Werbespot der finnischen Boulevardzeitung „Ilta-Sanomat“ [via: Ostroplog]
Autor: Jannis Schakarian
Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.
Gestern war es so weit: Das ZDF traute sich als erster deutscher Fernsehsender eine Adaption der erfolgreichen Nachrichtencomedy „The Daily Show“ zu senden.
Eine Weltkugel ist keine Nachrichtensendung
So war während er 40-minütigen Sendung das Vorbild aus den USA allgegenwärtig und muss sich deshalb auch einen Vergleich mit dem großen Bruder gefallen lassen. Die Grafiken beispielsweise sind ganz klar von „The Daily Show“ inspiriert, ebenso die kleinen zwischen Trailer, wie beispielsweise das „Battle for Bellevue“. Genauso wie die gesamte Anmutung vom Logo der Weltkugel bis hin zum einsamen Anchorman an seinem Pult.
Die Weltkugel kann man natürlich auch auf die heute-Familie zurückführen, was bis heute erstaunt, dass das ZDF seine seriöse Nachrichtenmarke für eine Satiresendung hergibt.
Ein Oliver Welke ist kein Jon Stewart
Aber zum inhaltlichen. Ein Oliver Welke ist kein Jon Stewart, dass dürfte aber von vornherein klar gewesen sein. Zwar bemüht er sich dessen Stil zu übernehmen, was ihm bei einigen bissigen Sprüchen auch gerne gelingt, aber vor allem die von Stewart berühmte erregte Gestik und Mimik wirkt bei Welke doch stellenweise sehr gestellt und gespielt. Aber ein Oliver Welke ist eben auch vor allem Sportjournalist und dann Comedian und auch wenn er sich im Vorfeld bemühte zu betonen, dass er ja im Nebenfach Politikwissenschaft studiert habe, fehlt ihm doch oft das die satirische Analyse. Beziehungsweise wenn sie aufkommt fällt sie schnell dem nächsten Kalauer zum Opfer.
Ein Oliver Welke ist kein Ingolf Lück
So fühlt man sich zum Beispiel bei der Betrachtung der Wahlplakate fast in die Top10-Rubrik der „Wochenshow“, doch mit dem Titel „der neue Ingolf Lück“ wird man Welke dann doch nicht gerecht. Dazu ist er zu politisch und zu nah am aktuellen Nachrichtengeschehen.
Ein n-tv ist kein FOX News
Das Herz jeder „Daily Show“ sind natürlich auch die Ausschnitte aus Fernsehsendern. Die gelingen auch bei der „heute-show“ durchaus gut.
Auch wenn es im Voraus hieß, man hätte vor allem Ausschnitte aus den Privaten präsentierte sich hier ein anderes Bild: Die Ausschnitte sind vor allem aus den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF, was in erster Linie aber ein Armutszeugnis für die deutschen „Nachrichtensender“ n-tv und N24 ist. Dennoch bleibt der Eindruck, dass die Redaktion teilweise noch durchaus absurdere Äußerungen aus der deutschen Fernsehlandschaft hätte ausmachen können.
Ein Team ist kein Gast
Großes Standbein der Show sind auch die anderen Mitglieder des Teams, zu denen immer wieder geschaltet wird. Auch hier regieren oft die Kalauer, wie zum Beispiel die Schalte zu Dietrich Hollinderbäumer nach Nordkorea, dessen einzige absehbare Pointe darin bestand, dass er in Wahrheit vor einem Hotel in Bali steht. Auch Martina Hill („switch reloaded“), deren Verpflichtung im Vorfeld für Aufmerksamkeit sorgte, muss aufpassen das ihr Witz als Demoskopie Expertin Tina Hausten von „kompetent in Prozent“ nicht zu schnell aufgebraucht ist. Zwar ist die Spielerei mit sinnentleerten Zahlen gekonnt angeprangert, ob sich diese aber auf Dauer trägt?
Genauso wichtig: Das Hopsnehmen der so genannten Experten, für das es Comedian Olaf Schubert ((sein Live-Programm sei an dieser Stelle empfohlen)) gelang den omnipräsenten Finanzexperten Wolfgang Gerke vors Mikrofon zu locken.
Wirklich satirisch wurde es dann mit Ex-TITANIC-Chefrdakteur Martin Sonneborn in die neuen Bundesländer fuhr, um die Leute dort für die Feier von 60 Jahren BRD zu begeistern.
Einen Gast sucht man in der „heute-show“ dagegen bis jetzt vergeblich. Die sind zwar bei der „Daily Show“ regelmäßige Highlights (immerhin gab sich schon Barack Obama die Ehre), aber man darf auch anzweifeln, dass es genügend deutsche Promis gäbe, die sich mit ausreichend Witz und Schlagfertigkeit bissigen Kommentaren aussetzen würden.
Einmal im Monat ist kein „Daily“
So zeigt sich die heute-show als durchaus kurzweilig und sie ist, das wird ihr niemand absprechen, eine Bereicherung für die deutsche Fernsehlandschaft. Sie hat, auch das wird niemand bestreiten, noch Entwicklungspotential nach oben, die entscheidende aber Frage ist, wie soll die geschehen, wenn die Sendung nur einmal im Monat kommt? Das ist das größte Manko der Sendung, denn es entspricht auch nicht der Geschwindigkeit mit der politische Diskurse geführt werden. Ich denke man lässt sich hier einiges entgehen. Auch bei der Onlineabrufbarkeit bleibt man hinter den Ansprüchen zurück. So wird die Seite des ZDF zwar jeden Tag noch schöner, dennoch lässt sich nicht die gesamte Show abrufen, sondern nur einzelne Ausschnitte. ((Mit der oben widerlegten Behauptung man hätte vor allem rechtlich nicht geklärte Ausschnitte aus den Privatsendern)) Wer also die Sendung verpasst hat, dem bleiben die Wiederholungen heute Abend um 20.30 Uhr im ZDF.dokukanal oder am Samstag um 23.50 Uhr bei 3sat.
Oliver Welke hat vorgelegt, nun darf man gespannt sein, was Harald Schmidt im September anders macht.
mehr…
- Deutsche Daily Show mit Oliver Welke!?
- Deutsche Daily Show schon da?!
- Jetzt gibts wieder Schmidt ohne Pocher
- FAZ.net: Ein Schnaps aufs Grundgesetz
- Das Fernsehblog: Erde an ZDF: Die 90er Jahre sind vorbei
- Zeit Blog „Wahlen nach Zahlen“: Oliver Welke, Jon Stewart und Ingolf Lück
In der Parodie von „Du bist Deutschland“ hieß es noch „Du bist pädophil!“. Soweit sind wir heute wirklich. Und noch viel weiter. Die Petition gegen Internetsperren läuft übrigens noch. Mehr Infos dazu hier und hier. Und zum Thema Überwachungtsstaat allgemein hier. [via]
Sitzen 3 Pfarrer aufm See…
Das Nachrichten #8
Nathan „Flutebox“ Lee and Beardyman [via lumma.de]
Während ARD und ZDF noch daran tüfteln und auf sich warten lassen, war das Internet mal wieder schneller.
Coffee and TV hat eine Sendung aufgetan, die einer deutschen Version von Jon Stewart’s Daily Show schon sehr nahekommt: „Das Nachrichten“, gemacht von den Comedians von ONKeL fISCH.
Gut mit dem „daily“ hapert es noch ein wenig, die Show wird nur wöchentlich aktualisiert, aber auch die Entwürfe der Öffentlich-Rechtlichen sehen nur eine wöchentliche, bzw. monatliche Ausstrahlung vor. Dafür läuft das mit der Onlineabrufbarkeit schon prima: die Sendung wird nämlich über Youtube ausgestrahlt.
Auch wenn die Zuschauer zahlen noch recht gering sind, zeigen die Zwei doch, dass es im Grunde möglich ist auch in Deutschland absurde Ausschnitte zu finden und gestikstark zu kommentieren. Und dabei sind die Zwei auch noch erstaunlich oft erstaunlich lustig und skrupellos.
Hier die aktuelle Folge:
Mehr im „Das Nachrichten“ Youtube Channel. Zum Vergleich nochmal das Original: www.thedailyshow.com
[via 6vor9]
Was spielen Kinder? Das was ihnen die Großen vormachen. In Isreal sieht das dann so aus, dass die Kinder statt Räuber und Gendarm Krieg spielen. So auch der 12-jährige Ahmed in Jenin. Mit einer Plastik-Kalaschnikov rennt er durch die Straßen. Dabei gerät er in eine Razzia der israelischen Armee, die die Waffe für echt hält. Schießt. Und den Jungen tödlich am Kopf trifft.
Im Krankenhaus kann nur noch der Hirntod des kleinen Jungen festgestellt werden und der Vater Ismael Khatib steht vor der Entscheidung die Organe seines Sohnes zur Spende frei zugeben.
Der Film „Das Herz von Jenin“ erzählt diese reale Geschichte. Ismael Khatib entscheidet sich für das Leben und rettet so 6 anderen Kindern das Leben. Er entscheidet sich für die Organspende, auch vor dem Hintergrund, dass jüdisch-orthodoxe Kinder ebenfalls unter den Organempfängern sind.
2 Jahre später macht sich Ismael Khatob dann, begleitet von der Kamera, auf eine Reise durch Israel und besucht die Familien der Empfänger.
Der Film weiß zwar nicht immer wessen Geschichte er erzählen will, zeichnet aber so durch eine außergewöhnliche Geschichte ein Bild vom Alltag in dieser krisengeschüttelten Region. Zeigt die tiefe Spaltung die alles durchdringt. Vor allem in der Szene, wenn Ismael Khatib bei eine jüdisch-orthodoxen Familie zu Gast ist.
Doch gleichzeitig macht er klar, welche unglaubliche Hoffnung hier liegt. Hoffnung im Kleinen. Hoffnung auf das, was möglich wäre.
„Das Herz von Jenin“ läuft ab heute in den Kinos.
UPDATE: Spreeblick spricht ebenfalls über den Film.
Werbung im Wandel der Zeit
[via]
ProSiebenSat.1 baut sein Videoportal MyVideo.de aus und bietet auf der Miniclipklitsche nun auch ganze Spielfilme zum Onlinekonsum an.
Wie DWDL meint, macht sich ProSiebenSat.1 dadurch selbst Konkurrenz. Ich denke viel mehr, das man hier konsequent eine Onlinestrategie verfolgt und die eigene Marke stärkt ((Und Stärkung hat diese Marke bitter nötig)).
Zumal die Konkurrenz nicht schläft. Videoload hat mit Videoload free schon ein ähnliches Angebot am Start und auch Microsoft versucht sich mit MSN Movies auf diesem Gebiet.
Das Angebot der Services ähnelt sich dabei stark, so scheint zum Beispiel „American History X“ zum Standardrepertoire zu gehören, auch die Rechte für „Lost in Space“ scheinen nicht allzu schwer zu ergattern. Auf MyVideo gibt es eben auch die in der Überschrift erwähne HipHop-Doku „Status Yo!“.
Dennoch lohnt es sich mal das Angebot zu durchstöbern, wenn die örtliche Videothek mal wieder mit einem der Probleme aufwartet, mit denen einer der oben genannten Anbieter wirbt.
Übrigens gibt es theoretisch auch auf dem großen Bruder Youtube, doch stösst man dabei, wie bei Super Size Me (via) immer wieder auf Probleme mit der Länderfreigabe.((Die natürlich umgangen werden können.))