Es war eine der wenigen Überraschung bei der diesjährigen WWDC: Apple hat mit der Apple News App sein eigenes personalisiertes Magazin vorgestellte. Damit steigt nach Facebook und Google nun auch der dritte Internetriese ins Nachrichtenangebot ein. Hier ist alles, was wir bisher über die Apple News App wissen.
- Apple News ist Teil von iOS9 und wird damit auf allen iPhones und iPads mit dem neuen Betriebssystem vorinstalliert sein.
Deutschlandstart für Apple News steht noch nicht fest
- Zum Start wird Apple News zunächst nur in den USA, Großbritannien und Australien verfügbar sein. Ein Deutschlandtermin steht noch nicht fest. Unklar ist auch woran der hängt, ob an mangelnden Partnern oder mangelhaften Gesetzen, wie dem Leistungsschutzrecht.
- Momentan werden nur englischsprachige Inhalte eingestellt.
- Als Nutzer kann ich mir ein personalisiertes Magazin zusammenstellen, in dem ich mir gezielt einzelne Publikationen oder entweder Interessensgebiete auswählen. Das erinnert natürlich an Apps, wie Flipboard, Zite oder Nuzzel, die ebenfalls aus persönlichen Interessen neuen Lesestoff liefern.
Eigenes Format für Apple News und RSS-Unterstützung
- Zum Start sind einige Partner in den USA dabei. Unter anderem die New York Times, Condè Nast und der Guardian. Als Partner kann man seine Artikel auch mit eigenem Layout und eigener Typographie versehen und um Bilderstrecken anreichern. Dazu launcht Apple ein eigenes Apple News Format. Das erinnert natürlich stark an Facebooks Instant Articles. Vor allem das Design des New York Times Artikel sah dem ersten Instant Article auf Facebook verdächtig ähnlich.
- Allerdings lassen sich auch einfach RSS-Feeds in News hinterlegen. Das geht auch schon ab sofort über eine einfache iCloud Anmeldung. Somit kann auch jedes Blog oder andere Webseite seine Inhalte in News publizieren. Das erinnert wiederum an Googles “besseren” RSS-Reader Google Currents, der aber auch nur mäßig erfolgreich ist.
- Apropos mäßig erfolgreich: News ersetzt damit den Newsstand auf iOS, also Apple Magazin und Zeitungskiosk. Die Apps darin sollen normale Apps werden. Newsstand hat nie wirklich Fuß gefasst. Was den Verlagen zuerst als großer Vorteil verkauft werden sollte, wurde zum Nachteil. Schließlich waren die Magazine in einem eigenen Ordner versteckt und die Features, wie automatisches Update, bekamen auch normale Apps.
Geld verdienen mit Apple News App
- Wie lässt sich eigentlich in der Apple News App Geld für die Publikationen verdienen? In der Keynote wurde darüber kein Wort verloren, aber dem Developer FAQ kann man entnehmen, dass die Publisher eigene Werbebanner einbinden können und von denen jeweils 100% der Werbeerlöse behalten dürfen. Zusätzlich will Apple leere Werbeplätze mit iAds füllen und den Publishern davon 70% abgeben.
- Von Paid Content ist allerdings keine Rede. Die New York Times will wohl 30 gratis Artikel am Tag zulassen (Auf der Webseite sind es zum Vergleich nur 10 pro Monat). Wie Magazinhersteller damit umgehen bleibt noch abzuwarten. Vielleicht wird eine solche Anbindung auch noch nachgeliefert.
- Auch Sponsored Articles sollen in der Apple News App erlaubt sein, so lange sie als solche gekennzeichnet werden.
Warum sollten Publisher bei Apple News App mitmachen?
- Apple verstärkt auch die Suche unter iOS9, in den Suchergebnissen tauchen auch Newsmeldungen auf. Ich nehmen an, dass die Links in den meisten Fällen auch in die Apple News App führen.
- iOS 9 soll außerdem die Möglichkeit mitbringen Werbeblocker für den mobilen Safari Browser zu installieren. iAds und die Apple News App sind von solchen AddOns natürlich ausgenommen. Wirkt fast ein bisschen wie Erpressung, um die Publisher in die Apple News App zu drängen, aber die ist in der AdBlocker-Branche ja Programm.
Privatsphäre als Nutzungsargument
- Wird ein Link aus der App geteilt wird, öffnet sich bei iOS 9-Nutzern die News-App, bei allen anderen führt der Link auf die Webseite.
- Apple hat außerdem große Betonung, wie bei allen vorgestellten Diensten, darauf gelegt, dass News möglichst privatsphärefreundlich ist. Was man liest, soll also nicht mit anderen Applediensten verbunden werden und den Publishern werden zwar Analytics an die Hand gegeben, aber keine individuellen Daten. Das war beim Newsstand lange die Diskussion: Da wollten die Verlage natürlich wissen, wer ihre Abonnenten sind und nach langem hin-und-her fügte Apple einen Dialog ein, der es Nutzern freiwillig erlaubte ihre Daten weiterzugeben. Das scheint hier nicht möglich.
Drei Gedanken zum Schluss:
- Mit der Apple News App rückt der Absender weiter in den Hintergrund. Wenn ich durch mein personalisiertes Magazin wische, ist mir erst recht egal, von wem die Geschichte gerade kommt, sie scheint mich ja zu interessieren. Zwar gibt Apple den Publishern mit dem eigenen Format einige Werkzeuge an die Hand, um ein eigenes Branding zu erstellen, aber das beschränkt sich, nach allem was ich bislang sehe, auch auf die Schriftart und ein kleines Logo im Header. Die Entbündelung von Nachrichten geht also einen Schritt weiter.
- Der Vergleich zu Facebook Instant Articles fällt immer wieder auf. Für mich ist der entscheidende Unterschied: In der Facebook-App bin ich als Nutzer sowieso unterwegs und klicke auf Artikellinks. Für Apple News muss ich wieder gezielt eine eigene App ansteuern, öffnen und daraus eine Gewohnheit machen. Hier wird sich zeigen, ob die App tatsächlich ein Erfolg wird.
[pull_quote_center]Die Apple News App ist nur ein Weg auf dem Apple gestern ins Mediengeschäft eingestiegen ist[/pull_quote_center]
- Und zum Abschluss noch ein Schlenker. Die Apple News App ist nur ein Weg auf dem Apple gestern ins Mediengeschäft eingestiegen ist. [Tweet this!] Mit „Beats 1“ hat Apple tatsächlich einen eigenen Radiosender gestartet. Apple ist nun also auch Broadcast-Company. Die große Betonung lag hier gestern auf der händischen Auswahl der Musiktitel. “Not just algorithms, but real people”, lautete das Mantra. Das die händische Auswahl und Zusammenstellung besser ist als die rein algorithmenbasierte, wie bei Spotify, Last.fm oder vielen Internetradios, versucht man sich in der Radiobranche schon seit Jahren untereinander zu versichern.
Wie sich die Medienbranche entwickelt, darüber schreibe ich auch regelmäßig in meinem Newsletter: [mc4wp_form]