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„Plötzlich aufwachen und entdecken, das Video wird übers ganze Internet gefeiert“

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mit Filmen wie „Alice im Wunderland“, „Die Hexe und der Zauberer“ oder „Mary Poppins“ verbinden mich glückliche Kindheitserinnerungen. Wahrscheinlich sind es eben diese glücklichen Erinnerungen, die der Australier Pogo mit seinen Youtube-Videos zum Erfolg verholfen haben. Er nimmt nämlich winzige Phrasensequenzen aus diesen Filmen und remixt sie mit anderen Passagen aus dem Film so lange, bis daraus ein mehr als hörbarer Track im chilligen Elektrosound entsteht. Netzfeuilleton.de hat den Westaustralier zu seiner Vorgehensweise und seinem Erfolg befragt.

Deine Video „Alice“ haben auf Youtube mehr als 3 Millionen Leute angeschaut. Eine Frage, die wahrscheinlich jeden interessiert, der Videos auf Youtube hochlädt: Wie wurde das Video so erfolgreich? War der Auslöser, dass eine berühmte Webseite das gefeatured hat oder kannst du dir das selber nicht richtig erklären?

Plötzlich aufzuwachen und zu entdecken, dass das Video über ganze Internet hinweg gefeiert wurde, war in der Tat erschreckend. Was früher nur auf meinem MP3-Player existierte, war jetzt allgegenwärtig über das Internet versprengt. Es ist wirklich erstaunlich, wenn man darüber nachdenkt, dass ich so viele Menschen mit diesem einen, einfachen Stück Musik geistig und emotional erreicht habe. Was mich wirklich verblüfft ist, dass ich nie eingegriffen habe. „Alice“ war einfach an eine Rakete geschnallt und die ging ganz von alleine los. Ich denke, das zeigt die Kraft des Netzes und ich hoffe, das zeigt auch anderen, so wie mir, dass Musik allen gehört.

In deinen meisten Tracks nimmst du winzige Ausschnitte aus Filmen und mischte diese solang, bis da eine Melodie und ein Beat ist. Wie kommst du auf die Ideen? Guckst du einen Film, siehst eine bestimmte Phrase und denkst: „Oh, daraus sollte ich einen Song machen!“?

Ich hab eigentlich von Anfang kleine Sounds ausgemacht, die ich immer und immer wieder hören wollte. Akkorde, Silben, Trommelschläge, was auch immer. Als dann Musikproduktion zu meinem Hobby wurde, war es nur natürlich diese Sounds aufzunehmen und in einer Sequenz zu neuen Musikstücken zu verwandeln. Das war kurz bevor es mein Hobby wurde und ich wusste sofort, dass das mein Stil ist. Die Goldene Regel dabei: Sounds auszumachen, die ich auch im Einzelnen liebe. Das ist eigentlich alles worum es geht.

Und wie lange sitzt du an einem Song mit dem dazugehörigen Video?

Bis ich einen neuen Track fertig habe kann von ein paar Tagen bis zu ein paar Wochen dauern. Das hängt größtenteils davon ab in was für einer Phase ich bin, und die meisten guten kommen seltsamerweise in den späten Nachtstunden. Normalerweise brauche ich dann nochmal die gleiche Zeit um meine Videos zu produzieren, kann aber auch viel länger dauern, wenn das Material, dass ich durchschaue wenig hergibt. Das hat dann aber wieder den Vorteil, dass ich gezwungen bin, mir neue Wege auszudenken wie ich das Material nutzen und das Video zusammenzuschneiden kann. Wahrscheinlich würde ich selten über meinen Horizont hinausdenken, wenn es diese Herausforderungen nicht gäbe.

Du nimmst meisten Kinderfilme wie „Mary Poppins“ oder „Alice im Wunderland“ für deine Songs. Filme, die jeder kennt. Warum? Hast du eine besondere Beziehung zu diesen Filmen?

Ich bin eigentlich nicht auf Kinderfilme oder Disney Produktionen festgelegt, aber im Allgemeinen macht es mit denen am meisten Spaß. Die Essenz meiner Arbeit ist es, die Elemente oder Szenen eines Filmes einzufangen, die mich am meisten faszinieren. Das Ergebnis ist ein Song, der mir garantiert gefällt. Ich mag den Gedanken, dass meine Songs, denn Spaß widerspiegeln, den ich selbst beim Machen und Hören habe.

Und warum nimmst du keine anderen Filme? Hast du noch nie darüber nachgedacht „Stirb langsam“ oder „Terminator“ zu mixen?

Ich bevorzuge Filme, die eine bestimmte Klarheit und Charakteristik in Melodie und Harmonie haben. Das ist vielleicht anmaßend, aber ich glaube die meisten Action-Filme versagen bei diesen Kriterien. Versteh mich nicht falsch, „Terminator 2“ ist einer meiner größten Lieblingsfilme, aber es gibt in ihm nichts, was ich immer wieder wiederholt hören wollte.

Du verteilst deine Musik umsonst, jeder kann sie auf deinem Last.fm Profil herunterladen. Verdienst du irgendwie Geld mit deinem Projekt?

Profit aus meiner Musik zu bekommen war nie die Priorität. Im Kern war das Produzieren immer das Erfüllen meiner eigenen Musikbedürfnisse. Seit meiner Kindheit, als ich „Music 2000“ auf der Playstation gespielt habe, mochte ich meine Arbeit so sehr, dass ich sie selbst oft gehört habe. Trotzdem wird mir durch das Feedback und die Unterstützung die ich jeden Tag bekomme klar, dass meine Musik auch den musikalischen Durst anderer stillen kann. Kinder hören sie auf ihrer Busfahrt zur Schule. Snowboarder haben sie im Ohr, wenn sie die Hügel runterbrettern. Sie wird auf Modenschauen, Ausstellungen und Parties gespielt und mir haben Kranke erzählt,dass sie ihnen hilft Schmerzen zu ertragen.

Ich glaube wir stehen als Gesellschaft einem Verfall eigenständiger Ideen und Kreativität gegenüber, und zu wissen, dass meine Lieder gehört werden und anders sind, ist wirklich die größte Belohnung, die ich mir als Künstler vorstellen kann.

Du nimmst Filme, deren Rechte bei Disney oder anderen Firmen liegen. Hast du schon irgendwelche Probleme bekommen, weil du ihre Arbeit für deine Remixe nutzt?

Bei meiner Arbeit gibt es sicher ein paar Fragen, die das Recht geistigen Eigentums berühren und würde ich Profit aus meiner Arbeit schlagen, müsste ich mich denen wahrscheinlich auch vor Gericht stellen. Das ist das grundlegende Problem der Remixkultur, aber das ist nichts neues. Wie viele Felder der Kunst, ist auch Musik eine Kunst, die sich entwickelt hat und seit ihrem Ursprung von der Verschmelzung der Ideen und dem Teilen der Energie lebt. Ich glaube nicht, dass Disney den Klang von Alice Stimme mehr schützen kann, als der Erfinder der Violine den Klang dieses Instruments unter Copyright stellen darf. Sollte mir eines Tages das Gegenteil bewiesen werden, wird mich das nur in der Einstellung bestärken, dass das Copyright heutzutage nur noch von Businessschergen als Mausefalle für Profit missbraucht wird.

Die Realität ist doch die, dass meine Werke nur zum Kauf der ursprünglichen Werke anregen und ich für mich oder einen anderen Dritten keinerlei finanziellen Gewinn erwirtschafte.

Was sind denn deine nächsten Projekte?

Das behalte ich für mich. Expectations don’t fly with me. Aber ich glaube ich gebe meinen Hörern einen Tipp: Geht rüber auf meine MySpace Seite oder zu Youtube und guckt euch meinen Banner, da findet ihr Hinweise auf mein nächstes Release. Vielen Dank an alle für ihre großartige Unterstützung!

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Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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