Kategorien
Kultur Netz & Video

Die Opernsänger im SM-Kostüm sind zurück

Sicher erinnern sich noch ein paar, an den schüchternen Pullunderträger mit Halbglatze,der umsorgt von seiner Mutter, die Habanera Arie aus Carmen anstimmt. Plötzlich wird ein Mann mit Gagball im Rollstuhl herein geschoben und ein Cellist im Ganzkörperlatexoutfit greift zum Bogen. Aus der aus der Opernarie wird eine wilde Party.

Aus der Opernarie wird eine wilde SM-Party

Für dieses Werk voller Spezial Effekte und geschicktem Timing wurde MeTube 2013 mit dem Deutschen Webvideopreis in der Kategorie EPIC ausgezeichnet. Eine Crowdfunding-Kampagne später sind sie mit dem zweiten Teil zurück.

Insgesamt hat Regisseur Daniel Moshel auf Indiegogo über 25.000$ gesammelt um gemeinsam mit der Bayrischen Staatsoper den zweiten Teil zu realisieren.

Oper auf Acid

Diesmal spielt das ganze nicht im trauten Heim, sondern mitten auf einem Marktplatz. Elfie und August, die zwei oben beschriebenen Charaktere aus Teil 1, verdingen sich als Straßenmusiker und kaum wirft ein junge ihnen eine Münze in den Hut startet das Spektakel von neuem. Diesmal wird Karl Orffs „Carmina Burana“ zum Soundtrack für einen Acid-Trip, wie sie selbst ihre Arbeit beschreiben.

Imagine a flashmob that is the love child of Opera, Pulp Fiction and Grumpy Cat!

Oper trifft Pulp Fiction, Flashmob und Grumpy Cat

Als Opernflashmob bezeichnet Moshel das ganze, mit einer Prise Pulp Fiction und Grumpy Cat. Gleichzeitig ist dem Team ein weiteres Webvideomeisterwerk gelungen. VFX, Kamera und Viralität in dieser Perfektion sieht man in Deutschland leider selten. Ganz großes Kino.

Kategorien
Medien Netz &

Snapchat verstehen

Snapchat verstehen, soll hier das Thema sein, denn ich habe ja versprochen in meinem Newsletter monothematischer zu werden. und aktuell bin ich, wie gefühlt die gesamte Medienbranche, fasziniert von Snapchat. Ich bin etwas genervt, von Journalisten, die sich immer noch hinstellen und sich fast damit brüsten die Plattform nicht zu verstehen. Ja, 2014 habe ich mich damit auch schwer getan, aber seit her habe ich an meinem Verständnis gearbeitet. Gemerkt, dass sich hier ein Soziales Netzwerk in Stellung bringt und finde jetzt, dass Snapchat viele spannende Möglichkeiten bietet. Deswegen sammle ich hier mal, was ich so gelernt habe und lasse Dich daran teil haben.

Snapchat verstehen: So benutzt die Jugend Snapchat

Interview mit dem 17-Jährigen Georg über seine Snapchat-Nutzung

Um Snapchat zu verstehen, habe ich mich mit dem 17-jährigen Georg zusammengesetzt. Schließlich hört und liest man überall, dass die Nutzer von Snapchat vor allem sehr jung sind.  Deshalb habe ich ihn gefragt, wie Jugendliche Snapchat benutzen. Interessanteste Erkenntnis: Es geht im die Kommunikation von Momenten. Weniger um Absprachen, sondern das Teilen des Moments, deshalb ist auch nicht schlimm, wenn dieser dann wieder verschwindet. Auf Medieninhalte wartet Georg dort erstmal nicht.

Artikel lesen

Mein Snapchat-Format

Das hindert mich aber nicht, nicht trotzdem darüber nachzudenken, wie „professionelle“ Medieninhalte für diese Plattform aussehen können. Denn ein theoretisches „Snapchat verstehen“ reicht mir nie aus, ich will immer auch selbst die Plattform erleben. Zu mal, ganz pragmatisch, mein Freundeskreis erst so nach und nach auf Snapchat stößt und so die direkte Kommunikation über die Plattform erst langsam in Schwung kommt. Deshalb habe ich eine eigenes Snapchatformat entwickelt: „#TIL – Heute habe ich gelernt“, in dem ich versuche interessante Fakten auf Snapchat zu transportieren. Für die Nachwelt gibt es das ganze dann auch noch auf YouTube. Warum erst Snapchat und dann YouTube erkläre ich im Artikel.

Artikel lesen

Erste Schritte mit Snapchat – Eine Anleitung

Ein 17 Minuten Video-Tutorial für Snapchat

Für alle die jetzt neugierig geworden sind, die App gern ausprobieren wollen, aber mit der App selbst Probleme haben, habe ich ein Videotutorial gemacht, dass durch Snapchat führt. Denn das ist das dritte Hindernis Snapchat mal auszuprobieren: Das User Interface, Benutzerführung und Selbsterklärung sind quasi nicht vorhanden. Deswegen hier eine Schritt für Schritt Anleitung für Snapchat und wo sich was in der App verbirgt.

Snapchat Anleitung lesen

So, jetzt gibt es eigentlich keine Ausrede mehr für dich, Snapchat nicht auszuprobieren. Ich denke Snapchat wird noch weiter wachsen und interessanter werden. Alle reden über Messenger als Zukunft des Netzes und da ist Snapchat gestartet. Gleichzeitig haben sie mit den Stories ein spannendes Feature, bei dem die ersten schon die Fernsehvergleiche auspacken. Da ich wenig Fernsehnutzung habe, knabbert Snapchat bei mir vor allem an der YouTube-Nutzung.
Und der persönliche Relevanzcheck: Auf dem Weg zum Supermarkt unterhielten sich die Jugendliche vor mir ob der eine den Snap des anderen bekommen hätte. Wenn ich Social Media Plattformen im Real Life, außerhalb der Bubble, begegne werde ich immer hellhörig.

P.S.: Achso und falls du mir auf Snapchat folgen willst:

Snapchat verstehen
Code scannen, Nutzernamen netzfeuilleton eingeben oder diesen Link klicken.

Und wenn du die nächste Ausgabe dieses Newsletter im Postfach haben möchtest, dann trage dich hier ein

[mc4wp_form]

Kategorien
Medien

Erste Schritte mit Snapchat – Eine einfach Anleitung

Eine Snapchat Anleitung ist gar nicht verkehrt: Die Snapchat-App hat viele versteckte Gesten, vertraut auf das Wischen und wimmelt vor Funktionen. Obwohl Snapchat steigende Nutzerzahlen vermeldet geben viele an die App nicht zu verstehen. Deshalb dachte ich mir ich mache eine Anleitung für erste Schritte mit Snapchat.

Eine Snapchat Anleitung fehlt

Die App lässt einen zu Beginn erstmal alleine, eine Snapchat Anleitung fehlt und man wir direkt von einem Kamerabildschirm mit allerhand Symbolen begrüßt. Die meisten davon führen einen gleich zu anderen Bildschirmen. Deswegen erklärt meine Snapchat Anleitung: Wie nehme ich ein Snapchat Video auf? Wie nehme ich einen Snap auf? Wo finde ich die Snapchat Filter? Wo finde ich den Ortsfilter bei Snapchat? Und diese lustigen Selfiefilter bzw. Linsen bei Snapchat erkläre ich auch.

Snapchat Anleitung: Ortsfilter und Selfielinsen
Den Ortsfilter findet man indem man auf dem fertigen Snap einmal nach links wischt, den Selfiefilter vorher im Kameramodus, indem man lange auf das Gesicht tippt.

Beachten sollte man die erweiterten Einstellungsmöglichkeiten von Snapchat, hier kann man Filter aktivieren und den Reisemodus aktivieren. Damit verbraucht Snapchat weniger Daten und Akku und lädt aktuelle Snapchat nur wenn man die App auch aktiv benutzt. Für die Ortsfilter braucht Snapchat natürlich auch Zugriff auf die Ortungsdienste.

Erste Schritte mit Snapchat

Auch wie Ihre euer Snapchat Profil bearbeiten könnt und den Namen eurer Freunde ändern könnt erzähle ich in meiner Snapchat Anleitung. Aber da die App tatsächlich recht kompliziert ist ist das Video auch gleich 17 Minuten lang, schließlich bekommt die App auch ständig neue Funktion. Neuerdings kann man auch mit Snapchat telefonieren.

Snapchat Anleitung - Telefon Funktion
Die neue Telefon und Videomessage Funktion versteckt sich in der Chatansicht von Snapchat.

Neue Snapchat Nutzer adden

Um neue Nutzer bei Snapchat hinzuzufügen gibt es gleich drei Möglichkeiten: den Nutzernamen eingeben, den Snapcode in der App abfotografieren oder gleichzeitig die „In der Nähe“ Funktion aktivieren. Außerdem kann man auch das eigene Adressbuch synchronisieren, damit wäre ich aber immer vorsichtig. Schließlich lädt man dabei auch die Telefonnummern und Adressen anderer hoch.

Nur eine Frage kann ich schlecht beantworten: Wem soll ich bei Snapchat folgen? Ich kann natürlich meinen Kanal empfehlen (Nutzername: netzfeuilleton) und da draußen gibt es viele Listen mit Snapchat Nutzern, denen es sich zu folgen lohnt. Aber in der App selbst tolle Snapchat Nutzer zu entdecken ist schwierig oder kaum möglich. Eine Möglichkeit versucht Snapgeist anzubieten, das Snapchat Nutzer in verschiedenen Kategorien vorschlägt. Inzwischen gibt es auch ganze Snapchat Formate, die Nutzer auf der Plattform verfolgen, andere nutzen sie als Tagebuch oder vor allem zur Kommunikation.

Snapchat Erste Schritte

Kategorien
Medien Netz &

Warum ich an einem Snapchat-Format arbeite

Snapchat ist noch immer in alle Munde und Hirne. Medienmacher, Marketeers und Journalisten grübeln ob und wie sie Inhalte für eine Plattform erstellen sollen, bei der nach 24 Stunden alles wieder verschwindet. Interessanterweise tun sich gerade Onlinejournalisten schwer damit, die es gewohnt sind, für ein ewiges Archiv zu arbeiten. Alte Journalisten sind da fast schon wieder im Vorteil, schließlich war es lange üblich, dass Fernsehbeiträge sich versenden und die Zeitung von gestern „old news“ ist. Aber auch von YouTubern erreicht mich die Frage: Wieso machst du dir den Aufwand, Inhalte für Snapchat zu machen? Du könntest das doch auch für YouTube tun.

Der Reiz von Snapchat

Also dachte ich mir, erkläre ich mal ein bisschen, was für mich aktuell den Reiz von Snapchat ausmacht, um dort auch journalistisch angehauchte Formate auszuprobieren. Es reicht mir nicht aus, eine neue Plattform nur von außen zu betrachten und schlimmstenfalls sogar zu belächeln. Dazu bin ich noch nicht „zu alt“ genug. Ich will selbst die Möglichkeiten ausprobieren, testen und versuchen zu verstehen, was den Reiz ausmacht. Speziell dann, wenn es so ein massives Nutzerinteresse aufweist, wie Snapchat. Auch wenn ich im Interview mit dem 17-jährigen Georg erfahren haben, dass die Jugendlichen nicht unbedingt auf Medieninhalte auf Snapchat warten, sondern vor allem auf Kommunikation untereinander setzen. Mir fehlen die Schulkameraden, die darüber kommunizieren, deswegen liegt mir der Zugang über ein mediales Format näher.

Mein Format: Heute habe ich gelernt

Mein Format heißt im Moment programmatisch „#TIL – Heute habe ich gelernt“. Darin teile ich in unregelmäßigen Abständen in einer Snapchat-Story für mich interessante Fakten und Zusammenhänge, die ich kürzlich erfahren habe. Ich habe schon über den ehemaligen Grenzstreifen zwischen BRD und Sowjetstaaten gesprochen, Lachskanonen, das Alkoholverbot in Irland an Karfreitag, ausgedachte Orte auf Straßenkarten und darüber, warum Piraten eigentlich Augenklappen tragen. Dafür nutze ich die snapchattypische Mischung aus kurzen Videoclips und Fotos mit Text, Emojis und Kritzeleien on Top.

Snapchat ist ein simples Video-Tool

Diese einfache Mischung aus Video und Foto fand ich von Anfang an spannend. Und ich finde, der Aufwand ist erstaunlich gering. Vor allem, wenn man es mit klassischer Postproduktion vergleicht. Da ist jede eingefügte Grafik oder Schrift ein Aufwand. Bei Snapchat bin ich im Prinzip zum Schnitt in der Kamera gezwungen und Special Effects entstehen tatsächlich mit einem Finger.

Wie aus Snapchats Schwächen Stärken werden

Das bedeutet einerseits, dass man seine Story etwas im Voraus planen muss, gleichzeitig veröffentlicht man sie aber schrittweise (Videoschnipsel können maximal 10 Sekunden lang sein) und kann so währenddessen noch auf Fragen reagieren, die Story länger oder kürzer machen. Zur Geschichte über das Alkoholverbot am Karfreitag in Irland habe ich beispielsweise abends noch ein Addendum gedreht und hinterhergeschickt, als ich doch noch ein Hotel gefunden habe, dass Alkohol ausschenkt. So haben sich für mich einige der Schwächen oder Begrenzungen von Snapchat im Nachhinein als Stärke erwiesen. Ich meine, im Vergleich zu einem YouTube-Video fällt die gesamte Postproduction weg. Dadurch ist es schon beinahe wieder weniger Aufwand. Aber das ist nur einer der Gründe, weshalb ich dieses Format auf Snapchat produziere und nicht auf YouTube.

Für ein Publikum, nicht einen Algorithmus

Denn tatsächlich erreiche ich auf Snapchat mehr Leute. Dabei mache ich YouTube mittlerweile seit mehreren Jahren, habe Click-Hits mit 100.000 oder 30.000 Aufrufen gelandet und 850 Abonnenten gesammelt. Trotzdem erreiche ich auf Snapchat momentan mehr Menschen. Denn von meinen 850 Abonnenten erreiche ich bei YouTube längst nicht mehr alle. So kommt es, dass ein reguläres YouTube-Video von mir innerhalb von zwei Wochen gerade einmal 140 Aufrufe erzielt. Ohne an dieser Stelle zu tief in die Probleme einzusteigen, die YouTube hat, liegt das vor allem am YouTube-Algorithmus. Längst bekommen nicht mehr alle Abonnenten alle Videos angezeigt und der Algorithmus belohnt vor allem Kanäle, die sehr regelmäßig produzieren. Bei Snapchat gibt es das (noch) nicht. Hier werden einem alle Stories angezeigt, lediglich nach Aktualität sortiert. Und ohne zu wissen, wie viele Abonnenten ich dort genau habe, kann ich sagen, das meine Stories dort hunderte Abrufe erreichen. In 24 Stunden.

Bei SNAPCHAT produziert man noch für ein Publikum, nicht für einen Algorithmus.

Snapchat wächst — und ich mit

Für mich ein weiteres Indiz dafür, wie intensiv die Nutzung von Snapchat derzeit ansteigt. Und ich würde lügen, würde ich nicht zugeben, dass dies nicht auch ein Teil der Überlegung ist, dieses Format jetzt zu probieren. Auf YouTube kann man mit einem neuen Format derzeit niemand hinter dem Ofen hervorlocken. YouTube als Plattform wächst auch nicht mehr so rasant, Snapchat dagegen schon. Hier hat man also noch die Chance, mit der Plattform mitzuwachsen.

Resonanz in den Medien

Auch die mediale Aufmerksamkeit liegt auf Snapchat. Und so führt das Format dazu, dass mein Account auf Medienportalen zum Folgen empfohlen wird oder die Themen darin von anderen Medien aufgegriffen werden.

Das alles bedeutet, dass Snapchat im Moment für mich die Plattform ist, um Neues auszuprobieren und ein junges Publikum zu erreichen. Und sogar von Georg habe ich schon ein Lob für meine Stories bekommen.

Folgt mir auf Snapacht
Adde mich auf Snapchat für neue Folgen meines Formats.
Kategorien
Medien Netz &

Wie die Jugend Snapchat benutzt

Snapchat ist ja so unfassbar jung. Und das merken schmerzlich auch all diejenigen, die bislang jung geblieben und hip als Social Media Gurus gefragt waren und nun damit kokettieren, dass sie Snapchat einfach nicht verstehen oder wie schrecklich doch die UI der App sei. Jetzt begreifen sie aber gerade, dass das mit dem Kokettieren nicht ewig funktioniert. Immerhin gibt es inzwischen 100 Millionen tägliche Snapchat Nutzer. Plötzlich wollen Unternehmen beraten, Kampagnen kreiert und verkauft werden. Also laden sich alle panisch White Paper herunter und kaufen Barcamp-Tickets, um sich die App dann doch mal erklären zu lassen.

Mein Erweckungsmoment als Snapchat Nutzer

Ich hatte meinen eigenen schmerzhaften Erweckungsmoment, als ich letztes Jahr mit Georg (17) auf dem HipHop Open in Stuttgart war. Ich experimentierte mit Snapchat, er benutzte es selbstverständlich. Abends dann der Schreck: Ich, als hipper
jung gebliebener Social Media Guru, hatte gerade einmal 10 Abrufe auf meiner Snapchat Story. Georg (17), kein Social Media Guru, sondern einfach Schüler, hatte locker das 8-fache an Abrufen. Deswegen habe ich mich jetzt mit dem Snapchat Nutzer Georg (17) zusammengesetzt, um mir doch mal erklären zu lassen, wie er die App benutzt.

Snapchat Nutzer auf der HipHop Open

Die Hälfte der Klasse nutzt Snapchat

Interessant ist, dass die wichtigste App wohl WhatsApp ist und bleibt. Für Absprachen, Kommunikation und Austausch in der Gruppe. Snapchat dagegen ist für die Momentkommunikation. WhatsApp haben alle, Snapchat-Nutzer ist ungefähr die Hälfte der Klasse. Welches High Protein Food ist gerade auf dem Teller? Kurz gesnappt und weiter. Der große Vorteil im Gegensatz zum Food Porn bei Instagram: Das Essen muss nicht Hochglanz aussehen. Hier muss keine Extrabeleuchtung her, kein Filter drüber gelegt und keine Farbtöne justiert werden. Mit etwas Glück ist das Essen also sogar noch warm. Denn auch der Snap ist ja nach wenigen Sekunden verschwunden. Snapchat ist also, im wahrsten Sinne des Wortes, ungefiltert.

Ein Snapchat Nutzer mit Selfie-FilterSelfie-Filter sind uncool

Während es zum traurigen Tageshighlight jedes Social Media Redakteurs gehört, die täglich aktuellen Selfie-Filter (offiziell Linsen) auszuprobieren, ist es mit 17 eher uncool den Mitschülern und Freunden sich selbst mit albernen Grimassen zu schicken. Dann lieber ein Schwarzweiß-Selfie.

Ein Snapchat Nutzer als cooles Schwarweiß-Selfie

Snapchat ist Kommunikation, nicht Konsum

Die Discover-Funktion benutzt Georg (17) gar nicht. Die Medienangebote interessieren ihn dort nicht und deutsche Medien wünscht er sich dort mittelfristig nicht. Snapchat dient zur Kommunikation. Höchstens bei einem Sportereignis wird mal in die „ultralangen“ Live-Stories von 300 Sekunden reingeschaut.

Snapchat CNN

Das Alles verschwindet ist schon okay

Da Snapchat für die Alltagskommunikation gilt, ist es schon okay, dass alles wieder verschwindet. Da wird schnell mit einem Bild geantwortet oder ein, zwei Worten im Chat. Für verlässliche Absprachen gibt es ja wie gesagt WhatsApp. Wen interessiert das Essen, nachdem es gegessen ist? Und wer weiß, ob das Schwarzweiß-Selfie in ein paar Jahren noch cool ist?

Die Rache des Social Media Gurus

Inzwischen habe ich als hipper, jung gebliebener Social Media Guru meine Snapchat-Experimente natürlich weiter professionalisiert. Nicht einfach Alltagskommunikation. Formatierung und Strategie. Kampagne für Konsum. Mein Snapchat-Kanal wird inzwischen von Mediendiensten für andere Social Media Gurus empfohlen und meine Story bekommen locker hunderte Abrufe.

Leider belohnt Snapchat mit seinen Snappoints vor allem Austausch. Georg hat 10.000 Snappoints, ich gerade mal 989.

Snapchat Nutzer Name: netzfeuilleton
Adde mich auf Snapchat
  • Mir ist schon klar, dass wir es hier mit einem Sample von 1 zu tun haben.
  • Sorry, für das verrauschte Bild und den rauschenden Ton.
Kategorien
morgenlinks

Meine 30 Tage Webvideo-Challenge

Weißt du noch, was Du dir dieses Jahr für gute Vorsätze gefasst hast? Hast Du sie durchgehalten? Ich habe mir zwei große gemacht. Einer war sicher diesen Newsletter wieder zu beleben. Aber vor allem habe ich mir vorgenommen 25 Minuten Sport am Tag zu machen und 25 Minuten zu lesen. Warum genau so im, dazu mehr im Video.

Mein 2. Guter Vorsatz

Ich habe noch einen zweiten guten Vorsatz: Mich alle 30 Tage einer neue Aufgabe zu widmen. Die erste war es meine Masterarbeit endlich abzuschließen. Hat etwas länger gedauert, aber wenn du dies liest bin ich grade auf dem Weg zu meiner mündlichen Prüfung. Dann ist diese Challenge abgeschlossen. Zeit für neue Herausforderungen.

Jeden Tag an einem Webvideo arbeiten

Meine nächste Challenge ist es jeden Tag an einem Webvideo zu arbeiten. 30 Tage lang. Und diese Challenge möchte ich hier und in meinem Newsletter begleiten. Webvideo ist nach wie vor mit der spannendste Bereich, der sich weiter rasant entwickelt. Zum Beispiel:

Facebook bevorzugt Live Video

Nachdem Facebook lange Video bevorzugt hat, bevorzugen sie nun im Newsfeed gezielt Live Videos. Schließlich bleiben die Leute bei Live Videos dreimal länger dran – und Facebook tut alles dafür Menschen länger auf der Plattform zu halten. Auf der anderen Seite ist es natürlich sinnvoll, aktuelle Livevideos im Newsfeed nach oben zu setzen, schließlich sind sie ja vor allem interessant während sie andauern.
Momentan führt das dazu das die Facebook-Benachrichtigungen unbrauchbar sind, weil ständig eines der jungen Medien Startups, die allein von Facebook-Reichweite leben, gerade live ist.

Aber auch ich will solche Trends ja immer nicht nur beobachten, sondern ausprobieren (und Leute mit Benachrichtigungen nerven). Deshalb werde ich während der Challenge auch etwas mit Livestreams rumspielen und dann berichten, was ich mitnehme. Am Sonntag habe ich mich zum Start meiner Challenge, schon mal an einem Livestream kurz vor der Wahl probiert. Und ich muss noch üben. Es ist gar nicht so leicht, auch noch Live in eine Kamera zu sprechen und dabei noch zu versuchen auf Kommentare zu reagieren. Jetzt weiß ich, warum in Nachrichtenstudios mehrere Leute arbeiten.

Snapchat ist einfach

Da finde ich Snapchat schon einfacher. Auch wenn viele meinen, es wäre immer noch ein Ausdruck besonderer Cleverness zu behaupten, dass man Snapchat nicht verstehe. Dabei finde ich es in der Kombination aus Bild, Video und Text leichter eine Geschichte zu erzählen. Damit habe und will ich ebenfalls im Rahmen dieser Challenge weiter experimentieren. Und natürlich hier meine Ergebnisse mit dir teilen und verraten, was ich bis dahin gelernt habe.

Snapchat ist einfach

Neue Formate für YouTube entwickeln

Als drittes Feld will ich auf YouTube neue Formate ausprobieren und bestehende überarbeiten. Denn wer sich YouTube in Deutschland gerade anschaut, der findet zum Großteil endlose Schmink Infomercials, geschmachlose Pranks und Vlogs mit wenig Gehalt. Veränderung erwarte ich hier im Laufe des Jahres, wenn das angekündigte Junge Angebot von ARD und ZDF dann doch mit einem ordentlichen Batzen Geld in den Markt tritt. Aber vorher ist noch etwas Zeit rumzuspielen.

Was dich im Newsletter erwartet

In Zukunft gibt es im Newsletter mehr Beobachtungen aus erster Hand, angereichert mit theoretischen Überlegungen im Hintergrund. Die Themen, Medien und ihre Entwicklung, bleiben ähnlich. Aber einfache Newszusammenfassungen liefern andere inzwischen besser und regelmäßiger (Ich empfehle an dieser Stelle das Social Media Watchblog). lch will mich lieber intensiver einem Thema widmen. Gerne auch weiterhin mit spezifischem Video (Wenn das zu noch mehr Newsletter-Empfehlungen führt).
Es fühlt sich gut an wieder diesen Newsletter zu schreiben. Ich freie mich auf dein Feedback, nächste Woche dann mit dem ersten richtigen Thema. Sorrry for Rambling, Danke fürs Lesen

Jannis
@netzfeuilleton

P.S.: Tatsächlich habe ich auch schon ein erstes Gameshow-Format auf YouTube hochgeladen. Etwas silly geht es darin um die amazon Bestsellerlisten und ist eigentlich auf der letzten Buchmesse entstanden.

[mc4wp_form]

Kategorien
Bücher Kultur Video

In den Untiefen der Amazon Charts: Bestseller oder Schundheft

Die Buchmesse Leipzig steht vor der Tür – und damit unzählige Titel die auf einen Platz auf der Bestsellerliste hoffen. Doch in Zeiten von Kindle und eBooks, braucht eigentlich kaum noch Messen, Verlage oder Papier. Mit wenigen Klicks kann heute jeder seine gesammelten Werke, Memoiren und Romane veröffentlichen. Als Amazon Kindle Single hofft man dann auf einen Platz unter den amazon Charts Bestsellern.

Softporno unter den Amazon Charts Bestsellern

Wie weit es solche eBooks bringen können hat der geschriebene Softporno „50 Shades of Grey“ bereits bewiesen. Der Erfolg dieses Buch hat auch dazu geführt, das die klischeehafte frustrierte Hausfrau als Zielgruppe identifiziert und seither überbedient wird. Folglich wimmelt es unter den Amazon Charts Bestsellern von kitschigen Romanzen, leichter Erotik und Liebesklischees.

Besonders lustig nutzten das 2012 Brian Brushwood und Justin Robert Young vom NSFW Podcast aus, die ihre Community einen Bestseller schreiben ließen. 30 Seiten stumpfste, crowdgesourcte Sexfantasie schaffte es schließlich bis auf Platz fünf unter die amazon Charts Bestseller.

Eine Gameshow über amazon Charts Bestseller und Schundhefte

All das hatte ich Kopf, als Tausendsassa Leander Wattig mich letzten Herbst fragte, ob ich nicht die Orbanism Bühne auf der Buchmesse etwas bespielen wollte. Vermutlich hatte ich auch gerade noch eine Folge „Viral oder Egal“  gesehen und so entstand die Idee einer Gameshow, bei der man die Platzierung von amazon Charts Bestsellern raten muss. Was rankt höher? „Mein Nachbar und ich – Das erste Mal“ oder „Königsweg Kaiserschnitt“? „Tiffany Hot & Sexy“ oder „Pimp deinen Darm“ mit Kefir?

Was rankt höher? „Tiffany Hot & Sexy“ oder „Pimp Deinen Darm“?

Rausgekommen ist dabei „Schundheft oder Bestseller„. Und ich bin jetzt, als Teil meiner „30 Tage Webvideo-Challenge“ endlich dazu gekommen das Material zu schneiden. Mich interessiert natürlich euer Feedback, denn im Zweifelsfall gibt es noch etwas Material für eine zweite Folge.

Bedanken will ich mich an dieser Stelle bei Leander und Orbanism Team für die Organisation, bei Marina für die Kamera, VoiceRepublic für das Audio und Bastei Lübbe für das Bereitstellen der Preise.

Kategorien
Flimmern & Sehen

Wenn Kinder die 4. Staffel House of Cards schreiben würden

Frank Underwood äh, Kevin Spacey trommelt gerade für die 4. Staffel der Netflix-Serie „House of Cards“.

4. Staffel House of Cards ab dem 4. März

Ab dem 4. März soll die vierte Staffel zum binge watchen bereitstehen, hierzulande aber nicht über Netflix. Stattdessen hat Sky noch immer die Erstaustrahlungsrechte, verspricht aber sie zeitgleich mit dem USA Start der 4. Staffel House Of Cards auf Sky* Go, Sky On Demand und Sky Online im Originalton zur Verfügung stellen.4. Staffel House of Cards

Kampagne: Frank Underwood 2016

Bis dahin kann man sich mit der aufwändig gemachten Wahlkampagne für Frank Underwood unterhalten. Komplett mit eigener Kampagnenwebseite und Wahlwerbespot.

Mit dem Slogan FU 2016 und „Anything for America“ gleichzeitig eine Parodie auf den aktuellen US Vorwahlkampf der Präsidentschaftswahl, sowie Teaser auf die nächste Staffel, in der auch Underwood sich der Wahl stellen muss.

https://www.youtube.com/watch?v=Se44ed4KBMA

Staffel 4 schon jetzt aus Feder von Kindern

All die Vorfreude hat Jimmy Fallon und seine „Tonight Show“ auf die Idee gebracht die 4. Staffel „House of Cards“ doch einfach jetzt schon zu drehen. Mit Kevin Spacey in der Hauptrolle, aber mit eigenen Szenen. Geschrieben von Kindern, die keine anderen Vorgaben hatten als den Titel „House of Cards“ und die auch sonst die Serie nicht kennen. Und das Ergebnis sehr ihr oben und es ist wunderbar.

Kevin Spacey parodiert Christopher Walken

Dabei packt Kevin Spacey auch sein altes Talent der Parodien bekannter Schauspieler wieder aus. So ist der Garbageman in der ersten Szene ein Rückgriff auf seine Christopher Walken Imitation. Wer hatte noch im Kopf, dass der Mann hinter dem grausamen Frank Underwood so lustig sein kann und Gestik und Sprachrhythmus vom Al Pacino bis Marlon Brando und Audrey Hepburn perfekt imitiert.

https://www.youtube.com/watch?v=fIQMptnTf0s

Kinderszenen für Oscar-Kandidat „Bridge of Spies“

Aber genug von Kevin Spacey geschwärmt, das oben eingebettete Jimmy Fallon Segment ist einfach brillant. Und auch Schauspieler Tom Hanks hat sich schon darauf eingelassen Szenen aus dem oscarnominierten Bridge of Spies* mit dem Late Night Host nach zu spielen. Auch hier von Kindern geschrieben. Auch hier brillant.

*Partnerlinks

Kategorien
Bewegen & Beschäftigen

Blogger vs. Journalisten: Wie die Rhein-Zeitung versucht eine Diskussion aus 2009 wiederzubeleben

Das Jahr 2009 hat angerufen, es hätte gerne seine Diskussion zurück, schoss mir durch den Kopf als ich den Gastkommentar von Andreas Valetin in der Rhein-Zeitung entdeckte. Auch die FAS hat gerade wieder Spaß auf Bloggern rumzuhacken. Da versucht doch ungelogen jemand im Jahr 2016 das Fass Blogger vs. Journalisten wieder aufzumachen. Valentin nimmt die Debatte dann auch noch vor dem Hintergrund der #Landesverrat-Affäre wieder auf und hier wird es endgültig reaktionär.

Die Rhein-Zeitung, die Blogs sonst eher freundlich gegenübersteht, ist sich aber nicht zu schade, dem auf Seite 2 ordentlich Raum zu geben.

Errungenschaft: Auch Blogger erfüllen eine öffentliche Aufgabe

Tatsächlich war es eine der großen Errungenschaften der #Landesverrat-Debatte rund um die Ermittlungen von Generalbundesanwalt Range gegen das Fachblog netzpolitik.org, dass sie nicht vor dem Hintergrund Journalisten vs. Blogger geführt wurde. Stattdessen stellten sich alle großen Medien einhellig hinter netzpolitik.org als die Informations- und Pressfreiheit durch fragwürdige Verwicklungen aus Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft bedroht wurde. Tatsächlich liegt an dieser Stelle der Vergleich zum Spiegel-Urteil aus dem Jahr 1966 nicht fern. Damals zitierte der Spiegel Bundeswehr-Papiere und anschließend wurde gegen die Redaktion wegen Landesverrats ermittelt. Schließlich urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass die Presse einen öffentlichen Auftrag wahrnimmt und in der Demokratie zur Meinungsbildung beiträgt. Dieses Urteil ist bis heute das wichtigste Urteil zur Pressefreiheit in der Geschichte der Bundesrepublik und definiert die öffentliche Aufgabe der Presse. Wem das irgendwie bekannt vorkommt: Genau diese öffentliche Aufgabe nahm auch netzpolitik.org wahr, als es die Öffentlichkeit darüber informierte, dass der Verfassungsschutz Pläne in der Schublade hat, die der Überwachung von Sozialen Netzwerken durch die NSA kaum nachstehen.

NSA

Jeder darf sich Journalist nennen. Zu Recht.

Aber nicht nur an dieser Stelle strotzt der Gastkommentar vor Geschichtsvergessenheit, sondern es fehlt insgesamt ein grundsätzliches Verständnis für die Pressfreiheit in Deutschland. Schließlich muss man als Erstes festhalten, dass Journalist in Deutschland kein geschützter Begriff ist. Jeder kann sich so nennen. Und das aus gutem Grund: Um eine Gleichschaltung der Medien zu vermeiden, einer Kontrolle der Journalistenausbildung zu entgehen und für eine kulturelle Vielfalt unter den Journalisten zu sorgen, ist diese Berufsbezeichnung frei  – auch als Lehre aus dem Dritten Reich mit seinem Reichsverband der Deutschen Presse. Es kann sich also prinzipiell jeder Journalist sein, egal ob er auf einem Blog publiziert oder nicht.

Außerdem kann man nur mit dem Kopf schüttlen, wenn jemand, der sich um die Zukunft des Journalismus sorgt, sich nicht über die Vorratsdatenspeicherung im Allgemeinen aufregt. Stattdessen erfüllt es Herr Valentin mit Sorge, dass neben Journalisten theoretisch auch Blogger von der Datenspeicherung aller Bürger ausgenommen werden könnten. Dabei ist auch im Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung ist nicht klar, wie festgestellt wird, wer als Journalist arbeitet. Also ist auch unklar, ob eine Ausnahme Blogger beinhaltet oder ob nicht viel eher die Arbeit von Journalisten im allgemeinen einschränkt wird. Darin liegt eine viel größere Gefahr für den Journalismus.

journalist500

Was ist ein Blogger?

Aber genauso unklar, wie wer ein Journalist ist, ist die Frage, wer eigentlich ein Blogger ist. Jemand der ein Blog betreibt? Was macht denn ein Blog aus? Ein Blog ist erst einmal schlicht eine Software, die es erlaubt eine Webseite zu erstellen. Die beliebteste Software dafür, das Open-Source-Projekt WordPress, steckt mittlerweile geschätzt hinter 25% der Webseiten im gesamten Internet. Längst nicht alle davon sind Blogs, viele sind Unternehmenswebseiten, Freelancer-Portfolios oder andere Webseiten.

Nun gibt es in der Wissenschaft teilweise Eingrenzungsversuche, die charakteristische Eigenschaften benennen (tatsächlich war meine erste Seminararbeit im Studium im Jahr 2009 zum damals aktuellen Thema Blogger vs. Journalisten). Beispielsweise die umgekehrt chronologische Reihenfolge in der Beiträge erscheinen. Auch das ist längst nicht mehr charakteristisch, denn es gibt so viele unterschiedliche Designs und Layouts. Auch die Einbindung von Nutzerkommentaren kann nicht als Blogmerkmal gelten: Einige der größten Blogs verzichten gänzlich auf Nutzerkommentare, umgekehrt bieten auch die meisten Webseiten klassischer Medien eine Kommentarfunktion. Viele Blogs sind inzwischen eher Onlinemagazine, die eine ganze Redaktion im Hintergrund habe. Umgekehrt werden aus Sparmaßnahmen die Onlineredaktionen vieler klassischer Zeitungen zusammengelegt.

teleprompt

Journalistische Arbeitsweise ist ausschlagebend

Diese zwei schwierigen Definitionsfragen zeigen, wie absurd die Diskussion ist (und weshalb wir sie eigentlich hinter uns gelassen haben). Wenn Valentin eine Selbstverpflichtung der Blogger fordert, tut er das wieder vor dem Hintergrund unklarer Begriffe und dem Unwissen, dass es eine solche Selbstverpflichtung in vielen Bereichen bereits gibt: Ein Großteil der Reiseblogger hat sich unter dem Reiseblogger-Kodex zusammengeschlossen. Auch ist das Netz eben kein “rechtsfreier Raum”, um einen weiteren Aphorismus von 2009 aus der Mottenkiste zu holen. Blogger und alle Onlinepublikationen operieren unter dem Recht der Meinungsfreiheit, dürfen aber ebenso wenig ungekennzeichnete Werbung machen oder falsche Behauptungen aufstellen, wie andere Medien. Wer die aktuellen Diskussionen über Schleichwerbung auf YouTube-Kanälen oder die ersten Verurteilungen wegen Beleidigungen auf Facebook verfolgt, sieht, dass die Rechtssprechung hier zwar langsam, aber doch stetig aufholt.

Entscheidend sind nicht die Bezeichnungen „Blogger“ oder „Journalisten“ sondern allein die journalistische Arbeitsweise (darüber funktioniert auch die schwammige Ausnahme bei der Vorratsdatenspeicherung). Diese muss ausschlagebend sein für eventuelle “Privilegien”. Es geht also um ein sorgsames und gründliches Arbeiten, bei „Bloggern“ und bei „Journalisten“.

heatedblogs

Ein PR-Berater schreibt in der Zeitung

Ad Absurdum wird der ganze Vorwurf dadurch geführt, dass Herr Valentin seinen Gastkommentor in einer Printzeitung veröffentlichen darf. Herr Valentin ist nämlich seines Zeichens PR-Berater. Zwar hat er irgendwann auch mal Redakteur gelernt, arbeitet aber schon lange nicht mehr hauptberuflich als Journalist. Somit führt er selbst den Beweis an, dass es nicht zwingend Blogs braucht, um undifferenzierte Meinungsstücke zu veröffentlichen.

Im Endeffekt ist Valentins größte Sorge auch eine ganz andere: PR-Leute wissen in Zukunft nicht mehr, mit wem sie sprechen sollen. Die paar Lokalredakteure, die man so kennt, reichen für richtige PR-Arbeit im Jahr 2016 eben nicht mehr aus, sondern es gibt neue Meinungsmacher. Und die sind für den Prozess der Meinungsbildung ebenso wichtig.

newmedia

 

Disclosure: Ich war 2010 bei der Rhein-Zeitung Hospitant am Social Media Desk und anschließend freier Mitarbeiter. Herrn Valentin habe ich schon mal im echten Leben bei Terminen getroffen.

Kategorien
Bewegen & Beschäftigen

5 interessante Effekte der neuen Quartz-App und ein Problem

2016 soll ja irgendwie das Jahr der Messenger werden. Das stellt Medien also wieder einmal vor die Herausforderung, wie kann man Inhalte über Messenger sinnvoll verbreiten. Eine Idee hat nun Quartz vor gestellt: Ihre neue iPhone App folgt einem Messenger Layout und neue Nachrichten und Schlagzeilen erreichen einen in einer Chat-Bubble.

Und das hat einige interessante Effekte:

1. Nachrichten, als würde sie mir ein Freund erzählen

Die Nachrichten wirken tatsächlich so, als würde sie mir ein Freund erzählen. Vor allem weil Quartz nicht vor Emojis, GIFs oder jeder Menge popkulturellen Anspielungen zurückschreckt.

Quartz-App-GIF

2. Ich lese die Nachrichten wirklich

Dadurch lese ich die Nachricht auch tatsächlich durch. Sie ist ja nur eine Chat-Bubble lang und kommt wie eine Unterhaltung daher.

Quartz-App-Start

3. Ich kann mich schlagfertig fühlen

Ich selbst kann mich schlagfertig fühlen. Denn als Nutzer kann ich auch jeder Nachricht antworten. Mit vorgefertigten Nachrichten und mir stehen immer zwei zum anklicken zur Auswahl. Eine davon erzählt mir mehr zu der Nachricht, die andere lässt den Chatbot zur nächsten Nachricht springen.

next_Messenger-Journalismus

4. Ich fühle mich informiert

Ich fühle mich informiert. Nach ungefähr vier Nachrichten hat der Chatbot fertig erzählt, sagt das ist alles und ich soll später wiederkommen. Ich habe einen Nachrichtenüberblick bekommen und mich sogar intensiver damit beschäftigt, als wenn ich einmal die Startseite der einschlägigen Nachrichtenportale überfliege. Mit dieser Form des Nachrichtenkonsums sollte man die Chat-App von Quartz auch vergleichen, nicht mit den intensiven Lesen einer ganzen Zeit ePaper-Ausgabe. Ich kann übrigens auf jede einzelne Chat-Nachricht klicken und komme dann auf den kompletten Artikel auf qz.com zu dem Thema. Allerdings enthält der oft gar nicht viel mehr Infos als tatsächlich in den Chats stehen, es ist nur anders aufbereitet.

Messenger Journalismus

5. Ich gucke mir sogar die Werbung an

Ich nehme die Werbung wahr. Quartz hat schon mit dem Start seiner Webseite interessante neue Werbeformen ausprobiert, die weniger stören als Banner-Overlays und trotzdem besser wahrgenommen werden. So auch mit der Chat-App: Wenn der Bot fertig erzählt hat erscheint eine gesponserte Nachricht. Klar erkennbar, aber ich nehme sie natürlich ganz anders war, weil ich ja gerade im “Ich chatte mit Freunden”-Modus bin. Wirklich clever und nicht zu aufdringlich.

Quartz-App-mini

Bonus: Quartz bekommt Daten über Nachrichtennutzung

Als kleinen Bonus bekommt Quartz natürlich jede Menge Informationen darüber, wie die Nutzer Nachrichten wahrnehmen. Welche Nachrichten finden sie wirklich interessant? Wo wollen sie mehr erfahren? Welche News überspringen sie einfach und wann klicken sie weiter auf die Webseite? All das kann Quartz aus der Reaktionen der Nutzer erfassen und damit das eigene Angebot verbessern.

Eigene App gegen andere Messenger

Das große Problem: Es ist eine App

Und nun kommen wir zum großen Problem der Quartz Nachrichten App: Es ist eine eigene App. Die Chats finden eben nicht in dem Umfeld statt in dem ich mit meinen Freunden chatte. Sie sind nicht in WhatsApp, dem Facebook Messenger oder iMessage, sondern ich muss gezielt die App öffnen und sagen: Ja, jetzt will ich mich durch Nachrichten klicken und nichts anderes. Sicher hat Quartz das genutzt und einige interessante Funktion einprogrammiert (Zum Beispiel, das jede Chatnachricht verlinkt ist zum Artikel und die vorgegebenen Antworten), aber es stellt Quartz vor die Herausforderung Menschen erst einmal dazu zu bringen die App zu installieren und dann täglich zu nutzen. Sicher, WhatsApp hat sich in letzter Zeit nicht gerade begeistert von Medienpartnerschaften gezeigt und viele wieder rausgeschmissen. Aber alle Medien, die WhatsApp bislang nur als Push- und Eilmeldungskanal missbrauchen, können sich von der Quartz-News App einiges abschauen.

2016: Das Jahr des Messenger Journalismus

Die zweite große Frage ist: Wäre so etwas nicht auch im Facebook-Messenger möglich? Es ist bekannt, das Facebook seinen Messenger zur Plattform ausbauen will und Firmen ermöglichen möchte, darüber Kundenkontakt abwickeln. Und Bild.de experimentiert mit seinen Transfernachrichten bereits mit der Messenger API. Hier wird sicher noch einiges kommen. Und nehmen wir noch all die aktuellen Snapchat-Experimente der Medien hinzu wird 2016 sicher das Jahr des Messenger Journalismus, in dem Medien versuchen, wie sie Teil der privaten Kommunikationskanäle werden.