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Netz &

Verkauft uns Facebook irgendwann Stimmungen

Facebook wurde dabei ertappt, wie es seine Nutzer zu unwissenden Teilnehmern an Experimenten gemacht hat.
Eigentlich wurden sie nicht ertappt, sondern das ganze war eine offizielle Studie, die jetzt veröffentlicht wurde. Über 600.000 Nutzern hat Facebook Nachrichtenströme vorgelegt, die entweder stark negativ oder stark positiv geprägt wurden.

Facebook verändert die Nachrichtenströme

Der Aufschrei war groß: Einige haben sich empört, dass Facebook ihre Nachrichtenströme von Freunden verändert hat. Dabei tut Facebook das eigentlich ständig. Die „Hauptmeldungen“, wie sie auf der Seite heißen, sind immer nach den eigenen Interessen und der Interaktion mit anderen Freunden angepasst. Manche Freunde blendet einem Facebook sogar ganz aus, wenn man nicht ausreichend mit ihnen kommuniziert. Darüber, dass Facebook die Teilnehmer nicht aufgeklärt hat, dass sie Teil eines Experiments sind, kann man sich zurecht aufregen. Zwar sind sogenannte A/B-Tests, in denen man zwei verschiedene Varianten einer Webseite an unterschiedliche Nutzer ausspielt im Onlinemarketing gang und gäbe, aber aus forschungsethischer Sicht ist es eben nicht in Ordnung Menschen einfach Experimenten zu unter ziehen, die ihre Stimmung beeinflussen.

Facebook beeinflusst unsere Stimmung

Am interessantesten sind jedoch die Ergebnisse und ihre Bedeutung. So hat sich gezeigt, dass diejenigen Probanden, denen vor allem positive Nachrichten von ihren Freunden gezeigt wurden, anschließend mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst eine positive Statusmeldung auf Facebook hinterlassen. Die anderen, denen vor allem ein negativer Nachrichtenstrom präsentiert wurde, haben statistisch selbst eher negative Kommentare hinterlassen. Ein Algorithmus kann also direkt beeinflussen wie wir uns fühlen. 

Nicht nur Werbung verkaufen, sondern Stimmungen

Was man mit der Hoheit darüber alles anstellen könnte. Facebook finanziert sich über Werbeanzeigen. Diese funktionieren in einem positiven Umfeld meist besser. Facebook könnte also dazu übergehen, die negativen Nachrichten im eigenen Stream etwas zu minimieren. Man könnte sogar anbieten, bestimmte Stimmungslagen zu verkaufen. Das könnte vor Wahlen ein beliebtes Mittel sein. Wer seine Welt zufrieden wahrnimmt, möchte daran nicht so viel ändern. Das klingt nach Verschwörungstheorie und noch ist Facebook weit davon entfernt. Der Plattform geht es eher darum, die Interaktionsraten und die Verweildauer auf der eigenen Webseite hochzutreiben. Entscheidend als Nutzer ist es aber zu verstehen, dass Algorithmen immer mehr und mehr unsere Weltsicht prägen und beeinflussen.

Dessen sollten wir uns immmer bewusst sein. Und bei Facebook vielleicht ab und zu auf „Neueste Meldungen“ klicken, um zu sehen, was uns sonst so entgeht.

Dieser Text erschien zunächst in der Allgemeinen Zeitung

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Medien Video

Im Interview: Neue Formen im Onlinejournalismus

Ich bin letztens am 8. Juli recht spontan zu den Lokalrundfunktagen in Nürnberg gefahren und habe da einen kleinen Vortrag zu der Zukunft und der aktuellen Entwicklung in den Medien gehalten.

Mobile, social & personal – Bingo

Dabei ging es vor allem um BuzzFeed & Co und warum die Zukufft sich vor allem auf mobile, social & personal (Bingo) konzentriert.
Ich war tatsächlich nur so kurz da, dass ich nicht abends auf die Party konnte. Dabei wurde mir von mehreren Seiten angetragen, dass dies der eigentlich Grund sei die Lokalrundfunktage zu besuchen.

Es hat aber noch gereicht, um ein kleines Interview zu geben und das Kleister ich jetzt mal hier oben rein. Das fasst ein paar Punkte ganz schön zusammen. Danke an Lina Timm und das Tean vom Afk Lab, die auch noch weitere Interviews geführt haben und eine Scrollytelling-Reportage mit Pageflow zu den Lokalrundfunktagen gebaut haben.

Vortrag – Zukunft des Journalismus

Man kann sich auch meinen ganzen Vortrag und die der anderen Redner auf der Webseite anhören. Wer das nacherleben möchte, für den habe ich hier auch noch die Folien zum mitklicken.

Mehr zur aktuellen Medienentwicklung gibt es immer in den morgenlinks:

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Gesellschaft Netz & Video

Uber – Zwischen Chauffeurservice & Mitfahrgelegenheit

Uber ist derzeit in aller Munde, bewertet mit über 17 Milliarden Dollar ist der Service auch in Deutschland gestartet. Über bietet gleich zwei Service. Mit Uber Black einen Limousinenservice und mit Uber Pop eine Mitfahrgelegenheit in der Stadt. Damit hat sich Uber schon zahlreiche Feinde in der Taxibranche gemacht, erobert aber weiter die Welt.

Dieses Jahr startete Uber auch In Frankfurt. Ich habe mich mit dem General Manager von Uber Frankfurt, Christopher Bates, im Rahmen des Gründertreffen Mainz über den Service unterhalten und was die Unterschiede zu einem Taxi, Flinc oder der Mitfahrgelegenheit sind.

Uber – Wo sind die Unterschiede zum Taxi oder Mitfahrzentrale

Wo sieht man die Konkurrenz und was ist eigentlich anders, als einfach Taxi zu fahren? Wie sicher ist es, wenn ich bei jemand fremden in den Corsa steige? Wie sieht er die Klage, die in Berlin gegen Über angestrengt wurde?

Wie zufrieden ist Uber mit dem Start in Frankfurt und kommen Sie vielleicht auch nach Mainz?

Gerade heute macht Uber wieder von sich reden, weil sie überall auf der Welt Eis verteilen wollen. Auch in Frankfurt, Berlin, München und Hamburg. Ihr könnt euch als heute von Uber eine Portion #UberIceCream liefern lassen und das schlecken, während ihr mein Interview mit Chris Bates anschaut.

Auf seinen Wunsch haben wir das Interview auf Deutsch geführt.
Wenn ihr noch mehr Interviews mit StartUps lesen wollt, dann empfehle ich euch dieses mit dem Gründer von PaperC.

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Gesellschaft Video

EMOJIs – Eine Doku aus der Mitte der Gesellschaft

EMOJis sind überall und erleichtern uns allen inzwischen die Kommunikation. Sie sind quasi Teil der Gesellschaft.

Das hat auch den Stockvideoanbieter Dissolve zu einer kurzen Doku inspiriert: EMOJIS among us: The Dokumentary. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere, Dissolve hat damals auch das „Typische Werbevideo“ veröffentlicht. Ich will hier aber keine Dauerwerbung für die machen, aber wenn die weiter so coole Videos raushauen, dann gerne.

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morgenlinks

Angelina Jolie, John Oliver & wieviel Geld soll Ich verlangen?

Was Wissen wert ist

(Christian Sywottek, brandeins.de)
Wieviel Geld soll man eigentlich als freier Journalist verlangen? Das erkundet die Brand Eins in einem Artikel mit Vergleich zu Unternehmensberatern und anderen Branchen. Ein Grund warum Journalisten weniger bekommen:

[quote_box_center]„Sie sind vor allem an Inhalten interessiert, deshalb sind sie verwundbar. Viele wollen einfach nur wissen, was bestimmte Abnehmer zahlen. Kaum einer fragt: ,Was will ich in Rechnung stellen?‘ Es ist eine Angestelltenmentalität, die Leute haben nicht gelernt, wie man etwas verlangt.“[/quote_box_center]

Ich habe mich erst letztens mit einem Ingeniuer über Stundenlähne unterhalten, der mir ebenfalls riet deutlich mehr zu verlangen.

Angelina Jolie’s Perfect Game

(Anne Helen Petersen, BuzzFeed)
Da sage noch jemand BuzzFeed mache keinen Journalismus. Ein langes spannendes Stück über die PR-Strategie von Angelina Jolie und wie sie es geschafft hat von allen geliebt zu werden, inklusive Brad Pitt. Mit historischen Vergleichen zu anderen Schauspielern und wie sie im Ansehen der Öffentlichkeit fielen.

How John Oliver and HBO Shattered TV’s Comedy-News Format

(Brian Steinberg, Variety.com)
Ich liebe John Olivers neue Show und es lässt mich umgehen, dass ich sie hier in Deutschland und nicht mal über Netflix sehen kann, weil es bei HBO läuft. Aber den Ausschnitten auf YouTube fiebere ich entgegen und würde beinahe jeden einzelnen davon am Liebsten auch verbloggen.

Am besten konsumiert man die morgenlinke übrigens als eMail-Newsletter. Eintragen:
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Bewegen & Beschäftigen

Wenn Roboter über unser Leben entscheiden

Weil der Roboter ihn rettete, statt des kleinen Mädchens, misstraut Will Smith den Robotern. So die Geschichte in dem Science Fiction Film „I, Robot“ aus dem Jahr 2004. Der Roboter hatte für Will Smiths Figur einfach die besseren Überlebenschancen ausgerechnet.

Roboterethik: Aus Science Fiction wird längst Realität

Inzwischen sind wir dem Szenario, dass Maschinen über unser Leben und unsere Sicherheit entscheiden schon sehr viel näher gekommen. Aus Science Fiction wird längst Realität. Wenn Google und immer mehr Autohersteller am selbstfahrenden Auto entwickeln, dann programmieren sie auf maximale Sicherheit. Aber was heißt das eigentlich?

Maximale Sicherheit für den Insassen oder alle im Straßenverkehr? Wenn zum Beispiel ein Objekt im Weg liegt und das Auto selbst entscheiden muss, wie es ausweicht. Fährt es in die Gegenfahrbahn fährt und gefährdet damit potentiell andere Verkehrsteilnehmer? Oder steuert das Auto von der Straße oder einer Brücke und setzt damit die Insassen einem sicheren Tod aus? Wofür wird es sich entscheiden?

Das Trolley-Problem: Fünf Menschenleben gegen eins

In der Philosophie spricht man von dem Trolley-Problem. Es stammt von der britischen Philosophin Phillipa Foot und stellt einen vor ein Gedankenexperiment. Darin muss man entscheiden, ob man einen Straßenbahnwagen auf fünf Personen zurollen lässt oder eine Weiche umstellt auf ein Gleis auf dem nur eine Person steht. Eine Maschine oder ein Auto würde man sicher immer so programmieren, dass es möglichst wenig Schaden anrichtet, rein Zahlen basiert. Oder wie sieht eine solche Roboterethik aus?

Die meisten Menschen entscheiden sich eher die Weiche nicht umzustellen, weil es etwas anderes ist, etwas geschehen zu lassen, als sich aktiv dafür zu entscheiden einen einzelnen Menschen der Todesgefahr auszusetzen. Nun kann man lange debattieren, was die bessere Entscheidung ist und glauben Sie mir, das wurde es auch schon. Oder man kann weitere Variablen verändern. Was zum Beispiel, wenn der einzelne Mensch ein junges Mädchen ist?

Das Google-Auto ist bislang unfallfrei

Dann sind wir bei unserem Anfangsproblem von Will Smith in „I, Robot„. Er argumentiert im Film, dass das junge Mädchen vielleicht eine niedrigere Überlebenschance, aber bei Erfolg noch ein längeres Leben vor sich hätte und schon fängt es an kompliziert zu werden. Als Menschen sind wir in der Lage komplexe ethische Entscheidungen schnell aus dem Bauch heraus zu treffen, in der künstlichen Intelligenz müssen alle diese vorher im Kopf durchgespielt und anschließend programmiert werden. Im Straßenverkehr treffen wir solche Entscheidungen ständig in Bruchteilen von Sekunden.

Trotzdem verursachen wir damit über 3000 Verkehrstote pro Jahr. Das Google Auto ist bislang unfallfrei unterwegs. Die wenige Male als es zu einem Unfall kam, hatte ein Mensch ins Lenkrad gegriffen.

Bild: Wallpaper zu I, Robot von Darkness
Die Links zu I, Robot sind amazon Partnerlinks. Falls ihr darüber bestellt bekomme ich ein paar Cent.
Dieser Text erschien übrigens zunächst als Kolumne in der Allgemeinen Zeitung.

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Viralität

Juliane Leopold wird Chefredakteurin bei BuzzFeed Deutschland

Die frühere Social Media Redakteurin von Zeit Online, Juliane Leopold, wird Founding Editor bzw. Chefredakteurin bei der deutschen Ausgabe von BuzzFeed. Lange schon wird über den Start von BuzzFeed Deutschland gemunkelt und gerätselt. Bislang war allerdings nicht bekannt, wer dahinter stehen wird. Nun bestätigte Juliane Leopold ihre Ernennung zum Founding Editor für die deutsche Ausgabe der GIFlastigen Nachrichtenseite.

Bereits im Juni hatte Juliane Leopold, ebenfalls auf Twitter, bekannt gegeben, dass sie bei BuzzFeed unterschrieben hat.

Seit einer Weile ist Scott Lamb, Vice President International von BuzzFeed, nun schon auf Rekrutierungstour in Deutschland und nachdem einige andere Kandidaten die Chefredakteursstelle abgesagt hatten geht der Sessel nun an Juliane Leopold. Juliane Leopold war zuvor Social Media Redakteurin bei Zeit Online und ist ausserdem ein Teil des Blog kleinerdrei.org, das dieses Jahr für den Grimme Online Award nominiert war. Ob sie dafür noch Zeit hat mit dem neuen Job? Einfach wird es sicherlich nicht, denn ganz Mediendeutschland den Start der Seite mit Argusaugen beobachtet. Schließlich gilt das BuzzFeed-Modell für viele als Zukunft des Journalismus, oder zumindest Inspirationsquelle.

Ursprünglich geplanter Start von BuzzFeed Deutschland war Anfang September, ob dieser Zeitplan noch eingehalten werden kann, bleibt abzuwarten. Auf Anfrage von MEEDIA erklärte Scott Lamb, dass es noch keinen genauen Starttermin gibt. Leopold soll in Berlin ein kleines Team von vier bis fünf Mitarbeitern aufbauen kund herausfinden, wie BuzzFeed auf deutsch funktionieren kann.

Von mir auf jeden Fall die herzlichsten Glückwünsche an Juliane Leopold! Viele Erfolg beim Start!

Mehr aktuelle Mediennachrichten und zur Entwicklung von BuzzFeed gibt es auch in unserem wöchentlichen morgenlinks-Newsletter:
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Musik

„She Moves“ Acoustic Version von Graham Candy

Da sitzt Graham Candy einfach mit seiner Holzgitarre und raubt dem Hit „She Moves“, den er eigentlich mit dem Berliner Elektrokünstler Alle Farben derzeit feiert, sämtliche elektronischen Klänge.

Die „She Moves“ Acoustic Version klingt dabei so surreal, wie das offizielle Video sein soll. Das liegt vor allem an der Stimme von Graham Candy, die so charakteristisch anders klingt und nur von der Unplugged Gitarre begleitet noch mal eine ganz neue Kraft entfaltet.

„She Moves“ in den Charts auf Platz 14

Die Origianlversion von „She Moves“ von Alle Farben feat. Graham Candy steht aktuell auf Platz 14 der deutschen Single Charts und ist die erste Singleauskopplung aus dem Album „Synesthesia“ des Elektro-DJs.

Die Weltpremiere des She Moves Acoustic / Unplugged Hits fand wohl im Studio des Radiosenders Fritz statt und steht auch auf YouTube.

Dieser Artikel enthält amazon-Partnerlinks. Solltet ihr darüber etwas bei amazon bestellen erhalte ich ein paar Prozent Provision, für euch wird es natürlich nicht teurer.

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Bücher Netz &

PaperC – Vom digitalen Copyshop zum Wissens-Netflix

Als PaperC 2009 an den Start ging, wurde es von allen Seiten bejubelt.  Man wurde zum Start-Up des Jahres gewählt, das Handelsblatt nannte das Konzept eine Revolution. Fachbücher online kostenlos lesen und nur für einzelne Seiten zu bezahlen, wie in einem Copyshop. Doch das Geschäftsmodell ging nicht auf. 

Man hatte mit PDF auf das falsche Format gesetzt, war nicht mobiltauglich und die Nutzer wollten nur zögerlich bezahlen. Seit Anfang des Jahres hat man von paperc.de auf paperc.com gewechselt, setzt dort auf HTML und ePub statt PDF. Außerdem will man Bücher nun zum mieten anbieten und in naher Zukunft endlich auch die versprochene Flatrate. Wir haben mit Martin Fröhlich, dem Gründer und Geschäftsführer von PaperC, gesprochen. Über die neue Vision für PaperC und wo es mit der Ebook-Branche hingeht..


Was treibt dich an PaperC weiter zu machen? Was daran liebst du?

[pull_quote_right]Wir mussten von unserem Modell weggehen und erstmal zu einer neuen Vision kommen [/pull_quote_right] Martin Fröhlich: Ich bin ein Freidenker und ein guter Verkäufer, aber ich versuche mir immer klar zu machen, ist das wirklich das was ich möchte. Komme ich authentisch rüber und spiele nicht auf einer Klaviatur auf der ich mich nicht wohlfühle. Wo ich für etwas kämpfe, da möchte ich auch dafür brennen. Genau an diesem Punkt standen wir mit PaperC schon öfter. Zu sagen: Wir sind als ein virtueller Copyshop gestartet und mussten von dem 10 Cent pro Seite-Modell weggehen und ich habe mich dann irgendwann gefragt: Lohnt es sich noch für die Idee zu kämpfen, wenn der Markt noch nicht so reif ist? Und dann kamen wir erst wieder zu einer neuen Vision, nachdem wir uns ein paar Wochen eingeschlossen haben, nicht mit der rosaroten Brille draufgeschaut haben. Dann haben wir gesehen jedes Individuum braucht einen anderen Einstieg in Wissen und Wissensadaption. Warum muss es immer nur reiner, rudimentärer Text sein? Wir wollen wir mit PaperC da hinkommen, dass es eben nicht nur um reinen Text geht, sondern es mehrere Layer gibt mit Videos, Bildern, User-Generated-Content und letztendlich auch den Nutzern, die sich darüber austauschen. Und seither brenne ich wieder für PaperC, weil danach habe ich gesucht. Geschäftsmodelle wandeln sich und da muss man hartnäckig am Ball bleiben.

Aber PaperC ist ja mit dem Versprechen gestartet: Fachbücher kostenlos lesen und erst bezahlen, wenn man irgendwas mit der einzelnen Seite machen will, sie bearbeiten oder ausdrucken. Das heißt, davon seid ihr jetzt weg. Man kann bei euch nicht mehr kostenlos lesen und ihr wollt diese kostenlose lesen durch Videos ersetzen?

Martin Fröhlich: Da wollen wir irgendwann hin. Aber erstmal ja, wir sind davon weggekommen, weil es der Zeit voraus war. Nutzer haben gerade erst verstanden, ich miete oder kaufe ein Buch. Mit einzelnen Kapiteln setzt sich das immer mehr durch, aber das Seitenkaufmodell war für den Nutzer letztendlich sehr micropaylastig. Der Nutzer steht bei jeder Seite vor der Kaufentscheidung jetzt 10 Cent zu bezahlen. Das ist sehr mühselig. Deshalb sind wir von dem Seitenmodell weggekommen. 10% kostenfreies einlesen ist immer noch unser Versprechen. Wir haben aktuell die Rechte bei den meisten unserer 130.000 Titel, das man diese 10% kostenfrei einlesen kann, egal an welcher Stelle. Aktuell ist es technisch aber noch so umgesetzt, dass es die ersten 10% sind. Wir arbeiten aber daran, dass irgendwann auch umzustellen.

Wenn ich dann die ersten 10% gelesen habe, stehe ich vor der Entscheidung, ob ich das komplette Buch kaufen möchte, weil es ein Standardwerk ist, oder ob ich es für 1, 3 oder 6 Monate ausleihen will. Das heißt in Zukunft werden bei PaperC zwei Kaufbuttons stehen: Kaufen oder Mieten. Das wird in naher Zukunft kommen. Wir haben jetzt von den 120.000 Büchern 20% in dem Mietmodell drin und auch in dem Flatratemodell. Das ist eine Frage der Zeit, bis wir dann auch die Flatrate publizieren. Im Hintergrund sammeln wir fleißig Content ein, wir akquirieren jede Woche zwischen 3000–4000 Titel. Da passiert extrem viel aktuell.

Das heißt von einem Flatratemodell seid ihr noch nicht weg? Weil das ist so ein bisschen der Hype in der Buchbranche, den ich von außen sehe: Wo bleibt das Netflix für Bücher. Ist es das, wo ihr hinwollt?

[pull_quote_left]Ich träume immer noch von einem Netflix für Bücher. Und es wird kommen.[/pull_quote_left]

Martin Fröhlich: Ja, ich träume immer noch davon und es wird kommen. Aber ich habe gelernt nicht so viel Wind in der Presse zu machen, sondern just do it. Wir sammeln im Hintergrund jetzt den Content ein und erst wenn wir 40.000–50.000 Titel in der Flatrate haben, dann werden wir es publizierten und auch fokussiert im Marketing vorgehen. Wir werden dann sehen in welchem Fachgebiet wir viele Titel für das Flatratemodell haben. Wenn wir dann in der IT Literatur gut aufgestellt sind, kommen wir damit zum Beispiel gezielt zu den Top 5 IT-Universitäten. Readify macht das Flatratemodell ja schon im Belletristik Bereich, die werden sich aber auch öffnen gegenüber Non-Fiction. In Amerika habe ich Oyster, die immer stärker wachsen.
Wir verstehen uns aber mehr als Arbeits- und Wissensplattform. Wir wollen dem Nutzer erstmal diese Kauf- und Mietentscheidung geben und in naher Zukunft, ich will mich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen, kommt dann der Flatratebutton. Erstmal möchte ich das Mietmodell an den Start bringen, wie weit das dann die eBook-Verkäufe kannibalisiert, wird sich zeigen. Aber Nutzer haben gelernt eBooks zu kaufen und zu besitzen, deshalb sollte man sich davon nicht komplett verabschieden. Erstmal.

Bei Fachbüchern hat man ja das Problem, dass sie im Vergleich zu Belletristik wirklich teuer sind. Wo ich für das Paperback 10 Euro ausgebe, kostet das obskure Fachbuch über die neusten Marketingtechniken plötzlich 60€. Sogar als eBook, von daher ist die Idee für ein Mietmodell gar nicht schlecht.
Aber ihr habt da auch Konkurrenz. Wenn ich an Springerlink denke, die direkt an die Bibliotheken Flatratemodelle für ihre Titel verkaufen.

Martin Fröhlich: Richtig, und natürlich ist das auch nicht schlecht. Aber es ist nicht zeitgemäß. Springer verkauft sein teures Paket an die Universität mit beispielsweise 30.000 eBooks in einer Flatrate pro Jahr für 5.000 Studenten. Ich habe aber mit immer mehr Bibliothekaren gesprochen, die sich sagen sich, warum soll ich im Voraus für 5.000 Studenten zahlen, wenn vielleicht am Ende des Jahres nur 1.000 Studenten den Service genutzt haben? Die kommen immer mehr zu einem Pay-per-Use-Modell.

Du hast noch angeschnitten, das ihr in Richtung Videos, Bilder und User Generated Content gehen wollt. Wie stellst du dir das Modell vor und wie passt das zusammen?

Martin Fröhlich: Das ist meine Vision, für die ich persönlich brenne. Ich habe mich immer gefragt, warum ist die Diplomarbeit der Zukunft kein enhanced eBook? Das Projekt wollte ich an der Freien Universität Berlin durchführen, aber letztendlich gibt es da viele Hürden. Wir wollten das mit Studenten damals durchbekommen, aber die Restriktionen der Universität haben das nicht zugelassen und es ist gescheitert. Das ist schade. Man muss vielleicht einen Professor finden, der sich dafür einsetzt. Dabei würde ein enhanced eBook die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Wissen auch ins Langzeitgedächtnis übergeht, weil es Spaß macht. Es wäre eben nicht nur hingeranzter Text, sondern mannigfaltig und die digitalen Medien geben uns dazu eigentlich die Möglichkeit.

[pull_quote_left]Warum ist die Diplomarbeit der Zukunft kein enhanced eBook? [/pull_quote_left]

Wo wir mit PaperC hinwollen ist ganz klar: Ich hab eine Frage und dann gebe ich die Frage bei PaperC ein. Zum Beispiel “Kolibris in Südostasien” und dann bekomme ich die Top 3-Fachbücher, die Top 3-Hausarbeiten, Top 3-Videos, Bilder und die Top 3-Leute, die sich darüber austauschen. Je nachdem, was ich anklicke, springe ich dorthinein und kann mir das erst einmal anschauen. Die Bilder und Videos werden kostenfrei sein. Aber im nächsten Schritt brauche ich Quellenangaben, ich brauche etwas um meine Abschlussarbeit vorzubereiten und Literaturhinweise. Und dann kann ich auf PaperC das Buch kaufen oder mieten. Da wollen wir hin und Mehrwerte schaffen. Das heißt, wo Google und Amazon dir das Buch mit einem schönen Lesereader gibt, wollen wir dir die Werkzeuge der Wissensadaption an die Hand geben. Bei uns gibt es Messer, Gabel und Löffel in Form von Notizen, Zitate und der automatische Quellenangabe. Statt einem reinen Lesereader geben wir dir den Arbeitsreader an die Hand, mit vertaggten Büchern, Videos, Bildern und Nutzern, die sich dazu austauschen.

Da würdet ihr ja fast schon mit YouTube konkurrieren. Wie wollt ihr da Leute dazu bringen, gezielt Videos für die einzelnen Themen zu erstellen und dann bei PaperC einzustellen? Oder sucht ihr, was es schon auf YouTube gibt und bindet das bei euch ein? Oder soll das Material aus solchen enhanced ebook Abschlussarbeiten kommen, wie du sie angesprochen hast?

Martin Fröhlich: Wir wollen in ein Vertaggungssystem rein. Wenn ein Nutzer bei uns sehr aktiv ist, wird er zum Bookmaker und geben diesem dann gezielt die Möglichkeit Artikel oder Videos zu vertaggen. Das kann dann Spiegel Online sein oder YouTube, das wird dann einfach über ein Widget verlinkt. Da wollen wir gezielt ran gehen. Leander Wattig ist Social Media Experte, Leander könntest du das nicht für uns in diesem Bereich übernehmen, in diesem Bereich den User Generated Content zu füttern und zu pflegen. Die Zauberformel haben wir auch noch nicht gefunden. Es wird eine Kombination aus Arbeitswerkzeugen und Social Reading. Wir gucken in die ganze Welt der Hausarbeiten und Diplomarbeiten hinein. Natürlich sind wir jetzt auch in Verhandlung mit einzelnen Content Providern, die Videos oder andere Inhalte haben. Zum Beispiel mit dem Handelsblatt. Die schreiben Artikel zu aktuellen Themen und wir werden dann die passenden Bücher über ein Vertaggungssystem dazu liefern und wir werden umgekehrt in den Büchern die aktuellen Artikel taggen. Das ist unser nächstes Ziel.

Wo siehst du denn den eBook-Markt in 5–10 Jahren. Wo geht das hin?

Martin Fröhlich: Ich sehe die Zukunft ganz klar im C2C-Markt, also Consumer zu Consumer. Wo Autor gleich Leser ist und Leser gleich irgendwann Autor. Klar haben die Verlage eine Existenzberechtigung, um qualitativ hochwertigen Content zu liefern und das sollen sie auch machen. Aber um diese Existenzberechtigung zu beladen müssen sie sich immer weiter umformieren, zu Techcompanies mit einer IT-DNA. Sie outsourcen gerade die ganze Appentwicklung und sind damit extrem abhängig.

[pull_quote_right] Die Nutzer werden Mitherausgeber.[/pull_quote_right]

Die Königsdisziplin bei erfolgreichen Geschäftsmodellen hat Soundcloud vorgemacht: Wenn ich irgendwo in einem Lied etwas kommentiere, werde ich Teil des Songs. Und das adaptiert in die Verlagswelt, wenn man sagt jeder will sich äußern oder sich mitteilen. Dann ist es doch extremgeil, als Plattformbetreiber, sei es ein Verlag oder wir, den Autoren eine Möglichkeit zu geben sich mit anderen Nutzern auszutauschen. Davon hat der Autor was und die Nutzer werden Mitherausgeber bei einer neuen Auflage auf aktueller Basis. Da werden wir immer weiter hinkommen.

Was sagst du dann zu dem Modell von Sascha Lobos eBook-Plattform sobooks? Die sind zwar immer noch beta, aber versuchen so ein Modell, dass Nutzer kommentieren und dann neue Fassungen veröffentlichen können. Ist das etwas, von dem du sagst: Richtige Richtung?

Martin Fröhlich: Es geht in die richtige Richtung. Ob es das gelbe vom Ei ist oder nicht, kann man noch nicht sagen. Die haben viel Wind gemacht in der Anfangsphase, das haben wir mit PaperC am Anfang auch, aber inzwischen ist da meine Ansage: Halb lang Jung, deviiert erstmal. Aber ich habe auch gemerkt, dass die technologische Umsetzung oft dreimal so lang dauert. Es ist bislang aber noch nicht ganz, was ich mir erhofft habe.

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Sport

Fußballmetaphern in Real Life

Heute Abend ist es wieder soweit, Deutschland gegen USA, und wir freuen uns jetzt schon auf einen nach wortenringenden Kommentator. Aber zum Glück, gibt es im Fußball ja eine schier unendliche Flut an Metaphern und schiefen Bildern mit denen man den Spielverlauf umschreiben kann.

Fußballmetaphern bei der WM 2014

Erst gestern, bei Ecuador gegen Frankreich, hatte jemand wieder „Pillen“ auf dem Platz und der Torwart musste seinen „Kasten sauber halten“. Wie sähen diese ganzen Fußballmetaphern aus, wenn man sie mal wörtlich nehmen würde? Das hat sich die Sendung mit der Maus überlegt. Großes Tennis.