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Die Emanzipation erreicht den Deutschrap – die Frauen übernehmen das Game!

Oft wurde er prophezeit, der Durchbruch des Frauenrap in Deutschland. In den Medien mussten dann Protagonistinnen wie Cora E oder Nina MC herhalten, die Skillmäßig eher schlecht als recht mit den damaligen Old Schoolern mithalten konnten. Oder Pyranja, die zwar von den Skillz ein paar Schritte weiter war bis heute aber auf ihren kommerziellen Durchbruch wartet. Den kann als einzige Sabrina Setlur vorweisen. Sie schaffte es immerhin mit mehreren Alben in die Top10, mit der Single „Du liebst mich nicht“ sogar auf die 1 in Deutschland. Doch nach ihrem Neuen Album „Rot“ scheint kaum noch ein Hahn zu krähen.

Schlechte Karten also für die Frauen im HipHop und so bleibt ihre relevanteste Rolle wohl das klischeehaft mit dem Arschwackelnde Videogirl.

Doh nun steht eine neue, viel versprechende Generation von Rapperinnen in den Startlöchern um eine der letzten Männerdomänen zu stürmen.

Da wäre zum Beispiel Bahar, die vor allem durch ihr Signing bei ersguterjunge auf sich aufmerksam machte. Als ich sie das erste mal auf Devins „New Kidz on the Block Vol.2“ hörte, dachte ich zwar zunächst „Ihhh…Frauenhiphop“, musste dann aber schnell zugeben, dass sie technisch durchaus auf, wenn nicht teilweise sogar über dem Niveau ihrer männlichen Kollegen befindet. Aus der Zusammenarbeit mit ersguterjunge wurde ja bekanntlich nicht viel und seither versauert ihr fertig aufgenommenes Album bei ihr zu hause. Zwar gab es zwischendrin Gerüchte man hätte ein Label für die Veröffentlichung gefunden, Neuigkeiten in dieser Richtung gibt es aber nicht.

Was bleibt sind ihre erstklassigen Freetracks, doch die totale Übernahme ist im Moment von ihr wohl nicht zu befürchten.

Anders sieht es da schon aus bei Kitty Kat. Sie hat es mit aggroBerlin im Rücken besser erwischt. Mit ihren bisherigen Features auf den letzten aggro-Realeses konnte sie sich auch schon eine beachtliche Fanbase sichern und nun ist ihr Debüt-Album für 2008 angesetzt worden. Einen noch größeren Hype als um ihre Musik gibt es aber um ihr Aussehen, bis jetzt gibt es noch keinerlei Bildmaterial von ihr zu begutachten und aggroBerlin setzt alle Mittel daran, dass dies auch möglichst lang so bleibt um ihr so konstante Promo zu sichern. Wieder einmal ein genialer Coup von aggro, allein, wenn man sich an die Hits erinnert, die Threads nur mit der Überschrift „Erstes Foto von Kitty Kat“ erzielten. Ob ihre Verkaufszahlen in dieselben astronomischen Höhen, darf man gespannt abwarten.

Und noch eine Dame versucht es, wie auch Kitty Kat, mit schlüpfrigen Texten: Lady Bitch Ray. Einer der wohl Meistdiskutiertesten Rapacts zurzeit. Zwar hat Lady Bitch Ray kein starkes Label im Rücken, sondern versucht es im Moment mit ihrem Label „Vagina Style“ independent, aber dafür kann sie auf ihre massive Publicity setzen. Lady Bitch Ray versteht es sich zu vermarkten. So nahm sie ihren Rausschmiss bei Radio Bremen zum Anlass um die BILD Zeitung anzurufen, die prompt darüber berichtete, dass die prüden Chefs sie wegen ihrer harten Texte entlassen hatten. (Wäre die BILD Zeitung von selber auf diese Story gekommen, hätte die Schlagzeile wohl anders ausgesehen). Auch sonst hat Reyhan Şahin, so ihr bürgerlicher Name, ihr Produkt Lady Bitch Ray komplett durch geplant. Sie hat angefangen eigene Klamotten zu designen, sich ein konsequentes Image zugelegt und benutzt aktuelle Trends um einen neuen zu erschaffen. Porno Rap für die selbstbewusste Frau. Das kommt bei den Medien an und so blieb der Bericht in der BILD Zeitung nicht der einzige, viele Große Zeitungen berichteten inzwischen über die türkische Ausnahme Rapperin und ihr Auftritt machte sie weit über die Rap-Grenzen landesweit berühmt und brachte ihren Namen in sämtliche Feuilletons. Verwunderlich, dass hier noch kein Major an der Tür geklopft und 250.000 auf den Tisch gelegt hat. Verschlafen die großen Labels mal wieder den Trend, oder will es Lady Ray ernsthaft alleine und independent versuchen? Es gab wohl mal Verhandlungen mit aggro, wie Ray auf ihrer aktuellen Online-Single „Mein Weg“ verrät, aber die haben das Feld ja nun mit Kitty Kat abgedeckt. Deshalb beschränken sich „Frau Bitch Rays“ Veröffentlichungen bisher auf das Internet und einige Juice Exklusives, aber wer weiß, vielleicht kann sie bald stolz von sich behaupten das erste deutsche Myspace-Wunder zu sein.

Zuzutrauen wäre es ihr.

Abschließend kann man sagen, dass sich die Männlichen Rapper in Deutschland warm anziehen sollten, den die Damen haben nicht nur skill-technisch zugelegt, sondern sprechen jetzt auch die Sprache der aktuellen Kultur. 2008 könnte im Deutschen HipHop das Jahr der Frau werden, oder zumindest könnten die hier vorgestellten Kandidatinnen einen Schritt in diese Richtung machen und ein weiteres Patriarchat zum Sturz bringen. Ob das auch alles im Sinne von Alice Schwarzer ist, sei dahingestellt.

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