Die politische Zielgerade scheint überholt und die Gemüter kochen auf allen Seiten. Vorwürfe machen täglich die Runde und zwischen allem Hin- und Her führt kein klärender Dialog zu echten Kompromissen. Als Bilanz der Exkursion beider Fronten entstand dieses Gedicht über die Stimmungsbilder und ihre Verantwortlichen.
Die Diskussion der Wände
Achje, Zensur rufen sie stur,
die Seeräuber auf ihren Brettern,
doch stürmen sie nur,
Protest in 140 Lettern.
Höhnisch lacht sie, die Dame,
die Kinder weinen leise,
und schon wechselte ihr Name,
und zieht doch nur die selben Kreise.
Die Frust im Geflecht ist mächtig,
über die ahnungslosen Alten,
doch machen sich selbst verdächtig,
die tauben Tastaturgestalten.
Mit all den gleichen Phrasen,
schlendern sie auf beiden Seiten,
ach, nicht nur die alten Hasen,
dem Dialog doch entgleiten.
Doch an was sie sich störten,
ignorierten die großen Spitzen,
von hunderttausend Empörten,
ließen sie alle sitzen.
Selbst ihre Helden versäumen alle Skeptik,
als wollten sie übel scherzen,
schaffen es in aller Hektik,
kaum den Leugner auszumerzen.
Da spricht der ehemalige Verräter,
mögen die Roten ihn vermissen,
so will der vermeintliche Täter,
nun auch den Totenkopf hissen.
Und das Schild in aller Breite,
halten die Alten schützend in den Händen,
als flüchteten sie in aller Weite,
vor den Flaggen an den Kabelenden.
Ach, welch Traum sie doch leben,
von behüteten Kindern,
wenn sie die Schilder heben,
keinen Schmerz, sie lindern.
Aber auch die Krieger im Trubel,
doch nur menschliche Figuren,
hysterisch blind im Jubel,
verlassen sie bald ihre Spuren.
Wo sind die Bombenleichen,
aus all den Datenfluten?
Es ist leicht zu erbleichen,
wenn Schüler wieder bluten.
Und all die große Kunst,
stirbt noch vor der Zeitung,
denn im digitalen Dunst,
verkauft der Künstler Kleidung.
Ach je, ihr Großen und Kleinen,
ihr allseits Guten und Bösen,
wann wollt ihr euch vereinen,
und endlich Probleme lösen?
Dieses Gedicht steht unter folgender CreativeCommons-Lizenz.
Das Foto ist von Hanadi Traifeh und steht unter dieser Lizenz.
6 Antworten auf „Politik im Netz – Ein Gedicht“
hmmmm….reisst mich jetzt nicht so wirklich mit..aber ich bin im grunde für die feinen künste eh nicht zugänglich..und etwas kultur abseits der ginalisa`schen eskapaden bekommt dem netztfeuilleton sicher auch mal ganz gut..^^
Finde ich unübertrieben ausgesprochen gut. Der rhytmus wird bis zum ende beibehalten und die sprache ist auch ziemlich gut und ja es klingt kabarettistisch poetisch.
don’t give up your day job (assuming you have one)
@holla: haha :D
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Wow, das ist zwei Jahre her und mein Talent in Sachen Poesie ist immer noch auf diesem Minimalmaß.