Snapchat ist noch immer in alle Munde und Hirne. Medienmacher, Marketeers und Journalisten grübeln ob und wie sie Inhalte für eine Plattform erstellen sollen, bei der nach 24 Stunden alles wieder verschwindet. Interessanterweise tun sich gerade Onlinejournalisten schwer damit, die es gewohnt sind, für ein ewiges Archiv zu arbeiten. Alte Journalisten sind da fast schon wieder im Vorteil, schließlich war es lange üblich, dass Fernsehbeiträge sich versenden und die Zeitung von gestern „old news“ ist. Aber auch von YouTubern erreicht mich die Frage: Wieso machst du dir den Aufwand, Inhalte für Snapchat zu machen? Du könntest das doch auch für YouTube tun.
Der Reiz von Snapchat
Also dachte ich mir, erkläre ich mal ein bisschen, was für mich aktuell den Reiz von Snapchat ausmacht, um dort auch journalistisch angehauchte Formate auszuprobieren. Es reicht mir nicht aus, eine neue Plattform nur von außen zu betrachten und schlimmstenfalls sogar zu belächeln. Dazu bin ich noch nicht „zu alt“ genug. Ich will selbst die Möglichkeiten ausprobieren, testen und versuchen zu verstehen, was den Reiz ausmacht. Speziell dann, wenn es so ein massives Nutzerinteresse aufweist, wie Snapchat. Auch wenn ich im Interview mit dem 17-jährigen Georg erfahren haben, dass die Jugendlichen nicht unbedingt auf Medieninhalte auf Snapchat warten, sondern vor allem auf Kommunikation untereinander setzen. Mir fehlen die Schulkameraden, die darüber kommunizieren, deswegen liegt mir der Zugang über ein mediales Format näher.
Mein Format: Heute habe ich gelernt
Mein Format heißt im Moment programmatisch „#TIL – Heute habe ich gelernt“. Darin teile ich in unregelmäßigen Abständen in einer Snapchat-Story für mich interessante Fakten und Zusammenhänge, die ich kürzlich erfahren habe. Ich habe schon über den ehemaligen Grenzstreifen zwischen BRD und Sowjetstaaten gesprochen, Lachskanonen, das Alkoholverbot in Irland an Karfreitag, ausgedachte Orte auf Straßenkarten und darüber, warum Piraten eigentlich Augenklappen tragen. Dafür nutze ich die snapchattypische Mischung aus kurzen Videoclips und Fotos mit Text, Emojis und Kritzeleien on Top.
Snapchat ist ein simples Video-Tool
Diese einfache Mischung aus Video und Foto fand ich von Anfang an spannend. Und ich finde, der Aufwand ist erstaunlich gering. Vor allem, wenn man es mit klassischer Postproduktion vergleicht. Da ist jede eingefügte Grafik oder Schrift ein Aufwand. Bei Snapchat bin ich im Prinzip zum Schnitt in der Kamera gezwungen und Special Effects entstehen tatsächlich mit einem Finger.
Wie aus Snapchats Schwächen Stärken werden
Das bedeutet einerseits, dass man seine Story etwas im Voraus planen muss, gleichzeitig veröffentlicht man sie aber schrittweise (Videoschnipsel können maximal 10 Sekunden lang sein) und kann so währenddessen noch auf Fragen reagieren, die Story länger oder kürzer machen. Zur Geschichte über das Alkoholverbot am Karfreitag in Irland habe ich beispielsweise abends noch ein Addendum gedreht und hinterhergeschickt, als ich doch noch ein Hotel gefunden habe, dass Alkohol ausschenkt. So haben sich für mich einige der Schwächen oder Begrenzungen von Snapchat im Nachhinein als Stärke erwiesen. Ich meine, im Vergleich zu einem YouTube-Video fällt die gesamte Postproduction weg. Dadurch ist es schon beinahe wieder weniger Aufwand. Aber das ist nur einer der Gründe, weshalb ich dieses Format auf Snapchat produziere und nicht auf YouTube.
Für ein Publikum, nicht einen Algorithmus
Denn tatsächlich erreiche ich auf Snapchat mehr Leute. Dabei mache ich YouTube mittlerweile seit mehreren Jahren, habe Click-Hits mit 100.000 oder 30.000 Aufrufen gelandet und 850 Abonnenten gesammelt. Trotzdem erreiche ich auf Snapchat momentan mehr Menschen. Denn von meinen 850 Abonnenten erreiche ich bei YouTube längst nicht mehr alle. So kommt es, dass ein reguläres YouTube-Video von mir innerhalb von zwei Wochen gerade einmal 140 Aufrufe erzielt. Ohne an dieser Stelle zu tief in die Probleme einzusteigen, die YouTube hat, liegt das vor allem am YouTube-Algorithmus. Längst bekommen nicht mehr alle Abonnenten alle Videos angezeigt und der Algorithmus belohnt vor allem Kanäle, die sehr regelmäßig produzieren. Bei Snapchat gibt es das (noch) nicht. Hier werden einem alle Stories angezeigt, lediglich nach Aktualität sortiert. Und ohne zu wissen, wie viele Abonnenten ich dort genau habe, kann ich sagen, das meine Stories dort hunderte Abrufe erreichen. In 24 Stunden.
Bei SNAPCHAT produziert man noch für ein Publikum, nicht für einen Algorithmus.
Snapchat wächst — und ich mit
Für mich ein weiteres Indiz dafür, wie intensiv die Nutzung von Snapchat derzeit ansteigt. Und ich würde lügen, würde ich nicht zugeben, dass dies nicht auch ein Teil der Überlegung ist, dieses Format jetzt zu probieren. Auf YouTube kann man mit einem neuen Format derzeit niemand hinter dem Ofen hervorlocken. YouTube als Plattform wächst auch nicht mehr so rasant, Snapchat dagegen schon. Hier hat man also noch die Chance, mit der Plattform mitzuwachsen.
Resonanz in den Medien
Auch die mediale Aufmerksamkeit liegt auf Snapchat. Und so führt das Format dazu, dass mein Account auf Medienportalen zum Folgen empfohlen wird oder die Themen darin von anderen Medien aufgegriffen werden.
Das alles bedeutet, dass Snapchat im Moment für mich die Plattform ist, um Neues auszuprobieren und ein junges Publikum zu erreichen. Und sogar von Georg habe ich schon ein Lob für meine Stories bekommen.
5 Antworten auf „Warum ich an einem Snapchat-Format arbeite“
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