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Crowdfunding & Künstler

Clemens Molinari ist Fotograf in Mainz un zeigt gerade seine Ausstellung „Wasser und Zeit“ im Pengland. Dieses Projekt hat er aber nicht nur über Sponsoren finanziert, sondern auch mithilfe der Crowdfunding Plattform Startnext. Ich habe ihn mal dazu befragt, was Crowdfunding für Künstler und deren Publikum für Chancen bietet.

Warum hast du dich dafür entschieden dies Ausstellung über Crowdfunding mitzufinanzieren?
„Es war ein Experiment, um zu sehen, wie viel Hilfe man damit erhalten kann, aber auch, wie viel zusätzliche Aufmerksamkeit sich damit auf mein Projekt lenken läßt. Ich habe das nicht nur für mich gemacht, sondern auch, um Erfahrungen zu sammeln, die ich an andere weitergeben kann. Viele Künstler sind weitaus mehr auf finanziellen Support über solch eine Plattform angewiesen als ich. Die Zeiten sind hart, die Künstler noch mehr unter Druck als sonst, da eröffnet Crowdfunding neue Chancen.“

Welche Vorteile unbd Chancen siehst du hier genau?

„Die Chance für Künstler besteht vor allem in zwei Punkten: Geld und Aufmerksamkeit. Außerdem hilft die feste Form eines solchen Projekts, alle Aspekte bei der Finanzierung und Planung schon früh zu berücksichtigen, sie hilft dabei, sich selbst zu organisieren und Feedback durch andere zu erhalten. Da die Projekte auf einer Crowdfunding-Plattform de facto im Wettbewerb zueinander stehen lernt man dabei auch, was ankommt und was nicht.
Noch ist Crowdfunding in Deutschland immer noch ein Novum und keineswegs in aller Munde wie in den USA, wo bereits enorme Summen in Projekte gelenkt werden, was zu einer bemerkenswerten Professionalisierung der Projektpräsentationen geführt hat. Bis es in Deutschland so weit ist wird es noch etwas dauern, es ist immer noch ein Experimentierfeld. Bis dahin empfehle ich Projektstartern, eher kleine Brötchen zu backen und realistisch und nicht mit zu großen Hoffnungen an das Thema heranzugehen. Noch hat das breite Publikum das Crowdfunding nämlich noch nicht für sich entdeckt.“

Und welche Chancen ergeben sich für das Publikum?

„Die Chance für das Publikum besteht natürlich darin, sich frühzeitig an schicken Projekten zu beteiligen und dabei echte Schnäppchen zu machen. Realistisch betrachtet unterstützt schließlich niemand ein Projekt, wenn er davon nichts hat. Beim Crowdfunding geht es nämlich nicht um Spenden, sondern um eine Leistung und eine Gegenleistung. Aus Sicht eines Supporters hilft man zwar auch einem Künstler, aber eben vor allem damit, daß man ihm eine handsignierte CD, ein Bild in limitierter Auflage oder etwas anderes abkauft, und zwar, weil man die Ware haben will. Das Risiko dabei ist minimal: wenn ein Projekt floppt und nicht finanziert werden kann bekommt man sein Geld in voller Höhe zurück.
Der Spaß liegt dabei auch im fast schon persönlichen Kontakt. Wenn man einer jungen Sängerin hilft, eine CD zu produzieren und die fertige CD mit einem handgeschriebenen Dank eintrifft ist das etwas ganz anderes, als online oder im Laden ein Album zu kaufen. Man lernt als „Kunde“ also auch völlig neuartige, ungewöhnliche und von den größeren, traditionellen Medien unbeachtete und unverstandene Vorhaben und Menschen kennen, und das macht mehr Spaß als ein normaler Einkauf. Alleine das Stöbern durch die Projekte ist schon unterhaltsam.
Demnächst taucht wieder die große Frage auf, was man wem zu Weihnachten schenken könnte. Statt wieder mal einen unpersönlichen Gutschein, eine Krawatte oder eine Schachtel Kalorien zu verschenken kann man bei den Crowdfunding-Projekten fündig werden.“

Bild: Clemens Molinari 

Interessant ist die Frage, wie sich dadurch dann die Präsentation von Kunst insgesamt ändert und wie sich Künstler insgesamt präsentiert wird. Es verlangt vom Künstler mehr als bisher publikumsorientiert zu denken, man muss sein Projekt präsentieren und verkaufen können. Das eignet sich nur für bestimmte Projekte, die sich auch präsentieren lassen. Eine spannende Entwicklung, die wir sicher in Zukunft noch beobachten werden.

Noch kanbn man Clemens Molinaris Projekt auf Startnext unterstützen und die Ausstellung läuft noch bis zum 19. Oktober im Pengland, Martinsstrasse 11 in Mainz.

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