YouTube-Netzwerke werden als neue TV-Sender und die potentiellen nächsten Mega-Medien-Unternehmen gehandelt. Und spätestens seit der Übernahme der Maker-Studios durch Disney für $500 Millionen Dollar ist klar, wer sich alles für den Markt interessiert. Um sich der Dynamik des Multi-Channel-Networks (MCNs) Marktes auf und um YouTube bewusst zu werden, lohnt es sich einen kurzen Blick auf die rasante Entwicklung, gerade in Deutschland, zu werfen.
Das erste Multi-Channel-Network
Als erstes YouTube-Netzwerk weltweit haben sich die NextNewNetworks bereits 2007 gegründet und damit nur zwei Jahre nach Entstehung der Videoplattform selbst. NextNewNetworks publizierte mit IndyMogul eine Show, die jungen Filmemachern einfache Special Effects für den Hinterhof beibrachte. Außerdem nahmen sie BarelyPolitical bei sich auf und haben mit dem ObamaGirl vermutlich die Präsidentschaftswahl 2008 mitentschieden.
Mehr Know-How als YouTube
Dabei hat das Netzwerk enormes KnowHow angesammelt, was den Aufbau eines Publikums, das Pushen einzelner Künstler und Videos und die Zusammenarbeit unter verschiedenen YouTubern angeht. Sogar mehr als YouTube selbst, so zumindest die Gerüchte. Deshalb hat YouTube die NextNewNetworks 2011 kurzerhand für 50 Millionen $ übernommen und die Mitarbeiter zu einem Großteil für ihr YouTube Next und ihr Audience Development Team übernommen.
Mediakraft gründete sich 2011
In Deutschland ging es 2011 erst richtig los. Im September gründete sich Mediakraft als YouTube Netzwerk. Christoph Krachten, der selbst lange mit Clixoom erfolgreich auf YouTube war, wanderte dort in die Chefetage und konnte viele erfolgreiche YouTuber, allen voran Y-Titty verpflichten. Auch LeFloid, Ungespielt und Daarum sind bei dem Netzwerk mit mittlerweile verschiedenen Unternetzwerken zu Comedy, News und Fashion.
Doch selbst 2012 waren Netzwerke in Deutschland noch kein allzu großes Thema. Nimmt man beispielsweise den Webvideopreis, der von der European Webvideo Academy veranstaltet wird und zu keinem Netzwerk gehört, so wurde dieser 2012 noch von Krachten moderiert. Auf einer kleinen kleinen Bühne im Savoy-Theater in Düsseldorf fühlte sich das noch sehr familiär an.
Konkurrenz unter den YouTube Netzwerken
So richtig ging es mit dem Netzwerkthema in Deutschland erst Ende 2012 los. Christoph Krachten durfte den Preis 2013 nicht mehr moderieren. Man war im größeren Capitol-Theater und es ging jetzt schon darum, welches Netzwerk die meisten Preise mit nach Hause nimmt.
Mit divimove war inzwischen Konkurrenz auf den Plan getreten. Gegründet von zwei früheren Zalando-Managern, nahmen diese recht aggresiv Künstler unter Vertrag. Inzwischen arbeitet auch Hannes Jakobsen, früher intensiver Partnermanager bei YouTube Deutschland für das Netzwerk.
Die TV-Sender steigen ein
Und auch die TV-Sender und Produktionsfirmen wurden auf YouTube aufmerksam. YouTube hatte es mit ihrer “Original Programming”-Förderung geschafft unter anderem UFA/Freemantle und endemol auf die Plattform zubringen – und sie blieben da.
Auch wenn die Kanäle von endemol zunächst holprig und sicher unter den Erwartungen anliefen, so hatte man mit endemol beyond doch eine Produktionsfirma, die effektiv fürs Web produzieren konnte und schnell holte man sich vielversprechende YouTuber an die Hand, wie Doktor Allwissend und MrTrashpack und baute ihr eigenes Netzwerk aus.
Auch FreemantleMedia blieb dabei und investierte in das Divimove Netzwerk, die RTL-Tochter sicherte sich 26%.
Massive Investitionen in YouTube Netzwerke
Da konnten auch die andere Senderfamilien nicht lange auf sich warten lassen: Pro7Sat.1 startete kurzerhand mit Studio71 sein eigenes YouTube-Netzwerk und hat mit Gronkh gleich mal den deutschen YouTuber mit den meisten Abonnenten an Land gezogen.
RTL sicherte sich außerdem noch das kanadischen YouTube Netzwerk BroadbandTV. Weitere sechs Millionen investierte die RTL Group in das Beautynetzwerk Stylehaul. Wir sind wohlgemerkt immer noch im Jahr 2013.
Deutschland ist zum hart umkämpften Markt geworden
In diesem Jahr griff Pro7Sat.1 dann noch beim Collective Digital Studio zu. 20% hält man mittlerweile an dem feinen amerikanischen Netzwerk, das Größen wie Freddie Wong und Epic Meal Time zu seinen Künstlern zählt.
Dann gab es Anfang diesen Jahres noch einen Deal mit dem Hamburger Youtube Netzwerk TubeOne, hier griff der Außenwerbevermakter Ströer zu, und nahm darüber die Außenseiter und Flying Uwe unter seine Fittiche.
Innerhalb eines Jahres ist der deutsche YouTube-Markt also zu einem der am härtesten umkämpften geworden, deswegen versuchen die meisten YouTube Netzwerke immer mehr in andere europäische Länder zu expandieren.
Dieser kurze Überblick zeigt, wie schnell sich der Webvideobereich in eine Branche verwandelt hat, in der mit Mediaplänen und großen Summen hantiert wird. Im Juli erhielt Mediakraft weiteres Venuture Captial in Höhe von 16 Millionen Euro.
Dieser Artikel erschien zunächst für das TV 2.0 Blog.
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10 Antworten auf „Die Entwicklung der YouTube Netzwerke“
Tolle Übersicht! :)
[…] man dies momentan in der YouTube Szene beobachten. Hier sind einige zu echten Stars geworden, die von Fernsehsendern umworben werden, Plakatwände schmücken aber von einem Teil der Bevölkerung schlicht nicht […]
[…] sind sozusagen das Management, der Aggregator und die Werbeagentur eines YouTube-Stars. Eine gute Übersicht der geschichtlichen Entwicklung dieser Netzwerke hat Netzfeuilleton […]
[…] will seinem Netzwerk Mediakraft den Rücken kehren, in seinem Vice Interview lässt er deutlich seine Unzufriedenheit […]
[…] hochzuladen. Wo lange YouTube als die Plattform für Amateure galt und sich immer weiter professionalisiert hat, positioniert sich jetzt Facebook als ultimativen Weg um Videos einfach und schnell mit seinen […]
[…] zunehmend schwerer. Hinter den die großen YouTuber stehen ganze Teams. Im Zweifelsfall sogar Disney mit 500 Millionen Dollar für ein YouTube Netzwerk. Dagegen muss man jetzt also ankämpfen. Eine Chance gibt es trotzdem noch: Die neuen, alten […]
[…] kann schon staunen, wenn Disney 500 Millionen für das YouTube-Netzwerk Maker ausgibt. Was wollen gestandene Hollywood-Studios mit den YouTubenetzwerken. Mediaredef hat einen […]
[…] natürlich haben sie sich bei der Suche nach Möglichkeiten auch die YouTube-Netzwerke angeschaut und sind zunächst bei sich um die Ecke in Köln […]
I never thought I would find such an everyday topic so enaltrhling!
[…] Nachrichten aus der Webvideoszene: DiviMove, RTL-Tochter und Multi-Channel-Netzwerk übernimmt die VideoDays. Die VideoDays finden seit 2010 jährlich in Köln statt und […]