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Ein Penner mit ’ner Shotgun (Trailer)

Das Wort „Hobo“ steht im Englischen für Vagabund, Landstreicher oder Penner und „Hobo with a shotgun“ war einer der „Faketrailer“ die es ((in den USA und Kanada)) zwischen dem Grindhouse Feature aus Quentin Tarantinos „Death Proof“ und Robert Rodriguez‘ „Planet Terror“ zu sehen gab.

Wobei, Fraktrailer ist nicht mehr richtig. Dachte ich bislang, nur „Machete“ würde den Sprung vom zwei Munten Trailer auf die Kinoleinwand machen, hat sich inzwischen auch „Hobo with a Shotgun“ auf abendfüllende Länge gedehnt. Die Filmemacher um Jason Eisener hatten damals den von Rodriguez auf dem SXSW ausgerufenen Grindhouse Trailerwettbewerb gewonnen und das positive Feedback zu ihrem vigilanten Penner hat es ihnen wohl erlaubt das Projekt weiter zu verfolgen.

Die Rolle des Hobo ist  Rutger Hower zu gefallen. Hobo obliegt es in dem Film allerhand kriminelles Pack blutrünstig niederzumähen. Mörder, korrupte Polizisten, pädophile Weihnachtsmänner. Dabei hilft ihm seine Shotgun. So viel zur Story, nun zum Trailer ((Er ist „unrated“. Ich würde mal spontan sagen ab 18. Frühestens.)):

Zum Vergleich noch einmal der ursprüngliche Trailer aus dem Grindhouse-Feature. David Brunt, der hier noch den blutdürstigen Hobo verkörpern durfte, wird im fertigen Film die Rolle eines Cops übernehmen.

Einen tiefen Einblick in den Enstehungsprozess und hinter die Kulissen mit zum Beipsiel Videos zum Dreah erlauben die Macher auf ihrem Blog.

Die anderen Faketrailer, den Machetetrailer und mehr zum Grindhouse Feature gibt es hier.

[via Blogbuzzter]

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Was meint ihr zu dem Trailer? Sieht es so aus, als hätte Rodriguez hier ein neues Talent entdeckt oder wirkt es nur wie B-Ballerorgie mit viel roter Farbe?

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Von zotigen Bullen und krawalligen Anwältinnen

Wenn man sich nicht gerade für Fußball interessiert hat, gab es in den letzten Monaten eigentlich keinen Grund, um Sat.1 seine Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken. Zu viel ist bei dem Privatsender in letzter Zeit schief gelaufen. Die Rückkehr von Johannes B. Kerner verlief mehr als schleppend; sein wöchentliche Talkshow fuhr miserable Quoten ein. Wie groß die Not offensichtlich war und ist, zeigte sich nicht zuletzt daran, dass ausgerechnet Kerner, nachdem er sich noch wenige Monate zuvor unqualifiziert über den Kurznachrichtendienst Twitter lustig gemacht hatte, urplötzlich einen Twitterkanal für seinen Talk, den niemand sehen wollte, einrichtete. Auch der zweite Einkauf, den Sat.1 von den Öffentlich-Rechtlichen tätigte (Oliver Pocher), mochte nicht wirklich zünden.

Das allerdings kam weniger überraschend, zeigte sich doch in den Jahren zuvor Woche für Woche, dass ein sichtlich gelangweilter Harald Schmidt völlig ausreichte, um Pocher in seine Schranken zu verweisen. Zu allem Überfluss werden die wenigen Formate mit Potential, die der Sender sein eigen nennt, zu oft an sogenannten Fun-Freitagen am Zuschauer vorbei verheizt (siehe z.B. „Pastewka“). Wohlgemerkt, wir reden hier von dem Sender, der noch vor einigen Jahren mit der Serie „Edel & Starck“ die Referenz deutscher Serienunterhaltung definierte.

Man durfte also durchaus gespannt sein, als bekannt wurde, dass Sat 1 zwei neue, eigenproduzierte Serienformate ins Rennen schicken würde, um das Programm am Montagabend, das bislang vor allem aus alten Filmkonserven bestand, zu füllen. Seit zwei Wochen laufen nun „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ jeden Montag Abend um 20.15, bzw. 21.15 Uhr, und buhlen um die Gunst der Zuschauer. Und auch wenn bei weitem noch nicht alles Gold ist was glänzt, so kann man dem Sender durchaus bescheinigen, mit diesen zwei Serien einen Schritt in die richtige Richtung getan zu haben.

Es gilt nun für den Zuschauer zu entscheiden, ob dieser Versuch von Erfolg gekrönt sein wird, oder ob die Dominanz amerikanischer Serien im deutschen Fernsehprogramm weiter anhält. Nachdem Sat.1 mit den Quoten in der Pilot-Woche durchaus zufrieden sein konnte, musste in der zweiten Woche bereits ein Quotenrückgang verkraftet werden. Dabei zeigte sich der deutschsprachige Feuilleton tendenziell durchaus angetan von den beiden Serien; vor allem „Danni Lowinski“ bekam äußerst starke Kritiken.

Der letzte BulleEin wenig ambivalenter wurde da schon „Der letzte Bulle“ besprochen. Die Geschichte, um einen Polizisten, der nach zwanzig Jahren aus dem Koma erwacht, im Übrigen mitnichten ein Novum, ähnliche Formate liefen bereits in den USA und Großbritannien mit mäßigem Erfolg, veranlasste zum Beispiel die Kollegin von SPIEGELOnline zu einem beißendem Verriss, in dessen Zuge sie der Serie rund um den von Henning Baum verkörperten Protagonisten „zottigen Popo-Klaps Humor“ attestierte. Ob man nun im Fall dieser Serie gleich die Gender-Karte ziehen muss, sei einmal dahingestellt. Immerhin ließ es sich die vom „Achtziger-Jahre-Cop“ Geklapste  nicht nehmen, wenig später selbstbewusst zurückzuklapsen.

Wahr ist allerdings, dass „Der letzte Bulle“ in seiner Machart in die Rubrik seichter Fernsehunterhaltung fällt, was natürlich aber kein Makel sein muss, ganz im Gegenteil. Letztlich lebt die Serie von ihrem krawallig aufspielenden Hauptdarsteller, der sichtlich Spaß daran hat, einen Mann zu spielen, der in unser mittlerweile umfassend vernetzten Welt keinen blassen Schimmer von Google, Handys & Co besitzt.

danni Lowinski„Danni Lowinski“ hingegen gibt sich bei all dem Humor der die Serie durchzieht schon um einiges ernster. Die aus der Feder von Marc Terjung stammende Serie, der sich einst auch schon für die famose Screwball-Serie „Edel & Starck“ verantwortlich zeigte, erweist sich dabei als Paraderolle von Annette Frier, die lustig sein kann, aber eben nicht muss. „Danni Lowinski“ handelt von einer Anwältin (Frier), die keine Anstellung gefunden hat.

Eine Lösung für dieses Problem ist jedoch schnell gefunden. Lowinski bietet ihre Rechtsberatung einfach in einer Einkaufspassage feil; zum Tarif 1 Minute = 1 Euro. Bereits in der zweiten Folge tauchte die Serie tief in die gegenwärtige Lebenswirklichkeit der deutschen Gesellschaft ein. Die Geschichte um einen nach dem Tod seiner Frau allein erziehenden Vater, der von seiner Nachbarin in Zeiten „wo Kinder in Blumenkästen gefunden, oder totgeschüttelt werden“ beim Jugendamt angezeigt wurde, bewies wie Unterhaltung funktionieren kann, ohne es sich zu einfach zu machen. Sollte den Drehbuchschreibern auch weiterhin der Spagat zwischen humoresker Unterhaltung, natürlich darf man Frier eine durchaus unkonventionelle Interpretation der Juristerei erwarten, und brandaktuellen Themen gelingen, darf insbesondere von „Danni Lowinski“ noch Einiges erwartet werden.

„Der letzte Bulle“ – Montags 20.15 Uhr, Sat.1 , „Danni Lowinski“ – Montags 21.15 Uhr, Sat.1
Bildrechte: „Der letzte Bulle“ © Thomas Pritschet – Sat1; „Danni Lowinski“ © Frank Dicks – Sat1

mitten hinein in die gegenwärtige Lebenswirklichkeit der deutschen Gesellschaft

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Erste Alice im Wunderland Verfilmung online

Alice im Wunderland ist eine wunderbare Novelle von Lewis Carroll, die 1865 das erste mal veröffentlicht wurde und wir alle haben wohl noch die ebenso wunderbare alte Disney Verfilmung im Kopf. Ebenso wunderbar verspricht die Tim Burton Verfilmung zu werden und das scheint mir einer der most anticipated Filme zur Zeit zu sein. Die erste Verfilmung der Geschichte ist aber viel älter: Schon 1903 machten sich Cecil Hepworth und Percy Stow daran Alice und ihre Abenteure mit dem weißen Hasen auf 35mm zu bannen. Mit 12 Minuten war der Film damals einer der längsten Englands, die restaurierte Fassung oben hat es immer hin geschafft acht davon wieder herzustellen.
[via Kraftfuttermischwerk]

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Mediatheken-Rundschau: Atomlüge, Anstalt, Burma

Zeit für eine neue Runde der Meditheken-Rundschau. Wieder rein öffentlich-rechtlich, will uns das was sagen? Es geht um Atomkraft, Burma und verrückte in der Poltik:

Der NDR hat Fragen gestellt, an die Atomkraftwirtschaft, die uns eigentlucg gerne überzeugen will, dass Atomstrom sauber, sicher, unschlagbar effizient, billig und quasi unersetzbar ist. Aber man fragte doch mal nach den Risiken sind die Antworten auf einfache Fragen ziemlich erschütternd. „Die Atomlüge“
(mit zusätzlicher Empfehlung auch von Spreeblick)

Mediatheken

In Burma/Myanmar müssen nicht einmal Fragen gestellt werden um zu erschüttern, es reichte die Kamera einzuschalten und draufzuhalten. Aber schon alleine das ist gefährlich genug, nur wenige trauen sich. Der dänische Regisseur Anders Østergaard hat nun die Aufnahmen einiger engagierter und mutiger junger Journalisten aus dem Land zusammengeschnitten, die die Geschehnisse im September 2007 bei dem Protestmarsch der buddhistischen Mönche dokumentieren. „Burma VJ“

Nach dieser schweren und bedrückenden Kost möchte ich doch mit etwas Lustigerem schließen. Wobei angesichts  dem Betragen unseres Außenministers und Vizekanzlers Westerwelle vergeht ja sogar den Kabarettisten das Lachen. Trotzdem die aktuelle Folge von „Neues aus der Anstalt“ mit den Gästen Joseph Harder, Volker Pispers und Inventar Jochen Malmsheimer.
„Neues aus der Anstalt“

Für Tipps zur Mediatheken-Rundschau bin ich jederzeit offen, entweder via Twitter oder per Mail: kontakt [at] netzfeuilleton.de.

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Mediatheken Rundschau: Die ganze Nacht FDP & Comedy

Zeit mal wieder für eine kleine Mediathekenrundschau:

Die „heute show“ läuft ab sofort freitags und das wöchentlich. Damit ist man zwar immer noch nicht „daily“, aber ich muss sagen Oliver Welke uns sein Team kommen Jon Stewart doch an einzelenen Stellen immer näher. Das Team ist übrigens angewachsen und hat mit Carsten van Ryssen und Bettina Lamprecht Verstärkung bekommen.

Keine Verstärkung mehr geben kann „Neues aus der Anstalt„, dass am alten Sendeplatz durch den „Audienceflow“ wohl Quotenmäßig Schützenhilfe geben konnte, was jetzt anscheinend wegfällt. Aber wir sind ja hier online und deshalb interessieren uns Quoten herzlich wenig und wir schauen Sendungen wann und in welcher Reihenfolge es uns beliebt.

Medithaken-Rundschau

Aber auch Online kann man sich treiben lassen, so habe ich gestern zufällig eine alte Harald Schmidt Show mit Roger Willemsen zu Gast gesehen, um dann festzustellen, dass dieser auch in der aktuellen Folge dem Late-Night Talker die Ehre erweist.

Apropos Spät Nachts: Bei Arte gibt es wieder eine neue Folge von „Durch die Nacht…“, diesmal sind wir dabei, wie Kabarettist & Schauspieler Joseph Harder und der Schriftsteller Daniel Kehlmann Wien und sich gegenseitig erkunden.

Panorama hat auch wieder einiges erkundet, zum Beispiel was aus den Sparvorhaben der FDP geworden ist.

Das wars mal wieder, wer weiter Tipps und Hinweise auf spannende Sendungen hat, einfach per mail kontakt [ät] netzfeuilleton . de melden oder via Twitter. Wer keine Tipps verpassen will, abonniert am besten den RSS-Feed.

UPDATE: Ich möchte noch einen Tipp hinterherschieben: Und zwar hat 3sat gestern in seiner Sendung „neues“ ein wenig die Spezies der Digital Natives erkundet. Ich weiß nicht wer von euch sich dazu zählt, aber vielleicht wollt ihr ja wissen, was man so von euch denkt und die anderen wollen vielleicht endlich diese sagenumwobene Computergeneration verstehen.

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It’s only funny until someone gets bored

Ich hab gestern mal wieder die Simpsons im TV gesehen. Neue Folge. HD-Qualität. Sauber geschliffen die Zeichnungen (wenn man sie denn noch als solche bezeichnen kann), gestochen scharf und brilliant die Farben. Beschimpft mich als fortschrittsfeindlich, aber den neuen Look möchte ich schlicht als „leblos“ zusammenfassen. Keine drastisch überzeichneten Fratzen mehr, keine cartoonesk-überzogene Dynamik in den Bewegungen. Alles fehlerfrei und glattgeharkt wie ein deutscher Schrebergarten. Doch über all diese sterilisierten Oberflächlichkeiten könnte ich gelassen hinwegsehen, gäbe es nicht ein viel schlimmeres Problem: Ich kann einfach nicht mehr drüber lachen! Bestenfalls ein sich schon fast schämendes Schmunzeln, das sich allzu selten durch die in Ernüchterung erstarrten Gesichtsmuskeln kämpft, erinnert daran was diese Serie mal für mich bedeutet hat.

Als ich im ZDF das erste Mal Zeichentrick sah, der mehr war als harmloser Spass der niemandem wehtun wollte. Als die Sendung noch eine charmante Mischung aus Slapstick, liebevoller bis beissend böser Gesellschaftskritik und In-Die-Fresse-Humor war, die wirklich quer durch alle Alters- und Intelligenzschichten begeistern konnte.

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Grade letzteres scheint in den neuen Staffeln irgendwie verpönt zu sein. Die ergehen sich lieber in popkulturellen Querverweisen, baden in Selbstreferenz und hecheln irgendeinem ästhetischen Anspruch hinterher. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Simspons sich inzwischen zu fein sind auch meinen, eher derben Humorgeschmack noch mitzubedienen. Das lieber eine minutenlange, optisch zwar eindrucksvolle, aber für Nichtnerds völlig langweilige Hommage auf irgend einen Medialfetisch einer der Autoren abgefeiert wird, statt mir nen zünftigen „Football in die Leisten“ zu liefern. Man kann es fast ironisch finden, dass gerade das mit Plagiatsvorwürfen bedachte Family Guy eben solche Querverweise am laufendem Band liefert und trotzdem witzig ist.

Mag es noch immer genug alte und neue Fans geben, die auch oder grade den neuen Stil der Simpsons mögen, meine Begeisterung fällt mit jeder neuen Staffel. Dabei bietet die Serie natürlich noch immer gutgemachte Unterhaltung, die ich dem kläglichen Rest des deutschen Fernsehprogramms stets vorziehen werde. Aber schöner wärs, wenn ich mal wieder herzhaft drüber lachen könnte, statt nur noch ne halbe Stunde auf akzeptablem Niveau berieselt zu werden.

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Porno under Pressure: Nichts Neues im Nacktprogramm?

Der Elektrischer Reporter über „Erwachsenenunterhaltung: Nichts Neues im Nacktprogramm?“. Die Pornoindustrie konnte durch das Internet zunächst neue Vertriebswege erschließen, nun bedroht das „Mitmachweb“ die bisherigen Strukturen.

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Alma in der Gruselpuppenstube

Puppen waren schon immer Anreiz für Gruselfantasien. Sei es bei [amazon-product text=“Chucky“ type=“text“]B000JCE820[/amazon-product] oder im Kino zuletzt bei [amazon-product text=“Dead Silence“ type=“text“]B000V75TJ4[/amazon-product]. Anders ist es auch nicht bei diesem Kurzfilm von Rodrigo Blaas. Vollbild wird empfohlen.

[via abspannsitzenbleiber]

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Titten, Forellen und Trophäen

OptimusPrime, unser bisheriger vorallem Buchkritiker, hat Fernsehen geschaut und viel Sex gesehen:

Aufmerksame Leser meines Blogs dürften bei der Themenwahl längst eine eindeutige Tendenz ausgemacht haben. Vermehrt drehte es sich zwar noch um Zwischengeschlechtes, doch meist ebenso sehr um Medienkritik, insbesondere Fernsehkritik. Mein Gespräch mit Ben und Pasu von Mellowvibes, die für den „Deutschlands Vergessene Kinder“-Sampler verantwortlich sind, hat mich allerdings noch einmal darin bestärkt, dass Medien eine unfassbar große Rolle haben. Nicht umsonst rappte Prinz Pi einst „Sex and the City erzieht euch zu Huren“, denn:

Laut einer neuen US-Studie sind Teenager-Schwangerschaften doppelt so wahrscheinlich, wenn Jugendliche im Fernsehen häufig Programme mit sexuellen Inhalten sehen.       (Quelle)

Es ist inzwischen über 2 Jahre her, dass ich einen Beitrag darüber geschrieben habe, was für eine schlechte Entwicklung die immer noch als „Wissenssendung“ beworbene Pro7-Produktion Galileo zu verzeichnen hat. Schon damals kam eine solche Sendung nicht mehr an  der Bestätigung der „Sex sells“-These vorbei und musste sich somit  unbedingt dem Geschmack von Sperma widmen. Besser wurde es auch nicht mit dem darauf folgenden Boom von Reality-Serien, die nicht selten vorgaben, das typische Deutschland zu zeigen. Schön, dass unser Land scheinbar nur aus Prostituierten, Problemkindern und Hartz-Vier-Empfängern besteht. Und während Galileo ständig irgendwelche Saunas und Sport-BHs natürlich immer mit rein wissenschaftlichem Blick getestet hat, bot das Realityshow-Format genügend Freiraum, um einfach zu sagen: Ja ok, hier habt ihr jetzt einfach mal Titten. Beispiel gefällig?

  • „Kleine Brüste, schlechte Mutter“ (16.10.2008)
  • „Busen oder Baustelle“ (20.10.2008)
  • „Neuer Busen, neues Glück“ (24.10.2008)
  • „Meine Schrumpfbrust ruiniert meine Ehe“ (27.10.2008)
  • „Ich arbeite im Bordell für größere Brüste“ (26.11.2008)
  • „Bauch weg, Busen weg, Job her“ (26.11.2008)
  • „Ich bin hässlich und lass mich rundum operieren“ (1.12.2008)
  • „Punk, Piercing und Brust-OP“ (4.12.2008)
    (Quelle)

Und seit 2008 hat sich da nicht viel getan. Zugegeben, Galileo ist auf die Themen „Essen“ und „Wasserrutschen“ umgestiegen, aber ansonsten ist ein Niveau-Anstieg weiterhin kaum zu erkennen. Um Juli dieses Jahres hielt es beispielsweise RTL für notwendig, die erste Intim-Operatorion im Fernsehen übertragen zu müssen. „Der Schnitt im Schritt“, wie web.de so schön titelte. Und weil solche Formate schön viel Quote bringen und durch immer weitere Tabubrüche die Extreme weiter verschoben werden, ist es für öffentlich-rechtliche Sender umso einfacher, auch am Geschäft mit der Ausstrahlung von sexuellen Inhalten teilhaben zu können, indem sie sich in dem mittlerweile breit gefächerten Mittelfeld platzieren. Da kann das ZDF dann unter dem Titel „Sommernachtsfantasien“ inzwischen ganz einfach tendenziell schlüpfrige Inhalte ins Programm schmuggeln, schließlich bleibt einem immer noch die „Guckt doch mal, was RTL macht, und ihr regt euch über Sommernachtsfantasien auf“-Karte.

Kürzlich hat Pro7 dann auch schon totgeglaubte D-Promis reanimiert, um abermals die vollkommen nutzlose und bildungsfreie Sendung „All about Sex – Promis klären auf“ ein weiteres Mal ins Programm zu holen. Untertitel übrigens: „Basiswissen für Sie und Ihn“. Ich habe zwangweise an diesem Fernseherlebnis teilhaben dürfen, als ich – zu meiner Entschuldigung – auf TV Total gewartet habe. Aber diese 10 Minuten haben auch schon vollkommen gereicht. Dass Lorielle London, ehemals Lorenzo, mit der Abkürzung „GV“ nichts anfangen kann – okay. Dass eine mir unbekannte Person etwas von verhakten Piercings von Zunge und Penis erzählt – naaaa gut. Dass der Kommentator dann bei dem Wort „Penis“ ganz empört tut, Warnblinkanlagen erscheinen und die Dame nur in einem ironisch inszenierten Sicherheitstrakt weiter erzählen darf – schon nahezu ein Witz. Zeigt uns aber auch dass Pro7 irgendwie schon weiß, dass das nicht ganz in Ordnung ist, was sie da veranstalten. Die Krönung kommt aber erst durch Ruth Moschners Auftritt beim Thema „Sexpannen“. Ruth Moschner, übrigens keineswegs begleitet von Signalsirenen, erzählt über das Problem, als Frau mit einer tiefgekühlten Forelle zu masturbieren, weil diese dann mit der Zeit beim Selbstbefriedigungsakt tauen würde und dann die Schuppen zu Widerhaken werden. Schön, dass wir das um viertel vor 12 geklärt haben, Frau Moschner. Das gehört nichtmal nachts um 3 ins Fernsehen.

Doch damit nicht genug. Pro7 hatte auch schon den nächsten Streich für Januar geplant. „50 pro Semester“ heißt die Sendung, in der zwei Studenten mit dem Ziel gegeneinander antreten, möglichst schnell mit 50 verschiedenen Frauen zu schlafen. Ein weiterer Tiefpunkt der Niveaulosigkeit. Umgehend wurden Proteste laut.

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte der Zeitung „Passauer Neue Presse“: „Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art moderner Kopfgeldjagd zu Sexobjekten degradiert werden.“     (Quelle)

Die Ankündigung des Formates zog eine der schnellsten Sendetermin-Verschiebungen der Geschichte nach sich. Dennoch: Die Ausstrahlung wurde bisher nur verschoben, keineswegs gestrichen. Und selbst wenn sie gestrichen wird, wird der nächste Tabubruch sicher nicht lange auf sich warten lassen. Ich glaube nicht daran, aber hoffen wir, dass sich die Jungs vom Fernsehen für 2010 ein paar gute Vorsätze gemacht haben.

Dieses Posting erschien ursprünglich im OptimusPrimeTime-Blog auf hiphop.de. Foto: CC Slorp

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Jon Stewart über den Journalismus von CNN

Eigentlich hatte ich von Jon Stewart zum Wochenstart noch einige bissige Kommentare über den Friedensnobelpreis von US-Präsident Barack Obama erwartet, doch stattdessen nimmt er sich „dem professionellsten aller Nachrichtensender“ an: CNN. Arbeitet sich der Daily Show-Anchormann normalerweise an dem konservativen FOX News ab, zeigt er nun, dass auch beim international renommierten Nachrichtennetzwerk CNN längst nicht alles so läuft, wie man es von ordentlichem Journalismus erwartet.

Jon Stewart schwingt sich also zum amerikanischen Stefan Niggemeier auf und bietet eine Demontage des CNN Journalismus, wie man es zuletzt bei CNBC und Jim Cramer gesehen hat, besonders die Phrase „We have to leave it there“ hat es ihm dabei angetan.

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