Wie lebt es sich mit dem Wissen überwacht zu werden? Was man früher im Geschichtsunterricht mit Blick auf die Stasi-Zeit nur schwer nachvollziehen konnte, erleben wir heute alle am eigenem Leib. Und zunächst ändert sich gar nicht so viel. „Heute schon was für die NSA gepostet?“, witzelt man über die eigenen Facebook-Aktivitäten und versteckt hinter diesen Witzen doch nur die eigene Machtlosigkeit. Doch auf zweiter Ebene passiert noch etwas anderes: Langsam überlegt man sich: Was kann ich noch schreiben, was kann ich noch sagen, wenn ich weiß, dass alles im Zweifel gegen mich verwendet wird?
Manche mögen sagen, dass man sich das immer schon hätte überlegen sollen, denn im Prinzip ist alles, was man ins Netz stellt nur einen Klick von privat zu öffentlich entfernt. Aber was aktuell passiert, geht viel weiter. Führt der Urlaub im falschen Land dazu, dass ich auf einer Liste lande, von der nicht weiß, warum sie existiert? Verweigert man mir beim nächsten USA Besuch eventuell die Einreise aufgrund eines kritischen Kommentars? Das ist das wirklich Perfide. Wir alle entwickeln eine Schere im Kopf, die uns nicht mehr so frei kommunizieren lässt, wie vorher. Sollte sich nichts an der massiven Überwachungssituation ändern, haben uns Endwards Snowdens heldenhafte Enthüllungen im ersten Schritt unfreier gemacht als zu vor, weil wir anfangen uns selbst zu zensieren. Das ist einer Demokratie unwürdig.
Dies war meine erste Netzfeuilleton-Kolumne für die Allgemeine Zeitung
8 Antworten auf „Leben in der Post-Snowden-Ära“
[…] my department” dem Ereignis einen Rahmen gab, war der erste Kongress im Jahr Null der Post-Snowden-Ära mottofrei. In der Eröffnungsrede des Jubiläumstreffens erläuterte Tim Pritlove, dass kein Motto […]
[…] my department” dem Ereignis einen Rahmen gab, war der erste Kongress im Jahr Null der Post-Snowden-Ära mottofrei. In der Eröffnungsrede des Jubiläumstreffens erläuterte Tim Pritlove, dass kein Motto […]
[…] meine erste Kolumne in der Allgemeinen Zeitung gleich zweimal. Darin ging es um die Post-Snowden-Ära und wie es ist mit dem Wissen zu leben, überwacht zu werden. Und eigentlich könnte sie […]
[…] richtigen zu treffen. Das alles geschieht allein auf Datensätzen, vermutlich auch denen der NSA. Ein falsches Metadatum kann mir also einen Drohnenbesuch bescheren. Oder die falsche […]
[…] möchten. Überwacht zu werden verändert also unser Verhalten. Wir entwickeln eine Schere im Kopf, verschweigen bestimmte Dinge und überlegen welcher unserer Taten uns verdächtig machen […]
[…] dem Beginn der Snowden Enthüllungen wird uns eine lückenlose Aufklärung versprochen, dessen was die Geheimdienste in unserem […]
[…] Im Juni 2013 trafen Regisseurin Laura Poitras und Journalist Glenn Greenwald den Whistleblower Edward Snowden in seinem Hotelzimmer in Hong Kong. In der acht Tage umfassenden Doku geht es um die heimliche […]
[…] „son-of-a-bitch“ inspirierte Jahre später noch den NSA-Mitarbeiter Edward Snowden. Snowden machte 2013 die anlasslose Massenüberwachung und das Ausspionieren der privatesten Daten von […]