Kategorien
streamletter

Diese Serien lohnen sich, nach dem Ende von Big Bang Theorie zu streamen

Mehr Serien, mehr Filme, mehr von allem. Wer blickt da noch durch? Wir wählen aus – monothematisch. Diesmal:

ALLES ALLTAG! ODER NICHT?

Das ist Alltag:

Aufstehen.

Zähneputzen.

Duschen.

Anziehen.

Arbeiten.

Freizeit.

Zähneputzen.

Ausziehen.

Hinlegen.

Schlafen.

Und dann alles wieder von vorne. So ist nun einmal der Lauf des Lebens, und die meisten Menschen versuchen bloß, unbeschadet durch diese Alltäglichkeiten zu schliddern. Von einem kleinen Debakel über eine Krisenverschnaufspause bis zu einem riesigen, alles zum Scheitern bringenden Katastrophenkladderadatsch.

Und am Ende? Hört mir doch mit dem Ende auf! Was soll da kommen? Was kommt denn am Ende eines Regenbogens?

In den vergangenen Jahrzehnten sind ja sowas von gute Serien herausgekommen, die die Probleme des Alltags behandelten.

Sitcomcs.

Dramedys.

Verkopftes.

Skurriles.

Realistisches.

Ich habe versucht, „The Big Bang Theory“ so gut es eben geht zu ignorieren. Ja, ein, zwei Episoden hatte ich aus Versehen gesehen. Die mich davon überzeugt haben, diesen Quatsch weiter zu ignorieren. Jetzt ist die Serie rund um die Verhaltensweisen von hach so lustigen Nerds beendet worden. Das Ende? Habe ich nicht gesehen. Ich gehe aber davon aus, dass (wie sollte es anders sein?) am Ende alles gut gegangen ist. Das Spin-Off „Young Sheldon“ habe ich bisher übrigens kein einziges Mal angesehen.

Lohnenswerte Sitcoms und Serien über den Alltag

Chuck Lorre, einer der Macher der Serie, hatte seine Finger im Spiel bei „Two and a Half Men“, bei „Dharma & Greg“ und „Mom“, und alle bilden sie mehr oder weniger komödiantisch den Alltag ab. Ich jedenfalls habe nicht sehr viel gelacht, dabei lache ich hin und wieder sehr gerne. Wirklich wahr.

Schrecklich und nicht zu empfehlen ist auch die Netflix-Serie „Disjointed“ über ein, nun ja, Fachgeschäft für Marihuana. Auch dort hatte Herr Lorre seine Finger mit im Spiel, die Serie kam berechtigterweise nicht über eine erste Staffel hinaus.

Und dann das! Chuck Lorre liefert eine großartige, herzzerreißende, realistische und zum Lachen und Weinen bringende Serie für Netflix ab – nämlich die „The Kominsky Method“. Michael Douglas spielt darin einen Schauspiellehrer, der irgendwann mal erfolgreicher Schauspieler gewesen ist und der mit seinem befreundeten Schauspielagenten (gespielt von Alan Arkin) die Widrigkeiten des Alltags und des Alters durchlebt. Berechtigterweise erhält „The Kominsky Method“ eine zweite Staffel.

https://www.youtube.com/watch?v=lPNi-mf4dlA

Um dann mal auf eine wichtige Frage zu kommen: Was ist alltäglich? Woraus besteht das Leben? Und was wollen diese Mitmenschen überhaupt? Was ist die Erwartungshaltung – an sich selbst, an die Freunde, Verwandten, Kollegen und, ja, an das Leben selbst?

Schauen wir doch mal auf unsere Timelines: Ist das der Alltag auf Facebook und auf Instagram? Immerhin blitzt er manchmal durch.

Zum Beispiel bei diesem Post des Radiomoderators Christoph Azone:

„Meine Nachbarn waren so nett, schnell noch ein dringend erwartetes Päckchen für mich anzunehmen, bevor sie für zwei Wochen in den Urlaub gefahren sind.“

Oder man bekommt einen unangenehmen Zwist zwischen zwei mittelalten Männern mit, die sich  verstritten hatten, als sie einen gemeinsamen Podcast produzierten:

https://www.facebook.com/groups/Nostalgeeks/permalink/282308706042446/

Trauer.

Wut.

Hass.

Versagen.

Sich wieder aufraffen.

Und weiter machen.

Und gewinnen.

Das alles ist Alltag! Und nicht die geschönten Fotos, die Sonnenuntergänge, die Reise-, Essens- und Sportaktivitätenbilder, sondern die Stellen in unseren Social-Media-Timelines, in denen das Menschliche, das Kriselige, kurz: das Versagen durchbricht. Und daraus entstehen Plotideen für Comedyserien!

Was mich zu Ricky Gervais führt. In seiner Serie „After Life“ rafft sich der von ihm gespielte Protagonist ganz langsam wieder auf, nachdem seine Frau an Krebs gestorben war. Grummelig, lebensverneinend, zynisch. Doch alles geht immer irgendwie weiter. Auch „After Life“ – eine zweite Staffel hat Netflix (zum Glück!) bestellt.

Auch bei der britischen Dramedy „Catastrophe“ geht alles immer irgendwie weiter: Das Leben der Protagonisten stürzt von einer Kathastrophe zur nächsten Katastrophe und danach, ja, zur übernächsten. Eine ungewollte Schwangerschaft zum Beispiel. Jobverlust. Geldprobleme.

Sitcom-Empfehlungen zum Streamen

Es gibt sowas von viele Serien, die den Alltag abbilden. Lohenswert ist die nach der dritten Staffel leider eingestellte Serie „One Day at a Time“, in der es um eine kubanisch-amerikanische Familie geht.

Es gibt Klassiker wie „Seinfeld“, „How I Met Your Mother“, „Friends“, „Cheers“ und dessen Spin-Off „Frasier“. Kelsey Grammer hat vor, die Serie fortzusetzen, die elf Jahre lang lief. Die letzte Folge wurde in den USA 2004 ausgestrahlt.

Es gibt Alltagssitcoms über Polizisten („Brooklyn Nine-Nine“), Dramedys und Sitcomis über Familien aus der Unterschicht („Shameless“, „Roseanne“ bzw. „The Connors“), eine sehr gute dänische Serie über eine Lehrerin („Rita“) und deren Spin-Off („Hjørdis“).

Und was ist mit den „Gilmore Girls“? Mit „Master of None“? „Fleabag“? „Love“?

Es gibt so viele Serien über Alltag, weil Alltag alle angeht. Außer vielleicht Geheimagenten. Andererseits haben Spione bestimmt auch irgendwie Alltag, nur eben auf einem anderen, spannenderen Niveau, das für sie aber vielleicht überhaupt nicht spannend, sondern auch bloß Alltag ist. Wie auch immer. Ich schweife ab.

Kurz vor Ende dieser Kolumne ein kleiner Lifehack: Wenn man morgens aufwacht und noch im Halbschlaf alle Fehler, die man je in seinem Leben gemacht hat, in chronologischer Reihenfolge durchgeht und analysiert, kann der Tag nicht gut werden.

Kommen wir zum Punkt: Was lernen wir aus alldem? Dass es manchmal länger dauert als 20 oder 30 Minuten oder wie viel Zeit auch immer bis zum Ende einer Folge verstreicht, um wieder auf die Beine zu kommen. Oder eine Staffel. Oder eine vollständige Serie. Das ist der Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Man sagt, dass am Ende alles gut wird – in Serien zumindest ist das meistens der Fall.

Und das muss reichen für einen Wissensgewinn, den eine kleine Kolumne wie es diese hier ist bieten kann. So.

In der nächsten Folge von „Der Kurator“:

HIMMEL! HÖLLE! ENGEL! TEUFEL! UND WO GEHT ES EIGENTLICH AUF DEM SCHNELLSTEN WEG INS PARADIES?

Kategorien
streamletter

Der Turning Point der deutschen Podcasts und wie kommt man in die YouTube Trends?

Stream Video 🎬

Apple zeigt ersten Trailer von For All Mankind

Apple hatte sich bei der Ankündigung von Apple TV+ ja noch sehr mit tatsächlichem Bewegtbild zurückgehalten. Nun hat man bei der WWDC einen ersten Trailer zu For All Mankind gezeigt. Prämisse: Die UDSSR hat das Rennen zum Mond gewonnen und seither geht das Space-Wettrüsten weiter. Entwickelt wurde die Serie von Battlestar Galactica Showrunner Ron Moore.

Außerdem wurde eine verpflichtende Single Sign-On Programm vorgestellt, das dem Facebook Login Konkurrenz machen könnte. Außerdem gab es einen neuen Mac Pro, aber darum soll es hier nicht gehen.

Link

YouTube: For All Mankind — Official First Look Trailer | Apple TV+ – YouTube
Neunetz: Harter Schlag gegen Facebook: „Sign In with Apple ID“ wird Zwang für alle Apps mit Drittanbieter-Logins

Stream Audio 🎧

Geschichte der deutschen Podcast Landschaft

Maria Lorenz steckt als Produzentin hinter einigen der besten deutschen Podcasts. Sie produziert unter anderem „Alles gesagt?!“ für Die Zeit. Im Interview mit t3n berichtet sie wie für sie langsam aus dem Hobby ein Beruf wurde – und macht „Fest & Flauschig“ sowie den Böhmermann-Skandal als einen der zentralen Momente in der deutschen Podcast-Geschichte aus, der dazu beitrug, Audio on Demand in den Mainstream zutragen. Tipps für Einsteiger gibt es auch noch.

Link

t3n: Podcast-Produzentin Maria Lorenz: „Auch Formate mit weniger als 50.000 Hörern lassen sich vermarkten”

Der Krimipodcast Mordreport

Wie aus einem Geburtstagsgeschenk ein Hörspiel-Podcast wurde

Ich bin gerade wahnsinnig stolz und noch viel nervöser. Denn während ihr diese Zeilen lest, ist die erste Folge des Krimipodcasts „Mordreport –Fräulein Styles & Das Geld“ online gegangen. Tatsächlich habe ich daran fast 1 Jahr gearbeitet. Geplant war das ganze als Geburtstagsgeschenk für meine Frau und schlußendlich ist daraus ein 15-teiliger Hörspiel-Podcast geworden in dem William Cohn eine der Hauptrollen spricht.

Inhaltlich geht es um den Tod der Instagrammerin @fraeuleinstyles. Angelehnt ist das ganze an den Agatha Christie Krimi „The Mysterious Affair at Styles“ und man verfolgt den Fall quasi in Echtzeit über Verhörprotkolle und Gerichtsakten.

Und jetzt kannst Du mir einen Riesengefallen tun, wenn du draufklickst, reinhörst, und vielleicht eine Bewertung hinterlässt. Danke.

Link

Apple Podcast: https://netzf.eu/MRapple
Spotify: https://netzf.eu/MRspotify
RSS-Feed: https://netzf.eu/MRrss

Webseite: mordreport.de

Stream Social 📱

YouTube bevorzugt klassische Medien in den Trends

Wie man in die YouTube Trends kommt, ist eines der größten Mysterien der Plattform. Mal landen kleine Kanäle mit wenigen Views drauf, dann halten sich andere Videos tagelang in den Top-Plätzen. Einen Versuch dem Geheimnis näher zu kommen, ergab jetzt eine Studie mit 40.000 Videos. Klar ist: Die YouTube-Trends funktionieren in den USA anders. Skandalträchtige YouTuber werden stark benachteiligt. Das Angebot klassischer Medien hingegen hat eine viel bessere Chance in den Trends zu landen. So landet fast jeder Late-Night-Clip in den Videocharts.

Die Schwäche an der Studie ist aber auch, dass vor allem Views betrachtet wurden und dabei saviele anderen Kriterien, die für den Algorithmus eine Rolle spielen, außer Acht gelassen wurden.

Link

What 40,000 Videos Tell Us About The Trending Tab – YouTube

Here’s How Many Views YouTubers Need To Make It Onto The ‚Trending‘ Tab (Study) – Tubefilter

[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
streamletter

Netflix zieht nach Berlin, Deutsche Recherche-Podcast in der Kritik – streamletter #8

Stream Video 🎬

Netflix zieht nach Berlin

Netflix eröffnet sein Deutschlandbüro. Bislang wurden die europäischen Geschäfte aus Amsterdam gesteuert. In Berlin saß nur die zuständige Marketingagentur Granny. Jetzt will man näher an die Deutschen heranrücken: „Wir sind überzeugt, dass uns ein Netflix-Büro in Berlin bei der weiteren Integration in Deutschlands kreative Community helfen wird, und wir freuen uns, in den nächsten Jahren noch mehr aufregende Inhalte zu entwickeln“, sagte Kelly Luegenbiehl, Vice President of International Originals EMEA, dem Medienmagazin DWDL. Am Freitag, 31.5. startet außerdem das nächste deutsche Original: „How to Sell Drugs Online (fast)“ aus dem Hause der Bilduntonfabrik.

Link
DWDL: Netflix verlegt sein Deutschland-Team nach Berlin

Abseits des Mainstreams

Meist sprechen wir hier von den großen Streamingplattformen: Netflix, Amazon Prime vielleicht sogar noch TVnow. Daneben gibt es aber noch viele kleinere Nischendienste, die auch versuchen sich am Markt zu behaupten. Da gibt es zum Beispiel Docsville nur für Dokumentarfilme oder Mubi, die statt auf Algorithmus auf handverlesene Kuration setzen. Shelfd stellt in seinem Podcast einige der Nischenplayer vor und spricht mit Nikolaus Fugger von MUBI über deren Strategie

Hörtipp 🎧
Shelfd: Streaming abseits des Mainstream

Stream Audio 🎧

Deutsche Recherche-Podcast in der Kritik

Podcasts von investigativen, journalistischen Recherchen gibt es in den USA zuhauf. In Deutschland trauen sich auch einige Medienhäuser wie ZEIT, WELT, SZ und BR da dran. Doch ihre Podcasts fallen an vielen Stellen hinter ihren amerikanischen Vorbildern zurück. Marcus Engert hat sich diese Podcasts angehört und aufgelistet, was einen guten Recherche-Podcast ausmacht bzw. was die Hürden sind.

Link
Übermedien: Hör mal, wer da recherchiert

Wie ins Podcast-Geschäft investieren?

Hast du ein paar Millionen auf der hohen Kante und willst in Podcasts investieren? Die berühmte Venture Capital-Firma Andreessen Horowitz hat nun ihren Blick auf den Podcast-Sektor veröffentlicht. Inklusive einer Geschichte des Podcastings, der Nutzerentwicklung, Marktentwicklung und einem Blick nach China. Also Kleingeld gezückt und reingeworfen.

Link:
a16z.com:Investing in the Podcast Ecosystem in 2019

Hochprozentiges Frühstück bei Tiffany

Es gibt eine neue Folge meines Podcasts Gucken&Trinken. Diesmal zu einem Titel, den wahrscheinlich jedem etwas sagt: Frühstück bei Tiffany. Der Film hat Audrey Hepburn über Nacht zur Ikone gemacht und ihren unverwechselbaren Stil für Generationen geprägt. Wir trinken dazu einen Mississippi Punch und reden darüber, wieviel Rassismus in dem Film eingebrannt ist.

Hörtipp 🎧
Hochprozentiges Frühstück bei Tiffany – Gucken & Trinken

Stream Social 📱

Der Rezo-Effekt ist eine Lüge.

Man kann es kaum noch hören und trotzdem wird es wohl weiter gehen. Aber hier meine Einschätzung: Ja, das Video von Rezo war groß. Aber von einem Rezo-Effekt zu sprechen ist falsch. Mit dieser simplen Verkürzung will man wieder mal so tun, als würden junge Menschen einfach blind ihren Influencern hinterherlaufen. Nein. Das ist der Effekt der konkreten inhaltlichen Politik der letzten Jahre.

Link
Nein, das ist nicht der Rezo-Effekt. Eure Politik ist schuld. | netzfeuilleton.de

IGTV kann jetzt auch Querformat

Instagram wollte eigentlich die Welt im Hochformat zeigen und damit die mobile Videowelt für sich gewinnen. Dass das nicht so ganz geklappt hat, haben wir schon letzte Woche besprochen. Nun verabschiedet man sich von einem seiner USPs und IGTV unterstützt ab sofort auch Videos im Querformat – und gesteht die alte Strategie fast schon als Fehler ein. Sicher werden nun auch mehr Videos zu IGTV hochgeladen, die Frage ist, wieviele davon wirklich originär für IGTV produziert werden wird und wieviel davon einfach Zweitverwertung bleibt.

Link:
Pressemeldung: IGTV Now Supports Landscape Videos

[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
Anzeige Zeitung

Wie ich ein Urlaubsritual in den Alltag gerettet habe

Nachrichten. Wer ließt denn heute noch Nachrichten? Nachrichten bekommt man irgendwie mit. Nachrichten sind überall.

So habe ich das zumindest die meiste Zeit auch gehalten. Die Woche über durch verschiedene Nachrichtenströme tauchen, sich einmal die Woche das Geschehen in einem Podcast zusammenfassen lassen und so lala informiert sein.

Urlaubsrituale retten

taz am Wochenende

Dann kam unser letzter Urlaub. Kennt ihr das, wenn der Urlaub lang genug ist, dass man bereits anfängt, sich eigene Urlaubsrituale zu suchen? Unseres war es, morgens im Bett beim ersten Kaffee und Tee Nachrichten zu lesen. Es war die Hochphase der Brexitverhandlungen. Dementsprechend passierte jeden Tag eine neue Verwerfung, scheiterte irgendeinen Abstimmung. Man zitterte mit und entspannte zugleich. So hatte man das Gefühl, auf einer kleinen Insel mitten im Atlantik Teil der Weltpolitik zu sein. Schnell habe ich dieses Urlaubsritual lieb gewonnen.

Nun ist das Blöde an diesen Urlaubsritualen, dass sie sich schlecht in den Arbeitsalltag übertragen lassen. Ständig möchte irgendein Arbeitgeber, dass man rechtzeitig irgendwo ist. Zeit, um morgens in Ruhe Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen, bleibt da nicht. Außer am Wochenende. Wochenende – der Urlaub des kleinen Mannes. Und tatsächlich habe ich es geschafft, dieses Ritual aus dem Urlaub ins Wochenende rüberzuretten.

So sitze ich Samstag- und Sonntagmorgens im Bett mit einer Zeitung oder Nachrichtenapp der taz – und einer Tasse Kaffee. Meistens freue ich mich schon am Abend vorher auf diese Zeit. Wenn die Nacht vorbei ist, aber der Tag noch nicht ganz angefangen hat.

Nicht jedes Wochenende ist Brexit

Nun ist zum Glück nicht jedes Wochenende Brexit. Dementsprechend brauche ich nicht die aktuellen Nachrichten, sondern eine Zusammenfassung. Unter der Woche bekommt man bereits allerlei Fetzen und Entwicklungsschritte mit. Anstatt dann Nachrichten hinterher zu hecheln kann man sich nun die Zeit nehmen, die größeren Zusammenhänge zu verstehen.

Und so verkündet die „taz – am Wochenende“ eben nicht nur den Rücktritt der britischen Premierministerin Theresa May, sondern der Autor Dominic Johnson erläutert ihr Vermächtnis eines Scherbenhaufens, als den sie das Land übergibt. Und eine Doppelseite weiter gibt es einen Ausblick, der es so nie in die Nachrichtenspalten schafft: Ein Ausblick von Viktoria Morsch nach Portugal, wo es die linke Regierung geschafft hat eine Wirtschaftskrise abzuwenden – in dem sie sich gegen den Sparkurs von Brüssel entschieden haben. Wegen dieser und anderer Texte freue ich mich auf meinen Kaffe und die ausgeruhten Analysen einer Wochenzeitung.

Das Konzept „Wochenzeitung“ hat mir schon immer eingeleuchtet. Themen in ihrer Tiefe erfassen und sich auf die Diskussionen der nächsten Woche vorbereiten. Oder gleich schon mit dem Partner diskutieren. Und so habe ich von meinem Bett aus das Gefühl, Teil der Weltpolitik zu sein.

taz am Wochenende

Das Konzept „Wochenzeitung“ hat sich mir schon immer erschlossen

Die taz am Wochenende kann man gerade für 10 Euro 10 Wochen lang testen. Und wer nicht erst aufstehen und zum Briefkasten gehen will, kann sich das Ganze natürlich auch über die App auf sein iPad oder Smartphone holen.

Welche Themen kommen dir im Alltag zu kurz oder was hättest Du gerne mal verständlich zusammengefasst?

Kategorien
Bewegen & Beschäftigen Politik

Nein, das ist nicht der Rezo-Effekt. Eure Politik ist schuld.

Ja, das Video von Rezo war groß. Aber von einem Rezo-Effekt zu sprechen ist falsch.

Mit dieser simplen Verkürzung will man wieder mal so tun, als würden junge Menschen einfach Blind ihren Influencern hinterherlaufen. Nein. Das ist der Effekt der konkreten inhaltlichen Politik der letzten Jahre. Die Betonung liegt auf inhaltlich

Mehr als Rezo-Effekt: Quittung für Artikel13

Das Wahlergebnisse der Union und der SPD mit ihrer Spitzenkandidatin Katharina Barley ist konkret die Quittung für Artikel 13. Den hatte die Regierung gegen den massiven Widerstand der Jugend durchgedrückt. Und die Retour für jahrelange Versäumnisse im Kampf gegen den Klimawandel. Und die gesamte Missachtund des digitalen Raums.

Die digitale Welt ist Lebensraum dieser Generation

Die digitale Welt ist eben Lebenswelt für diese Generation. Hier sind sie aufgewachsen und sozilisert werden. Hier findet alles von Liebe bis Entertainment statt. Und diesen digitalen Lebensraum wird die junge Generation verteidigen, wie die CSU Bayern verteidigt.

Nicht Rezo ist schuld, sondern die Parteien

An den katastrophalen Ergebnissen bei jungen Wählern für CDU und SPD ist deshalb nicht das phänomenale Video von Rezo schuld, sondern die Parteien mit ihrem Angriff auf diesen Lebensraum.

Natürlich müssen die Parteien digitaler werden in ihrer Kommunikation. Schon allein, damit nicht alle anfangen zu lachen, sobald sie mal eine YouTube ankündigen.

Eine Social Media Strategie wird keine jungen Wähler zurückbringen

Das wird ihnen sicher auch helfen zu verstehen, wie und wo junge Menschen kommunizieren und was sie beschäftigt. Aber eine Social Media Strategie wird ihnen keine jungen Wähler zurückbringen. Dazu muss eine andere Politik her. Denn die jungen Menschen wissen, welche Themen ihnen wichtig sind. Und das haben sie bei dieser Wahl gezeigt.

Kategorien
streamletter

Wie Instagram von TikTok kopiert, The Office nicht mehr bei Netflix streamen – streamletter

Stream Video 🎬

Disney übernimmt Hulu-Kontrolle

Disney macht seine Übernahme von Hulu komplett und kauf Comcast für mindesten 5,8 Milliarden $ raus. Comcast hatte nämlich als Gründungsmitglied ein Vetorecht. Eigentlich war Hulu ja mal das gemeinsame Projekt der großen amerikanischen TV-Sender NBC, ABC und FOX. Jetzt steht Disney für seine Streamingzukunft ganz gut da. Vermutet wird aktuell, dass Disney+ sich vor allem auf familienfreundliche Shows und Franchises konzentrieren wird. Und Hulu eher die erwachseneren Shows aus dem Umfeld von FX ausspielen wird.

Link: Variety – Disney Assumes Full Control of Hulu in Deal With Comcast

NBC zieht The Office zum Streamen von Netflix ab

Währenddessen versuchen sich Comcast und NBC, genau wie die anderen großen Studios und Sender seinen eigenen Plan aufzustellen. Ein Schritt: NBC hat angekündigt „The Office“ zum Streamen von konkurrierenden Streamingdiensten abzuziehen. NBC will seinen eigenen Streamingservice starten, der 2020 kommen soll, hat aber noch keinen Namen dafür. Und Warner/AT&T’s hat für „Friends“ Ähnliches angekündigt. 2018 hatte Netflix noch 100 Millionen Dollar bezahlt, um alle Friends-Staffeln streamen zu dürfen.

Warum ist das interessant?

Das ist deshalb interessant, weil „The Office“ wohl letztes Jhar die populärste Show auf Netflix war und laut Nielsen 52 Million Minuten „The Office“ gestreamt wurden.

Hier zeigt sich eine Lücke in Netflix-Portfolio: Während sie zwar eine Menge bingebarer Serien erschaffen haben, haben sie bis heute keine Franchise von der Größe von „Friends“ oder „The Office“ erschaffen. Und ich würde behaupten, das steht auch dem entgegen, wie Netflix Serien erschafft und aufbaut. „The Office“ und „Friends“ sind eben noch Überbleibsel aus der Fernsehzeit. Mit weniger starken, horizontalen Erzählbögen und einem damals noch massiven Publikum. Es sind auch eher „Feel Good“-Shows, die man nebenbei schaut und immer wieder. So eine Seichtigkeit ist diametral zu dem was eine Netflix-Serie bieten muss, damit sie überhaupt interessant ist und geschaut wird.

Links:

Stream Audio 🎧

Spotify will Stories und Deezer Redesign

Spotify arbeitet wohl an einem Redesign, das auch eine Art Story-Feature haben soll. Darüber sollen Künstler wohl Behind The Scenes-Material zur Entstehung von Songs und Alben teilen können. Erinnert ein bisschen an das gescheiterte Apple-Netzwerk „Ping“, mit dem Unterschied, dass Spotify bereits ein wichtiger Kanal für Künstler ist, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

Der andere Musikstreamingdienst Deezer hat sich auch ein Redesign verpasst. Allerdings beschränkt es sich hier wohl eher auf ein neues Logo und mehr Farben.

Links

Hörtipp: Matt Lieber im OMR-Interview

Matt Lieber verrät ein bisschen was aus seinem Business Gimlet Media. Unter anderem warum sie ihre Podcastfirma an Spotify verkauft haben. Es ging ihnen wohl vor allem um Daten und Discovery, die Spotify liefern kann. Denn die Frage „wie entdecke ich neue Podcasts?“ ist eine der großen Herausforderungen. Und große Marken sind inzwischen verwöhnt, was die Daten zu Werbeschaltungen angeht. Hier bietet die Plattform Spotify natürlich deutlich mehr als die kümmerlichen Downloadzahlen hinter einem RSS-Feed.

Link: Podcast-Pionier Matt Lieber: Deshalb ist das Podcast-Geschäft bald mehrere Milliarden wert

Wer neue Podcasts entdecken will kann auch mal auf meinlieblingspodcast.de vorbeischauen.

Stream Social 📱

IGTV ist ein Flop, deshalb kopiert Instagram jetzt TikTok

Instagram hatte ja noch nie ein Problem damit, erfolgreiche Features anderer Apps zu kopieren. /Hust, Stories, hust./ Und nun will man sich wohl bei TikTok bedienen, um dem eigenen Produkt IGTV auf die Sprünge zu helfen. IGTVs echter Erfolg lässt nämlich bis heute auf sich warten. Die Extra-App wurde schätzungsweise nur 4,2 Millionen mal weltweit installiert und ist in den App Charts nirgends zu sehen. Nun hat man IGTV ein Redesign verpasst, das an vielen Stellen an TikTok erinnert: Statt den Tabs “For You”, “Following”, “Popular” und „Continue Watching” gibt es jetzt einen zentralen Feed, in dem einem ein Algorithmus passende Videos präsentieren will – ganz ähnlich zu TikTok. Auch das seltsame, horizontale Scrollen wurde abgeschafft. Jetzt scrollt man passend zum Instagram-Format vertikal durch etwas, dass dem Snapchat Discover Bereich verdammt ähnlich sieht.

Noch ein interessantes Feature ist aufgetaucht: Jane M. Wong hat entdeckt, dass man nun Links zu einzelnen Instagram Stories teilen kann. Sehr spannend, um diese Form des Storytelling’s weiter zu verbreiten.

Links:

Rezo und „Die Zerstörung der CDU“

Ich würde es die Rache von YouTube für Artikel 13 nennen. Der YouTuber Rezo hat auf 55 Minuten die CDU und ihre Politik auseinandergenommen. Und das ganze nicht in einem einfachen Rant, sondern sehr detailliert mit Quellen, verschiedenen Themen usw. Das Spannede: Das Video geht durch die Decke und hat in wenigen Tagen 3 Millionen Views gesammelt – und das kurz vor der Europawahl. Und mit vielem was doch schneinbar der YouTube-Gesetzen wiederspricht (kurz). Wenn man genauer hinsieht entdeckt man aber eine geschickte Dramaturgie.

Wie es weiter geht? Lest nächste Woche mit:

[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
streamletter

Netflix-Marketing Budget, Prosiebens Streamingdienst Joyn und Zoff um Luminary – streamletter

Wir haben eine Menge nachzuholen, schließlich war erst der 1. Mai und dann
bin ich in der re:publica untergegangen. Deshalb jetzt los:

Bertram Gugel auf der Re:Publica 19

Stream Video 🎬

ProSieben Streamingdienst 7TV wird zu Joyn

7TV ist eigentlich noch recht frisch, wird nun aber wieder eingestampft, um direkt etwas neues zu werden: Joyn heißt der neue Streamindienst aus dem Hause ProSiebenSat.1. Joyn zeigt Livestreams von über 50 TV-Sendern, man will aber auch eigene Shows produzieren. Zum Beispiel die 3. Staffel der Comedy-Serie “Jerks” mit Christian Ulmen, eine Preview der neuen Serie „Die Läusemutter“ (Arbeitstitel), „Check Check“ (Arbeitstitel) mit Klaas Heufer-Umlauf und „Frau Jordan stellt gleich“ mit Katrin Bauerfeind. Außerdem sollen Maxime- und Eurosport-Inhalte integriert werden. Einzelne Fernsehformate sollen 7 Tage vor der TV-Ausstrahlung und 30 Tage danach zu sehen sein.

Das ist aber nicht die einzig neue Streamingplattform von ProSiebenSat.1: Unter dem Namen „Auto-Deutschland.TV“ bringt 7Sports nicht nur Reviews und Tests zu vielen Automarken, sondern auch DTM-Rennen live.

Netflix gibt 2,3 Milliarden $ im Jahr für Marketing aus

Diese zentrale Zahl habe ich aus Bertram Gugels Vortrag auf der Media Convention mitgenommen. Einfach nur einen tolle Serie zu produzieren reicht eben nicht. Die Nutzer kommen nicht von selbst. Auch die beste Mundpropaganda muss angeschoben werden. Das würde ich vielen gerne mit Edding hinter die Ohren schreiben. Aber auch sonst ist Betrams jährliche Analyse der Videolandschaft ein Muss. Er analysiert die wiederkehrenden Mechanismen, mit denen Plattformen Inhalte- und Videocreator locken und später fallen lassen. Und Betram hat sogar eine ambitionierte Idee, wie man diese durchbrechen kann.

Links

Stream Audio 🎧

Luminary und die offene Podcastwelt

Ein kleiner Skandal hat die Podcastingwelt in den USA bewegt: Der Start der mit viel Venture Capital unterstützen Plattform „Luminary“. Luminary möchte „das Netflix für Podcasting“ werden, in der man von Anfang an recht viel Geld für Original-Produktionen und Stars in die Hand nimmt – und auch Nutzer dazu bringt zu bezahlen. Nun sollte man per App aber auch ganz normale Podcasts abonnieren können und so integrierte Luminary schlicht viele offene Podcasts in die eigene App. Ob sie die Dateien wirklich auf eigenen Servern zwischengespeichert haben oder nur eine seltsame Art der Weiterleitung nutzten ist etwas unklar. Aber einige der größten Podcasts wie The Daily, The Joe Rogan Experience und auch alle Podcasts von Gimlet Media (wie Reply All), Anchor und Parcast zogen daraufhin ihre Shows von der App ab. Bei den letzten drei kein Wunder, gehören sie doch mittlerweile zu Spotify. Die besten Diskussion dazu habe ich im Accidental Tech Podcast mit Marco Arment gehört.

Podcast-Clips sharen mit Overcast

Marco Arment erwähne ich auch, weil er der Programmierer hinter Overcast ist – meiner Podcastapp of choice. Und mit Hilfe dieser App präsentierte er nur 1 Woche später wie er helfen möchte, die offene Podcastkultur zu stützen: Overcast macht es in der neusten Version recht, einfach (Video-)Clips bis zu einer Minute Länge aus der Podcastapp heraus zu teilen, zum Beispiel auf Instagram, Twitter und Co. Ein nützliches Feature für Podcastmacher und Fans.

Google listet Podcasts in der Suche…

Podcasts in der Google-Suche

… und integriert sogar einen Player auf seinen Suchergebnisseiten. Diese spanende News wurde auf der Google I/O verkündet. Das ist insofern interessant, da Google Podcasts bislang eher halbmotiviert behandelt hat. „Google Podcasts“ git es zum Beispiel bis heute nicht in Deutschland und die dazugehörige App gibt es bis heute auch nicht für iOS. Das Player Feature in der Suche funktioniert aber sofort auf Desktop und Mobile.

Google Podcast Suche - Ergebnisseite
Podcasts in der Google-Suche

Gabor Steingart rechnet sich seine Zahlen schön

Podcasts und Zahlen sind so eine Sache. Dass diese nicht öffentlich sind ist einerseits ein Segen. Andererseits gibt es dadurch auch keine einheitliche Währung. Und so kann sich jeder seine eigene suchen. So auch Steingart: 416.000 Mal werde das Angebot pro Woche heruntergeladen. Eine eher unübliche Einheit und das Ganze dann noch mit Tageszeitungsabonnenten zu vergleichen, ich weiß ja nicht… Der Deutschlandfunk hat das Problem gut zusammengefasst.

Links

Stream Social 📱

The Kids are Alt-Right

3 Jahre lang haben sich Patrick Stegemann und Sören Musyal durch die rechte Szene auf YouTube geklickt – und dabei gefunden wie Rechte Influencer aufgebaut werden und ihre Botschaften in der Logik der Plattform präsentieren und unterschwellig verbreiten.

Das Facebook Team, das mit dem Christchurch Shooting umgehen musste

Apropos Rechte die ihre Botschaften über die sozialen Plattformen verbreiten: Der News Yorker hat einen Einblick in das Facbook Team gewonnen, dass sich mit den Nachwirkungen auf der Plattform herumschlagen musste: „We know, for example, that people will begin to create fake accounts in the killer’s name,” he told me. “We know people begin to role-play mass murders; we know we see merchandise that starts to capture this tragedy. Taking down the video is just one part.”

Links:

Ich habe heute schon 2 Empfehlungen für re:publica Talks mitgegeben, muss aber zugeben, dass ich selbst dieses Jahr nicht sonderlich viele Talks vor Ort gesehen habe. (Hof, Sonne, Bier) Aber vielleicht hast du ja noch einen Tipp für mich und die anderen streamletter-Leser für einen Talk, den es sich lohnt nachzuschauen. Dann schick mir den doch einfach. Vielleicht können wir dann nächste Woche eine kleine Sammlung präsentieren.

[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
Flimmern & Sehen TV Tipp

Macht Netflix den Serien-Konsum internationaler?

Achtung! Es wird jetzt gleich ein bisschen politisch – und das ist noch lange kein Grund, damit aufzuhören, diesen Text zu lesen. Politik soll jetzt bitte kein Trigger sein, der dazu führt, dass Ihr abbrecht. Einerseits ist Politik alles andere als langweilig, und andererseits geht es gleich mit Aliens aus Japan weiter, mit einem Superhelden aus der Türkei und einem südafrikanischen Polizisten, der keine Schmerzen mehr spürt.

Wir reisen zurück ins Jahr 1995. Der Politikwissenschaftler Benjamin Barber veröffentlichte sein Buch „Jihad vs. McWorld“, in dem es darum ging, dass (so beschreibt der Tages-Anzeiger das Werk kurz nach den Anschlägen des 11. September 2001) „es eine sehr enge Beziehung gibt zwischen den reaktionären Kräften des Islam und den Kräften von Modernität und Technologie. Jihand, die Ideologie des Heiligen Krieges im radikalen Islam, hat die Kräfte von McWorld benutzt, um McWorld zu zerstören“.

Was, verdammt, ist aus dieser kleinen, feinen Streamingkolumne geworden? Was macht dieser Professor für Zivilgesellschaft auf einmal hier?

Fersehen geprägt von den USA – oder eine Portion McWorld, bitte!

MacGyver Baywatch A-Team streamen

Ich finde es schön, dass Ihr noch hier seid. Und vergessen wir mal schnell den Jihad, sondern betrachten McWorld. Damit meint Barber nämlich vor allen Dingen die USA. Und Geduld! Der Zusammenhang wird gleich klar. Wirklich.

„McWorld ist das Produkt einer vom expansionistischen Kommerz hervorgetriebenen Massenkultur“, schreibt er. „Die Schablone ist amerikanisch. Die Waren sind sowohl Gegenstände wie Ikonen, ebenso ästhetische Kennmarken wie Markenerzeugnisse. Es geht um Kultur als Ware, um Accessoires als ideologische Versatzstücke.“

Wir nähern uns dem Punkt, der für dieses kleine Kolümchen wichtig wird. An anderer Stelle schreibt der Politikwissenschafter nämlich: „Wie andere Bestandteile der Kultur von McWorld werden Filme und Videos um so einheitlicher, je globaler sie verliehen werden.“ Mehr und mehr Menschen rings um den Globus würden sich Filme ansehen, die immer geringere Abwechslung böten. „Nirgends ist die amerikanische Monokultur offensichtlicher oder gefürchteter als in Filmen und Videos“.

Serien streamen von außerhalb der USA: Wo man Exoten geboten bekommt

Damals, vor einem guten Vierteljahrhundert, war das wohl so. Man zappte sich, egal, wo man sich aufhielt, durch das Fernsehprogramm und sah amerikanischen Kram. MacGyver, das A-Team, Baywatch. Sowas. Und egal, ob man in Schweden in einem Hotelzimmer lag, in Argentinien, Australien, Spanien oder Italien. McWorld breitete sich aus.

Und jetzt?

Jetzt kommen wir, jaja, endlich zu dem, was diese Kolumne ausmacht – nämlich zum Kuratieren von Popkulturgütern aus der großen, weiten Welt der Streamingdienste.

Amazon Prime wie auch Netflix produzieren nämlich nicht nur McWorldiges, sondern auch für regionalere Märkte – und das kann (je nachdem, wie weit man sich von seinen eigenen Sehgewohnheiten entfernt) sehr seltsam rüberkommen. Deshalb möchte ich jetzt nicht Erfolgsserien wie das spanische „Haus des Geldes“ erwähnen, schwedische Serien wie die jüngst erschienene Coming-of-Age-Schulmassaker-Thrillerserie „Quicksand“ oder diverse japanische Animes.

Ich suche nach den Exoten. Es folgt: eine subjektive Auswahl nicht-amerikanischer und nicht zu europäischer Serien inklusive der Minuten, die ich in diesen merkwürdigen Medienmysterien verbracht habe.

Beim Japanische-Serien-Streamen stinkt’s!

Man nehme die japanische Serie „Businessmen vs. Aliens“. Ich habe die erste Folge 9 Minuten und 16 Sekunden ausgehalten. Der Humor ist, sagen wir, leicht pubertär, so wie auch manche Mangas und Animes eher albern sind. Nachdem die Menschen, die gegen die Außerirdischen ausgewählt worden sind, darüber aufgeklärt worden, dass sie für die Aliens einfach sehr, sehr widerwärtig müffeln, und sie deshalb gegen sie kämpfen sollen, stellte ich die Serie aus.

Und es war mehr als Overacting dabei. Over the top.

Ein anderes Humorverständnis.

Ganz ähnlich erging es mir bei der südkoreanischen Serie „Man to Man“, deren Pilotfolge ich nicht bis zum Ende ausgehalten habe (immerhin habe ich aber knapp 50 Minuten von 66 Minuten ausgehalten).

https://www.youtube.com/watch?v=9zBNP3fXu0I

Ein Scharfschütze wird für einen Auftrag rekrutiert, und was eine knallharte Actiondramaserie hätte werden können, ist eine Actiondramaserie mit hohem Albernheitsfaktor geworden. Ja, selbst für meine Sehgewohnheiten war das ganz schön albern.

Poledancing und Plottwists

Genauso erging es mir bei der ebenfalls südkoreanische Spielshow „Busted“ auf Netflix, in der mir nicht bekannte K-Pop-Stars in fiktiven Rollen irgendwelche Aufgaben lösen müssen á la „Fort Boyard“ (die Älteren unter uns werden sich an das Original erinnern, die Jüngeren werden die Neuauflage auf Sat 1 aus dem Jahr 2018 sicherlich nicht gesehen haben).

Ich habe mir immerhin die erste von zehn ungefähr 90-minütigen Folgen vollständig angetan – vielleicht auf Grund des hohen Skurriliätslevels. Die Teilnehmer müssen einen Mordfall lösen, dürfen nicht aus ihren Rollen fallen und müssen gleichzeitg Hindernisparcours überstehen, Poledancing praktizieren, sich aus einem Escape Room befreien und vor allen Dingen: Die Plottwists mitspielen, die sich die Autoren ausgedacht haben.

Auf die südafrikanische Serie „Shadow Khumalo“ hatte ich mich sehr gefreut, als ich den Trailer gesehen hatte.

Der Protagonist der Serie ist als Kind von einem Blitz getroffen worden und spürt deshalb keine Schmerzen mehr. Als Polizist kann das von Vorteil sein.

Was es bei „Shadow Khumalo“ gibt: Große tarantinoeske Wummen, Action – und: ein Zeitgeist, den man aus den frühen neunziger Jahren kennt.

Gesehen habe ich die erste Folge rund 17 Minuten. Gestört hat mich der flache, pubertäre Humor: Zum Beispiel nahm eine Frau einen Bekannten dabei auf, wie er sich in ihrer Wohnung unbeobachtet fühlte und ihre Kleider anzog, ihren Büstenhalter, ihren Tanga, ihre Schuhe und durch die Wohnung tänzelte. Hm.

Die Frage, die ich mir dabei stellte, war: Warum?

Brasilianische Serie: Ein besseres Leben

Gut fand ich die brasilianische Netflix-Serie „3 %“, von der ich die komplette erste Staffel angeschaut und mich dabei sehr unterhalten gefühlt hatte.

Drei Prozent der Bevölkerung können mit einem Auswahlverfahren aus der Armut fliehen und ein besseres Leben erhalten – technisch fortgeschritten, im Reichtum schwelgend, bis an ihr Lebensende. Dystopisch und sehr, sehr spannend! Ich freue mich auf die zweite Staffel, die es schon seit Längerem auf Netflix gibt.

Nett war auch die türkische Serie „The Protector“ – eine Superheldenserie, die in Istanbul spielt.

Hakan wird zum „Protector“, der (wie sollte es auch anders sein?) die Welt vor diversem Übel retten muss. An einer Stelle in der Staffel wird ausgiebig ein Sportwagen als etwas verdammt Geiles präsentiert. Da zeigt sich dann vielleicht doch der Kulturunterschied?

Pop, Politik und Penunsen

Aber es geht auch andersrum: Die deutsche Netflix-Serie „Dark“ soll in den USA sehr gut gelaufen sein und gute Kritiken bekommen haben. Infiltriert die deutsche Gaststättenwelt jetzt McWorld?

Also: Die Streaminganbieter produzieren Serien für die einzelnen, regionalen Märkte. Es gibt italienische Serien, polnische Serien („1983“ ist übrigens sehr, sehr lahm meines Erachtens), dänische Serien und so weiter und so weiter. Heißt das, dass es McWorld nicht mehr in Benjamin Barbers Sinne gibt, sprich: dass die USA mit ihren Serien global und penetrant die amerikanische Kultur verbreiten?

Auf der einen Seite überwiegen US-Serien natürlich noch immer. Und auf der anderen Seite geht es doch überhaupt nicht um Politik. Auch damals ging es hauptsächlich um Pop und Penunsen. Geld! So einfach ist das. Und um in den einzelnen Ländern möglichst viele Abonnenten anzuwerben, um möglichst viel Geld zu verdienen, bedienen die Streamingdienste die regionalen Sehgewohnheiten. Die dann aber auch weltweit abgerufen und in etlichen Ländern angeschaut werden können. Teilweise mit Untertiteln, teilweise synchronisiert.

Und was lernen wir aus alldem?

Wir lernen, dass dem Kapitalismus noch immer der Profit am wichtigsten ist, egal wie vermeintlich wohlwollend viel Geld er in regionale Märkte steckt. Und das muss reichen für einen Wissensgewinn, den eine kleine Kolumne wie es diese hier ist bieten kann. So.

In der nächsten Folge von „Der Kurator“:
ALLES ALLTAG! ODER NICHT?

Das Wichtigste aus der Streaming-Welt per Newsletter

Im streamletter fassen wir einmal die Woche das Wichtigste aus der Welt des Streamings zusammen. Sei es Netflix vs. Apple, Disney+ oder Spotify und Podcasts. Wenn dich das interessiert abonniere den streamletter und bekomm auch die nächste Ausgabe vom Kurator.
[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
Bewegen & Beschäftigen

Game of Streams, Netflix probierts mit Zufall und Spotify ist gar nicht für Musikfans

Stream Video 🎬

Game of Thrones Streams

890.000 Streams gab es am Starttag für die erste Folge „Game of Thrones“ der finalen Staffel bei Sky. Das schließt alle Dienste ein, wie Sky Go, Sky Ticket und Sky on Demand. Das ist eine Steigerung um 216% im Vergleich zum Start von Staffel 7. Ich hatte ja versprochen, die Zahl zu den Game of Thrones Streams nachzuliefern.

Abgesehen davon finde ich es auch spannend, wie der Release der 8. Staffel „Game of Thrones“ parallel bei YouTube begleitet wird. Behind the Scenes Content, der sonst in DVD-Extras versauert wäre, landet so regelmäßig in den Trends und begleitet im Streamingzeitalter die Vorfreude rund um das weltweite Event.

Netflix spielt mit zufälliger Episodenreihenfolge

Die unkenrufe, dass man sich in all der Auswahl nicht entscheiden kann und das das Kommitment für eine lange Serie bei Netflix zu hoch ist, scheint den Konzern tatsächlich zu beschäftigen. Das legt zumindest ein Beta-Test nahe. Demzufolge testet Netflix bei ausgewählten Shows eine „Play Popular Episode“ Funktion und eine Shuffle-Taste um Folgen in beliebiger Reihenfolge wiederzugeben. Das funktioniert natürlich nicht bei den epischen, horizontalen Ezählbögen, die Netflix erst so richtig ermöglicht hat. Dementsprehcen sind in Test bisher The Office, New Girl, Arrested Development und die Eigenproduktionen Our Planet und Love, Death, Robots aufgetaucht.
Episoden durcheinander und in falscher Reihenfolge, fast wie im guten alten Fernsehen.

Links

Stream Audio 🎧

Spoiler: Spotify geht es gar nicht um Musik

Das neue Buch „Spotify Teardown“ blickt hinter die Mechanismen von Spotify. Denn natürlich steckt dahinter gar nicht nur Liebe zu Musik, sondern vor allem wertvolle Daten. Und so ist der optimale Spotify-Nutzer wohl gar nicht der Musik-Liebhaber, sondern derjenige, der versucht seine Stimmung mit passenden Playlisten zu regulieren. Also etwa Listen wie „Perfect Music for Concentration/Relaxation/Workout“. Denn daraus lassen sich viel leichter passende Werbeangebote schnüren. Spotify wollte die Forschung hinter diesem Buch übrigens verhindern.

Hör-Empfehlung: Gucken & Trinken

Ich habe es über Ostern doch tatsächlich geschafft meinen eigenen Podcast wiederzubeleben: „Gucken & Trinken“. Das Konzept ist relativ simpel: Wir besprechen Filme und trinken dabei die passenden Drinks. Am Wochenende haben wir uns „Bad Times at the El Royale“ angeschaut. Eine fantastische Geschichte mit erschreckend wahrem Kern. Aber hört selbst.

Links

Stream Social 📱

YouTube: Eigentlich wollten wir nur Werbung machen und jetzt müssen wir uns mit Politik rumschlagen

Gut, vielleicht ist meine Überschrift etwas unfair, aber von vorne. Susan Wojcicki ist CEO von YouTube und hat es dabei geschafft erstaunlich lange im Hintergrund zu bleiben, wenn es um die Verantwortung von Plattformen geht. Bei Hasskommentaren waren immer erstmal Facebook und Twitter dran. Bis dieses Jahr. Da jagt ein Skandal den nächsten. Dabei ist Suan Wojcicki eigentlich Werbe- und Marketingfrau und sollte vor allem den Umsatz steigern. Nun geht es um Pädophilie, lebensgefährliche Challenges und Verschwörungstheorien. Ihr job „is to be something like the standards czar of an anarchic civilization“. Im Portrait der NYT wird die Frau hinter der wichtigsten Videoplattform vorgestellt und zeigt welche schwierigen Entscheidungen sie zu treffen hat. Ein Gegengewicht zu dem Bloomberg-Artikel von neulich, der der YouTube-Führung vorwarf vor Problemen die Augen zu verschließen. Kleiner Fun-fact: Das YouTube Rewind 2018 Video fanden sogar ihre Kinder cringy.

Vine-Nachfolger Byte in der Beta

Vine hat mobile Video so ein bisschen erfunden. Die 12-Sekunden Clips glänzten durch eine eigene Erzählweise und brachten einige Stars hervor. Dann wurde die App von Twitter aufgekauft und eingestampft. Nun haben die damaligen Gründer schon vor einigerzeit angekündigt an einem Nachfolger zu arbeiten: Byte. Und dieser ist nun in eine geschloßene Beta gestartet. Die ersten Screenshots erinnern doch sehr an TikTok. Undas ist vermutlich auch die Frage: Gibt es in Zeiten von etlichen (Instagram) Stories und dem Erfolg von TikTok noch einen Platz für Byte?

Links

Das war eine Ausgabe des streamletter. Willst du die nächste nicht verpassen? Dann bitte:

[mc4wp_form id=“7860″]

Kategorien
streamletter

Disneys macht Kampfansage, YouTube hielt Notre-Dame 🔥 für Verschwörung

Dieses Mal beschäftigen uns die Kampfansage von Disney, die Irrungen von YouTube und der amerikanische Podcast-Konsument.

Stream Video 🎬

Disney stellt Disney+ für nur 6,99$ vor

Disney hat endlich Details zu seinen Streamingdienst Disney+ verraten – und falls die Streamingwars nicht sowieso schon im vollen Gange sind, war das definitiv eine Kampfansage. Die Plattform strotz nur so vor Content:

Da sind schon mal 18 Pixar Filme, alle Star Wars Filme, eine zwei exklusive Star Wars-Serien, Marvel Titel wie Black Panther, 250 Stunden Programm von National Geographic, der gesammelte Inhalt des klassischen Disney Vaults und 30 Staffeln Simpsons.

Deutschlandstart von Disney+

In den USA soll es am 12. November 2019 losgehen für einen Einstiegspreis von nur 6.99$. In Deutschland sollte der Dienst bis März 2020 verfügbar sein.

Das wird heftig für Streamingkonkurrent Netflix, der in Deutschland gerade erst die Preise auf mindestens 11,99 € angehoben haben.

Der kürzlich vorgestellte Apple+ Dienst sieht gegen diese Masse an Inhalten ebenfalls alt aus. Vermutlich hatte man in weiser Voraussicht deshalb in Cupertino noch keine Preise verraten. Vielleicht verschenkt man es ja nun lieber im Paket mit Apple Music.

Kinos verkaufen 2018 17 Millionen weniger Tickets

Meist schauen wir hier ja auf den Vergleich Streamingdienste vs. Klassisches TV, aber auch das Kino hat es schwer. 2018 verkauft man 17 Millionen weniger Tickets, das ist ein Rückgang von 14% im Vergleich zu 2017. Und Schuld sind natürlich Netflix & Co.

(Nicht etwa das ein Besuch im Cinestar zu zweit mit Popcorn 50 € kostet und man sich noch eine nervige Dreiviertelstunde Werbung geben muss.)

Links 

 

Stream Audio 🎧

Der amerikanische Podcast-Konsument

Edison hat seine jährliche Podcast-Studie veröffentlicht und sich angeschaut, was der typische Podcast-Konsument so macht: Er hört im Durchschnitt 7 Podcasts in der Woche, hört vor allem zu Hause und interessiert sich für Musik. Außerdem kauft er vermutlich lieber Marken, die er schonmal in einem Podcast gehört hat.

Über die Hälfte aller Amerikaner ab 12  Jahren hat inzwischen schonmal Podcast gehört. 43% der monatlichen Hörer hören auf Spotify.

Podcastempfehlung: Logbuch:Netzpolitik

Seit fast 300 Folgen und bald 8 Jahren fassen Linus Neumann und Tim Pritlove relativ regelmäßig die netzpolitischen Ereignisse in Deutschland und Europa zusammen. Ich bin tatsächlich ein Hörer der ersten Stunde. Höchste Zeit das Ding mal zu empfehlen. Die aktuellsten zwei Folgen bieten sich dafür besonders an, denn zunächst gibt es da einen unterhaltsamen Rückblick auf den Weg des Julien Assange und die neuste analysiert mit Gast Frank Rieger das IT-Sicherheitsgesetz.

Links

 

Stream Social 📱

 37% des mobilen Internet-Traffics geht auf YouTubes Konto

mobiler Internettraffic YouTube, Disney+

Falls du vom Social Media Watchblog rübergekommen bist: Herzlich willkommen! Dann kennst du diese Zahl vermutlich auch schon. 37% des weltweiten mobilen Traffics geht auf YouTube zurück. Snapchat hat 8,3%, Instagram 5,7% und Facebook Video 2,5%. Netflix nur 2,4%. Hier kann ich mir Videos aber für unterwegs auch vorher speichern.

YouTube hält Notre Dame-Brand für eine Verschwörungstheorie

Unter den Livestreams einiger großer Sender wie France24 und CBS, blendete YouTube Links zu den Terroranschlägen vom 11. September ein. Die weiterführenden Informationen der Encyclopedia Britannica und von Wikipedia waren eigentlich YouTubes Antwort auf grassierende Verschwörungstheorien.

Hier zeigt sich mal wieder, wie schwer sich Algorithmen mit dem Erkennen von Inhalten wirklich tun. Herzlich willkommen Artikel13 an dieser Stelle.

YouTube arbeitet an einer „Quality Watchtime“-Metrik

Aber vielleicht hat YouTube darauf ja bald wieder eine neue Antwort. Laut Bloomberg will YouTube in Zukunft nicht einfach nur darauf achten wie lange Nutzer auf der Seite sind, sondern auch ob sie konstruktive Inhalte schauen. Wie YouTube das herausfinden will ist noch etwas fraglich. Natürlich soll das automatisiert gehen. Siehe oben.

Links:

Das Streaming Highlight der Woche war natürlich #GameofThrones. Schon mit der linearen PayTV Ausstrahlung holte Sky nachts einmal 600.000 und dann nochmal 540.000 Zuschauern. An den Streamingzahlen bin ich noch dran. Die liefere ich dann nach. Um das und andere News nicht zu verpassen, abonniere den streamletter.

[mc4wp_form id=“7860″]