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„Look at this Fucking Hipster!“ – Warum finden alle Hipster scheiße?

Mate, Instagram-Filter und Nerd-Chick sind überall und doch schlägt der Hipsterkultur eine Welle der Ablehnung entgegen. Woher kommt der Hipster-Hass, der sogar soweit geht, dass Hipster selbst sich nicht als solche bezeichnen und das Attribut als Schimpfwort begreifen? Teil 2 (->Teil 1) unserer Serie über die Hipster-Subkultur.

Wie der gesamten Generation Y, so wirft man auch der Hipster-Kultur fehlende Werte, politische Einstellung und mangelndes gesellschaftliches Engagement vor. Der zelebrierte, lockere Lebensstil wird als Gleichgültigkeit gegenüber der bourgeoisen Gesellschaft und dem Mainstream verstanden. Diesem Gleichmut verleiht die Hipster Kultur ignorant bis extravagant Ausdruck. So wird sie oft als narzisstische, visionslose Gruppierung von Modeopfern betrachtet, der es ausschließlich um den Look geht und die auf Oberflächlichkeiten wie Kleidung und Haarschnitt reduziert werden kann. Durch das wahllose Bedienen an anderen Subkulturen und der krampfhaften Suche nach eigener Authentizität verliert die Subkultur diese komplett und zieht außerdem den Unmut der „bestohlenen“ Subkulturen auf sich.

Hipster-Kultur als eine Pseudo-Subkultur

Die Rebellion der Hipster-Kultur beschränkt sich in den Augen der Öffentlichkeit meist nur auf die visuelle Andersartigkeit. Konsumgüter dienen dabei dazu das Ego und das eigene Leben weiter auszuschmücken. So beansprucht jedes Mitglied des Hipster-Kults scheinbar die absolute Individualität und den perfekten Geschmack für sich. Dabei entsteht Stück für Stück das Bild einer Gruppierung von Egoisten, die sich dem Mainstream zu widersetzten versucht, jedoch zentrale Elemente dessen, wie Kommerz und Konsum, instrumentalisiert. Die Hipster-Kultur als eine Pseudo-Subkultur, die sich bestens im Kapitalismus eingerichtet hat und sich hinter der ursprünglichen Ablehnung von Markenkleidung versteckt. So wirkt das Tragen von Vintagekleider oft als Tarnung, hinter der sich ein krankhafter Technik- und Shoppingwahn verbirgt. Der Versuch absoluter Distinktion der in einer Luxusgesellschaft wie sie heute vorliegt, auf den Konsum beschränkt bleibt.

Viel Geld und Mühe für den Anschein von wenig Geld und Mühe

Auffallend dabei ist, dass von der Hipster-Gruppierung extrem viel Geld und Mühe dafür aufgewendet wird, so zu wirken als hätte man es nicht nötig Geld und Mühe für Outfit und Lifestyle aufzubringen. Ein fast schon nachlässiger, inszenierter, latent gelangweilter Lebensstil bei dem die Authentizität verloren geht. Dieses unechte, aufgesetzte Lebensgefühl wirkt sogar in der Gruppierung selbst oftmals zu gespielt um authentisch zu wirken. Das ist auch der Grund warum jeder Hipster die Bezeichnung als solchen als Beleidigung oder Demütigung empfindet. Denn damit kommt zum Ausdruck, dass er selbst lediglich als Teil einer Gruppe von Modeopfern gesehen wird, zu der er nicht gehören will. Er selbst sieht sich im Zentrum, mit einer persönlichen Tiefe und einem individuellen Geschmack, den er der restlichen Welt nicht zutraut. So wird die Bezeichnung „Hipster“ oft auch in der Subkultur selbst verwendet – um auszudrücken, dass der Angesprochene nicht authentisch wirkt. Sondern seine Rolle und seinen Stil aufgesetzt und plagiiert wirkt. An dieser Oberflächlichkeit und aufgesetzten Lockerheit stören sich viele Außenstehende. So reagieren erste Bars und Cafés, beispielsweise in Berlin, mit einem ausgesprochenen „Hipster-Verbot“. Auch im Internet wird eine regelrechte Hetzjagd auf Anhänger des Hipster-Kults veranstaltet. So bietet der Internetblog www.lookatthisfuckinhipster.com die Möglichkeit Fotos von Hipstern einzustellen und anschließend zu bewerten.

Dieser Kritik begegnet die Subkultur mit viel Humor und Ironie. Es gilt meist: „Hipster – das sind immer nur die Anderen.“

Hipster – das Produkt der Erlebnisgesellschaft.

Das Hipstertum ist ein klares Produkt der Distinktionsgesellschaft. Durch die fehlenden Werte und politischen Überzeugungen, bleiben dieser Gruppierung nur Oberflächlichkeiten und der persönliche Besitz um sich von den anderen Mitgliedern der gleichen sozialen Schicht abzuheben. Dieses Bedürfnis findet in unserer heutigen Gesellschaftsform vielleicht den bisherigen Höhepunkt. Der heutigen Generation der Hipster fehlt es, im Gegensatz zu früheren Jugendbewegungen, an nichts – außer Überzeugungen. Es gibt keinen popularisierenden Vietnamkrieg wie während der 68er-Bewegung oder keinen Hass auf das politische System wie den der Punks in den siebziger Jahren. In einer scheinbar werteund problemfreien Gesellschaft ist es die Generation Y und die daraus resultierende Hipster-Kultur, die den Nonkonfirmismus zur Tugend macht. Der im Ansatz rebellische Versuch sich von der stumpfen Bourgeoisie abzuheben, verwäscht sich mit der lockeren, leichten und weitestgehend inhaltslosen Lebensweise. Das Lebensgefühl der Spaßgesellschaft wird durch den Modestil und den Lifestyle nach außen getragen. Als Teil der oberen, gut ausgebildeten Mittelschicht fehlt es den Hipstern nicht an finanziellen Mitteln um die Andersartigkeit in den Mittelpunkt ihrer Existenz zu stellen. Der Wunsch der Individualität kann so zum zentralen Element werden, den man mit Hilfe von Konsum möglichst ungewöhnlicher und individueller Produkte zur Schau stellt.

Dem Hipster fehlt es an nichts – außer Überzeugungen

Gerhard Schulze beschreibt diese Art der Gesellschaftsform als Erlebnisgesellschaft. Nach seiner Meinung beschreibt der Begriff eine Gesellschaft, in der jeder Einzelne sehr egoistisch auf das Erreichen von möglichst viel Genuss konzentriert ist. Als Angehörige des Selbstverwirklichungsmilieus trifft die Charakterisierung von Gerhard Schulze genau auf die Gruppe der Hipster zu. Als Mitglieder der gut ausgebildeten Mittelschicht ist die Distinktion, der lockere Lebensstil und der Spaß das oberste Lebensziel dieser sozialen Schicht. Dabei leben die Hipster in einer auf Genuss und Spaß ausgerichteten, gegenwartsorientierten Konsumgesellschaft die auf Solidarität, Anstrengung, Geduld und Askese weitestgehend verzichtet. Die individualistische Ausgestaltung des eigenen Lebens wird zur Abgrenzung gegenüber anderen Mitgliedern der eigenen sozialen Schicht instrumentalisiert.

In anderen Gesellschaftsmodellen, wie beispielsweise dem von Abraham Maslow, wird dieses Bedürfnis nach Selbstverwirklichung an höchster Stelle gesehen. Demnach sei der Mensch danach bestrebt erst alle „unteren Bedürfnisse“ zu befriedigen, bevor er sich der Befriedigung der höchsten Bedürfnisform, der Selbstverwirklichung, annimmt. Man könnte daraus schließen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der die untersten vier Bedürfnisse der Bedürfnishierarchie (psychologische Bedürfnisse, Sicherheitsbe- dürfnisse, soziale Bedürfnisse und Individualbedürfnisse) per se befriedigt sind. Und dass die Hipster, als eine avantgardistische Bewegung der oberen Mittelschicht, sich das höchste aller Bedürfnisse, die Distinktion, zu ihrer existenziellen Tugend gemacht haben. In dieser Schicht scheint die Basis für ein sicheres und gesichertes Leben gege- ben. Unsere Gesellschaft muss sich nur wenig Sorgen um die Stabilität unseres politischen Systems machen – und besonders die Mitglieder der Generation Y sorgen sich nur wenig darum. Auch besteht im Großen und Ganzen eine Chancengleichheit in der Gruppierung der Hipster, da die meisten als Studenten oder akademische Absolventen, über eine ähnlich gute Ausbildung verfügen. So erklärt sich der Wunsch nach Andersartigkeit gegenüber den anderen Mitgliedern der selben sozialen Schicht, der sich in den beschriebenen Oberflächlichkeiten äußert.

Keiner nimmt dem anderen seine Ich-Posen ab

Die Hipster-Bewegung kann letztendlich als modische Erscheinung einer gesellschaftlichen Entwicklung interpretiert werden. In einer Luxusgesellschaft in der es an nichts mangelt, formiert sich ein Trend der eine visuelle Andersartigkeit in Mode und Lebensstil ins Zentrum rückt, um sich von der spießigen, konservativen Bourgeoisie zu distanzieren. Solche Jugendbewegungen gab es schon oft, jedoch meist verbunden mit politischen oder moralischen Idealen, beispielsweise in der 68er-Bewegung der Hippies oder den Aufständen der Punks in den siebziger Jahren. Diese politische und gesellschaftliche Verantwortung ist in der heutigen Generation scheinbar zu großen Teilen abhanden gekommen. So versucht sich die Bewegung der Hipster durch oberflächliche Gestal- tungsmuster verschiedener anderer Szenen, Kulturen und Modeerscheinungen eine politische und persönliche Tiefe zu basteln, die oftmals nicht der Wirklichkeit entspricht. Lockerheit, Lifestyle, Spaß und Coolness stehen im Zentrum dieser Erlebnisgesellschaft. Das Ergebnis ist eine egoistische Subkultur ohne Inhalt, für die das eigene Wohl und der Spaß im Leben an erster Stelle steht. So beschreibt Mateo Kries, der Kurator des Vitra Design Museums, in seinem Buch die Problematik dieser Generation: Die Individualität kommt aus der Mode. Unser Verhältnis zu den Dingen sei einzig vom Aspekt der Identi- fikation bestimmt. Jeder kleinen Design-Entscheidung gehe die große Repräsentationsfrage voraus: Bin ich das wirklich? Ein permanentes Abgleichen mit dem Bild, welches man der Öffentlichkeit vermitteln möchte. Resultat ist eine Gesellschaft, in der keiner mehr dem anderen seine Ich-Posen abnimmt und glaubhaft erscheint. So entsteht das Phänomen der Hipster-Kultur. Es sind meist nur oberflächliche Repräsentationen von Dingen die dargestellt werden. Das echte, authentische Ich bleibt in der Hipster-Kultur oftmals großflächig von der gewünschten Authentizitätsdarstellung verstellt. Robert Pfaller formuliert dazu: „Die Idee des Selbstausdrucks, die nie Mode sein wollte, weil hier jeder Einzelne nur sich selbst verpflichtet war – sie ist aus der Mode gekommen.“ Hipstertum kann wie jeder andere Stil nur dann echt sein wenn er glaubhaft ist und die persönliche Tiefe und kritische Haltung echt ist.

Die Anthropologin Dayna Tortorici fasst zusammen: «Hipster sind Kuratoren und Kritiker, Remixer und Designer oder eben [nur] jene Werbetexter und Prosumenten, die im Kielwasser der Künstler segeln».

Bild: hipstergirl68.tumblr.com

>> Teil 1. Was  sind Hipster und wie leben sie?

Was haltet ihr vom Hipster-Kult? Scheiße und Pseudo oder zählt ihr euch vielleicht selbst dazu?

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Was sind Hipster und wie leben sie?

Was sind Hipster? Nerdbrille, Jutebeutel und Flanellhemd, man sieht sie an jeder Ecke: So genannte Hipster. Einerseits seltsam retro, in der anderen Hand aber immer das neuste iPhone. Was steckt hinter dieser Bewegung und Subkultur der Hipster, die anders sein will aber längst im Mainstream angekommen ist? In einer kleinen Miniserie wollen wir zunächst die Geschichte und Merkmale der Hipsterkultur vorstellen und uns im zweiten Teil der Kritik am Kult widmen.

Als „Hipster“ bezeichnet man Mitglieder einer subkulturartigen gesellschaftlichen Gruppierung älterer Jugendlicher bis junger Erwachsener. Als Teil der urbanen, gehobenen Mittelschicht sind sie meist in den Szenevierteln von Großstädten angesiedelt. Charakteristisch ist ein ausgelebter Nonkonfirmismus und ausgelassener, erlebnisorientierter Lebensstil der sich durch alle Bereiche des Lebens zieht.

Die Hipster des 20. Jahrhunderts

Ursprünglich kommt der Begriff von der avantgardistischen, US-amerikanischen Subkultur des mittleren 20. Jahrhunderts. Er beschreibt in diesem Zusammenhang Mitglieder einer intellektuellen Randkultur von vorwiegend schwarzen Künstlern, Dichtern und Musikern um die Freejazz und Bepop-Bewegung. Die damals als sozialkritisch angesehene Subkultur weckte während der fünfziger Jahre vermehrt das Interesse von Weißen, welche die Kultur zu imitieren begannen. Die intime, kleine Szene bestand bis zu ihrer langsamen Auflösung während der sechziger Jahre aus wenigen, klassenverschiedenen Außenseitern die durch ihre Kleidung und ihr avantgardistisches Benehmen leicht erkennbar waren. Der Versuch sich von der ermüdenden Popkultur der damaligen Zeit loszulösen, indem man ihr einen Schritt voraus war oder in ihren längst vergessenen Aspekten verweilte, ist der heutigen Hipster-Kultur sehr ähnlich. Mit dem aufkommenden Vintage-Look ab dem Ende der neunziger Jahre verbreitet sich der Hipster-Trend erst in den großen US-amerikanischen Städten und anschließend international. Anhänger der Subkultur werden größtenteils der „Generation Y“ zugeschrieben. Diese beschreibt gut ausgebildetete Mitglieder der oberen Mittelschicht. Meist Studenten die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen und von der gesellschaftlichen Teilhabe weitestgehend ausgeschlos- sen sind. Was bedeutet, dass sie keine politischen Ideale verfolgen wie die früheren Jugendbewegungen der Hippies oder Punker. Die Generation ist technisch sehr versiert, weit vernetzt und kommuniziert über viele Kanäle der neuen Medien. Facebook, Twitter sowie zahlreiche Blogs dienen als Kommunikationsplattformen.

Die Hipster-Bewegung Im Zentrum der Bewegung steht die klare Ablehnung der stumpfen Bourgeoisie und dem Versuch sich optisch und intellektuell von dieser abzuheben. Durch die Zelebrierung eines gewissen Retro-Chics, durch Flohmarkt- und Second-Hand-Käufe, und die klare Ablehnung von Mainstream-Marken, wird versucht die eigene Individualität in den Mittelpunkt zu stellen. Bei diesem Nonkonfirmismus und dem Streben nach absoluter Individualität bedient sich die Hipster-Kultur wahllos an Symbolen und Merkmalen verschiedener andere Subkulturen und Stile und vermischt diese meist oberflächlich ohne die dahinter stehenden politischen Aussagen oder Werte zu übernehmen oder zu hinterfragen. Während man den Second-Hand-Trend noch als Ansatz einer gesellschaftskritischen Haltung und Kritik gegenüber dem Markenwahn und Massenkonsum verstehen könnte, wird der Kapitalismus im Hipstertum nicht wie beispielsweise bei linksorientierten Alternativbewegung abgelehnt, sondern geradezu instrumentalisiert. Der Flohmarkt-Chic wurde spätestens durch die Reproduktion von Vintage-Artikeln durch die Modelabels selbst zur Marke und zum Mainstream. Allgemein ist eine große optische Schnittmenge mit der linken Alternativbewegung festzustellen – wobei sich bei dieser klare Werte feststellen lassen und eine klare Ablehnung der Hipster-Bewegung vorhanden ist. Hipster lassen sich nicht über einen sozialen Status, die Herkunft, die politische Gesinnung oder den Musikgeschmack klassifizieren – sondern lediglich über oberflächliche Merkmale wie Kleidung, Accessoires und Lifestyle. Diese fehlende Basis an Werten und Überzeugungen macht eine Charakterisierung sehr schwierig und wird dem Hipstertum als Subkultur sowie der gesamten Generation Y als Vorwurf gemacht.

Merkmale eines Hipsters

Mit dem Nonkonfirmismus als zentralem Element gilt allgemein: je spezieller und ausgefallener desto besser. Der Versuch sich in der sozialen Schicht von den Anderen abzuheben zieht sich als Individualisierungs- und Distinktionswahn durch fast alle Lebensbe- reiche und wird im Folgenden beispielhaft beschrieben.

Hipster-Mode

Angelehnt an die Mode der achtziger und neunziger Jahre war der Vintage-Look anfänglich reiner Second-Hand-Look der vorwiegend auf Flohmärkten erworben wurde. Durch die Ablehnung von Markenkleidung und dem wiederaufleben lassen von vergan- genen Trends soll ein individueller Kleidungsstil nach außen getragen werden. Doch verschiedenen Modelabels wie beispielsweise „Urban Outfitters“ griffen den Trend schnell auf und überschwemmen inzwischen den Markt mit Second-Hand-Mode bzw Reproduktionen. Für die Hipster-Bewegung beispielhafte Kleidungsstücke sind Holz- fäller- Flanellhemden, enge Röhrenjeans – auch gerne hochgekrempelt – sowie Vans- oder Converse-Schuhe kombiniert mit verschiedenen Accessoires. Vor allem Jutebeutel, Trucker-Mützen, Nerd- und die Ray-Ban Wayfarer-Sonnenbrillen sind inzwischen als absolute Hipster-Accessories in Verruf.

Hipster-Lebensmittel

Der Devise „je ausgefallener desto besser“ folgend, werden vor allem Produkte kleiner, alternativer Hersteller von der Hipster-Kultur präferiert. Bei Lebensmitteln werden Tei- le des Öko- und Bio-Trends als hip und erstrebenswert erachtet und in den eigenen Lifestyle übernommen. Mainstream-Ketten wie beispielsweise Mc Donalds werden klar abgelehnt und eher unbekannte, Alternativmarken und -produkte präferiert.
Astra, eine Biersorte der Hamburger Holsten-Brauerei, und Club-Mate, ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk der kleinen Brauerei Loscher aus Münchsteinbach, wurden so in den letzten Jahren zu absoluten Hipster-Getränken in deutschen Großstädten. Auch der Filterkaffee erlebte durch die aufkommende Vintage-Kultur und den Retrotrend eine einzigartige Renaissance.

Hipster-Wohnen

Präferiert werden hier ganz klar die Szeneviertel der Großstädte. Während anfangs New York, London und Berlin als die Hauptstädte der Hipster-Kultur galten, wurden vom Zeit Magazin inzwischen acht Hipster-Städte in Deutschland gelistet. So gibt es neben Berlin auch in Hamburg, München, Stuttgart, Frankfurt, Leipzig, Düsseldorf, und Köln Viertel mit hohem Hipster-Potential. Auffallend hierbei ist, dass die die Szeneviertel vor dem großen Hype meist als „dreckig und billig“ galten.7 So kommt es regelmäßig zur Gentrifizierung (ugs. Yuppiesierung) ganzer Stadtteile durch die Hipster-Kultur und somit zu einer Suburbanisierung der Armut. Die zugezogenen Hipster verdrängen die alteinge- sessenen Anwohner und treiben durch die hohe Nachfrage in den neuen Szenevierteln die Mietpreise in die Höhe. So kippt Jahr für Jahr irgendwo ein ehemaliges Arbeiterquar- tier durch den Einzug von Hipstern – und bringt Bioläden und überteuerte Boutiquen hervor, was oftmals den Unmut der bisherigen Bewohner auf sich zieht.

Hipster-Kunst und Kultur

Der Retrolook zeigt sich auch in der Kunst und Kultur. Auch hier ist eine gewisse Nos- talgie in der Rückbesinnung auf analoge Techniken festzustellen. Diese zeigt sich bei- spielsweise in der Verwendung von analogen Foto- und Filmkameras wie der Super 8 Kamera, die von Kodak bereits 1965 eingeführt worden war. Die Ergebnisse werden auf zahlreichen, einschlägigen Foto- und Video-Blogs präsentiert und verbrei- tet. Auch die wiederaufkommende Nachfrage nach Schallplatten kann als Resultat des Retro- und Vintagetrends gewertet werden. Insgesamt ist hier jedoch zwischen realem, tiefgründigem Interesse für die analoge Technik und oberflächlicher Übernahme von Charakteristiken zu unterscheiden. Ist die analoge Fotografie sicher als ernstzuneh- mendes Hobby zu werten, ist die hohe Nachfrage, beispielsweise nach der iPhone-App „Instagram“, sicher dem Hipster-Trend geschuldet. Mit dieser Software ist es möglich ähnliche Effekte wie mit einer Polaroid- oder Großbildkamera zu erzielen. Somit geht
es den Benutzern dieser App nicht um ein reales Interesse an der analogen Fotografie sondern um eine pseudo-nostalgische, oberflächliche Übertragung gewisser Effekte auf moderne Technologie.

Hipster-Technik

Eine klare Trennung zieht sich bei der Hipster-Kultur zwischen Retro-Chic und modernen technischen Geräten. Die bereits angesprochenen Accessoires wie analoge Kameras ausgenommen, ist in der Hipster-Kultur eine klare Ausrichtung zu modernen technischen Produkten zu erkennen. Besonders die Produkte der Firma Apple stehen bei den Anhängern des Hipster-Kults hoch im Kurs. Die noch relativ geringe Verbreitung der Apple-Geräte visualisiert eine Andersartigkeit und einen Hang zum Kreativen und Künstlerischen. Auch am hohen Preis der Geräte ist zu erkennen, dass sich die finan- zielle Stellung der Mitglieder der Hipster-Kultur nicht mit dem optisch oft nachlässigen Erscheinungsbild deckt. Die technischen Geräte wie iPhone und MacBook werden
als Objekte zur Repräsentation betrachtet und in der Öffentlichkeit teilweise regelrecht inszeniert.

Bild: kawaiizombies.tumblr.com

>> Teil 2: „Look at this Fucking Hipster! Warum finden alle Hipster scheiße?“

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