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Wer vergrault seine Community am schnellsten?

Ausgabe #71

Willkommen beim Streamletter. Hier gibt es einmal die Woche die wichtigsten News aus der Streamingwelt. Egal ob Video, Audio oder Social Media. Wenn du diese Mail weitergeleitet bekommen hast, kannst du den Streamletter hier kostenlos abonnieren. Wenn dir noch

Hi, folgende News habe ich für dich gebuffert.

Stream Video 📼

Wie Casey Neistat seine Videos schneidet

Der Gründer von Patreon hat Casey Neistat in seinem Studio getroffen und geht mit ihm fast Frame für Frame eines seiner Videos durch. Es ist beeindruckend, wie viel Casey nach über 800 Vlogs aus reiner Intuition macht und an welchen Stellen er sich dann doch ganz bewusst ist, warum er was macht und die Kamera wie positioniert – und am Ende sieht es so leicht aus.

Screenforce Days:

Letzte Woche angeteasert, deshalb hier der Vollständigkeit halber: DWDL stellt die Sinnhaftigkeit des Events insgesamt in Frage. Als ich mich in den ProSiebenSat.1 Stream einschaltete, meinte man gerade, die Streamingplattform Joyn den Werbekunden überhaupt erstmal erklären zu müssen. Ansonsten war vor allem von großen Fernsehereignissen die Rede. Ein interessanter Kontrast dazu dieses Interview mit der neuen Chefin der direkten Konkurrenz bei RTL. Inga Leschek erwähnt sehr konsequent und durchgängig RTL+ als Streamingplattform und stellt diese in den Fokus. Kein Wunder, sie kommt ja auch von Netflix.

TUDUM

Apropos, auch Netflix hatte sein hervorragend benanntes TUDUM-Event mit einer Programmvorschau. Angekommen sind davon bei mir: Eine Adaption der hochgelobten SciFi-Bücher von Liu Cixin “3 Body Problem” und im Herbst startet dystopischerweise die Squid-Game-Realityshow auch so, und einen Cast für dessen zweite Staffel gibt es auch.

Stream Audio 🎧

Trevor Noah startet Podcast mit Spotify, aber nicht exklusiv

Jetzt ist klar, was Trevor Noah nach der Daily Show macht: Natürlich einen Podcast. Gemeinsam mit Spotify, aber nicht exklusiv für die Plattform. Strategiewechsel, ich hör dir trampeln.

Spotify-Führungskraft nennt Harry und Meghan »Schwindler«

Harry und Meghan waren damals so ein exklusiver Spotify-Deal, aus dem aber wenig wurde. So wenig, dass Bill Simmons, »Head of Podcast Innovation and Monetization«, die beiden am liebsten »The Fucking Grifters« genannt hätte. Das Wort »grifter« lässt sich mit »Gauner« oder »Schwindler« übersetzen. Bill Simmons lästerte in seinem Podcast noch weiter über die beiden: »Irgendwann muss ich mich mal betrinken und dann von dem Zoom-Gespräch erzählen, das ich mit Harry hatte, um zu versuchen, ihm mit einer Podcast-Idee zu helfen.«

Immer Ärger mit Rogan

Bleiben wir noch kurz bei den Spotify Exclusives, und ich zitiere hier einfach mal die Überschrift von The Verge: »Spotify does nothing as Joe Rogan peddles vaccine misinformation«. Es geht um ein Gespräch zwischen Joe Rogan und dem demokratischen Präsidentschaftskandidatenanwärter Robert F. Kennedy Jr., in dem die beiden munter durch Falschinformationen zu Impfungen pflügen und einen Wissenschaftler persönlich angehen. Spotify wird zitiert, ihnen seien leider die Hände gebunden, weil nicht explizit gesagt wurde, dass die Impfungen »gezielt designed wurden, um Menschen zu töten«.
Währenddessen hat YouTube gerade ein Gespräch zwischen Jordan Peterson und Kennedy Jr. offline genommen.

Stream Social 📱

Reddit-Ceo legt sich mit der falschen Community an: seiner.

Die Shitshow bei Reddit geht immer weiter und für mich wird darin vor allem deutlich, dass der CEO und Gründer seine eigene Community nicht versteht. Viele der Subreddits sind weiter privat, einige haben sich selbst ein NSFW-Label verpasst, sodass Reddit dort keine Werbung platzieren kann, und 3 der größten haben beschlossen, bei sich nur noch Bilder von John Oliver zu veröffentlichen. Reddit droht währenddessen den Mods, sie auszutauschen oder zu sperren. Und eine Hackgruppe erpresst Reddit aufgrund der neuen API-Regeln

Big Trouble in Little Twitch

Kommen wir zum nächsten Netzwerk, das seine Nutzer vergrault: Twitch. Mit einer Anpassung des Revenue-Splits für seine großen Streamer von 70/30 auf 50/50 wurden bereits einige vergrault.

Nun drohten sie zwischenzeitlich auch noch On-Screen-Werbeeinblendungen auf 3% des Screens zu begrenzen.
Das wiederum war für kleinere Streamer eine beliebte Einnahmequelle, um überhaupt den Lifestyle aufrecht erhalten zu können, mehrere Stunden am Tag zu streamen.

Deshalb verlassen nun vermehrt User die Plattform. Diesmal heißt das Ziel nicht YouTube Gaming oder Mixer, sondern Kick. Zuletzt wechselten mit xQc und Amouranth zwei der größten überhaupt zu dem neuen Livestreaming-Dienst. xQc soll einen Deal über insgesamt 100 Millionen Dollar bekommen haben.

Wie Kick sich das leisten kann? Dahinter steckt die Glücksspielindustrie.

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Jannis

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Gelungene Einstiege, Spotify Entlassungen, Zukunft von Pro7Sat1

Ausgabe #70

Willkommen beim streamletter Du verdankst diesen Newsletter einigen aufmunternden Nachfragen bei der re:publica nach dem Motto “Irgendwie kriege ich deinen Newsletter gar nicht mehr ins Postfach…”.

Das war schön und motivierend, mein schönster Moment auf der #rp23 hatte aber mit der Präsentation meines neuen Textabenteuers zu tun. Das erscheint auch bald als eBook, wenn du das mitbekommen willst gibt es dazu auf hastigabenteuer.com eine Mailingliste.

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Folgende News habe ich für dich gebuffert.

Stream Video 🎬

8 Punkte für den gelungenen Video-Einstieg

Jeder der Onlinevideo produziert weiß, entscheidend ist der Einstieg. In „An Introduction to Introductions“ bei Screen Theories beschreibt Ian Edgar gelungene Einführungen. Er erklärt, wie eine gute Einführung das Publikum fesseln, die Stimmung setzen und die Erzählstruktur etablieren kann. Dazu müssen in den ersten Sekunden folgende Fragen beantwortet werden:

  1. Proof Of Promise. “Is it what I thought it would be?”
  2. Appeal. “Why is this good?”
  3. Mechanics. “How is this going to work?”
  4. Value. “What am I going to get from this?”
  5. Scope. “Is this it?”
  6. Quality & Qualifications. “Why should I trust this video?”
  7. Tone. “What’s it going to be like?”
  8. Stakes To Be Resolved. “OK, what happens next?”

Wohin steuerst du ProSiebenSat.1?

Die BamS streute kurz das Gerücht der Konzern könnte die beiden Sender ProSieben und Sat.1 zusammenlegen. Dem widersprach der Konzernsprecher vehement. Spannender fand ich aber einen zweiten Teil des Berichts: “Das Unternehmen plant wohl auch weniger neue Shows zu produzieren, weil diese ein zu großes Budget benötigen. Daher wollen die Unterföhringer mehr auf Fiction setzen, da Serien günstiger zu produzieren seien und beliebig oft wiederholt werden könnten, so die „Bild am Sonntag“.”

Zuletzt waren es aber doch gerade die Shows, vor allem von Joko & Klaas, die es noch schafften einen Einschaltimpuls für das lineare zu schaffen, während es neue Serienstoffs gar nicht leicht haben im TV ein Publikum auf Sendeplätzen aufzubauen.

Dahinter könnte für mich die Abkehr vom lienearen stecken und der Fokus auf das eigene Streamingangebot. Genaueres will Pro7Sat1 bei den Screenforce Days heute und morgen verraten.

Update: Als wäre das nicht genug Aufregung hat gestern Abend auch noch der Vorstand Wolfgang Link in einer Pressemitteilung mitgeteilt den TV-Konzern nach 14 Jahren zu verlassen.

Stream Audio 🎧

Spotify trennt sich von 200 Podcast-Mitarbeiter

Spotify plant den Abbau von 200 Arbeitsplätzen in seiner Podcast-Abteilung. Dieser Schritt kommt ist eine Anpassung der Geschäftsstrategie des Unternehmens. Hinter diesen nackten Zahlen verbirgt sich auch der Abschied des Podcasts Labels Gimlet, dass Spotify für über 200 Millionen $ übernommen hatte, was damals einen neuen Goldrausch im Podcastmarkt auslöste. Aber auch darüberhinaus hat Spotify in den letzten Jahren stark in den Podcast-Bereich investiert, aber das Wachstum und die Monetarisierung der Inhalte sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Unternehmen will sich jetzt auf die rentabelsten Podcasts konzentrieren.

Spotify ist nicht mehr Dick und Doof.

Apropos: LaserLuca und selfiesandra trennen sich von Spotify. Ihr Podcast “Dick&Doof” war als Spotify Original dauerhaft in den Top5 der Spotify Charts. Die beiden Creator wollen den Podcast künftig mit einem anderen Partner weiterführen.

Stream Social 📱

Die Reddit-Community protestiert gegen neue API-Regelungen und Preise, indem zahlreiche Subreddits privat geschaltet werden (#RedditBlackout). Darunter r/funny, r/science und r/gaming, beteiligen sich. Der Protest sollte ursprünglich 48 Stunden dauern, aber viele Moderatoren drohen mit einer unbegrenzten Verlängerung. Gestern Nachmittag war Reddit in der Folge gar nicht zu erreichen. Auslöser war der Konflikt mit der App „Apollo“, die hohe Kosten durch die neuen API-Preise hätte tragen müssen.

Reddit-CEO Steve Huffman reagierte in einem AMA zögerlich und Ausweichend. Für Reddit als Unternehmen ist der Zeitpunkt besonders heikel, weil man kurz vor einem Börsengang steht und dort die eigene Community kapitalisieren wollen.

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Jannis

@netzfeuilleton

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Flimmern & Sehen Kleines Fernsehen

It’s only funny until someone gets bored

Ich hab gestern mal wieder die Simpsons im TV gesehen. Neue Folge. HD-Qualität. Sauber geschliffen die Zeichnungen (wenn man sie denn noch als solche bezeichnen kann), gestochen scharf und brilliant die Farben. Beschimpft mich als fortschrittsfeindlich, aber den neuen Look möchte ich schlicht als „leblos“ zusammenfassen. Keine drastisch überzeichneten Fratzen mehr, keine cartoonesk-überzogene Dynamik in den Bewegungen. Alles fehlerfrei und glattgeharkt wie ein deutscher Schrebergarten. Doch über all diese sterilisierten Oberflächlichkeiten könnte ich gelassen hinwegsehen, gäbe es nicht ein viel schlimmeres Problem: Ich kann einfach nicht mehr drüber lachen! Bestenfalls ein sich schon fast schämendes Schmunzeln, das sich allzu selten durch die in Ernüchterung erstarrten Gesichtsmuskeln kämpft, erinnert daran was diese Serie mal für mich bedeutet hat.

Als ich im ZDF das erste Mal Zeichentrick sah, der mehr war als harmloser Spass der niemandem wehtun wollte. Als die Sendung noch eine charmante Mischung aus Slapstick, liebevoller bis beissend böser Gesellschaftskritik und In-Die-Fresse-Humor war, die wirklich quer durch alle Alters- und Intelligenzschichten begeistern konnte.

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Grade letzteres scheint in den neuen Staffeln irgendwie verpönt zu sein. Die ergehen sich lieber in popkulturellen Querverweisen, baden in Selbstreferenz und hecheln irgendeinem ästhetischen Anspruch hinterher. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Simspons sich inzwischen zu fein sind auch meinen, eher derben Humorgeschmack noch mitzubedienen. Das lieber eine minutenlange, optisch zwar eindrucksvolle, aber für Nichtnerds völlig langweilige Hommage auf irgend einen Medialfetisch einer der Autoren abgefeiert wird, statt mir nen zünftigen „Football in die Leisten“ zu liefern. Man kann es fast ironisch finden, dass gerade das mit Plagiatsvorwürfen bedachte Family Guy eben solche Querverweise am laufendem Band liefert und trotzdem witzig ist.

Mag es noch immer genug alte und neue Fans geben, die auch oder grade den neuen Stil der Simpsons mögen, meine Begeisterung fällt mit jeder neuen Staffel. Dabei bietet die Serie natürlich noch immer gutgemachte Unterhaltung, die ich dem kläglichen Rest des deutschen Fernsehprogramms stets vorziehen werde. Aber schöner wärs, wenn ich mal wieder herzhaft drüber lachen könnte, statt nur noch ne halbe Stunde auf akzeptablem Niveau berieselt zu werden.

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Featured Flimmern & Sehen Gesellschaft

Titten, Forellen und Trophäen

OptimusPrime, unser bisheriger vorallem Buchkritiker, hat Fernsehen geschaut und viel Sex gesehen:

Aufmerksame Leser meines Blogs dürften bei der Themenwahl längst eine eindeutige Tendenz ausgemacht haben. Vermehrt drehte es sich zwar noch um Zwischengeschlechtes, doch meist ebenso sehr um Medienkritik, insbesondere Fernsehkritik. Mein Gespräch mit Ben und Pasu von Mellowvibes, die für den „Deutschlands Vergessene Kinder“-Sampler verantwortlich sind, hat mich allerdings noch einmal darin bestärkt, dass Medien eine unfassbar große Rolle haben. Nicht umsonst rappte Prinz Pi einst „Sex and the City erzieht euch zu Huren“, denn:

Laut einer neuen US-Studie sind Teenager-Schwangerschaften doppelt so wahrscheinlich, wenn Jugendliche im Fernsehen häufig Programme mit sexuellen Inhalten sehen.       (Quelle)

Es ist inzwischen über 2 Jahre her, dass ich einen Beitrag darüber geschrieben habe, was für eine schlechte Entwicklung die immer noch als „Wissenssendung“ beworbene Pro7-Produktion Galileo zu verzeichnen hat. Schon damals kam eine solche Sendung nicht mehr an  der Bestätigung der „Sex sells“-These vorbei und musste sich somit  unbedingt dem Geschmack von Sperma widmen. Besser wurde es auch nicht mit dem darauf folgenden Boom von Reality-Serien, die nicht selten vorgaben, das typische Deutschland zu zeigen. Schön, dass unser Land scheinbar nur aus Prostituierten, Problemkindern und Hartz-Vier-Empfängern besteht. Und während Galileo ständig irgendwelche Saunas und Sport-BHs natürlich immer mit rein wissenschaftlichem Blick getestet hat, bot das Realityshow-Format genügend Freiraum, um einfach zu sagen: Ja ok, hier habt ihr jetzt einfach mal Titten. Beispiel gefällig?

  • „Kleine Brüste, schlechte Mutter“ (16.10.2008)
  • „Busen oder Baustelle“ (20.10.2008)
  • „Neuer Busen, neues Glück“ (24.10.2008)
  • „Meine Schrumpfbrust ruiniert meine Ehe“ (27.10.2008)
  • „Ich arbeite im Bordell für größere Brüste“ (26.11.2008)
  • „Bauch weg, Busen weg, Job her“ (26.11.2008)
  • „Ich bin hässlich und lass mich rundum operieren“ (1.12.2008)
  • „Punk, Piercing und Brust-OP“ (4.12.2008)
    (Quelle)

Und seit 2008 hat sich da nicht viel getan. Zugegeben, Galileo ist auf die Themen „Essen“ und „Wasserrutschen“ umgestiegen, aber ansonsten ist ein Niveau-Anstieg weiterhin kaum zu erkennen. Um Juli dieses Jahres hielt es beispielsweise RTL für notwendig, die erste Intim-Operatorion im Fernsehen übertragen zu müssen. „Der Schnitt im Schritt“, wie web.de so schön titelte. Und weil solche Formate schön viel Quote bringen und durch immer weitere Tabubrüche die Extreme weiter verschoben werden, ist es für öffentlich-rechtliche Sender umso einfacher, auch am Geschäft mit der Ausstrahlung von sexuellen Inhalten teilhaben zu können, indem sie sich in dem mittlerweile breit gefächerten Mittelfeld platzieren. Da kann das ZDF dann unter dem Titel „Sommernachtsfantasien“ inzwischen ganz einfach tendenziell schlüpfrige Inhalte ins Programm schmuggeln, schließlich bleibt einem immer noch die „Guckt doch mal, was RTL macht, und ihr regt euch über Sommernachtsfantasien auf“-Karte.

Kürzlich hat Pro7 dann auch schon totgeglaubte D-Promis reanimiert, um abermals die vollkommen nutzlose und bildungsfreie Sendung „All about Sex – Promis klären auf“ ein weiteres Mal ins Programm zu holen. Untertitel übrigens: „Basiswissen für Sie und Ihn“. Ich habe zwangweise an diesem Fernseherlebnis teilhaben dürfen, als ich – zu meiner Entschuldigung – auf TV Total gewartet habe. Aber diese 10 Minuten haben auch schon vollkommen gereicht. Dass Lorielle London, ehemals Lorenzo, mit der Abkürzung „GV“ nichts anfangen kann – okay. Dass eine mir unbekannte Person etwas von verhakten Piercings von Zunge und Penis erzählt – naaaa gut. Dass der Kommentator dann bei dem Wort „Penis“ ganz empört tut, Warnblinkanlagen erscheinen und die Dame nur in einem ironisch inszenierten Sicherheitstrakt weiter erzählen darf – schon nahezu ein Witz. Zeigt uns aber auch dass Pro7 irgendwie schon weiß, dass das nicht ganz in Ordnung ist, was sie da veranstalten. Die Krönung kommt aber erst durch Ruth Moschners Auftritt beim Thema „Sexpannen“. Ruth Moschner, übrigens keineswegs begleitet von Signalsirenen, erzählt über das Problem, als Frau mit einer tiefgekühlten Forelle zu masturbieren, weil diese dann mit der Zeit beim Selbstbefriedigungsakt tauen würde und dann die Schuppen zu Widerhaken werden. Schön, dass wir das um viertel vor 12 geklärt haben, Frau Moschner. Das gehört nichtmal nachts um 3 ins Fernsehen.

Doch damit nicht genug. Pro7 hatte auch schon den nächsten Streich für Januar geplant. „50 pro Semester“ heißt die Sendung, in der zwei Studenten mit dem Ziel gegeneinander antreten, möglichst schnell mit 50 verschiedenen Frauen zu schlafen. Ein weiterer Tiefpunkt der Niveaulosigkeit. Umgehend wurden Proteste laut.

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte der Zeitung „Passauer Neue Presse“: „Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art moderner Kopfgeldjagd zu Sexobjekten degradiert werden.“     (Quelle)

Die Ankündigung des Formates zog eine der schnellsten Sendetermin-Verschiebungen der Geschichte nach sich. Dennoch: Die Ausstrahlung wurde bisher nur verschoben, keineswegs gestrichen. Und selbst wenn sie gestrichen wird, wird der nächste Tabubruch sicher nicht lange auf sich warten lassen. Ich glaube nicht daran, aber hoffen wir, dass sich die Jungs vom Fernsehen für 2010 ein paar gute Vorsätze gemacht haben.

Dieses Posting erschien ursprünglich im OptimusPrimeTime-Blog auf hiphop.de. Foto: CC Slorp

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Flimmern & Sehen Kleines Fernsehen Musik

The real Slim Shady?

Gestern Abend konnte sich Stefan Raab wieder über internationalen Besuch höchster Berühmtheit freuen. Nachdem bereits am Vortag mit Green Day für viel Furore gesorgt wurde, sollte Eminem diese TvTotal-Woche noch an die Spitze treiben. Doch nicht nur die Einschaltquoten sollten enttäuschen, auch der Auftritt des früheren Großmauls Amerikas zeichnete ein trauriges Bild.

Es ist etwas mehr als vier Jahre her, als Eminem zum wiederholten Mal bei TvTotal eingeladen war. Vorwiegend drehte sich die Unterhaltung um Freificks und Muschis. Das Gesäß der weißen Rapikone durfte auch damals wieder von ganz Deutschland bewundert werden und dabei wirkte nichts inszeniert, sondern so wie die Musik des Gastes: Ungehobelt, direkt und komisch. Während sich Raab auf einen weitere Show dieser Art freute und bereits im anfänglichen Standup über einen Hattrick der Entblößung spekulierte, war Slim Shady nicht wirklich für die alten Späße zu haben. Stattdessen wirkte er müde, völlig von der Rolle und blickte apathisch auf den Studioboden.

Der Beginn wirkte noch vielversprechend – Eminem trug einen Mundschutz als scheinbaren Witz auf die Schweinegrippe. Ähnlich parodierte Raab die neue Hypekrankheit eine Woche zuvor ebenfalls. Doch nach zwei gespielten Niesern wurde auch schon die bewährte Zensurfreiheit im deutschen Fernsehen gelobt, sodass es auf das Vokabular des Gastes hinauslief. Raab versuchte also seinen üblichen Humor zu verdeutlichen und die Legende des Sprechgesangs spielte das Programm leidig mit. Dabei wirkt er wie ein unmotivierter Schüler, der halbherzige Worte wiederholt, um den Lehrer nicht zu einer persönlichen Mitteilung für die Eltern zu zwingen. Ein ausufernder „Franjo Pooth“-Ruf war zunächst ganz witzig, schien aber nicht lustig genug zu sein, sodass schnell zum nächsten Thema übergegangen wurde: Die deutsche Rapszene und die interessierte den amerikanische Superstar nicht wirklich. So quasselte sich Raab über Buschido und Sido den Mund fusselig, wohlmöglich eine Antwort erwartend und versuchte dann die ganze Eskapade mit einem Silbereisen-Witz zu retten. Die Menge lachte, Eminem quälte sich mit einem kurzen Kommentar, so richtig eins draufzusetzen, wollte ihm aber nicht gelingen. Vielleicht wollte er aber auch einfach nicht.

Dabei bot er noch eine Chance an und stellte sich als Angriffsfläche auf, als er sexuelle Selbstbefriedigung für seine vierjährige Abstinenz verantwortlich machte. Doch Raab wollte nicht so wirklich darin einsteigen und interessierte sich lieber für die Drogenprobleme seines Gastes. Der nahm es sarkastisch und versuchte sich in einer Bodybuilderpose zum Beweis seiner Gesundheit, bevor er wohl seine ehrlichste Aussage an diesem Abend traf. „What the fuck am I doing?“, wunderte er sich. Diese aufgedeckte Fassade schien das Publikum nicht wahrzunehmen und auch der letzte fragewürdige Punkt dieses Abends wurde mit großem Applaus begleitet, obwohl auch hier die deutlichste Unlust zu spüren war: Raab überredete Eminem zu einer improvisierten Rapeinlage mit Chachacha-Musik. Ein Versuch diesen Vorschlag zu umgehen, konnte Raab nicht überzeugen. Vielleicht ist das einstige Ausnahmetalent einfach kein Spielverderber, aber diese spontane Aktion schien ihm garnicht zu gefallen. Das wurde auch in seinen kurzen Phrasen deutlich, die der Talkmaster und wohl auch ein großer Teil der Menge nicht ganz verstanden hatten. „I have no idea what I’m doing“ sprach der böse Junge Amerikas da zur flötenden Hawaii-Musik und sein Mittel zur Botschaftsübermittlung schien hier von niemandem wirklich angenommen zu werden. Fast schon tragikomisch wie das Gefühlsventil unweigerlich gestopft zu sein schien.

Entweder Raab ist blind oder er konnte seine Enttäuschung mit diesem prüden Lächeln der Begeisterung fast schon überwinden, denn das was er sich vorgestellt haben muss, ist hier sicherlich nicht eingetreten. Oft heißt es über den deutschen Talkshowhost, dass er langweilig geworden sei. Im Vergleich zu Eminem war er dieses Mal aber ein aufgeweckter Welpe inmitten einer Einschläferung. Denn sein Gast war nicht zufrieden in der Rolle, die er früher wie kein zweiter beherrschen konnte. Sein neues Album trägt den Titel „Relapse“ – ein ironischer Name, wenn man die Medikamentensucht des Rappers verfolgt hat. Seit einigen Jahren war der „Whiteboy“ Schlaftabletten-süchtig und zog sich aus dem Medienrummel zurück. Sein Album „Encore“ zeigte hier die deutliche Billanz einer Person, die mit der Musikbranche nicht mehr viel am Hut hatte. Statt Beef gab es wehmütige Lieder für seine Tochter und abschiedsreife Popdramatik. Mit seinem neuen Album könnte eventuell wieder die alte Form erlangt werden – bisher sieht es aber nicht wirklich dannach aus. Die erste Single „We made you“ ist witzig, kann aber „Just lose it“, „The real slim Shady“ oder „Without me“ nicht annähernd das Wasser reichen. Im Video sieht er zerbrechlich aus, in lethargischer Manier schaut er tiefernst in die Kamera, während Drahtzieher Dr. Dre für den letzten Funken der Marke „Slim Shady“ zu posieren scheint. Der gestrige Liveauftritt kann auch nicht zu den guten gezählt werden. Es ist seltsam, dieses kreative Großmaul, das zurecht als brilliant gelobt wurde, so ausbrennen zu sehen.

Wer sich die Sendung noch einmal anschauen möchte, kann dies hier tun.

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Kleines Fernsehen Netz &

Status Yo! & andere Filme gratis Online

ProSiebenSat.1 baut sein Videoportal MyVideo.de aus und bietet auf der Miniclipklitsche nun auch ganze Spielfilme zum Onlinekonsum an.

Wie DWDL meint, macht sich ProSiebenSat.1 dadurch  selbst Konkurrenz. Ich denke viel mehr, das man hier konsequent eine Onlinestrategie verfolgt und die eigene Marke stärkt ((Und Stärkung hat diese Marke bitter nötig)).

Zumal die Konkurrenz nicht schläft. Videoload hat mit Videoload free schon ein ähnliches Angebot am Start und auch Microsoft versucht sich mit MSN Movies auf diesem Gebiet.

Das Angebot der Services ähnelt sich dabei stark, so scheint zum Beispiel „American History X“ zum Standardrepertoire zu gehören, auch die Rechte für „Lost in Space“ scheinen nicht allzu schwer zu ergattern. Auf MyVideo gibt es eben auch die in der Überschrift erwähne HipHop-Doku „Status Yo!“.

Dennoch lohnt es sich mal das Angebot zu durchstöbern, wenn die örtliche Videothek mal wieder mit einem der Probleme aufwartet, mit denen einer der oben genannten Anbieter wirbt.

Übrigens gibt es theoretisch auch auf dem großen Bruder Youtube, doch stösst man dabei, wie bei Super Size Me (via) immer wieder auf Probleme mit der Länderfreigabe.((Die natürlich umgangen werden können.))

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Weltpremiere auf MyVideo: Eminem mit seiner neuen Single We Made You

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TV Tipp für Samstag, 27.12.

22.40 Uhr, Pro7
Dem Mechaniker Meiks (Bill Paxton) erscheint ein Erzengel und dieser gibt ihm eine Listemit Leuten, die Dämonen sein sollen. Daraufhin zieht Meiks los um diese Dämonen mit Hilfe seine Söhne auszulöschen. „Dämonisch“, ein seht verstörender aber empfehlenswerter Thriller.

22..25 Uhr, BR
Nicht ganz so dämonisch, aber nicht unbedingt besinnlicher geht es im Bayrischen Rundfunk zu. Die zeigen nämlich ein der Doku „Hollywood Gangster“ was den Reiz von Mafia- und Gangsterepen, dem auch ich verfallen bin ausmacht. Und im Anschluss gibt es mit „Casino“ gleich ein solches.

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TV Tipp

TV Tipps für Freitag, 26.12.

Es ist wirklich schwer in diesen Tagen einen TV Tipp zu geben, denn es gibt einfach zu viel!

Um 20.15 Uhr zeigt RTL „Herr der Ringe – Die zwei Türme“, zur gleichen Zeit gibt es auf Pro7 „Shrek“, Sat.1 schickt immerhin nur „Die Wutprobe“ ins Rennen.

Doch auch das ZDF mischt ordentlich mit, und zeigt um 23.30 Uhr den enorm gehypten „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ und der NDR hat um 20.15 Uhr mit „Ein Abend für Lotiot“ auch eine Mindestquotengarantie.

Hinweisen möchte ich aber doch noch auf eine Wiederholung, wer gestern „Children of Men“ verpasst hat, bekommt um 23.40 Uhr, RTL noch eine Chance ((Auch „Leon – Der Profi“ hat um 0.20 Uhr, Sat.1 noch einem zweiten Versuch )).

Auch heute gibt es sicher wieder für jeden was im Fernsehen, wenn er nichts besseres zu tun hat.

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TV Tipp

TV Tipp für Sonntag, 21.12.

20.15 Uhr, Pro7
Pro7 macht einen kleinen Heath Ledger Tag, um 12.20 gibt es „Ritter aus Leidenschaft“ und abends darf er dann als Herzensbrecherlegende „Casanova“ auftreten.

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Featured Flimmern & Sehen Kleines Fernsehen

switch Jahresrückblick, Unterhaltung inbegriffen

Was bin ich froh, dass ich mich, trotz des ambitionierten Medienressorts dieses Blogs, der Berichterstattung über die duellierenden Jahresrückblicke von ZDF und RTL entzogen habe. Das Gähnen war selbst durch die Artikel der Kollegen noch ansteckend, was allerdings nicht an dem Schreibstil derKollegen selbst lag.

Ich hab einfach ZDF RTL sein lassen ((oder so ähnlich)) und bin zu ProSieben. Da gab es nämlich gestern dann den switch reloaded Jahrerückblick.
Auf der Parodieagenda standen die Medienpeinlichkeiten des Jahres und natürlich die Jahresrückblicke selbst. ((Wobei, die gehören ja zu den Peinlichkeiten dazu…))

So eröffneten Kerner und Jauch auch diesen Jahresrückblick, aber gespielt von Peter Nottmeier und Michael Kessler.
Und das Duell (oder die ungünstige Parallelplatzierung der Formate) würde sehr schön thematisiert. Vor allem die entstehende Gästeknappheit. So entschuldigte Jauch z.B. Charlotte Roche, die leider aus Krankheitsgründen nicht hätte kommen können, in Wahrheit saß sie natürlich bei Kerner.

Außerdem gab es einen zusätzliche Jahresrückblicke von Stefan Raab (Max Giermann) und Michael BublathHoecker) (Bernhard analysierte die Jahrerückblicke an sich. Von ihm kommen auch die besten Zitate zum Thema:

Sie blicken zurück, sie schwafeln daher, sie langweilen uns jedes Jahr aufs Neue.

Sie sehen überall die gleiche Spße, sie können also ohne Probleme zwischen zwei Jahresrückblicken hin und her switchen.

Neu waren m.E. die Auftritte von Schmidt & Pocher. Und wenn zuvor viele der Meinung waren Harald Schmidt wäre nicht parodierbar, so hat sie Max Giermann an vielen Stellen Lügen gestraft. Natürlich kam die „Fotzensekretaffäre“ mehrfach zur Sprache und die damit verbundene Klatsche von Schmidt gegen Pocher. So vor allem gekonnt die Struktur der Sendung aufs Korn genommen, als nur die Personen an sich (Die Pocher Parodie fand ich persönlich nicht 100% treffend).

Nicht fehlen durfte natürlich der große Medieneklat um Marcel Reich-Ranicki und Elke Heidenreich.
das führte auch zu einer für Kleinbloggersdorf zu eine, sehr interessanten Side-Kick.
So beschwerte sich gegen Ende Marcel Reich-Ranicki, dass noch nicht ein gescheites Buch vorgekommen sei und wird prompt von Elke Heidenreich mit dem Fernsehlexikon ((Affiliate Link)) von Stefan Niggemeier ausgeknockt. Die Szene gibt es im Fernsehlexikon-Blog auch nochmal in ihrer ganzen Schönheit.

So wurde schön gezeigt, wie wenig wie die großen Shows, dem Anspruch eines Rückblicks gerecht wurden.

Aber wie wurde Herrn Bublath so schön in den Mund gelegt:

Hier zeigt sich, dass beide Jahresrückblicke im Prinzip identisch sind, austauschbar, ja man könnte sogar sagen: egal. Forscher Rätseln seit Jahrzehnten, warum sich der Menschen immerwieder diesem Scheiß aussetzt.

Wer den switch reloaded Jahresrückblick, trotz meiner Empfehlung noch nicht gesehen hat, kann das diese Woche noch auf ProSieben.de nachholen. Und sich dann noch auf die anderen lustigen Jahresrückblicke freuen. Einmal am „Fröhliche Weihnachten mit Anke Engelke & Pastian Pastewka freuen (Freitag, 20.15 Uhr, Sat.1) und  den Satirischen Jahresrückblick des Toll! Teams von Frontal21 (16.12, 23.15, ZDF).

„Danke, dass Sie dabei waren, auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr!“