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Washington Post & Amazon – Gibt es da Synergien?

Können amazon und die Washington Post voneinander profitieren? Nun muss man zunächst einmal festhalten, dass nicht amazon, sondern Jeff Bezos als Privatmann die Post eingekauft hat. Das heißt, sie wird nicht direkt Teil des Unternehmens. Dennoch ist natürlich denkbar, dass sich zahlreiche Kooperationen ergeben könnten und die Fantasie dazu sprudelt auch schon auf allen Seiten. Einen der, wie ich finde spannenden Punkte spricht Karsten Lohmeyer mit einem Mikrobezahlsystem an, dass über amazon funktionieren könnte und das so im Journalismus noch fehlt:

4. Ein etabliertes und einfaches Mikropayment-Bezahlsystem
Nichts ist einfacher, als bei Amazon zu bezahlen. Mit dem 1-Click-Kauf ist es passiert. Millionen potentieller Leser haben bereits ihre Kreditkartendaten oder Konto-Informationen hinterlegt. Ein Bezahlsystem wie geschaffen für die digitale Distribution von Medieninhalten ich will sie jetzt nicht Tageszeitungen nennen. Vor allem aber ein Bezahlsystem, das sich ganz hervorragend für das so genannte Mikro-Payment eignet. Endlich wäre es möglich, wie so oft gefordert, nicht mehr den ganzen dicken Berg an Papier kaufen zu müssen, den eine Tageszeitung darstellt, sondern eben nur den einen Artikel, der mich interessiert. Klick, schon habe ich ihn gekauft, für ein paar Cents vielleicht – die sich zu Millionen summieren können. Dann der nächste Artikel, wieder ein Klick. Und dann kommt das Empfehlungssystem von Amazon und schlägt mir schon wieder den nächsten Artikel vor, der mich interessieren könnte. Oder ein passendes, weiterführendes eBook… Oder ein Produkt über das in dem Artikel geschrieben wurde… oder … oder … oder

Henry Blodget analysiert das Investitionsverhalten von Bezos. Er ist befähigt etwas dazu zu sagen, schließlich ist er vom Business Insider, einem weiteren Medien-Unternehmen, in das Bezos investiert hat.

He doesn’t necessarily make these investments for the money. Or bragging rights. Or strategic synergies.

Bezos hat bislang Durchhaltevermögen und Langfristigkeit bei seinen Unternehmungen erkennen lassen. Aber auch Blodget kommt nicht umhin, mögliche Kooperationen zu sehen. Mal zwei Ideen herausgegriffen:

3. „News“ is the digital equivalent of a high-traffic intersection: As people pass through to consume information they might also stop to do some shopping. Content and commerce companies have long dabbled with combining the two experiences, but no one has really nailed it. Given Amazon’s expertise in affiliate marketing and advertising, it’s not hard to imagine that the Washington Post could quickly become a laboratory for the next generation of integrated content and commerce.

4. Amazon is getting into the local physical delivery business–a business that the Washington Post is already in. Could stuff ordered from Amazon be delivered with your morning newspaper? Why not? And your daily newspaper–or parts of it–could certainly be delivered in a box with your Amazon stuff.

Jeff Jarvis hofft vor allem, dass Bezos die Pfiling Skills von amazon mitbringt, um den Journalismus wieder relevanter zu gestalten:

I have been arguing with newspapers lately that they must gather small data about their individual users — where they live, where they work, what their key interests are — so they can serve people with greater relevance and value. I hope that skill — building profiles and using them to improve relevance — is the first that Bezos brings to the Post.

Und ganz am Schluss noch eine Bemerkung beim Business Insider zum Kaufpreis der Washington Post:

Bezos is buying the Post for 0.5X revenue, or 2.5X digital revenue if you treat the print business as worthless.

Man könnte jetzt an dieser Stelle noch eine der zahlreichen Analogien zum Springer-Funke Deal ziehen inwieweit 250 Mio. $ für die Washington Post mit 950 Mio Euro für ein Portfolio aus Regionalzeitungen und Zeitschriften ist, entscheidend ist aber der Verweis auf die digitalen Einkünfte. Diese steigen bei der Post. Beim ehemaligen Springer-Portfolio sehe ich da wenig Ansätze, wohl auch der Grund, weshalb Springer sie auf dem Weg zum Digitalunternehmen abgestoßen hat.

Ich habe diesen Artikel zunächst bei micropayme.de veröffentlich, wo ich noch detaillierter und etwas nachrichtenlastiger über die Geschäftsentwicklung im Medienbereich schreibe. Dachte mir aber, dass das aktuell auch gut hierher passt. Wer einmal die Woche Nachrichten zum Medienwandel und Netzkultur kompakt in den Mails haben will, abonniert den morgenlinks-Newsletter.

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morgenlinks Siebbelag

Online darf man nichts glauben, Behinderung & Scoring | morgenlinks

Hier ist die nächste Folge der morgenlinks. Für alle die den Newsletter noch nicht haben auch hier im Web.

st_ry Folge 1: Das tägliche Ausspähen. (Oder: Warum Männer keinen Kredit kriegen.)

(stry.tv)
Daniel Bröckerhoff hat endlich den ersten Teil seiner st_ry-Reportage online. Nachdem die erste Crowdfunding Runde nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte, ist man kurzerhand in Vorleistung gegangen um zu zeigen was man kann und hat die erste Folge schon einmal produziert. Das Thema ist, von Nutzern gewählt, Daten und Datensammlung und in der ersten Folge geht es um Scoring also die Klassifizierung von Kunden. Schöner Film ist es geworden, achja und Geld geben kann man weiterhin.

10 Dinge, die alle Eltern ihren Kindern über Behinderungen beibringen sollten

(raul.de, Raul Krauthausen)
Raul erzählt aus seiner Rollstuhlperspektive, wie er es wahrnimmt, wenn Kinder ihn anstarren und anfangen ihren Eltern fragen zu stellen und gibt Tipps, wie man Kindern am Besten den ungehemmten Umgang mit Behinderungen beibringt. Sehr wertvoller Text und sieh gelten in manchen Fällen sicher auch noch für Erwachsene.

6 Reasons You Really Can’t Believe Anything You Read Online

(cracked.com, Ryan Holiday)
Die Gründe warum man nichts glauben kann, was online steht? Nun in erster Linie der Hunger nach PIs. Derselbe ist wohl auch dafür verantwortlich, dass dieser Artikel auf 2 Seiten aufgesplittet wurde.

Das war es für diese Woche, wer die morgenlinks nächste Woche lieber in seinem Mailfach finden möchte, kann sich hier eintragen.

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Flimmern & Sehen Youtube News & TV 2.0

Was kostet eine Webserie?

Was kostet eigentlich so eine  Produktion einer Online Serie? Sicher gibt es da eine große Spannweite. Wir produzieren YouJustDontDo zum Beispiel mit No Budget, aber das ist auch keine wirkliche, zusammenhängende Serie. Ein ganz anderes Kaliber ist da schon VGHS – Video Game High School. Den Trailer von Staffel 2 habe ich hier schon gezeigt, inzwischen ist auch die erste Folge erschienen, die zweite kommt heute im Laufe des Tages (siehe unten). Hier sind ordentlich Produktionsmittel reingeflossen und eine große Crew wurde unterhalten.

Webserie: 1,3 Millionen $ für 6 Folgen

Freddie Wong hatte für eben diese Produktion der 2. Staffel VGHS über Kickstarter 808,341 Dollar eingesammelt und als Teil der Transparenz gegenüber seinen Backern schlüsselt er alle Kosten in einer Infografik auf. Insgesamt hat er  über 1,3 Millionen $ ausgegben, für die Produktion von 6 Folgen à 30 Minuten.

Was hat VGHS gekostet

 Youtube mit eigenem Starsystem

Interessant finde ich vor allem den Vergleich mit anderen Formaten auf Stundenpreis. So kostet eine durchschnittliche US Sitcom das 7-fache von VGHS. Die Serie „House of Cards“, die Netflix exklusiv für ihr Onlineangebot produzieren ließ, kostete 10-mal so viel. Ich würde mal behaupten, dass ein Großteil der Kosteneinsparung gerade bei den Stars passiert. Denn gerade viele Sitcoms funktionieren wegen der Hauptdarsteller, die ihre Charaktere repräsentieren (2 and a Half Man: Charlie Sheen, King of Queens: Kevin James). Auf YouTube hat sich längst ein eigenes Starsystem entwickelt. Sicherlich ist FreddieW als Regisseur selbst einer der Stars, aber auch Harley Morenstein von EpicMealTime ist sicherlich ein YouTube-Star und tritt in VGHS als Direktor der Schule auf. Die Hauptdarsteller Josh Blaylock (BrianD)  und Jimmy Wong (Ted Wong), Freddies Bruder, sind alle erst durch die erste Staffel bekannt geworden. Hier hat sich ein neues, eigenes Starsystem etabliert, das aber noch sehr viel günstiger ist, als die Riege der Hollywood-Stars.

Update: Siehe Diskussion in den Kommentaren: Jimmy Wong war auch vorher schon auf YouTube aktiv und Josh Blaylock hatte unter anderem eine Rolle in „No Country for Old Men“. Trotzdem glaube ich, dass VGHS ihre Bekanntheit massiv gesteigert hat und innerhalb von YouTubes eben zu echten Stars.

Wo es hingeht? Nun, das wird sich sicherlich angleichen. Bekam der Cast bei Season 1 noch 26,000$ sind wir nun bei 84,000 $. Sicherlich schwer vergleichbar, da wir nicht aufschlüsseln können, wieviele Personen dahinter stehen, aber definitiv eine Steigerung.

Wer wissen will, wie es hinter den Kulissen einer solchen Produktion aussieht, kann sich das Behind The Scenes anschauen.

VGHS Season 2 anschauen

Wer lieber die erste Folge schauen will, kann das hier tun. Die zweite Folge soll heute noch erscheinen.

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Netz &

Springer CTO: „Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“

Axel Springer CTO elektonische Medien Ulrich Schmitz erklärt die digitale Strategie.

Ich hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit mich mit Ulrich Schmitz, dem CTO elektronische Medien, über die digitale Strategie von Axel Springer zu unterhalten. Die Maßgabe, die schon Mathias Döpfner ausgegeben hat, ist dabei eindeutig:

„Wir wollen das führende digitale Medienunternehmen werden.“

Ich habe natürlich auch gefragt, welche Rolle darin noch der Journalismus spielt, denn schaut man sich das digitale Portfolio an, finden sich dort von Preisvergleichen bis Jobportalen allerhand, aber immer weniger Journalismus.

„Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“

Darauf angesprochen gab Schmitz zu: „Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“, betonte aber dass der Journalismus tief in der DNA von Springer stecke. Aber das ist eben nicht alles, vor allem mit Blick auf die Zukunft:

„Unser Geschäft war immer mehr als journalistische Inhalte abzudrucken und zu verkaufen. Das hatte immer mit Werbung zu tun, es ging immer um Marktplätze, viele Rubriken. Letztendlich machen wir vieles von dem heute weiter, mit eigenständigeren Unternehmen und häufig mit einem anderen Massstab. Als Beispiel das Immobiliengeschäft, das war früher ein stark regional geprägtes Geschäft und ist heute ein nationales Geschäft. Im Grunde haben wir jetzt die Chance genutzt, dass was wir vorher gemacht haben, jetzt in einem anderen Maßstab weiterzubetreiben.“

„Wir definieren uns zunehmend weniger als Printunternehmen.“

Ich habe ihn auch nach der Rolle von Print gefragt. Eine Frage die natürlich nach der letzten Woche wieder in einem ganz anderen Licht erscheint. Und ich weiß nicht, ob ich mir sein Zögern bei dern Antwort nun im Nachhinein einbilde oder ob das den Verkauf des Großteils des Printportfolios schon vorweg nahm.

„Print spielt eine große Rolle bei uns. Es ist wie die 40% (digitaler Umsatz) sagen, der größere Anteil. Wir definieren uns zunhemend weniger als Printunternehmen. Wie definieren die Marken zunehmend weniger als Printmarken, sondern als Medienmarken. Wir bespielen alle Kanäle und wir sehen auf absehbare Zeit, dass Print ein großer Anteil dabei ist. Natürlich sinken die Auflagen bei Print, aber sie werden über einen längeren Zeitraum noch einen größeren Anteil haben. Kurz: Wir sehen uns als Medienunternehmen, das verschiedene Medienkanäle bespielt.“

Ich habe Ulrich Schmitz in diesem Zuge auch kurz auf BILD+ angesprochen. Zugegeben er ist dafür nicht der 100% korrekte Ansprechpartner, aber auch das gehört natürlich zur digitalen Strategie Springers. Vor allem dass das BILD+-Abo mit Print günstiger ist, als reines Print, schien mir interessant und inwiefern das ein Klammern an einen Ast ist.

„Bild+ ist überhaupt kein Klammern an einen Ast, sondern ein bewusster Vorstoß und einer, den wir jetzt nicht in den luftleeren Raum hinein machen. Wir haben vor einigen Jahren angefangen die ersten bezahlten Apps anzubieten und das war ein kühner Vorstoß, da waren wir die Ersten, es gab keine Beispiele. Wir haben festgestellt, es gibt viele Leute die solche Medienangebote kaufen und wir sind da auch wieder optimistisch, dass das für unsere neuen Angebote gilt. Aber das können die Kollegen von der Bild noch besser beantworten, als ich.“

Leistungsschutzrecht & Start-Up-Kultur: „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun“

Wie gestern schon in meinem Kommentar angekündigt, bin ich auch gesondert darauf eingegangen, wie der Vorstoß in Sachen Accelerator „Axel Springer Plug and Play“ mit Gesetzesinitiativen zum Leistungsschutzrecht zusammen geht:
Jetzt versuchen Sie einerseits Start-Up-Kultur zu umarmen, auf der andern Seite war Axel Springer auch federführend bei einem Gesetz wie dem Leistungsschutzrecht. Das auch von vielen Gründern so aufgenommen wurde, als hätte man das Internet nicht verstanden. Wie passt das zusammen?

„Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun und es wird immer wieder kontroverse Themen geben. Ich glaube, dass viel von dem Kontroversen auch darin liegt, dass viel mit Schlagworten gearbeitet wird und weniger tatsächlich dort hineingeschaut wird. Aber ich kann jetzt hier für die Frühphase sprechen, dass ist etwas, wo wir so viele Möglichkeiten haben, zusammenzuarbeiten und da sehe ich nur Chancen für beide Seiten.“

Das war nur die erste Folge in der Reihe „Meet the Media Executives“, in der wir (Thomas Wagenkencht & Jannis Kucharz) eine Reihe von Medienentscheidern interviewt haben. Diese werden in den nächsten Wochen online gehen. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass unter anderem noch eines mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey in der Pipeline ist. Wer diese also in Zukunft nicht verpassen will, kann entweder uns auf Twitter folgen, bei Facebook liken oder sich in unseren wöchentlichen morgenlinks Newsletter eintragen.

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Siebbelag

Springer verkauft, Leistungsschutzrecht & Überwachungsstaat | morgenlinks

So, diese Woche viel Springer und ich habe mal ein wenig neue Technik ausprobiert, wobei ich am Ton wohl noch etwas arbeiten muss:

Sommerschlussverkauf bei Springer

(pressekompass.net, Hannah Loeffler)
Springer verakauft beinahe all seine Printtitel an die ehehmalige WAZ-Gruppe, jetzt Funke. Im Boot bleiben nur BILD und Welt. Pressekompass.net hat eine schöne Übersicht, inklusive Kompassgrafik zu den Pressestimmen. Aus Springersicht sicherlich ein konsequenter Move auf dem Weg das führende digitale Medienunternehmen werden zu wollen, für alle anderen wohl ein weiterer Nagel in den Sarg von Print. Oder wie Karsten Lohmeyer es ausdrückt: „Jeder einzelne Print-Journalist benötigt spätestens seit heute seine eigene Exit Strategy.“

 

Mit Google kuscheln, vorläufig

(taz.de, Daniel Bouhs)
Auch an anderer Stelle gibt Springer auf: Und zwar in der Schlacht gegen Google. Auch Springer hat in letzter Sekunde das Opt-In zu Google News unterschrieben, klar schließlich bezieht gerade Welt Online daher eine Menge Leser. Google zieht sich elegant aus der Affäre, die Opfer sind derweil andere. Ein sinnloses Gesetz, das Schaden angerichtet hat. Mehr dazu hier.

 

Überwachungsstaat – Was ist das?

(youtube.com, manniac)
Der Skandal um Prism lässt uns ratlos zurück und wir ringen immer noch um Erklärungen. Eine sehr gelungene bietet Manniac, der erklärt was so ein Überwachungsstaat macht und warum doch jeder etwas zu verbergen hat. Ratlos ist zum Beispiel auch Felix Schwenzel. Wie geht es weiter? Martin Giesler hat für sich die Konsequenz gezogen, sich aus Facebook zu verabschieden. Ich glaube, dass es auch bei den Technologiefreuden dazu führen wird, das wir wieder kritischer damit umgehen. Das habe ich z.B. auch im Hangout mit Jeff Jarvis schon gesagt.

Morgen vorbei schauen lohn sich, da kommt das Interview mit Springer CTO Ulrich Schmitz und wenn ihr auch die nächsten morgenlinks nicht verpassen wollt, dann abonniert am Besten den Newsletter.

 

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Netz &

Springers Totalschaden Leistungsschutzrecht

Springer hat mit dem Leistungsschutzrecht langfristig das Netz und viele Start-Ups beschädigt. Während Sie sich gleichzeitig als Heilsbringer für junge Start-Ups feiern.

Google: 1 – Verlage: 0

Am 1. August, also Donnerstag, tritt das Leistungsschutzrecht in Kraft. Das Gesetz sollte vor allem Google daran hindern „ungefragt“ Verlagsinhalte in sein Google News Angebot aufzunehmen. Nun war es vor allem der Verlag Axel Springer, der dieses Gesetz, zusammen mit einigen anderen Verlagen (Burda) massiv vorantrieb und schlussendlich auch durchsetzte. Google reagierte so, wie es viele vorausgesagt hatten: Es droht den Verlagen mit Rausschmiss aus dem Google News Index. Es sei denn, diese stimmen der Aufnahme explizit zu und verzichten dabei auf ihre eventuellen Ansprüche aus dem Leistungsschutzrecht.

Die Verleger fletschen die ausgefallenen Zähne

Somit wird das „Lex Google“ endgültig zahnlos gegenüber dem Player Google, dem Springer-Chef Döpfner Ähnlichkeiten mit einer Hehlerbande unterstellte. Denn die Verlagen unterschreiben reihenweise die Einverständniserklärung: Vorneweg Zeit Online und süddeutsche.de, die sich aber schon früh nicht mehr hinter das Leistungsschutzrecht gestellt hatten. Auch von vielen Regionalzeitungen weiß ich, dass man dort aufgeregt zu Google gelaufen ist, um auch bitte, bitte im Index zu bleiben.
Heute kam auch das geknickte Eingeständnis von Springer, das man sich zwangsläufig dem Opt-In von Google beugt. Aber nur vorläufig, wie man weiter kämpferisch versichert. „Mit ausdrücklichem Hinweis, dass dies nur vorläufig bis zur geregelten Rechteverwertung und ohne Anerkennung der einseitig von Google gesetzten Konditionen geschieht.“, gibt Springer die ausgefallenen Zähne fletschend zu Protokoll.

Die Kollateralschäde entstehen woanders

Google, um das es den Verlagen ging, kommt also ungeschoren davon. Eine Welt Online müsste man schließlich auch sofort verkaufen, wäre es nicht schade um den ganzen schönen SEO-Traffic. Die Kollateralschäden finden sich unterdessen woanders, im Kleinen. Beispielsweise bei rivva, das es sich zur Aufgabe gemacht hat das Netz nach den meistdiskutierten Artikel zu durchforsten. Es muss nun zu Teilen vor dem Leistungsschutzrecht kapitulieren. „Circa 650 Lokalzeitungen, Magazine und ihre Blogs werden angesichts der aktuellen Rechtsunsicherheit nicht mehr in der Aggregation auftauchen.“ schreibt der Macher Frank Westphal im rivva Blog „Der bürokratische Aufwand, um alle interessanten Quellen einzeln um Erlaubnis zu fragen, sprengt ein Ein-Personen-Projekt.“, erklärt er seine Hilflosigkeit.

Springer schadet den Start-Ups, versucht gleichzeitig um diese zu werben

Springer ist das natürlich herzlich egal, ja mehr noch: Mit der Rückkehr des Führungsteam aus dem Silicon Valley geriert man sich als Start-up Versteher und hat mit „Axel Springer Plug and Play“ einen Accelerator gestartet, mit dem man nun frische, junge Start-Ups einfangen möchte. Während die eine Hand also die Start-Up Kultur schlägt, streckt man die andere in ihre Richtung aus. Als ich den CTO Elektronische Medien bei Springer Ulrich Schmitz vor ein paar Wochen im Interview fragte, wie dieses Vorhaben mit dem Vorgehen in Sachen Leistungsschutzrecht zusammen geht,  sagte er sinngemäß schlicht, dass das nichts miteinander zu tun habe. Das gesamte Interview wird in den nächsten Tagen hier und auf Youtube erscheinen. Wer darüberhinaus auf dem Laufenden bleiben möchte, kann unseren Newsletter mit News zu Medienwandel & Netzkultur abonnieren. </Eigenwebung>

So versucht Axel Springer um neue Start-Ups zu werben
So versucht Axel Springer um neue Start-Ups zu werben

Eine technische Lösung fehlt

Frank Westphal beklagt darüber hinaus, dass es an einer technischen Lösung mangelt: „Was fehlt, ist ein maschinenlesbarer Standard.“ Google bietet so etwas grundsätzlich mit seiner robot.txt, über diese kann man Suchmaschinen genau angeben kann, was sie durchsuchen dürfen und was nicht. Darauf meldete sich Felix Schwenzel von wirres.net in den Kommentaren zu Wort und gab an, dass er in seinen Quellcode „<meta name=“rivva“ content=“Allow: *“/> angegeben hat. Ich mach das jetzt auch mal. Gilt dann wohl erst mal nur für rivva. Was mit ähnlichen Aggregatoren wie Virato ist, ist damit nicht geklärt. Die habe ich gerade per Mail angefragt, wie sie planen mit dem drohenden Leistungsschutzrecht umzugehen. Update: Bei Virato scheint man das Problem nicht zu haben, dort will man sich auf die eigens für Suchmaschienen erstellte Meta-Description verlassen. „Auch nach der Geburtsstunde des LSR wird der Funktionsumfang von Virato erhalten bleiben. Dass heißt auch, dass die von den Publishern eigens freigegebenen Snippets für Suchmaschinen (Meta Description, og:description) weiterhin auf virato.de sichtbar sind.“, gab mir Sprecherin Chérine per eMail Bescheid. Man stimmt aber zu, dass das LSR „sehr vielen Unternehmen innerhalb der Internetlandschaft [schadet] und ein derber Rückschlag für die Innovationskultur in Deutschland“ ist.

Bis dahin verblasst rivva weiter jeden Tag ein bisschen mehr, bis alle Snippets auf der Startseite verschwunden sind.

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Bewegen & Beschäftigen

Jeff Jarvis im Digitalen Quartett: Datenschutz in Zeiten von PRISM

Ich war gestern spontan zu Gast im Digitalen Quartett. Es ging um Datenschutz und die Herausforderungen vor die uns gerade die Überwachung durch die NSA stellt. Wen? Die Politik,  die Medien und uns alle. Und wow, war das ein hochkarätiges Panel:

  • Max Schrems, der bekannt wurde durch sein Vorgehen gegen Facebook und eine Menge zur Problemtik in Brüssel beisteuern konnte.
  • Anke Domscheidt-Berg, die es trotz mangelhafter Verbindung online schaffte und etwas Licht von anderen Seiten auf die Äußerung von EU-Justizkommissarin Viviane Reding bringen konnte
  • Jeff Jarvis, der an seinem Geburtstag dazu kam und ein wenig die amerikanische Seite einbrachte und außerdem nicht als der größte Verfechter der Privatsphäre gilt.

Und natürlich die beiden Moderatoren Richard Gutjahr und Thomas Knüwer. Ja, und irgendwo dazwischen ich.

Es lohnt sich das Ganze anzuschauen und vielleicht habt Ihr ja noch Antworten und Anmerkungen zu all den Fragen, die aufgeworfen wurden.


via Vocer

Hier ist noch der Link zur change.org Petition, die Anke Domscheidt-Berg angesprochen hat
Und der Link zur Visualisierung der Datensätze von Stasi und NSA.

 

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morgenlinks Politik

NSA vs. Stasi, Merkel sagt nix & Besser schreiben | morgenlinks

Hier sind die morgenlinks für diese Woche:


Was Angela Merkel alles nicht weiß und deshalb auch nicht bewerten wird

(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)

Merkel ist im Wahlkampf angekommen und gibt jetzt sogar Interviews. Dabei bestreitet sie die hohe Kunstform, darin nichts zu sagen. Besonders wenn es um den NSA/Prism-Skandal und die Verwicklungen des BND darin geht.
Und sie sagt sogar Sätze, wie: „Merkel: Ich kenne die Hintergründe dieses Vorgangs nicht und werde ihn deshalb auch nicht bewerten.“. What? Stefan Niggemeier fragt sich das auch und regt sich etwas auf.


Stasi versus NSA

(opendatacity.de)
Vielleicht kommt Merkel mit dem Nichtssagen noch so weit durch, weil viele das Ausmaß nicht verstanden haben. Dabei hilft diese Sehr schöne Visualisierung, die die Stasi Daten den Zetabytes gegenüber stellt, die die NSA so hortet.


Gehe zu Stasi versus NSA. Realisiert von OpenDataCity (CC-BY 3.0)


Töte deine Feinde! Die schwarze Liste

(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Normalerweise rät man für gutes Schreiben: „Kill your Darlings“, also nimm deine Lieblingsformulierung raus, weil sie wahrscheinlich eh zu verschwurbelt ist. Christian Seibt rät aber dazu zunächst einmal die Feinde zu töten. Also unnötige Adjektive, beliebige Exkurse etc. Eine sehr nützliche Liste.

 

Vielen Dank für das Konsumieren der morgenlinks und wenn du es noch nicht getan hast, dann trag dich doch gerne in unseren Newsletter ein, um diese wöchentlich im Postfach zu finden.

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Flimmern & Sehen Youtube News & TV 2.0

Mediakraft startet Nachrichten-Kanal auf Youtube

Nachrichten waren bislang auf Youtube in Deutschland ein eher unterrepräsentiertes Feld. Das will Mediakraft, das größte deutsche Youtube-Netzwerk nun ändern. Schon letzte Woche stellte man einen Trailer zum neuen Kanal „Was geht ab !?“ online, um die Pläne vorzuzeichnen und stellte heute bei einer Pressekonferenz die Details vor.

Authentizität statt Seriosität

Wochentäglich soll der Kanal „Was geht ab !?“ mit Shortnews gefüllt werden und mit Specials und Behind The Scenes auf Nutzerfragen eingehen. Mit dabei als Stargesicht ist LeFloid, der mit seinen LeNews schon länger eine eigene Nachrichtensendung auf Youtube veröffentlicht. Hinzu kommen weitere bekannte Gesichter aus dem Mediakraft-Universum, wie die SpaceFrogs, AlexiBexi und BullshitTV. „Wir sehen uns nicht als Nachrichtensprecher.“, betonte dabei LeFloid heute bei der Pressekonferenz. Wichtiger als Seriosität ist Authentizität, lautet ein wenig das Credo und so ist auch schon im Trailer die Rede von „Seriös recherchiert aber nicht ganz so seriös vorgetragen“. Für die Recherche hat Mediakraft einen Newsroom in Berlin aufgebaut, der sich vor allem auf Sekundärquellen stützen wird. Dennoch will sich LeFloid bei „Was geht ab !?“ mehr auf die reine Informationen beschränken und die eigene Meinung, die in LeNews eine große Rolle spielt, eher auf Specials auslagern.

Trailer zu „Was geht ab?“

Mediakraft stärkt mit Senderstrategie sein Netzwerk

Der Newskanal ist Teil einer Übergreifenden Senderstrategie, die Mediakraft heute vorstellte. So soll neben „Was geht ab?“ noch ein Kanal für Technews „Techscalibur“, für Beautythemen „Parkstraße & Schloßalle“ und viele weitere gestartet werden. Bereits angelaufen ist Y-Play mit den Jungs von Y-Titty als Patronen.

Mediakraft stärkt damit enorm seinen Wert und Einfluss als Netzwerk. Denn anstatt neue Kanäle mit einzelnen Personen und Stars aufzunehmen (denen immer weiter die Kanäle gehören), baut man eigene Kanäle, Sender und Marken auf. Diese sind personenunabhängig und bergen natürlich ein großes Potential von Crosspromotion. Ein erklärtes Ziel der neuen Senderstrategie, um Zielgruppen zu vermischen und neue Stars aufzubauen.

Update: Erste Folge

Die erste Folge der Shortnews ist da. Thema: Massenexorzismus.

Präsentation unterhaltsam, aber  das Thema? Meh. Ich dachte gerade in Zeiten von Prism & Wahlkampf hätten wir wichtigere Themen. Um 16:00 soll wohl noch eine weiter Folge kommen und zwischendrin wird der Nerdkanal Techscalibur belebt.

Update: Inzwischen ist auch die zweite Shortnews Folge online. „Verschwörung im Amt! – Türkischer Regierungschef Erdogan hat neuen Chefberater“. Diesmal geht es um den neuen Berater des türkischen Regierungschefs Erdogan, der allerlei Verschwörungstheorien anhängen soll, zum Beispiel das die Proteste von Mächten aus dem Ausland gesteuert sein sollen.

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Gesellschaft Netz & Video

Wenn Firmen sich im echten Leben verhielten wie auf Facebook

Firmen im Social Web Wir kennen das: Seit Social Media versuchen immer mehr Marken und Unternehmen mit uns in Dialog zu treten. Allerdings scheint es diametral gegen die Beschaffenheit dieser Gesellschaften zu sein einer natürlichen Kommunikation nach zu gehen. Stellt man eine Frage antwortet meist ein PR-Textbaustein, der einmal in langen Abstimmungen mit „Legal“ abgesegnet wurde.
Und die Firmen selbst haben sich nun diesen Facebook Kanal zu gelegt und müssen ihn irgendwie bespielen , also nerven uns Fanpages und Social Media Manager mit iPad-Gewinnspielen, belanglosen Fragen zum WeltsonstwasTag und Dialogsimulation.

Was wäre, wenn sich Firmen im echten Leben genauso so verhielten: In unseren normalen Kommunikationsalltag eindringen, sich in die Gespräche einmischten und dort aufführten, wie auf ihren Social Media Präsenzen. Wir haben uns das in der neusten „YouJustDontDo“-Folge mal vorgestellt:

Wie geht es euch, was sind eure schlimmsten Zusammenstöße mit Firmen im Bereich Social Media? Oder habt ihr vielleicht sogar positive Beispiele?