TBUZZ ermöglicht es Twitterkommentare über eine Seite direkt abzugeben und gleichzeitig sehen, was in der Twittersphere aktuell über diese Seite gemeint wird. Sollte es sich durchsetzen, könnte es die Kommentierung auf Blogs weiter (r)evolutionieren.
Kategorie: Netz &
Web 2.0, Blogs und die Zukunft des Journalismus
Laut der Google Vizepräsidentin Marissa Ann Mayer will der Suchmaschinenkonzern in Kürze einen völlig neuartigen Dienst starten, der die Vorlieben der User noch viel schärfer beleuchtet und so im wahrsten Sinne des Wortes das Beste herausfiltert: GoogleToilet soll die Exkremente der User analysieren und mit Hilfe der gesammelten Daten genaue Empfehlungen zu Restaurants, Nahrungswünschen, aber auch Ernährungstipps treffen können. Netzfeuilleton informierte sich für Sie über den neuen Geniestreich des amerikanischen Konzerns.
Als ob die fantastische Suche nicht schon genug philanthropische Stärke bewiesen hätte, verkündete Google gestern Abend im offiziellen Blog in den kommenden Wochen den neuen Service „GoogleToilet“ in einer offenen Betaversion zu starten. Das neue Feature soll die Nutzergewohnheiten noch genauer verarbeiten, um noch bessere Suchergebnisse und Empfehlungen zu erzielen. Dass das sensationell gute Pageranksystem des Börsenunternehmens noch weiter zu verfeinern ist, schien den wenigsten glaubwürdig, doch in der Hauptzentrale in Moutain View, Californien wollte man sich nicht mit den bisherigen Zuständen zufrieden geben, verrät uns die blonde Vizepräsidentin und Diskussionsgroßmeisterin Marissa Ann Mayer. Google suche nach immer neuen Herausforderungen, um die letzten Möglichkeiten des Kerngeschäfts – dem Finden von brauchbaren Inhalten – aus dem bereits jetzt bis an den Wahnsinn perfektionierten Algorithmus herauszukitzeln. Doch wie darf man sich das neue Aushängeschild vorstellen?
Google stellt den neuen Dienst im Blog vor.
GoogleToilet ist eine neuartige Kloschüssel, die einer herkömmlichen zu erst einmal sehr ähnlich sehe, erläutert ein GoogleTechniker die Erfindung. Und tatsächlich sieht der Stuhl der Erleichterung auf dem ersten Blick nicht außergewöhnlich aus. Doch ein Blick in das Loch der Klobrille verrät mehr: Eine ultradünne elastische Nanofolie mit eingebauten hochauflösenden Kameralinsen analysiert das Gesäß des Benutzers. So bald sich der User hingesetzt hat, zieht sie sich auseinander und die Saugknöpfe werden sichtbar. Sie nehmen den Duft auf und stellen so fest, ob es sich hierbei um den rechtmäßigen Benutzer handelt – im Zweifelsfall klappt sich das moderne Gerät zusammen. Doch die eigentliche Prozedur folgt erst nach dem Stuhlgang. Jetzt filtert GoogleToilet die verschiedenen Substanzen aus dem Wasser und errechnet Eigenschaften des Benutzers, die in der nächsten Googlesuche berücksichtigt werden.
Soll die Suche weiter verbessern: GoogleToilet
Damit nicht genug: Google bietet frei nach dem Motto „Don’t be Evil“ noch weitere Möglichkeiten, die Toilette zu benutzen. Mit USB-Buchsen können Endgeräte wie Computer, Notebooks oder Handys mit dem neuen Produkt synchronisiert werden. Eine Echtzeitsuche soll den Prozess auf dem Stuhl noch interessanter machen. In einer Premiumversion wird es auch möglich sein, genaue Statistiken über die Nahrungsgewohnheiten der letzten Tage zu erhalten und anhand der gesammelten Werte Gesundheitszustände und Chancen auf dem Singlemarkt zu berechnen. Zu dem wird der Webgigant zwei neue Technologien aus Japan involvieren. Mit der einen wird aus den produzierten Exkrementen Energie hergestellt, mit der anderen soll eine Eiweißgewinnung möglich sein.
Doch wie soll damit langfristig Geld verdient werden? Marissa Mayer gewährt uns einen Blick in den Businessplan des neuen Google Geschäfts: Die Endgeräte selbst werden einen Teil der Kosten decken, aber gleichzeitig wird die Toilette Dank zwei eingebauter Mikrofone Anzeigentexte zu relevant kategorisierten Daten aus der Brühe aufsagen. Ein weiterer Meilenstein wird mit der Übernahme der Dixie Klos unternommen. Dort werden zukünftig die Googleklos zu finden sein. Die kleinen Kautschukcontainer werden innen und aussen mit relevanter Werbung zugekleistert sein und bieten auch die Möglichkeit Nachrichten und Ebooks aus dem Google Repertoire auf einem integrierten Bildschirm zu lesen.
GoogleToilet auf Vormarsch: Dixie wurde gekauft.
Datenschützer befürchten, dass Urin- und feste Exkremente zu keiner Relevanz beitragen könnten. Doch vorlaute Stimmen gab es in der Historie der Suchmaschine immer wieder. Nie hatte sich die Kritik bewarheitet. Der Konzern blieb seinem internen Gebet „Don’t be Evil“ treu und ist nur ein menschenliebendes StartUp, das den Usern die bestmöglichen Produkte bieten möchte. Und frei nach dem Leitsatz „nur herstellen, was man auch selber benutzen möchte“ lädt uns Marissa Mayer am Ende zu einem Vorabsitz auf dem heiligen Stuhl ein.
Dieser Text ist eine Satire. Alle Angaben sind erfunden und sollen nur eine kritische Stellungnahme zu den neuen Diensten des angesprochenen Unternehmens darstellen. Zu einer Diskussion sind Sie herzlich eingeladen.
Fotos: Klopapierrolle, Toilette, Dixie; Alle Grafiken wurden unter freien Lizenzen aufgespürt. Bei etwaigen Fehlern bitten wir um eine Nachricht.
Werbespot der finnischen Boulevardzeitung „Ilta-Sanomat“ [via: Ostroplog]
ProSiebenSat.1 baut sein Videoportal MyVideo.de aus und bietet auf der Miniclipklitsche nun auch ganze Spielfilme zum Onlinekonsum an.
Wie DWDL meint, macht sich ProSiebenSat.1 dadurch selbst Konkurrenz. Ich denke viel mehr, das man hier konsequent eine Onlinestrategie verfolgt und die eigene Marke stärkt ((Und Stärkung hat diese Marke bitter nötig)).
Zumal die Konkurrenz nicht schläft. Videoload hat mit Videoload free schon ein ähnliches Angebot am Start und auch Microsoft versucht sich mit MSN Movies auf diesem Gebiet.
Das Angebot der Services ähnelt sich dabei stark, so scheint zum Beispiel „American History X“ zum Standardrepertoire zu gehören, auch die Rechte für „Lost in Space“ scheinen nicht allzu schwer zu ergattern. Auf MyVideo gibt es eben auch die in der Überschrift erwähne HipHop-Doku „Status Yo!“.
Dennoch lohnt es sich mal das Angebot zu durchstöbern, wenn die örtliche Videothek mal wieder mit einem der Probleme aufwartet, mit denen einer der oben genannten Anbieter wirbt.
Übrigens gibt es theoretisch auch auf dem großen Bruder Youtube, doch stösst man dabei, wie bei Super Size Me (via) immer wieder auf Probleme mit der Länderfreigabe.((Die natürlich umgangen werden können.))
Nachdem an anderer Stelle schon erläutert wurde, warum es um Zensur geht, gibt es nun eine Online Petition gegen der Vorschlag der Bundesregierung zur Einführung von Internetsperren. Diesen haben inzwischen schon über 10.000 Leute unterzeichnet (Inwzischen 16.005 Stand: 5. Mai, 10:32 h), damit er vor dem Bundestag allerdings zur Diskussion kommt werden bis zum 16.06 50.000 Stimmen benötigt.
Deswegen hier der Aufruf, die Stimme zu erheben und die Petition mit zu zeichnen. Es dauert tatsächlich nicht lange, nur eine kurze Registrierung im Forum des Bundestages und dann ein Klick auf „mitzeichnen“.
Wer noch nicht überzeugt ist, hier noch einmal ganz kurz die Argumente angerissen:
Natürlich ist der Kampf gegen Kinderpornografie eine ehrenwerte, ernste und erstrebenswerte Sache, allerdings sind die angestrebten Internetsperren ein falscher und irreführender Weg.
Den erstens sind diese Sperren wirkungslos, wirklich jeder kann sie innerhalb weniger Sekunden umgehen. Die Seiten werden nämlich nicht vom Netz genommen, sondern nur das inzwischee Stopp-Schild vorgeschaltet.
Könnte soweit niemanden stören geht ja „nur„ um Kinderpornografie, doch ist das Instrument Internetsperren erst einmal installiert, steht damit ein Instrument im Raum, das Begehrlichkeiten weckt und auch schon tut. Damit sind der Zensur keine Grenzen gesetzt. Es beginnt vielleicht mit „KiPo“, dann folgen die illegalen Downloadquellen und dann? „Killerspieleseiten“? Blogs mit unbequemer politischer Meinung?
Und das alles durchgedrückt mit der Totschlagpopulismuskeule der Kinderpornografie.
Dagegen gilt es ein Zeichen zu setzen. Wehret den Anfängen, denn im Nachhinein dagegen vorzugehen wird nur schwieriger.
Also auf zu Petitionsunterzeichung!
Übrigens gäbe es einen viel effektiveren Weg gegen die Kinderpornografie im Netz vorzugehen. Denn wenn Listen von den kriminellen Seiten, die ja für die Sperren eingesetzt werden, existieren wäre es um einiges effektiver, diese Server direkt vom Netz zu nehmen und die Verantwortlichen ihrer verdienten Strafe zuzuführen.
Das diese Server längst nicht alle in gesetzlosen Ländern (( mit gestzlosen Ländern meine ich nicht den Cyberspace)) liegen ist inzwischehn, wie die anderen 13 Lügen der von der Laienhaftigkeit gebeutelten widerlegt.
P.S.: Inzwischen gibt es auch eine paar nette Gegenkampagnen, zum einen die Umgestaltung der Stopp-Seite durch die titanic und die Aktion das Internet für Internetausdrucker ((Im Volksmund „Politiker“ genannt)) zu sperren.
UPDATE: Unter www.zeichnemit.de kann man sehen, wie weit der Fortschritt der Petition gediehen ist. Bald geschafft.
Ich war am Wochenende in Berlin auf der re:publica ’09 und habe meine Eindrücke & Feedback mal ungeschminkt und mit grauenhafter Frisur für euch auf Video festgehalten.
Ich kann euch nur empfehlen einige der Vorträge im re:publica Channel von make.tv anzuschauen.
Ganz vorne mit dabei die von Lawrence Lessing, Doctorow, Esra’a Al Schafei und Mary C. Joyce.
War noch jemand von euch da? Was habt ihr mitgenommen? ((Ausser eines Poken?))
Foto via Flickr by weexinsitu
UPDATE:
Weitere Stimmen: Johnny Häußler hat sich meine Kritik gleich zu Herzen genommen. ;) Hier geht es vorallem inhaltlich nochmal um die Journalisten/Blogger Problematik, wichtige Kritik kam aber auch noch von ganz anderer Seite. Alles nochmal zusammengefasst gibt’s hier. ;)
P.S.: Damit habe ich auch einmal das Format des Videobloggings ausprobiert. Nun die Frage an die Leser: Hat das irgendeinen Mehrwert? Ist das ansprechender als Text? Was bietet es an Vorteilen? Dazu gerne Feedback in den Kommentaren.
Das die Qualität der Aufnahme inklusive Wackeln etc. nicht optimal ist ist mir durchaus bewussst. Es geht mir mehr um das Format des Vlogs insgesamt, ob das interessant ist.
Von einer „großen Abwehrschlacht“ spricht Hannes Hintermeier heute im Feuilleton der FAZ. Von einem „Rückzugsgefecht; versprengte[r] Truppen“.
Er beschreibt den Kampf der Buchverlage gegen Google, die um ihre Rechte und ihre Erlöse fürchten, nachdem Google mit Google Books angefangen hat alle Bücher einzuscannen und digital verfügbar zu machen.Doch schnell wird klar: Hier geht es gar nicht um die Buchverlage, es geht auch nicht direkt um das täglich Brot der armen Autoren, es geht darum Google bloßzustellen.
Aber nicht in erster Linie wegen ihres Google Books Engagement, sondern es geht eigentlich um den Google News Service. Der ist den Zeitungsverlagen ((Wobei viele Verlage sowohl den Zeitungs-, als auch den Buchmarkt bedienen)) schon lang ein Dorn im Auge.
Der Google News Service aggregiert die Schlagzeilen und Meldungen der großen Onlinenewsportale, errechnet daraus was gerade wichtig ist und kann so die zentralen und wichtigsten Schlagzeilen übersichtlich darstellen.
Dieser Service war den jeweiligen Newsportalen schon lange ein Dorn im Auge. Obwohl die jeweiligen Meldungen immer nur kurz angerissen wurden und dann zum weiterlesen auf den jeweiligen Artikel verlinkt zu den Portalen wurde, hatten die Newsportale wohl Angst durch diesen Service ersetzt zu werden, oder zumindest massiv Werbeeinnahmen verlieren.
Nun muss man wissen, dass gerade die Topmeldungen vor allem auf Agenturmeldungen beruhen. Deshalb unterscheiden sich die Artikel auf den einzelnen Portalen auch nicht groß, was das aggregieren und zusammenstellen der Meldungen auf der Google Seite extrem vereinfachte.
Jetzt geht Google den nächsten konsequenten Schritt: Sie treten direkt an die Nachrichtenagenturen heran und verbinden sich mit diesen. Ab sofort verlinkt Google nicht mehr nur auf die externen Newsportalen, sondern bildet die Originalmeldungen der Agenturen direkt auf der Seite ab. Dazu haben sie einen Vertrag mit der european pressphoto agency (epa) geschlossen. Der Vorteil: Google hält die Benutzer auf seiner Seite und kann dort direkt seine Anzeigen schalten. Die Agenturen werden natürlich am Erlös beteiligt und fühlen sich endlich gewürdigt, denn dadurch würden die „Journalisten und Herausgeber, die für die Erstellung und Verbreitung von Nachrichten hart arbeiten, als ursprüngliche Nachrichtenquelle“ indetifiziert, so Google-News-Manager Josh Cohen.
Die Nachrichtenportale wie Spiegel Online oder faz.net gucken jetzt natürlich mächtig in die Röhre, denn war ihnen bisher der Service zwar schon nicht lieb, bzw. die Entlohnung dafür zu gering, so dürften die Besucherzahlen, die sie dadurch täglich von Google rübergeschoben bekamen dennoch beträchtlich gewesen sein. Diese drohen jetzt natürlich weg zu fallen.
Die Redaktionen der Portale sehen aber einen Großteil der Arbeit noch immer bei sich, denn schließlich sind sie es, die täglich aus den 1000 von Meldungen, die über die Ticker der Agenturen laufen das Wichtige rausfischen, hervorheben und aufarbeiten. Auf ihrem Urteil wird die Google News Seite wohl auch weiter aufgebaut werden nur das die Newsportale wie Spiegel Online, Wolt Online etc. nun noch weniger davon haben.
Google mit den eigenen Waffen schlagen
Kein Wunder fangen sie an zu wettern, so wie Hannes Hintermeier in der F.A.Z. von heute oder Christian Stöcker bei Spiegel Online. Sie versuchen den Suchmaschinengiganten mit ihren Waffen zu bekämpfen: Artikeln und Einfluss auf die öffentlich Meinung. Das macht wieder einmal deutlich, wie sehr die Zeitungsverlage noch immer in den alten Mustern denken und wie wenig sie im Netz angekommen sind. Denn viel einfach wäre es, Google mit den eigenen Waffen zu schlagen und dessen Suchalgorithmen zu nutzen um Besucher auf die Seite zu bekommen.
Links verwenden; denn die bestimmen, wie weit nach oben eine Seite im Google Ranking rutscht, ergo wieviele Besucher auf meine Seite kommen. Welt Online macht das schon ausversehen halbwegs erfolgreich. Handelsblatt.com und Bild.de haben immerhin angefangen, in dem sie mit dem Twingly Widget eine Art Trackback System eingeführt haben, wie es von Blogs bekannt ist. Doch den meisten sind Verlinkungen nach außen ein Graus, sie wollen den Besucher ja nicht zur Konkurrenz schicken, sondern in den eigenen vier Seiten gefangen halten. Sie verhalten sich also genauso, wie sie es Google nun vorwerfen.
Damit machen sie sich selbst zu einem „schwarzen Loch des Web“.
Was heute passiert ist, ist schrecklich und macht uns allen zu schaffen.
Unsere Gedanken sind selbstverständlich bei den Angehörigen der Opfer und den Überlebenden.
Das Phänomen Twitter ist eng mit Katastrophen verknüpft. Das erste Mal tat sich Twitter als Kanal für globale Ereignisse während der Terroranschläge in Mumbai auf. Augenzeugen berichteten via Twitteraccount was sie vor Ort von den Anschlägen erlebten. Gesteigert hat sich die noch Aufmerksamkeit zum Flugzeugabtsurz auf dem Hudson River. Denn hier war tatsächich Twitter, der Ort an dem als erstes davon zu lesen war, beziehungsweise sogar ein Bild vom Geschehen über den microblogging Dienst veröffentlich wurde. Lange bevor die klassischen Medien vor Ort waren, geschweige denn Bildmaterial hatten.
Seither dominierte Twitter die amerikanischen Medien, zu jedem erdenklichen Thema werden die „Meinung“ auf Twitter eingeholt und berichtet.
Nur Deutschland hinkte hinterher.
Heute wurde klar warum: Es fehlte noch die passende Katastrophe.
Als hätten alle Medien nur darauf gewartet stürzten sie sich auf Twitter und veröffentlichten ihre Live-Ticker auf Twitter und speisten die Kanäle. Plötzlich twitterten alle möglichen Zeitungen die zuvor noch nie auf Twitter gesehen wurden über die Ereignisse in Winnenden.
Doch Twitter spielte noch eine größere Rolle in der heutigen Berichterstattung. So pflegten die Medien nicht nur ihre neusten Schlagzeilen, Erkenntnisse oder Vermutungen ein, sondern machten Twitter auch zum Inhalt ihrer Nachrichten. Besonders N-TV versuchte über „Schalten“ zu Twitter immer wieder die Stimmungslage in der Bevölkerung abzubilden. Und Focus versuchte eine Art „Backstage“-Berichterstattung. Mit mäßigem Erfolg.
Und noch eine dritte Funktion erfüllte Twitter: Die Suche nach Augenzeugen.
Die Userin @tontaube war die erste, die eine Kurznachricht absetzte über den noch laufenden Amoklauf in ihrer Gegend. Das war noch bevor ausführliche Meldungen über die Agenturen liefen. Prompt wurde sie von Medienanfragen überschwemmt, ob sie denn für Interviews zur Verfügung stand. Sie wehrte sich irgendwann mit dem inzwischen viel zitieren Tweet:
„Liebe Presse: ich weiss doch auch nichts von dem Verrückten… #winnenden #amok“.
Tontraube startete den Tag übrigens mit 44 Follower und steht nun bei 492.
(Update: In seinem Blog berichtet ihr Freund von dem medialen Tag)
Doch nicht nur Tontaube war beliebt, CNN richtete einen extra Account ein, über den sie jeden Anschrieb, dessen Tweets vermuten liesen, dass er sich auch nur im Dunstkreis des Anschlages bewegen könnte. Auch über CNN.com forderte der Nachrichtensender wie immer auf Photos, Videos etc. einzuschicken.
Und dann war da noch @JonasHaag
Dieser tauchte plötzlich auf mit der Behauptung:
„Täter evtl Bruder von meiner Ex-Freundin.“
Später war er sich dann sicher :
Täter Bruder meiner Ex-Freundin – wurde erschossen – 16 Tote #winnenden #amoklauf
Natürlich stürzten sich auch auf ihn die Medien.
Inzwischen ist der Account von ihm aber verschwunden und es wird doch stark vermutet, dass es ein Fake war. ((Wer das noch genauer rausfinden will, kann auf der im Account angegebenen Homepage recherchieren.))
Was taugt Twitter in einer solchen Situation?
Twitter ist unglaublich schnell. So kam es, dass auch ich zuerst via Twitter von dem Amoklauf in Winnenden erfuhr. Und Twitter blieb schnell. teilweise viel zu schnell. Es wurden von allen Quellen ob vertrauenswürdig oder nicht Informationen herangetragen. Dadurch ergab sich, vor allem durch die allgemein unsichere Nachrichtenlage heute morgen ein extrem verwirrendes Chaos. Ständig schien die eine Meldung die andere zu dementieren oder es wurden lange dementierte Gerüchte wieder neu aufgegriffen. So zeigt nicht nur der Fall @JonasHaag, das Problem von Twitter in solchen Situationen: Nichts ist verifiziert. Man weiß als Rezipient nicht, was man glauben kann und hat auch keine Chance es zu überprüfen. Wobei die alten Medien heute auch nicht immer verlässlich waren und viele „Falschmeldungen“ übernommen wurden. In die eine und andere Richtung.
Ausserdem muss ich sagen, dass ich trotz des ewigen Twitterstroms, der Einen nichts verpassen lies, schnell das Bedürfnis nach einer Fernsehberichterstattung hatte. Nicht um meine Sensationsgeilheit zu befriedigen, sondern eben genau aus der Annahme heraus, dort gesichertere Informationen zu bekommen. Dabei schwingt wahrscheinlich auch diese Illusion mit, sich über die Fernsehkameras selbst ein Bild der Lage machen zu können.
Leider war mir das nicht möglich, da in unserer Redaktion der Fernseher noch fehlt und besonders zu Beginn die Videostreams der Sender mehr als schwächelten. Außerdem war ich damit beauftragt für eine Agentur die Twitterflut zu scannen.
Und dabei kamen auch wieder die Vorteile von Twitter zum Vorschein: Twitter als unmittelbares Medium, das einen an den Reaktionen und Emotionen teilhaben lässt. Und gerade in solch emotionalen Momenten tut es gut, sich darüber auszutauschen und die Gefühle und Betroffenheit mit anderen zu teilen.
mehr…
- BR: Interview mit @Tontaube
- DWDL: Mit Vorsicht nutzen: N24 und n-tv über Twitter
- Meedia: Twitter wird zum Nachrichtenticker
- Politikerinterview via Twitter
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Untergang in der Informationsflut
Mein Firefox hat im Moment ca. 60 ((ich traue mich nicht zu zählen)) offene Tabs mit Artikeln, Videos, Seiten die ich noch lesen oder anschauen will. Mein Google Reader zeigt 416 ungelesene Artikel und das obwohl ich die meisten Blogs noch immer über iGoogle verfolge. Verabschiede ich mich 5 Minuten von Tweetdeck, zeigt der mir 200 ungelesene Tweets. Jeden morgen liegt eine neue Tageszeitung auf dem Tisch, jeden Dienstag noch eine Wochenzeitung. Es stehen mehrere noch verpackte DVDs in meinem Zimmer und der Rest des Hauses ist voller Bücher, die ich noch lesen will. (( Ach ja, in meiner Aufzählung fehlen natürlich noch Mails, ICQ, MSN, Skype, SMS & Persönliche Gespräche (Alles so seltsames Pre-Web2.0 Zeug), die mich beschäftigen und auch Neuigkeiten liefern… ))
Ich fühle mich in den letzten Tagen immer öfter von dieser Informationsmasse, die mich umgibt überwältigt. Das ist mit ein Grund, warum es hier ein paar Tage so ruhig war, weil ich schon fast nicht mehr sortieren kann, was ist relevant und wichtig und die Zeit im Informationsfluss mit davonschwimmt.
Ich fühle mich wirklich machtlos, angesichts des Berges an Worten, Buchstaben, Bilder und Wissen, der sich da vor mir auftürmt. Des Berges? Ich meinte natürlich der Gebirgskette.
Jetzt sagt ihr: „Naja, dann lies weniger, verfolge weniger.“
Geht nicht. Den ich halte Allgemeinbildung für ein extrem hohes Gut, dass viel zu wenig vermittelt wird. Ich hab das Ziel, möglichst viel zu Wissen und mich umfassend zu informieren. Nicht nur, weil das bei Frauen gut ankommt ((Man muss nur aufpassen, dass man nicht besserwisserisch wird.)), sondern weil ich verstehen will.
Abgesehen davon ist das meiste für mich Studienrelevant. Als Student der Publizistik, sollte ich am Tag eigentlich mindestens eine Zeitung komplett lesen. Natürlich verfolge ich dann die News aus der Medienbranche. Und auch die DVDs, die euch in der Liste da oben vielleicht als Vergnügungsfremdköprer vorkommen sind für mich, mit Filmwissenschaft als Nebenfach ebenfalls Prüfungsrelevant. (( Ein Freund fasste mein Studium als Zeitung lesen & Filme gucken zusammen, was den tatsächlichen Aufwand aber etwas gering erscheinen lässt.))
Worauf will ich hinaus?
Nun ja wie auch dieses Video zeigt, dass ich schon zum Start dieses Blogs verlinkt habe, wir die Informationsflut und das Wissen, dass uns theoretisch zu Verfügung steht immer größer.
[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=jpEnFwiqdx8 350 292]
Und ich frage mich, was mir hilft den Informationsfluss zu filtern.
Wie finde ich in dieser Informationssintflut den Sinn?
Wir sind auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, den größten Wert hat aber irgendwann nicht mehr Information selber, sondern der Filter, der mir hilft, sie in dem Ozean des Wissenswaffelbruches zu finden.