Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.
Durch einen Fehler in der Produktion erschien meine erste Kolumne in der Allgemeinen Zeitung gleich zweimal. Darin ging es um die Post-Snowden-Ära und wie es ist mit dem Wissen zu leben, überwacht zu werden. Und eigentlich könnte sie noch ein drittes Mal erscheinen, denn seither hat sich nichts geändert.
Über ein Jahr nach den Snowden-Enthüllungen hat sich nichts geändert
Über ein Jahr nach den ersten Snowden Enthüllungen leben wir immer noch mit dem Wissen, überwacht zu werden. Man kann sich die Finger wund schreiben und es tut sich nichts. Einige tun das auch. Sascha Lobo hat seit den Snowden-Enthüllungen jede seiner Kolumnen bei Spiegel Online der Überwachungsdebatte gewidmet, ein weiterer Spiegel Online Redakteur twittert automatisiert wöchentlich seine Artikel zu den Überwachungsprogrammen Prism und Tempora mit den Worten „Immer noch wahr“.
Eben weil sich nichts geändert hat. Daraus spricht eine gewisse Verzweiflung, aber auch Wut.
Wut, dass sich so wenig getan hat. Dass unsere Regierung so wenig tut. Dass sie sich nach einem Jahr mit viel Hin und Her gerade einmal dazu durchgerungen hat, in dem Fall von Merkels Handy-Überwachung zu ermitteln. Währenddessen bleibt die Überwachung von Millionen Bundesbürgern ohne Konsequenzen.
Wut mit ansehen zu müssen, wie ein Überwachungsapparat ausgebaut wird
Es ist diese Wut darüber, dass man zusieht, wie ein Überwachungsapparat ausgebaut wird, der die Tätigkeiten der Stasi mit ihren begrenzten Mitteln fast dilettantisch wirken lässt. Dass unsere Regierung stattdessen sogar akzeptiert, wenn die USA grundsätzliche demokratische Rechte aushebelt.
Und dann bringen auch Sie mich noch zum Verzweifeln, genau Sie lieber Leser. Denn offensichtlich ist einem Großteil der Bürger schlichtweg egal, dass sie digital überwacht werden.
Was, wenn ihre Postkarten gespeichert würden?
So wie Sie es vermutlich zu Recht verwunderlich fänden, wenn ein Geheimdienstmitarbeiter den Inhalt all Ihrer Postkarten speichern würde, akzeptieren Sie es derzeit im Digitalen mit der E-Mail. Dabei gäbe es hier die Möglichkeit sich zu wehren. Eine E-Mail-Verschlüsselung einzurichten ist nicht schwer. Aber selbst wenn ich Ihnen jetzt rate einen anderen SMS-Ersatz als Whats-App herunterzuladen, werden es vermutlich die Wenigsten tun.
Zum Jahrestag der Snowden-Enthüllungen gab es einen Aktionstag, der den Nutzen von Verschlüsselung propagieren sollte. Das Echo war verhalten. Dabei wäre ein konsequenter Einsatz von verschlüsselter Kommunikation ein wirksamer und vielleicht der einzige Weg, um sich gegen die Überwachung zu wehren. Aber die Wenigsten tun es. Da kann man verzweifeln und wütend werden. Und mir bleibt wohl nicht viel anderes übrig, als mir die Finger wund zu schreiben.
Es gibt eigentlich nichts langweiligeres als dem besten Freund beim Computerspielen zu zusehen. Dennoch habe ich mit 14 ganze Nachmittage damit bestritten. Inzwischen hat das „Anderen beim Computerspielen zusehen“ ein ganz neues Level erreicht. Nicht bei mir, sondern weltweit.
Let’s Plays sind das erfolgreichste YouTube-Genre
Auf Youtube ist der erfolgreichste Künstler PewDiePie mit über 27 Millionen Abonnenten weltweit. In seinen Videos tut er nichts anderes als Videospiele zu spielen und zu kommentieren. Let’s Play („Lass uns spielen“) nennt sich dieses Videogenre. Auch in Deutschland ist der Let´s Player „Gronkh“ einer der absoluten Superstars der Videoplattform. Er hat schon allein 1.000 Videos aufgenommen, wie er sich durch die beliebte Spielewelt von Minecraft bewegt. In dem Spiel bewegt man sich durch eine pixelige Welt und versucht tagsüber aus Klötzen neue Häuser zu bauen und sich nachts vor allerlei Monster zu verstecken.
Als zuletzt der vierte Deutsche Webvideopreis verliehen wurde, gab es natürlich eine eigene Kategorie für diese Spielevideos. Die Zuschauer stimmten ab und der Preis für die besten Let’s Plays ging natürlich an Gronkh mit seinem 1000. Minecraft Let’s Play.
Warum schauen Leute Let’s Plays?
Aber warum schauen junge Leute sich das an? Alex Boerger, Videomarketingexperte aus Mainz, hat eine einfache Erklärung: „Minecraft ist das neue Fußball“.
Beim Fußball rennen zwei Mannschaften über den Rasen, beim Minecraft Let’s Play läuft eine Figur über einen virtuellen, pixeligen Rasen. Beides wird kommentiert und beide Male schauen Millionen zu. Und genau wie aus der eigenen Fußballerfahrung kann das junge Publikum die eigene Computerspielerfahrung anbringen oder sich bei den Profis Tricks abschauen.
Und wie beim Fußball ist die Liveerfahrung natürlich noch besser. Deshalb ist YouTube gerade dabei für 1 Milliarde Dollar den Livestreaming Dienst „Twitch“ zu kaufen, auf dem Computerspiele live übertragen werden.
Minecraft Let’s Plays sind das neue Fußball
Als ich zuletzt meinen Cousin besuchte, schaute der gerade eine Partie Counterstrike auf „Twitch“. Er wusste auch, dass die eine Mannschaft einen Spielerwechsel hatte und ihnen jetzt die wichtigen Kopfschussfähigkeiten des Spielers fehlen würden. Also eigentlich auch wie beim Fußball. Verstanden, warum man das schaut habe ich trotzdem nicht. Aber ich habe auch nie gerne Sport geschaut, sondern mich lieber selbst bewegt. Oder Computer gespielt.
Bild: Screenshot von HuskyMUDKIPZ Dieser Text erschien zuerst als Kolumne in der Allgemeinen Zeitung
(Dylan Matthews, vox.com)
Jonah Peretti hat anscheinend in seiner Studienzeit eine Hausarbeit über Marxismus und den Kapitalismus geschrieben. Rene vermutet jetzt hinter BuzzFeed gleich eine Subversive-Maschinerie, so weit würde ich nicht gehen. Aber das Identitätskonzept das Peretti in seinem Aufsatz entwirft trifft sehr gut auf das zu, was BuzzFeed heute einsetzt: Die Möglichkeit sich durch das Teilen von Inhalten kurzzeitig eine Identität zu geben. Sich zum Beispiel zusammen mit anderen als großer Friends-Fan zu identifzieren und kurze Zeit später wieder als etwas anderes.
(Stefan Wehrmeyer, Annabel Church & Friedrich Lindenberg, newsreadsus.okfn.de)
Nicht nur wir lesen Nachrichtenwebseiten, sondern Nachrichtenwebseiten lesen auch uns. Wann immer wir eine Webseite aufrufen werden über diverse Adserver und Analytics unser Verhalten weitergegeben. Tolles Projekt, dass die Schelte gegen Facebook & Co in ein anderes Licht rückt, denn da werden meine Informationen nur wissentlich an einen Provider weitergegeben.
(Dirk von Gehlen, dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen hat auf geschrieben, wie wichtig es ist, dass die Krautreporter die Frage stellen “Wer will das?”. Inzwischen hat er auch noch aufgeschrieben, dass Sie die Frage leider nicht ganz richtig stellen.+
Die Morgenlinks gibt es in ihrer besten Form im Newsletter.
Während YouTube gerade erst im Mainstream ankommt, ist die große Goldgräber Stimmung eigentlich schon wieder vorbei. Während viele überrascht sind, dass sich mit YouTube überhaupt Geld verdienen lässt, tun sich die YouTube-Stars genau damit immer schwerer. Denn das Partnerprogramm, das YouTube anbietet reicht längst nicht mehr. Während das Partnerprogramm früher noch exklusiv und das Ziel eines jeden aufstrebenden YouTubers war, steht es heute fast jedem mit einigen hundert Klicks offen seine Videos auch monetarisieren zu lassen. Wie Bertram Gugel schon aufgeschrieben hat, hat diese immense Vergrößerung des Inventars erhebliche Auswirkungen: Die Anzeigenpreise fallen in den Keller.
Während YouTube selbst durch das steigende Volumen natürlich mehr Geld einnimmt, sieht es für den einzelnen YouTube-Star anders aus. Der muss in den meisten Fällen 45% der Einnahmen an YouTube abgeben, immer mehr YouTuber sind inzwischen aber auch in Netzwerken organisiert. Diese versprechen auf der einen Seite zwar bessere Vermarktung, wollen dafür aber auch ein weiteres Stück vom Kuchen. Die New York Times schrieb erst vor kurzem auf, wie die Schwierigkeiten der Finanzierung zunehmen und das Versprechen- jeden mit einer Webcam reich werden zu lassen- verschwindet. Das YouTube Geschätsmodell geht für den einzelnen YouTuber kaum noch auf.
Viele der von YouTube als Original-Channels geförderten Kanäle laufen nicht wirklich. Der einst sensationell gestartete Comedy-Kanal Ponk verliert so schnell Abonnenten, wie kaum ein zweiter. Auch viele andere Kanäle wurden nicht fortgesetzt. So haben sie zwar neue Produzenten, wie Endemol, auf die Plattform geholt, aber diese können ihre Produktionskosten auch nicht nur mit Pre-Roll-Ads decken. Deswegen haben sich immer mehr Kreative neue YouTube Geschäftsmodelle gesucht.
Neue YouTube Geschäftsmodelle
Product Placement & Schleichwerbung
Eines der lukrativsten Geschäftsmodelle hat es gerade erst groß unter den Stichwort Schleichwerbung, in die Presse gekommen. Product Placement, ist eine gängige Praxis bei größeren und mittleren YouTubern. Interessant für die Videoschaffenden ist vor allem, dass sie von diesen Einnahmen keine Prozente an YouTube abführen müssen. Zwar hat YouTube beim Upload unter jedem Video eine Schaltfläche mit “Dieses Video enthält bezahlte Produktplatzierungen”, welche aber bislang noch keine Auswirkungen hat. Auch die Werbetreibenden sind wohl sehr interessiert, die junge Zielgruppe so direkt und teilweise versteckt über diese Empfehlungen zu erreichen. Inzwischen hat das Netzwerk Mediakraft, das vor allem in der Kritik stand, sich eine eindeutige Regelung für die Kennzeichnung von Produktplatzierungen gegeben.
Das Modell blüht, da es auch direkt auf YouTube in den Videos stattfindet und weitere dritte Plattform benötigt. Außerdem werden immer mehr Firmen auf YouTube und die direkte Zielgruppe aufmerksam, hier sind derzeit wachsende Summen unterwegs. Spannend wird, ob es hier eine gesetzliche Regelung geben wird oder ob YouTube irgendwann einschreitet, weil sie nicht möchten, dass auf ihrer Plattform an ihnen vorbei Geld verdient wird. An manchen Stellen ist YouTube auch durchaus vermittelnd tätig und stellt Kontakt zwischen Firmen und Netzwerken oder großen YouTubern her. In wiefern Sie dafür Prozente kassieren, weiß ich nicht.
Singles & Musik
Aber es gibt auch viele Geschäftsmodelle, die die Plattform verlassen oder nur teilweise nutzen. Zum Einen wäre da die Musik. Führend ist da die deutsche Gruppe Y-Titty, die inzwischen auf Tour geht und ihr eigenes Album veröffentlicht hat. Wann immer eine neue Single ansteht, flehen sie ihre Fans an, den Song zu kaufen um möglichst hoch in die Charts einzusteigen. Bislang mit Erfolg- mit allen 5 Singles waren sie bislang in der Top 50, mit “Halt dein Maul” in Deutschland auf Platz 5. Das Album kletterte sogar auf Platz 3. Längst haben auch andere Stars ihre eigenen Singles veröffentlicht: DieLochis, ApeCrime und DieAussenseiter. Letztere und Y-Titty haben auch schon eigene Bücher veröffentlicht.
Crowdfunding & Patreon
Wie viele Medienschaffende haben auch YouTuber Crowdfunding für sich entdeckt. Freddie Wong hat bereits drei Staffeln seiner Serie VGHS mithilfe von Crowdfunding finanziert. Für Staffel drei sammelte er fast 900.000 Dollar ein. Auch viele YouTube-Musiker setzen auf Crowdfunding und lassen sich beispielsweise über Indiegogo ihre Albumaufnahmen finanzieren.
Ein relatives neues Modell ist Patreon. Dahinter steckt der YouTuber Jack Conte. Patreon ist eine Art Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X S. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren. Auf der anderen Seite kann der Künstler bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören bislang CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Oder auch der Accapella-Künstler Smooth McGroove, der für 5$ Zugang zu einem speziellen Blog gewährt.
Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.
YouTube wird ausgeklammert
Immer mehr YouTuber haben sich mittlerweile also nach neuen und ergänzenden Geschäftsmodellen umgeschaut. Vieles davon geht in die Richtung von Starvermarktung und Merchandising, aber es sind auch ganz neue Ansätze darunter, wie Patreon. Eines haben die Modelle jedoch gemeinsam: Sie alle klammern YouTube aus dem Umsatz aus. Viele Umsätze finden nicht einmal auf der Plattform statt und dementsprechend bekommt YouTube auch keine Prozente. Natürlich verzichtet bislang noch kaum einer auf die von YouTube eingespielte Werbung und so kommt YouTube noch an ihr Geld. Aber die Plattform sollte sich durchaus Gedanken machen, wie es ihre Creator auch finanziell wieder besser fördern kann. Vor allem wenn die Plattform tatsächlich langfristig dem Fernsehen Konkurrenz machen will. Denn dass ein YouTube-Kanal “House of Cards” oder “Game of Thrones” produzieren und finanzieren könnte, scheint momentan unmöglich.
Mehr dazu, wie YouTube darauf reagiert, demnächst. Vielleicht schon morgen.
John Oliver hat endlich seine eigene Show bekommen. Nachdem er letzten Sommer Jon Stewart bei der „Daily Show“ unfassbar großartig vertreten hat, hat HBO ihm mit „Last Week Tonight“ eine eigene Show gegeben. Leider eben bei HBO, so dass man die Sendung nicht einfach frei im Netz nach schauen kann, sondern sich legalerweise auf die kurzen Schnipsel verlassen muss, die auf YouTube gestellt werden. Das macht meistens Lust auf mehr, seine Pointe zum „Recht auf Vergessen“ war zwar vorhersehbar, aber gleich in der zweiten Sendung hat er sich mit der Todesstrafen auseinandergesetzt und das war schon sehr cool.
Netzneutralität. Oder Preventing Cable Company Fuckery
Diese Woche hat er sich gleich dem nächsten komplexen Thema angenommen: Netzneutralität. Das veruracht normalerweise Gähnen, obwohl es so immens wichtig ist. Und in den USA steht die Netzneutralität gerade enorm unter Beschuss, um mal noch zu untertreiben. Das hat auch John Oliver erkannt und schlägt deshalb vor, das Thema gleich in „Preventing Cable Company Fuckery“ umzubennen. Am Schluss fordert er noch die Kommentatoren zum Handeln auf. Pures Gold, mehr davon!
Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker, die sich so etwas annehmen? Falsch: Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker.
Was macht Edgar Wright zu einem so großartiger Regisseur und Filmemacher? Als ich Scott Pilgrim vs. the World gesehen habe, habe ich ihn am nächsten Morgen direkt noch einmal geguckt. Das habe ich davor nur einmal getan, als ich mich mein Vater mit 15 endlich Matrix anschauen ließ. Bei Hot Fuzz habe ich mehrmals laut aufgelacht und das ist noch nicht mal sein stärkster Film.
Comedy-Filme sind mehr als das Abfilmen von Punchline-Aufsagern
Das Video oben von Tony Zhou erklärt, was Edgar Wrights Filme so großartig macht und so lustig. Er begreift Comedy-Filme als sehr viel mehr, als das reine Abfilmen von Punchline-Aufsagern. Edgar Wright nutzt eben das ganze Medium Film statt nur der Audiospur, um Witze zu erzählen und Pointen zu landen. Wie viele visuelle Gags alleine in Scott Pilgrim vs. the Worldversteckt sind, die einen schmunzeln lassen, wenn man die Referenzen erkennt und trotzdem versteht man den Film auch ohne. Wir innovativ die Optik des Films war, wie perfekt die Musik in die Szenen griff und wie alles dann auch noch mehrere Ebennen hat. Das ist eben gute Unterhaltung, die über Comedy hinaus geht.
Und auch wenn ich Tony Zhous Kritik an vielen der Hollywood-Comedies teile, so hoffe ich doch, dass sie nicht allen seinen Forderungen folgen. Dinge die ins überraschend Bild poppen, können auch schnell langweilig werden. Ich denke, das wäre ein Effekt, der sich schnell abnutzt, wenn er tatsächlich in jedem Hollywoodstreifen auftaucht. Aber sie dürfen natürlich gerne von Edgar Wright lernen, kreativ werden und das Medium Film als das begreifen was es ist: Eine künstlerische Leinwand, die größer ist, als die Leinwand auf der Film am Ende läuft.
[quote_center]Cinema is a matter of what’s in the frame and what’s out. Martin Scorsese[/quote_center]
Dieser Post enthält Amazon-Partnerlinks. Wenn ihr darüber bestellt erhalte ich Prozente.
Nicht nur Journalisten haben Probleme mit dem Geld verdienen im Netz, sondern alle Kreativen stehen vor den selben Herausforderungen. Seien es Zeichner mit Comics im Netz, Musiker, Podcaster oder YouTuber. Denn auch YouTubern fällt es immer schwerer ihre Einnahmen zu monetarisieren, obwohl YouTube die Verdienstmöglichkeiten mit der AdSense -Anbindung eigentlich direkt eingebaut hat. (dazu an anderer Stelle mehr) So ging es auch dem YouTube-Musiker Jack Conte und deshalb erschuf er kurzerhand Patreon.
Wie Patreon funktioniert
Patreon ist eine Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X $. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren.
Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.
Auf der anderen Seite kann der Künstler, ähnlich wie bei Kickstarter & Co., bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören zum Beispiel die YouTuber CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Mittlerweile sammeln sie so über 6.000$ pro Video ein.
Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Tom MErrit hat mit seiner Daily Tech Show als erstes einen zeitlichen Rhytmus festgelegt. Er erhält einfach Geld pro Monat, da dies bei einem täglichen Podcast einfacher ist. Als Start wollte er Patreon nur als zusätzliche Unterstützung zu Sponsoren nutzen, inzwischen sammelt er aber 11.000$ im Monat ein und kann so in einigen Shows auf Werbung verzichten.
Natürlich ließe sich das Modell auch für Blogger oder Journalisten anwenden, die sich dann einfach von ihren Fans pro Artikel bezahlen lassen.
Wäre das für euch ein spannendes Modell?
Regelmäßiges Einkommen für Kreative
Das interessante ist, dass Patreon so einen Weg gefunden hat, wie Kreative im Netz ein regelmäßiges Einkommen generieren können. Dabei sitzen Sie im Sweetspot zwischen Flattr, Kickstarter und einer Paywall. Denn die Inhalte bleiben frei verfügbar, ich verstecke Sie nicht hinter einer Mauer, sondern setze auf meine größten Fans um ihre regelmäßige Produktion zu finanzieren. Die Regelmäßigkeit ist dabei auch der entscheidende Unterschied zu einem klassischen Crowdfunding nach Kickstarter oder Startnext. Denn anstatt einmal für ein großes Projekt zu trommeln, will ich eben das finanzieren, was ich sowieso machen. Und anders als bei Flattr muss ich die Leute nicht immer wieder neu zum Spenden überreden. ZWar hat auch Flattr eine Abo-Funktion, allerdings sind dort die Beträge, durch das Kuchen-Modell, wesentlich kleiner als bei Patreon mit den versprochenen Mehrwerten.
Das coolste Unternehmensvideo
Außerdem hat Patreon wohl mit eines der coolsten Unternehmensvideos:
Google soll vergessen können, hat der europäische Gerichtshof in einem vieldiskutierten Urteil beschlossen. Wir haben dazu eine neue Folge Spundekäs aufgenommen und es ist wirklich nicht einfach alle Aspekte des Themas in nur 3 Minuten unter zubringen.
Zunächst wäre da, dass Google sich nun zum ersten Mal an europäisches Recht halten muss. Das war vorher so noch nicht beschlossen und weiter noch, wenn ich das alles richtig verstehe, auch an die Recht des Landes in dem es agiert. Es kann sich also nicht auf seine irländischen Server zurückziehen und sagen: „Hier ist nichts mit Datenschutz und Steuern zahlen!“.
Der andere Aspekt, der wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekam, ist das Löschen legitimer Funktionen aus dem Suchindex. Denn beim behandelten Fall ging es darum, dass ein Spanier dagegen geklagt hatte, dass der Artikel über die Zwangsversteigerung seines Hauses aus dem Jahr 1998 bei Google auftauchte. Google muss diesen Link jetzt entfernen.
Google entfernt bereits zahlreiche Links aus seinem Suchindex, dabei handelt es sich aber stets um illegale Urheberrechtsverletzungen, Raubkopien etc. Hier ist der hinterlegte Inhalt aber vollkommen legal.
Und da wird es schwierig: Wenn jetzt jeder unliebsame Inhalte über sich aus dem Suchmaschinen Index entfernen kann, wie soll man zu Beispiel als Journalist jemals wieder über eine Person recherchieren? Das Entdecken bestimmter Informationen ist wieder vollkommen dem Zufall überlassen. Das Versprechen Informationen für alle zugänglich zu machen und eben nicht einer Elite, ist gebrochen und hinfällig.
Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass auch Straftaten verjähren und wir in unserer Gesellschaft jedem eine zweite Chance geben wollen. Wie ist das möglich, wenn jemand den eigenen Namen googelt und direkt auf diese unangenehme geschichte stößt? Einmal gibt es natürlich andere Möglichkeiten seinen Namen bei Google besser darstellen zu lassen. In dem man zu Beispiel eigene Präsenzen schafft und versucht möglichst attraktive Inhalte zu erstellen und so die Ergebnisse nach untern zu drängen.
Trotzdem wäre auch das immernoch auffindbar. Aber sind dann nicht eher die Quellenseiten in der Pflicht, als die Suchmaschine, die sie auflistet?
Oder müssen wir uns einfach als Gesellschaft weiter entwickeln, verzeihen lernen und damit leben, dass wir alle mal Fehler machen?
Eure Meinung gerne in der Kommentaren, auch auf Youtube.
Seit Jahren ist im Netz von einer so genannten Kostenloskultur gerade im Bezug auf Journalismus die Rede. Doch die speiste sich nicht dadurch, dass die Leute nicht bereit sind für Inhalte im Netz zu bezahlen, sondern dass es vor allem keine Möglichkeit dafür gab. Nun springen die Verlage langsam auf die Umsetzung von Paid Content Modellen auf und damit kann man auch einen Anstieg der Zahlungsbereitschaft beobachten.
Nachrichten sind ein Vertrauensgut
Das Problem für Nachrichten im Allgemeinen ist dabei, dass ich ihre Güte nicht bewerten kann. Ich kann die Qualität des Produkts nicht bestimmen. Wir kennen insgesamt drei Arten von Gütern: Inspektionsgüter, Erfahrungsgüter und Vertrauensgüter. Bei Inspektionsgütern kann ich die Qualität im Voraus bewerten. Zum Beispiel bei Melonen im Supermarkt kann ich durch Klopfen den Reifegrad ermitteln und mir sicher sein, die richtige zu wählen. Andere Güter kann ich nach der Erfahrung bewerten: Ob das Essen im Restaurant gut war, weiß ich erst hinterher. Und bei der dritten Art Produkte weiß ich nie wirklich, ob sie gut waren. Einige Beratungsleistungen zum Beispiel, da weiß ich hinterher nicht immer ob das der richtige Ratschlag war oder ob eine andere Strategie noch besser gewesen wäre. Vor allem aber gilt das für Journalismus.
Ich weiß nie, ob Journalismus gut ist
Ich kann in den seltensten Fällen selbst überprüfen, ob eine Nachricht richtig ist. Vielleicht fallen mir offensichtliche Fehler auf oder ich kenne mich zufällig in dem Feld aus und kann deshalb den Informationsgrad bewerten. Ich vertraue (zumindest im alten Modell) darauf, dass der Journalist die wichtigsten Nachrichten auswählt. Und seien wir ehrlich, in den meisten Fällen, habe ich noch nicht einmal direkt etwas von der Nachricht. In den meisten Fällen ginge es mir ohne sie sogar genau so gut, wenn nicht sogar besser. Ich kann vielleicht auf der nächsten Cocktailparty mit einem Bonmot glänzen, vielleicht aber auch nicht. Ich vertraue aber in die Arbeit der Journalisten. Ich kann also den Nutzen und die Qualität von Nachrichten in den meisten Fällen nicht überprüfen, deshalb gibt es andere Merkmale, auf die ich mich berufe.
Zum Beispiel Aussehen und Design – Sieht die Seite professionell gemacht aus? Gibt es offensichtliche Fehler? Eine Schlampigkeit an einer Stelle könnte auch auf Ungenauigkeiten an anderer Stelle hinweisen. Ich kann mit anderen Seite vergleichen, die ähnliche Berichte haben und dann entscheiden, welche mir besser gefällt. Ich kann mich nach einem guten Text auch unterhalten fühlen. Deshalb ist Infotainment so erfolgreich. Gute Unterhaltung kann ich im Idealfall sogar an einer körperlichen Reaktion erkennen: Ich lache. Aber gut informiert? Das kann ich mich vielleicht fühlen, sicher sein aber nicht. Denn wenn ich die Information der Nachricht schon vorher kenne, dann war die Nachricht zu lesen verschwendete Zeit.
Vertrauen & Marken sind ungemein wichtig
Deshalb gibt es zwei Dinge die ungemein wichtig sind: Das Vertrauen und die Marke. Ich vertraue zum Beispiel einer großen Zeitung, der Zeitung vor Ort oder einem öffentlich-rechtlichen Sender. Weil ich glaube, dass sie Strukturen geschaffen haben, um ihre Nachrichten zu prüfen. Ich vertraue einer Mitteilung, die unter dem Logo der Süddeutschen erscheint, mehr als dem Artikel auf einem Blog auf den ich gerade zum ersten Mal gestoßen bin. Deshalb ist das Geschwafel von Journalisten als Marken auch nicht unsinnig. Wenn ich es schaffe als Journalist selbst für etwas zu stehen und Vertrauen zu meinem Publikum aufzubauen bin ich auf einmal unabhängig von dem Logo, das über meinem Artikel steht. Im Extremfall kann ich einer Publikation sogar etwas Vertrauensüberschuss abgeben, im Sinne von “Ach, guck mal, der schreibt auch für die, dann kann es ja so verkehrt nicht sein.”. Diese Marken sind also durchaus etwas wert. Den Zugang zu Jornalismus kann man, wenn man sich geschickt anstellt, durchaus verkaufen. Das hat das Zeitungsabo immer getan: Täglicher, bequemer Zugang zu Journalismus.
Journalismus muss etwas anderes verkaufen als Journalismus
Aber da sind wir schon beim Thema: Zugang verkaufen ist etwas anderes als Journalismus verkaufen. Ich muss irgendetwas anderes verkaufen, als den Journalismus selbst, der ist ein schwieriges Produkt. Ich kann also Zugang verkaufen. Zu den Artikel oder eben zu den Personen dahinter, zu einer Community. Zusatzinhalte kann man verkaufen. Wenn ich die Grundgeschichte schon kenne, aber mehr erfahren will, bin ich eventuell bereit dafür etwas auszugeben. Das ist es was Richard Gutjahr gerade zusammen mit Laterpay versucht. Ich kann versuchen ein anderes Format verkaufen: Statt der auf 20 Einzelseiten verteilten Meldungen, ein zusammenhängendes PDF, eBook oder von mir aus auch ePaper.
Und ich kann ein Gefühl verkaufen.
Krautreporter macht viel richtig
Das ist es was Krautreporter und die meisten Crowdfunding Kampagnen, bei denen kein haptisches Produkt am Ende steht, verkaufen. Sie verkaufen ein Gefühl. Krautreporter verkauft den Zugang zur Communtiy. Aber damit ist eben weniger die Kommentarfunktion gemeint, als tatsächlich die Gemeinschaft. Das Gefühl dazuzugehören und die ganze Sache erst ermöglicht zu haben. Stefan Niggemeier zieht in seiner Argumentation für Krautreporter sein eigenes Abonnement für das amerikanische Blog “The Dish” heran, das letztes Jahr auf ein Pay-Modell umgestellt hat:
[quote_box_center]Sullivan hat sich Ende 2013 bei den Abonnenten mir mit den Worten bedankt: „You built that. And we’re incredibly grateful to live in it.“ Schon für das warme Gefühl im Bauch sind 19,99 Dollar im Jahr kein schlechter Deal.[/quote_box_center]
Und Dirk von Gehlen analysiert dieselbe Richtung. Bei Krautreporter geht es nicht um Paid Content, sondern um Paid Kontext
[quote_box_center]“Paid Content ohne Paywall” nennt Stefan Niggemeier das – was ich allerdings für halb falsch halte. Denn Content wird hier gar nicht bezahlt. Was hier bezahlt wird, ist Kontext. Es ist das Dabeisein. [/quote_box_center]
Krautreporter unterstützen
Deshalb glaube ich, dass die Krautreporter mit ihrem Vorhaben einiges richtig machen. Nachdem ich das gesagt habe will ich natürlich auch, dass sie erfolgreich sind. Sonst müsste ich in Zukunft meine Thesen noch wesentlich genauer begründen und kann nicht einfach sagen: Siehe Krautreporter. Wobei sie noch Verbesserungspotential haben, das Dirk von Gehlen ebenfalls anspricht und sich in der Kritik niederschlägt, die in den letzten Tagen geäußert wurde. Jemand hat außerdem geschrieben (finde gerade nicht mehr wer), dass die Gefahr besteht, wenn Krautreporter scheitern sollte, dass diese Art des cowdgefundeten Magazins in Deutschland erstmal wieder für Jahre tot ist. (Falls nicht, werden wir Nachahmer sehen.) Doch selbst auf die Gefahr hin muss man doch froh sein, dass es jemand probiert. Nochmal Niggemeier:
[quote_box_center]Ich glaube aber, dass sich ein Versuch lohnt (und, ehrlich gesagt: auch drei, fünf, elf Versuche), ob es nicht auch anders gehen kann, als es bislang ging.[/quote_box_center]
Das alles sind auch ungefähr die Gedanken, die ich versucht habe in meinem re:publica-Vortrag “Hilfe, die wollen mir Geld geben.” zu äußern. Dass die Session wirklich im Programm stand, kam noch spontaner zu Stande, als das letze Uni-Referat. Danke an Katharina Meyer für die Moderation. Wer also lieber schauen als lesen möchte, bitte sehr:
Wer wöchentlich über die Themen Neues im Journalismus, Geschäftsmodelle und Medien-Unternehmen informiert werden möchte:
David Streit hat mich für seine Reihe „Intervievv“ vor die Kamera gebeten. Also vor meine eigene Kamera. Das Konzept der Sendung ist nämlich, dass David den Befragten eine Reihe von Fragen schickt und diese sich anschließend beim Beantworten selbst aufnehmen.