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Clubhouse ist das neue Meerkat

Cloubhouse ist der Social Media Hype der Stunde. Innerhalb von nur 2 Tagen versammelt sich dort die Berliner Digital- und Politikszene. Und jetzt ist Thomas Gottschalk auch schon da. Doch was ist Clubhouse? Und wird Clubhouse bleiben? Denn bei dieser schnellen Erhitzung fühlen sich viele an Vero erinnert. Der letzte Social Network Hype, der aber nach wenigen Tagen wieder verglomm. Doch ich glaube die Parallelen zu einer anderen vergessenen App sind größer: Meerkat. Aber von Anfang an.

Was ist Clubhouse?

Was ist Clubhouse App

Clubhouse ist eine Social Audio App. Oder so. In der Praxis funktioniert sie so, dass ich nach dem  Öffnen der App eine Liste mit sogenannten Rooms sehe. Diese haben meistens eine kurze Überschrift mit dem Thema und ich sehe, welche Personen, denen ich folge, sich gerade in diesem Room aufhalten. Sobald ich einem solche Room beitrete, höre ich sofort das Gespräch, das dort gerade stattfindet. Dabei gibt es eine Bühne mit den Speaker. Das sind alle, die sich live an dem Gespräch beteiligen können. Sie werden jeweils von dem Moderator, der den Raum gestartet hat, benannt. Die Zuhörer sitzen erstmal im „Publikum“ und hören zu, können aber jederzeit ihre Hand heben und vom Moderator dann „auf die Bühne geholt“ werden. So weit, so einfach erstmal.

Was macht Clubhouse richtig?

Clubhouse Hype durch Verknappung.

Noch immer funktioniert Clubhouse nur mit einer Einladung durch ein anderes Mitglied. Diese Invite-Methode funktioniert im Netz schon lange – und auch hier. Man fühlt sich exklusiv, wenn man schon dabei ist, probiert dementsprechend auch gleich aus, was da dran ist. Und berichtet dann stolz auf anderen Netzwerken wie Instagram und Twitter, dass man schon dabei ist.

Inhalt jenseits des Circlejerks

Ja, als ich am Samstag das erstmal einen Clubhuse Raum betrat, ging es vor allem um die Plattform selbst. Und das ist immer eines der Probleme von neuen Plattformen. Auf ihnen geht es erstmal um sie, aber es gibt keine Inhalte darüberhinaus. Das fühlte sich kurz an, wie auf dem Hof der republica zu stehen – im Positiven, wie im Negativen.

Aber schon am Sonntagvormittag tauchte Christian Lindner plötzlich in einem der Räume auf – zwar auch, um vor allemüber die Möglichkeiten der Plattform zu sprechen, aber damit war der enge Zirkel durchbrochen. Kurz darauf kamen immer weitere Politiker auf die Plattform. Schließlich ist ja Wahlkampf. Aber auch so verbreiterten sich die Themen schnell. Jeder Guru macht einen Raum für seine Nische auf: Branding, Finanzen, PR… Klar, ist das immer noch ein Ausloten der Plattform, aber das Themenspektrum erweitert sich schnell.

Clubhouse macht Inhalteerstellung niedrigschwellig

Ein weiterer Vorteil ist, dass es so einfach ist auf Clubhouse aktiv zu sein. Das Handy hat ein eingebautes Mikrofon – und die meisten haben das auch schon zum Telefonieren benutzt. Ich brauche kein Licht, kein Stativ, keinen Schnitt, keinen Hoster oder sonst etwas. Eigentlich sind es „nur Groupcalls“ und in denen haben wir im letzten Jahr ja einiges an Übung gesammelt.

Clubhouse ist genau das Richtige im Lockdown

Aber genau deshalb kommt Clubhouse gerade zum richtigen Zeitpunkt. Es gibt uns das, was uns gerade am meisten fehlt: Beiläufige Gespräche mit Bekannten. In Clubhouse kann man mal wieder zufällige Begegnungen haben. Man kann sich mit Menschen unterhalten, die man entweder noch gar nicht kannte, oder aber die man kennt, aber nicht gezielt anrufen würde. Und so plaudert man mal wieder über ein loses Thema. Hört sich banal an, trifft aber aktuell einen absoluten Need.

Was ist die Kritik an Clubhouse

Der Elitismus von Clubhouse

Natürlich ist die Einladungspolitik von Clubhouse auch ein Grund für massive Kritik. Hier kommt nur rein, wer „die richtigen Leute“ kennt. Zusätzlich ist Clubhouse aktuell iPhone only – und schließt damit nochmal eine Menge mehr Menschen aus.

Datenschutz bei Clubhouse

Diese Einladungen funktionieren ausserdem über die Telefonnummer. Um überhaupt eine verschicken zu können, muss man sein gesamtes Telefonbuch an Clubhouse hochladen. Genau wie es WhatsApp auch meist verlangt. Darüber bildet Clubhouse auch ein Schattennetzwerk. Außerdem darf man selbst wohl keine Gespräche auf Clubhouse mitschneiden, das Startup selbst tut dies aber mit allen.

Fehlende Moderation

Das tun sie wohl vor allem, um überhaupt einen Weg zu haben, um Regelverstöße zu ahnden. Denn machen wir uns nichts vor: Kaum etwas wird wohl schwerer zu moderieren sein, als Live Audio von mehreren Menschen, das danach verschwindet. Dementsprechend gibt es auch schon mehre gemeldete Fälle von Hate Speech. Ja, die Gründer sollen sogar einige der Verdächtigen selbst eingeladen haben. Aber gut, damit schlagen sich ja auch die anderen Plattformen rum. Twitter hat ganze 5 Jahre gebraucht, um seinen größten Troll los zu werden.

Twitter Spaces vs. Clubhouse

Womit wir beim Anfangs angerissenen Thema wären. Twitter arbeitet bereits mit Hochdruck an seinem eigenen Clubhouse Klon. Twitter Spaces ist ebenfalls bereits in der Beta für einige Nutzer ausgerollt. Und sollte die erstmal marktreif sein, würde sie sicherlich nicht, oder nicht lange, nur auf iOS beschränkt sein. Dabei hat Twitter eben den Vorteil, dass es den eigenen Social Graph schon mit bringt. Dort folge ich schon etlichen Kontakten und habe auch selbst schon tausende Follower gesammelt. Interessanterweise kann ich mein Twitterkonto auch mit Clubhouse verknüpfen, um weitere Kontakte zu finden. All das hat ein Twitter-eigener Dienst nicht nötig. Und das weckt Erinnerungen an Meerkat. Die App hat Video Livestreams den Weg bereitet und stürmte kurz die App Store Charts. Bis Twitter mit seiner eigenen Lösung um die Ecke kam: Periscope. Das schnell in Twitter eingebaut wurde – und Meerkat überflüssig machte.

Clubhouse ist leicht kopiert

Da ist vermutlich die größte Bedrohung für Clubhouse. Das eigene Featureset ist schnell kopiert. Audio Chatrooms sind sicher auch kein Hexenwerk. Spätestens seit dem Instagram dreist die Snapchat Stories kopiert hat – und damit Erfolg hat – gehört das Klonen erfolgreicher Newscomer zum 1×1 der etablierten Plattformen. Seien es Twitter oder Facebook. Und deshalb droht Clubhouse ein ähnliches Schicksal, wie Meerkat.

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Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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