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Gesellschaft Netz &

Warum Privatsphäre wichtig ist

Glenn Greenwald erklärt in seinem TED-Vortrag, warum Privatsphäre für jeden einzelnen wichtig ist. Wir haben eben doch etwas zu verbergen, jeder Einzelne von uns. Nicht umsonst verhalten wir uns anders, sobald wir uns beobachten fühlen. Wir bohren nicht in der Nase und wir tanzen vielleicht nicht ganz so ausgelassen durch die Wohnung. Und wenn doch mal jemand tanzt „like nobodys wathcing, ist es gleich eine YouTube Seansation.

Privatsphäre: Wir wollen nicht jeden in unserem Wohnzimmer

Wir machen die Tür zu und hängen Vorhänge auf, weil wir nicht jeden in unser Wohnzimmer lassen möchten. Überwacht zu werden verändert also unser Verhalten. Wir entwickeln eine Schere im Kopf, verschweigen bestimmte Dinge und überlegen welcher unserer Taten uns verdächtig machen könnte.

Der Vortrag von Glenn Greenwald taucht so ähnliche auch in seinem Buch „No Place to hide“ auf. Eine exzellente Argumentation gegen jeden der behauptet er habe „nichts zu verbergen.“

 

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Netz &

Wie Snapchat funktioniert

Snapchat ist das heißeste Social Networking Phänomen, akutell vielleicht neben ello, wobei ich mich, ich gebe zu, bis heute schwer tue eine Verwendung und ein Verständnis dafür zu entwickeln.

Die Washington Post mach Politiknews auf Snapchat

Mein Faszination stieg aber rasant, als beim diesjährigen Reporter-Forum Cory Heik berichtete, dass sie einen eigenen Snapchat-Editor haben und dort unter dem Namen postpolitics versuchen Politik zu vermitteln.

Sexting - Wie Snqapchat funktioniert

Mehr als Sexting: Wie Snapchat funktioniert

Umso dankbarer bin ich, dass der Filmemacher Casey Neistat sich dem Phänomen angenommen hat und erklärt, wie Snapchat funktioniert, was es ausmacht und warum es Facebook tatsächlich gefährlich werden könnte. Er spricht mit einigen Jugendlichen, die geradezu süchtig nach Snapchat erscheinen. Sie benutzen Snapchat “everyday – allday”. Dabei hat sich Snapchat längst vom reinen Sextingtool wegbewegt. Daran denken sosnt alle, wenn man sagt, das man dort Fotos verschicken kann, die sich nach kurzer Zeit selbst löschen.

Bei Snapchat kann man wirklich was verpassen

Mit der Einführung von Snapchat Stories kann man andere durch sein Leben führen, sie an seinem Tag teilhaben lassen. Dabei kann man mehrere Bilder zu einer Story zusammenfügen. Casey Neistat ist auch der Meinung, das Snapchat als erstes Storytelling für Mobile geknackt hat, besser als Vine oder Instagram. Diese Unmittelbarkeit macht für viele wohl den Reiz aus und natürlich das Gefühl etwas zu verpassen. Was hier ausnahmsweise stimmt, denn auch die Story halten nur 24 Stunden bevor sie gelöscht werden.

Wie unmittelbar Snapchat funktioniert zeigen sie anhand des Snapchat-Königs Jerome Jarre, der 1 Millionen Follower auf der Plattform hinter sich vereint. Er postet einen Aufruf sie später am Union Square zu treffen. Dieser erreicht in nur 16 Minten über 140.000 Menschen. Und am Nachmittag ist der Park tatsächlich voll von Jugendlichen, die ihren Snapchat-Star sehen wollen.

Wie Snapchat funktioniert: Benutzung

Facebook-Killer?

Facebook finden die wenigstens davon noch spannend, ihre Freunde verwenden das kaum noch. Für sie Snapchat das Medium für den unmittelbaren Austausch. Daher kommen auch die Zahlreichen “Snapchat -Facebook-Killer” Überschriften, die man lesen konnte.
Achso und gerade heute hat Snapchat angekündigt, dass man in Zukunft in den Snapchat Stories auch Werbung schalten will.

Mich findet man auf Snapchat unter dem Namen netzfeuilleton. Ob ich jetzt rausfinde, wie gut es funktioniert? Haltbare Nachrichten gibt es in unserem wöchentlichen Newsletter:

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Gesellschaft Netz &

Sharing Economy: Wenn aus Nachbarschafthilfe Nebenverdienst wird

Wir müssten alle gar nicht so viel besitzen. Dieser Gedanke geht einem spätestens dann durch den Kopf, wenn man Umzugskisten packen muss und entdeckt, dass man noch ein 24-bändiges Filmlexikon aus dem Jahr 1987 unter dem Schreibtisch stehen hat. Apropos Besitz: Eigentlich ist ja genug für alle da, man müsste das Ganze nur sinnvoll aufteilen. Dieser Traum – des Teilens – wird heute mit dem Begriff Sharing Economy beschrieben (übersetzt: Ökonomie des Teilens). Es geht eben nicht darum, alles zu besitzen, sondern sich das Benötigte zu leihen – und zeitweise selbst abzugeben.

Sharing Economy: Hochdruckreiniger leihen statt kaufen

So kann man zum Beispiel mit der App WhyOwnIt nachschauen, wer in der Umgebung eine Bohrmaschine oder einen Hochdruckreiniger übrig hat. Besonders bekannt sind AirBnB, die Zimmervermittlung, und Uber, ein zwischen Mitfahrgelegenheit und Taxi angesiedelter Dienst. Wieso soll ich mein Zimmer nicht anderen zur Verfügung stellen, wenn ich selbst gerade nicht in der Stadt bin? So hat AirBnb angefangen, private Zimmer zu vermieten. Wieso soll ich nicht in meinem Auto noch andere Leute mitnehmen, wenn noch Platz ist? So geht es Stück für Stück weiter auf dem langen Weg dahin, dass ich selbst vielleicht weniger besitzen muss – kein eigenes Auto mehr, keine Bohrmaschine, keinen Hochdruckreiniger.

Mittelmänner gehen und neue Mittelmänner kommen

Dabei schalten die Dienste im Netz geschickt bisherige Mittelmänner aus: Uber umgeht streng regulierte Taxizentralen und deren Auflagen, und Airbnb umschifft die Bestimmungen der Hotelbranche. Aber der Begriff Sharing Economy besteht aus zwei Begriffen, Teilen ist nur der Erste, der zweite besteht aus purer Ökonomie und da wollen Leute Geld verdienen. Einmal natürlich die Plattformen, die sich selbst als neue Mittelsmänner installieren und für sich ein Monopol anstreben, um davon zu profitieren.

Teilen ist kein gütiger Akt mehr, sondern zum Geld verdienen

Die App myTaxi zum Beispiel ist eine weitere intelligente Alternative zu normalen Taxizentralen. Doch als sie genügend Taxifahrer um sich geschart hatte, erhöhte sie spontan die Preise und vermittelte vor allem jenen Fahrern neue Gäste, die bereit sind, mehr Prozente abzugeben. Und auch die Menschen, die verleihen, wollen Geld verdienen. Die Vermietung von Wohnungen über AirBnB hat inzwischen dazu geführt, dass in touristisch attraktiven Großstädten das private vermieten verboten ist. Aus Angst, dass die Mietpreise in die Höhe schnellen werden, weil viele ihre Wohnung lieber für einen hohen Satz nächteweise vermieten als langfristig an ein und dieselben Mieter. Und vielleicht will demnächst auch der Nachbar, der einem bisher gerne die Bohrmaschine einfach so ausgeliehen hat, Geld dafür sehen. In der Sharing Economy ist Teilen kein gütiger Akt mehr, sondern einer mit dem sich gut Geld machen lässt. Was bisher Nachbarschaftshilfe war, wird Nebenverdienst.

Bild: CC BY 2.0 Carlos Maya

Update: Auch Extra3 hat sich dem Thema Sharing Economy sehr schön angenommen:

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Gesellschaft Netz &

Internet Celebrities – Wenn Freunde zum Publikum werden

Das Internet hat unsere Grenzen und Wahrnehmungen für Berühmtheit verschoben. Die Öffentlichkeit hat sich zerteilt und damit auch die Wahrnehmung wer in der Öffentlichkeit steht. Während wir aus einem Zeitalter der Superstars kommen, in dem einige wenige mit nationaler oder internationaler Medienpräsenz geegnet wurden hat heute jeder Zugang zu weltweiten Medien. Und es gibt viele Teil- oder Mikroöffentlichkeiten, in denen unterschiedlichen Menschen ein unterschiedliches Maß an Aufmerksamkeit zukommt.

Kleine Stars in Teilöffentlichkeiten

Konkretes Beispiel: Jemand mit mehr Twitterfollowern bekommt leichter mehr Aufmerksamkeit, also jemand der nur wenige hinter sich versammelt, deshalb wird er schnell auch als wichtiger angesehen. Ein kleiner Star entsteht, der zumindest in diese Sphäre etwas gilt und genau beobachtet wird. Dies geschieht in allen möglichen Subkulturen, auf YouTube ist jemand bekannt, ein anderer in einer speziellen Musiksparte berühmt und auch in einem Forum kann sich jemand einen Rang erarbeiten. An einer gewissen Stelle findet ein Shift statt, irgendwann wird nicht mehr nur mit der Person gesprochen, sondern auch über sie. Die Person wird selbst zum Inhalt und damit ein kleiner Star oder Internet Celebrity.

Von Internet Celebrities und YouTube Stars

Am konkretesten kann man dies momentan in der YouTube Szene beobachten. Hier sind einige zu echten Stars geworden, die von Fernsehsendern umworben werden, Plakatwände schmücken aber von einem Teil der Bevölkerung schlicht nicht erkannt werden. Es sind immer noch Nischenstars, wenn auch eine zunehmend größere Nische mit einer sehr interessanten Zielgruppe.

Über Nacht zum Star

Aber man hat auch kaum eine Kontrolle darüber, wie schnell sich die eigene Person verbreitet. Echtzeitmedien, wie Twitter, machen es möglich, dass ein ein Tweet in sekunden um die Welt geht. Man kann aufwachen und feststellen, dass der eigene Song plötzlich im ganzen Netz gespielt wird oder ein Video viral gegangen ist. Nicht immmer ist diese aufmerksamkeit positiv, mit jedem Sturm kommt auch Gegenwind auf und schnell wird man zu einem Symbol für etwas und von anderen vereinnahmt. Dieses Phänomen beschreibt auch das Video oben am Beispiel von Phil Fish. Phil Fish hat das viel gefeierte Spiel FEZ entwickelt und trat in der großartigen Dokumentation Indie Game: The Movie* auf.

Von der Person zum Symbol

Nun ist Phil Fish nicht gerade eine zurückhaltende Person und die Gamingcommunity nicht unbedingt die freundlichste, wie man leidvoll am Beispiel von Anita Sarkeesian erfahren musste. Und FEZ wurde lange vor Release mit Preisen überschüttet, während sich der Release immer weiter hinauszögerte. Phil Fish wurde also zum Symbol für den gehypten Indiestar, der noch nicht wirklich etwas geleistet hat und beinahe jeder (in der Community) hat eine Meinung zu ihm. Was sich aus dieser Symbolkraft einer einzelnen Person entspinnen kann erklärt das Video oben perfekt.

 

 

Mehr zur Veränderung der Medien durchs Netz gibt es jede Woche auch im Newsletter:

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Bild: CC BY-ND 2.0 Jonathan Kos-Read

*Affiliate Link

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Gesellschaft Netz &

Wie der Onlinehandel unsere Zahnpasta verändert

Wenn Sie in den Supermarkt gehen und eine Zahnpasta kaufen möchten, dann finden Sie dort Regalreihen über Regalreihen an Tuben. Seien wir ehrlich: Die meisten davon unterscheiden sich nicht groß, sie machen extra-super-weiße Zähne, versprechen der ein oder anderen Zahnkrankheit vorzubeugen und die meisten schmecken immer noch nicht besonders gut. Und viele davon gehören im Endeffekt zum selben Unternehmen. Denn das war bislang eine der beliebtesten Strategien von Unternehmen, um sicher zu gehen, dass Sie eines ihrer Produkte kaufen: Möglichst viel Regalplatz besetzen, so dass, egal wonach Sie greifen, Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Produkt des Unternehmens in Ihren Einkaufskorb legen. Und so hat man einfach immer neue Namen mit -blend und -dent und -med generiert und so immer neue Marken geschaffen. 

Wie Marken auf den Onlinehandel reagieren

Nun hat Procter & Gamble vor kurzem angekündigt, dass sie 90 bis 100 ihrer Marken loswerden wollen, damit bleiben dem Unternehmen zwar immer noch 70 bis 80 Marken übrig, und vermutlich kann sie trotzdem keiner im Unternehmen auswendig aufsagen, aber es deutet auch einen Strategiewechsel an, der mit einer Veränderung darin wie wir Einkaufen einhergeht. Die Marken müssen auf den Onlinehandel reagieren. Denn in Onlineshops ist Regalplatz plötzlich nicht mehr begenzt. Amazon und den meisten anderen Onlineversandhändlern ist es egal ob sie sieben oder zehn Zahnpasten nebeneinander listen. Im Gegenteil- es tauchen immer mehr neue unabhängige Marken auf, es gibt Nischenprodukte und das Grundrauschen ist unendlich höher. Das heißt, es wird viel schwieriger mit einer eigenen Marke überhaupt gehört zu werden. Geschweige denn mit zehn.
Man kann auch keinen Platz besetzen oder jemand anderen aus dem Sichtfeld des Einkaufenden verdrängen. 

Suchschlitz statt Regalfach

Außer vielleicht in der Suche. Plötzlich zählt als Unternehmen, dass die eigene Zahnpasta am besten auf Platz eins in den Suchergebnissen auftaucht, wenn jemand nach Zahnpasta googelt. Oder sich der Kunde am besten an den Namen erinnert. Da ist es eher hinderlich wenn alle mit -blenda, -denta oder -med enden und ich auch nicht mehr weiß, ob ich nun „extra frische“ oder „milde frische“ wollte. Dazu ist es gut, möglichst wenige starke Marken zu haben, die von vielen erkannt werden, die eindeutig für ihre Kategorie stehen und auf die man seine Anstrengungen fokussiert. Und so verändert der Onlinehandel auch unsere Zahnpasta.

Diese Kolumne erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung
Bild: CC BY-ND 2.0 Sam Hawkins

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Kultur Netz &

Die Kulturflatrate ist eigentlich schon da

Bis ich zwölf war habe ich keinen Pfennig meines Taschengeldes ausgegeben. Dann bekam ich einen Dreifach-CD-Wechsler zum Geburtstag. Innerhalb weniger Monate war mein Sparbuch geplündert. Immerhin kostete eine Bravo Hits Doppel-CD 40 Mark und so üppig war mein Taschengeld auch nicht. Rechnet man noch die Kinobesuche rein für all die Filme, die ich mit der neu erreichten Altersstufe plötzlich anschauen durfte, habe ich wohl seither lange nicht mehr soviel Geld für Kultur ausgegeben.

Denn kurz danach folgte eine Zeit, in der man sich zum Geburtstag gebrannte CDs schenkte mit liebevoll selbstgestalteten Covern. In den großen Pausen wurden die Namen von Tauschbörsen herumgereicht. Kulturkonsum war in die Illegalität abgetaucht, gleichzeitig wurde vermutlich so viel konsumiert, wie nie zuvor. 2011 besuchten 200.000 Menschen täglich die Seite kino.to, um dort etliche Filme und Serien zu streamen. Ohne dafür zu bezahlen, außer mit ihrer ungeheuren Aufmerksamkeit, die sie brauchten, um nicht Ausversehen einen Computervirus herunterzuladen.

Kulturflatrate: Einmal zahlen, unendlich herunterladen

Die Kulturindustrie hat seither versucht dem Einhalt zu gebieten. Mit Werbespots, die Konsumenten in die Nähe von Schwerverbrechern rückten und Abmahnungen, die wohl mehr Anwälte als Künstler bereichert haben. Die Verlockung beinahe jedes jemals erstellte kulturelle Gut sein Eigen nennen zu können, ohne es jemandem anderen wegzunehmen,  die die digitale Kopie mit sich brachte, war aber zu groß, als dass es irgendjemand abhielt. Doch die Konsumenten boten auch an zu bezahlen und gebaren die Idee einer Kulturflatrate. Einmal bezahlen und herunterladen, so viel man möchte.

Der CCC (Chaos Computer Club) beispielsweise schlug 2011 die Kulturwertmark vor, ein System das durch Beiträge aller Bürger die Finanzierung des gesamten Kulturbetriebs sichern soll. Wer allerdings weiß, wie schwer sich allein die GEMA mit der Verwaltung von Musikrechte tut, möchte kaum einem Gremium die Verwaltung aller Einnahmen und deren Verteilung auferlegen.

Ich gebe so viel für Kultur aus, wie nie zuvor

Allein, inzwischen haben wir fast so etwas, wie eine Kulturflatrate. Immer mehr Dienste bieten für eine monatliche Gebühr unbeschränkten Zugang zu verschiedenen Medien an. Spotify lässt einen für rund 10€ im Monat unendlich viel Musik streamen. Netflix bietet für 8$ im Monat den Zugang zu Filmen und Serien in den USA und will im Herbst auch in Deutschland starten. Dann muss ich nicht zusätzlich noch 4€ für einen VPN-Zugang bezahlen, der so tut als sei ich in den USA. Zusätzlich zu diesen beiden Diensten bezahle ich auch noch zehn Euro im Monat für ein Hörbuchabonnement* und mein Amazon Prime-Account gibt noch zusätzlichen Zugang zu Filmen und Serien (30-Tage kostenlos testen*). Ich glaube, ich gebe inzwischen sogar noch mehr für Kultur aus, als mit zwölf Jahren und kann mehr davon genießen als jemals zuvor. Es geht dabei nicht mehr um das Besitzen der Werk und DRM schränkt ein, was man mit den Stücken tun darf, aber wenn ich ständigen Zugriff auf alles habe verschwimmen die Grenzen zwischen Streamen und Besitzen.

Vor einigen Tagen hat Amazon auch noch eine Flatrate für Bücher angekündigt. Die gibt es analog eigentlich schon lange, nennt sich Stadtbücherei.

Dieser Text erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung
*Affliiate-Link: Wenn ihr darüber bucht, zahlt ihr keinen Cent mehr, aber ich bekomme ein paar.
Bild:  CC-BY-SA jwltr

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Medien Netz & Viralität

Geschichte des Native Advertising. Unterhaltsam erzählt von John Oliver

Native Advertising, oder was die meisten dafür halten, ist inzwischen fast überall. Wer den Trend ein wenig verpasst hat oder sich einfach nur gut unterhalten lassen will, für den fasst John Oliver die Entwicklung zusammen.

Native Advertising – Vermischung von Church & State

Berühmt gemacht hat das Konzept des Native Advertising BuzzFeed, die damit einen Großteil ihrer Umsätze machen. Inzwischen sind aber auch viele andere Portale auf das Konzept aufgesprungen. Sogar die altehrwürdige New York Times hat nach viel hin-und-her inzwischen mit dem Brand Studio ein eigenes Team für Native Advertising. Sie versuchen sogar, im Gegensatz zu den meisten anderen, nicht nur einfach bezahlte Artikel zu posten, sondern daraus Multimediainhalte zu bauen. BuzzFeed, setzt wie bei den meisten Geschichten auch bei seinen Native Advertising Geschichten, vor allem auf die Teilbarkeit und das Hervorrufen von Gefühlen.

Kritik an Native Advertising

Kritik für einen Native Advertising Beitrag muss vor allem „The Atlantic“ einstecken, als sie einen gesponserten Artikel über Scientology veröffentlichten. Diesen Fall hat auch John Oliver in seinem Stück über Native Advertising aufgenommen, geht aber vor allem auf die breitere Kritik ein, dass durch Native Advertising die im Journalismus strenge Trennung zwischen Werbung und Inhalt verloren geht. „Separation of Church and State“, wie es in den USA heißt, soll vor allem dafür sorgen, dass man den Inhalten der Medien trauen kann und sich eben nicht ein Sponsor in die reguläre Berichterstattung einkaufen kann. Das wird durch Native Advertising vermischt, schließlich wird hier die Standardform des Artikels für die Werbung geöffnet. Dabei bleibt, auch bei aller Kennzeichnung als Sponsored Content, das Restrisiko, dass der Leser die Werbung mit redaktionellem Inhalt verwechseln könnte.

Auf der anderen Seite gab es auch in Zeitschriften schon sogenannte Advertorials, die möglichst nah an das restliche Layout angelehnt Werbebotschaften verbreitet haben. Und es ist eben neben Paid Content eine neue Erlösquelle, für die die Werbekunden auch bereit sind noch Geld auszugeben, anders als bei normaler Onlinebannerwerbung. Die Medienhäuser müssen nur aufpassen, dass sie ihre Glaubwürdigkeit nicht gleich mitverkaufen.

John Oliver ist jeden Falls mal wieder großartig mit seinem Format.

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Netz &

Verkauft uns Facebook irgendwann Stimmungen

Facebook wurde dabei ertappt, wie es seine Nutzer zu unwissenden Teilnehmern an Experimenten gemacht hat.
Eigentlich wurden sie nicht ertappt, sondern das ganze war eine offizielle Studie, die jetzt veröffentlicht wurde. Über 600.000 Nutzern hat Facebook Nachrichtenströme vorgelegt, die entweder stark negativ oder stark positiv geprägt wurden.

Facebook verändert die Nachrichtenströme

Der Aufschrei war groß: Einige haben sich empört, dass Facebook ihre Nachrichtenströme von Freunden verändert hat. Dabei tut Facebook das eigentlich ständig. Die „Hauptmeldungen“, wie sie auf der Seite heißen, sind immer nach den eigenen Interessen und der Interaktion mit anderen Freunden angepasst. Manche Freunde blendet einem Facebook sogar ganz aus, wenn man nicht ausreichend mit ihnen kommuniziert. Darüber, dass Facebook die Teilnehmer nicht aufgeklärt hat, dass sie Teil eines Experiments sind, kann man sich zurecht aufregen. Zwar sind sogenannte A/B-Tests, in denen man zwei verschiedene Varianten einer Webseite an unterschiedliche Nutzer ausspielt im Onlinemarketing gang und gäbe, aber aus forschungsethischer Sicht ist es eben nicht in Ordnung Menschen einfach Experimenten zu unter ziehen, die ihre Stimmung beeinflussen.

Facebook beeinflusst unsere Stimmung

Am interessantesten sind jedoch die Ergebnisse und ihre Bedeutung. So hat sich gezeigt, dass diejenigen Probanden, denen vor allem positive Nachrichten von ihren Freunden gezeigt wurden, anschließend mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst eine positive Statusmeldung auf Facebook hinterlassen. Die anderen, denen vor allem ein negativer Nachrichtenstrom präsentiert wurde, haben statistisch selbst eher negative Kommentare hinterlassen. Ein Algorithmus kann also direkt beeinflussen wie wir uns fühlen. 

Nicht nur Werbung verkaufen, sondern Stimmungen

Was man mit der Hoheit darüber alles anstellen könnte. Facebook finanziert sich über Werbeanzeigen. Diese funktionieren in einem positiven Umfeld meist besser. Facebook könnte also dazu übergehen, die negativen Nachrichten im eigenen Stream etwas zu minimieren. Man könnte sogar anbieten, bestimmte Stimmungslagen zu verkaufen. Das könnte vor Wahlen ein beliebtes Mittel sein. Wer seine Welt zufrieden wahrnimmt, möchte daran nicht so viel ändern. Das klingt nach Verschwörungstheorie und noch ist Facebook weit davon entfernt. Der Plattform geht es eher darum, die Interaktionsraten und die Verweildauer auf der eigenen Webseite hochzutreiben. Entscheidend als Nutzer ist es aber zu verstehen, dass Algorithmen immer mehr und mehr unsere Weltsicht prägen und beeinflussen.

Dessen sollten wir uns immmer bewusst sein. Und bei Facebook vielleicht ab und zu auf „Neueste Meldungen“ klicken, um zu sehen, was uns sonst so entgeht.

Dieser Text erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung

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Gesellschaft Netz & Video

Uber – Zwischen Chauffeurservice & Mitfahrgelegenheit

Uber ist derzeit in aller Munde, bewertet mit über 17 Milliarden Dollar ist der Service auch in Deutschland gestartet. Über bietet gleich zwei Service. Mit Uber Black einen Limousinenservice und mit Uber Pop eine Mitfahrgelegenheit in der Stadt. Damit hat sich Uber schon zahlreiche Feinde in der Taxibranche gemacht, erobert aber weiter die Welt.

Dieses Jahr startete Uber auch In Frankfurt. Ich habe mich mit dem General Manager von Uber Frankfurt, Christopher Bates, im Rahmen des Gründertreffen Mainz über den Service unterhalten und was die Unterschiede zu einem Taxi, Flinc oder der Mitfahrgelegenheit sind.

Uber – Wo sind die Unterschiede zum Taxi oder Mitfahrzentrale

Wo sieht man die Konkurrenz und was ist eigentlich anders, als einfach Taxi zu fahren? Wie sicher ist es, wenn ich bei jemand fremden in den Corsa steige? Wie sieht er die Klage, die in Berlin gegen Über angestrengt wurde?

Wie zufrieden ist Uber mit dem Start in Frankfurt und kommen Sie vielleicht auch nach Mainz?

Gerade heute macht Uber wieder von sich reden, weil sie überall auf der Welt Eis verteilen wollen. Auch in Frankfurt, Berlin, München und Hamburg. Ihr könnt euch als heute von Uber eine Portion #UberIceCream liefern lassen und das schlecken, während ihr mein Interview mit Chris Bates anschaut.

Auf seinen Wunsch haben wir das Interview auf Deutsch geführt.
Wenn ihr noch mehr Interviews mit StartUps lesen wollt, dann empfehle ich euch dieses mit dem Gründer von PaperC.

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Bücher Netz &

PaperC – Vom digitalen Copyshop zum Wissens-Netflix

Als PaperC 2009 an den Start ging, wurde es von allen Seiten bejubelt.  Man wurde zum Start-Up des Jahres gewählt, das Handelsblatt nannte das Konzept eine Revolution. Fachbücher online kostenlos lesen und nur für einzelne Seiten zu bezahlen, wie in einem Copyshop. Doch das Geschäftsmodell ging nicht auf. 

Man hatte mit PDF auf das falsche Format gesetzt, war nicht mobiltauglich und die Nutzer wollten nur zögerlich bezahlen. Seit Anfang des Jahres hat man von paperc.de auf paperc.com gewechselt, setzt dort auf HTML und ePub statt PDF. Außerdem will man Bücher nun zum mieten anbieten und in naher Zukunft endlich auch die versprochene Flatrate. Wir haben mit Martin Fröhlich, dem Gründer und Geschäftsführer von PaperC, gesprochen. Über die neue Vision für PaperC und wo es mit der Ebook-Branche hingeht..


Was treibt dich an PaperC weiter zu machen? Was daran liebst du?

[pull_quote_right]Wir mussten von unserem Modell weggehen und erstmal zu einer neuen Vision kommen [/pull_quote_right] Martin Fröhlich: Ich bin ein Freidenker und ein guter Verkäufer, aber ich versuche mir immer klar zu machen, ist das wirklich das was ich möchte. Komme ich authentisch rüber und spiele nicht auf einer Klaviatur auf der ich mich nicht wohlfühle. Wo ich für etwas kämpfe, da möchte ich auch dafür brennen. Genau an diesem Punkt standen wir mit PaperC schon öfter. Zu sagen: Wir sind als ein virtueller Copyshop gestartet und mussten von dem 10 Cent pro Seite-Modell weggehen und ich habe mich dann irgendwann gefragt: Lohnt es sich noch für die Idee zu kämpfen, wenn der Markt noch nicht so reif ist? Und dann kamen wir erst wieder zu einer neuen Vision, nachdem wir uns ein paar Wochen eingeschlossen haben, nicht mit der rosaroten Brille draufgeschaut haben. Dann haben wir gesehen jedes Individuum braucht einen anderen Einstieg in Wissen und Wissensadaption. Warum muss es immer nur reiner, rudimentärer Text sein? Wir wollen wir mit PaperC da hinkommen, dass es eben nicht nur um reinen Text geht, sondern es mehrere Layer gibt mit Videos, Bildern, User-Generated-Content und letztendlich auch den Nutzern, die sich darüber austauschen. Und seither brenne ich wieder für PaperC, weil danach habe ich gesucht. Geschäftsmodelle wandeln sich und da muss man hartnäckig am Ball bleiben.

Aber PaperC ist ja mit dem Versprechen gestartet: Fachbücher kostenlos lesen und erst bezahlen, wenn man irgendwas mit der einzelnen Seite machen will, sie bearbeiten oder ausdrucken. Das heißt, davon seid ihr jetzt weg. Man kann bei euch nicht mehr kostenlos lesen und ihr wollt diese kostenlose lesen durch Videos ersetzen?

Martin Fröhlich: Da wollen wir irgendwann hin. Aber erstmal ja, wir sind davon weggekommen, weil es der Zeit voraus war. Nutzer haben gerade erst verstanden, ich miete oder kaufe ein Buch. Mit einzelnen Kapiteln setzt sich das immer mehr durch, aber das Seitenkaufmodell war für den Nutzer letztendlich sehr micropaylastig. Der Nutzer steht bei jeder Seite vor der Kaufentscheidung jetzt 10 Cent zu bezahlen. Das ist sehr mühselig. Deshalb sind wir von dem Seitenmodell weggekommen. 10% kostenfreies einlesen ist immer noch unser Versprechen. Wir haben aktuell die Rechte bei den meisten unserer 130.000 Titel, das man diese 10% kostenfrei einlesen kann, egal an welcher Stelle. Aktuell ist es technisch aber noch so umgesetzt, dass es die ersten 10% sind. Wir arbeiten aber daran, dass irgendwann auch umzustellen.

Wenn ich dann die ersten 10% gelesen habe, stehe ich vor der Entscheidung, ob ich das komplette Buch kaufen möchte, weil es ein Standardwerk ist, oder ob ich es für 1, 3 oder 6 Monate ausleihen will. Das heißt in Zukunft werden bei PaperC zwei Kaufbuttons stehen: Kaufen oder Mieten. Das wird in naher Zukunft kommen. Wir haben jetzt von den 120.000 Büchern 20% in dem Mietmodell drin und auch in dem Flatratemodell. Das ist eine Frage der Zeit, bis wir dann auch die Flatrate publizieren. Im Hintergrund sammeln wir fleißig Content ein, wir akquirieren jede Woche zwischen 3000–4000 Titel. Da passiert extrem viel aktuell.

Das heißt von einem Flatratemodell seid ihr noch nicht weg? Weil das ist so ein bisschen der Hype in der Buchbranche, den ich von außen sehe: Wo bleibt das Netflix für Bücher. Ist es das, wo ihr hinwollt?

[pull_quote_left]Ich träume immer noch von einem Netflix für Bücher. Und es wird kommen.[/pull_quote_left]

Martin Fröhlich: Ja, ich träume immer noch davon und es wird kommen. Aber ich habe gelernt nicht so viel Wind in der Presse zu machen, sondern just do it. Wir sammeln im Hintergrund jetzt den Content ein und erst wenn wir 40.000–50.000 Titel in der Flatrate haben, dann werden wir es publizierten und auch fokussiert im Marketing vorgehen. Wir werden dann sehen in welchem Fachgebiet wir viele Titel für das Flatratemodell haben. Wenn wir dann in der IT Literatur gut aufgestellt sind, kommen wir damit zum Beispiel gezielt zu den Top 5 IT-Universitäten. Readify macht das Flatratemodell ja schon im Belletristik Bereich, die werden sich aber auch öffnen gegenüber Non-Fiction. In Amerika habe ich Oyster, die immer stärker wachsen.
Wir verstehen uns aber mehr als Arbeits- und Wissensplattform. Wir wollen dem Nutzer erstmal diese Kauf- und Mietentscheidung geben und in naher Zukunft, ich will mich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen, kommt dann der Flatratebutton. Erstmal möchte ich das Mietmodell an den Start bringen, wie weit das dann die eBook-Verkäufe kannibalisiert, wird sich zeigen. Aber Nutzer haben gelernt eBooks zu kaufen und zu besitzen, deshalb sollte man sich davon nicht komplett verabschieden. Erstmal.

Bei Fachbüchern hat man ja das Problem, dass sie im Vergleich zu Belletristik wirklich teuer sind. Wo ich für das Paperback 10 Euro ausgebe, kostet das obskure Fachbuch über die neusten Marketingtechniken plötzlich 60€. Sogar als eBook, von daher ist die Idee für ein Mietmodell gar nicht schlecht.
Aber ihr habt da auch Konkurrenz. Wenn ich an Springerlink denke, die direkt an die Bibliotheken Flatratemodelle für ihre Titel verkaufen.

Martin Fröhlich: Richtig, und natürlich ist das auch nicht schlecht. Aber es ist nicht zeitgemäß. Springer verkauft sein teures Paket an die Universität mit beispielsweise 30.000 eBooks in einer Flatrate pro Jahr für 5.000 Studenten. Ich habe aber mit immer mehr Bibliothekaren gesprochen, die sich sagen sich, warum soll ich im Voraus für 5.000 Studenten zahlen, wenn vielleicht am Ende des Jahres nur 1.000 Studenten den Service genutzt haben? Die kommen immer mehr zu einem Pay-per-Use-Modell.

Du hast noch angeschnitten, das ihr in Richtung Videos, Bilder und User Generated Content gehen wollt. Wie stellst du dir das Modell vor und wie passt das zusammen?

Martin Fröhlich: Das ist meine Vision, für die ich persönlich brenne. Ich habe mich immer gefragt, warum ist die Diplomarbeit der Zukunft kein enhanced eBook? Das Projekt wollte ich an der Freien Universität Berlin durchführen, aber letztendlich gibt es da viele Hürden. Wir wollten das mit Studenten damals durchbekommen, aber die Restriktionen der Universität haben das nicht zugelassen und es ist gescheitert. Das ist schade. Man muss vielleicht einen Professor finden, der sich dafür einsetzt. Dabei würde ein enhanced eBook die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Wissen auch ins Langzeitgedächtnis übergeht, weil es Spaß macht. Es wäre eben nicht nur hingeranzter Text, sondern mannigfaltig und die digitalen Medien geben uns dazu eigentlich die Möglichkeit.

[pull_quote_left]Warum ist die Diplomarbeit der Zukunft kein enhanced eBook? [/pull_quote_left]

Wo wir mit PaperC hinwollen ist ganz klar: Ich hab eine Frage und dann gebe ich die Frage bei PaperC ein. Zum Beispiel “Kolibris in Südostasien” und dann bekomme ich die Top 3-Fachbücher, die Top 3-Hausarbeiten, Top 3-Videos, Bilder und die Top 3-Leute, die sich darüber austauschen. Je nachdem, was ich anklicke, springe ich dorthinein und kann mir das erst einmal anschauen. Die Bilder und Videos werden kostenfrei sein. Aber im nächsten Schritt brauche ich Quellenangaben, ich brauche etwas um meine Abschlussarbeit vorzubereiten und Literaturhinweise. Und dann kann ich auf PaperC das Buch kaufen oder mieten. Da wollen wir hin und Mehrwerte schaffen. Das heißt, wo Google und Amazon dir das Buch mit einem schönen Lesereader gibt, wollen wir dir die Werkzeuge der Wissensadaption an die Hand geben. Bei uns gibt es Messer, Gabel und Löffel in Form von Notizen, Zitate und der automatische Quellenangabe. Statt einem reinen Lesereader geben wir dir den Arbeitsreader an die Hand, mit vertaggten Büchern, Videos, Bildern und Nutzern, die sich dazu austauschen.

Da würdet ihr ja fast schon mit YouTube konkurrieren. Wie wollt ihr da Leute dazu bringen, gezielt Videos für die einzelnen Themen zu erstellen und dann bei PaperC einzustellen? Oder sucht ihr, was es schon auf YouTube gibt und bindet das bei euch ein? Oder soll das Material aus solchen enhanced ebook Abschlussarbeiten kommen, wie du sie angesprochen hast?

Martin Fröhlich: Wir wollen in ein Vertaggungssystem rein. Wenn ein Nutzer bei uns sehr aktiv ist, wird er zum Bookmaker und geben diesem dann gezielt die Möglichkeit Artikel oder Videos zu vertaggen. Das kann dann Spiegel Online sein oder YouTube, das wird dann einfach über ein Widget verlinkt. Da wollen wir gezielt ran gehen. Leander Wattig ist Social Media Experte, Leander könntest du das nicht für uns in diesem Bereich übernehmen, in diesem Bereich den User Generated Content zu füttern und zu pflegen. Die Zauberformel haben wir auch noch nicht gefunden. Es wird eine Kombination aus Arbeitswerkzeugen und Social Reading. Wir gucken in die ganze Welt der Hausarbeiten und Diplomarbeiten hinein. Natürlich sind wir jetzt auch in Verhandlung mit einzelnen Content Providern, die Videos oder andere Inhalte haben. Zum Beispiel mit dem Handelsblatt. Die schreiben Artikel zu aktuellen Themen und wir werden dann die passenden Bücher über ein Vertaggungssystem dazu liefern und wir werden umgekehrt in den Büchern die aktuellen Artikel taggen. Das ist unser nächstes Ziel.

Wo siehst du denn den eBook-Markt in 5–10 Jahren. Wo geht das hin?

Martin Fröhlich: Ich sehe die Zukunft ganz klar im C2C-Markt, also Consumer zu Consumer. Wo Autor gleich Leser ist und Leser gleich irgendwann Autor. Klar haben die Verlage eine Existenzberechtigung, um qualitativ hochwertigen Content zu liefern und das sollen sie auch machen. Aber um diese Existenzberechtigung zu beladen müssen sie sich immer weiter umformieren, zu Techcompanies mit einer IT-DNA. Sie outsourcen gerade die ganze Appentwicklung und sind damit extrem abhängig.

[pull_quote_right] Die Nutzer werden Mitherausgeber.[/pull_quote_right]

Die Königsdisziplin bei erfolgreichen Geschäftsmodellen hat Soundcloud vorgemacht: Wenn ich irgendwo in einem Lied etwas kommentiere, werde ich Teil des Songs. Und das adaptiert in die Verlagswelt, wenn man sagt jeder will sich äußern oder sich mitteilen. Dann ist es doch extremgeil, als Plattformbetreiber, sei es ein Verlag oder wir, den Autoren eine Möglichkeit zu geben sich mit anderen Nutzern auszutauschen. Davon hat der Autor was und die Nutzer werden Mitherausgeber bei einer neuen Auflage auf aktueller Basis. Da werden wir immer weiter hinkommen.

Was sagst du dann zu dem Modell von Sascha Lobos eBook-Plattform sobooks? Die sind zwar immer noch beta, aber versuchen so ein Modell, dass Nutzer kommentieren und dann neue Fassungen veröffentlichen können. Ist das etwas, von dem du sagst: Richtige Richtung?

Martin Fröhlich: Es geht in die richtige Richtung. Ob es das gelbe vom Ei ist oder nicht, kann man noch nicht sagen. Die haben viel Wind gemacht in der Anfangsphase, das haben wir mit PaperC am Anfang auch, aber inzwischen ist da meine Ansage: Halb lang Jung, deviiert erstmal. Aber ich habe auch gemerkt, dass die technologische Umsetzung oft dreimal so lang dauert. Es ist bislang aber noch nicht ganz, was ich mir erhofft habe.