Kategorie: Gesellschaft
Deutschland ist ein Land des Schams. Kein Charme, aber Scham. Wir schämen uns für die Gestalt, die uns zu Grunde führte. Wir schämen uns für Hitler. Wir schämen uns dafür, dass unsere Großeltern seinen Worten verfielen und ihn für den Prediger hielten. Wir schämen uns dafür, dass er Menschen verfolgen ließ und wir uns nicht zur Wehr setzten. Wir schämen uns, weil er Behinderte töten ließ, ebenso wie Kritiker und ewige Aggregatoren. Wir schämen uns, weil er eine Gruppe von Menschen versklavte und sie tötete. Wir schämen uns, weil es Menschen gibt, die immer noch an der Existenz zweifeln. Wir schämen uns, weil wir wissen, dass es ein riesengroßer brauner Fleck auf einer Weste ist, die nicht einmal mehr Perwoll zu retten weiß.
Deutschland hat Grund sich zu schämen. Patriotismus ist hier die Scheinattitüde an großen Sportereignissen. Beim „Eurovision Song Contest“ sind türkische Flaggen zu sehen, während der deutsche Radiomoderator mit der europäischen Pseudoprominenz spricht. Deutschlands Politiker sprechen über Integration und ärgern sich, dass die türkische Gemeinschaft so sehr am Mond festhält, während der deutsche das Schwarz-Rot-Gold nach dem dritten Platz aus dem Heck klemmt. Sie ärgern sich, weil es diesen Zusammenhalt dort geben kann und hier nicht. Der Türke könnte sich auch schämen. Dafür, dass er Kurden vertrieb. Dafür, dass er Staaten missbrauchte. Dafür, dass ewige Hetze um Wasserreserven herrscht. Ist es konservativ und altmodisch, lange von der Fassung gebracht, an einem Ideal hängend, dass so nicht existieren kann? Der Amerikaner, die Geburt des Westens, ist auch patriotischer Haufen. In jedem Klassenzimmer ist eine Flagge gehisst. Ich wette mehr Amerikaner kennen die amerikanische Hymne als die Deutschen die deutsche.
Ich mag den Patriotismus nicht besonders. Ich weiß nicht worauf ich stolz sein kann. Darauf, dass ich durch Zufall das Glück oder Unglück hatte als Mensch irgendwo geboren zu sein? Kann ich stolz auf das eigene Land sein? Kann ich stolz auf etwas sein, dass mich als jahrelangen Arbeiter ausnutzen wird? Kann ich stolz auf einen Staat sein, der vielleicht andere Menschen tötet? Kann ich auf irgendetwas stolz sein, dass mit einer solchen Macht verbunden ist? Ich glaube, dass Stolz ohnehin eine Fehlinterpretation aus dem Wortschatz ist. Etwas zu erschaffen, sich daran zu ergötzen, ein Weg der eigenen Anerkennung, das mag Stolz sein. Aber Stolz wird in so absurden Formen verwendet, dass es den Sinn völlig zu verlieren scheint.
Dass der Deutsche nicht stolz auf sich ist, mag begründet liegen. Sicherlich würde es meine Sicht des Patriotismus verstärken. Doch das tut es nicht. Das deutsche Gemeinschaftsgefühl ist ein karger Wasserfall, der nicht bis zum Grund hinabreicht, weil die Tropfen nicht alle in den selben Fluss münden wollen. Das mag Intellekt erzeugen, doch eigentlich ist es nur Enthaltung. Eigentlich ist es auch eine Art von Patriotismus. Eine Art Kommentar einer Masse. Ein verschlafenes Wort, dass nicht so recht im Ohr ankommen möchte. Ein Anti-Stolz-sein.
Es ist eine schöne Euphorie gewesen, die Fußball Weltmeisterschaft (© ® All rights reserved by FIFA™). Jetzt nach drei Jahren flacht sie sehr ab. Obama schaffte es gerade die Menschen zu motivieren. Sie haben ihre Jobs verloren und liegen auf der Straße. Aber er reicht ihnen die Hand, auch wenn er sie nicht alle schütteln kann, scheint er die meisten jedoch zu bewegen. In Deutschland triumphiert noch niemand. Das Wahljahr wirkt wie eine Pflicht. Merkel alles andere als attraktiv. Steinmeier ein alter Mann mit weißen Haaren. Denn Deutschlands Obama war Hitler. Atatürk hieß hier Adolf. Und man kann es keinem Volk übel nehmen, wenn es sich nicht zu vereinen weiß nach dieser Kreation. Man kann es aber auch nicht dem Migranten übel nehmen, dass er sich nicht zu integrieren weiß, wenn es die Landsleute hier noch nicht mal schaffen. Wieso soll er denn seine Gemeinschaft verlassen um einer gemeinschaftslosen Leere beizutreten?
Bild: netzfeuilleton.de, darf verwendet werden wie man will. Verkauft es von mir aus.
Update: Ja, den Satz mit dem Nachbarn habe ich entfernt. Im Nachinein spiegelt er den falschen Sinn dar.
Untergang in der Informationsflut
Mein Firefox hat im Moment ca. 60 ((ich traue mich nicht zu zählen)) offene Tabs mit Artikeln, Videos, Seiten die ich noch lesen oder anschauen will. Mein Google Reader zeigt 416 ungelesene Artikel und das obwohl ich die meisten Blogs noch immer über iGoogle verfolge. Verabschiede ich mich 5 Minuten von Tweetdeck, zeigt der mir 200 ungelesene Tweets. Jeden morgen liegt eine neue Tageszeitung auf dem Tisch, jeden Dienstag noch eine Wochenzeitung. Es stehen mehrere noch verpackte DVDs in meinem Zimmer und der Rest des Hauses ist voller Bücher, die ich noch lesen will. (( Ach ja, in meiner Aufzählung fehlen natürlich noch Mails, ICQ, MSN, Skype, SMS & Persönliche Gespräche (Alles so seltsames Pre-Web2.0 Zeug), die mich beschäftigen und auch Neuigkeiten liefern… ))
Ich fühle mich in den letzten Tagen immer öfter von dieser Informationsmasse, die mich umgibt überwältigt. Das ist mit ein Grund, warum es hier ein paar Tage so ruhig war, weil ich schon fast nicht mehr sortieren kann, was ist relevant und wichtig und die Zeit im Informationsfluss mit davonschwimmt.
Ich fühle mich wirklich machtlos, angesichts des Berges an Worten, Buchstaben, Bilder und Wissen, der sich da vor mir auftürmt. Des Berges? Ich meinte natürlich der Gebirgskette.
Jetzt sagt ihr: „Naja, dann lies weniger, verfolge weniger.“
Geht nicht. Den ich halte Allgemeinbildung für ein extrem hohes Gut, dass viel zu wenig vermittelt wird. Ich hab das Ziel, möglichst viel zu Wissen und mich umfassend zu informieren. Nicht nur, weil das bei Frauen gut ankommt ((Man muss nur aufpassen, dass man nicht besserwisserisch wird.)), sondern weil ich verstehen will.
Abgesehen davon ist das meiste für mich Studienrelevant. Als Student der Publizistik, sollte ich am Tag eigentlich mindestens eine Zeitung komplett lesen. Natürlich verfolge ich dann die News aus der Medienbranche. Und auch die DVDs, die euch in der Liste da oben vielleicht als Vergnügungsfremdköprer vorkommen sind für mich, mit Filmwissenschaft als Nebenfach ebenfalls Prüfungsrelevant. (( Ein Freund fasste mein Studium als Zeitung lesen & Filme gucken zusammen, was den tatsächlichen Aufwand aber etwas gering erscheinen lässt.))
Worauf will ich hinaus?
Nun ja wie auch dieses Video zeigt, dass ich schon zum Start dieses Blogs verlinkt habe, wir die Informationsflut und das Wissen, dass uns theoretisch zu Verfügung steht immer größer.
[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=jpEnFwiqdx8 350 292]
Und ich frage mich, was mir hilft den Informationsfluss zu filtern.
Wie finde ich in dieser Informationssintflut den Sinn?
Wir sind auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, den größten Wert hat aber irgendwann nicht mehr Information selber, sondern der Filter, der mir hilft, sie in dem Ozean des Wissenswaffelbruches zu finden.
Guten Morgen! Aufwachen. Jetzt.
Es ist das Jahr 2009. Der Euro ist jetzt 7 Jahre lang in unserem Portemonnaie. An den Börsen feiert er sogar den ersten Runden Geburtstag. Und trotzdem rechnet – gefühlt – jeder dritte noch in der alten Währung DM, deutsche Mark.
Ein Beispiel? Gerne: Man ist in einem Geschäft oder bekommt ein Gespräch in der Öffentlichkeit mit und irgendwann hört man: „ 20 Euro dafür? Das sind ja 40 Mark.“
Oder: „100 Euro habe ich dafür bezahlt! 200 Mark!“
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mich nervt das ohne Ende.
Vielleicht ist das in anderen Bundesländern ja schon anders, vielleicht aber auch noch schlimmer. Hier in Hessen herrscht immer eine bisschen sentimentale Stimmung.
Mein Tipp: Trennt euch. Lasst es gehen und akzeptiert: X Euro sind X Euro, nicht 2 mal so viele Mark.
TV Total ist ja eigentlich schon lange zur Dauerwerbesendung verkommen. Ob für Musikacts, andere Brainpool Comedians oder eines der zahlreichen Super Events von Stefan Raab. Die Sendezeit füllt man dazu eben mit möglichst vielen Gästen oder langweiligen Spielchen wie „Blamieren oder Kassieren„.
Stefan Raab lässt das normalerweise über sich ergehen, leiert seine Gags herunter und bereitet sich mental auf seine nächstes Megaevent vor.
Nicht so gestern. Stefan Raab lief plötzlich zu echter Größe auf, als er sich über die hauseigene Alienshow mit Uri Geller lustig machen durfte. Genüsslich nahm er die Show auseinander und hatte für die glücklicherweise gefloppten Show jede Menge bissige Kommentare übrig. Gekrönt wurde das ganze von einer fingierten Erklärung von Pro 7 in der sie sich für die unglaublich schlecht Show entschuldigten. „Man hätte vorher nicht wissen können, dass die Show so schlecht wird und das die Aliens nicht antworten.“
Stefan Raab kann bei all dem natürlich besonders gut Lachen, schließlich hat er mit „Schlag den Raab“ wie man bessere und vorallem erfolgreichere Samstagabendshowunterhaltung macht.
Nächster Höhepunkt waren Stefan Raabs Kommentare zum Parteitag der Grünen. Cem Özdemir taufte er kurzerhand „Türken-Elvis“.
Da war er wieder. Ganz kurz. Dieser Sarkasmus, der erahnen lies, warum man Stefan Raabs Show einst von 1 mal wöchentlich auf 4 die Woche ausgedehnt hatte.
Leider war dieser Moment mit den Gästen dann wieder passé. Eine junge Manga Zeichnerin war zwar vielleicht interessant, aber zu aufgeregt um locker über das Thema zu reden und Stefan Raab zu ahnungslos von dem Thema um gezielt zu fragen.
Dann durfte sich als abgehalfterter Comedian noch Mike Krüger mit seiner neuen CD präsentieren. Das einzig Lustige an dieser CD scheint tatsächlich der Name zu sein „Zweiohrnase“, sonst schaffte es nicht ein Gaga von ihm zu zünden und das Lied „Ein Korn, der deinen namen trät“ war wirklich mehr als dämlich. Allerdings hatte Stefan Raab auch für Mike Krüger, bei dem er es sich eher traute als bei der Schülerin zuvor,noch den ein oder anderen bissigen Kommentar.
Seine Abmoderation war übrigens: „Jetzt kommt Galileo Mystery, Live aus der Ukraine.“
Und ich schließe mit der Frage, gibt es vielleicht irgendwo da draussen doch noch eine deutsche Late-Night-Show, die lustig ist?
Mehr zu Uri Gellers Alien Wahnsinnbei DWDL.de, stefan-niggemeier & SpOn
Oft wurde er prophezeit, der Durchbruch des Frauenrap in Deutschland. In den Medien mussten dann Protagonistinnen wie Cora E oder Nina MC herhalten, die Skillmäßig eher schlecht als recht mit den damaligen Old Schoolern mithalten konnten. Oder Pyranja, die zwar von den Skillz ein paar Schritte weiter war bis heute aber auf ihren kommerziellen Durchbruch wartet. Den kann als einzige Sabrina Setlur vorweisen. Sie schaffte es immerhin mit mehreren Alben in die Top10, mit der Single „Du liebst mich nicht“ sogar auf die 1 in Deutschland. Doch nach ihrem Neuen Album „Rot“ scheint kaum noch ein Hahn zu krähen.
Schlechte Karten also für die Frauen im HipHop und so bleibt ihre relevanteste Rolle wohl das klischeehaft mit dem Arschwackelnde Videogirl.
Doh nun steht eine neue, viel versprechende Generation von Rapperinnen in den Startlöchern um eine der letzten Männerdomänen zu stürmen.
Da wäre zum Beispiel Bahar, die vor allem durch ihr Signing bei ersguterjunge auf sich aufmerksam machte. Als ich sie das erste mal auf Devins „New Kidz on the Block Vol.2“ hörte, dachte ich zwar zunächst „Ihhh…Frauenhiphop“, musste dann aber schnell zugeben, dass sie technisch durchaus auf, wenn nicht teilweise sogar über dem Niveau ihrer männlichen Kollegen befindet. Aus der Zusammenarbeit mit ersguterjunge wurde ja bekanntlich nicht viel und seither versauert ihr fertig aufgenommenes Album bei ihr zu hause. Zwar gab es zwischendrin Gerüchte man hätte ein Label für die Veröffentlichung gefunden, Neuigkeiten in dieser Richtung gibt es aber nicht.
Was bleibt sind ihre erstklassigen Freetracks, doch die totale Übernahme ist im Moment von ihr wohl nicht zu befürchten.
Anders sieht es da schon aus bei Kitty Kat. Sie hat es mit aggroBerlin im Rücken besser erwischt. Mit ihren bisherigen Features auf den letzten aggro-Realeses konnte sie sich auch schon eine beachtliche Fanbase sichern und nun ist ihr Debüt-Album für 2008 angesetzt worden. Einen noch größeren Hype als um ihre Musik gibt es aber um ihr Aussehen, bis jetzt gibt es noch keinerlei Bildmaterial von ihr zu begutachten und aggroBerlin setzt alle Mittel daran, dass dies auch möglichst lang so bleibt um ihr so konstante Promo zu sichern. Wieder einmal ein genialer Coup von aggro, allein, wenn man sich an die Hits erinnert, die Threads nur mit der Überschrift „Erstes Foto von Kitty Kat“ erzielten. Ob ihre Verkaufszahlen in dieselben astronomischen Höhen, darf man gespannt abwarten.
Und noch eine Dame versucht es, wie auch Kitty Kat, mit schlüpfrigen Texten: Lady Bitch Ray. Einer der wohl Meistdiskutiertesten Rapacts zurzeit. Zwar hat Lady Bitch Ray kein starkes Label im Rücken, sondern versucht es im Moment mit ihrem Label „Vagina Style“ independent, aber dafür kann sie auf ihre massive Publicity setzen. Lady Bitch Ray versteht es sich zu vermarkten. So nahm sie ihren Rausschmiss bei Radio Bremen zum Anlass um die BILD Zeitung anzurufen, die prompt darüber berichtete, dass die prüden Chefs sie wegen ihrer harten Texte entlassen hatten. (Wäre die BILD Zeitung von selber auf diese Story gekommen, hätte die Schlagzeile wohl anders ausgesehen). Auch sonst hat Reyhan Şahin, so ihr bürgerlicher Name, ihr Produkt Lady Bitch Ray komplett durch geplant. Sie hat angefangen eigene Klamotten zu designen, sich ein konsequentes Image zugelegt und benutzt aktuelle Trends um einen neuen zu erschaffen. Porno Rap für die selbstbewusste Frau. Das kommt bei den Medien an und so blieb der Bericht in der BILD Zeitung nicht der einzige, viele Große Zeitungen berichteten inzwischen über die türkische Ausnahme Rapperin und ihr Auftritt machte sie weit über die Rap-Grenzen landesweit berühmt und brachte ihren Namen in sämtliche Feuilletons. Verwunderlich, dass hier noch kein Major an der Tür geklopft und 250.000 auf den Tisch gelegt hat. Verschlafen die großen Labels mal wieder den Trend, oder will es Lady Ray ernsthaft alleine und independent versuchen? Es gab wohl mal Verhandlungen mit aggro, wie Ray auf ihrer aktuellen Online-Single „Mein Weg“ verrät, aber die haben das Feld ja nun mit Kitty Kat abgedeckt. Deshalb beschränken sich „Frau Bitch Rays“ Veröffentlichungen bisher auf das Internet und einige Juice Exklusives, aber wer weiß, vielleicht kann sie bald stolz von sich behaupten das erste deutsche Myspace-Wunder zu sein.
Zuzutrauen wäre es ihr.
Abschließend kann man sagen, dass sich die Männlichen Rapper in Deutschland warm anziehen sollten, den die Damen haben nicht nur skill-technisch zugelegt, sondern sprechen jetzt auch die Sprache der aktuellen Kultur. 2008 könnte im Deutschen HipHop das Jahr der Frau werden, oder zumindest könnten die hier vorgestellten Kandidatinnen einen Schritt in diese Richtung machen und ein weiteres Patriarchat zum Sturz bringen. Ob das auch alles im Sinne von Alice Schwarzer ist, sei dahingestellt.