Viele folgen dem Vorurteil, die Digitalisierung mache alles unpersönlicher. Alles starren nur noch auf ihr Handy und schauen sich nicht mehr an. Irgendwie ist alles eins und null, nichts mehr analog. Die Haptik fehlt, wenn wir nur noch nach der Cloud greifen.
Digitale Geschenkewelt
Und die Digitalisierung verändert auch was zu Weihnachten unter dem Baum liegt: eReader, Tablet und Smartphone machen viele der klassischen Weihnachtsgeschenke zu einem echten Fauxpas. Eine CD zu verschenken hat seit Spotify und iTunes nur noch wenig Wert. Wer verzweifelt ein Geschenk sucht, kann nicht länger die Abkürzung über das Spiegel-Bestsellerregal nehmen, wenn der Empfänger einen Kindle besitzt. Und auch DVDs und BluRays dienen für jeden mit Netflix oder Amazon Instant Video-Zugang in erster Linie als Staubfänger.
Und während die Verbreitung der digitalen Güter stetig voranschreitet hat bis heute noch niemand einen guten Weg gefunden, um sie so verschenkbar zu machen, dass sie Freude bereiten. Entweder kommen sie in Form einer Gutscheinplastikkarte oder landen zwischen den Spam-Nachrichten einfach im eMail-Postfach des Beschenkten. Keine DVD-Hülle, die als Gesprächsanstoß dient, kein CD-Cover, dass begeistert und kein Klappentext, der dazu auffordert noch unter dem Weihnachtsbaum loslesen zu wollen. Hier kann irgendein findiges Start-Up noch viel Geld verdienen.
DVDs, CDs und Bücher taugen nur noch als Staubfänger
Doch sind wir ehrlich – oft waren diese Geschenk auch nur der bequemste Weg. Das schnelle Last Minute-Geschenk. Und so stelle ich fest, dass gerade meine Weihnachtsgeschenke im Zuge der Digitalisierung eben persönlicher werden. Und das hat ausnahmsweise nicht mit einem Algorithmus zu tun, der das perfekt zugeschnittene Weihnachtsgeschenk anhand von Facebook-Likes und Amazon-Historie bestimmt, sondern viel mehr damit, dass ich nun gezwungen bin mir viel mehr Gedanken machen.
Und so finde ich tendenziell persönlichere Geschenke. Etwas, das sich derjenige tatsächlich gewünscht hat. Eine Kleinigkeit die genau zu ihm passt oder an etwas schönes erinnert. Und im Zweifelsfall verschenke ich einfach das Wertvollste und Persönlichste was ich habe: Meine Zeit. Nichts freut Großeltern und Angehörige wohl mehr. Ich muss nur aufpassen dabei nicht zu viel aufs Handy zu starren.
Bild: CC BY 2.0 William Warby
Eine Antwort auf „Wie die Digitalisierung mein Weihnachten persönlicher macht“
[…] schwer. Netzfeuilletonist Jannis Kucharz liegt deshalb absolur richtig, wenn er behauptet, dass "irgendein findiges Start-Up noch viel Geld verdienen" damit verdienen kann, diese virtuellen Güter hapitsch erlebbar und verschenkbar zu machen. Denn […]