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Presse-Zitate: Offline hui, Online pfui!

Am Donnerstag war es wieder so weit: PMG hat sein Zitateranking veröffentlicht. Darin wird ermittelt, welches Medium im letzten Quartal am häufigsten zitiert wurde. Jetzt muss man erklären: Obwohl die PMG eine Gesellschaft der Verlage Burda, FAZ, Gruner + Jahr, Springer, dem Süddeutschen Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt auch der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) ist, geht es bei dieser Erhebung nicht darum die Zitierenden abzumahnen, nein, im Gegenteil. Während man online befürchten muss eine Rechnung präsentiert zu bekommen, wenn man auf einen spannenden Artikel verweist, ist es offline so, dass sich die jeweiligen Zeitungen darüber freuen erwähnt zu werden und damit brüsten, im Ranking vorne zu stehen.

Es gilt als Prestige bei diesem Ranking möglichst weit oben zu stehen. Ein vielzitiertes Medium ist einflussreich, wichtig und wird von vielen Entscheidern gelesen. Den Werbekunden versucht man das mit höheren Anzeigepreisen zu verkaufen. Es ist sogar so, dass die Medien versuchen, die Anzahl der Zitate in die Höhe zu  treiben: Der SPIEGEL verschickt am Wochenende Vorab-Pressemitteilungen mit den wichtigsten Geschichten der folgenden Montags-Ausgabe. Auch andere Medien machen das, wenn sie exklusive Geschichten haben. Für manche Regionalzeitung ist es das Größte, wenn eine ihrer Meldungen von der dpa übernommen wird. Der SPIEGEL geht noch weiter: Auf seiner letzten Seite im Heft zeigt er stolz, wo seine Geschichten überall aufgegriffen worden sind.

Online gilt hier natürlich anderes: Dafür, dass andere Seiten wenige Zeilen übernehmen, soll ihn Zukunft Geld fließen: Die Verlage fordern ein Leistungsschutzrecht, dass ihnen ermöglicht Google und anderen die Zitation ihrer Berichte in Rechnung zu stellen.

Nun muss man sich mal ansehen, was die Verlage für ein Zitat bislang bekommen: Offline werden sie, wenn einer ihrer Berichte aufgegriffen wird, mit dem Hinweis „, wie das Medium XY berichtete“ in dem anderen Medium belohnt sowie einem höheres Platz in dem einmal im Quartal erscheinenden Zitate-Ranking. Wenn sie Pech haben und die Konkurrenz sie nicht namentlich zitieren möchte steht da aber nur „Medienberichten zu Folge“.

Online bekommen sie im Optimalfall eine Erwähnung und einen Link zu ihrer Originalgeschichte, dadurch mehr Besucher und ein höheres Google-Ranking (was wieder mehr Besucher zur Folge hat). Man darf annehmen, dass die Konversionsrate derjenigen, die auf einen Link in einem Artikel klicken deutlich höher ist, als die derjenigen, die nach einem Bericht in der Süddeutschen, der den Spiegel zitiert, zum Kiosk laufen und sich den Spiegel tatsächlich kaufen.

Ein Onlinezitat bringt somit also deutlich mehr, als die Offline-Erwähnung, vorausgesetzt die Medien würden sich endlich flächendeckend dazu durchringen, die Konkurrenz für spannende, exklusive Berichte zu verlinken.

Es lohnt sich auch noch einmal kurz auf den Inhalt der Zitate einzugehen: Während Google dafür zur Kasse gebeten werden soll, dass sie die Überschrift und die ersten 3 Sätze automatisiert übernehmen, ist es in den Medien oft so, dass versucht wird möglichst alle Details der Geschichte zu übernehmen. Schließlich möchte man seinen Leser ja informieren. Über die daraus mögliche resultierende Art des Geschichten-Umschreibens kann man sicherlich noch gesondert diskutieren. Aber es wird deutlich, dass Google-Zitate, die ein Interesse haben, Leser weiterzuleiten, aus irgendeinem Grund böse sind und die Zitate anderer Presseverlage, die die Leser bei sich halten wollen und möglichst alles übernehmen, aus irgendeinem Grund gut und prestigeträchtig sind. Verkehrte Welt.

Bild: Bestimmte Rechte vorbehalten von Jinx!

 

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Bewegen & Beschäftigen Gesellschaft morgenlinks Siebbelag

Morgenlinks mit FDP, ARD, PI & Charlie Chaplin

Rösler liefert
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Nach dem verpassten Einzug in den Landtag ins Berliner Abgeordnetenhaus steht Rösler unter Druck. Dabei hatte er noch kurzfristig versucht mit dem Gespräch über eine „geordnete Insolvenz Griechenlands“ auf Stimmenfang zu gehen. Doch „selbst als Populisten sind FDP-Politiker nicht mehr tauglich. Glaubwürdig schon gar nicht.“

ARD und ZDF könnten im Internet Maßstäbe setzen
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier wird in Zukunft für den Spiegel schreiben. Doch zum Abschied legt er ausgerechnet in der FAZ nochmal ein Plädoyer für die Öffentlich-Rechtlichen hin. „Ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Internet wäre im Interesse der Gesellschaft. Er könnte Maßstäbe setzen, Vorreiter sein beim Einsatz neuer Techniken und Urheberrechtsmodelle, als Vorbild dienen für modernen, transparenten Online-Journalismus.“

Lothar, c’est moi
(sz-magazin, Bastian Obermayer)
„Vor zwanzig Jahren hätte es etwas Magisches gehabt, Boris Becker und Lothar Matthäus im gleichen Team zu sehen. Heute gehören sie als »Bobbele« und »Loddar« zum festen Spott-Inventar des Landes.“ Das SZ-Magazin hat Loddar ein halbes Jahr begleitet, der eigentlich aus den Klatschspalten rauswill und endlich als Fußballtrainer angenommen werden. Aber trotzdem arbeitet er immer wieder mit BILD & Bunte zusammen, ein Leben im Boulevard.

Im Netz der Islamfeinde
(berlinonline.de, Steven Geyer und Jörg Schindler)
PI, die vor allem durch das Attentat in Norwegen wieder ins Gespräch kamen sind wohl mehr als ein rechtskonservatives Blog und verfügen über enge Kontakte in die etablierten Parteien, wie die CSU. Auch Hetz- und Beleidigungskampagnen werden regelmäßig organisiert, wie niveualos und rassistisch beschreibt Mely Kiyak hier.

This really might be the greatest speech ever made
(thenextweb.com)
Gegen diesen Rassismus hielt Charlie Chaplin in seinem Film eine bewegende Rede, die bis heute kein Stück an Aktualität eingebüßt hat. Wie thenextweb anmerkt: „This really might be the greatest speech ever made“

Bild: Some rights reserved by oosp 

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