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Das Produktstrategie Playbook von Spotify

Spotify hat sich selbst auch einen Original Podcast spendiert. In Spotify: A Product Story blickt der Musikstreamingdienst auf seine eigene Geschichte und Entwicklung zurück. Natürlich ist der Streamingdienst dabei nicht allzu kritisch mit sich selbst. Natürlich ist er die Rettung für die Musikindustrie und alle Künstler – und gleichzeitig würde er den Nutzern am liebsten alles schenken, wenn da die fiesen Lizenzen nicht wären.

Von Piracy zum Streamingdienst

Dennoch ist der Podcast Spotify: A Product Story spannend. Er blickt zurück, wie Spotify entstanden ist und warum ausgerechnet in Schweden. In Schweden gehörte Musikpiraterie nämlich beinahe schon zur Staatsräson. Deshalb kommt auch Lars Ullrich von Metallica zu Wort, die mit ihrer Klagen gegen Napster als Speerspitze im Kampf gegen Musikdownloads waren, aber gleichzeitig eine der erste großen Bands, die ihren Katalog auf Spotify verfügbar machten. Eingefädelt wurde dieser Deal übrigens von Napster Gründer Sean Parker. Allein für diese Geschichte lohnt sich der Podcast.

Produktstrategie von Spotify als Podcast

In den weiteren Folgen geht es vor allem darum, wie Spotify Produktentscheidungen trifft und wann sie vom Markt gezwungen waren, ihre App zu verändern. Es geht viel auch darum, wie man Nutzer dazu bringt für das eigene Angebot zu bezahlen. So war zunächst die mobile App nur mit dem Premiumdienst nutzbar, doch als mobile Nutzung den Desktop überholte, stand Spotify vor einer Herausforderung. Bislang war die Desktop-App die Kundenakquise, über die Nutzer an das Produkt gewöhnt und schließlich zum Bezahlen überredet wurden. Nun sah man sich durch Markttrends gedrängt auch für Mobile ein kostenloses Angebot zu stricken – und trotzdem irgendwie weiter seinen Premiumdienst zu bewerben.

Außerdem geht es um die Entwicklung des Spotify Musikalgorithmus – und warum der bis heute menschlichen Input von Spotifys eigenen Editoren braucht.

Den Podcast Spotify: A Product Story anhören

Macher*innen: Gustav Söderström, Chief R&D Officer bei Spotify

Spotify, Apple Podcasts, RSS

Für Fans von: StartUp, Tech- und Businesspodcasts

Am besten Anfangen mit: Der Nullnummer.

Sprache: Englisher Podcast

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Wie die Musikindustrie Chancen verpasst

Die Musikindustrie jammert, wie schlecht es ihr geht. Sie verkauft schlecht. Deswegen werden keine neuen Künstler oder Bands mehr aufgebaut, sondern man begnügt sich bei den Majorlabels mit Retortenbands aus Castingshows oder der Nachahmung erfolgreiche erprobter Konzepte.

Majorlabels verschlafen Trends
Majorlabels verschlafen Trends

Für mich unverständlich, denn schließlich gibt es in den einzelnen Szenen Hypes, die man nur rechtzeitig aufgreifen müsste. Diese Hypes würden es erheblich leichter machen, neuen Künstler zu etablieren und so nicht nur kurz-, sondern auch langfristig Profit zu erwirtschaften. Denn diese Künstler haben oft schon eine erhebliche Fanbase und Bekanntheit in der Szene  und suchen nur einen Partner um ein Album zu veröffentlichen. Man müsste hier nur im richtigen Moment zuschlagen. Ich möchte einmal an 3 Beispielen der letzten Jahren aus der HipHop-Szene zeigen, was ich meine.

1. Bahar

Bahar, war eine viel versprechende Künstlerin. Ehemals bei Bushido unter Vertrag, trennte sich im Streit von dessen Label ersguterjunge.

Durch ihren Vertrag bei ersguterjunge und die unfreundliche Trennung, inklusive kleiner Sticheleien von beiden Seiten, im Anschluss war sie in der Szene schon ein Begriff.

Doch sie bietet noch mehr Pluspunkte: Zum einen geschah das Ganze zu einem Zeitpunkt, als Frauenrap in Deutschland das nächste big thing hätte werden können. Ausserdem ist Bahar jemand, der eine sehr interessante Geschichte zu erzählen hat. Zu der Aussenseiterposition Frau im Rap, kam noch die Dimension als Migrantin aus dem Iran. Nicht umsonst gab es damals eine mehrstündiges Feature über sie bei SWR2/DasDing. Kostenlose Promo. Weiter hatte sie, nach meinen Informationen auch schon ein quasi fertig produziertes Album auf dem Tisch liegen. Der perfekte Moment für ein Major einzusteigen.

Was geschah stattdessen?

Nach anfänglicher Aktivität in ihrem Fanforum und der Versprechung man habe auch ein Label gefunden wurde es still um Bahar. Sehr still.

Screenshot savebahar.de
Screenshot von Savebahar.de

Bis vor wenigen Monaten, als sie wieder mit einer recht einzigartigen Aktion auf sich aufmerksam machte: Sie wollte spenden sammeln, um ihr Album selbst rausbringen und produzieren zu können. Gleichzeitig veröffentlichte sie inzwischen 9 Videos, in denen sie ihren Werdegang und vor allem die Streitereien mit den verschiedenen Künstlern und Labels in ihrer bisherigen Karriere erzählte.

Auch hier wurde wieder ein Buzz erzeugt. Die Foren quollen anfangs über, ob der heiklen Geschichten und der momentane Spendenstand von 4200€ zeigt auch, das hier immer noch eine Fanbase im Hintergrund bereit steht. Doch ein Major ist weiter nicht in Sicht.

2. Sentino

Sentino galt lange als der „beste ungesingte Rapper“. Auch er war durch Features und anschließendem Beef mit Kool Savas in der Szene bekannt. Er kam dann als Zugpferd bei dem Independent Label 5-vor-12 unter. Er veröffentlichte 2 Mixtapes, die ihm

Sentinos Albumt bestellen
Sentinos Album jetzt bestellen

eine noch größere Fanbase bescherten und sich auch durchaus ordentlich verkauften. Daraufhin galt sein Debütalbum als eines der misterwarteten in der Szene. Der perfekte Moment für ein Major einzusteigen.

Was geschah stattdessen?

Angeblich gab es für das Debütalbum auch Verhandlungen mit einem Majorlabel, doch daraus wurde dann nichts. Also releaste 5-vor-12 das Album „Ich bin deutscher HipHop“ ohne große Unterstützung im Rücken und floppte. Die Erwartungen an die Verkaufszahlen wurden bei weitem nicht erfüllt. Die Promoleistung des Labels ist bis heute mehr als fraglich, was dazu führte, dass sich Sentino von dem Label trennte und sich dieses schließlich ganz auflöste.

Heute ist Sentino irgendwo im Ausland, seinen genauen Aufenthaltsort kennt man nicht. Er meldet sich nur ab und zu mit einer Myspace Botschaft.

3. Lady Bitch Ray

Wohl eine der bekanntesten Rapperinnen Deutschlands ohne Deal. Schließlich sorgte sie schon mehrfach für weitreichende Skandale. Die Medien stürzten sich auf die polarisierende Pornorapperin. Erst sorgte ihr Auftritt bei Maybritt Illner für einen Eklat und dann jener legendäre bei „Schmidt & Pocher“, unter dessen Imageschäden Oliver Pocher bis heute leidet. Wieder kostenlose Promo. Ihr Name war in aller Munde. Weiterhin wurde sie regelmäßig  von den „taffs“ dieser Welt begleitet, wenn man mal wieder einen bisschen versauten und dreckigen Beitrag zum empören brauchte. Der perfekte Moment für ein Major einzusteigen.

Lady Bitch Rsay
Lady Bitch Ray

Was geschah stattdessen?

Eine Internetsingle ist alles, was Lady Bitch Ray bisher veröffentlicht hat. Sie ist nur über die einschlägigen Musikportale downzuloaden. Ansonten gibt es wohl noch Pläne für ein Buch und eine Klamottenlinie, wie diese realisiert werden sollen, ist allerdings unklar. Bei Lady Bitch Ray hat sicher ihr negatives Image die Majorlabels abgeschreckt hier mit einzusteigen und die Angst vor einer möglichen Indizierung ihrer Songs. Das hätte die Gewinnmarge natürlich geschmälert. Aber im Musikbusiness wird doch sonst vor keiner Schweinerei zurückgeschreckt.

Meine abschliessende Frage also: Warum verpassen die Major Labels solche Gelegenheiten? Fehlen ihnen gute Talent Scouts? Leute die ihren Finger am Puls der jeweiligen Szenen haben? Oder sind selbst solche Investitionen inzwischen zu Risikoreich?

Müssen wir jetzt auf ewig Songs und Künstler ertragen, die nach dem immer gleichen Rezept funktionieren?

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