Eigentlich bietet das Netz einen Segen an unendlicher Information. Man kann jederzeit Zeitungen und TV-Sender aus aller Welt verfolgen. Auch zu jeder noch so kleinen Nische findet man noch ein passendes Blog, das bis ins kleinste Detail Entwicklungen und Neuigkeiten bespricht.
In der eignen Meinung ist es bequem
Und natürlich findet man auch jedes Meinungscoleur. Während die großen Medien immer meinungsschwächer geworden sind, um möglichst keine Lesergruppe zu verschrecken, findet sich im Netz mit Sicherheit ein Nachrichtenangebot, das genau der eigenen politischen Linie folgt. Hier lauert aber auch die Falle es sich in der eigenen Meinung bequem zu machen, nur noch Dinge zu konsumieren, die die eigene Weltsicht bestätigen.
Vor allem da die Informationsblase technisch noch verstärkt wird. Eli Pariser hat das vor drei Jahren in seinem Konzept der „Filter Bubble“ erläutert: Basierend auf unserer Suchgeschichte liefert uns Google Ergebnisse, die zu uns passen und Faceboook analyisert mit welchen Statusupdates wir interagieren. So kommt es, dass wir im Internet immer mehr von dem sehen, was uns interessiert und vor allem unserer Sichtweise entspricht. Langfristig führt das allerdings dazu, dass man kaum noch Nachrichten und Meinungen aus anderen politischen Lagern wahrnimmt.
Abschottung ist eine menschliches, kein maschinelles Problem
Inzwischen zeigt sich, dass diese Abschottung in erster Linie kein maschinelles sondern ein menschliches Phänomen ist. Wer die Social Media-Präsenzen und Kommentarspalten von so genannten Mainstreammedien verfolgt, sieht, dass diese durchaus wahrgenommen werden. Hier kommentiert ein wildes Gemenge aus Verschwörungstheoretikern, Pegida-Demonstranten und Afd-Anhängern, die die Medien gerne als System- oder Lügenpresse beschimpfen. Diese Menschen nehmen die Mainstreammedien also noch war, aber nicht mehr ernst. Alles was nicht in das geschlossene eigene Weltbild passt, wird als vermeintliche Propaganda der Nato, CIA oder von Gutmenschen abgelehnt.
Und wenn doch mal etwas zu ihrer engstirnigen Sicht passt, dann wird es nicht etwa als Beweis für die Unabhängigkeit der Medien realisiert, sondern als „Wir haben es ja schon immer gesagt“-Bestätigung. Ironischerweise verfolgen dabei genau diejenigen eine Agenda, die den Medien eine unterstellen: Sie wollen immer wieder ihre eigene Weltsicht bestätigen.
Wir müssen aktiv unsere Informationsblase zerstechen
Deshalb muss man als Nachrichtenkonsument aktiv seine Informationsblase zerstechen. Andere Meinungen wahrnehmen und mehrere Blickwinkel verfolgen. Nur so lässt sich eine fundierte Meinung bilden.
Nur so lässt sich überprüfen ob das eigene Weltbild zumindest noch lose auf der Realität basiert.
Titelbild: CC BY-ND 2.0 Olli Henze