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Von der Versicherung zur Überwachung

Es war nur eine Frage der Zeit. Jetzt, da wir alle Sensoren in der Tasche oder zunehmend am Handgelenk mit uns herumtragen, hat die erste Versicherung angekündigt, dass Kunden, die ihnen ihre Daten zur Verfügung stellen, einen günstigeren Tarif bekommen.

Fitnesstracker & Smartwatches – Ein geschickter Griff nach persönlichen Daten

Das iPhone zählt unsere Schritte, Fitnesstracker und Smartwatches überwachen unsere sportliche Aktivität. Das möchte jetzt die Generali Versicherungsgruppe nutzen. Wer in Zukunft einen gesunden Lebensstil per App nachweisen kann, soll Rabatte und Gutscheine bekommen, ein geschickter Griff nach den persönlichen Daten der Kunden.

Natürlich haben sich Versicherungen schon immer an Daten orientiert, um ihr Risiko zu minimieren. Für einen 20-jähriger Mann ist eine KFZ-Versicherung deutlich teuerer, als für eine 50-jährige Frau. Statistisch rasen 20-jährige Männer einfach lieber, als 50-jährige Frauen. Bisher konnte man auch nicht nachweisen, dass man als 20-jähriger Fahrer nicht unbedingt zu den Rowdys gehört. Bisher basierte das auf rein statistische Daten, die frei nach der Meinungsforscherin Noelle Neumann, etwas über alle als Gruppe aussagen, aber nicht über jeden Einzelnen.

Mittlerweile fangen jedoch auch KFZ-Versicherungen an, günstigere Tarife anzubieten – vorausgesetzt man ist bereit mit Daten aus dem Navi nachzuweisen, dass man sich stets brav an das Tempolimit hält. Damit werden die Daten immer individueller und sagen plötzlich doch etwas über den einzelnen Menschen.

Aus Risikominimierung wird Einzelüberwachung

So geht verloren, was eine Versicherung eigentlich ausmacht: Man verteilt das Risiko auf eine größere Gruppe von Menschen, die gemeinsam dafür einstehen, sobald einer von einem Schadensfall betroffen ist. Dahinter steht das Solidaritätsprinzip. Natürlich wurde dieses von den Versicherungen immer weiter ausgereizt und auf Profit optimiert. Vor allem durch Risikominimierung. Diese ist mittlerweile zu einer Überwachung von Einzelpersonen geworden. Und plötzlich ist man Teil einer Risikogruppe, weil es die Daten im Handy sagen. Dabei erzählen diese Daten immer nur einen Teil der Geschichte.

[quote_center]Handyakku leer? Zehn Euro Zuzahlung.[/quote_center]

Lagen Sie heute wirklich nur faul auf dem Sofa rum oder haben sie bei dem ausführlichen Spaziergang einfach ihr Handy vergessen? Sie sind zum Joggen gegangen, aber nach einem Kilometer war der Akku ihrer Smartwatch bereits leer? Schade, das zählt leider nicht in Ihre persönliche Gesundheitsstatistik, nächsten Monat müssen Sie zehn Euro mehr bezahlen.

Bild: CC-BY 2.0 Jason Howie
H
abe ich zuerst für meine Kolumne in der Allgemeinen Zeitung aufgeschrieben