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John Olivers ehrlicher Facebook Werbespot

Der Facebook Werbespot und die Kampagne drumherum ist gerade überall: Im Vorabendprogramm, in YouTube Prerolls und in Tageszeitungen. Facebook möchte zeigen, dass man wirklich verstanden hat und so und sich jetzt wirklich also um die Probleme kümmern will.

Der Facebook Werbespot ist ein Desaster

Erschwert wird das davon, dass Mark Zuckerbergs diese Werbebotschaft untergräbt indem er in Interviews Holocaust-Leugnern einen bösen Willen abspricht. Man fragt sich, wer Facebook hier beraten hat.

Den auch die Facebook Werbespots sind aus professioneller Sicht ein Desaster. Die erste Hälfte besteht daraus die ganzen negativen Vorurteile und Assoziationen mit Facebook zu wiederholen. Ja, sogar mit dem Logo zu verknüpfen. Anstatt wieder positive Emotionen zu wecken zementiert man damit sogar noch die Vorwürfe. Vor allem in der deutschen Variante der Spots findet auch kein sichtbarer Switch von „Vergangenheit“ zu Zukunft statt. Das hier wird mir zumindest nicht mehr aus dem Kopf gehen:

Facebook Werbespot: fehlendes Vertrauen

Warum dann nicht gleich ein ehrlicher Facebook Werbepspot?

Man fragt sich: Wenn schon alles negative auf den Tisch packen, warum dann nicht ganz ehrlich? Wenn man schon denkt, der Nutzer lässt sich von einfachem Werbeblabla überzeugen, warum dann nicht die Mechanismen aufzeigen? Dem hat sich jetzt zum Glück John Oliver angenommen und einen wirklich ehrlichen Facebook Werbespot produziert.

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Medien Netz &

Zuckerbergs Traum von Facebook als perfekte personalisierte Zeitung

Es war einer der sichtbarsten Fehler von Mark Zuckerberg: 2013 versprach er ein großes Redesign der Facebook-Webseite, mit dem Ziel den Facebook Nachrichtenstrom in eine personalisierte Zeitung zu verwandeln. Das neue Design wurde nie eingeführt, bei Testnutzern fiel es durch. Die Vision von Facebook als personalisierte Zeitung hat Zuckerberg damit aber keinesfalls aufgegeben. Inzwischen hat er sie sogar erfolgreich umgesetzt.

Wie Facebook personalisierte Zeitung wurde

Hochzeitsannoncen und Geburtsanzeigen erschienen früher fast ausschließlich im hinteren Zeitungsteil – all meine Freunde posten diese nun auf Facebook. Auch Wohnungsgesuche und -angebote werden über die soziale Plattform geteilt.  Eine ganze Generation von Nutzern sucht inzwischen keine traditionellen Nachrichtenmedien mehr auf, sondern wartet, bis ihnen Neuigkeiten in die Facebook Timeline gespült werden. Und das teils mehrmals am Tag.

Facebook ist dazu übergegangen, nicht nur seine monatlichen Nutzer anzugeben, sondern setzt den Fokus auf täglich Aktive. In Europa sind das 225 Millionen.

Alle Arten von Anzeigen wandern zu Facebook

Dementsprechend haben sich traditionelle Medien schon seit einer Weile aufgemacht ihr Publikum direkt in sozialen Netzwerken zu erreichen. Jedes Medium betreibt inzwischen eine eigene Facebookseite und füttert den blauen Riesen mit Inhalten.

Die neuste Einführung der „Instant Articles“ erlaubt es ausgewählten Partnern Artikel direkt auf Facebook zu veröffentlichten. Ein entscheidender Schritt für Zuckerbergs Vision. So arbeiten mittlerweile einige der besten Journalisten der Welt für Facebook. Die New York Times ist beispielsweise Teil dieses Angebots. Facebook muss sie dafür noch nicht einmal bezahlen, sondern erhält auch noch 30% der Werbeeinnahmen, wenn die Anzeigen durch Facebook geschaltet werden.  (Einen ganz ähnlichen Deal strebt nun auch die Apple News App an.)

Wer berichtet noch unabhängig über Facebook?

Aber ein zunehmender Teil der Werbekunden schaltet mittlerweile sowieso lieber Anzeigen direkt bei Facebook, wegen der unheimlich genauen Zielgruppenansprache. Facebook gibt das eine enorme Macht. Es bestimmt, welche Nachrichten 1,4 Milliarden Menschen aus ihrem Umfeld und der Welt zu sehen bekommen. Was im Print die Redaktionslinie war, übernimmt hier ein Algorithmus.

[pull_quote_center]Zuckerberg hat seinen Traum von Facebook als perfekte personalisierte Zeitung erfüllt.
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Facebook hat schon gezielt einzelne Medien nach unten sortiert, weil ihnen der Inhalt und die Aufbereitung nicht passte. Es schade der Nutzerexperience, ist die Begründung. Oder hat einzelne Nachrichten gelöscht, ohne die Angabe einer Begründung. Wenn nun immer mehr Journalisten abhängig davon sind, was Facebook gefällt, stellt sich die Frage, wer noch kritisch beobachten soll, was Facebook mit unseren Daten treibt. Schließlich wird Zuckerbergs Vision kaum an dieser Stelle stoppen. Nur wer soll dann noch unabhängig darüber berichten?


Dieser Artikel war meine letzte Netzfeuilleton Kolumne in der Allgemeinen Zeitung.
Zuvor hatte ich das geschrieben.
Bild: CC BY-NC 3.0 
Alex Washburn/Wired

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Medien Youtube News & TV 2.0

Wie Facebook mit zu hohen Videozahlen hantiert

Facebook prahlt derzeit mit gigantischen Videozahlen. Inzwischen sollen es 4 Milliarden Videoabrufe am Tag sein. Ein enormes Wachstum, im Januar waren es noch 3 Milliarden. Entscheidend für diese Zahlen ist aber vor allem die Autoplay-Funktion, die Videos automatisch in der Timeline anspielen lässt. Was steckt also genau hinter diesen Zahlen und wie sind sie zu bewerten?

Facebook Videozahlen offiziell: 4 Milliarden Abrufe am Tag

Facebook Videozahlen: Die Abrufe lassen sich sehen
Facebook Videozahlen: Auf den ersten Blick beeindruckend

Dazu habe ich einmal beispielhaft ein recht erfolgreiches Video auf Facebook genauer analysiert und mit ihren YouTube-Aufrufen verglichen. Bitte beachten: Die Zuschauerbindung hängt extrem vom Inhalt ab und kann nicht ohne Weiteres auf andere Clips übertragen werden. Ein schneller Blick auf andere Videos zeigt aber, dass das beschriebene Verhältnis zwischen Facebook und YouTube ähnlich ist. Insgesamt geht das Video 1:25 Minuten und Facebook weist dafür 112.945 Views aus.

Von 112.945 Zuschauern bleiben am Ende nur 9.600 übrig

Als View zählt in Facebooks Videozahlen alles ab 3 Sekunden, interessant ist aber was danach noch übrig bleibt. Nach 30-Sekunden bleiben nur noch 24.121 Zuschauer. Am Ende sind es nur noch 8.5% derer, denen das Video zu Beginn angezeigt wurde.

Facebook Videozahlen: Die Zuschauerbindung bei Autoplay ist miserabel
Facebook Videozahlen: Die Zuschauerbindung bei Autoplay ist miserabel

Die Zuschauerbindung ist also extrem gering bei allen, die das Video einfach so in die Timeline gespült bekommen. Ein Großteil hat wohl nur vorbeigescrollt und nicht schnell genug den Ausschalten-Knopf gefunden. Denn die mangelnde Zuschauerbindung liegt aber nicht am Inhalt des Videos. Zum Vergleich: Bei Youtube sind am Ende desselben Videos 73% der Zuschauer dran geblieben. Während auf Facebook im Schnitt nur 0:24 Sekunden geschaut werden, bleiben die Zuschauer bei YouTube im Durchschnitt bis zu Minute 1:10.

Facebook Videozahlen im Vergleich mit YouTube
Facebook Videozahlen: Zuschauerbindung im Vergleich zu YouTube

Bei den aktiven Zuschauern bleiben fast ¾ bis zum Schluss

Das liegt aber nicht an Facebook als miese Videoplattform per se, sondern tatsächlich an der Autoplay-Funktion. Schaut man sich die Facebook Videozahlen zu denen an, die gezielt bei einem Clip auf Play geklickt haben, sind hier die Werte fast gleich. Dann bleiben nämlich ebenfalls rund 73% der Zuschauer bis zum Schluss. Die Autoplays alleine lassen nur 6,83% bis zum Schluss schauen. Positiv ausgedrückt hat man durch Autoplay 1.173 Zuschauer gewonnen, die tatsächlich bis zum Schluss dranbleiben.

Facebook Videozahlen: Freiwillige Zuschauer bleiben länger dran
Facebook Videozahlen: Freiwillige Zuschauer bleiben länger dran
zahlenplay
Facebook Videozahlen: Autoplay vs. gezielte Abrufe

Tatsächlich haben auch nur 6.274 jemals aktiv auf Facebook gesagt sie wollen den Clip anschauen. Diese sind dann im Schnitt aber auch wesentlich länger drangeblieben. Woher sie kommen und ob sie Autoplay generell auf Facebook ausgeschaltet haben, lässt sich mit den Analytics leider nicht sagen. Das bedeutet, die offiziellen Zahlen, die Facebook unter jedem Video ausweist und mit denen sie so hausieren geht,  sind wenig wert. [Tweet this!] Sie lassen sich in keinster Weise mit YouTube Views vergleichen.

Facebook hat die Hoheit über die Verbreitung

sharefbEine starke Zahl kann Facebook aber für sich vereinnahmen: Die geteilten Inhalte. Dort stehen bei Facebook unter dem untersuchten Video knapp 1.500-mal geteilt. Bei YouTube nur klägliche 34-mal, bei rund 2.500 Views. shareyoutube-28Dennoch zeigt es die Hoheit von Facebook an, Videos viral werden zu lassen und verbreiten zu können. Bei YouTube stellt sich fast schon die Frage, wo ich deren Videos teilen soll, wenn sie von Facebook nach unten gerankt werden.

Mit der Veränderung des Medien- und Videomarktes beschäftige ich mich regelmäßig. Auch in meinem morgenlinks-Newsletter. [mc4wp_form]

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Medien Netz &

Google-Geld, Facebook-Money, Content-War – ¯\_(ツ)_/¯ und Hypes auf der #rp15

Wer gewinnt den Krieg um Content und wie viele Journalisten wird uns das kosten? Dürfen Verlage Geld von Google nehmen? Und müssen wir alle unsere Inhalte auf Facebook stellen? Ist Periscope zu Recht der heiße Scheiss?

Spontaner re:publica-Vortrag zu Medienhypes

Jede Menge Hypes in der Medienbranche und kaum einer findet eine Antwort, da kommt schon wieder das nächste.  In der Tradition meiner ultraspontanen re:publica-Vorträge habe ich darüber mit Ole Reißmann und Hakan Tanriverdi auf der Mediaconvention-Bühne gesprochen.

Wir haben uns dabei eben gefragt und ein wenig diskutiert, wo man nun eigentlich alles mitmachen muss und wann wir uns eigentlich das letzte mal gefragt haben: Warum? Es herrscht ein Herdentrieb bei den Neuheiten: Wir müssen alle Snowfallen, Periscopen, auf Facebook-sein und WhatsApp-nachrichtne verschicken. Zu selten geht es dabei um einen Mehrwert sondern nur um einen Selbstzweck.

 Es gibt nur eine Antwort: ¯\_(ツ)_/¯

Was von all dem wichtig ist und bleibt kann wohl keiner sagen. Am wahrscheinlichsten gar nichts. Die Medienwelt wird sich weiter wandeln und dieser Wandel wird eventuell auch nicht mehr aufhören. Die Antwort darauf sollte vielleicht öfter mal ein Shruggie oder ein Schulterzucken sein. Sonst machen wir uns zum Sklaven der Hypes und der Plattformen dahinter.

Shruggie - Re:publica

Zwei Artikel, die ich im Vortrag erwähne:

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Musik

Stromae – Carmen Musikvideo: Twitter ist ein gefräßiger Vogel

Stromae verfällt in seinem Musikvideo „Carmen“ dem blauen Twittervogel. Was mit einem harmlosen Selfie beginnt, übernimmt schnell sein Leben. Immer mehr Follower verlangen immer mehr Aufmerksamkeit und drängen alles andere aus seinem Leben. Die Last der Follower wiegt schwer auf seinen Schultern und begleitet ihn überall hin. Dabei geht es am Ende nur um den Kommerz, dem alle verfallen sind. Auch der Präsident der USA und die Queen haben einen Auftritt in Stomaes Carmen Musikvideo. Und schlussendlich werden sie alle dem großen blauen Vogel zum Fraß vorgeworfen.

 

Twitter: Ein wilder Vogel, den niemand zähmen kann

Natürlich versteckt sich dahinter auch eine Anspielung auf die Carmen Oper. Cromae sampelt natürlich die weltberühmte Habanera-Arie, in der Carmen auch den Satz singt:  „L’amour est un oiseau rebelle que nul ne peut apprivoiser.“ – zu deutsch: „Die Liebe ist ein Wilder Vogel, den niemand zähmen kann“. Un im nächsten Vers: „Du verschwendest deine Zeit beim Versuch sie zu Fangen.“ Und darauf hebt nun auch Stromae in seinem „Carmen“ Musikvideo ab.

Animiert wurde das Stromae Carmen Musikvideo vom französischen Filmemacher und Comiczeichner Sylvain Chomet, der bisher auch schon in den Filmen L’Illusionniste und dem Episodenfilm Paris, je t’aime brillieren durfte.

Stromae Carmen Musikvideo auf Facebook

Interessanterweise feiert das Stromae Carmen Musikvideo bei BuzzFeed Permiere. Entsprechend ihrer neuen Strategie laden sie es auch komplett auf ihrer Facebookseite hoch. Eine Move, von dem wohl beide Seiten profitieren dürften: BuzzFeed hat einen Videohit und Story und Stromae bekommt für sein Carmen Musikvideo gleich ordentlich Promo.

Mir euch gleich eine Möglichkeit die neue Einbettfunktion von Facebookvideos zu testen. Mir bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn auf Youtube ist der Clip in Duetschland aus bekannten Gema Gründen gesperrt. Noch ein Vorteil also, den Facebook Videos Youtube momentan voraus haben. Zumindest bislang.

Update: Lustigerweise funktioniert die gerade gepriesene Embedding Funktion von Facebook bei mir überhaupt nicht. Zumindest nicht so einfach und ich musste erst einen größeren Umweg gehen. Grad spinnt es wieder, zur Not ist es hier.

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morgenlinks

Zwischen Buzzfeed und Rhein-Zeitung: Der Kampf um Reichweite

Da lag ich letzte Woche aber gründlich daneben. Wie das sein kann, darüber spreche ich im Video.

Wie profitiert Facebook von den Deals mit Medien

Denn zumindest auf der f8 hat Facebook keine Monetarisierung für Videos vorgestellt und auch den Deal mit Publishern hat man noch nicht angekündigt. Dementiert hat man auch gar nichts. Man arbeitet noch daran.
Denn schließlich steht auch für Facebook dahinter ein Paradigmenwechsel. Bislang hat man noch nie für Inhalt bezahlt, sondern konnte bislang alle auch so dazu bringen. Vielleicht denken sie darüber nochmal genauer nach. Bei der f8 hat man zumindest nochmal präsentiert, wie entscheidend es ist das Inhalte schlicht schnell laden.

Am Ende wird Facebook den Deal vielen diktieren können, dass hat auch Ben Thompson noch mal mit einem hervorragenden Star Wars-Vergleich analysiert.

+The Facebook Reckoning

 

Lektionen von Perettis für 99ct

BuzzFeed scheint sich jedenfalls voll darauf einzulassen, wie Peretti bei der SXSW verkündet hat. Man will dort vor allem die ultimative Reichweite, schließlich ist das die eigene Stärke: Inhalte, egal ob Werbung, Entertainment oder Journalismus, möglichst effektiv verbreiten.

Die vielbeachtete seine Rede dort gibt es jetzt als Transkript bei Richard Gutjahr für 99ct.

+BuzzFeed: Lessons learned by Jonah Peretti

 

Der Reichweitenkampf ist verloren

Apropos Paid Content: Die Rhein-Zeitung macht genau bei diesem Spiel nicht mehr mit. “Das Reichweiten-Modell ist gescheitert”, verkündet der Chefredakteur in der W&V. Zu wenig Werbeerlöse, deshalb setzt man dort seit Anfang des Jahres konsequent auf eine hart Bezahlschranke. Keine Freiartikel, sondern gleich ab dem ersten Text muss man zahlen.

+“Das Reichweiten-Modell ist gescheitert”

Und passenderweise: Die Diskussion dazu bei Facebook

Und ich denke damit haben wir sehr gut die Spannbreite abgedeckt, in der sich Journalismus und das Geschäft damit in Zukunft bewegen wird. Jetzt wird es interessant, wo sich die einzelnen Medien positionieren und wer zwischen den Stühlen auf den Hintern fällt.

 

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Netz &

Facebook Messenger: Einkaufen per Like-Button

Facebook hat auf der f8-Konferenz für seine Entwickler den eigenen Messenger ordentlich aufgebohrt. Ab sofort sollen sich nämlich auch andere Apps mit dem Facebook Messenger verbinden können. Genannte Beispiele sind dabei Giphy oder Dubsmash, die es damit möglich machen animierte GIFs oder neu vertonte Videos direkt an die eigenen Freunde zu verschicken oder sich selbst in ein Emoji reinschneiden.

Doch die Öffnung des Messengers für Entwickler unter dem Schlagwort „Messenger Plattform“ ist nur eine der Neuerungen. Die zweite nennt sich „Messenger Business“ und öffnet die Chat-App auch für Unternehmen. Bislang können Unternehmen nur sehr begrenzt Nachrichten an Nutzer schicken, erst wenn dieser die Unterhaltung beginnt. Nun sollen Unternehmen Kunden über die Facebook App mit Updates versorgen können.

Dabei richtet sich Facebook vor allem an den eCommerce: Nach dem Checkout aus einem Shop soll ich auswählen können, alle Details nicht wie bisher per eMail zu bekommen, sondern über den Facebook Messenger. Also Bestellbestätigung, Versandinformationen und Zustellstatus.

Facebook-Einkaufen

Facebook wirft aber auch das Bild des persönlichen Kontakts an die Wand: So soll ich über den Messenger auch beim Unternehmen nachfragen können, die Bestellung ändern und anpassen können – und das antwortet mir im Idealfall. Im Prinzip, soll sich alles über den Messenger erledigen, wofür ich im sonst dort Anrufen würde.

Sogar nachbestellen können soll ich dann über den Messenger und den Kauf bestätigen kann ich dann tatsächlich einfach mit einem Klick auf den großen Like-Daumen.

Facebook Einkaufen per Like

Facebook bringt es natürlich eine Menge interessanter Daten: Die direkte Verknüpfung mit dem was wir tatsächlich eingekauft haben und bei welchen Shops. Mit Sicherheit auch Informationen darüber, wieviel wir so ausgeben und für welche Produkte. Für welche Shops wir uns interessieren und mit welchen wir interagieren.

Diese Daten lassen sich natürlich wieder hervorragend an die Shops zurückverkaufen, vor allem in Form von neuen Werbeformen, die sich an Conversions orientieren. Wir erinnern uns an die Atlas Plattform, die zeigen soll, das die Werbung auf Facebook uns tatsächlich bis in den Laden führt.

Bild: CC BY-NC Vicente Alfonso

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Netz & Youtube News & TV 2.0

Webvideo-Trends: Jenseits von YouTube

Derzeit gibt es eine Menge neuer Webvideo-Trends, die über YouTube hinausgehen. Vor allem Live ist ein immer größer werdendes Thema. Sei es YouNow, das Jugendschützern unverhältnismäßig viele Schweissperlen auf die Stirn treibt, sei es Meerkat, das Journalisten im Alleingang zum Gewinner der #SXSW küren oder Snapchat, das mit seiner Mischung aus Bildern und Hochkantvideos immer neue Rekordbewertungen einholt.

Breitband zu Webvideo-Trends: Live und Hochkant

Hinzu kommt Facebook, das YouTube versucht Wasser abzugraben, genau wie Twitter, das sich bemüht seine eigene Videofunktion zum Laufen zu bekommen.

Ich war am Samstag in der Breitband-Sendung des Deutschlandradio Kultur zu Gast um genau über diese Phänomene mit Anna Moll, Christina Maria Schollerer und natürlich dem Moderator Philip Banse zu diskutieren. Hier kann man die Sendung nachhören:

Video wird Kommunikationsform

Wir haben viel über die neuen Formate und Erzählformen gesprochen, die diese Dienste hervorbringen. Ob sie das Storytelling verändern und wenn ja wie. Mein zentraler Punkt war glaube ich, dass Video immer mehr zu einer Kommunikationsform wird, wies es Textnachrichten waren. Wo ich früher eine SMS geschickt habe, kann ich heute ein schnellen Clip via Snapchat senden. Wo ich livebloggte, sende ich nun einen Meerkat stream. Entscheidend wir das bei der Bewertung des Inhalts: Vieles davon ist nicht hochtrabender Journalismus, sondern schlicht menschliche Kommunikation.

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Bewegen & Beschäftigen Medien Netz &

Neue Features für Medien auf Facebook: Zielgruppen gezielt ansprechen

Facebook hat angekündigt für Medienunternehmen neue Funktionen freizuschalten und darunter sind einige extrem interessante Neuerungen.

Facebookposts auf Zielgruppen einstellen

So soll es möglich sein die eigenen Posts nochmal auf eine bestimmte Zielgruppe in der eigenen Fanmasse zu begrenzen. Bislang war die Ausrichtung bestimmter Posts anhand von Interessen nur in bezahlten Postings möglich.

Das sind großartige Nachrichten für alle Medien die eine breite Zielgruppe und den general news-Bereich bedienen. Bislang war es schwierig beispielsweise Sportfans und Kulturliebhaber auf einer Seite zufrieden zu stellen, ohne die einen mit dem anderen Thema zu überfrachten. Jetzt kann man am Abend eines Fußballspiels gezielt die Fans mit Informationen versorgen, die sich dafür interessieren.

Facebook Zielgruppen Ansprache anhand von Interessen

Vor allem könnte man nun im Prinzip alle Fans mit ihrem Thema unter einer Dachmarke und Seite ansprechen, anstatt Tausend vertikale Facebookseiten zu gründen und zu managen.

Wie gut das ganze in der Praxis funktioniert muss sich erst noch zeigen, schließlich hängt die Zielgruppe, die man auswählen kann auch davon ab, was die Nutzer in ihrem eigenen Profil als interessen angeben. Und vielleicht haben sie die Medienseite ja geliked, um einen generellen Überblick über die Nachrichtenlage zu bekommen.

Ich höre die Filter-Bubbel-Piekser jedenfalls schon wieder Zeter und Mordia schreien, aus Angst ein Abschottung. Dazu bleibt abzuwarten, wie Facebook die Einschränkungen auf Zielgruppen in seinem Algorithmus bewertet und ausspielt und inwiefern andere singale (Interessiert sich für Kultur, klickt trotzdem abundan Sportmeldungen) berückstichtig.

Posts mit Ablaufdatum

Als zweites sollen Posts mit einem Ablaufdatum versehen werden können. War es bisher nur möglich zu planen wann Beiträge in der Zukunft erscheinen sollen, ist es jetzt auch möglich einzustellen, wann sie verschwinden soll. Ein gutes Mittel für Eilmeldungen, Ankündigungen und Liveevents. Warum soll die Ankündigung zum Schalke Spiel noch online stehen, wenn das Ergebnis längst feststeht?

Vor allem da Facebooks Algorithmus in verschiedenen Timelines auch immer mal wieder stunden- oder tagealte nach oben gespült hat. Hier ist ein Ablaufdatum natürlich ein weiterer Anhaltspunkt für den Algorithmus: Ob er eine zeitkritische Meldung vielleicht schneller verbreitet, zumindest aber wann er damit aufhören sollte.

Smart Publishing

Mit asugewählten Partnern testet Facebook außerdem ein Feature names Smart Publishing, das häufig geteilte Artikel der eigenen Seite in der Timeline der Fans auftauchen lässt, ohne das man sie selbst gezielt teilt. Sehr spannend, wie Facebook hier seine Insights einsetzt.

Offensichtlich weiß Facebook oft besser, was gut funktioniert, als die Medien selbst.

Titelbild: CC-BY Massimo Barbieri
Screenshot: Facebook

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Netz & Youtube News & TV 2.0

Wie Facebook YouTube angreift

Facebook liebt Video, zumindest im Moment. Und damit könnte das Social Network zur Konkurrenz für YouTube werden. Wenn ich aktuell durch meine Facebook-Timeline scrolle, besteht diese zu einem grossen Teil aus Videos. Und damit meine ich immer weniger Links zu YouTube, sondern Videos, die direkt auf Facebook hochgeladen wurden. Dank der Autoplay-Funktion fangen diese Videos im Stream auch direkt an zu spielen, wenn auch ohne Ton. Durch diesen Trick erzielen sie enorme Abrufzahlen. Auch die Engagementraten schlagen bisher alle anderen Medienformate auf Facebook wie Fotos, Links oder Textposts. Videos auf Facebook werden viel schneller geliked, kommentiert und geteilt.

Facebook Videos mit 1 Milliarde Abrufen am Tag

Dahinter steckt keinesfalls Zufall, sondern Kalkül von Facebook. Wie Recode weiß, hat Facebook seinen Algorithmus angepasst, um den Nutzern mehr Videos im Stream anzuzeigen. Mit Erfolg: Facebook gibt an, inzwischen 1 Milliarde Videoabrufe pro Tag auszuliefern. Und so viele Tutorials und Fragen zum Abschalten zu Autoplay es gibt, so erfolgreich macht es auch die Videos.

Facebook wird für YouTube gefährlich

Viele sind darauf bereits aufgesprungen: Spätestens seit der Ice Bucket Challenge haben auch immer mehr Nutzer auch die Video-Funktion von Facebook benutzt und viele derer die dort teilgenommen haben, haben zum ersten Mal überhaupt ein Video ins Netz gestellt. Und das erste Video von sich selbst im Netz haben sie dann direkt bei Facebook hochgeladen. Und gerade heute hat Facebook sein neues „Thank You“-Feature vorgestellt, bei dem Nutzer gezielt dazu aufgefordert werden Videos direkt auf Facebook hochzuladen. Wo lange YouTube als die Plattform für Amateure galt und sich immer weiter professionalisiert hat, positioniert sich jetzt Facebook als ultimativen Weg um Videos einfach und schnell mit seinen Freunden zu teilen.

Facebook Video upload

Marken und Profis setzen auf Facebook Videos

Doch die wahre Bedrohung lauert nicht bei den Amateuren, sondern den Profis die inzwischen auf Facebook Video setzen: Auch professionelle YouTuber laden inzwischen Clips auf Facebook hoch, vielleicht auch nur um ihren eigentlichen Kanal zu bewerben. BuzzFeed kooperiert eng mit Facebook und lädt seine Clips direkt dort hoch. Ihr Geschäftsmodell und der Traffic auf die eigene Seite stehen dabei hinten an, aber ich würde mal vermuten, dass BuzzFeed früher oder später auch gesponserte Clips auf Facebook hochladen wird und sein Modell des Native Advertising damit auch auf Facebook ausbreitet. Inzwischen sind auch einige Marken dazu übergegangen ihre Videos direkt auf Facebook hochzuladen. AdWeek berichtet von Budweiser, McDonalds und Beyoncé, die inzwischen ihre Videobeiträge lieber direkt auf Facebook hochladen, anstatt dort YouTube-Links zu teilen. SocialBakers hat diesen Trend über 20.000 Facebook-Seiten hinweg beobachtet:

Facebook Video - Welche Videoquellen wurden geteilt

Es geht um über 500 Milliarden Dollar

Facebooks Geschäftsmodell scheint dabei recht klar zu sein, schliesslich kann Facebook jederzeit wieder an seinem Algorithmus schrauben. Zahlreiche Unternehmen haben sich zuletzt beschwert, dass ihre Reichweite auf Facebook gesunken ist. Facebook hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht und bietet an, jederzeit die Reichweite gegen Werbedollar zu erhöhen. Ein Milliardengeschäft, denn es könnte Brand Advertising ins Netz bringen. Ben Thompson schätzt, dass dieses Geschäft Google überflügeln könnte. Denn Google hat bislang nur ein funktionierendes Konzept für Search Advertising gefunden, das ganz am Ende einer Werbekampagne steht und jährlich circa 50 Milliarden Dollar ausmacht. Doch bei den restlichen 500 Milliarden Dollar im Werbegeschäft geht es vor allem darum, überhaupt erst einmal Aufmerksamkeit für eine Marke zu erschaffen, bevor die Leute schlussendlich danach googeln können.

Facebook und YouTube kämpfen um die Zukunft des TV-Spots

Momentan passiert viel davon beispielsweise über TV-Spots, doch bringen sich YouTube und Facebook in Stellung, um in Zukunft ein möglichst grosses Kuchenstück davon abzubekommen. YouTube gehört zu Google und hat mit seiner konkreten Videoausrichtung natürlich einige Vorteile, aber die oben beschriebene Aggressivität, mit der Facebook vorgeht, macht es zu einem ernsten Konkurrent. Vor allem könnte Facebooks Autoplay-Feature in der Timeline besser geeignet sein, Nutzer nebenbei mit einer Werbebotschaft in Verbindung zu bringen, als das Konzept von YouTube, das Nutzer die Werbung nach wenigen Sekunden überspringen lässt. Und wenn erst genügend Unternehmen Video auf Facebook nutzen, wird auch Facebook hier die organische Reichweite wieder zurückschrauben und für das Erreichen weiterer Menschen Geld verlangen.

Bild: Screenshot – Auch Beyoncé setzt mittlerweile auf Facebook Videos.
Diesen Artikel habe ich zunächst fürs TV 2.0 Blog verfasst.

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