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So wäre Guttenberg glaubwürdig geblieben

Hätte er doch einfach etwas in die Richtung gesagt:

Ja, die Vorwürfe stimmen. Ich habe getäuscht, plagiiert und abgeschrieben. Und das war ein großer Fehler. Ich war in einer Situation, in der ich mir das Scheitern nicht eingestehen konnte, zu groß war die Angst davor. Meine familiäre und berufliche Situation ließen keine wissenschaftliche Arbeit zu. Ich bin an der Quadratur des Kreises gescheitert und habe mich unter diesem Druck zu dem dummen Entschluss durchgerungen, die Arbeit unter allen Umständen abzugeben. Ich wollte es mir beweisen.

Das war falsch. Ich habe jahrelang unter der Lüge gelitten. Deswegen bin ich froh, den Titel zurückgeben zu können – ich habe ihn mir nicht verdient. Was ich gemacht habe, sollte niemand machen können – ein Doktortitel muss verdient sein. Ich setze mich persönlich für dieses Ziel ein: Wir müssen und werden Standards finden und an den Universitäten zu etablieren, die das Täuschen unmöglich machen und die wissenschaftliche Integrität gewährleisten.

Ich bin froh von der Last der Lüge befreit worden zu sein. Ich bitte alle Menschen, die ich getäuscht habe, um Entschuldigung.

Wäre er einfach ehrlich gewesen. Stattdessen lavierte er auch heute im Bundestag weiter herum, um möglichst kein Fehler eingestehen zu müssen. Stand nicht Guttenberg am Anfang für eine Ehrlichkeit in der Politik? Warum haben Politiker Angst Fehler einzugestehen, selbst dann wenn sie bereits allen offensichtlich sind? Mit einem Geständnis erreicht man glaube ich nicht nur vor Gericht eine Strafmilderung, sondern vielleicht auch vor der öffentliche Meinung und man nimmt auch dem Gegner den Wind aus den Segeln. Es heisst nicht umsonst Ehrlichkeit sei entwaffnend. Aber damit ist man beim Verteidigungsminister wohl an der falschen Adresse.

Bild zeigt einen unglaublich glaubwürdigen zu Guttenberg vorm Bundeswehr-Jet.
Unter CC 2.0 von Bundeswehr-Fotos

Der Entwurf der Guttenbergrede stammt von Marcus Ewald und Jan Lüken. Ich fand ihn über Facebook, vorher gefragt und mit dieser Fußnote das Zitat belegt.

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Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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5 Antworten auf „So wäre Guttenberg glaubwürdig geblieben“

Vielleicht sollte man nicht vergessen, das nicht wir (als das Volk) oder Guttenberg sich selbst als den perfekten Politiker hingestellt hat.

Ich habe jedenfalls vor diesem ‚Skandal‘ nie von ihm gehört, das er gesagt hätte, bislang alles in seinem Leben richtig gemacht zu haben.

Sondern die Presse hat ihn auf das Schild des ‚perfekten‘ und 100% ehrlichen Politikers gehoben. Und warum? Weil sie endlich mal jemand unverbrauchtes vorgesetzt bekommen hat. Jemand, der nicht schon vorher jahrelang durch die Gazetten getrieben wurde.

Und nun demontiert sie ihn genüßlich wieder nach allen Regeln der journalistischen Kunst. Und alles tut Megaempört.

Doch wer bitte schön hätte etwas wie das im Artikel zitierte auch nur Ansatzweise gesagt?

Keiner! Nicht ein einziger.

Und erst recht nicht jemand von denen, die heute den Kopf von Guttenberg fordern. Egal ob als Politker oder ‚Otto-Normal-Bürger‘.

Er ist nicht der erste in einem hohen Amt, der seine Doktorarbeit mehr oder minder mit Hilfe geschrieben hat. Und er wird nicht der letzte gewesen sein, der ‚betrügt‘.

Wer Guttenbergs Rücktritt fordert, sollte sich mal überlegen, was für ‚Flachpfeifen‘ ihm nachfolgen könnten. Und obs das wirklich ist, was man jetzt erreichen will.

Da muss ich Marcus zustimmen, zumindest in Bezug auf die mediale Ausschlachtung seiner Person. Zu Beginn beschreiben sie ihn als wundervollen frischen Politiker, dann kritisieren sie ihn dafür, dass alle ihn so beschreiben und freuen sich letztlich über den ersten Skandal. Nun, wie auch immer. Ich finde seine politische Linie immer noch häufig sehr unrichtig.

Es geht nicht darum, ob er ehrlich war oder nicht – er war es nicht. Aber Vertrauen ist das Grundkapital jedes Politikers. Wer es gefährdet, ist ein schlechter.
Deshalb geht es in dem Kommentar – dem Zitierten – nicht darum zu fordern, dass er das zu sagen habe, sondern vielmehr um den einzigen Ausweg, den er hätte gehen können, um sich von dem Durchschnitt der allzu menschlichen Politiker abzuheben. Diese Chance hat er verpasst.
Denn diese Ehrlichkeit hätte die Opposition zum Schweigen gebracht und die Presse hätte diskutieren müssen, ob und wie Vergebung gilt.

Er war schlicht schlecht beraten. Oder braucht einen besseren Redenschreiber.

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