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Musik

Marius & Hannes – Die selbe Sucht

Gerade gestern habe ich mit einer Journalistin darüber gesprochen, wie soziale Netzwerke unsere Kommunikation und unser Kontaktverhältnis verändern. Ein Punkt, den ich angeführt habe war, dass man von Bekannten von früher auf Facebook so ganz nebenbei erfährt, was sie tun und mitbekommt, wenn da was Spannendes passiert.

Und heute ist genau das passiert. Urs und Hannes waren damals mit mir bei der Schülerzeitung. Ich war „Chefredaktuer“ und Urs hat mit seinen Layoutfähigkeiten all das übertüncht, was ich und Hannes inhaltlich so verbrochen haben.

Urs macht weiter tolle Designsachen, vielleicht habt ihr damals die schöne Umsetzung von waswaehlstdu.de gesehen, und dreht auch einiges an tollen Musikvideos und hat damit auch schon einen Webvideopreis abgesahnt. Und damit kommen wir wieder zu Hannes, dass der singt wusste ich so ein bisschen. Dass er Teil eine Singer/Songwriter-Combo ist, wusste ich nicht. Das habe ich erst mitbekommen, als ich zufällig über ein Video von ihm gestolpert bin. Schon da war ich beeindruckt und fand das recht cool und jetzt heute ploppt in meiner Facebook Timeline das erste richtige Musikvideo auf von Marius & Hannes, gedreht von Urs.

Das ist so richtig cooler Songwriterscheiß, bisschen melancholisch, nicht immer mein Fall, in diesem aber schon.

Ich wünsche den beteiligten Jungs jedenfalls alles Gute und werd das im Auge behalten. Wem das auch gefällt, der klickt unten auf den „Gefällt mir“-Knopf und findet auf Soundcloud auch noch ein paar Tracks von Marius & Hannes

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Bücher Netz &

Test und erste Schritte mit dem Amazon Kindle

Ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen behaupte ich, dass der amazon Kindle wohl eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke dieses Jahr wird. Deshalb habe ich den e-Book-Reader einem intensiven Weihnachtsgeschenkecheck unterzogen.
Da erfahrt ihr, was das Gerät taugt, was es als Geschenk taugt, worauf zu achten ist und wie die ersten Schritte ablaufen. Ausserdem kommt es zum großen Showdown: E-Book vs. Real Book!
Das ganze ist aufgeteilt in einzelne Videos, so dass ihr euch zu dem durch klicken könnt, was interessiert.

Solltet ihr euch entscheiden, den Kindle zu verschenken, freue ich mich, wenn ihr über diesen Partnerlink bei amazon shoppt, dann bekomme ich ein paar Cent. Euch kostet’s natürlich nicht mehr. Und ihr könnt demjenigen auch gleich einen Link zu diesem „Erste Schritte mit dem amazon Kindle“-Video dazu schenken.

Weitere Geschenkideen:

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Musik

Von Angry Birds über Battlefield bis Zelda – The Greatest Video Game Music

Die Musik aus Videospielen von klassischen Instrumenten interpretieren zu lassen ist nun wirklich keine neue Idee, auf Youtube wimmelt es nur so von Super Mario auf der Querflöte, Tetris auf der Geige oder Zeldas Begleitmusik neu eingespielt.
Kein Wunder, verbringt man doch mit wenig Musik so viel Zeit und durch lebt innerhalb kürzester Zeit so viele Höhen und Tiefen, wie die Klänge die einen im Hintergrund eines Video Game Abenteuers begleiten.
Nun hat sich das London Philharmonic Orchestra der „größten Spielehits“ angenommen und sie neu interpretiert. Und das klingt absolut episch. Beim Hören wird einem erst bewusst, welche kompositorischen Meisterwerke sich in einigen Spielhits verbergen und das sie durchaus auch aus dem Pixelkontext gerissen funktionieren. Während man den klassischen Klängen lauscht durchläuft man im Kopf wieder so manches Abenteuer und wird sich der emotionalen Bindung, die Computerspiele über, die Spielzeit aufzubauen wissen, bewusst.
Die Arrangements sind dabei großartig: Jeder kennt den Angry Birds Ohrwurm und fängt man die Tetris Melodie zu summen an, kann man sich sicher sein, dass jeder im Umkreis einstimmt und einen anschließend für einen tagelangen Ohrwurm verflucht. Doch hier bleibt das London Philharmonic Orchestra nicht stehen. Zusammen mit Dirgient Andrew Skeet wurden viele der klassischen Stücke neu arrangiert. Besonders hörenswert ist hier das Tetris Arrangemet mit zahlreichen Variationen.
Ein schmunzeln entlocken einem natürlich auch die Titel der Songs oder wer kann schon behaupten eine CD im Schrank zu habe auf der das Lied „ Call of Duty 4 – Modern Warfare: Main Menu Theme“ zu hören ist.
Apropos CD hier hat man sich leider zu wenig Mühe gegeben, zwar ist das Artwork großes Kino Videospiel, aber ein Booklet fehlt. Man hätte sich doch zumindest Informationen zu den Komponisten oder den einzelnen Spielen gewünst. Aber natürlich gibt es die Stücke auch längst zum digitalen  Download.

Ein durchaus lohnenswerter Weihnachtsgeschenktip also für all diejenigen Spieler, die sich die neusten Hits wie Battlefield 3, Call of Duty: Modern Warfare 3 oder Zelda: Skyward Sword schon im Schrank haben. Wundert euch aber nicht, wenn euer Freund beim nächsten Candle Light Dinner meint, ein Militärmarsch sein die passende Untermalung. Umgekehrt kann man vielleicht auch seinen Opa so in die Videospielwelt einführen und ungelogen sagen: „Schau, dass ist die Musik, die ich so höre.“

So ich muss jetzt erstmal die Tetris Melodie hören.

 

Die beste Videospielmusik - London Philharmonic Orchestra & Andrew Skeet

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Großes Kino

So schön kann Weltuntergang sein: Lars von Triers „Melancholia“

Mit einem eindrucksvollen Preludium begrüßt uns Lars von Trier: Ein starker Hengst versinkt in der Wiese, Kirsten Dunst watet durch seildicke Spinnweben, erleuchtet von zwei Monden. Einer ist der titelgebende Planet „Melancholia“.

Und schon sind wir im ersten Teil des Films bei Justines (Kirsten Dunst) Hochzeit. Zunächst kann das Glück des Paares nichts trüben, auch dass die Stretch Limo in der Kurve stecken bleibt und Braut und Bräutigam zu Fuß mit mehreren Stunden Verspätung zu ihrer eigenen Feier kommen lässt sie lachen. Doch dann zeigt sich der Schatten, der auf Justine liegt. Gestraft mit einer herzlosen Mutter und einem Vater, der ihre Bedürfnisse nicht versteht vergeht ihr der Spaß am feiern. Sie entfernt sich immer wieder von der Runde, nimmt ein Bad während die piekfeinen Gäste darauf warten, dass sie die Hochzeitstorte anschneidet oder vögelt den Assistenten ihres Chefs anstatt ihrem frisch gebackenen Mann eine unvergessliche Hochzeitsnacht zu bescheren.  Am Ende des Abends wird sie ihren Job und ihren Mann los sein.

Wir begenen Justine wieder im zweiten Teil des Films wieder, wenn sie ihre Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) wieder in dem Hotel besucht, in dem sie auch Hochzeit feierten. Schwer gebrochen kommt sie an, kann kaum noch laufen muss gestützt werden und schläft dann erst einmal viele Stunden.  Der Stern, den sie schon an ihrer Hochzeitsnacht gesehen hat, ist näher gekommen. Es ist der Planet „Melancholia“, der in einem einmaligen Ereignis an der Erde vorbei fliegen soll. avon ist auch Claires Mann John (Kiefer Sutherland) überzeugt, nur Claire hat Angst die beiden blauen Planeten könnten kollidieren. Und schließlich muss auch John zugeben, dass man in der Wissenschaft bei solchen Größenordnungen immer mit einwenig Ungenauigkeiten einberechnen muss…

Ging es in „Antichrist“ noch um den Kampf gegen die Depression ist in „Melancholia“ die Depression Zustand und in Angesichts eines drohenden Weltuntergangs sogar hilfreich um einen klaren Kopf zu bewahren. Selten war ein Weltuntergang schöner, als mit Lars von Trier und Kirsten Dunst. Er schafft mit großartigen Bildern und genauer Komposition eine sehr intensive Stimmung und lässt uns eintauchen in  das Wesen von Justine und ihrer Traurigkeit. Kirsten Dunst spielt diese Rolle absolut überragend und ist zurecht mit der goldenen Palme ausgezeichnet worden. Von Trier hätte sicher auch die für die beste Regie erhalten, hätte er sich mit seinen gehypte Hitler Äußerungen nicht ins Aus befördert.

Melancholia läuft ab heute im Kino.

Bild: (c) Concorde Filmverleih

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Bücher Featured

Charlotte Roches „Schoßgebete“: Seelen- statt nur Striptease

Was hat man von Charlotte Roches zweitem Buch „Schoßgebete“ erwartet? Genau diese Erwartung wird auch erfüllt: Das Wort „Sex“ ist das fünfte im Buch. Es folgt eine seitenlange Beschreibung der Fellatiokünste von Protagonistin Elizabeth Kiehl.

Feuchtgebiete“ habe ich damals nie ganz gelesen. Bei einer Bekannten lag das Buch neben dem Bett und ich blätterte immer wieder darin. Mit einer Mischung aus Ekel, Voyeurismus, Faszination und an manchen Stellen sicher auch etwas Geilheit folgte ich den Ausführungen über Selbstbefriediegung, Gesäßblumenkohl und Körperhygiene. Mit dem gleichen Gefühl dachte ich mich nun auch durch „Schoßgebete“ zu wälzen.

Doch da, inmitten der vollmundigen Beschreibungen, ein Riss: Die Bemerkung, dass sie gegen den feministischen Geist ihrer Mutter und natürlich Alice Schwarzer anbläst. Und kurz darauf sitzen wir mit Frau Kiehl im Auto zu ihrer Therapeutin, begleitet von zahlreichen Neurosen und Phobien. Die Angst vor dem Aufzug und dem Riss in der Decke, der immer größer zu werden scheint. Die Gewissheit bald zu sterben, durch die eigene Hand aber nur aufgehalten durch den Wunsch eine gute Mutter zu sein, eine bessere als die eigene oder aber zumindest vom nächsten großen Unglück heimgesucht zu werden.

Denn alles hat seinen Ursprung in einem schrecklichen Autounfall, bei dem Elizabeth drei Brüder verliert. Ein Erlebnis, dass Charlotte Roche selbst hinter sich hat.

Mit diesem Wissen, das Buch soll bis zu 70% (vielleicht auch mehr) autobiografisch sein, wird das Lesen noch viel intensiver. Fassungslos taucht tief man in Psyche einer Frau ein, die Schreckliches umwunden hat und findet sich tief in ihrer Gedankenwelt wieder. Und diese Gedanken sind oft hart:

So wich die Trauer anfangs dem Hochgefühl von allen umsorgt zu werden oder da ist der schreckliche Wunsch, dem Stiefsohn möchte doch etwas zustoßen, dass man denn man für sich alleine hat.

All das schreibt Roche einfach auf und das macht die Intensität des Buches aus, auch die schrecklichsten und verachtenswertesten Gedanken. Immer wieder musste ich das Buch beiseite legen, um zu verdauen was man sich über verbrannte Kinder so an Gedanken macht, selten hatte ich das Gefühl eine Buchprotagonistin so schonungslos kennen zu lernen. Eher Seelen- als Körperstriptease also diesmal, auch wenn die Medien sich natürlich wieder an anderen Dingen aufhängen.

Literarisch mag das ganze nicht der Oberklasse entsprechen, doch die einfach, direkte Sprache passt zur Protagonistin Elizabeth Kiehl und auf die Idee Analverkehr mit Käsefondue zu vergleichen muss man auch erstmal kommen.

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Bücher Großes Kino

Pressalien (5): Wie das Kino Erwartungen herunterschraubt, um sie zu erfüllen

„How to make an intelligent blockbuster and not alienate people“ fragt Mark Kermode beim Guardian und dieser Text ist so gut, dass man etliche Stellen daraus zitieren möchte.

Es geht darum, wie Blockbuster erfolgreich sind, obwohl die Filme so doof sind. Darum, dass eigentlich niemand „Der Fluch der Karibik – Am Ende der Welt“ mochte, auch wenn manche dachten sie täten es.

Es ist das Konzept der „diminished expectations“, der heruntergefahrenen Erwartungen, die gezielt von großen Filmen bedient werden. Da werden Zahlen über das exorbitante Budget veröffentlicht, die den Film zu einem Event machen und das Presse-Screening wird nach hinten verlegt, damit die Leute trotz der schlechten Kritiken ins Kino gehen um sich ein eigenes Bild zu machen.

How did they get here? The short answer is: Michael Bay. The long answer is: Michael Bay; Kevin Costner’s gills; Cleopatra on home video; and the inability of modern blockbusters to lose money in the long run, provided they boast star names, lavish spectacle and „event“ status expense.

Der Ausweg und einzige Lichtblick? Christopher Nolan, der es schaffte mit „Inception“ einen intelligenten Blockbuster zu schaffen, in dem er beide Welten verbindet: Intelligentes Script und Stars in einem.

Kermode schreibt auch über das Dasein und Ansehen als Filmkritiker:

Every time I complain that a blockbuster movie is directorially dumb, or insultingly scripted, or crappily acted, or artistically barren, I get a torrent of emails from alleged mainstream-movie lovers complaining that I (as a snotty critic) am applying highbrow criteria that cannot and should not be applied to good old undemanding blockbuster entertainment. I am not alone in this; every critic worth their salt has been lectured about their distance from the demands of „popular cinema“, or has been told that their views are somehow elitist and out of touch (and if you haven’t been told this then you are not a critic, you are a „showbiz correspondent“). This has become the shrieking refrain of 21st-century film (anti)culture – the idea that critics are just too clever for their own good, have seen too many movies to know what the average punter wants, and are therefore sorely unqualified to pass judgment on the popcorn fodder that „real“ cinema-goers demand from the movies.

Also unbedingt lesen, unterhaltsam und aufschlussreich.

Der Text ist übrigens ein Auszug aus dem Buch „The Good, The Bad and The Multiplex: What’s Wrong with Modern Movies?(auch als eBook), das ich mir nun wahrscheinlich unbedingt kaufen muss.

Bild: Some rights reserved by Stinkie Pinkie
Danke an @Hakantee über dessen Shared Items ich den Text gefunden habe 

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Flimmern & Sehen Großes Kino

Cowboys & Aliens: Absurder Genremix ohne Selbstironie

Western sind derzeit stark im Kommen. Insbesondere True Grit hat zuletzt eindrucksvoll bewiesen, dass sie kein Kassengift mehr sein müssen und mit The Revenant und Quentin Tarantinos für Ende 2012 geplanten Django Unchained stehen weitere Western in der Pipeline. Auch Alieninvasionen konnte der geneigte Zuschauer in den vergangenen Jahren wieder vermehrt auf der Leinwand begutachten. Da dachte sich Hollywood offenbar: Weshalb nicht beide Genres verbinden? Und da Comicverfilmungen aktuell glücklicherweise ebenfalls im Trend liegen, griff man prompt auf die 2006 veröffentlichte Graphic Novel Cowboys&Aliens zurück.

Die Ausgangssituation ist schnell erzählt: Das kleine Städtchen Absolution wird mit eiserner Faust vom reizbaren Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) beherrscht. Plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder (Daniel Craig) mit einer merkwürdigen Metallmanschette am Unterarm auf, der sich weder an seinen Namen erinnern kann, noch wo er herkommt. Als die Stadt sich unversehens einem Angriff von Außerirdischen gegenüber sieht, scheint er jedoch die letzte Hoffnung auf Rettung zu sein…

Die Story klingt genauso absurd wie interessant. Dass ein Genre-Mix aus Western und Science Fiction wunderbar funktionieren kann, hat die (leider viel zu früh abgesetzte!) Serie Firefly aus der Feder von Joss Whedon bewiesen. Cowboys&Aliens kann dies leider nicht vollkommen von sich behaupten. Überspitzt formuliert könnte man fast sagen: Die erste halbe Stunde ist wirklich gut…und dann kommen die Außerirdischen. Natürlich würde dies dem Film zugegebenermaßen nicht ganz gerecht werden, daher sollen sowohl positive als auch negative Aspekte noch näher beleuchtet werden.

Die Westernatmosphäre konnte größtenteils gut eingefangen werden. Insbesondere die erste halbe Stunde des Films weiß als Western zu überzeugen. Selbst für Spaghetti-/Italowestern nicht untypische Rückblenden wurden auch in Cowboys&Aliens verwendet. Positiv anzumerken, dass auf Details wie gelbe Zähne oder dreckige Fingernägel geachtet wurde.
Die dazugehörige SciFi-Handlung konnte jedoch nicht wirklich überzeugen. Wirklich Neues wurde nicht geboten, lediglich im Invasionsgrund kann man einen Funken Originalität erkennen – dieser ist im Grunde jedoch ziemlich unsinnig. Ungefähr in der Mitte des Films muss der Zuschauer zudem eine mehr als hanebüchene Wendung hinnehmen, bei der man sich fragt, ob man sich an den Kopf fassen oder darüber lachen soll.
Lachen ist ein gutes Stichwort: Denn in meinen Augen ist ein weiterer Fehler von Cowboys&Aliens, dass er sich zu ernst nimmt. Einem Film mit diesem Titel und dieser Ausgangssituation hätte eine etwas selbstironischere Inszenierung nicht geschadet.

Leider schafft der Film es auch nicht hundertprozentig, die beiden Genres stimmig zu verbinden. Die SciFi-Elemente wirken mitunter doch etwas wie Fremdkörper im Westernsetting. Zudem wird in meinen Augen der Fehler begannen, die Außerirdischen zu früh, zu häufig und zu deutlich zu zeigen. Dabei hat zum Beispiel Ridley Scott mit Alien bereits 1979 gezeigt, dass weniger manchmal mehr ist.

Frei von Logikfehlern ist der Film erwartungsgemäß auch nicht gewesen. So ist es beispielsweise relativ sinnfrei, dass dort nun ein das Wrack eines Flussdampfer 500 Meilen vom nächstgelegenen großen Fluss verkehrt herum mitten in der Steppe liegt. Ja, es bietet ein sehr stimmiges Setting, doch mehr als dieser dramaturgische Grund lässt sich dafür nicht erkennen. Außerdem bleibt es mehr oder weniger fragwürdig, weshalb die Außerirdischen es für notwendig erachten, Menschen zu entführen.
Weniger störend waren da einige Klischees, die bedient wurden – vom schweigsamen Fremden über den harten Viehzüchter, der die Stadt im Griff hält bis zur Überwindung von Hass und Feindschaft, um zusammen für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen.

Schauspielerisch ist Harrison Ford natürlich über jeden Zweifel erhaben. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er als Colonel Dolarhyde passend besetzt wurde. Für mich ist Harrison Ford in Aussehen und Spielart zu gutmütig für diese Rolle und so wirkt Dolarhyde im Film auch selten so hart, wie er vielleicht sein sollte. Daniel Craig hingegen passt ideal in die Rolle der personifizierten Coolness. Olivia Wilde hat während der ersten Hälfte des Films nicht viel mehr zu tun, als hübsch durchs Bild zu reiten, um dann allerdings Bestandteil der bereits erwähnten hanebüchenen Wendung zu sein. Abermals hervorragend ist Sam Rockwell. Seine Rolle ist nicht besonders wichtig, doch holt er das Beste aus ihr heraus. Der Kerl ist einfach große klasse und stellt dies auch hier wieder unter Beweis.

Wenn man sein Gehirn zu hause lässt, kann der Film vermutlich durchaus Spaß machen. Leider verschenkt er jedoch eine Menge Potenzial, das der interessante Genre-Mix aus Western und SciFi geboten hätte. Die Westernatmosphäre kann Cowboys&Aliens größtenteils gut einfangen, doch stört die leider wenig überzeugende SciFi-Handlung im Gesamtbild. Sie bietet nicht mehr als Durchschnittskost, weist einige Logiklöcher auf, verfügt über wenig atmosphärische Dichte und überrascht eher negativ mit einer ziemlich fragwürdigen Wendung. Zudem hätte ich mir eine etwas selbstironischere Inszenierung erhofft.

5/10

Bild: © 2011 Universal Studios.

Heiko und ich sind ein paar Jahre in Berlin zusammen aufs Gymnasium gegangen, schon damals haben wir gemeinsam in den großen Pausen dem großen Quentin Tarantino gehuldigt und Heiko war ungefähr das wandelnde Horrorfilmlexikon (damals gabs ja noch nicht mal Wikipedia). Jetzt schreibt er unter filmtoast.de ein sehr lesenswertes Filmblog.

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Flimmern & Sehen Großes Kino

Das Rum-Tagebuch mit Johnny Depp

Johnny Depp schlüpft wieder einmal in die Rolle und das benebelte Gehirn des Hunter S. Thompson. Aus der letzte Zusammenkunft „Fear and Lothing in Las Vegas“ enstand nicht nur ein Kultfilm (Ich glaube mein Mitbewohner kann den Film in mindestens 3 verschiedenen Sprachen rezitieren), sondern auch eine tiefe Freundschaft zwischen dem Schauspieler Depp und dem Schriftsteller Thompson. Die führte sogar dazu, dass Depp die spektakuläre Beerdigung von Hunter S. Thompson im Jahre 2005 finanzierte.

Nun wird mit „The Rum Diary“ eine weitere Novelle verfilmt. Im Stile des von ihm begründeten Gonzo Journalismus beschreibt Thompson darin subjektiv seine Erlebnisse in Puerto Rico, die aber schnell von drogenfantastischen Erlebnissen beeinflusst und überlagert werden.

Ich bin sehr gespannt auf die neuerliche Hunter S. Thompson Personifizierung durch Johnny Depp. Aaron Eckhart („Thank you for smoking„) sagt die Nähe zwischen Depp und Thompson sei so groß, dass sie beinahe den Geist des verstorbenen Schriftstellers am Set spüren konnten. Die Vertrautheit bestätigen gemeinsame Fotos der Beiden (mit John Cusack in der Mitte).

The Rum Diary wurde bereits in den 1960er Jahren von Thompson verfasst, erschien aber erst 1998. Auch der Film hat wohl einen kleine Odyssee hinter sich, wie dieser Brief von Thompson an den Produzenten Holly Sorensen von 2001 belegt:

Okay, you lazy bitch, I’m getting tired of this waterhead fuckaround that you’re doing with The Rum Diary.

And if you don’t Do Something QUICK you’re going to Destroy a very good idea. I’m in the mood to chop yr. fucking hands off.

Nun erblickt der Film am 28. Oktober 2011 die Kinos. Zumindest in den USA, für Deutschland steht bislang noch kein Starttermin fest.

[Trailer via Negativ Film, Bild: Screenshot]

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Musik

Casper – „XOXO“: Eine Kaufempfehlung

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gespannt auf ein Album gewartet habe. Und dieses fiese Internet macht das alles noch schlimmer, wenn man auf Twitter von vielen Stunden im Proberaum liest, auf Youtube rauschende und unscharfe Videos von Konzerten auftauchen, bei denen Casper schon welche der neuen Lieder spielte, oder wenn man auf Juice.de die „Hin zum Album“-Serie verfolgt und fast vom Stuhl kippt, als man auf einmal Thees Uhlmann hört. Spätestens an diesem Punkt habe ich mir den Release im Kalender angestrichen. (Und immer wieder die Juice-Videos vor- und zurückgespult, um aus den Songschnipseln irgendwie ein Gesamtbild zusammenzubauen. Klappte nicht, wundert mich jetzt aber auch nicht mehr.)

Und dann hat man es endlich und es sprengt alle Erwartungen.

Normalerweise bin ich schnell damit, einen ersten Eindruck zu beschreiben, aber hier saß ich wie paralysiert vorm Macbook, hörte das Album einmal, zweimal, dreimal durch, ohne irgendwas zu tun. Dasitzen, hören. Stundenlang. Es einfach nicht mehr ausmachen wollen, sondern lieber noch lauter.

Ich kann mich nicht an das letzte Album erinnern, das sowas mit mir gemacht hat. „High Violet“ von The National hat mich letztes Jahr tief beeindruckt und ziemlich lange nicht mehr losgelassen, das lief auch tage- und nächtelang durch und wurde immer größer, Arcade Fires „The Suburbs“ hat mich euphorisch und traurig zugleich gemacht, die Themen haben sich wie meine ureigensten angefühlt und ich war mir ziemlich schnell sicher, damit eins meiner Top-5-Alben 2010 in der Hand zu halten, aber mit XOXO ist es nochmal was Anderes.

Dass es was Großes, was Besonderes ist, erkennt man wohl auch schon am oben eingebetteten Video zu „Der Druck steigt“, bei dem mir schon durch die ersten Töne eine Gänsehaut über den ganzen Körper lief.

Man merkt vielleicht, dass ich mich drücke, das Album an sich zu beschreiben. Weil mir schlicht und einfach die Worte fehlen. Das hier wird auch kein Review, sondern eine einfache Kaufempfehlung. Weil ich es jedem ans Herz legen möchte, auch denen, die vorher vielleicht wenig mit Casper anfangen konnten und/oder den momentanen Hype übertrieben finden. Der kann einem schon ein bisschen Angst machen, aber glaubt mir, er ist gerechtfertigt. Ich hätte mich vorher auch schon als Fan bezeichnet und hatte natürlich bestimmte Erwartungen, aber an die erinnere ich mich mittlerweile schon gar nicht mehr. XOXO ist so anders, so viel besser, dass man keine Luft mehr bekommt. Und das, obwohl man einzelne Tracks ja schon kannte. So zum Beispiel “Blut sehen”, bzw. die ersten 30 Sekunden davon, die man schon vorher hören konnte. Das Lied ist ein Brett, die Bässe perfekt, es macht unglaublich wütend und das soll es auch.

XOXO löst in mir keine bestimmte Grundstimmung aus, sondern stößt so vieles an, das mich gerade beschäftigt. Und es reißt alte Wunden auf, man sitzt einfach nur da, versteht und fühlt sich verstanden und fängt an zu weinen. Ich kann an dieser Stelle nur auf Herm verweisen, der schon sehr treffend über XOXO schrieb:

Ich muss da immer an mein jüngeres Ich irgendwann so um das 18. Lebensjahr im Dorf mitten im nichts da. Schön war es da, aber was nützt dir das, wenn du dort nicht findest was du eigentlich suchst. Wenn andauernd Dinge passieren, die dich irgendwo hinein reissen. Wenn du, natürlich, Nirvana hörst und vollkommen übertrieben denkst “Ja, genau so geht’s mir auch.” oder wenn du Spingsteen hörst und denkst “Scheiße, ich will hier weg. Ich will was erleben, was machen. So ganz ohne diese Nackenschläge zwischendurch.” Wenn man merkt, dass der Raum um einen herum viel zu klein ist, für den den man eigentlich haben will und braucht, wenn die Familie plötzlich zerfliegt oder wenn man Menschen verliert.

Und genau das ist es. Ganz ehrlich, ich verstehe Leute, die sich Zeilen seiner Texte tätowieren lassen.

XOXO ist unheimlich komplex und vielschichtig, eins dieser Alben, die man immer und immer wieder hören möchte, ohne dass einem irgendwann einzelne Songs auf den Sack gehen oder langweilig werden. Und es ist direkt, ehrlich, geht genau ins Herz und bleibt da. Das klingt kitschig, aber ich kann nicht über Gefühle schreiben, ohne so zu klingen. Casper hingegen schon, und das Schöne ist, dass er auch keine Angst vor Pathos hat.

Mein Album 2011, mindestens. XOXO kommt am 08.07. Kauft es.

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Diese Kaufempfehlung kommt von Mareike und erschien zuerst auf kaffeesatzlesen. Dort bloggt Mareike normalerweise, aber bekannter ist sie als @i_need_coffee, und damit eine der erfolgreichsten besten, bekanntesten, tollsten und lustigsten Twitterinnen Deutschlands. Wer ihr nicht folgt, sollte das sofort ändern und dann das „XOXO“-Album kaufen.

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Großes Kino Video

Interview mit Regisseur Ulrich Köhler („Schlafkrankheit“)

Ulrich Köhler wurde auf der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Nun läuft der Film „Schlafkrankheit“ in den Kinos und bekam noch den Filmkunstpreis beim Festival des deutschen Films obendrauf.

Im Film geht es um den Entwicklungshelfer Ebbo Velten, der in Kamerun als Entwicklungshelfer. Köhler stellt uns Ebbo vor, indem er ihn uns in verschiedenen Situationen zeigt. Köhler setzt sehr auf die stärke einzelner Situationen: Kein Schnitt, keine Musik und gerade als wir denken wir wissen wie Ebbo tickt, lernen wir ihn wieder neu kennen. Aus der Sicht des jungen Arztes Alex. Die beiden Figuren funktionieren dabei als wunderbares Gegensatzpaar: Ebbo, der sich als weißer in Kamerun wohl fühlt, Alex, der obwohl er kongolesische Wurzel hat, sich nicht zurechtfindet. Der eine noch voller Prinzipien, die in der Realität nicht anzuwenden sind, der andere ohne Perspektive.

Köhler geht es um viele Motive: Die Entwurzelung von Figuren, die Lebenswelt in Kamerun und die Probleme der Entwicklungshilfe. Wir haben Uhlrich Köhler getroffen und sprachen mit ihn über den Film, seine Bild von Afrika, den Problemen und Gemeinsamkeiten von Entwicklungshilfe und Filmförderung.

Wenn ihr euch den FIlm anseht, und das solltet ihr tun, geht bitte keinesfalls in die synchronisierte Fassung, sondern ins OmU! Der Film ist nämlich eigentlich mehrsprachig gedreht, ein nicht unwichtiges Element, wenn es darum geht, wie sich Europäer in Afrika zurecht finden wollen. In der Synchro klingt das alles furchtbar steril. Man kann das sehr schön an den Trailer vergleichen:

 

Bild: Regisseur Ulrich Köler und Jean-Christoph Folly bei den Dreharbeiten. (c) Farbfilmverleih