Goldmännchen oder Goldweibchen? Der Fall der Leichtathletin aus Süd-Afrika, die bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Berlin die Goldmedaille über 800 Meter holte, erlangt weltweit Aufsehen. Mit dem Leichtathletik-Weltverband IAAF steht ein Verlierer der Diskussion schon fest. Den größten Schaden dürfte jedoch Caster Semenya selbst davon tragen.
Mit einer grandiosen Zeit von 1:55,45 min lief Caster Semenya am 18. August diesen Jahres zur Goldmedaille und damit zu einem der brisantesten und interessantesten Skandale, den der Leichtathletik-Verband IAAF während seines knapp 100-jährigen Bestehens zu bearbeiten hatte. Ist die 18-jährige Leichtathletin eine Frau oder ein Mann? Tatsächlich gibt es berechtigte Zweifel: Der muskulöse Körper, die flache Brust und die tiefe Stimme sind Äußerlichkeiten, die sie zumindest schon nicht eindeutig zur Frau machen. Aber ist sie deswegen ein Mann? Noch vor ihrem WM-Sieg ordnete die IAAF einen Geschlechtstest an, wird die Ergebnisse jedoch erst am 20. November bekannt geben und damit, ob ihre Goldmedaille aberkannt wird oder nicht. Ein Team aus mehreren Ärzten verschiedener Fachrichtungen soll der Frage auf den Grund gehen, ob sie ein Y-Chromosom, welches eigentlich nur Männer haben, trägt. Doch auch dies liefere noch kein eindeutiges Ergebnis, erläutert die Berliner Genetikerin Heidemarie Neitzel im Interview mit der Zeit, da die Übergänge fließend seien. Noch nicht einmal die Geschlechtsorgane lieferten ein eindeutiges Ergebnis, da es auch Mischgewebe zwischen Eierstöcken und Hoden gebe.
Caster Semenya Bild von José Goulão unter CC by-nc-nd2.0 Lizenz
Nun berichten mehrere Medien darüber, dass Semenya ein Zwitter sei. Zwar sind die Quellen nicht vorhanden ungesichert, jedoch ist ein solches Ergebnis der Untersuchung sogar wahrscheinlich. Muss die IAAF ihr den Weltmeistertitel wieder nehmen, würde das aber eine Debatte über die Diskriminierung von so genannten Intersexuellen nach sich ziehen. Auch müsste man darüber nachdenken, ob es dann fair ist, diese Menschen bei den Männern mitlaufen zu lassen. Denn die Kriterien hierfür erfüllen sie ja auch nicht, was einen Wettbewerbsnachteil bedeuten könnte. Doch auch das Vorgehen der IAAF im Fall Semenya ist zumindest fragwürdig: Die Veröffentlichung eines zweiten Tests während der WM fasste der südafrikanische Leichtathletik-Verband als Diskriminierung auf.
Caster selbst verzichtet auf Stellungnahmen zur derzeitigen Diskussion um ihr Geschlecht und macht damit wahrscheinlich das einzig Richtige. Lediglich einer südafrikanischen Zeitschrift gegenüber äußerte sie sich kürzlich: „Ich bin ein Mädchen.“ Dass die Debatte, die sie mehr zu zu einem Spiel-Objekt der Medien und der Gesellschaft als zu einem Mensch macht, aber extreme negative psychische Konsequenzen für sie bedeuten kann, darüber denkt – auch wenn sie eine „Person des öffentlichen Interesses“ ist – keiner nach. Immerhin ist die Leichathletin gerade mal 18 Jahre alt, ein Alter, das für die meisten Jugendlichen sowieso oft noch schwierig im Hinblick auf die Entwicklung ihres Körpers ist. Zwar zeigt sie sich unbeeindruckt: „Für mich ist das alles ein Witz, aber es bringt mich nicht aus der Fassung.“ Doch schon vor 3 Jahren versuchte eine 800-m-Läuferin sich das Leben zu nehmen, nachdem man ihr das Y-Chromosom nachwies und die Medaille aberkannte. Und das kann kein Sport der Welt wert sein.
Bleibt zu hoffen, dass sie auch in dieser belastenden Situation ihre Stärken gut für sich nutzen kann, um sich trotzdem weiterhin selbst definieren zu können: „Gott hat mich nun mal gemacht, wie ich bin und hat mir das Lauftalent gegeben. Ich akzeptiere mich, wie ich bin, und bin stolz auf mich.“
Eine Antwort auf „Die verlorene Ehre der Caster Semenya“
so brisant ist das garnicht.. zweifelhafte geschlechter und aberkennungen von medallien gab es schon des öfteren..aber es ist ohnehin eine tatsache das die grenzen der menschlichen leistungsfähigkeit in punkto leichtathletik so langsam ausgereizt sind..es ist einfach kaum mehr möglich auf legalem wege viele der sicher ohnehin schon mit dubiosen mitteln errungenen rekorde zu brechen.. wie sollte es auch?.. diese ganzen versuche mit noch aerodynamischer kleidung,frisur und sonstigem legalem körper- und equipmenttuning ist meiner meinung nach schon unfair genug jenen gegenüber die vor jahrzehnten noch ohne diese mittel(oder der millisekundengenauen, lasergesteuerten zeitmessung) ihre rekorde aufgestellt haben.. irgentwann hat sich die leistungssteigerung des ungedopten menschlichen körpers, auch mit der besten ernährung und den fortschrittlichsten trainingsmethoden, einfach erschöpft.. und trotzdem hecheln sie noch immer nach den 0,03 sekunden weniger..in meinen augen in hohem masse lächerlich.. da nimmt sich dieser skandal auch nicht mehr viel, zeigt er doch eindrucksvoll das derartige glanzleistungen nicht wirklich auf „normalem“ weg errungen werden können.. ob das nun fair ist, oder welchen status intersexuelle im leistungsport haben sollten.. who knows.. aber früher oder später wird das alles ohnehin in einer sackgasse enden aus der nur noch die legalisierung von doping oder genmanipulation führen kann..