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Medien Politik

Journalisten, ihr seid unsere Augen!

Vergangene Woche gerieten einige oder schlicht die Medien in die Kritik für die Darstellung des Trauermarsches in Paris. Das meistverbreitete Bild erweckte den Eindruck die Staatschefs aus aller Herren Länder hätten den Gedenkzug durch die französische Hauptstadt angeführt.

Die etwas andere Perspektive

Eine etwas andere Perspektive zeigte, dass sich Merkel & Co. in Wirklichkeit getrennt vom Volk aufgestellt hatten und der übrige Pöbel erst sehr viel später die Straße entlang lief.

Natürlich machte das Aufklärungsbild mit zahlreichen Lügenpresse-Rufen die Runde.

Endlich bekannt – sogar für Wikipedia

So weit, dass Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell, sich genötigt sah in harschem Ton einen Blogbeitrag auf tagesschau.de zu veröffentlichen. Dieser Blogbeitrag führte dazu, dass in seinem Wikipedia Eintrag nun steht:

[quote_box_center]Bekannt wurde Gniffke in den Medien Anfang 2015 durch einen ausfallenden Kommentar, als öffentlich wurde, dass die ARD bei ihrer Berichterstattung zu dem Terroranschlag auf das Redaktionsbüro von Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 verschwiegen hatte, dass das Foto, welches die Staats- und Regierungschefs beim Trauermarsch zeigte, eigentlich in einer Seitenstraße in Paris aufgenommen wurde, und nicht während des eigentlichen Trauermarsches.[/quote_box_center]

Es vor allem der Ton, der vielen an Gniffkes erstem Blogbeitrag aufstieß und so entschuldigte er sich dafür auch in einem zweiten. Mir macht aber eher etwas ganz anderes Gedanken: Das Selbstverständnis, das die tagesschau mit diesem Satz durchblicken ließ:

[quote_box_center]Aber es ist doch so:  Wenn sich Politiker vor eine Kamera stellen, ist das immer eine Inszenierung, jede Pressekonferenz ist eine Inszenierung. [/quote_box_center]

Wie Niggemeier es nannte: Die „Tagesschau“. Wo man schöne Inszenierungen nicht blöd hinterfragt.

Privatvorstellung im Medienzirkus

Natürlich setzen Politiker alles daran, sich in einem möglichst guten Licht zu inszenieren. Und natürlich wird ein Großteil des Zirkus überhaupt nur für die Medien veranstaltet. Aber es ist doch nicht die Aufgabe der Medien bei der Aufführung auch noch zu helfen. Vielmehr sollten Medien eine solche Inszenierung doch möglichst häufig hinterfragen und aufdecken.

Denn ja, jede Pressekonferenz ist eine Inszenierung, aber die meisten Zuschauer waren noch nie auf einer Pressekonferenz und werden es vermutlich auch niemals sein. Die absolute Mehrheit des Publikums weiß also nicht, wie eine Pressekonferenz überhaupt aussieht und was man daran inszenieren kann.

Der Journalist sollte sich doch nicht als Teil der Inszenierung verstehen. Ansonsten muss er sich auch nicht wundern, wenn die eigene Publikation als „Systemmedium“ beschimpft wird. Den in dem Fall wird er tatsächlich, unüberlegt oder nicht, zum Teil der Inszenierung und damit dem System der Politik.

Wie nah sind die Politiker

Natürlich zeigt kein Bild(ausschnitt) die ganze Wahrheit, aber jedes Bild transportiert eine andere Botschaft. Und dabei sollte man sich öfter Fragen: „Cui bono?“ – Wem nutzt diese Darstellung?

Und gerade die beiden Bilder oben, deshalb auch ihre rasante Verbreitung, könnten unterschiedlich nicht sein. Das „inszenierte“ Bild zeigt die Staatschefs, wie sie angeblich den Marsch der Millionen von Paris anführen, wie sie sich (fast schützend) vor die Bevölkerung stellen.

Aus einem leicht veränderten Winkel zeigt sich ein ganz anderes Bild: Eine Gruppe von Politikern unter sich, im wahrsten Sinne des Wortes distanziert vom Volk .

Der Journalist ist das Auge des Publikums

Warum dieser Ausschnitt in der 20 Uhr Tagesschau nicht gezeigt wurde erklärt Gniffke so:

[quote_box_center]In dem Bericht in der Tagesschau um 20Uhr war der Sicherheitsabstand nicht zu sehen, weil er normal ist, weil es diesen Sicherheitsabstand bei jedem Auftritt von so vielen Staatschefs gibt.[/quote_box_center]

Sorry, ich weiß nicht was bei einem Auftritt von so vielen Staatschefs normal ist. Ich war nämlich noch nie bei einem Auftritt von so vielen Staatschef dabei. Deshalb verlasse ich in dem Fall auf Journalisten und Korrespondenten. Sie sollten das Auge des Publikums vor Ort sein. Und ich hoffe, dass dieses Auge möglichst wachsam ist und sich gründlich umschaut.

Titelbild: CC BY-NC-SA 2.0 Jeremy Kunz

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Bewegen & Beschäftigen Medien Netz &

Wir müssen unsere Informationsblase durchstechen

Eigentlich bietet das Netz einen Segen an unendlicher Information. Man kann jederzeit Zeitungen und TV-Sender aus aller Welt verfolgen. Auch zu jeder noch so kleinen Nische findet man noch ein passendes Blog, das bis ins kleinste Detail Entwicklungen und Neuigkeiten bespricht.

In der eignen Meinung ist es bequem

Und natürlich findet man auch jedes Meinungscoleur. Während die großen Medien immer meinungsschwächer geworden sind, um möglichst keine Lesergruppe zu verschrecken, findet sich im Netz mit Sicherheit ein Nachrichtenangebot, das genau der eigenen politischen Linie folgt. Hier lauert aber auch die Falle es sich in der eigenen Meinung bequem zu machen, nur noch Dinge zu konsumieren, die die eigene Weltsicht bestätigen.

Vor allem da die Informationsblase technisch noch verstärkt wird. Eli Pariser hat das vor drei Jahren in seinem Konzept der „Filter Bubble“ erläutert: Basierend auf unserer Suchgeschichte liefert uns Google Ergebnisse, die zu uns passen und Faceboook analyisert mit welchen Statusupdates wir interagieren. So kommt es, dass wir im Internet immer mehr von dem sehen, was uns interessiert und vor allem unserer Sichtweise entspricht. Langfristig führt das allerdings dazu, dass man kaum noch Nachrichten und Meinungen aus anderen politischen Lagern wahrnimmt.

Abschottung ist eine menschliches, kein maschinelles Problem

Inzwischen zeigt sich, dass diese Abschottung in erster Linie kein maschinelles sondern ein menschliches Phänomen ist. Wer die Social Media-Präsenzen und Kommentarspalten von so genannten Mainstreammedien verfolgt, sieht, dass diese durchaus wahrgenommen werden. Hier kommentiert ein wildes Gemenge aus Verschwörungstheoretikern, Pegida-Demonstranten und Afd-Anhängern, die die Medien gerne als System- oder Lügenpresse beschimpfen. Diese Menschen nehmen die Mainstreammedien also noch war, aber nicht mehr ernst. Alles was nicht in das geschlossene eigene Weltbild passt, wird als vermeintliche Propaganda der Nato, CIA oder von Gutmenschen abgelehnt.

Und wenn doch mal etwas zu ihrer engstirnigen Sicht passt, dann wird es nicht etwa als Beweis für die Unabhängigkeit der Medien realisiert, sondern als „Wir haben es ja schon immer gesagt“-Bestätigung. Ironischerweise verfolgen dabei genau diejenigen eine Agenda, die den Medien eine unterstellen: Sie wollen immer wieder ihre eigene Weltsicht bestätigen.

Wir müssen aktiv unsere Informationsblase zerstechen

Deshalb muss man als Nachrichtenkonsument aktiv seine Informationsblase zerstechen. Andere Meinungen wahrnehmen und mehrere Blickwinkel verfolgen. Nur so lässt sich eine fundierte Meinung bilden.
Nur so lässt sich überprüfen ob das eigene Weltbild zumindest noch lose auf der Realität basiert.

Titelbild: CC BY-ND 2.0 Olli Henze

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Gesellschaft Kultur Netz &

Wie die Digitalisierung mein Weihnachten persönlicher macht

Viele folgen dem Vorurteil, die Digitalisierung mache alles unpersönlicher. Alles starren nur noch auf ihr Handy und schauen sich nicht mehr an. Irgendwie ist alles eins und null, nichts mehr analog. Die Haptik fehlt, wenn wir nur noch nach der Cloud greifen.

Digitale Geschenkewelt

Und die Digitalisierung verändert auch was zu Weihnachten unter dem Baum liegt: eReader, Tablet und Smartphone machen viele der klassischen Weihnachtsgeschenke zu einem echten Fauxpas. Eine CD zu verschenken hat seit Spotify und iTunes nur noch wenig Wert. Wer verzweifelt ein Geschenk sucht, kann nicht länger die Abkürzung über das Spiegel-Bestsellerregal nehmen, wenn der Empfänger einen Kindle besitzt. Und auch DVDs und BluRays dienen für jeden mit Netflix oder Amazon Instant Video-Zugang in erster Linie als Staubfänger.

Und während die Verbreitung der digitalen Güter stetig voranschreitet hat bis heute noch niemand einen guten Weg gefunden, um sie so verschenkbar zu machen, dass sie Freude bereiten. Entweder kommen sie in Form einer Gutscheinplastikkarte oder landen zwischen den Spam-Nachrichten einfach im eMail-Postfach des Beschenkten. Keine DVD-Hülle, die als Gesprächsanstoß dient, kein CD-Cover, dass begeistert und kein Klappentext, der dazu auffordert noch unter dem Weihnachtsbaum loslesen zu wollen. Hier kann irgendein findiges Start-Up noch viel Geld verdienen.

DVDs, CDs und Bücher taugen nur noch als Staubfänger

Doch sind wir ehrlich – oft waren diese Geschenk auch nur der bequemste Weg. Das schnelle Last Minute-Geschenk. Und so stelle ich fest, dass gerade meine Weihnachtsgeschenke im Zuge der Digitalisierung eben persönlicher werden. Und das hat ausnahmsweise nicht mit einem Algorithmus zu tun, der das perfekt zugeschnittene Weihnachtsgeschenk anhand von Facebook-Likes und Amazon-Historie bestimmt, sondern viel mehr damit, dass ich nun gezwungen bin mir viel mehr Gedanken machen.

Und so finde ich tendenziell persönlichere Geschenke. Etwas, das sich derjenige tatsächlich gewünscht hat. Eine Kleinigkeit die genau zu ihm passt oder an etwas schönes erinnert. Und im Zweifelsfall verschenke ich einfach das Wertvollste und Persönlichste was ich habe: Meine Zeit. Nichts freut Großeltern und Angehörige wohl mehr. Ich muss nur aufpassen dabei nicht zu viel aufs Handy zu starren.

Bild: CC BY 2.0 William Warby

Mein Amazon Wunschzettel.

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Politik

Geheimdienste außer Kontrolle

Der deutsche Untersuchungsausschuss der NSA-Affäre hat große Angst vor Whistleblowern. Dabei verdankt er seine Existenz dem Whistleblower Edward Snowden. Aber auch den möchte man lieber nicht dabei haben und windet sich ihn als Zeugen einladen zu müssen.

Danke Snowden, aber mach das nicht nochmal!

Noch größere Angst hat man vor Whistleblowern aus den eigenen Reihen. Die Bundesregierung hat nun einzelne Vernehmungen als streng geheim eingestuft. Kanzleramtsminister Peter Altmeier hat öffentlich mit einer Anzeige und Strafverfolgung gedroht, sollten noch einmal sensible Informationen aus dem Ausschuss nach außen gelangen. Diese Absurdität muss man sich mal vor Augen führen: Da setzt man einen Untersuchungsausschuss ein, um aufzuklären, aber nichts davon soll an die Öffentlichkeit.

Geheimdienste Kontrolle, zahnloser als ein Ameisenbär

Leider hat das bei der „Kontrolle“ der Geheimdienste System. Das parlamentarische Kontrollgremium, das normalerweise die geheimdienstlichen Tätigkeiten überwacht, ist zahnloser als ein Ameisenbär. Zwar hat es theoretisch das Recht seine Nase in alle Angelegenheiten der Geheimdienste zu stecken, ist aber praktisch vom Auskunftswillen der Dienste abhängig.

Die Gefahr dabei etwas Brisantes zu erfahren ist in etwa so hoch, wie in der Fußgängerzone von erwähntem Ameisenbär angefallen zu werden. Und sollten sie doch einmal etwas erfahren, ist ihnen nicht gestattet damit an die Öffentlichkeit zu treten.

Dabei sind die Mitarbeiter und Vorsitzenden der Geheimdienste nicht demokratisch gewählt. Sie überdauern im Zweifel die Amtszeiten vieler Politiker und unterliegen keiner öffentlichen Kontrolle.

Geheimdienst Kotrolle: Zahnlos wie ein Ameisenbär

Geheimdienste haben demokratische Prinzipien außer Kraft gesetzt

In Laura Poitras Dokumentation „Citizenfour„, besucht sie neben Edward Snowden auch ein Gerichtsverfahren in den USA. Mit diesem versuchen einige Bürger sich gegen die Überwachung durch ihren Staat zu wehren. Der Staatsvertreter bringt zu seiner Verteidigung an, dass man die Angelegenheit doch besser der Legislative und Exekutive überlassen soll. Als der Richter nachfragt, ob man ihn als Judikative und dritte Gewalt im Staat damit ausschließen möchte, reagiert der Regierungsvertreter ertappt und antwortet ausweichend. So weit sind wir: Die Geheimdienste haben die demokratischen Prinzipien außer Kraft gesetzt, werden nicht kontrolliert und Verfahren finden im Verborgenen statt. Währenddessen können sich die Geheimdienste weiter wie ein Krebsgeschwür unkontrolliert in der Gesellschaft ausbreiten.

Titelbild: BND-Quartier in Berlin, CC BY-NC-SA 2.0 Andreas Levers
B
ild: Ameisenbär im Zoo, CC BY-NC-ND 2.0 zutaten

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Neue Features für Medien auf Facebook: Zielgruppen gezielt ansprechen

Facebook hat angekündigt für Medienunternehmen neue Funktionen freizuschalten und darunter sind einige extrem interessante Neuerungen.

Facebookposts auf Zielgruppen einstellen

So soll es möglich sein die eigenen Posts nochmal auf eine bestimmte Zielgruppe in der eigenen Fanmasse zu begrenzen. Bislang war die Ausrichtung bestimmter Posts anhand von Interessen nur in bezahlten Postings möglich.

Das sind großartige Nachrichten für alle Medien die eine breite Zielgruppe und den general news-Bereich bedienen. Bislang war es schwierig beispielsweise Sportfans und Kulturliebhaber auf einer Seite zufrieden zu stellen, ohne die einen mit dem anderen Thema zu überfrachten. Jetzt kann man am Abend eines Fußballspiels gezielt die Fans mit Informationen versorgen, die sich dafür interessieren.

Facebook Zielgruppen Ansprache anhand von Interessen

Vor allem könnte man nun im Prinzip alle Fans mit ihrem Thema unter einer Dachmarke und Seite ansprechen, anstatt Tausend vertikale Facebookseiten zu gründen und zu managen.

Wie gut das ganze in der Praxis funktioniert muss sich erst noch zeigen, schließlich hängt die Zielgruppe, die man auswählen kann auch davon ab, was die Nutzer in ihrem eigenen Profil als interessen angeben. Und vielleicht haben sie die Medienseite ja geliked, um einen generellen Überblick über die Nachrichtenlage zu bekommen.

Ich höre die Filter-Bubbel-Piekser jedenfalls schon wieder Zeter und Mordia schreien, aus Angst ein Abschottung. Dazu bleibt abzuwarten, wie Facebook die Einschränkungen auf Zielgruppen in seinem Algorithmus bewertet und ausspielt und inwiefern andere singale (Interessiert sich für Kultur, klickt trotzdem abundan Sportmeldungen) berückstichtig.

Posts mit Ablaufdatum

Als zweites sollen Posts mit einem Ablaufdatum versehen werden können. War es bisher nur möglich zu planen wann Beiträge in der Zukunft erscheinen sollen, ist es jetzt auch möglich einzustellen, wann sie verschwinden soll. Ein gutes Mittel für Eilmeldungen, Ankündigungen und Liveevents. Warum soll die Ankündigung zum Schalke Spiel noch online stehen, wenn das Ergebnis längst feststeht?

Vor allem da Facebooks Algorithmus in verschiedenen Timelines auch immer mal wieder stunden- oder tagealte nach oben gespült hat. Hier ist ein Ablaufdatum natürlich ein weiterer Anhaltspunkt für den Algorithmus: Ob er eine zeitkritische Meldung vielleicht schneller verbreitet, zumindest aber wann er damit aufhören sollte.

Smart Publishing

Mit asugewählten Partnern testet Facebook außerdem ein Feature names Smart Publishing, das häufig geteilte Artikel der eigenen Seite in der Timeline der Fans auftauchen lässt, ohne das man sie selbst gezielt teilt. Sehr spannend, wie Facebook hier seine Insights einsetzt.

Offensichtlich weiß Facebook oft besser, was gut funktioniert, als die Medien selbst.

Titelbild: CC-BY Massimo Barbieri
Screenshot: Facebook

Um auf dem laufenden zu bleiben lohnt es sich den morgenlinsk Newsletter zu abonnieren. Da geht es wöchentlich darum wie Social Media die Medien verändert. Und wer sich bis zum 23.12. einträgt kann einen Google Chromecast gewinnen.

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6 Jahre netzfeuilleton.de – Google Chromecast gewinnen

Wow, sechs Jahre ist das netzfeuilleton jetzt alt. Seither begleiten wir den Medienwandel, den Aufstieg von Webvideo und YouTube, den Wandel des Journalismus mit Phänomenen wie BuzzFeed und anderen Start-Ups.

6 Jahre Wandel

Und es macht immer noch großen Spaß. Ich freue mich jetzt schon wieder auf nächstes Jahr, denn ich will noch soviel mit diesem Blog anstellen und machen, habe immer noch zahlreiche Ideen und Projekte im Kopf zu denen ich hoffentlich bald mal komme. Und ein Versprechen aus dem letzten Geburtstagspost steht immer noch aus. Also nächstes Jahr wird sicher wieder toll und dieses war es auch. Mit viel tollem Feedback, zum Beispiel zu dem Facebook-Video Artikel, der Kolumne zum Facebook Algorithmus oder jüngst dem Interview mit Christoph Krachten von Mediakraft.

Wir bin momentan nur ich

Dabei bestreite ich das netzfeuilleton derzeit wieder zum größten Teil alleine. Zwar freuen wir uns über neue Blogs in der Nachbarschaft, wie das Blog meinvorgestern.de zu Vintage-Lifestyle, aber was die Themen hier angeht, versuche ich mein Kopf über Wasser zu halten. Solltest du jetzt Lust haben da mitzumischen und auch ins kalte Wasser zu springen, kannst du dich gerne bei mir melden.

Google Chromecast gewinnen

Aber Geburtstag wäre ja nichts ohne Geschenke. In dem Fall bekomme ich zwar keine (außer jemand will, dann hier), sondern verschenke etwas an euch. Denn ich bin sehr dankbar, dass ihr mir über die Jahre oder vielleicht auch erst seit kurzem die Treue haltet. Als Belohnung lose ich dafür einen Google Chromecast aus, dieser kleine Fernsehstick erlaubt es einem alle möglichen Inhalte von Laptop und Smartphone auf den Fernseher zu streamen. Zum Beispiel die wöchentlichen Videos in unserem morgenlinks-Newsletter. Und das ist auch das Stichwort, denn alles was ihr tun musst, ist unseren Newsletter zu abonnieren. Dazu könnt ihr euch einfach hier in das Formular eintragen.

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Ich lasse das dann bis zum 23.12.2014 offen und werde dann den Zufall entscheiden lassen. Nur der Rechtsweg ist vom Zufall ausgeschlossen. Viel Glück und wenn ihr das noch nicht habt, könnte ihr gerne noch unsere Facebook-Seite liken.

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Von der Versicherung zur Überwachung

Es war nur eine Frage der Zeit. Jetzt, da wir alle Sensoren in der Tasche oder zunehmend am Handgelenk mit uns herumtragen, hat die erste Versicherung angekündigt, dass Kunden, die ihnen ihre Daten zur Verfügung stellen, einen günstigeren Tarif bekommen.

Fitnesstracker & Smartwatches – Ein geschickter Griff nach persönlichen Daten

Das iPhone zählt unsere Schritte, Fitnesstracker und Smartwatches überwachen unsere sportliche Aktivität. Das möchte jetzt die Generali Versicherungsgruppe nutzen. Wer in Zukunft einen gesunden Lebensstil per App nachweisen kann, soll Rabatte und Gutscheine bekommen, ein geschickter Griff nach den persönlichen Daten der Kunden.

Natürlich haben sich Versicherungen schon immer an Daten orientiert, um ihr Risiko zu minimieren. Für einen 20-jähriger Mann ist eine KFZ-Versicherung deutlich teuerer, als für eine 50-jährige Frau. Statistisch rasen 20-jährige Männer einfach lieber, als 50-jährige Frauen. Bisher konnte man auch nicht nachweisen, dass man als 20-jähriger Fahrer nicht unbedingt zu den Rowdys gehört. Bisher basierte das auf rein statistische Daten, die frei nach der Meinungsforscherin Noelle Neumann, etwas über alle als Gruppe aussagen, aber nicht über jeden Einzelnen.

Mittlerweile fangen jedoch auch KFZ-Versicherungen an, günstigere Tarife anzubieten – vorausgesetzt man ist bereit mit Daten aus dem Navi nachzuweisen, dass man sich stets brav an das Tempolimit hält. Damit werden die Daten immer individueller und sagen plötzlich doch etwas über den einzelnen Menschen.

Aus Risikominimierung wird Einzelüberwachung

So geht verloren, was eine Versicherung eigentlich ausmacht: Man verteilt das Risiko auf eine größere Gruppe von Menschen, die gemeinsam dafür einstehen, sobald einer von einem Schadensfall betroffen ist. Dahinter steht das Solidaritätsprinzip. Natürlich wurde dieses von den Versicherungen immer weiter ausgereizt und auf Profit optimiert. Vor allem durch Risikominimierung. Diese ist mittlerweile zu einer Überwachung von Einzelpersonen geworden. Und plötzlich ist man Teil einer Risikogruppe, weil es die Daten im Handy sagen. Dabei erzählen diese Daten immer nur einen Teil der Geschichte.

[quote_center]Handyakku leer? Zehn Euro Zuzahlung.[/quote_center]

Lagen Sie heute wirklich nur faul auf dem Sofa rum oder haben sie bei dem ausführlichen Spaziergang einfach ihr Handy vergessen? Sie sind zum Joggen gegangen, aber nach einem Kilometer war der Akku ihrer Smartwatch bereits leer? Schade, das zählt leider nicht in Ihre persönliche Gesundheitsstatistik, nächsten Monat müssen Sie zehn Euro mehr bezahlen.

Bild: CC-BY 2.0 Jason Howie
H
abe ich zuerst für meine Kolumne in der Allgemeinen Zeitung aufgeschrieben

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Bewegen & Beschäftigen Musik

Wie ein Algorithmus mir half meine Freundin zu gewinnen

Ein Algorithmus hat mir geholfen meine Freundin für mich zu gewinnen. Nein, nicht auf einer der zahlreichen Onlinesinglebörsen, die versprechen aus den halbgelogenen Selbstbeschreibungen psychologische Merkmale abzugleichen und ein Match zu finden. Nein, es war der Musikalgorithmus meines Streamingdienstes.

Mixtape – Zwischen Kunstform und Liebesbeweis

Mixtape - Menschlicher Musik AlgorithmusFrüher™ hat man sich hingesetzt und mühsam Kassetten überspielt, von Hand Cover bemalt.

Während ich in der Oberstufe war, wurde das schon wesentlich einfacher: Man zog sich die Musik aus dem CD-Regal auf den Rechner und konnte dann einfach aus der digitalen Bibliothek die Songs wieder auf eine CD brennen. Natürlich hat man auch dabei eine enorme Sorgfalt beweisen müssen, welche Titel in welcher Reihenfolge gespielt werden.

Dann kam das Zeitalter der MP3-Player. Damit verschwanden die CD-Regale. Die eigene Musikkollektion wurde nicht mehr im Zimmer ausgestellt, sondern verschwand als Dateiensammlung auf dem Handy.

Musik – Aus dem Regal in die Hosentasche

Dabei gibt es kaum etwas interessanteres als in eine fremde Wohnung zu kommen und durch die Regale zu streifen um zu sehen welchen Buch- und Musikgeschmack der Bewohner hat und daraus Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit zu ziehen.

[pull_quote_left]Wer weiß ob sie sich weiter mit mir getroffen hätte, wenn sie meine CD-Sammlung mit deutschem Gangsterrap gefunden hätte.[/pull_quote_left]

Heute lebt dieser Teil unserer Persönlichkeit versteckt auf unseren Telefonen und Tablets. Für mich sollte das ein Vorteil werden, denn wer weiß ob meine Freundin sich weiter mit mir getroffen hätte, wenn sie meine alte CD-Sammlung mit deutschem Gangsterrap gefunden hätte.

Von unserem ersten Date wusste ich, dass sie auf Jazz und Electro Swing stand. Sie hatte, wie sie mir später erzählte, mühsam eine Playliste zusammengestellt, in der kein einziger für sie peinlicher Titel vorkommen sollte.

Die Liebe in Zeiten von Spotify

Als es beim nächsten Treffen an mir war für musikalische Untermalung zu sorgen, holte ich mein Handy raus und gab bei meinem Musikstreamingdienst einen Titel ein von dem ich wusste er würde ihr gefallen – ich weiß nicht mehr ob es ein Stück von Frank Sinatra oder ein aktueller Electro Swing Hit war – und ich ließ den Musik Algorithmus mit einem Fingerdruck eine Playlist mit ähnlichen Titeln erstellen.

Die Playliste spielte den ganzen Abend. Sie war beeindruckt von all den Titeln, die ich angeblich kannte, Songs von denen noch nicht einmal sie als Jazzsängerin gehört hatte. Ich selbst kannte natürlich kaum etwas von der Musik, die da in meiner Playlist spielte, aber sie gefiel mir. So haben wir wohl beide etwas Neues lieben gelernt.

Titelbild: CC-BY-ND 2.0 Jekkone Bild: CC BY-NC 2.0 Steve
Zuerst habe ich das für meine Kolumne in der Allgemeinen Zeitung aufgeschrieben

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Gesellschaft Netz &

Warum Privatsphäre wichtig ist

Glenn Greenwald erklärt in seinem TED-Vortrag, warum Privatsphäre für jeden einzelnen wichtig ist. Wir haben eben doch etwas zu verbergen, jeder Einzelne von uns. Nicht umsonst verhalten wir uns anders, sobald wir uns beobachten fühlen. Wir bohren nicht in der Nase und wir tanzen vielleicht nicht ganz so ausgelassen durch die Wohnung. Und wenn doch mal jemand tanzt „like nobodys wathcing, ist es gleich eine YouTube Seansation.

Privatsphäre: Wir wollen nicht jeden in unserem Wohnzimmer

Wir machen die Tür zu und hängen Vorhänge auf, weil wir nicht jeden in unser Wohnzimmer lassen möchten. Überwacht zu werden verändert also unser Verhalten. Wir entwickeln eine Schere im Kopf, verschweigen bestimmte Dinge und überlegen welcher unserer Taten uns verdächtig machen könnte.

Der Vortrag von Glenn Greenwald taucht so ähnliche auch in seinem Buch „No Place to hide“ auf. Eine exzellente Argumentation gegen jeden der behauptet er habe „nichts zu verbergen.“

 

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Wie das Blog Business des erfolgreichsten Apple Bloggers funktioniert

John Gruber schreibt nun schon seit 2002 das Blog daringfireball.net, in dem er vor allem Apple begleitet. Und zusammen mit Apple wurde auch er immer erfolgreicher. Er hat sein Blog zum Business gemacht und ist inzwischen die einflussreichste Stimme im Apple Universum, dabei bestehen seine Artikel häufig nur aus wenigen Worten oder Sätzen die einen Link kommentieren.

Blog Business: Fast 9000$ pro Woche von Sponsoren

Aber John Gruber macht mit seinem Blog Business gutes Geld: Er verkauft wöchentliche Sponsorenplätze und  aktuell liegt der Preis dafür bei 8.750 $. Pro Woche. Zusätzlich noch Einnahmen durch das Werbenetzwerk „The Deck„. Dazu kommen Sponsoren für den Podcast. 3.750 $ kostet hier Werbeplatz und pro Sendung werden bis zu 3 Stück verkauft. Aber eben auch nicht mehr. Dieser Mix aus Exklusivität und interessanter Zielgruppe machen die Werbeplätze attraktiv.

Was in der Webwerbebranche falsch läuft

Bei der XOXO Konferenz dieses Jahr hat John Gruber erzählt, wie er sich sein Blog Business langsam aufgebaut hat und wie es sich über die Jahre entwickelt hat. Er erklärt sein Werbemodell und was im Netz sonst mit dem Werbegeschäft falsch läuft, vor allem auch bei den traditionellen Medien, die sich von der Werbebranche eine Währung in Form von Page Impressions haben aufdrücken lassen, durch die die erreichte Zielgruppe plötzlich egal ist.
Für den finanziellen Erfolg seines Blog Business war übrigens eine andere Firma viel entscheidender als Apple: Es war ausgerechnet Google.