Facebook hat auf seiner Entwicklerkonferenz f8 wieder viele interessante Neuerungen vorgestellt, einige davon verändern auch, welche Möglichkeiten Medien auf der Plattform haben.
Der Messenger wird zu Plattform
Der Facebook Messenger hat mittlerweile 900 Millionen monatlich aktive Nutzer, genug für Facebook um ein eigenes Ökosystem drumherum zu entwickeln. Deswegen öffnet man nun, wie bereits letztes Jahr angekündigt, den Messenger für Business. Für Medien interessant: Es sind auch Nachrichtenbots möglich, die den Nutzer automatisch mit aktuellen Stories versorgt und auf Nachfrage eine gezielte Auswahl präsentiert. Wer das mal ausprobieren möchte: CNN und das WSJ haben bereits einen solchen Bot. Dazu einfach die Messenger-App auf dem Handy öffenen und ins Suchfeld klicken. Hier werden einem neben menschlichen Freunden auch gleich einige Bots vorgeschlagen oder man kann nach ihnen suchen. Im Moment ist das ganze noch eindeutig Beta, so fidne ich persönlich momentan den lediglich simulierten Bot von Quartz noch wesentlich charmanter.
Eigenes Video Tab
Video ist weiterhin Facebooks wichtigstes neues Medium und besonders mit den Livevideos haben sie einen Glücksgriff gelandet. So bleiben die Leute bei Livevideos länger dran und kommentieren auch 10x mehr als bei normalen Videos. Deshalb spendieren sie den Videos nun auch ein eigenes Tab in der Facebook-App.
Die Facebook Live API
Aber nicht nur der Zugriff auf die Facebook Live Videos wird einfacher, auch die Produktion wird besser und professioneller. Bislang konnt man nur aus der App heraus und damit mit einer einfach Handykamera streamen. Mit der Ankündigung der Facebook Live API werden aufwändigere Livestreams möglich – inklusive Regiearbeit. Facebook geht dazu aber auch mit Kameraherstellern zusammen, zum Beispiel soll die DJI Phantom Drohne* direkt livestreamen können und die Mevo Webcam mit einem Knopfdruck gleich merehre Perspektiven liefern. Wir können uns also auf mehrere Kamerawinkel, Einblendungen und Interaktionen einstellen. Früher kannte man das aus Fernsehen.
Die Antwort auf Freebooting: Facebook liefert eine Art Content ID
Nicht direkt in der Keynote, aber auf der Webseite kündige Facebook den Rights Manager an: Eine Software mit der Medien die eigenen Inhalte und Urheberrechte auf Facebook schützen können. Damit reagiert Facebook auf die anhaltende Kritik, das viele Seiten einfach Videos geklaut und damit Reichweite generiert haben. Noch ist man auch hier im Beta Stadium, so funktioniert das Uploaden großer Mengen noch nicht direkt und auch die Bedienung hört sich weiterhin nach viel Handarbeit an. Aber man wollte wohl vor allem viele der YouTuber ruhigstellen, die sich über entgangene Einnahmen wegen geklauter Videos beschwerten.
Facebook Videos auf mehreren Seiten veröffentlichen
Eine weitere Video-Neuerung, die für viele Medien mit mehreren Facebookseiten interessant wird ist die Möglichkeit Videos zentral auf mehreren Seiten zu veröffentlichen. Über den Facebook Business Manager kann man ein Video nun einmalig hochladen und dann für mehrere Facebookseiten zur Veröffentlichung freigeben. Das erleichtert, welche Seite im Unternehmen das Knallervideo hochladen darf und wer dann von da teilen muss und es ermöglicht zentrale Analytics, die Views werden nämlich alle zusammen gezählt.
Zitate teilen und Artikel speichern
Zwei kleinere Neuerungen, die aber dennoch für viele Medien interessant sein dürfte ist die erweiterung der Speichern Funktion und der Einführung von Zitaten. Der „Teilen“-Dialog soll es nun auch ermöglichen Zitate aus einem Artikel, Text oder Buch direkt mitzugeben, ähnlich wie Medium das schon für Twitter realisiert hat. Außerdem soll die „Speichern“-Funktion mit der man sich bislang auf Facebook selbst Artikel oder Posts für später merken konnte für das gesamte Web ausgerollt werden. So das sich Nutzer auf Webseiten Artikel in ihre Facebook-Liste speichern können. Damit wird Facebook zu einem echten Instapaper oder Pocket Konkurrenten. Ausprobieren kann man das hier mal mit diesem Artikel:
Instant Articles für alle
Auch das die Facebook Instant Articles für alle geöffnet werden war schon vor der f8 bekannt und bekam deshalb gar keine Erwähnung in Zuckerbergs Keynote. Seit heute können sich Publisher – vom Blogger bis zur Sendeanstalt – bei Facebook für Instant Articles anmelden. Facebook nutzt die Möglichkeit aber um nochmal Argumente nachzulegen und sagt, dass Instant Articles mehr Interaktionen und 30% mehr Shares aufweisen, versichert gleichzeitig, dass sie gegenüber Link Posts nicht vom Algorithmus bevorzugt werden. Ich prophezeie, dass die meisten deutschen Medien sich auf Instant Articles stürzen werden – egal ob es zur Strategie passt oder nicht. Aber welches deutsche Medium hat schon eine Strategie?
Der Roboter liest den Newsfeed
Facebooks künstliche Intelligenz wurde ebenfalls als wichtiges Feld für die nächsten 10 Jahre vorgestellt. Präsentieren konnte man bereits eine Bildererkennung, bei der automatisch eine Beschreibung dessen erstellt wird, was auf einem Bild zu sehen ist, um sie Beispielsweise Blinden vorzulesen. Aber man will diese Technologie auch einsetzen um den Algorithmus im Newsfeed zu verbessern. Der Roboter liest also die Texte und betrachtet die Bilder um besser zu identifizieren, welche interessant sein könnten.
[td_smart_list_end]
Bilder: Facebook, *Amazon Partnerlink