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morgenlinks

Wie man mit Facebook Anzeigen seinen Mitbewohner verarscht

Diesmal grüße ich zu den morgenlinks über den Dächern von Wien.

Pranking my Roommate with targeted Facebook Ads

(Brian Swichkow, MySocialSherpa.com)
Brians Mitbewohner hat ihm einen Streichgespielt und er schwor Rache. Dafür wählte Facebook Anzeigen, die genau auf eine Person getargetet waren: Seinen Mitbewohner. Sehr unterhaltsam schreibt er auf, wie er so seinen Mitbewohner langsam in den Wahnsinn trieb und als Leser lernt man nebenbei eine Menge über die Targeted Ads von Facebook.

 

Abschied von der Gedruckten Zeitung

(Thomas Pleil, medium.com)
Bei Thomas Pleil klappert es morgens nicht mehr im Briefkasten, denn statt der Printedition bekommt er nun nur noch das ePaper und Samstags eine Papierausgabe. Es geht wieder ums Ende der gedruckten Ausgabe und welchen Nutzen Zeitungen noch erfüllen. Pleil schreibt Erinnerungen auf, wie es war als der Redaktuer noch da saß mit einem Tisch voller Tickermeldungen. Heute haben wir alle Zugang zum Ticker.

 

Die Mär vom guten Online-Journalismus

(Boris Hänßler, robotergesetze.com)
Onlinejournalismus belebt einen Revival des Longformjournalismus. Lange schöne Erzählstäcke mit unendlich Platz, ein Traum. Nur sind wir ehrlich, nehmen wir uns wirklich die Zeit dazu? Lesen wir das Zeitdossier auch online ohne Twitterapp im Hintergrund? Vielleicht bleibt der Longformjournalismus dann auch eher eine Nische, vielleicht auch eine die Möglichkeiten für Bezahlinhalte schafft. Das behält sie natürlich einem bestimmten Publikum vor. Aber das war auch bisher beim Zeit Dossier so. Am besten genießt man die morgenlinks im Mailpostfach: [mc4wp_form]

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Netz &

Verkauft uns Facebook irgendwann Stimmungen

Facebook wurde dabei ertappt, wie es seine Nutzer zu unwissenden Teilnehmern an Experimenten gemacht hat.
Eigentlich wurden sie nicht ertappt, sondern das ganze war eine offizielle Studie, die jetzt veröffentlicht wurde. Über 600.000 Nutzern hat Facebook Nachrichtenströme vorgelegt, die entweder stark negativ oder stark positiv geprägt wurden.

Facebook verändert die Nachrichtenströme

Der Aufschrei war groß: Einige haben sich empört, dass Facebook ihre Nachrichtenströme von Freunden verändert hat. Dabei tut Facebook das eigentlich ständig. Die „Hauptmeldungen“, wie sie auf der Seite heißen, sind immer nach den eigenen Interessen und der Interaktion mit anderen Freunden angepasst. Manche Freunde blendet einem Facebook sogar ganz aus, wenn man nicht ausreichend mit ihnen kommuniziert. Darüber, dass Facebook die Teilnehmer nicht aufgeklärt hat, dass sie Teil eines Experiments sind, kann man sich zurecht aufregen. Zwar sind sogenannte A/B-Tests, in denen man zwei verschiedene Varianten einer Webseite an unterschiedliche Nutzer ausspielt im Onlinemarketing gang und gäbe, aber aus forschungsethischer Sicht ist es eben nicht in Ordnung Menschen einfach Experimenten zu unter ziehen, die ihre Stimmung beeinflussen.

Facebook beeinflusst unsere Stimmung

Am interessantesten sind jedoch die Ergebnisse und ihre Bedeutung. So hat sich gezeigt, dass diejenigen Probanden, denen vor allem positive Nachrichten von ihren Freunden gezeigt wurden, anschließend mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst eine positive Statusmeldung auf Facebook hinterlassen. Die anderen, denen vor allem ein negativer Nachrichtenstrom präsentiert wurde, haben statistisch selbst eher negative Kommentare hinterlassen. Ein Algorithmus kann also direkt beeinflussen wie wir uns fühlen. 

Nicht nur Werbung verkaufen, sondern Stimmungen

Was man mit der Hoheit darüber alles anstellen könnte. Facebook finanziert sich über Werbeanzeigen. Diese funktionieren in einem positiven Umfeld meist besser. Facebook könnte also dazu übergehen, die negativen Nachrichten im eigenen Stream etwas zu minimieren. Man könnte sogar anbieten, bestimmte Stimmungslagen zu verkaufen. Das könnte vor Wahlen ein beliebtes Mittel sein. Wer seine Welt zufrieden wahrnimmt, möchte daran nicht so viel ändern. Das klingt nach Verschwörungstheorie und noch ist Facebook weit davon entfernt. Der Plattform geht es eher darum, die Interaktionsraten und die Verweildauer auf der eigenen Webseite hochzutreiben. Entscheidend als Nutzer ist es aber zu verstehen, dass Algorithmen immer mehr und mehr unsere Weltsicht prägen und beeinflussen.

Dessen sollten wir uns immmer bewusst sein. Und bei Facebook vielleicht ab und zu auf „Neueste Meldungen“ klicken, um zu sehen, was uns sonst so entgeht.

Dieser Text erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung

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Netz &

Das Ende der Timeline & der Freundschaftsalgorithmus

Es war die Timeline die Facebook in Deutschland den Sieg über StudiVZ gebracht hat. Dieser unendliche Strom neuer Meldungen deiner Freunde in einer endlos scrollbaren Liste. Nun verabschiedet sich Facebook langsam davon. Ständig gibt es bei Facebook etwas Neues, der eine Freund hat einen Link geteilt, der nächste sein Profilbild geändert und wieder andere haben etliche Likes verteilt. Lange hat Facebook all diese Aktivitäten auch in der Timeline (Zeitleiste) angezeigt. Diesen Strom konnte man niemals zu Ende lesen. Ein Grund, weshalb viele dort so viel Zeit verbringen. Doch jetzt, wo wir immer mehr Freunde in sozialen Netzwerken sammeln und noch Firmen und Marken dazukommen, die uns ebenfalls mit ihren Nachrichten erreichen wollen, wird es zu viel. Deshalb ist Facebook schon lange davon abgerückt, alle diese kleinen Meldungen anzuzeigen, sondern hat ein eigenes Sortierverfahren entwickelt. Damit soll die Wichtigkeit der Meldungen erfasst werden. Bestimmte Faktoren wie Likes und Kommentare bestimmen ob und wie weit oben die Meldung in der eigenen Timeline auftaucht.

Von der Timeline zur persönlichen Zeitung

In den USA ist Facebook nun noch einen Schritt weiter gegangen und hat dort die App „Paper“ vorgestellt. Diese stellt die kleinen Statusupdates der Freunde wie in einem Magazin dar. Ausserdem direkt daneben Schlagzeilen großer Nachrichtensender oder passende Artikel zu den eigenen Interessen. In dieser Ansicht haben noch weniger Meldungen Platz und Facebook muss seine Algorithmen noch mehr anstrengen. Big Data lautet das aktuelle Schlagwort, wenn es um die Analyse solcher Datenmengen geht – Muster darin zu erkennen und Spannendes nach oben zu spülen. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter experimentiert mit einem neuen Layout. Bislang war dort alles streng chronologisch angeordnet, inzwischen kann man aber auch thematisch sortierte Listen erstellen und Unterhaltungen werden gruppiert. Es wurden auch Bilder eines neuen Designentwurfes veröffentlicht, die verdächtig an Facebook erinnern. Das wird eine der großen Herausforderung in Zukunft: All die Daten, die wir haben, so aufzubereiten, dass sie noch konsumierbar bleiben. Gleichzeitig vertrauen wir Algorithmen die Kommunkation mit unseren Freunden an. Diese entscheiden, was wichtig und sehenswert ist. Eine enorme Verantwortung für Techniker und Designer. Und uns selbst, diese Algorithmen zu hinterfragen.

Bild: Facebook
Dieser Artikel erschien zunächst als Kolumne in der Allgemeinen Zeitung

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Satire Video

Wenn WhatsApp wie Facebook wird

Facebook kauft WhatsApp – Aber passt das überhaupt zusammen? Ich meine auf Facebook hat man all diese Kontakte, die man kaum kennt weil man sie irgendwann mal angenommen hat, bei WhatsApp hat man all diese Kontakte die man kaum kennt nur weil man irgendwann mal ihre Telefonnummer angenommen hat.

Bei WhatsApp wird man dauernd zu irgendwelchen Gruppenchats eingeladen, bei Facebook wird man ungefragt zu irgendwelchen Gruppen eingeladen…

Aber hey, ich freue mich schon darauf meine Messages promoten zu können und die Nachrichten von irgendwelchen Marken vor denen meiner Freunde zu bekommen.

 

Wir haben also tatsächlich gestern für YouJustDon’tDo ein kurzes „Stand Up“ zum dem Facebook WhatsApp Deal gemacht und ich freue mich über Feedback

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Netz &

Facebook kauft WhatsApp für 16 Milliarden $

Facebook kauft WhatsApp, so hagelt es gerade Breaking News auf Twitter. Nahezu 16 Milliarden Dollar soll der SMS-Ersatzdienst WhatsApp dem Sozialen Netzwerk Facebook wert sein.

WhatsApp hat alleine in Deutschland nach eigenen Angaben 30 Millionen Aktive Nutzer und weltweit rund 400 Millionen. Für viele hat der Messenger die klassische SMS längst abgelöst und so werden täglich mehr als siebzehn Milliarden Nachrichten verschickt. Nach der Pressemitteilung von Facebook zu dem Thema nähert sich das Volumen der versendeten Nachrichten dem der globalen SMS.

Warum Facebook WhatsApp kauft

Facebook hingegen hat laut allfacebook.de in Deutschland 26 Millionen Nutzer, wenngleich man sich weltweit mit über einer Milliarde noch bequem zurück lehnen kann. Doch Mark Zuckerberg sieht hier WhatsApp als klare Konkurrenz: „WhatsApp ist auf dem Weg 1 Milliarde Menschen zu vernetzen. Dienste, die diesen Meilenstein erreichen sind unglaublich wertvoll.“, sagte Mark Zuckerberg in einem Pressestatement und meint damit vor allem sich selbst.

Aber das ist wohl auch der Grund, weshalb der Messengerdienst dem blauen Riesen von Facebook gleich 16 Milliarden $ wertgewesen  ist. Facebook wurde immer wieder vorgeworfen mobil den Anschluss verpasst zu haben. Zwar hat Facebook mit seiner eigenen Messenger App versucht, die den Facebook Chat in ein eigenes Programm auslagert, WhatsApp Konkurrenz  zu machen, doch die einfache Registrierung mit der Telefonnummer hat hier WhatsApp wohl lange einen Vorsprung gegeben. Um mobil aufzuholen hatte Facebook 2012 schon den Bildersharingdienst für 1 Milliarde Dollar gekauft, dieser Preis galt damals als hoch. Doch anders als Instagram damals hat WhatsApp zumindest ein Geschäftsmodell und verlang von seinen Benutzer eine Gebühr von 0,89 € im Jahr (zumindest auf Androidgeräten). Ob das Facebook reicht? WhatsApp hatte zumindest bislang darauf beharrt keine Werbeanzeigen zu verkaufen.

WhatsApp stand immer wieder massiv unter Kritik wegen mangelndem Datenschutz, weil zum Beispiel ein Zugriff auf Standort, Adressbuch und Mikrofon erfragt wurde. Deshalb erfährt derzeit auch der alternative Messenger Threema einigen Aufwind, der alle Nachrichten verschlüsselt versendet.

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Buzzfeed & Viralität morgenlinks Siebbelag

Nachrichten auf Facebook, Jeff Bezos & Amazon, Buzzfeed & die Luftbrücke | morgenlinks

Die „strangest tech company of the world“, Nachrichtenkonsum auf Facebook und wie die Luftbrücke heute auf Buzzfeed berichtet würde.

 

The Role of News on Facebook

(journalism.org, Amy Mitchell et al.)
22% der Facebook-Nutzer empfinden das soziale Netzwerk als nützlichen Weg für den Nachrichtenkonsum. Das Spannende: Viele die hier mit Nachrichten in Berührung kommen, würden es sonst gar nicht tun und das gute ist: Alle anderen substituieren ihren normalen Nachrichtenkonsum nicht durch Facebook. Medien können also ohne bedenken auf Facebook ihre Inhalte verbreiten, sie verlieren dadurch nicht ihre Kunden, sondern finden im schlimmsten Fall neue.

 

The Amazon Mystery: What America’s Strangest Tech Company Is Really Up To

(atlantic.com, Derek Thompson)
amazon wird glaube ich in vielerlei Hinsicht immer noch unterschätzt, viele denken bei den Datenkraken nur an Google & Facebook, dabei hat amazon längst einen Großteil unseres Konsumverhaltens gespeichert. Und auch der Chef Jeff Bezos ist, nicht erst seit seinem Washington Post-Kauf, eine interessante Persönlichkeit. Ich habe mal seine aktuelle Biografie „Der Allesverkäufer“ auf meine amazon Wunschliste gepackt, die Süddeutsche hat aber auch irgendwelche Fakten da rausdestilliert.

 

20th Century Headlines rewritten to get more Clicks

(xkcd.com, Randall Munroe)
Wie würden Medien heute, in Zeiten von Buzzfeed, wohl über die wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts berichten? Das zeigt ein Webcomic von XKCD und aus der Luftbrücke würde wohl schnell „5 Insane Plans For Feeding West Berlin You Won’t Believe Are Real“. Wie man sonst noch, zum Beispiel bei der Berliner Morgenpost, Überschriften umschreibt um mehr Klicks zu bekommen, schreibt Stefan Niggemeier auf.

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Video

Internetdating: Wenn Facebook & Pinterest sich verlieben

Wundervoller Kurzfilm, der es schafft kleinen Papierschnipseln Leben einzuhauchen und mit unglaublich viel Liebe zum Detail ohne Worte eine Geschichte erzählt: Wie Facebbok & Pinterest ein Paar wurden. Besonders gut gefällt mir der Gastauftritt von Instagram und YouTube, aber seht selbst.

Pinterest & Facebook Dating

Das Video von gamerboymedia hat gerade die Monday Challenge von Filmriot für beste Cinematographie gewonnen.

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Gesellschaft Netz & Video

Wenn Firmen sich im echten Leben verhielten wie auf Facebook

Firmen im Social Web Wir kennen das: Seit Social Media versuchen immer mehr Marken und Unternehmen mit uns in Dialog zu treten. Allerdings scheint es diametral gegen die Beschaffenheit dieser Gesellschaften zu sein einer natürlichen Kommunikation nach zu gehen. Stellt man eine Frage antwortet meist ein PR-Textbaustein, der einmal in langen Abstimmungen mit „Legal“ abgesegnet wurde.
Und die Firmen selbst haben sich nun diesen Facebook Kanal zu gelegt und müssen ihn irgendwie bespielen , also nerven uns Fanpages und Social Media Manager mit iPad-Gewinnspielen, belanglosen Fragen zum WeltsonstwasTag und Dialogsimulation.

Was wäre, wenn sich Firmen im echten Leben genauso so verhielten: In unseren normalen Kommunikationsalltag eindringen, sich in die Gespräche einmischten und dort aufführten, wie auf ihren Social Media Präsenzen. Wir haben uns das in der neusten „YouJustDontDo“-Folge mal vorgestellt:

Wie geht es euch, was sind eure schlimmsten Zusammenstöße mit Firmen im Bereich Social Media? Oder habt ihr vielleicht sogar positive Beispiele?

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Netz &

Kostenpflichtige Facebook-Nachrichten: Aufregung statt Aufklärung

„Facebook will Geld für Nachrichten verlangen“. Was für eine Schlagzeile, die muss man ja bringen. Tut man auch, zum Beispiel bei der Süddeutschen. Allein, die Schlagzeile ist zwar nicht ganz falsch, aber auch weit entfernt von richtig.

In der Tat experimentiert man bei größten sozialen Netzwerk der Welt mit Geldbeträgen für Nachrichten an nicht befreundete Personen. Erstes Beispiel war Mark Zuckerberg selbst: Wenn man direkt in den Posteingang des Facebook-Gründers wollte sollte das 100$ kosten. Und hier ist der entscheidende Unterschied: Es geht nur um Nachrichten an Nicht-Freunde, die direkt in den normalen Posteingang sollen. Schreiben kann man weiterhin allen kostenlos. Den Freunden sowieso, bei allen anderen landen Nachrichten im Ordner „Sonstiges“. Von der Existenz dieses Ordners wissen die Wenigsten und selbst die ihn kennen schauen maximal alle paar Monate mal hinein.  

So deutlich schreibt das die Süddeutsche nicht. Anstatt das Konzept der normalen und sonstigen Nachrichten von Freunden und Nicht-Freunden zu erklären, erwähnt sie in einem komplizierten Nebensatz:

Noch wichtiger könnte nur die Frage sein, warum Facebook-Nachrichten für manche Menschen überhaupt plötzlich Geld kosten, solange sie die Nachricht nicht an ihre Freunde richten, sondern an Menschen außerhalb ihres digitalen Freundeskreises, zum Beispiel an Personen des öffentlichen Lebens.

Das war’s, der Rest des Artikels dreht sich darum wieviel nun Nachrichten an welche Promis kosten sollen. Warum?

Heute in den Morgenlinks brachte ich noch als Witz getarnt den Spruch, dass sich in Deutschland der Versuch Viralität zu erreichen darauf beschränkt, Ansgar Heveling einen schlechten Kommentar schreiben zu lassen, um anschließend auf die aufgebrachte Menge zu setzen. Wie das mit Witzen aber so ist, werden sie oft schneller als man denkt von der Realität eingeholt. Denn natürlich ist klar, dass die Nachricht: „Facebook Nachrichten kosten Geld“ sich wie ein Lauffeuer unter den desorientierten Nutzern verbreiten muss. Schließlich ist das Gerücht so alt wie Soziale Netzwerke: Schon bei StudiVZ ging im Wochenrhythmus die Rundmail rum, man müsse jetzt diese Nachricht weiterleiten, sonst würde die Plattform Geld kosten und auch auf Facebook hält sich das Gerücht hartnäckig. Man muss also von Kalkül ausgehen, wenn die Süddeutsche in ihrem kurzen Bericht, das nicht eindeutig klarstellt. 2.700 Weiterempfehlungen auf Facebook können ja erstmal nicht irren. Ob das aber langfristig eine gute Strategie ist die eigenen Leser in die Irre zu führen, anstatt aufzuklären?

Wie es besser geht zeigt zum Beispiel das Fachblog allfacebook.de. Gleich im zweiten Absatz stellt man dort klar:

Bevor jemand in Panik verfällt: Natürlich bleiben Nachrichten auf Facebook kostenlos, natürlich bleibt auch Facebook kostenlos. Mit den Freunden kann jeder wie gewohnt kommunizieren denn hier bleibt alles beim Alten. Dieses Feature ist ein Test und betrifft nur die Kommunikation von normalen (privaten) Facebook Profilen mit Nicht-Freunden. Facebook Seiten sind davon ebenfalls nicht betroffen.

Das ist ein Grund, warum ich mich gerade bei Technikthemen immer mehr auf vertrauenswürdige Blogs verlasse, als auf die Onlineableger vermeintlicher Qualitätsmedien.

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Bewegen & Beschäftigen Netz &

Facebook – ein (zu Recht) undemokratisches Netzwerk

Am 10. Dezember wird sich Facebook von der Demokratie verabschieden. Das Unternehmen lässt gerade seine Nutzer über Regeländerungen abstimmen und sie dabei auch entscheiden, ob sie in Zukunft noch ein Mitspracherecht haben wollen. Bindend ist das Ergebnis für Facebook nur, wenn mindestens 30 Prozent aller Nutzer an der Abstimmung teilnehmen. Und da ziemlich sicher auch dieses Mal nicht genug Stimmen zusammenkommen werden, wird diese Abstimmung wohl der letzte Demokratieversuch von Facebook sein.

Dass Facebook nun über die Abstimmung abstimmen lässt, ist nicht nur eine logische Entwicklung, sondern auch sehr ehrlich. Schließlich war das Recht des Nutzers, mitbestimmen zu können, kaum mehr als ein schicker PR-Trick. Um zwei Dinge vorwegzunehmen: Ich bin selbst bei Facebook. Ich nutze das Netzwerk gerne, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was in den AGBs steht. Und ich bin sicher nicht gegen Demokratie. Auch ich fände es wünschenswert, wenn ein Konzern mit einer solchen Meinungsmacht seine Nutzer bei Regeländerungen mitbestimmen ließe. Aber ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass ein gewinnorientiertes Unternehmen wie Facebook darauf aus ist, sich in seine Geschäfte reinreden zu lassen.

Allein die Tatsache, dass die Abstimmungen in der letzten Ecke versteckt werden, zeigt, wie gering Facebooks Wille zur Demokratie ist. Die Hürde von 30 Prozent – also mehr als 300 Millionen Nutzer auf der ganzen Welt, die ihre Stimme abgeben müssen – ist unter diesen Umständen utopisch hoch angesetzt. Würde Facebook wirklich wollen, dass die Nutzer etwas zu sagen haben, könnte es die Abstimmungen auf der Startseite ankündigen, so wie die Einführung der Timeline oder neue Fotofunktionen. Eine Mitteilung ganz oben, am besten mit Abstimmmöglichkeit, fertig. Immerhin: Zum ersten Mal informiert der Konzern seine Nutzer per Mail über die Wahl, denn nichts anderes ist es doch: Die Wahl, ob Facebook alleine bestimmen darf oder ob das Netzwerk von seinen eigenen Nutzern in die Schranken gewiesen werden kann. Bei mir kam die Mail heute an. Bis zum 10.12. muss ich meine Stimme abgegeben haben. Ein relativ kurzer Zeitraum und ein weiterer Hinweis darauf, dass Facebook zwar die Illusion von Teilhabe vermitteln will, in der Realität jedoch den Einfluss möglichst gering hält.

Aber auch die Nutzer selbst sind schuld, dass Facebook seine Demokratieversuche wohl beerdigen wird. Bei der letzten Regeländerung stimmten nur 0,04 Prozent aller Nutzer ab. Noch einmal in Worten: Null Komma null vier Prozent! Das ist erbärmlich wenig. Jedes Gerücht einer AGB-Änderung wird massenhaft gepostet. Mit dem aktuellsten dieser Kettenbriefe will jeder, der ihn verbreitet, Facebook sämtliche Urheberrechte an von ihm veröffentlichten Inhalten absprechen. Dass dies nicht durch ein einfaches Posting erledigt werden kann, interessiert kaum jemanden. Mindestens zwanzig Mal habe ich diese Worte in den letzten Tagen auf meiner Zeitleiste gesehen. Über die reale Abstimmung, die in diesem Moment stattfindet, schreibt hingegen niemand.

Tatsache ist: Die wahre Macht der Nutzer liegt woanders. Nicht in den Regeln, sondern in der Mitgliedschaft an sich. Jeder kann frei entscheiden, ob er bei Facebook sein will. Mehr als eine Milliarde Menschen haben sich dafür entschieden. Wenn sie von den Datenschutzbestimmungen abgeschreckt worden wären, wenn sie sich wirklich dafür interessieren würden, wäre das Netzwerk nie so groß geworden. Doch darum geht es dem Einzelnen gar nicht. Es geht ihm darum, dabei zu sein, nichts zu verpassen, in Kontakt mit Freunden, Bekannten, sogar Fremden zu bleiben. Erst wenn die Leute sich entscheiden, Facebook zu meiden, weil ihnen die Regeln nicht gefallen, wird das eine Wirkung haben, denn sinkende Nutzerzahlen schlagen sich ökonomisch nieder. Und das ist es, was Facebook als börsennotiertes Unternehmen wirklich interessiert. Nicht die Demokratie.

Bild: Montage mit Material von USDAgov

Sara Weber ist Journalistin und Schülerin an der Deutschen Journalistenschule in München. Sie schreibt unter anderem für „Horizont“, „Der Spiegel“ und „Uni Spiegel“ und in ihrem Blog. Als Nachrichtenjunkie hat sie ein besonderes Faible für Medien- und Digitalgeschichten.