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VP Booz & Company: „Die Kostenloskultur im Internet gibt es nicht“

Interview Booz & Company in der Reihe „Meet the Media Executives“

Thomas Künstner, Vice President bei Booz & Company, hat mit uns über Medien und die Digitalisierung gesprochen. Wir haben ihn gefragt, wo es hingeht und wie die Medien reagieren müssen um Konsumenten und Werbekunden in Zukunft anzusprechen.

Die Kostenloskultur im Internet gibt es nicht

Dabei hat Booz&Co. in einer Studie für Google über die Digitalisierung der Medien auch erörtert: Die Mär der Kostenloskultur im Internet stimmt so nicht. Im Gegenteil:

„Das Wachstum im Bereich Medien ist im wesentlichen Getrieben von Digitalisierung. Und wenn man die Erlösströme anschaut, Konsumenten gegenüber Werbung, ist es vor allem von den Konsumenten getrieben.“

Das heißt die steigenden Erlöse im Medienbereich kommen weniger aus dem Bereich Werbung, als durch direkte Zahlungen der Kunden.

„Die Zahlungsbereitschaft nimmt auch in den digitalen Medien zu, aber auch dort muss man differenzieren. Das klassische Beispiel ist General Use, die sehr sehr schwer zu monetarisieren sind und auch in Zukunft zu monetarisieren sein werden. Aber Gegenbeispiel: Video monetarisiert sich heute schon relativ vernünftig.“

Also düstere Aussichten für alle PaidContent und PayWall-Pläne?

„Im klassischen journalistischen Bereich sieht man international, in den USA, immer mehr Beispiele, dass wenn man den Kundennerv trifft, das dort auch die Zahlungsbereitschaft da ist und abgeholt werden kann.“

Es geht als genau darum, den Kundennerv zu treffen und zu bedienen.

„Man muss sich noch stärker auf den Konsumenten konzentrieren, als man das in der Vergangenheit getan hat. Ich sehe Medien als eine sehr kreative Industrie, aber nicht unbedingt als eine Innovative Industrie. Ich glaube das ganze Thema Innovation auch über Formate über unterschiedliche Plattformen nachzudenken wird sehr, sehr wichtig sein.“

Content Marketing ist mehr als ein Buzzword

Und wie sieht es aus, mit der anderen Seite des Marktes, in dem sich Medien bewegen, den Werbekunden? Diese entdecken immer intensiver Content Marketing für sich und nehmen von klassischen Werbeformen abstand. Ist das ein echter Trend oder nur ein Hype?

„Content Marketing ist schon mehr als ein Buzzword. Wenn man sich anschaut, was da in der Industrie passiert, es werden Teams aufgebaut, es wird ernsthaft investiert. Auf der anderen Seite sieht man typischerweise nach so einer Welle der Euphorie auch eine Welle der Ernüchterung, das wird meines Erachtens an der Stelle schon auch einkehren. Ich glaube, da wird man dann spiegelbildlich auch eine Renaissance der klassischen Medien sehen, das wird definitiv kein Abgesang auf die Medien sein.“

Medien auf dem Weg zu Dienstleistern

Wie können die Medien darauf reagieren, wenn sie einen Stück dieses Kuchens abhaben, beziehungsweise behalten wollen?

„Generell, das gilt nicht nur für das Stichwort Content Marketing, muss man sich auf ein sehr viel komplexeres Umfeld als Medienanbieter einstellen und auch ein sehr viel komplexeres Spektrum an Leistungen anbieten. Weg von der klassischen Medienleistung hin zu auch anderen Dienstleistungen, zumindest besteht hier sicherlich auch eine signifikante Möglichkeit zusätzliches Geschäft zu entwickeln.“

Und an anderer Stelle führ er aus:

„Das ganze Thema 30-Sekünder Spots im Fernsehen oder halbe Seite in den Magazinen das wird sicherlich in der Bedeutung abnehmen. Es wird auch dort um vielfältigere Dienstleistungen gehen, um dem Werbekunden auch  in der Gesamtheit seiner Bedürfnisse abzuholen und hier nicht nur Inventar zu verkaufen.“

Das heißt Medien müssen sich insgesamt mehr zu Dienstleistern für ihre Werbekunden entwickeln, die statt einfacher Werbeflächen ganzheitliche Konzepte über mehrere Plattformen und Formate hinweg anbieten. Für viele sicher noch ein weiter Weg, aber auch eine Chance.

Interview Booz & Company

Wir entschuldigen uns etwas für die Schatten in Herrn Künstners Gesicht, es war das erste Interview in der Reihe „Meet the Media Executives“, das wir geführt haben. Das heißt, da werden noch viele weitere kommen, um diese nicht zu verpassen kann man den YouTube-Kanal abonnieren oder sich in den morgenlinks Newsletter eintragen.

Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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