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Ansgar Oberholz: „Für hier oder zum Mitnehmen?“ – Hier gibt es nicht nur Kaffee

Es gibt Bücher, die man nur in Ruhe lesen kann, wenn man wach und aufmerksam ist. Und es gibt Bücher für den Strand, fürs Einschlafen. So ein Werk ist das Buch von Ansgar Oberholz: „Für hier oder zum Mitnehmen?“ Es ist ein Buch, dass ich kaufen würde, wenn die Bahn mal wieder Verspätung hat. Es ist ein gutes Buch. Keine Frage. Allerdings ist es kein Meisterwerk. Bunt, verliebt in Berlin und etwas chaotisch – so das Buch und so in etwa möchte wahrscheinlich auch der Autor beschrieben werden.

„Für hier oder zum Mitnehmen“ ist die Geschichte von Ansgar und seinem Café am Rosenthaler Platz in Berlin. Nachdem er eher unehrenhaft seinen Job in der Werbebranche verlor, entdeckt er wenig später das freistehende Etablissement. Einst war hier die Aschinger 9te Bierquelle, ein Ort, wo Alfred Döblin und Georg Grosz Stammgäste waren. Nun wird daraus das Café Oberholz. Der Protagonist möchte die Café-Welt revolutionieren. Flache Hierarchien für die Angestellten, Wiener Schnitzel neben Halloumni-Sandwiches. Konzept? Fehlanzeige, aber das genau ist das Konzept. Freiheit, Kreativität. Natürlich klappt es nicht ganz so einfach, wie sich der Protagonist, sich das vorgestellt hat. Schulden, aufsässige Angestellte, die sich auch noch nach der Arbeit miteinander vergnügen und irgendwann auch während der Arbeit. Berliner Urgestalten treten auf den Plan. Zwei Nagelstudienbesitzerinnen aus dem Osten mit einem kleinen Puppi. Ein gutmütiger Handwerker  mit Berliner Dialekt. Und natürlich eine Kellnerin, die Schauspielerin werden will, ein Schwede der sich selbst Künstler nennt. Hier wird Belin beschrieben. Berlin wie es sich in einem kleinen Café auf dem Rosenthaler Platz präsentiert.

Aber ist das wirklich Berlin? Und wenn, kann man die Stadt, dann wirklich so lieben wie es der Protagonist tut? Das im ullstein Verlag erschienene Buch hat auf gerade mal 238 Seiten so viel Wahnsinn wie kein normales Leben fassen kann. Aber Berlin will gar nicht normal sein, oder? Berlin soll doch die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten sein, oder? Hier kann jeder seine Träume verwirklichen. Berühmt werden mit Fotografie, von der Kellnerin zur Schauspielerin. Selbst der verlassene und überarbeitete Münchner findet hier seine Freiheit und seine große Liebe. Schöne Idee und der Wunsch von jedem: frei sein und tun und lassen wie einem beliebt. Aber ist das auch die Realität? Zeichnet uns Ansgar Oberholz hier nicht eine Welt, die so nirgends existiert. Liebe macht blind. Und auch in Berlin gibt es Konkurrenz und Rechnungen müssen bezahlt werden. Wer bei „Für hier oder zum Mitnehmen?“ das Ende ein bisschen weiterspinnt und zwischen den Zeilen liest, wird sehen, dass der Protagonist gescheitert ist. Die flachen Hierarchien haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Erst als die Künstler und Freigeister das Café verlassen, der Berliner Handwerker den Cafébesitzer dazu bewegt, auch als Besitzer aufzutreten, kommen auch Kunden. Das Café Oberholz gibt es heute noch. Das ist eine wahre Geschichte. Aber ob der Protagonist auch im wahren Leben wirklich einen Drogenabhängigen getroffen hat, der dachte er sei ein Soldat im Krieg und ob der Bettler vor der Tür wirklich mit Autos redet, bleibt für mich unbeantwortet. Es ist viel Wahnsinn auf einen sehr kurzen Zeitraum gezwängt. Mit vielen bunten Farben und Eindrücken wird der Leser konfrontiert.

Es ist ein lustiges Buch und wird besonders bei Berlinliebhabern auf Verständnis treffen. Wenn es aber wahrhaftig eine Geschichte aus dem wahren Leben ist, rate ich jedem, der in Berlin ein Café eröffnen möchte, nochmal in sich zu gehen, ob es wirklich Berlin sein muss. Auch die Schauspielerin kennt man heute nicht in Hollywood.

Diese Rezension wurde für Blog dein Buch geschrieben. Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Sophie rezensiert für uns Bücher und schreibt sonst bei marktwelten.de über die faszinierende Welt der Flohmärkte.

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Kleines Fernsehen

Joko & Klaas: Günther Netzer und Gerd Delling der Unterhaltung

Gestern lief, wie angekündigt, die erste Folge von Joko und Klaas‘ „neoParadise“. Das Moderationsduo versucht sich an einer neue Late Night für den Spartensender des ZDF. Das haben Pëll und ich uns als alte Moderationsduoexperten angesehen und darüber gesprochen.

Pëll Dalipi: Hallo Jannis. Wie fandest Du diese erste Folge von NeoParadise?

Jannis Kucharz: Ich fand das waren großartige 45 Minuten Medienkritik.

Pëll: Hat Dir das gefallen?

Jannis: Ja, also gerade die Aufmachung des Eishockes Sturzes von Joko Winterscheid, auf die verschiedenen Sender zu geschnitten, die Werbespots. Das war schon gut. Auch wenn es an anderer Stelle noch hakt. Die Kamera war oft nicht an der richtigen Stelle, die Einstellungen falsch etc.

Pëll: Dieses „Zappen“ mit dem selben Ausschnitt war außerordentlich gut. Der ganze Eishockey-Einspieler war ja schon vorher darauf bedacht, das Fernsehen und seine Allüren mithilfe eben dieser zu parodieren. Furchtbar komisch!
Wie gefiel Dir der Spaziergang durch den morgendlichen Kater der Berliner Jugend?

Jannis: Naja, für einmal lustig. Ob sich diese Kategorie auf Dauer tragen kann? Denn letztendlich geht es nur darum möglichst dumme Antworten auf ein politisches Thema zu sammeln. Da werden sicher immer mal wieder lustige Ausschnitte bei raus kommen, aber innovativ ist das auf Dauer nicht

Pëll: Mich beeindruckt so etwas überhaupt nicht, der Witz ist leicht zu kreieren, er besteht aus einer Frage und einem „ähh“ als Antwort. So etwas kann auch intelligenter funktionieren, Peter Richter hat das in seiner FAZ-Videokolumne bewiesen.

Jannis: Ja eben. Wie hat dir denn die Sendung insgesamt gefallen?

Pëll: Die Sendung war lustig, sie war gut, die Gäste waren auch interessant, wenn auch typische Gesichter, mit denen eben kaum etwas falsch zu machen ist. Wie empfandest Du sie?

Jannis: Gut, man könnte noch etwas am Fluss arbeiten: 2x Musikgäste direkt hintereinander und dann noch ein Liveact, das könnte man besser aufteilen. Auch den Umzug mit Thees Uhlmann in die Bar für zwei Fragen habe ich nicht verstanden.

Pëll: Ja, das war ziemlich dürftig. Ich mag allerdings diese Detailverliebtheit. Sei es das Setting, die alte Frau.  Die Atmosphäre war angenehm, meist wirkt der Humor der beiden auch sehr authentisch.

Jannis: Das Stimmt, die Chemie zwischen den beiden stimmt eben einfach, diese ewigen Sticheleien etc. Kein Wunder werden sie stets zusammen gebucht. Der Günther Netzer & Gerd Delling der Unterhaltung.

Pëll: Sie wirken auf mich nicht wie der Versuch einer Kopie, die Show ist keine Imitation, sie ist Original, ein deutsches Original.

Jannis: Ja, das stimmt. Sie lebt von den Zweien. Lediglich beim einlauf habe ich mir gedacht, Oh da hat wohl jemand Harald Schmidt geschaut.

Pëll: Ich muss gestehen, den Anfang habe ich ein bisschen verpasst. Das bisschen, das noch sah, gefiel mir aber ganz gut.
Nun Jannis, wenn Du Deine Eindrücke über diese Episode in einem Satz  formulieren müsstest; zum Beispiel, weil Dein Leben auf dem Spiel stünde, wie würde dieser Satz lauten?

Jannis: Das ist eine Klaas Frage.

Pëll: Dann hat er meine Fragen gestohlen. Ich nehme mein Lob zurück. Kopie. Alles.

Jannis: Das Format ist eine Bereicherung, muss sich aber an manchen Stellen noch einspielen. Wenn dieser explizit mediensatirische Ansatz bleibt finde ich persönlich das ganz formidabel.

Bild: Screenshot

neoParadise in der Mediathek

Wie gefällt euch neoParadise?

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Großes Kino

So schön kann Weltuntergang sein: Lars von Triers „Melancholia“

Mit einem eindrucksvollen Preludium begrüßt uns Lars von Trier: Ein starker Hengst versinkt in der Wiese, Kirsten Dunst watet durch seildicke Spinnweben, erleuchtet von zwei Monden. Einer ist der titelgebende Planet „Melancholia“.

Und schon sind wir im ersten Teil des Films bei Justines (Kirsten Dunst) Hochzeit. Zunächst kann das Glück des Paares nichts trüben, auch dass die Stretch Limo in der Kurve stecken bleibt und Braut und Bräutigam zu Fuß mit mehreren Stunden Verspätung zu ihrer eigenen Feier kommen lässt sie lachen. Doch dann zeigt sich der Schatten, der auf Justine liegt. Gestraft mit einer herzlosen Mutter und einem Vater, der ihre Bedürfnisse nicht versteht vergeht ihr der Spaß am feiern. Sie entfernt sich immer wieder von der Runde, nimmt ein Bad während die piekfeinen Gäste darauf warten, dass sie die Hochzeitstorte anschneidet oder vögelt den Assistenten ihres Chefs anstatt ihrem frisch gebackenen Mann eine unvergessliche Hochzeitsnacht zu bescheren.  Am Ende des Abends wird sie ihren Job und ihren Mann los sein.

Wir begenen Justine wieder im zweiten Teil des Films wieder, wenn sie ihre Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) wieder in dem Hotel besucht, in dem sie auch Hochzeit feierten. Schwer gebrochen kommt sie an, kann kaum noch laufen muss gestützt werden und schläft dann erst einmal viele Stunden.  Der Stern, den sie schon an ihrer Hochzeitsnacht gesehen hat, ist näher gekommen. Es ist der Planet „Melancholia“, der in einem einmaligen Ereignis an der Erde vorbei fliegen soll. avon ist auch Claires Mann John (Kiefer Sutherland) überzeugt, nur Claire hat Angst die beiden blauen Planeten könnten kollidieren. Und schließlich muss auch John zugeben, dass man in der Wissenschaft bei solchen Größenordnungen immer mit einwenig Ungenauigkeiten einberechnen muss…

Ging es in „Antichrist“ noch um den Kampf gegen die Depression ist in „Melancholia“ die Depression Zustand und in Angesichts eines drohenden Weltuntergangs sogar hilfreich um einen klaren Kopf zu bewahren. Selten war ein Weltuntergang schöner, als mit Lars von Trier und Kirsten Dunst. Er schafft mit großartigen Bildern und genauer Komposition eine sehr intensive Stimmung und lässt uns eintauchen in  das Wesen von Justine und ihrer Traurigkeit. Kirsten Dunst spielt diese Rolle absolut überragend und ist zurecht mit der goldenen Palme ausgezeichnet worden. Von Trier hätte sicher auch die für die beste Regie erhalten, hätte er sich mit seinen gehypte Hitler Äußerungen nicht ins Aus befördert.

Melancholia läuft ab heute im Kino.

Bild: (c) Concorde Filmverleih

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Kleines Fernsehen

Ashton Kutchers nackter Einstand bei Two and a Half Men

Am Montag war es nun soweit: 27,76 Millionen Zuschauer haben beobachtet, wie Ashton Kutcher als Ersatz für Charlie Sheen in die Serie „Two and a half Men“ eingeführt wurde. Auch Pëll und ich haben uns den Staffelauftakt angesehen und als alte Sitcom-Experten darüber gesprochen. Solltet ihr die Folge noch nicht gesehen haben habt ihr dazu (noch) auf Youtube die Gelegenheit und wir warnen euch ausdrücklich vor Spoilern in unserem Gespräch! Wenn ihr die Folge gesehen habt, freuen wir uns natürlich auch über eure Meinung.

Jannis Kucharz: Hallo Pell, am Montag Abend lief die neue Folge von Two and a Half Men auf CBS. Wie hat dir die Einführung von Ashton Kutcher als Ersatz für Charlie Sheen gefallen?

Pëll: Ich fand sie missglückt und die „lustige Wende“ von der vorher oft gesprochen wurde, habe ich auch nirgends entdecken können.

Jannis: Missglückt, weshalb?

Pëll: Da müsste ich weiter ausholen.

Jannis: Ich habe Zeit.

Pëll: Hrr. Na gut.
Die Folge beginnt ja mit der Beerdigung von Sheens Charakter und ich weiß nicht, ob es der Hass der Produzenten war, aber überhaupt keine wirklichen Emotionen zu zeigen, fühlte sich unfassbar schwach an. Genügend Sitcoms schaffen es, im Gelächter auch einen traurigen Moment einzubringen, sei es Roseanne oder auch Scrubs.
Zu Kutcher aber, er kommt vollkommen ohne Überleitung und gibt sich als intelligenter Internetmiliardär.
Dabei wirkt er vollkommen dümmlich, entspricht also kaum dem, was er darstellen soll. Man kann ihn kaum unterscheiden von seiner Rolle als Kelso in „That 70s Show“, aber da hat sein Auftreten so auch gepasst, ja Sympathie hervorgerufen. In der Folge am Montag war das grotesk, vollkommen.

Jannis: Das mit der mangelnden Trauer fand ich auch sehr schwach. Gerade Alan (Jon Cryer) hätte eigentich deutlich mehr Trauer zeigen müssen, wenn sein geliebter Bruder, der ihn jahrelang bei ihm im Haus wohnen lässt und in bei der Erziehung seines Sohnes „unterstützt“ verstirbt. Ebenso wie die Mutter und die anderen Familienmitglieder.

Pëll: Die Mutter, das passt ja noch zum Charakter. Aber ja, Alan, der ja immer einen „Softie“ (in Charlie Harpers Weltkonstellation) spielte, hat sich seltsam schnell gefangen.

Jannis: Zu der Figur von Ashton Kutcher (Walden) muss ich aber sagen, dass ich dessen Einführung recht gelungen fand. Eben ohne große Überleitung oder Ankündigung steht er da plötzlich.
Ausserdem hatte ich Angst, dass sie ihm dann doch die Rolle des Womanizers direkt wieder zuschustern, was zu Ashton Kutcher als seit Jahren verheiratetem Ehemann nicht gepasst. Da fand ich den Dreh mit ihm als frisch Verlassenem und emotionalem Typ gut.

Pëll: Dass er da am Balkon auftauchen würde, war mir irgendwie klar, da es ja jahrelang ein Running Gag war. Er wird doch innerhalb dieser Folge schon zum Womanizer und die Serie zeichnet damit ihr übliches Bild weiter: Frauen und Geld sind in dieser Gesellschaft von Bedeutung.
Mir fehlte an der Serie immer eine Tiefe, die anderen Sitcoms nicht mangelt. Die Folge jetzt aber insbesondere, da hätte man mehr transportieren können, denn die Hauptfigur ist verstorben.
Um aber auch ein paar gute Worte zu verlieren: Harpers Verflossene bei der Beerdigung zu sehen, simulierte zumindest ein Finale. Und Jenna Elfman und Thomas Gibson (Dharma and Greg) zaubern mir noch heute ein Lächeln aufs Gesicht.

Jannis: Ja, den Gastauftritt von Dharma und Greg fand ich auch wundervoll.
Mich wunder eh, dass in unserer Zeit frauenfeindliche Serien wie „Two and a half Men“ oder „Mad Men“ so eine Hochkonjunktur besitzen. Gerade bier 2,5 Men sind Frauen ja reine Objekte, die auf billige Reize anspringen und einfach zu verzaubern sind.

Pëll: Mad Men erzählt ja von einer völlig anderen Zeit und verleiht der Frau auch eine Stimme. Two and a Half Men hingegen wurde bisher dominiert von diesem Weltbild und wenn es Kritik an diesem Frauenbild gab, dann innerhalb eines Gags, der im nächsten Satz auch schon nicht mehr von Bedeutung war.

Jannis: Liegt das einfach daran, dass Comedy insgesamt so viel mit Klischees arbeitet? Gerade Sitcoms oder Mario Barth. Oder merkt man da auch noch einen gesellschaftlichen Unterschied zwischen den USA und hier?

Pëll: In Europa oder zumindest Deutschland herrscht ja ein sehr seltsames Bild von der amerikanischen Kultur. Ich würde dem widersprechen, genügend Sitcoms und andere Serienformate zeigen auch andere Frauenbilder. Ich denke da an Scrubs, Eliot und Carla, die weiblichen Hauptcharaktere sind nicht in einer untergeordneten Stelle. Aber schon bei Seinfeld, das ja nun schon über fünfzehn Jahre alt ist, war Elaine, die weibliche Figur, keineswegs in einer solchen Position. Roseanne, ein anderes Beispiel, hat auch ein neues Frauenbild verkörpert. Es gibt noch zahlreiche andere Beispiele, „Dharma und Greg“ ja auch, eine Produktion von Chuck Lorre selbst.

Jannis: Gut, dann hoffen wir das die Erfolge von Serien die solche Frauenbilder transportieren, die Ausnahme bleiben. Gab es den über die Klischees hinaus Witze die für dich funktioniert haben? Ich musste ja über den Witz mit dem Zune lauthals lachen.

Pëll: Ach, Two and a Half Men ist nicht unlustig. Aber während ich zwei Staffeln The Office am Stück ansehen kann, vergeht mir dort eben nach zwei Folgen schon die Lust. Was hälst Du von Charlie Sheens letzten Auftritten? In der Tonight Show und am Sonntag auch bei den Emmys sprach er reuevolle Worte.

Jannis: Die habe ich nicht gesehen, was sagte er da? Hast du auch den Roast angeschaut?

Pëll: Den Roast kenne ich nur in Auszügen. Bei Leno sagte er, er habe sich nicht unter Kontrolle gehabt und spätestens als er gefeuert war, habe er seinen Fehler begriffen. Bei den Emmys wünschte er Kutcher und seinen ehemaligen Kollegen viel Glück.

Jannis: Ich bin ja gespannt, wie sie Waldens Charakter weiterentwickeln, den in der ersten Folge war ja noch nicht viel zu sehen. Ob sie ihm etwas von der anfänglichen Emotionalität lassen, oder ob er doch komplett auf das Sheen-Womanizer-Muster reduziert wird. Wirst du dir noch weiter Folgen anschauen?

Pëll: Alles verdient eine Chance.

Bild: Screenshot (C) CBS

Wie gelungen oder nicht fandet ihr den Einstand von Ashton Kutcher und die Präsentation der Figut Schmidt Walden? Werdet ihr 2,5 Men treu bleiben?

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Bücher Großes Kino

Pressalien (5): Wie das Kino Erwartungen herunterschraubt, um sie zu erfüllen

„How to make an intelligent blockbuster and not alienate people“ fragt Mark Kermode beim Guardian und dieser Text ist so gut, dass man etliche Stellen daraus zitieren möchte.

Es geht darum, wie Blockbuster erfolgreich sind, obwohl die Filme so doof sind. Darum, dass eigentlich niemand „Der Fluch der Karibik – Am Ende der Welt“ mochte, auch wenn manche dachten sie täten es.

Es ist das Konzept der „diminished expectations“, der heruntergefahrenen Erwartungen, die gezielt von großen Filmen bedient werden. Da werden Zahlen über das exorbitante Budget veröffentlicht, die den Film zu einem Event machen und das Presse-Screening wird nach hinten verlegt, damit die Leute trotz der schlechten Kritiken ins Kino gehen um sich ein eigenes Bild zu machen.

How did they get here? The short answer is: Michael Bay. The long answer is: Michael Bay; Kevin Costner’s gills; Cleopatra on home video; and the inability of modern blockbusters to lose money in the long run, provided they boast star names, lavish spectacle and „event“ status expense.

Der Ausweg und einzige Lichtblick? Christopher Nolan, der es schaffte mit „Inception“ einen intelligenten Blockbuster zu schaffen, in dem er beide Welten verbindet: Intelligentes Script und Stars in einem.

Kermode schreibt auch über das Dasein und Ansehen als Filmkritiker:

Every time I complain that a blockbuster movie is directorially dumb, or insultingly scripted, or crappily acted, or artistically barren, I get a torrent of emails from alleged mainstream-movie lovers complaining that I (as a snotty critic) am applying highbrow criteria that cannot and should not be applied to good old undemanding blockbuster entertainment. I am not alone in this; every critic worth their salt has been lectured about their distance from the demands of „popular cinema“, or has been told that their views are somehow elitist and out of touch (and if you haven’t been told this then you are not a critic, you are a „showbiz correspondent“). This has become the shrieking refrain of 21st-century film (anti)culture – the idea that critics are just too clever for their own good, have seen too many movies to know what the average punter wants, and are therefore sorely unqualified to pass judgment on the popcorn fodder that „real“ cinema-goers demand from the movies.

Also unbedingt lesen, unterhaltsam und aufschlussreich.

Der Text ist übrigens ein Auszug aus dem Buch „The Good, The Bad and The Multiplex: What’s Wrong with Modern Movies?(auch als eBook), das ich mir nun wahrscheinlich unbedingt kaufen muss.

Bild: Some rights reserved by Stinkie Pinkie
Danke an @Hakantee über dessen Shared Items ich den Text gefunden habe 

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Flimmern & Sehen Großes Kino

Cowboys & Aliens: Absurder Genremix ohne Selbstironie

Western sind derzeit stark im Kommen. Insbesondere True Grit hat zuletzt eindrucksvoll bewiesen, dass sie kein Kassengift mehr sein müssen und mit The Revenant und Quentin Tarantinos für Ende 2012 geplanten Django Unchained stehen weitere Western in der Pipeline. Auch Alieninvasionen konnte der geneigte Zuschauer in den vergangenen Jahren wieder vermehrt auf der Leinwand begutachten. Da dachte sich Hollywood offenbar: Weshalb nicht beide Genres verbinden? Und da Comicverfilmungen aktuell glücklicherweise ebenfalls im Trend liegen, griff man prompt auf die 2006 veröffentlichte Graphic Novel Cowboys&Aliens zurück.

Die Ausgangssituation ist schnell erzählt: Das kleine Städtchen Absolution wird mit eiserner Faust vom reizbaren Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) beherrscht. Plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder (Daniel Craig) mit einer merkwürdigen Metallmanschette am Unterarm auf, der sich weder an seinen Namen erinnern kann, noch wo er herkommt. Als die Stadt sich unversehens einem Angriff von Außerirdischen gegenüber sieht, scheint er jedoch die letzte Hoffnung auf Rettung zu sein…

Die Story klingt genauso absurd wie interessant. Dass ein Genre-Mix aus Western und Science Fiction wunderbar funktionieren kann, hat die (leider viel zu früh abgesetzte!) Serie Firefly aus der Feder von Joss Whedon bewiesen. Cowboys&Aliens kann dies leider nicht vollkommen von sich behaupten. Überspitzt formuliert könnte man fast sagen: Die erste halbe Stunde ist wirklich gut…und dann kommen die Außerirdischen. Natürlich würde dies dem Film zugegebenermaßen nicht ganz gerecht werden, daher sollen sowohl positive als auch negative Aspekte noch näher beleuchtet werden.

Die Westernatmosphäre konnte größtenteils gut eingefangen werden. Insbesondere die erste halbe Stunde des Films weiß als Western zu überzeugen. Selbst für Spaghetti-/Italowestern nicht untypische Rückblenden wurden auch in Cowboys&Aliens verwendet. Positiv anzumerken, dass auf Details wie gelbe Zähne oder dreckige Fingernägel geachtet wurde.
Die dazugehörige SciFi-Handlung konnte jedoch nicht wirklich überzeugen. Wirklich Neues wurde nicht geboten, lediglich im Invasionsgrund kann man einen Funken Originalität erkennen – dieser ist im Grunde jedoch ziemlich unsinnig. Ungefähr in der Mitte des Films muss der Zuschauer zudem eine mehr als hanebüchene Wendung hinnehmen, bei der man sich fragt, ob man sich an den Kopf fassen oder darüber lachen soll.
Lachen ist ein gutes Stichwort: Denn in meinen Augen ist ein weiterer Fehler von Cowboys&Aliens, dass er sich zu ernst nimmt. Einem Film mit diesem Titel und dieser Ausgangssituation hätte eine etwas selbstironischere Inszenierung nicht geschadet.

Leider schafft der Film es auch nicht hundertprozentig, die beiden Genres stimmig zu verbinden. Die SciFi-Elemente wirken mitunter doch etwas wie Fremdkörper im Westernsetting. Zudem wird in meinen Augen der Fehler begannen, die Außerirdischen zu früh, zu häufig und zu deutlich zu zeigen. Dabei hat zum Beispiel Ridley Scott mit Alien bereits 1979 gezeigt, dass weniger manchmal mehr ist.

Frei von Logikfehlern ist der Film erwartungsgemäß auch nicht gewesen. So ist es beispielsweise relativ sinnfrei, dass dort nun ein das Wrack eines Flussdampfer 500 Meilen vom nächstgelegenen großen Fluss verkehrt herum mitten in der Steppe liegt. Ja, es bietet ein sehr stimmiges Setting, doch mehr als dieser dramaturgische Grund lässt sich dafür nicht erkennen. Außerdem bleibt es mehr oder weniger fragwürdig, weshalb die Außerirdischen es für notwendig erachten, Menschen zu entführen.
Weniger störend waren da einige Klischees, die bedient wurden – vom schweigsamen Fremden über den harten Viehzüchter, der die Stadt im Griff hält bis zur Überwindung von Hass und Feindschaft, um zusammen für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen.

Schauspielerisch ist Harrison Ford natürlich über jeden Zweifel erhaben. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er als Colonel Dolarhyde passend besetzt wurde. Für mich ist Harrison Ford in Aussehen und Spielart zu gutmütig für diese Rolle und so wirkt Dolarhyde im Film auch selten so hart, wie er vielleicht sein sollte. Daniel Craig hingegen passt ideal in die Rolle der personifizierten Coolness. Olivia Wilde hat während der ersten Hälfte des Films nicht viel mehr zu tun, als hübsch durchs Bild zu reiten, um dann allerdings Bestandteil der bereits erwähnten hanebüchenen Wendung zu sein. Abermals hervorragend ist Sam Rockwell. Seine Rolle ist nicht besonders wichtig, doch holt er das Beste aus ihr heraus. Der Kerl ist einfach große klasse und stellt dies auch hier wieder unter Beweis.

Wenn man sein Gehirn zu hause lässt, kann der Film vermutlich durchaus Spaß machen. Leider verschenkt er jedoch eine Menge Potenzial, das der interessante Genre-Mix aus Western und SciFi geboten hätte. Die Westernatmosphäre kann Cowboys&Aliens größtenteils gut einfangen, doch stört die leider wenig überzeugende SciFi-Handlung im Gesamtbild. Sie bietet nicht mehr als Durchschnittskost, weist einige Logiklöcher auf, verfügt über wenig atmosphärische Dichte und überrascht eher negativ mit einer ziemlich fragwürdigen Wendung. Zudem hätte ich mir eine etwas selbstironischere Inszenierung erhofft.

5/10

Bild: © 2011 Universal Studios.

Heiko und ich sind ein paar Jahre in Berlin zusammen aufs Gymnasium gegangen, schon damals haben wir gemeinsam in den großen Pausen dem großen Quentin Tarantino gehuldigt und Heiko war ungefähr das wandelnde Horrorfilmlexikon (damals gabs ja noch nicht mal Wikipedia). Jetzt schreibt er unter filmtoast.de ein sehr lesenswertes Filmblog.

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Flimmern & Sehen Kleines Fernsehen

It’s only funny until someone gets bored

Ich hab gestern mal wieder die Simpsons im TV gesehen. Neue Folge. HD-Qualität. Sauber geschliffen die Zeichnungen (wenn man sie denn noch als solche bezeichnen kann), gestochen scharf und brilliant die Farben. Beschimpft mich als fortschrittsfeindlich, aber den neuen Look möchte ich schlicht als „leblos“ zusammenfassen. Keine drastisch überzeichneten Fratzen mehr, keine cartoonesk-überzogene Dynamik in den Bewegungen. Alles fehlerfrei und glattgeharkt wie ein deutscher Schrebergarten. Doch über all diese sterilisierten Oberflächlichkeiten könnte ich gelassen hinwegsehen, gäbe es nicht ein viel schlimmeres Problem: Ich kann einfach nicht mehr drüber lachen! Bestenfalls ein sich schon fast schämendes Schmunzeln, das sich allzu selten durch die in Ernüchterung erstarrten Gesichtsmuskeln kämpft, erinnert daran was diese Serie mal für mich bedeutet hat.

Als ich im ZDF das erste Mal Zeichentrick sah, der mehr war als harmloser Spass der niemandem wehtun wollte. Als die Sendung noch eine charmante Mischung aus Slapstick, liebevoller bis beissend böser Gesellschaftskritik und In-Die-Fresse-Humor war, die wirklich quer durch alle Alters- und Intelligenzschichten begeistern konnte.

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Grade letzteres scheint in den neuen Staffeln irgendwie verpönt zu sein. Die ergehen sich lieber in popkulturellen Querverweisen, baden in Selbstreferenz und hecheln irgendeinem ästhetischen Anspruch hinterher. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Simspons sich inzwischen zu fein sind auch meinen, eher derben Humorgeschmack noch mitzubedienen. Das lieber eine minutenlange, optisch zwar eindrucksvolle, aber für Nichtnerds völlig langweilige Hommage auf irgend einen Medialfetisch einer der Autoren abgefeiert wird, statt mir nen zünftigen „Football in die Leisten“ zu liefern. Man kann es fast ironisch finden, dass gerade das mit Plagiatsvorwürfen bedachte Family Guy eben solche Querverweise am laufendem Band liefert und trotzdem witzig ist.

Mag es noch immer genug alte und neue Fans geben, die auch oder grade den neuen Stil der Simpsons mögen, meine Begeisterung fällt mit jeder neuen Staffel. Dabei bietet die Serie natürlich noch immer gutgemachte Unterhaltung, die ich dem kläglichen Rest des deutschen Fernsehprogramms stets vorziehen werde. Aber schöner wärs, wenn ich mal wieder herzhaft drüber lachen könnte, statt nur noch ne halbe Stunde auf akzeptablem Niveau berieselt zu werden.

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Re:publica ’09 Nachlese

Ich war am Wochenende in Berlin auf der re:publica ’09 und habe meine Eindrücke & Feedback mal ungeschminkt und mit grauenhafter Frisur für euch auf Video festgehalten.

[Für evangelisch.de]

Ich kann euch nur empfehlen einige der Vorträge im re:publica Channel von make.tv anzuschauen.
Ganz vorne mit dabei die von Lawrence Lessing,  Doctorow, Esra’a Al Schafei und Mary C. Joyce.

War noch jemand von euch da? Was habt ihr mitgenommen? ((Ausser eines Poken?))

Foto via Flickr by weexinsitu

UPDATE:
Weitere Stimmen: Johnny Häußler hat sich meine Kritik gleich zu Herzen genommen. ;) Hier geht es vorallem inhaltlich nochmal um die Journalisten/Blogger Problematik, wichtige Kritik kam aber auch noch von ganz anderer Seite. Alles nochmal zusammengefasst gibt’s hier. ;)

P.S.: Damit habe ich auch einmal das Format des Videobloggings ausprobiert. Nun die Frage an die Leser: Hat das irgendeinen Mehrwert? Ist das ansprechender als Text? Was bietet es an Vorteilen? Dazu gerne Feedback in den Kommentaren.
Das die Qualität der Aufnahme inklusive Wackeln etc. nicht optimal ist ist mir durchaus bewussst. Es geht mir mehr um das Format des Vlogs insgesamt, ob das interessant ist.

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Großes Kino

Freitag, der 13., der 12.

Killer wie Freddie, Michael Myers, Jason sind zu einem echten Mythos geworden. Sie haben das Genre des Horrorfilmes extrem geprägt. Gleichzeitig kennt ihre Zielgruppe ((im doppelten Sinne)) kaum noch die Ursprünge. Die Originale von 1980 (Friday, the 13th) kennen die Teenager kaum noch. „Super Gelegenheit“, denkt sich die Filmindustrie, „erzählen wir denen, die Jason nur noch als X kennen und Halloween nur als H20, doch noch einmal die Anfänge.“ Remakes sind das Gebot der Stunde.
Einer der sich da besonders hervorgetan hat ist Michael Bay. Als Produzent des „Texas Chainsaw Massacres“ hat er schon eine sehr stimmungsvolles Remake eines Genreklassikers hingelegt und versuchte dies nun bei „Freitag, der 13.“ noch einmal.

Der 12. Auftritt von Jason Vorhees startet auch ganz gut. Als die erste Gruppe Sex-, Drogen- und Alkoholbesessener Jugendlicher dran glauben muss, weiß man nie genau, wann schlägt Jason zu. Er wechselt zwischen schnellen und qualvollen Toden ab, was die Spannung für eine gewissen Zeit hoch hält. Auch bei der Waffenwahl zeigt sich der Killer kreativ, von seiner Machete rückt er für einen Schraubenzieher oder eine Bärenfalle durchaus einmal ab.

Wenn dann aber nach 20 Minuten einfach die zweite Gruppe Jugendlicher anrollt, genauso dumm,  Sex-, Drogen- und Alkoholbesessenen, wünscht man sich Jason würde doch bitte noch etwas schneller machen. Zu sehr den eigenen Regeln verpflichtet erfüllt der Film jedes Klische, vom Quotenschwarzen bis zur dummen Tussie mit blanken Silikonbrüsten. Das alles wird so ohne Ironie, Augenzwinkern oder irgendeinen neuen Aspekt vorgetragen, dass einem der ganze Film beliebig austauschbar vorkommt.


Freitag Der Dreizehnte – Trailer

Man fragt sich was, ausser einem in „Hostel“-manier bohrenden Schraubenzieher modern sein soll an dem Film.  Zwar ist es ein solider Horrorfilm, aber er folgt den Regeln des Genres viel zu streng, ohne eine neue Idee oder einen neuen Aspekt hinzuzufügen.
Und so ist man am Ende vor allem froh, als Jason seiner Pflicht streng nach Plan nachgekommen ist und der Film zu Ende war.

Bild ©Warner Bros.

P.S.: Michael Bays Remake von „Nightmare on Elm Street“ mit Freddie ist schon in Planung.