hier  zeigen sich noch ein paar offene Fragen oder Probleme im Bezug auf Flattr:

Erstens die bislang mangelnde Verbreitung. Das scheint aber ein in erster Linie temporäres Problem, denn momentan befindet sich Flattr noch in einer Art closed Beta, bei der man nur mit einem Einladungscode hineinkommt. Das momentane Invite-Betteln auf Twitter erinnert an Google-Wave Zeiten ((Ich hätte da noch ein paar Invites, if anyones interested?)). Die Frage ist jedoch, ob auch nach Stadium 1.0 eine weitreichende Abdeckung erreicht werden kann. Vor allem insofern, dass nicht nur Menschen die selbst Inhalte anbieten sich einen Account zu legen (Denn selbst flattern ist Vorraussetzung um geflattered zu werden), sondern ob auch „reines Publikum“, sofern es das im Web2.0 noch gibt, bereit ist zu bezahlen? Nun diese Frage steht aktuell – Stichwort Paid Content – sowieso zur Diskussion.

Wer profitiert?

Die zweite Frage ist, und sie hängt mit der ersten zusammen, ob daraus ein echtes wirtschaftliches Modell für Inhalteanbieter erwachsen kann. Wer wird von den Flattr-Beträgen profitieren? Und erreichen sie eine relevante Größe? Natürlich ist anzunehmen, dass vor allem große Inhalteanbieter ((Ich sage mit Absicht nicht A-Blogs)) profitieren können. Dann wäre zu kritisieren, dass Flattr als eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben funktioniert.

Auf der anderen Seite ist zu hoffen, dass nun aufwendiger erstellte Inhalte mehr zurückbekommen. Um es beim Namen zu nennen: Bislang konnten Tumble-Blogs schnell groß werden, weil sie mehrere Fundstücke am Tag posteten, die sich bei  Qualität schnell verbreiteten und entsprechend Backlinks generierten. Tiefe Analysen tun sich da schwerer in der Verbreitung. Nun ergibt sich die Chance, das sie dies auf anderem Wege zurückerhalten, nämlich das Menschen eher bereit sind für originäre Erzeugnisse zu bezahlen, weil sie ahnen, wie viel mehr Arbeit dahinter steckt.

Flattr: Das neue „Gefällt mir“?

Die dritte Frage ist, wie sehr wird sich Flattr in den Alltag der Nutzer integrieren und hier tut Flattr schon einiges, um es den Nutzern so angenehm wie möglich zu machen. Einmal eingeloggt kann ich auf allen Seiten einfach den Flattr-Button klicken und gleichzeitig wird man durch das oben besprochene Teilungsprinzip von dem Gedanken gelöst „Ich gebe dem jetzt grade 2€ dafür.“, schließlich weiß man ja zum Zeitpunkt des flatterns noch nicht, wieviele Beitrage man bis Ende des Monats noch so wertschätzt, also durch wieviele das Budget am Ende geteilt wird. Wenn es gut läuft könnte Flattr dadurch zum neuen „Gefällt mir“ werden. Sollte es das schaffen, wäre wohl durchaus bewiesen, dass Menschen bereit sind für Inhalte etwas zurück zu geben.

Ein wertvolles Dankeschön

Dabei sollten man auf keinen Fall den Fehler machen, das ganze nur auf Blogs zu begrenzen. Flattr sieht sich als Zahlungsmittel für allerlei Inhalte: Von Videos über Bilder bis zur Musik. Und hier liegt auch die Chance für die Verbreitung: Einfach die Dankbarkeit an die Urheber. Als Fan eines Projektes bin ich gewillt dem Macher irgendetwas zurückzugeben. Mit Flattr ergibt sich nun die Chance, nicht gleich mehrstellige Beträge spenden zu müssen, sondern sein Danke einfach etwas aufzuwerten, im wahrsten Sinne des Wortes zu zeigen: „Hey, was du machst ist mir etwas wert!“. Wobei auch ein aufrichtiges, echtes Danke unglaublich viel Wert sein kann.

7 Invites zu verschenken

Wie oben erwähnt befindet sich Flattr noch in einer closed Beta. Jeder kann sich zur Zeit auf der Homepage mit seiner E-Mail Adresse eintragen und darauf warten einen Code zugesendet zu bekommen. Die Alternative gibt es hier: 7 Codes haben wir zu vergeben. Was ihr dafür tun müsst? Ganz einfach folgende  Nachricht twittern:

„Bringt die Dankbarkeits-Ökonomie?“ fragt @netzfeuilleton und verschenkt 7 Invites. http://bit.ly/dankoeko

Oder einen beliebigen anderen Text mit Link zum Artikel und Mention des Accounts @netzfeuilleton. Wenn Ihr mir dann noch folgt erhalten die ersten sieben den Invite-Code per DM.

Was ist eure Erwartung an Flattr? Kann Flattr sich durchsetzen und ein Erlösmodell für jeden Inhalteanbieter werden? Oder bleibt es eine Illusion, dass Menschen freiwillig für etwas bezahlen?

UPDATE: Inzwischen sind alle 7 Invites vergeben. Vielen Dank an alle Teilnehmer und viel Spaß beim umherflattern. Allen anderen sei empfohlen einfach bei flattr.com ihre eMail-Adresse einzugeben, inzwischen gehen die Einladungen von dort wirklich in Rekordzeit raus. Eine Alternative ist noch auf Twitter einfach mal nach #Flattr zu suchen, dort findet man auch einige Nutzer, die noch Invites rausgeben. Den Post dürft ihr natürlich weiterhin retweeten. ;)

Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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25 Antworten auf „Flattr: Die Dankbarkeits-Ökonomie“

Meine derzeitige Meinung ist: Es ist eine großartige Grundidee, an der aber wahrscheinlich noch sehr viel zu verändern ist. Ein kleines Beispiel sei nur die Vorgabe, dass man selber Bloggen muss, bzw. Geld in den Flattr einzahlen muss um andere zu „flattrn“.

Wenn Paypal einen ähnlichen Button mit deutlich geringeren Gebühren einführen würde, dann wäre der Boom um einiges größer und würde wahrscheinlich auch die allgemeine „Denke“ einiger Leser grundsätzlich verändern. Klar bloggen die meisten Leute nicht um Millionör zu werden, allerdings kostet so ein Blog auch meistens etwas. Alleine deswegen wäre es wünschenswert, wenn ab und zu mal ein minimales Dankeschön in Form von ein paar Cents den Besitzer wechseln.

P.S.: Du bist jetzt erstmal mein erstes „Flattr-Opfer“ ;-)

Danke, freut mich.
Ich finde es gerade einen Vorteil, dass man erstmal etwas Einzahlen muss, um selbst etwas bekommen zu können: Das Geben & Nehmen-Prinzip. Aber der Paypal-Gedanke ist nicht verkehrt, vielleicht kaufen die ja irgendwann Flattr?

Eine super Idee.
Der Drive kommt imo daher, dass man über die Flatrate ja „sowieso bezahlt“.
Dann tut der einzelne Klick nicht mehr weh.

Ich kann mir schon vorstellen, dass es auch reine Publikumsuser gibt. Wobei es im Web2.0 ja schwer ist, „nur Publikum“ zu sein.

Hoffen wir, dass sich Flattr durchsetzt und tatsächlich das neue „Gefällt mir!“ wird. Nur dass diesmal alle was davon haben.

PS: Du bist auch mein erstes Opfer :-D

Ich finde flattr auch eine sehr reizvolle Idee und vor allem eine Alternative dazu, Blogs oder Websites durch Reklame oder PR-Sachen (Advertorials) o.ä. zu finanzieren (und in meinen Augen damit zu entwerten).
Dass PayPal da mit drin hängt, ist schade, denn so verdient ein großer Konzern an der ganzen Geschichte mit, und derzeit ja noch mit happigen Gebühren.
Auch meinen ersten „flattr“ hast Du gerade bekommen. :-)

Danke auch an dich. Naja, Paypal hägnt ja nicht direkt mit drin, sonder ist nur der Einzahlungswege, Im Moment der einzig funktionierende (oder könnt ihr auf die Kreditkarten klicken?), aber das kann sich ja noch ändern?!

Du warst auch mein erstes Flattr-Opfer. Da kannst Du ja nur hoffen, dass ich diesen Monat nicht noch über weitere Flattr-Buttons stolpere.

@Paypal: Die Kreditkarten stehen da, weil man mit Paypal auch via Kreditkarte bezahlen kann, denke ich.

Grundsätzlich eine tolle Idee, der ich den größtmöglichen Erfolg wünsche. Die Kernfrage wird aber die Durchdringung der Nutzerschaft sein und da sehe durchaus sehr viel Publikum, die eben nicht zugleich Nutznießer von Flattr sind. Die kritische „Masse“ muss erreicht werden und das so unkompliziert wie möglich vom Procedere her.

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