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Stuckrad Late Night – Verschollene Piloten II

Diesen Sommer gab es einen weiteren Piloten, der Fernsehgeschichte schrieb, ganz ohne Fernsehen. Das ganze Land steckte irgendwo in einem Sommerlochsumpf in dem es von grauhaarigen Monstern mit runden Brillen wimmelte, die wie wild Schwarz-Rot-Weiße Bücher und provokative Äußerung um sich warfen. Und als sich alle fragten, wer jetzt dümmer sei die Muslime, Thilo Sarrazin oder die Journalisten die es einfach nicht schafften ein Ersatznessi für die Titelseiten zu finden, tauchte ein Ausschnitt auf Youtube auf, der die Diskussion noch weiter anheizte:

Thilo Sarrazin, der Linksausleger der NPD Rechtsausleger der SPD, spricht über Joseph Goebbels: „Der Man war sehr gut mit Worten, er war ein Menschenverführer.“ Jackpot. Was brauchte es noch mehr aus dem Mund dieses Mannes, der schon so viel Grütze verzapfte? Der Ausschnitt machte die Runde. Es war die Pilotsendung von „Stuckrad Late Night„, die im Juni für ZDFneo aufgezeichnet, aber noch nicht ausgestrahlt wurde. Als Reaktion auf die Leaks einzelner Ausschnitte stellte ZDFneo dann schließlich die komplette Folge auf Youtube und strahlte sie am 15. September auch im Fernsehen aus. Die Show wurde alleine über Youtube mehr als 100.000 mal abgerufen. Die Presse umjubelte den barreschen Zettelmoment, Stuckrads Subtilität und seine perfide beiläufige Art zu Fragen.

Der zweite Pilot ist schon abgedreht, noch nicht auf Youtube zu sehen, aber heute Abend im Fernsehen. Um 22.30 Uhr auf ZDFneo wird sich zeigen ob Benjamin von Stuckrad-Barre das Niveau halten kann. Mitentscheidend sind sicherlich die Gäste, Gregor Gysi und Guido Westerwelle ((na ob der sich noch traut?)) sind bereits eingeladen. Ab dem 6. Januar soll es wöchentlich weiter gehen. Stuckrad Barre ist dabei nicht allein, im Hintergrund steht als Produzent Christian Ulmen, vorne steht er als Uwe Wöllner. Oben auf dem Balkon sitzen  Hajo „Waldorf“ Schuhmacher und Jörg „Statler“ Schönbohm und rufen dazwischen. Ich bin gespannt, ob sich hier eine weitere Late Night Hoffnung für Deutschland etabliert.

Hier die komplette Pilotfolge auf Youtube oder in der ZDF Mediathek.

Foto unter CC-BY-Lizenz von LAC-BAC

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Charlotte Roches „Wahrheit oder Pflicht“ – Verschollene Piloten

Das Fernsehprogramm, ewig das gleiche, nie was neues. Copycats auf allen Sendern. Doch einige hören nicht auf Widerstand zu leisten und produzieren immer wieder Pilotsendungen mit durchaus unterhaltsamen Konzepten. Diese versenden sich oft, sind entweder erfolgreich oder schnell vergessen. Ihnen wird eine Chance gegeben oder nicht genug Zeit gelassen. Oder sie bekommen eine Chance, werden dann aber so umgebaut, dass nichts von dem Charme der ursprünglichen Debütsendung übrig bleibt.

Ein Glück gibt es Youtube, das Fernsehen der Gegenwart. Dort kann man, zwischen all den tanzenden Babys auf jene Juwelen finden die nur einmal oder gar nie über den Äther flimmerten. Zwei davon habe ich gefunden, einer ist die von Charlotte Roche selbst produzierte Sendung „Wahrheit oder Pflicht“. Zu Gast sind Roger Willemsen, Ferris MC, Mieze (MIA.) und Kim Fischer. Was eine irre Mischung. Diese 5 treffen sich also in Charlotte Roches WG und spielen das beliebte Partyspiel „Wahrheit oder Pflicht“.

Für mich ist dieses Stück Fernsehen, dass es nie ins Fernsehen schaffte ein Beleg, dass in Sendungen mehr Alkohol getrunken werden sollte. Ich erinnere mich noch eine TV Total Silvester Sendung mit Bully und ich glaube Elton, schon vor 12 fingen die Gäste und der Moderator an Sekt zu tringen und siehe da, sie wurden richtig lustig. Nun stelle man sich mal vor bei Anne Will würde statt Wasser, Wein asugeschenkt. Würde das nicht manche Diskussion auflockern? Die Politiker aus ihrer sturen Rolle fallen lassen. Dass das funktioniert hat uns Gerhard Schröder in der historischen Elefantenrunde bewiesen.
Gleichzeitig würde es natürlich nicht auf Dauer funktionieren und so ist es vielleicht auch gut, dass „Wahrheit oder Pflicht“ zwar trotz seiner youtubeonly Veröffentlichung mediales Feedback erzeugt aber nie einen Sender gefunden hat. Denn mal ehrlich, wäre in der Lage und bereit gewesen Roger & Roches Gemeinschaftspinkeln noch zu toppen? Niemals wären vor einem großen Publikum noch solche Bekenntnisse möglich gewesen, wie Willemsens Bericht von seinem ersten Analverkehr. Welcher hochkarätige Gast hätte sich das, sagen wir auf einem 3sat Sendeplatz getraut? Wäre es dennoch passiert, hätte es nach kalkulierter Eskalation geschmeckt. So bleibt es ein Stück Fernsehgeschichte ohne Fernsehen. Ja, soweit ist das Internet bereits.

Bei dem Foto handelt es sich um Propaganda der U.S. Army unter CC 2.0-Lizenz.