(Unseren Feinden –von Josef Benedikt Engl)
Ob Sie es mir nun glauben oder nicht, schon lange vor dem einzig aufrechten SatireMagazin gab es in unseren Breitengraden Veröffentlichungen kritischen Humors. Mehr noch, sogar jetzt wagen sich einige Konkurenzformate gegen die offensichtliche Überlegenheit meiner Witzmacht anzukämpfen. Jenen soll, für ihr tapferes Fechten gegen die Windmühlen der raubeinigen Realität, heute einmal ein grobes und recht subjektives Denkmal geschnitzt werden. Aber anstatt die einzelnen Wikipediabeiträge mühsam abzuschreiben, oder „zu recherchieren“, wie so etwas heute genannt wird, stelle ich Ihnen einfach nur die Links zusammen und Sie dürfen selbst entscheiden was Sie warum und wie interessiert zu lesen beabsichtigen. Toll,oder? Das spart mir Zeit die ich dringend zum alkoholisieren brauche und Sie werden von unzähligen Rechtschreibfehlern verschont. Eine win-win-Situation wie man so schön sagt.
( Flugblatt auf Kosten Martin Luthers aus der Reformationszeit)
(Karikatur des französischen Königs Louis-Phillippe für die der Zeichner Honoré Daumier zu 6 Monaten Haft verurteilt wurde)
Der satirische Ausdruck ist alt, sehr alt sogar. Sollten sie sich für verstaubte Geschichts Lektionen zum Thema erwärmen, können sie sich ja HIER einmal einen ersten Überblick verschaffen. Während im Mittelalter die Satire, und fürs ungebildete Volk vorallem auch die Karikatur, meist zum Zwecke religiöser Belehrung und moralischer Propaganda verwendet wurde (als exemplarisches Beispiel sei hier „das Narrenschiff“ von Sebastian Brandt erwähnt) , erfuhr sie nach Reformation und Aufklärung bald einen Wandel hin zum politischen und gesellschaftskritischen Instrument der Aufklärung. Mit der Märzrevolution 1848 schossen satirische Magazine wie Pilze aus dem Boden, unter anderem auch ein Namensvorfahre des heute noch existierenden Eulenspiegel. Aber nur der Kladderadatsch, ein eher konservatives und nationalistisch eingefärbtes Magazin konnte sich auf Dauer unter den, allein in Berlin, bis zu 35 Satireblättern durchsetzen.
(erste Kladderadatschausgabe vom Mai 1848)
Nachdem er 1944 eingestellt wurde erscheint seit 1970 eine unregelmässige Neuauflage in Sonderausgaben zu besonderen Anlässen. Dank eines ambitionierten Digitalisierungs Projektes der Ruprechts-Karls-Universität in Heidelberg können Sie sich HIER alle Ausgaben des Kladderadatsch von 1848 -1944 im PDF-Format zu Gemüt führen.Viel Spass beim schmökern! 1875 erschien die erste Ausgabe der schweizer Zeitschrift Nebelspalters die nach der Einstellung des englischen Punch 2002 das älteste noch publizierte Satiremagazin der Welt ist.
Leider gibt es noch kein Archiv mit digitalisierten Ausgaben, was besonderst im Hinblick auf die deutschsprachige Kritik des 3.Reichs sicher sehr interessant wäre, aber Sie können sich ja stattdessen mal auf der Internetpräsenz ein wenig über den schweizer Blick auf den Wahnsinn der Gegenwart informieren.Wo wir grad im Süden sind, selbstverständlich gab es nicht nur begabte Humoristen in Berlin, auch in München existierte eine Vielzahl humoristischer Blätter von denen eines zu meinen sehr verehrten Vorbildern gehört. Aber der Reihe nach, 1844 erschien unter anderen die eher unpolitische Wochenzeitschrift Fliegende Blätter in der so illustre Zeitgenossen wie Wilhelm Busch ihre Zeichnungen veröffentlichten.
Ein digitales Archiv befindet sich zur Zeit im Aufbau, erste Kostproben finden Sie HIER. Kommen wir aber nun zur Hauptattraktion, das von mir sehr verehrte und wohl einflussreichste deutschsprachige Satiremagazin Simplicissimus. 1896 als Kunst- und Literaturrevue konzipiert, entwickelte es sich rasch zur (meiner Meinung nach) besten Publikation seiner Art, in der unter vielen anderen auch Thomas Mann, Hermann Hesse, Heinrich Zille,George Grosz oder Erich Kästner grossartige Beiträge veröffentlichten.
(Titel des Simplicissimus von 1906 mit Anspielung auf die häufigen Klagen gegen das Blatt)
(das „Wappentier“ des Simplicissimus der Hund „Simpl“ gezeichnet von Thomas Theodor Heine)
Wie alle anderen grösseren Satirezeitschriften wurde auch der Simplicissismus nach der Machtübernahme der Nazis „gleichgeschaltet“ und propagierte von nun an im Sinne der faschistischen Ideologie, was besonderst bei emigrierten Künstlern zu viel Kritik führte. Klaus Mann formulierte es folgendermassen: „Von allen im Dritten Reich gedruckten Widrigkeiten ist mir die ‚satirische‘ Wochenschrift ‚Simplicissimus‘ der widrigsten eine. (…) da finden sich noch immer die alten Namen – die Karl Arnold, Olaf Gulbransson, Eduard Thöny, Erich Schilling, Wilhelm Schulz, sie sind alle noch da. Nur Th. Th. Heine fehlt,(…) von Prag und Brünn aus muss er sich gramvoll und beschämt mit ansehen, welche degoutante Gesinnungslumpereien seine früheren Freunde und Kollegen sich leisten.“ Im September 1944 erschien dann auch die letzte Ausgabe mit einem kurzen Aufbäumen der erstickten Kritik in Form einer Zeichnung namens „Gespensterschlacht“ von Otto Nückel die erstaunlicherweise die Zensur überstand.
Diverse Wiederbelebungsversuche des Simplicissimus nach dem Krieg (zuletzt 1997) verliefen mehr oder weniger erfolglos. Wer mag, kann sich im Digitalarchiv der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek durch 49 Jahrgänge wühlen und die Geschichte aus den Federn der kritischen Künstler ihrer Zeit Revue passieren lassen.Viel Spass! Aber bleiben wir nicht in der Vergangenheit hängen sondern fokussieren uns mal auf die jüngere Gegenwart. Nach der Teilung Deutschlands gründete sich bereits 1946 in der SBZ das Humorblatt Frischer Wind aus dem 1954 der Eulenspiegel hervorging.
Sie blieb die einzige Satirezeitschrift in der DDR und wurde mit einer limitierten Auflage von nur 500.000 Exemplaren regelmässig (wie auch sonst so vieles) weit unter dem tatsächlichen Bedarf produziert. Bezeichnend war während dieser Zeit eine humorvolle Aufarbeitung der Mängel in der Planwirtschaft und allgemeine Spässe auf alltägliche Absurditäten, echte Kritik an Staat und Partei gab es hingegen kaum. Nach der Wende fanden viele Umstrukturierungen statt und viele sahen bereits das Ende der „Eule“ gekommen. Dennoch hat sie sich etabliert und ist heute die auflagenstärkste Satirezeitung Deutschlands (Internetpräsenz).In der BRD gab es nach einigen recht bald wieder in der Versenkung verschwundenen Versuchen der Reanimation von Vorkriegsformaten erst 1962 mit dem Start der pardon wieder ein einflussreiches Blatt dieser Art.
Pardon gelang es immer wieder mit spektakulären Aktionen für Aufregung in der Bundesrepublik zu sorgen. In den Achtziger Jahren kam es dann aber zum Bruch der Teilhaber und 1982 wurde die pardon schliesslich eingestellt, ein Relaunchversuch 2004 scheiterte. Einige ehemalige Mitarbeiter schlossen sich nach ihrer Trennung von pardon zur Neuen Frankfurter Schule zusammen und gründeten 1979 die Titanic.
(Das wohl berühmteste Titelbild der Titanic von 1989)
Die Titanic machte vorallem mit, aus Sicht des Meinungskonsens, grenzwertigen Aktionen auf sich und vorallem auf die Lächerlichkeiten hinter den glattgeleckten Fassaden aufmerksam.So zeigte sie auf einem Titelbild den SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm grinsend in der Pose des tot in der Wanne seines Hotels aufgefundenen Uwe Barschel, und handelte sich damit einen kostspieligen Prozess nebst Schadensersatzforderung ein der das Blatt fast in den finanziellen Ruin trieb.Zudem gelang es ihr die Fussball-WM 2006 mithilfe fungierter Bestechungsfaxe nach Deutschland zu holen und durfte sich dafür von Bild-Lesern beschimpfen lassen.Noch mehr Geschmacklosigkeiten finden Sie vermutlich HIER. Aber, und damit kommen wir auch langsam zum Schluss, in der heutige Zeit muss ja nun wirklich niemand mehr ernsthaft mit Papier und Druckerschwärze rumplagen, denn schon seit 1995 gab es das erste Satiremagazin im Netz mit Namen ZYN!.
Welches leider schon seit 2006 nur noch mit einem Verweis auf einen baldigen Relaunch auf ihrer Seite glänzt.Aber einige lose Ausgaben haben sich noch im Internetarchiv erhalten.Schauen sie mal vorbei! Daneben gab und gibt es noch vereinzelte Individuen die sich an einer satirischen Aufarbeitung des Tagesgeschehens versuchen, wie z.B. der Postillion oder politplatschquatsch die ich Ihnen hier wärmstens empfehlen möchte.Wobei, das einzig Wahre ist und bleibt halt der Brummkreisel, dessen langjährige Geschichte Sie HIER nochmal vor ihrem realen Auge Revue passieren lassen können.Nächste Woche gibt es dann wieder eine frische Portion Wahnwitz ins Schüsselchen,wobei ich hoffe das auch unser Lückenbüßer Ihnen zumindest etwas Freude beschert hat.Wohlsein!