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Nur ein Knopfdruck und lean-forward ist nicht mehr anstrengend

Volker Herres sprach beim TV 2.0 Summit 2013 davon, dass der Couch-Potato nicht so bald aussterben wird und nutzte dies als Argument, dass lineares Fernsehen durchaus noch eine Zukunft vor sich hat. Abends abschalten und einschalten, lautet das stets skizzierte Szenario und geht weiterhin davon aus, das auch in Zukunft das lineare Programm die bequemste Möglichkeit bleibt. So beruhigen sich die Fernsehmacher stets, dass ihr Medium auch in Zukunft relevant bleibt, ihre Nutzungssituation einmalig bleibt. Es ist die Hoffnung, das man weiter Programmmacher braucht, weil es umständlich bleibt sein eigener zu sein. Doch wie groß ist dieser Vorsprung noch?

Der Vorsprung beträgt nur einen Knopf

Der Vorsprung beträgt einen Knopf. Den Einschaltknopf. Das Fernsehen macht es eben sehr einfach es einzuschalten und mit zwei Knöpfen durch die Programme zu zappen. YouTube hat das Problem, dass ich vor dem Suchschlitz sitzen kann und nicht weiß was ich eingeben soll. Die Startseite hat immer noch das Problem von zu viel Auswahl und generellen Empfehlungen. Wie wäre es stattdessen, wenn YouTube einen globalen Einschaltknopf einführen würde?
[quote_right]Ein einfacher Play-Button auf der YouTube-Startseite[/quote_right]Ein einfacher Play-Button, zentral auf der Startseite. Ich drücke einfach einmal Play, so einfach wie am TV-Gerät oder sogar auf dem TV-Gerät und es werden YouTube-Videos abgespielt.  Aber nicht einfach zufällige YouTube-Videos, sondern viel genauer auf mich zugeschnitten, als jeder Spartenkanal. Schließlich kennt Google meine Vorlieben, weiß was ich vorher und gerne auf YouTube geschaut habe. Dann laufen dazu passende Video durch, zusammen mit neuen Clips meiner abonnierten Kanäle und denen, die meine Freunde in sozialen Netzwerken geteilt haben.

Plötzlich ist aus lean-forward, lean-back geworden

Und plötzlich ist aus lean-forward, lean-back geworden mit einem hochpersonalisiertem Angebot. Jeder der schon mal in einen YouTube-Rausch geraten ist, in dem er sich von einem Video zum nächsten geklickt hat, weiß dass die Vorschläge von YouTube hochrelevant sind. Mit den Playlists bewegt sich YouTube schon länger in diese Richtung und auch die YouTube-Mixes die einem zu jedem Video angeboten bekommen gehen in diese Richtung. Noch landet man jedoch immer auf einem einzelnen Video, dass nicht im Anschluss beliebig weiterläuft, aber YouTube will die Watchtime, die Zeit die der Nutzer auf der Seite verbringt in Zukunft massiv erhöhen. Längst hat die Watchtime die reinen Viewzahlen als wichtigste Metrik abgelöst. Eine permanente Wiedergabe, wäre das einfachste Mittel, diese weiter zu steigern und den Nutzer konstant mit Video zu versorgen, die ihn interessieren.
YouTube ist hier nicht alleine,  Netflix mit seinem Big Data Hintergrund ist ebenfalls sehr gut darin dem Nutzer passende neue Filme und Serien vorzuschlagen. Big Data kann hier tatsächlich der bessere Programmdirektor sein. Und hat der Nutzer einmal eine passende neue Serie gefunden, ist er sowieso mit Binge Watching beschäftigt und in seinem ganz eigenen Audience Flow.

Der Entdeckungsalgorithmus ist das wichtigste Element für die Zukunft

Auch Daniel Heaf von der BBC betonte beim TV 2.0 Summit, dass der Entdeckungs- und Vorschlagsalgorithmus das wohl wichtigste Element für die Zukunft des (Online-)Fernsehens ist. Hier müssen die meisten Fernsehsender nachrüsten, wenn sie YouTube und Google nicht das gesamte Feld überlassen möchten. Bislang bieten die meisten Mediatheken statt relevanten Vorschlägen nur einen Denselben-Beitrag-Nochmal-Ansehen-Button.

Diesen Artikel habe ich zuerst für das TV 2.0 Blog des erwähnten Summit geschrieben
Bild: Montage unter Verwendung von  CC-BY michitux

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Gesellschaft Netz & Politik

Leben in der Post-Snowden-Ära

Wie lebt es sich mit dem Wissen überwacht zu werden? Was man früher im Geschichtsunterricht mit Blick auf die Stasi-Zeit nur schwer nachvollziehen konnte, erleben wir heute alle am eigenem Leib. Und zunächst ändert sich gar nicht so viel. „Heute schon was für die NSA gepostet?“, witzelt man über die eigenen Facebook-Aktivitäten und versteckt hinter diesen Witzen doch nur die eigene Machtlosigkeit. Doch auf zweiter Ebene passiert noch etwas anderes: Langsam überlegt man sich: Was kann ich noch schreiben, was kann ich noch sagen, wenn ich weiß, dass alles im Zweifel gegen mich verwendet wird?

Manche mögen sagen, dass man sich das immer schon hätte überlegen sollen, denn im Prinzip ist alles, was man ins Netz stellt nur einen Klick von privat zu öffentlich entfernt. Aber was aktuell passiert, geht viel weiter. Führt der Urlaub im falschen Land dazu, dass ich auf einer Liste lande, von der nicht weiß, warum sie existiert? Verweigert man mir beim nächsten USA Besuch eventuell die Einreise aufgrund eines kritischen Kommentars? Das ist das wirklich Perfide. Wir alle entwickeln eine Schere im Kopf, die uns nicht mehr so frei kommunizieren lässt, wie vorher. Sollte sich nichts an der massiven Überwachungssituation ändern, haben uns Endwards Snowdens heldenhafte Enthüllungen im ersten Schritt unfreier gemacht als zu vor, weil wir anfangen uns selbst zu zensieren. Das ist einer Demokratie unwürdig.

Dies war meine erste Netzfeuilleton-Kolumne für die Allgemeine Zeitung

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Netz & Video

Was macht ein Videospielcharakter wenn sein Game verschoben wird?

Was macht eigentlich ein Videospielcharakter, wen das Release seines Videospiels verschoben wird? So geschehen ist das Aiden Pearce, dem Hauptcharakter in „Watch Dogs„. WatchDogs sollte eigentlich einer der Launchtitel für die Sony Playstation 4 werden und hat schon vor erscheinen eine große Fangemeinde. Kein Wunder, hat es doch einen neuen Ansatz: Der Hacker Aiden Pearce läuft durch eine offene Welt und kann sich mit seinen Geräten überall und gerade in die Infrastruktur der Stadt hacken. Bis er damit anfangen kann, dauert es nun aber noch bis zum nächsten Frühjahr, denn Ubisoft musste den Launch des Spiels verschieben. Solang hat Aiden Pearce erstmal nicht so viel zu tun.

Watch Dogs Release Delayed: Bored Aiden Pearce

Das Video ist übrigens der Auftakt der 4. Staffel von YouJustDon’tDo, dem Kurzfilm YouTube-Kanal, den ich zusammen mit David mache. Wenn ihr das noch nicht kennt schaut doch mal auf dem Kanal vorbei (oder Facebook) und wir freuen uns, wenn ihr uns die nächsten Wochen begleitet.

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Bewegen & Beschäftigen Netz &

iPad Air Release: Eine Nacht vor dem Apple Store

Ich war für die Allgemeine Zeitung beim Release des iPad Air dabei und habe die Nacht vor dem Apple Store in Frankfurt verbracht, zumindest von ca. 5 bis 9 Uhr morgens. Herausgekommen ist neben einer Begleitung auf Social Media auch dieses Video:

iPad Air Release in Frankfurt am Main

 

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Erste Schritte mit dem iPhone 5S

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Netz &

Wer fürs Schreiben bezahlt werden will, sollte es nicht umsonst tun.

Wer fürs Schreiben bezahlt werden will, sollte es nicht umsonst tun. Das klingt nach einer Binsenweisheit, lohnt sich aber in diesen Zeiten zu wiederholen. Der Start der Huffington Post in Deutschland hat diese Diskussion neu entfacht und treibt aktuell den Streit, ob Blogger für diese schreiben dürfen, ohne dafür entlohnt zu werden. Dabei ist es ganz einfach: Wenn ich vom Schreiben leben möchte und das als mein primäres Geschäftsmodell begreife, das wertvollste was ich zu bieten habe, dann sollte ich das nicht umsonst hergeben.

Was ist mit mein Geschäftsmodell als Schreiber?

Wenn hingegen mein Geschäftsmodell darin besteht etwas anderes zu verkaufen, Beratungen, eine Dienstleistung, Vorträge oder ein anderes Produkt, dann ist mein Geschäftsmodell ein anderes und ich kann das „Nebenprodukt“ Artikel auch umsonst abgeben, in der Hoffnung das ich Aufmerksamkeit für mein eigentliches Produkt wecke und darüber Umsatz mache. Thilo Specht beispielsweise ist Fachmann für Content Marketing und schreibt nun auch für die Huffington Post Deutschland. Er präsentiert quasi live sein Produkt in der Umsetzung: Content Marketing für ihn selbst. Und hier sind wir auch schon bei dem Punkt, weshalb es sich für die meisten Journalisten nicht lohnt umsonst zu schreiben: Sie haben kein anderes Produkt für das sie Geld verlangen können, sie haben sich auf Texte (Video, Foto, Audio…) spezialisiert und bieten das als etwas für das sie Geld haben möchten, andere Dinge tun sie vielleicht gerne gratis, aber eben nicht schreiben. Vergleichen wir es mit Werbegeschenken: Man gibt nicht das eigentliche Produkt als Werbegeschenk weg, denn das möchte man ja verkaufen, sondern stattdessen Kugelschreiber. (Geben Kugelschreiberhersteller Kugelschreiber als Werbegeschenke raus? Wahrscheinlich, aber nicht in der eigentlich Menge, die Sie verkaufen.) Die Werbung darf nie das eigentliche Produkt substituieren.

Was ist, wenn ich selbst das Produkt bin?

Nun wurde Journalisten immer wieder gepredigt, sie müssen und sollten selbst zur Marke werden. Sind sie dann nicht selbst das Produkt für das sie versuchen Aufmerksamkeit zu generieren? Könnten sie dann umsonst schreiben? Dann gilt dasselbe wie oben: Habe ich ein anderes Produkt für das ich Geld verlangen kann? Wenn ja, muss ich rechnen – werde ich damit mehr Geld einnehmen als ich für den Artikel bekäme?  Wenn ich beispielsweise ein eBook habe,  das ich für 10 Euro verkaufe und für den Artikel würde ich normalerweise 150€ bekommen, dann müsste der Gratis-Artikel, in dem ich mein eBook verlinken darf, mindestens 15 Leute dazu bewegen mein eBook zu kaufen. Darüber hinaus gilt für Journalisten, die zur Marke werden wollen auch dass sie irgendwann eben diese Marke monetarisieren wollen. Sie wollen für ihre Expertise bezahlt werden. Hier muss sich jeder fragen: Wann fange ich denn an, meine Marke zu monetarisieren? Habe ich einen Weg? Und bringt mir mein Gratis-Artikel wirklich viel beim Markenaufbau? Oder ist meine Marke nicht inzwischen so viel wert,  dass ich dafür sogar einen Premiumpreis verlangen kann? Der von mir geschätzte Karsten Lohmeyer versucht genau das gerade. Er hat sich mit lousypennies.de recht schnell eine Marke aufgebaut, bloggt nun aber auch für die Huffington Post in der Hoffnung so mehr Aufträge zu sammeln.

Aber du bloggst doch hier auch umsonst!?

Ja, aber ich habe hier zum einen einen Flattr-Button, man kann mir also Geld geben ;), zum anderen geht es hier zu 100% um meinen „Markenaufbau“– das netzfeuilleton.de bin ich, wird mit mir identifiziert und das ist hier meins, ich kann machen was ich will. Es ist größtenteils Spaß und keine Arbeit. Wenn ich machen kann was ich will, tue ich das gerne umsonst. Sobald aber jemand anderes darauf Einfluss nimmt (Form, Sprache, Deadline, Länge, Thema) möchte ich bezahlt werden.

Was ist mit Gastbeiträgen? Bezahlst du die?

Nein, und hier ist es wie mit allen Regeln, die von Ausnahmen bestätigt werden. Auch beinetzfeuilleton.de gibt es andere Autoren, die Gastbeiträge schreiben und dafür nicht entlohnt werden. Zum Beispiel Sophie, die eigentlich marktwelten.de betreibt und dort über Flohmärkte schreibt, für uns aber immer wieder Bücher oder Filmerezensiert. Darin haben wir aber auch schon den Grund: Sie hat eigentlich ein anderes Produkt (marktwelten.de) für das sie mit Gastbeiträgen Aufmerksamkeit generieren kann. Auch ist es sinnvoll, dass sie thematisch Fremdes auslagert und anstatt dafür ein eigenes, neues Blog ohne Reichweite zu gründen, sich lieber ein Team sucht und so mehr Aufmerksamkeit und neue Publikumsschichten für ihr Blog generieren kann. Der Gastbeitrag war schon immer eines der stärksten Mittel um neue Leser für das eigene Blog zu generieren (Wer Interesse hat kann sich gerne unter Kontakt[at]netzfeuilleton[punkt]de melden). Man kann natürlich thematische Ausnahmen machen: Wenn einem ein Thema besonders wichtig und man auf eine breite Öffentlichkeit besonders Wert legt, kann man durchaus Bezahlung gegen Aufmerksamkeit tauschen. Ich habe das zuletzt zum Beispiel bei diesem Artikel für netzpolitik.org zur Drosselkom getan. Alles in allem würde ich also für einzelne Beiträge auch mal auf ein Honorar verzichten und Reichweite vorziehen, aber es kommt auch darauf an für wen.

 

Zum Beispiel gibt es auch in Deutschland immer wieder Portale die bei erfolgreichen Artikel fragen, ob sie diese nicht bei sich Spiegeln sollen. Marco Arment beschrieb das Phänomen vor kurzem erst auf seinem Blog, dass solche Seiten fast nie nennenswerte Klicks zurück auf die Blogs generieren und einem im Gegenzug auch noch Konkurrenz in den Suchmaschinen machen. Auch das sollte man sich also gut überlegen. Noch gar nicht angefasst haben wir den Aspekt, sich selbst nicht unter Wert zu verkaufen, was man ebenfalls tut, sobald man seine Texte gratis anbietet. Wenn ich das auf Dauer tue, wird es irgendwann immer schwerer plötzlich für „dieselbe“ Leistung Gelt zu verlangen. Es gilt also:

tl;dr: Wer fürs Schreiben bezahlt werden will, sollte es nicht umsonst tun.

 

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Bild: CC-BY DanMoyle

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Netz &

VP Booz & Company: „Die Kostenloskultur im Internet gibt es nicht“

Interview Booz & Company in der Reihe „Meet the Media Executives“

Thomas Künstner, Vice President bei Booz & Company, hat mit uns über Medien und die Digitalisierung gesprochen. Wir haben ihn gefragt, wo es hingeht und wie die Medien reagieren müssen um Konsumenten und Werbekunden in Zukunft anzusprechen.

Die Kostenloskultur im Internet gibt es nicht

Dabei hat Booz&Co. in einer Studie für Google über die Digitalisierung der Medien auch erörtert: Die Mär der Kostenloskultur im Internet stimmt so nicht. Im Gegenteil:

„Das Wachstum im Bereich Medien ist im wesentlichen Getrieben von Digitalisierung. Und wenn man die Erlösströme anschaut, Konsumenten gegenüber Werbung, ist es vor allem von den Konsumenten getrieben.“

Das heißt die steigenden Erlöse im Medienbereich kommen weniger aus dem Bereich Werbung, als durch direkte Zahlungen der Kunden.

„Die Zahlungsbereitschaft nimmt auch in den digitalen Medien zu, aber auch dort muss man differenzieren. Das klassische Beispiel ist General Use, die sehr sehr schwer zu monetarisieren sind und auch in Zukunft zu monetarisieren sein werden. Aber Gegenbeispiel: Video monetarisiert sich heute schon relativ vernünftig.“

Also düstere Aussichten für alle PaidContent und PayWall-Pläne?

„Im klassischen journalistischen Bereich sieht man international, in den USA, immer mehr Beispiele, dass wenn man den Kundennerv trifft, das dort auch die Zahlungsbereitschaft da ist und abgeholt werden kann.“

Es geht als genau darum, den Kundennerv zu treffen und zu bedienen.

„Man muss sich noch stärker auf den Konsumenten konzentrieren, als man das in der Vergangenheit getan hat. Ich sehe Medien als eine sehr kreative Industrie, aber nicht unbedingt als eine Innovative Industrie. Ich glaube das ganze Thema Innovation auch über Formate über unterschiedliche Plattformen nachzudenken wird sehr, sehr wichtig sein.“

Content Marketing ist mehr als ein Buzzword

Und wie sieht es aus, mit der anderen Seite des Marktes, in dem sich Medien bewegen, den Werbekunden? Diese entdecken immer intensiver Content Marketing für sich und nehmen von klassischen Werbeformen abstand. Ist das ein echter Trend oder nur ein Hype?

„Content Marketing ist schon mehr als ein Buzzword. Wenn man sich anschaut, was da in der Industrie passiert, es werden Teams aufgebaut, es wird ernsthaft investiert. Auf der anderen Seite sieht man typischerweise nach so einer Welle der Euphorie auch eine Welle der Ernüchterung, das wird meines Erachtens an der Stelle schon auch einkehren. Ich glaube, da wird man dann spiegelbildlich auch eine Renaissance der klassischen Medien sehen, das wird definitiv kein Abgesang auf die Medien sein.“

Medien auf dem Weg zu Dienstleistern

Wie können die Medien darauf reagieren, wenn sie einen Stück dieses Kuchens abhaben, beziehungsweise behalten wollen?

„Generell, das gilt nicht nur für das Stichwort Content Marketing, muss man sich auf ein sehr viel komplexeres Umfeld als Medienanbieter einstellen und auch ein sehr viel komplexeres Spektrum an Leistungen anbieten. Weg von der klassischen Medienleistung hin zu auch anderen Dienstleistungen, zumindest besteht hier sicherlich auch eine signifikante Möglichkeit zusätzliches Geschäft zu entwickeln.“

Und an anderer Stelle führ er aus:

„Das ganze Thema 30-Sekünder Spots im Fernsehen oder halbe Seite in den Magazinen das wird sicherlich in der Bedeutung abnehmen. Es wird auch dort um vielfältigere Dienstleistungen gehen, um dem Werbekunden auch  in der Gesamtheit seiner Bedürfnisse abzuholen und hier nicht nur Inventar zu verkaufen.“

Das heißt Medien müssen sich insgesamt mehr zu Dienstleistern für ihre Werbekunden entwickeln, die statt einfacher Werbeflächen ganzheitliche Konzepte über mehrere Plattformen und Formate hinweg anbieten. Für viele sicher noch ein weiter Weg, aber auch eine Chance.

Interview Booz & Company

Wir entschuldigen uns etwas für die Schatten in Herrn Künstners Gesicht, es war das erste Interview in der Reihe „Meet the Media Executives“, das wir geführt haben. Das heißt, da werden noch viele weitere kommen, um diese nicht zu verpassen kann man den YouTube-Kanal abonnieren oder sich in den morgenlinks Newsletter eintragen.

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Springer CTO: „Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“

Axel Springer CTO elektonische Medien Ulrich Schmitz erklärt die digitale Strategie.

Ich hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit mich mit Ulrich Schmitz, dem CTO elektronische Medien, über die digitale Strategie von Axel Springer zu unterhalten. Die Maßgabe, die schon Mathias Döpfner ausgegeben hat, ist dabei eindeutig:

„Wir wollen das führende digitale Medienunternehmen werden.“

Ich habe natürlich auch gefragt, welche Rolle darin noch der Journalismus spielt, denn schaut man sich das digitale Portfolio an, finden sich dort von Preisvergleichen bis Jobportalen allerhand, aber immer weniger Journalismus.

„Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“

Darauf angesprochen gab Schmitz zu: „Viele der Geschäftsmodelle kann man auch betreiben, ohne ein Verlag zu sein.“, betonte aber dass der Journalismus tief in der DNA von Springer stecke. Aber das ist eben nicht alles, vor allem mit Blick auf die Zukunft:

„Unser Geschäft war immer mehr als journalistische Inhalte abzudrucken und zu verkaufen. Das hatte immer mit Werbung zu tun, es ging immer um Marktplätze, viele Rubriken. Letztendlich machen wir vieles von dem heute weiter, mit eigenständigeren Unternehmen und häufig mit einem anderen Massstab. Als Beispiel das Immobiliengeschäft, das war früher ein stark regional geprägtes Geschäft und ist heute ein nationales Geschäft. Im Grunde haben wir jetzt die Chance genutzt, dass was wir vorher gemacht haben, jetzt in einem anderen Maßstab weiterzubetreiben.“

„Wir definieren uns zunehmend weniger als Printunternehmen.“

Ich habe ihn auch nach der Rolle von Print gefragt. Eine Frage die natürlich nach der letzten Woche wieder in einem ganz anderen Licht erscheint. Und ich weiß nicht, ob ich mir sein Zögern bei dern Antwort nun im Nachhinein einbilde oder ob das den Verkauf des Großteils des Printportfolios schon vorweg nahm.

„Print spielt eine große Rolle bei uns. Es ist wie die 40% (digitaler Umsatz) sagen, der größere Anteil. Wir definieren uns zunhemend weniger als Printunternehmen. Wie definieren die Marken zunehmend weniger als Printmarken, sondern als Medienmarken. Wir bespielen alle Kanäle und wir sehen auf absehbare Zeit, dass Print ein großer Anteil dabei ist. Natürlich sinken die Auflagen bei Print, aber sie werden über einen längeren Zeitraum noch einen größeren Anteil haben. Kurz: Wir sehen uns als Medienunternehmen, das verschiedene Medienkanäle bespielt.“

Ich habe Ulrich Schmitz in diesem Zuge auch kurz auf BILD+ angesprochen. Zugegeben er ist dafür nicht der 100% korrekte Ansprechpartner, aber auch das gehört natürlich zur digitalen Strategie Springers. Vor allem dass das BILD+-Abo mit Print günstiger ist, als reines Print, schien mir interessant und inwiefern das ein Klammern an einen Ast ist.

„Bild+ ist überhaupt kein Klammern an einen Ast, sondern ein bewusster Vorstoß und einer, den wir jetzt nicht in den luftleeren Raum hinein machen. Wir haben vor einigen Jahren angefangen die ersten bezahlten Apps anzubieten und das war ein kühner Vorstoß, da waren wir die Ersten, es gab keine Beispiele. Wir haben festgestellt, es gibt viele Leute die solche Medienangebote kaufen und wir sind da auch wieder optimistisch, dass das für unsere neuen Angebote gilt. Aber das können die Kollegen von der Bild noch besser beantworten, als ich.“

Leistungsschutzrecht & Start-Up-Kultur: „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun“

Wie gestern schon in meinem Kommentar angekündigt, bin ich auch gesondert darauf eingegangen, wie der Vorstoß in Sachen Accelerator „Axel Springer Plug and Play“ mit Gesetzesinitiativen zum Leistungsschutzrecht zusammen geht:
Jetzt versuchen Sie einerseits Start-Up-Kultur zu umarmen, auf der andern Seite war Axel Springer auch federführend bei einem Gesetz wie dem Leistungsschutzrecht. Das auch von vielen Gründern so aufgenommen wurde, als hätte man das Internet nicht verstanden. Wie passt das zusammen?

„Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun und es wird immer wieder kontroverse Themen geben. Ich glaube, dass viel von dem Kontroversen auch darin liegt, dass viel mit Schlagworten gearbeitet wird und weniger tatsächlich dort hineingeschaut wird. Aber ich kann jetzt hier für die Frühphase sprechen, dass ist etwas, wo wir so viele Möglichkeiten haben, zusammenzuarbeiten und da sehe ich nur Chancen für beide Seiten.“

Das war nur die erste Folge in der Reihe „Meet the Media Executives“, in der wir (Thomas Wagenkencht & Jannis Kucharz) eine Reihe von Medienentscheidern interviewt haben. Diese werden in den nächsten Wochen online gehen. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass unter anderem noch eines mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey in der Pipeline ist. Wer diese also in Zukunft nicht verpassen will, kann entweder uns auf Twitter folgen, bei Facebook liken oder sich in unseren wöchentlichen morgenlinks Newsletter eintragen.

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Springers Totalschaden Leistungsschutzrecht

Springer hat mit dem Leistungsschutzrecht langfristig das Netz und viele Start-Ups beschädigt. Während Sie sich gleichzeitig als Heilsbringer für junge Start-Ups feiern.

Google: 1 – Verlage: 0

Am 1. August, also Donnerstag, tritt das Leistungsschutzrecht in Kraft. Das Gesetz sollte vor allem Google daran hindern „ungefragt“ Verlagsinhalte in sein Google News Angebot aufzunehmen. Nun war es vor allem der Verlag Axel Springer, der dieses Gesetz, zusammen mit einigen anderen Verlagen (Burda) massiv vorantrieb und schlussendlich auch durchsetzte. Google reagierte so, wie es viele vorausgesagt hatten: Es droht den Verlagen mit Rausschmiss aus dem Google News Index. Es sei denn, diese stimmen der Aufnahme explizit zu und verzichten dabei auf ihre eventuellen Ansprüche aus dem Leistungsschutzrecht.

Die Verleger fletschen die ausgefallenen Zähne

Somit wird das „Lex Google“ endgültig zahnlos gegenüber dem Player Google, dem Springer-Chef Döpfner Ähnlichkeiten mit einer Hehlerbande unterstellte. Denn die Verlagen unterschreiben reihenweise die Einverständniserklärung: Vorneweg Zeit Online und süddeutsche.de, die sich aber schon früh nicht mehr hinter das Leistungsschutzrecht gestellt hatten. Auch von vielen Regionalzeitungen weiß ich, dass man dort aufgeregt zu Google gelaufen ist, um auch bitte, bitte im Index zu bleiben.
Heute kam auch das geknickte Eingeständnis von Springer, das man sich zwangsläufig dem Opt-In von Google beugt. Aber nur vorläufig, wie man weiter kämpferisch versichert. „Mit ausdrücklichem Hinweis, dass dies nur vorläufig bis zur geregelten Rechteverwertung und ohne Anerkennung der einseitig von Google gesetzten Konditionen geschieht.“, gibt Springer die ausgefallenen Zähne fletschend zu Protokoll.

Die Kollateralschäde entstehen woanders

Google, um das es den Verlagen ging, kommt also ungeschoren davon. Eine Welt Online müsste man schließlich auch sofort verkaufen, wäre es nicht schade um den ganzen schönen SEO-Traffic. Die Kollateralschäden finden sich unterdessen woanders, im Kleinen. Beispielsweise bei rivva, das es sich zur Aufgabe gemacht hat das Netz nach den meistdiskutierten Artikel zu durchforsten. Es muss nun zu Teilen vor dem Leistungsschutzrecht kapitulieren. „Circa 650 Lokalzeitungen, Magazine und ihre Blogs werden angesichts der aktuellen Rechtsunsicherheit nicht mehr in der Aggregation auftauchen.“ schreibt der Macher Frank Westphal im rivva Blog „Der bürokratische Aufwand, um alle interessanten Quellen einzeln um Erlaubnis zu fragen, sprengt ein Ein-Personen-Projekt.“, erklärt er seine Hilflosigkeit.

Springer schadet den Start-Ups, versucht gleichzeitig um diese zu werben

Springer ist das natürlich herzlich egal, ja mehr noch: Mit der Rückkehr des Führungsteam aus dem Silicon Valley geriert man sich als Start-up Versteher und hat mit „Axel Springer Plug and Play“ einen Accelerator gestartet, mit dem man nun frische, junge Start-Ups einfangen möchte. Während die eine Hand also die Start-Up Kultur schlägt, streckt man die andere in ihre Richtung aus. Als ich den CTO Elektronische Medien bei Springer Ulrich Schmitz vor ein paar Wochen im Interview fragte, wie dieses Vorhaben mit dem Vorgehen in Sachen Leistungsschutzrecht zusammen geht,  sagte er sinngemäß schlicht, dass das nichts miteinander zu tun habe. Das gesamte Interview wird in den nächsten Tagen hier und auf Youtube erscheinen. Wer darüberhinaus auf dem Laufenden bleiben möchte, kann unseren Newsletter mit News zu Medienwandel & Netzkultur abonnieren. </Eigenwebung>

So versucht Axel Springer um neue Start-Ups zu werben
So versucht Axel Springer um neue Start-Ups zu werben

Eine technische Lösung fehlt

Frank Westphal beklagt darüber hinaus, dass es an einer technischen Lösung mangelt: „Was fehlt, ist ein maschinenlesbarer Standard.“ Google bietet so etwas grundsätzlich mit seiner robot.txt, über diese kann man Suchmaschinen genau angeben kann, was sie durchsuchen dürfen und was nicht. Darauf meldete sich Felix Schwenzel von wirres.net in den Kommentaren zu Wort und gab an, dass er in seinen Quellcode „<meta name=“rivva“ content=“Allow: *“/> angegeben hat. Ich mach das jetzt auch mal. Gilt dann wohl erst mal nur für rivva. Was mit ähnlichen Aggregatoren wie Virato ist, ist damit nicht geklärt. Die habe ich gerade per Mail angefragt, wie sie planen mit dem drohenden Leistungsschutzrecht umzugehen. Update: Bei Virato scheint man das Problem nicht zu haben, dort will man sich auf die eigens für Suchmaschienen erstellte Meta-Description verlassen. „Auch nach der Geburtsstunde des LSR wird der Funktionsumfang von Virato erhalten bleiben. Dass heißt auch, dass die von den Publishern eigens freigegebenen Snippets für Suchmaschinen (Meta Description, og:description) weiterhin auf virato.de sichtbar sind.“, gab mir Sprecherin Chérine per eMail Bescheid. Man stimmt aber zu, dass das LSR „sehr vielen Unternehmen innerhalb der Internetlandschaft [schadet] und ein derber Rückschlag für die Innovationskultur in Deutschland“ ist.

Bis dahin verblasst rivva weiter jeden Tag ein bisschen mehr, bis alle Snippets auf der Startseite verschwunden sind.

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Wenn Firmen sich im echten Leben verhielten wie auf Facebook

Firmen im Social Web Wir kennen das: Seit Social Media versuchen immer mehr Marken und Unternehmen mit uns in Dialog zu treten. Allerdings scheint es diametral gegen die Beschaffenheit dieser Gesellschaften zu sein einer natürlichen Kommunikation nach zu gehen. Stellt man eine Frage antwortet meist ein PR-Textbaustein, der einmal in langen Abstimmungen mit „Legal“ abgesegnet wurde.
Und die Firmen selbst haben sich nun diesen Facebook Kanal zu gelegt und müssen ihn irgendwie bespielen , also nerven uns Fanpages und Social Media Manager mit iPad-Gewinnspielen, belanglosen Fragen zum WeltsonstwasTag und Dialogsimulation.

Was wäre, wenn sich Firmen im echten Leben genauso so verhielten: In unseren normalen Kommunikationsalltag eindringen, sich in die Gespräche einmischten und dort aufführten, wie auf ihren Social Media Präsenzen. Wir haben uns das in der neusten „YouJustDontDo“-Folge mal vorgestellt:

Wie geht es euch, was sind eure schlimmsten Zusammenstöße mit Firmen im Bereich Social Media? Oder habt ihr vielleicht sogar positive Beispiele?

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Werde dein eigener Medienmogul

Wie wird man Medienmogul? Ich habe beim Webmontag Frankfurt #48 einen Vortrag zum Thema „Selfmade-Medienmogul“ gehalten. Weil ich mit Spannung beobachte, wie sich im Netz auf immer mehr Feldern und Plattformen neue Player auftauchen, die die Hoheit gewinnen. Gerade weil sie kleiner und agiler sind als die alten großen Player und weil sie oft auch nicht die althergebrachten Denkweisen mitbringen. Inzwischen steht das Video auch online und man kann sich den Vortrag hier anschauen:

Hier nochmal das Beispiel von Marco Arment, der „The Magazin“ inzwischen verkauft hat. Fragen und Anmerkungen gerne unten.

Das Bild oben ist übrigens von Photostroller, ganz toll. Unten noch die Twitterkommentare zum Vortrag, hervorzuheben ist der von Markus, dem auffiel, dass ich Blätter-Animationen in iPad Apps kritisiere, aber selbst solche in der Präsentation verwende. Point Granted.