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John Oliver erklärt Netzneutralität. Und es ist großartig.

John Oliver hat endlich seine eigene Show bekommen. Nachdem er letzten Sommer Jon Stewart bei der „Daily Show“ unfassbar großartig vertreten hat, hat HBO ihm mit „Last Week Tonight“ eine eigene Show gegeben. Leider eben bei HBO, so dass man die Sendung nicht einfach frei im Netz nach schauen kann, sondern sich legalerweise auf die kurzen Schnipsel verlassen muss, die auf YouTube gestellt werden. Das macht meistens Lust auf mehr, seine Pointe zum „Recht auf Vergessen“ war zwar vorhersehbar, aber gleich in der zweiten Sendung hat er sich mit der Todesstrafen auseinandergesetzt und das war schon sehr cool.

Netzneutralität. Oder Preventing Cable Company Fuckery

Diese Woche hat er sich gleich dem nächsten komplexen Thema angenommen: Netzneutralität. Das veruracht normalerweise Gähnen, obwohl es so immens wichtig ist. Und in den USA steht die Netzneutralität gerade enorm unter Beschuss, um mal noch zu untertreiben. Das hat auch John Oliver erkannt und schlägt deshalb vor, das Thema gleich in „Preventing Cable Company Fuckery“ umzubennen. Am Schluss fordert er noch die Kommentatoren zum Handeln auf. Pures Gold, mehr davon!

Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker, die sich so etwas annehmen? Falsch: Wo sind eigentlich die deutschen Late Night Talker.

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Netzneutralität & geschenkte Gäule aus Troja

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, sagt der Volksmund. Das wurde schon den Trojanern zum Verhängnis, als sie das geschenkte Holzpferd der Griechen dankend in Empfang nahmen. Denn nicht hinter allen Geschenken stecken gute Absichten. So gehen nun auch Netzbetreiber im Mobilfunk und Internet dazu über den Kunden einige Dienste gratis oder vergünstigt anzubieten. So zählen zum Beispiel bei der Telekom die Daten für den Musikstreamingdienst Spotify nicht mehr in das knapp bemessene Volumen, wenn man den Tarif direkt über sie bucht. Für den Kunden großartig: Endlich reichen die knappen Megabyte des Mobilfunkvertrages bis ans Monatsende oder man kann wenigstens nach der Drossel noch weiter Musik hören.

Die Netzneutralität ist ein Grundprinzip des Internet

Dahinter steckt jedoch die Absicht eines der Grundprinzipien des Internets abzuschaffen: Die Netzneutralität. Unter Netzneutralität versteht man, dass im Netz alle Daten gleich befördert werden, unabhängig davon was sie enthalten oder wer ihr Absender ist. Dieser Grundsatz hat die vielen Möglichkeiten eröffnet, die das Netz heute bietet. Er hat Künstlern erlaubt, ihre Musik auch außerhalb von Labels zu veröffentlichen, Dienste wie YouTube geboren. Er sorgt dafür, dass Sie sich unabhängig informieren können, weil Sie Facebook, meinen Blog und die Webseite dieser Zeitung gleichberechtigt aufrufen können.
Die Abschaffung der Netzneutralität hingegen führt dazu, dass sich nur noch wenige große Unternehmen eine schnelle Datenlieferung zum Nutzer leisten können.

Managed Services: Wer darf auf die Überholspur?

Der Internetprovider verabredet mit dem Unternehmen, dass sein Dienst gegen Bezahlung auch nach einer Drosselung noch schnell gesendet wird oder grundsätzlich bevorzugt wird. Als Nutzer wird man dann von diese Verträgen abhängig. Angenommen es gäbe tatsächlich eines Tages ein soziales Netzwerk mit besserem Datenschutz, dass sich als Alternative zu Facebook positionieren wollte. Um überhaupt eine Chance zu haben müsste es ähnlich lukrative Verträge mit den Internetprovidern aushandeln. Deshalb steht den Providern der Sinn nach Geschenken. Irgendwann wird aber auch mit Geschenken Schluss sein. Im nächsten Schritt könnte auch der Nutzer zur Kasse gebeten werden. Dann gibt es einen Standardinternettarif, hinzukommen aber Zusatzgebühren für bestimmte Dienste. Zum Beispiel für eine ruckelfreie Youtube-Wiedergabe oder ARD-Mediathek. Im selben Schritt würden andere Dienste diskriminiert und langsamer angeboten. Übertragen auf die analoge Welt, wäre das so, als dürfte auf der Autobahn die Überholspur nur noch von BMW-Fahrern benutzt werden.

Bild unter CC-BY-ND 2.0 von Andrew Stawarz
Dieser Text erschien zunächst in meiner 2-wöchtentlichen Kolumne in der Allgemeinen Zeitung.

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#Bloggercamp-Hangout: Netzpolitische Provinz

Nachdem ich am Montag Abend beim Digitalen #Quartett per Hangout zu Gast war, bin ich heute bei #Bloggercamp zu Gast. Der Livestream geht um 18:30 Uhr los und danach gibt es hier die Aufzeichnung:

Moderieren tun das ganze Hannes Schleeh und Gunnar Sohn.

Links über die wir sprechen:

 

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Netz &

Adé Internet-Flatrate und nimm die Netzneutralität gleich mit

Im Mobilfunkbereich haben wir uns mangels Alternativen und mit viel Murren daran gewöhnt, dass die vermeintliche „Internetflat“ nach X MB [ref]Bei mir ist das im Moment 1GB, was mir auch nur in manchen Monaten reicht. Aber offensichtlich ist auch dieser Wert der Telekom schon zu hoch. Bei meiner Vertragsverlängerung (Warum bin ich da geblieben?) musste ich darum kämpfen nicht eine Stufe tiefer auf lächerliche 300 MB zu rutschen.[/ref] vom schnelleren 3G Netz auf Schneckeninternet gedrosselt wird. Das hat so witzige Effekte, dass man unter LTE beispielsweise im Idealfall die volle Geschwindigkeit nur wenige Minuten Nutzen, um dann den Rest des Monats gedrosselt zu sein.

Drosselung auch für den Heimanschluss

Bislang beschränkte sich diese Entwicklung, die sich immer noch Internetflat nennen darf, nur auf den Mobilfunk aber, nach Informationen des Fanboy Podcast, soll die Telekom planen das auch auf Festnetzinternet, bzw. normale DSL-Anschlüsse auszuweiten. So sollen je nach Anschluss nach 75, 200 oder 400 GB Drosselungen einsetzen, aber der Kunde darf natürlich nachbuchen. Besonders absurd ist, dass diese Drosselungen zumindest nach jetzigem Stand auch für die T-Entertain Anschlüsse gelten sollen, deren Hauptwerbeargument ist, dass man darüber so tolle HD-Filme und TV-Sender beziehen kann. Wieviel GB verbraucht denn eine HD-Sendung „Wetten, dass…?“ ? [ref]Ich möchte niemanden animieren, Wetten, dass…? zu schauen, das war nur grade eine der wenigen langen Sendungen im Fernsehen die mir so einfiel. Oder überzieht Lanz gar nicht mehr so viel? Wenn ich es mir überlege, könnte das sogar eine Feature sein, dass man Lanz nicht mehr hochauflösend sehen muss. Aber am Besten man guckt ihn gar nicht.[/ref] Und was passiert dann danach? Krieg ich nur noch SD-Fernsehen?

HD? Das wird teuer!

Aber natürlich sind diese HD Formate genau der Grund für die Einschränkungen, als die Provider Flatrates einführten gab es noch kaum HD-Filme im Netz oder waren noch nicht verbreitet, bzw. machten mit 1000er-DSL [ref]Was war das damals schnell![/ref] keinen Spaß. Heute ist jeder „zweite“ Youtube Clip in 1020p verfügbar und wird fleißig gestreamt. Mit diesem Argument versuchen die Provider natürlich auch diese Einführungen zu rechtfertigen, zuzüglich dem Hinweis, dass sowieso nur wenige Poweruser (lies böse Bittorrent-Filesharer) überhaupt über die angegebenen Limits kommen. Klar ist aber doch, dass die Datenmengen in Zukunft für jeden Einzelnen eher wachsen werden als schrumpfen; Stichwort Cloudcomputing und was wir da heute schon alles machen. Meine Dropbox hat aktuell schon 30 GB, zwar nicht voll belegt, aber würde ich die einmal syncen wäre ja schon bald mein halber Monatstraffic weg. So Überlegungen wie Cloud-Backup etc. sind noch gar nicht drin, oder transferintensive Dienste wie Netflix, sollten wir mal was vergleichbares in Deutschland kriegen. Es ist damit natürlich auch ein Abschied von Netzneutralität, denn hier sind zusätzlich Regeln denkbar. Im Mobilfunkbereich gab man zum Beispiel jüngst den Deal mit Spotify bekannt, dass deren Traffic nicht ins Limit zählen soll. Ähnliches könnte die Telekom natürlich für ihre eigenen Dienste beschließen oder zahlungsbereite Dienstleister. Good Bye echtes Netz.

Und natürlich haben sich die Netzbetreiber irgendwie auch verrechnet. In einem Markt, in dem Unterscheidung zwischen den Produkten allein über Preis funktioniert, sucht man nach ewigem Preiskampf nach Wegen dort endlich wieder raus zu kommen aus all den „All Flat“-Dingern, die ich als Kunde ja eigentlich endlich gerne für alles hätte. [ref]Gut, die SMS Flat bekommt man inzwischen geschenkt, aber das ist ja auch kein Markt mehr.[/ref] Darüber hinaus argumentiert man natürlich auch mit dem Netzausbau, der hinterherhinkt und viel Geld kostet. Aber solange man schon Produkte verkauft, ohne sie tatsächlich anbieten zu können…

Telekom bestätigt Überlegungen DSL zu drosseln

Wer das nun nur für Gerüchte hält lese den Blogpost der Telekom dazu (aktuell Offline), in dem sie zwar sagen „noch nicht“ und „bestehende  Verträge bleiben bestehen“, aber eindeutig sagt „wir denken darüber nach“, was so viel heißt wie „kommt definitiv“.

Was kann man jetzt dagegen tun? Man kann Shitstormartig die Facebook-Seite und den Twitter-Account zuspammen, aber wichtiger ist wohl beim nächsten Abschnitt genau ins Kleingedruckte zu schauen, ob man auch wirklich das bekommt, was die Werbung verspricht. Denn nicht überall wo Flatrate draufsteht, ist auch Flatrate drin.

Bild: Presseservice der Telekom und zeigt den „Highspeedausbau“.

Update: Die Telekom hat tatsächlich damit begonnen die Drosselung in ihre Tarikdtruktur mit aufzunehmen. „Die Nutzung von Entertain wird nicht auf das im Tarif enthaltene Volumen angerechnet.“, also Adé Netzneutralität und mann kann natürlich immer wieder Traffic dazubuchen.

 

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Wie erpressbar ist Google?

Also eines der größten profitablen Webunternehmen weckt Google Begehrlichkeiten und das nicht nur bei deutschen Verlegern. Und so machte jetzt die Meldung die Runde, dass Google, um ein französisches Äquivalent zum Leistungsschutzrecht abzuwenden, 60 Millionen Dollar locker macht. Bei Google gibt man sich natürlich Mühe, dass ganze nicht nach Lösegeldzahlung aussehen zu lassen, man will mit dem „Digital Publishing Innovation Fund“ Verlagen zu mehr Einnahmen mit ihren Onlinegeschäften verhelfen, mit Hilfe von Googles Anzeigentechnik. Ein Internetfeindliches Gesetz ist damit abgewendet, aber zu welchem Preis.

Springer-Lobbyist Christoph Keese hat ausnahmsweise Recht, wenn er darauf hinweist, dass diese Einigung im Gegensatz zu einem Gesetz nur für Google gilt und nicht für andere Aggregatoren. Wenn auch anders als er meint. Denn andere Aggregatoren könnten sich nun ähnlichen Forderungen von Verlagen ausgesetzt sehen. Diese kleineren Aggregatoren haben allerdings nicht die Finanzmacht eines Googles, um sich von solchen Forderungen freizukaufen und ebenso auch nicht die Marktmacht, von Google News, dass für einen großen Teil der Besucherzahlen auf Nachrichtenseiten verantwortlich gemacht werden kann. Hier hätte Verlage also das Druckmittel sich aus diesen Aggregatoren auszuklammern. Verlierer in dem Fall? Kleine alternative Angebote (In Deutschland wird hier stets rivva angeführt) und im Endeffekt der Nutzer, der um Auswahl und kreative Alternative beschnitten wird.

Und noch in einem weiteren Fall ist Google eingeknickt, ebenfalls in Frankreich. „They pay us for the traffic that they send,“ verkündet die France Télécom-Orange stolz und meint Google, die sich wohl darauf eingelassen haben sich für Traffic aus ihrem Hause finanziell erkenntlich zu zeigen. Provider melden sich immer wieder und sagen, dass gerade so HD-Youtube Videos ihre Netze doch sehr belasten würden und in diesem Fall hat Google offenbar eingelenkt. Google und die Netzneutralität sind also schon lange keine besten Freunde mehr, wie auch netzpolitik.org feststellt. Sondern Google hat sich entschlossen sich mit seiner  Finanzkraft Wettbewerbsvorteile zu sichern und die Provider nehmen das dankend an, beziehungsweise fördern und fordern es auch noch. Die Netzneutralität wird also weniger auf der Consumer-Seite abgeschafft, im Sinne von verschiedenen Internet-Paketen, wie: „Wäre doch Schade, wenn deine HD Videos ruckeln, also upgrade jetzt auf HD-Video-Internet für nur 9,99€ mehr im Monat“ (Gibt es auch, bspw. VOIP im Vodafone-Netz). Nein, die Provider gehen zu den Content-Anbietern und sagen, „Wäre doch schade, wenn deine HD-Videos ruckeln die du da verschickst, hol dir jetzt eine Premium-Internet-Leitung für nur 9,9 Millionen € im Jahr“.

Das Google sich auf diese  darauf einlässt ist aber am Ende ein Verlust für den Nutzer, denn andere, kleiner Anbieter mit weniger dickem Geldbeutel werden auf die Forderungen von Verlagen und Providern nicht eingehen können und somit schlechteren Service bieten. So war das Netz nicht gedacht.

TL,DR: Google lässt sich erpressen und schafft damit die Netzneutralität ab. Tut das für den Wettbewerbsvorteile aber gern. (Tweet this)