Nicht nur Journalisten haben Probleme mit dem Geld verdienen im Netz, sondern alle Kreativen stehen vor den selben Herausforderungen. Seien es Zeichner mit Comics im Netz, Musiker, Podcaster oder YouTuber. Denn auch YouTubern fällt es immer schwerer ihre Einnahmen zu monetarisieren, obwohl YouTube die Verdienstmöglichkeiten mit der AdSense -Anbindung eigentlich direkt eingebaut hat. (dazu an anderer Stelle mehr) So ging es auch dem YouTube-Musiker Jack Conte und deshalb erschuf er kurzerhand Patreon.
Wie Patreon funktioniert
Patreon ist eine Dauerunterstützerkampagne für periodische Online-Medien. Das heißt, ich kann mich als Unterstützer für einen Künstler anmelden und sagen, für jedes Video bezahle ich freiwillig X $. Damit wird der Künstler für jede einzelne Arbeit belohnt, die er veröffentlicht. Gleichzeitig kann ich einen Höchstbetrag pro Monat setzen, so dass mein Kontostand nicht plötzlich ins Minus rutscht, wenn der Künstler entscheidet täglich mit 3 Videos seinen Tagesablauf zu dokumentieren.
Patreon verlängert die Crowdfunding-Kampagne ins Unendliche.
Auf der anderen Seite kann der Künstler, ähnlich wie bei Kickstarter & Co., bestimmte Belohnungen für verschiedene Unterstützungsstufen festlegen, z.B. ab 10$ ein Behind The Scenes-Look, ein Meet & Greet oder ähnliches. Zu den prominenten Nutzern von Patreon gehören zum Beispiel die YouTuber CorridorDigitial, die zum Beispiel für 20$ pro Video ein Special Effects Tutorial im Livestream anbieten. Mittlerweile sammeln sie so über 6.000$ pro Video ein.
Aber auch viele bekannte Podcaster, wie Tom Merrit setzen inzwischen auf Patreon. Tom MErrit hat mit seiner Daily Tech Show als erstes einen zeitlichen Rhytmus festgelegt. Er erhält einfach Geld pro Monat, da dies bei einem täglichen Podcast einfacher ist. Als Start wollte er Patreon nur als zusätzliche Unterstützung zu Sponsoren nutzen, inzwischen sammelt er aber 11.000$ im Monat ein und kann so in einigen Shows auf Werbung verzichten.
Natürlich ließe sich das Modell auch für Blogger oder Journalisten anwenden, die sich dann einfach von ihren Fans pro Artikel bezahlen lassen.
Wäre das für euch ein spannendes Modell?
Regelmäßiges Einkommen für Kreative
Das interessante ist, dass Patreon so einen Weg gefunden hat, wie Kreative im Netz ein regelmäßiges Einkommen generieren können. Dabei sitzen Sie im Sweetspot zwischen Flattr, Kickstarter und einer Paywall. Denn die Inhalte bleiben frei verfügbar, ich verstecke Sie nicht hinter einer Mauer, sondern setze auf meine größten Fans um ihre regelmäßige Produktion zu finanzieren. Die Regelmäßigkeit ist dabei auch der entscheidende Unterschied zu einem klassischen Crowdfunding nach Kickstarter oder Startnext. Denn anstatt einmal für ein großes Projekt zu trommeln, will ich eben das finanzieren, was ich sowieso machen. Und anders als bei Flattr muss ich die Leute nicht immer wieder neu zum Spenden überreden. ZWar hat auch Flattr eine Abo-Funktion, allerdings sind dort die Beträge, durch das Kuchen-Modell, wesentlich kleiner als bei Patreon mit den versprochenen Mehrwerten.
Das coolste Unternehmensvideo
Außerdem hat Patreon wohl mit eines der coolsten Unternehmensvideos:
Google soll vergessen können, hat der europäische Gerichtshof in einem vieldiskutierten Urteil beschlossen. Wir haben dazu eine neue Folge Spundekäs aufgenommen und es ist wirklich nicht einfach alle Aspekte des Themas in nur 3 Minuten unter zubringen.
Zunächst wäre da, dass Google sich nun zum ersten Mal an europäisches Recht halten muss. Das war vorher so noch nicht beschlossen und weiter noch, wenn ich das alles richtig verstehe, auch an die Recht des Landes in dem es agiert. Es kann sich also nicht auf seine irländischen Server zurückziehen und sagen: „Hier ist nichts mit Datenschutz und Steuern zahlen!“.
Der andere Aspekt, der wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekam, ist das Löschen legitimer Funktionen aus dem Suchindex. Denn beim behandelten Fall ging es darum, dass ein Spanier dagegen geklagt hatte, dass der Artikel über die Zwangsversteigerung seines Hauses aus dem Jahr 1998 bei Google auftauchte. Google muss diesen Link jetzt entfernen.
Google entfernt bereits zahlreiche Links aus seinem Suchindex, dabei handelt es sich aber stets um illegale Urheberrechtsverletzungen, Raubkopien etc. Hier ist der hinterlegte Inhalt aber vollkommen legal.
Und da wird es schwierig: Wenn jetzt jeder unliebsame Inhalte über sich aus dem Suchmaschinen Index entfernen kann, wie soll man zu Beispiel als Journalist jemals wieder über eine Person recherchieren? Das Entdecken bestimmter Informationen ist wieder vollkommen dem Zufall überlassen. Das Versprechen Informationen für alle zugänglich zu machen und eben nicht einer Elite, ist gebrochen und hinfällig.
Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass auch Straftaten verjähren und wir in unserer Gesellschaft jedem eine zweite Chance geben wollen. Wie ist das möglich, wenn jemand den eigenen Namen googelt und direkt auf diese unangenehme geschichte stößt? Einmal gibt es natürlich andere Möglichkeiten seinen Namen bei Google besser darstellen zu lassen. In dem man zu Beispiel eigene Präsenzen schafft und versucht möglichst attraktive Inhalte zu erstellen und so die Ergebnisse nach untern zu drängen.
Trotzdem wäre auch das immernoch auffindbar. Aber sind dann nicht eher die Quellenseiten in der Pflicht, als die Suchmaschine, die sie auflistet?
Oder müssen wir uns einfach als Gesellschaft weiter entwickeln, verzeihen lernen und damit leben, dass wir alle mal Fehler machen?
Eure Meinung gerne in der Kommentaren, auch auf Youtube.
Seit Jahren ist im Netz von einer so genannten Kostenloskultur gerade im Bezug auf Journalismus die Rede. Doch die speiste sich nicht dadurch, dass die Leute nicht bereit sind für Inhalte im Netz zu bezahlen, sondern dass es vor allem keine Möglichkeit dafür gab. Nun springen die Verlage langsam auf die Umsetzung von Paid Content Modellen auf und damit kann man auch einen Anstieg der Zahlungsbereitschaft beobachten.
Nachrichten sind ein Vertrauensgut
Das Problem für Nachrichten im Allgemeinen ist dabei, dass ich ihre Güte nicht bewerten kann. Ich kann die Qualität des Produkts nicht bestimmen. Wir kennen insgesamt drei Arten von Gütern: Inspektionsgüter, Erfahrungsgüter und Vertrauensgüter. Bei Inspektionsgütern kann ich die Qualität im Voraus bewerten. Zum Beispiel bei Melonen im Supermarkt kann ich durch Klopfen den Reifegrad ermitteln und mir sicher sein, die richtige zu wählen. Andere Güter kann ich nach der Erfahrung bewerten: Ob das Essen im Restaurant gut war, weiß ich erst hinterher. Und bei der dritten Art Produkte weiß ich nie wirklich, ob sie gut waren. Einige Beratungsleistungen zum Beispiel, da weiß ich hinterher nicht immer ob das der richtige Ratschlag war oder ob eine andere Strategie noch besser gewesen wäre. Vor allem aber gilt das für Journalismus.
Ich weiß nie, ob Journalismus gut ist
Ich kann in den seltensten Fällen selbst überprüfen, ob eine Nachricht richtig ist. Vielleicht fallen mir offensichtliche Fehler auf oder ich kenne mich zufällig in dem Feld aus und kann deshalb den Informationsgrad bewerten. Ich vertraue (zumindest im alten Modell) darauf, dass der Journalist die wichtigsten Nachrichten auswählt. Und seien wir ehrlich, in den meisten Fällen, habe ich noch nicht einmal direkt etwas von der Nachricht. In den meisten Fällen ginge es mir ohne sie sogar genau so gut, wenn nicht sogar besser. Ich kann vielleicht auf der nächsten Cocktailparty mit einem Bonmot glänzen, vielleicht aber auch nicht. Ich vertraue aber in die Arbeit der Journalisten. Ich kann also den Nutzen und die Qualität von Nachrichten in den meisten Fällen nicht überprüfen, deshalb gibt es andere Merkmale, auf die ich mich berufe.
Zum Beispiel Aussehen und Design – Sieht die Seite professionell gemacht aus? Gibt es offensichtliche Fehler? Eine Schlampigkeit an einer Stelle könnte auch auf Ungenauigkeiten an anderer Stelle hinweisen. Ich kann mit anderen Seite vergleichen, die ähnliche Berichte haben und dann entscheiden, welche mir besser gefällt. Ich kann mich nach einem guten Text auch unterhalten fühlen. Deshalb ist Infotainment so erfolgreich. Gute Unterhaltung kann ich im Idealfall sogar an einer körperlichen Reaktion erkennen: Ich lache. Aber gut informiert? Das kann ich mich vielleicht fühlen, sicher sein aber nicht. Denn wenn ich die Information der Nachricht schon vorher kenne, dann war die Nachricht zu lesen verschwendete Zeit.
Vertrauen & Marken sind ungemein wichtig
Deshalb gibt es zwei Dinge die ungemein wichtig sind: Das Vertrauen und die Marke. Ich vertraue zum Beispiel einer großen Zeitung, der Zeitung vor Ort oder einem öffentlich-rechtlichen Sender. Weil ich glaube, dass sie Strukturen geschaffen haben, um ihre Nachrichten zu prüfen. Ich vertraue einer Mitteilung, die unter dem Logo der Süddeutschen erscheint, mehr als dem Artikel auf einem Blog auf den ich gerade zum ersten Mal gestoßen bin. Deshalb ist das Geschwafel von Journalisten als Marken auch nicht unsinnig. Wenn ich es schaffe als Journalist selbst für etwas zu stehen und Vertrauen zu meinem Publikum aufzubauen bin ich auf einmal unabhängig von dem Logo, das über meinem Artikel steht. Im Extremfall kann ich einer Publikation sogar etwas Vertrauensüberschuss abgeben, im Sinne von “Ach, guck mal, der schreibt auch für die, dann kann es ja so verkehrt nicht sein.”. Diese Marken sind also durchaus etwas wert. Den Zugang zu Jornalismus kann man, wenn man sich geschickt anstellt, durchaus verkaufen. Das hat das Zeitungsabo immer getan: Täglicher, bequemer Zugang zu Journalismus.
Journalismus muss etwas anderes verkaufen als Journalismus
Aber da sind wir schon beim Thema: Zugang verkaufen ist etwas anderes als Journalismus verkaufen. Ich muss irgendetwas anderes verkaufen, als den Journalismus selbst, der ist ein schwieriges Produkt. Ich kann also Zugang verkaufen. Zu den Artikel oder eben zu den Personen dahinter, zu einer Community. Zusatzinhalte kann man verkaufen. Wenn ich die Grundgeschichte schon kenne, aber mehr erfahren will, bin ich eventuell bereit dafür etwas auszugeben. Das ist es was Richard Gutjahr gerade zusammen mit Laterpay versucht. Ich kann versuchen ein anderes Format verkaufen: Statt der auf 20 Einzelseiten verteilten Meldungen, ein zusammenhängendes PDF, eBook oder von mir aus auch ePaper.
Und ich kann ein Gefühl verkaufen.
Krautreporter macht viel richtig
Das ist es was Krautreporter und die meisten Crowdfunding Kampagnen, bei denen kein haptisches Produkt am Ende steht, verkaufen. Sie verkaufen ein Gefühl. Krautreporter verkauft den Zugang zur Communtiy. Aber damit ist eben weniger die Kommentarfunktion gemeint, als tatsächlich die Gemeinschaft. Das Gefühl dazuzugehören und die ganze Sache erst ermöglicht zu haben. Stefan Niggemeier zieht in seiner Argumentation für Krautreporter sein eigenes Abonnement für das amerikanische Blog “The Dish” heran, das letztes Jahr auf ein Pay-Modell umgestellt hat:
[quote_box_center]Sullivan hat sich Ende 2013 bei den Abonnenten mir mit den Worten bedankt: „You built that. And we’re incredibly grateful to live in it.“ Schon für das warme Gefühl im Bauch sind 19,99 Dollar im Jahr kein schlechter Deal.[/quote_box_center]
Und Dirk von Gehlen analysiert dieselbe Richtung. Bei Krautreporter geht es nicht um Paid Content, sondern um Paid Kontext
[quote_box_center]“Paid Content ohne Paywall” nennt Stefan Niggemeier das – was ich allerdings für halb falsch halte. Denn Content wird hier gar nicht bezahlt. Was hier bezahlt wird, ist Kontext. Es ist das Dabeisein. [/quote_box_center]
Krautreporter unterstützen
Deshalb glaube ich, dass die Krautreporter mit ihrem Vorhaben einiges richtig machen. Nachdem ich das gesagt habe will ich natürlich auch, dass sie erfolgreich sind. Sonst müsste ich in Zukunft meine Thesen noch wesentlich genauer begründen und kann nicht einfach sagen: Siehe Krautreporter. Wobei sie noch Verbesserungspotential haben, das Dirk von Gehlen ebenfalls anspricht und sich in der Kritik niederschlägt, die in den letzten Tagen geäußert wurde. Jemand hat außerdem geschrieben (finde gerade nicht mehr wer), dass die Gefahr besteht, wenn Krautreporter scheitern sollte, dass diese Art des cowdgefundeten Magazins in Deutschland erstmal wieder für Jahre tot ist. (Falls nicht, werden wir Nachahmer sehen.) Doch selbst auf die Gefahr hin muss man doch froh sein, dass es jemand probiert. Nochmal Niggemeier:
[quote_box_center]Ich glaube aber, dass sich ein Versuch lohnt (und, ehrlich gesagt: auch drei, fünf, elf Versuche), ob es nicht auch anders gehen kann, als es bislang ging.[/quote_box_center]
Das alles sind auch ungefähr die Gedanken, die ich versucht habe in meinem re:publica-Vortrag “Hilfe, die wollen mir Geld geben.” zu äußern. Dass die Session wirklich im Programm stand, kam noch spontaner zu Stande, als das letze Uni-Referat. Danke an Katharina Meyer für die Moderation. Wer also lieber schauen als lesen möchte, bitte sehr:
Wer wöchentlich über die Themen Neues im Journalismus, Geschäftsmodelle und Medien-Unternehmen informiert werden möchte:
David Streit hat mich für seine Reihe „Intervievv“ vor die Kamera gebeten. Also vor meine eigene Kamera. Das Konzept der Sendung ist nämlich, dass David den Befragten eine Reihe von Fragen schickt und diese sich anschließend beim Beantworten selbst aufnehmen.
(Jürgen Scharrer, Horizont.net)
Hochspannendes Interview mit FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher: Über seine Zeitung, die Debatte um Google und das die Medienbranche nur die Vorhut ist, der Branchen die intensiv die Digitalisierung durchlebt. Er darf zwar immer wieder Qualitätsjournalismus sagen, ohne das jemand fragt, was das heißt, aber sehr lesenswert.
(scribd.com)
Ausgerechnet BuzzFeed leakte den interne n Innovation Report der NYT, den viele als schon fast historisches Dokument betrachten. Ebenfalls sehr lesenswert. Darin kam heraus, dass auch die New York Time, die fast schon als digitales Vorzeigekind in der Branche gilt, noch diverse Grabenkämpfe zwischen Print und Online ausfechtet. Thomas Knüwer hat auf deutsch nochmal die wichtigsten Erkenntnisse herausgeschrieben.
(Sebastian Esser et al., krautreporter.de)
Die Krautreporter versuchen innerhalb von 30 Tagen 900.000 Euro für ein neues Onlinemagazin zu sammeln, der bisherige Onlinejournalismus ist nämlich kaputt, sagen sie. Man kann zwar viel an dem Projekt kritisieren, wie den geringen Frauenanteil, aber ich freue mich das mal jemand was macht. Und hoffe, dass die Jungs es schaffen, schließlich setzen sie viel von dem um, was ich in den letzten Jahren gepredigt habe, dass man mal machen müsste.
Das war die nächste Ausgabe der morgenlinks, wenn ihr sie das nächste mal nicht verpassen wollt:
Es gibt kaum etwas angenehmeres, als Stammgast in einer Bar zu sein. Wenn der Barkeeper schon weiß, welchen Gin man gern in seinen Tonic hat oder das man den Whiskey lieber in einem geeisten Glas anstatt mit Eiswürfeln trinkt. Und er kann direkt den nächsten Drink vorschlagen, weil er den Geschmack kennt.
Wieso ist offline eine persönlich Ansprache angenehm, online aber gruselig?
Im Netz versuchen Onlineshops uns ebenfalls zu Stammkunden zu machen, indem sie uns personalisiert Angebote und Shoppingvorschläge zeigen. Retargeting ist eine Werbeform, die zum Beispiel dazu führt, dass die Schuhe, die man sich eben noch in einem Onlineshop angeschaut hat, plötzlich als Werbung auf allen Seiten im Netz auftauchen.
Aber wieso finden wir es angenehm in einem Lokal persönlich angesprochen zu werden und irgendwie gruselig wenn uns unser Shoppingverhalten durchs Netz verfolgt?
Je menschenähnlicher Maschinen werden, desto gruseliger
In der Roboterforschung gibt es die Theorie des Uncanney Valley (engl. unheimliches Tal). Es beschreibt eine paradoxe Ablehnung, die wir gegenüber Robotern verspüren, je menschenähnlicher sie werden. Zunächst nimmt die emotionale Akzeptanz gegenüber Robotern linear zu, je besser sie unser Verhalten nachahmen. Ab einem bestimmten Punkt schwingt sie jedoch in radikale Ablehnung um. Solange die Roboter das Menschen nicht perfekt nachahmen, führt das dazu, dass wir uns vor ihnen gruseln. Das Uncanny Valley wurde deshalb schon für Horrorfilme genutzt oder um den ausbleibenden Erfolg von Zeichentrickfilmen zu erklären, wenn die Animationen nicht flüßig genug waren. Erst wenn die Roboter es schaffen die menschliche Mimik und Gestik perfekt zu imitieren, schließt sich das gruselige Tal wieder.
Die Theorie des Uncanny Valley CC-BY-SA 3.0 Wikimedia / Smurrayinchester
Onlinewerbung im Uncanny Valley
Ich würde behaupten, die Onlinewerbung befindet sich momentan in diesem Uncanny Valley. Sie versucht das Verhalten eines guten Barkeepers nachzuahmen und gruselt uns dabei nur. Was zuvorkommend wirken soll, macht uns Angst. Vor allem weil in vielen Fällen nicht klar ist, wie unsere Informationen erfasst und verteilt werden. Man stelle sich nur vor, man ginge in eine Bar, bestellt dort einen Drink und wird ab sofort in jedem Laden der Stadt mit diesem Drink begrüßt. Natürlich ist der technische Prozess online ganz einfach: Der Browser setzt einen Cookie auf dem Produkt, das wir uns zuletzt angeschaut haben, und schaltet ab da passende Werbeanzeigen auf anderen Seiten, natürlich automatisiert.
Dem Barkeeper können wir sagen, wann wir genung haben
Aber genau da liegt der Unterschied: Zu dem Barkeeper bauen wir erst langsam Vertrauen auf, kommen ab und zu abends vorbei, führen das eine oder andere Gespräch. Bei einem Online-Shop reicht eine Google-Suche und ein Klick und schon verfolgt er uns.
Dem Barkeeper können wir sagen, wann wir genug haben. Online bekommen wir oft noch das Paar Schuhe vorgeschlagen, lange nachdem wir es gekauft haben. So eine Empfehlung ist weit entfernt von menschlich.
Die Europawahl am 25. Mai rückt näher und es machen wieder allerlei Wahlwerbespots die Runde. Dabei sind diesmal kommt der lustigste EU-Wahspots nicht von irgendwelchen ominösen Kleinparteien, wie CSU oder FDP, sondern wirklich offizielle Aufrufe bitte zur Wahl zu gehen.
Der lustigste Eu-Wahlspot mit Monty Python
Und sie sind nicht nur Ausversehen komisch, sonder wirklich. Mein Favorit oben hatte es auch leicht, schließlich hat er die Szene bei Monty Pythonabgekupfert. Aber sie passt auch einfach zu gut, um nicht zu sagen perfekt. Hinter dem Film steckt Sebastian Jabbusch, der damit völlig zu recht auch den Video-Wettbewerb „Erste Wahl“ gewonnen.
Ich meine es gab schon mal einen EU-Wahlspot der sich über die Grünen lustig gemacht hat und an diese Szene aus das Leben des Brian angelehnt war, ich konnte ihn auf Anhieb aber nicht wieder finden.
Der lustigste Eu-Wahlspot mit Sex & Superhelden
Aber die Konkurrenz zum lustigsten EU-Wahlwerbespot ist hart, denn das dänische Parlament hat alle Register gezogen: Sex, Superhelden und rohe Gewalt. „Voteman“ heißt der Protagonist und reitet tatsächlich auf freaking Delphinen. Er reisst allen den Kopf ab, die nicht zur Wahl gehen; den Rest kickt er einfach direkt zur Wahlrune. Falls er damit nicht ausgelastet ist feiert er wilde Orgien mit nackten, großbusigen Damen. Als Kind wurde er davon traumatisiert nicht gewählt zu haben und deshalb nicht mitbestimmen konnte, wie viel Zimt in seine Zimtschnecken kommt..
Ich habe erwähnt, dass dieser Spot vom dänischen Parlament kam? Der Eu-Wahlspot kam vom dänischen EU Information-Center und wurde im offiziellen YouTube-Kanal des dänisches Parlaments hochgeladen. Inzwischen haben sie nach zahlreichen Protesten einen Rückzieher gemacht und aus dem offiziellen YouTube-Kanal entfernt, aber hier gibt es den crazy Sexploitation-Cartoon noch:
Welchen Spot ist eurer Meinung nach der lustigste EU-Wahlspot? Oder habt ihr noch bessere gefunden?
Karsten Lohmeyer schrieb gerade über den Mangel an Digital Natives unter den Journalisten. Und ja es stimmt, bislang gibt es noch immer erstaunlich wenige junge digitale Journalisten. Wenige, egal ob jung oder alt, haben gelernt die Möglichkeiten und Mechanismen des Netzes für sich zu nutzen. Auch ich stand schon vor Volontären in Schulungen, mit meiner Kinnlade auf dem Teppich, wegen all dem verstaubtem Dünkel, der mir entgegenwehte, während ich die Welt des Netzes zu erklären versuchte.
Junge digitale Journalisten brennen darauf Neues auszuprobieren
Auf der anderen Seite habe ich gerade auf der re:publica so viele junge digitale Journalisten getroffen, wie noch nie zuvor. Alle brannten, ob den neuen Möglichkeiten und Formaten, die sie ausprobieren möchten.
Wir leben und atmen das soziale Netz, sind begeistert von den neuen Formen und beobachten unter Strom das Entstehen journalistischer StartUps in den USA. Dabei beobachten wir, wie gerade Medien neuerfunden werden und wollen mitmischen. Und dann schauen wir uns hier um…
Sehen die tradierten Medienunternehmen und müssen uns fragen: Was habt ihr uns denn zu bieten?
Wir sollen helfen Produkte zu erhalten, die wir selbst längst nicht mehr nutzen.
So sehen wir zum Beispiel, wie bei StartUps gearbeitet wird, wie Büros bei Google & Co aussehen und sollen dann anschließend hier in hierarchische, mittelständische Unternehmen einsteigen. Wir dürfen dann die Facebook-Seite füttern, mit Inhalten die nie für das soziale Netz gedacht waren. Wir sollen helfen Produkte zu erhalten, die wir selbst längst nicht mehr nutzen.
Wir wollen Neues erfinden, ihr wollt Altes bewahren
Wir wollen Neues erfinden und kreieren, währenddessen wollen die Medienunternehmen Altes bewahren. Ihre restlichen Printwerbeerlöse erhalten, während die Leser längst alle bei Facebook sind. Ihre Einschaltquoten hochhalten, während sie selbst House of Cards bingewatchen und ein YouTuber einfach ihr Format für ein paar Hundert Euro nachdreht.
„Etwas besseres, als das Totholz finden wir überall.“, sprach der Esel. [Tweet this!]
Was habt ihr uns denn zu bieten für unser KnowHow?
Was habt ihr uns denn zu bieten für unser KnowHow außer mangelndem Expeditionswillen und verkrusteten Strukturen? Geld jedenfalls nicht. Immer schlechtere Verträge werden angeboten, Rechte auf Nimmerwiedersehen abgeknöpft und uns noch ein Praktikantenvertrag oder eine Volontärstelle angeboten. Dass unser KnowHow etwas wert ist wissen wir, denn nebenan steht die Industrie, ob Werbe-, PR- oder Klassisch, die uns jungen Digitalen ebenfalls Verträge anbietet, deutlich besser dotiert und mit unverständlichen englischen Jobbeschreibungen auf den Visitenkarten. Weil sie eben unbedingt wissen will, warum ihr “Supergeil”-Versuch nicht durch die Decke ging, was sie tun muss, um auf Facebook erfolgreich zu sein, was eigentlich 3D-Drucker für sie bedeuten.
Und wir würden doch so gerne coolen, neuen Journalismus machen, der uns und die Menschen um uns herum anspricht.
(Ole Reißmann, Hakan Tanriverdi, Jessica Binsch, tumblr.com)
Endlich Thesen zum Journalismus! Aber die sind gut und nochmal ein Stück Weiter. Ole Reißmann, Hakan Tanriverdi und Jessica Binsch preäsentierten sie am Rande der re:publica auf der Media Convention. Interessant zum Beispiel die Bemerkung zu Technik: “Wir müssen höllisch aufpassen, dass uns starre Content Management Systeme nicht vorschreiben, wie wir Geschichten zu erzählen haben.” Und mehr.
(Sebastian Christ, huffingtonpost.de)
Ich glaube inzwischen die Ukraine Berichterstattung war fast so etwas wie einen Kernschmelze für den Journalismus. Was das Vertrauen der Leser in die Redaktionen angeht, sie haben eine Agenda erkannt und ihre Sicht nicht wiedergefunden. Das Gefährlich: Halbseidene Medien haben das schnell aufgegriffen, die andere Seite dargestellt und damit Glaubwürdigkeit für ihre Verschwörungstheorien gewonnen, die der “Mainstream” nicht berichten möchte.
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(Jan Eggers, eggers-elektronik.de)
Öffentlich-Rechtliche und Startup passen nicht zusammen? Oh doch, in Belgien. Dort hat sich VRT daran gemacht eine Art NowThisNews-Klon zu bauen. Ihr größtes Problem: Erfolg.
„15 journalistic StartUps, you need to know. In a presentation, that will blow your mind.“, war der bescheidene Titel Von Martin Gieslers und meinem re:publica Vortrag. Und genau wie Clickbaiting, scheint auch der Titel funktioniert zu haben, der Raum war übervoll und Leute mussten draußen bleiben, weil es nicht mehr genügend Kopfhörer gab. Dafür gibt es jetzt oben eine Videoaufzeichnung der ganzen Session. Ich glaube es lief ganz gut, auch wenn am Vorabend #Tassebier war. Das mit den Kopfhörern war so eine Sache, einerseits hat man konzentrierter zugehört, auf der anderen Seite hat es die ganze Publikumsinteraktion rausgenommen. Was meiner Ansicht nach auch dazu geführt hat, dass wesentlich weniger Leute bereit waren am Ende fragen zu stellen.
t3n hat auch über unseren Vortrag berichtet und gleich noch einen Abstimmung angehängt, welches StartUp denn nun gewinnt.
Hier habe ich auch nochmal die einzelnen Karten für euch zum durchklicken mit den Details. Die Visits haben wir übrigens über SimilarWeb erhoben.
Wie ihr auf der letzten Karte seht stinke ich gegen Martin ganz schön ab, was Twitter-Follower angeht. Falls ihr das ändern wollt, könnt ihr mir hier folgen. Falls ihr Martin folgen wollt, geht das hier.
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