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„Sing meinen Song“ – Es gibt noch Musik im deutschen Fernsehen

„Live-Musik im Deutschen Fernsehen? Das macht doch niemand.“ Offensichtlich schon. Letzten Dienstag wurde die erste der sieben Folgen der Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ auf Vox ausgestrahlt. Normalerweise kein Grund dem große Beachtung zu schenken. Doch dieses Format hat mich vor allem als Sängerin überrascht. Mit professioneller Band, ohne großes Publikum, ohne Buzzer, ohne fiese Sprüche, aber mit einer guten Portion Humor.

Ohne Buzzer, ohne fiese Sprüche

Man kann wirklich sagen, die Musik steht im Vordergrund. Kritiker könnten anmerken, dass es sich nur um PR und Aufmerksamkeitshascherei handelt. Ich sage, es ist Zeit ein gutes Format im TV auch mal zu würdigen.

Fünf unterschiedliche, mehr oder weniger kommerzielle Berufssänger (Pop- und Soulsängerin Sarah Connor, (Hard) Rockerin Sandra Nasic, Sohn Mannheims Xavier Naidoo, Jazzer Roger Cicero, Pop & Rock ´n Roller Sascha, Singer-Songwriter Gregor Meyle und Schlagersänger Andreas Gabalier) setzten sich bei „Sing meinen Song“  in- zugegeben- einer etwas weichgespülten Location in Südafrika zusammen, um die Songs des jeweils anderen zu interpretieren.

Die Songs vollziehen einen Striptease

Doch die „Der Bachelor“-anmutende Location rückt nach genauerem Hinhören in den Hintergrund. Die Songs des einstigen Schmuse-Popsängers Sascha vollziehen durch die Interpretation ein Striptease, sie werden auf ihren wahren Kern reduziert, von den poppigen Rhythmen und Phrasierungen befreit. Man merkt, dass „das gewisse Etwas“ eines Sängers nicht nur in der Unverwechselbarkeit der Stimme, sondern auch in der individuellen Interpretation des Songs liegt.

Je mehr man bei einem Auftritt Saschas Version vergessen hat bzw. das Gefühl hatte, einen neuen Song zu hören, desto besser die musikalische Leistung. Roger Cicero zeigte wie vielfältig Jazz ist, als er aus „This is my time“ eine swingende und komplett neue Version mit Bläsern machte. Ich, nie wirklich Xavier Naidoo Fan, hätte bei seiner Interpretation von „If you believe“ gedacht, dass er gleich „Dieser Weg“ anstimmt. Und da musste ich überrascht anerkennen, dass er nicht umsonst eine steile Karriere hingelegt hat.

Mir war nie bewusst, wie viele gute Songs Sascha geschrieben hat

Natürlich haben sich die Sänger Songs ausgesucht, die zu ihnen passen. Dabei muss man auch die Bandbreite und Vielfalt von Saschas musikalischem Werdegang würdigen. Mir war nie bewusst, wie viele gute Songs er in seiner doch recht kommerziellen Karriere geschrieben hat. Denn das Arrangement steht zwar immer im Vordergrund, ist aber nichts als die äußere Hülle des Herzens eines Songs, der Lyrics und der Harmonien.

Eine bluesige Version von „I feel lonely“. Ja genau, „lo-lo-lo-lo-lonely“

Die beste Leistung des ersten Abends lieferte wohl Sarah Connor ab. Sie zeigte was es heißt, über die Harmonien eines Songs zu improvisieren, auf den ersten Blick die Melodie zwar zu verändern, bei näherem Hinhören das Lied aber nur in einem neuen Gewand zu präsentieren. Sie beeindruckt mit einer leisen, bluesigen Version von „I feel lonely“ (ja genau, „lo-lo-lo-lo-lonely“) und wird von anderen als beste Interpretation des Abends gekürt.

„Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“

Zugegeben der Name „Sing meinen Song. Das Tauschkonzert“ kommt etwas altbacken und schwerfällig daher und auch Xavier Naidoo als „Moderator“ führt etwas holprig durch den Abend. Allerdings bleibt alles intim im kleinen Musikerkreis, der nicht von einem außenstehenden Entertainer gestört wird.

Heute Abend wird es wohl noch eine Stufe schwerer, denn nun sind die Songs von Guano Apes Frontfrau Sandra Nasic an der Reihe. Man darf gespannt sein, was zum Beispiel Herr Gabalier mit der Snowboardhymne „Lords of the Boards“ anstellt, um sie zu seiner eigenen zu machen. Ach ja, Alkohol getrunken und aus dem Musiker-Nähkästchen wird auch geplaudert. Reinhören lohnt sich.

„Sing meinen Song“ läuft dienstags um 20.15 bei Vox, alle Sendungen sind auch in der Mediathek jeweils 7 Tage lang kostenlos verfügbar. Natürlich sollen hinterher auch alle Songs auf CD erscheinen.

Bild: © VOX/Stefan Menne

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Aufmerksamkeit bitte: Ezra Kleins VOX vorgestellt

VOX.com

(Ezra Klein, Vox.com)
Ezra Klein hat endlich verraten, wie Project X, wie es bislang genannt wurde, heißen soll: Vox. Erscheitn ja auch bei Vox Media. Viel wichtiger: Er erzählt auch was er machen will: Nachrichten erklären, statt zu berichten. Ja! Das braucht es dringend. Ich bin sehr gespannt! Bei der Washington Post vermisst mann Klein sehr, wie ich auf meiner Reise erfahren habe.

What You Think You Know About the Web Is Wrong

(Tony Hail, time.com)
Chartbeat ist mir bei meiner Reise in die USA in jedem Medienhaus begegenet. Und der Chef Tony Hail schreibt hier eine spannede Analyse, darüber was er über das Verhalten der Nutzer im Netz gefunden hat. Klicken heißt zum Beispiel nicht gleich lesen und eins wird immer wichtiger: Aufmerksamkeit. Und damit die Verweildauer auf den Webseiten, im Gegensatz zum reinen Klick.

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Ich denke nicht, dass ich so schnell wieder auf eine Reise eingeladen werde. Um meine nächste zu finanzieren und diesen Newsletter regelmäßig zu produzieren würde mir ein Sponsor sehr helfen. Du kennst einen? Melde dich.

 

Was geht?

(Frank Dahlmann, brandeins.de)
Apropos Werbung, die Brand Eins hat mal auf drei Plattformen – Zeitungswebseite, Google und Facebook – Werbung geschaltet und die Ergebnisse verglichen. Sieht nicht gut aus für die Zeitungen.

Regelmäßig das spannendste aus der Medienwelt?
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