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Bewegen & Beschäftigen Kleines Fernsehen

Jon Stewart, der Rächer der Enterbten

Ich hab die Rubrik „Kleines Fernsehen“ genannt, im Gegensatz, zu „Großes Kino“, aber was ich euch heute zeigen will ist etwas ganz anderes, dass ist „ganz großes Fernsehen“!

Das ich ein Fan der Daily Show und Jon Stewart bin, dürfte hier inzwischen angekommen sein. Und nun hat Jon Stewart ein neues Glanzstück abgeliefert: Er hat mal so ganze nebenbei CNBC vernichtet und damit die ganze Branche der Finanzexperten vorgefüht.

Es fing alles an mit diesem Video, vom 4. März:

Die CNBC, spieziell Jim Cramer, war darüber nicht besonders begeistert und beschwerte sich. Das stachelte Jon Stewart selbstverständlich nur noch mehr an:

Mittlerweile zog der „War of Words“ immer weitere Kreise und schwappte in andere Medien über:

Schließlich erklärt sich Jim Cramer bereit in die Daily Show zu kommen. Der Showdown stand bevor.

Am 12. März war es dann soweit, Jon Stewart und Jim Cramer saßen sich in der Daily Show gegenüber.

Auf der Homepage ist inzwischen, neben der normalen Episode, auch das ungeschnittene des Gesprächs zwischen den beiden zu sehen. Unbedingt anschauen:

[via Anke Gröner]

Und was Jon Stewart da abliefert ist noch genialer, als was er bisher gemacht hat. Wirklich wie nebenbei nimmt er sich diejenigen vor, die einen großen Teil zum Ausmaß der (Wort einsetzen, dass allen schon zum Hals raushängt)
beigetragen haben. Die vielleicht nicht allein verantwortlich sind, aber deren Aufgabe es definitiv gewesen wäre uns früher und eindeutiger zu warnen: Die Finanzanalysten und -journalisten. Sie hätten den kleinen Anleger, den Jon Stewart hier so wunderbar vertritt, schützen müssen. Stattdessen haben sie, wie Jim Cramer sogar zu gibt, auf seine Kosten gezockt.

Wann kommt die deutsche Daily Show?

Das schlechte an dieser erneuten Genialität von Jeon Stewart ist, dass damit die Hoffnung auf eine deutsche Daily Show ((mit der ich nicht allein da stehe)), die auch nur annähernd in diese Sphären aufsteigt noch geringer wird. Bisher dachte ich, dass es nicht so schwer sein könnte ein Talent wie Jon Stewart auch in Deutschland zu finden, aber da lag ich wohl falsch. Denn sich so einer Sender Familie entgegenzustellen und dann jemandem im direkten Gespräch mit analytischen Argumenten so klein zu machen, dazu gehört schon einiges.

Ich bezweifel, dass ein Harald Schmidt das ((noch?)) leisten kann. Dieser hatte ja, durch Produzent Kogel, angekündigt sich nach dem Aus von Schmidt & Pocher mit einem neuen Konzept zurück zu melden, dass Stark an „The Daily Show“ angelehnt sein soll. Allerdings ist die erste Hürde dabei, dass dieses Format erst im September starten soll, wenn der Wahlkampf in Deutschland schon fast vorbei ist. Und wenn wir uns zurückerinnern, bedeutete gerade die Wahlkampfphase in den USA ((auch wenn sich deren Wahlkampf in keiner Weise mit dem deutschen vergleichen lässt)) ein Hoch für die amerikanischen Comedysendungen, insbesondere die Daily Show.

Aber man will den Teufel ja nicht an die Wand malen. Ich bin gespannt auf die deutsche Umsetzung, und bis dahin, oder wenns nichts wird weiterhin, kann ich mir ja das Original jederzeit Online anschauen. (( Noch so etwas woran es bei der ARD mengelt.))

Bild © Comedy Central/The Daily Show

Von Jannis Schakarian

Geboren als Jannis Kucharz studierte Jannis Schakarian, Publizisitk und Filmwissenschaft. Hat funk mit aufgebaut, Kolmnen bei der Allgemeinen Zeitung geschrieben und arbeitete als Formatentwickler, Leiter des Social Media Teams und der Distributionseinheit beim ZDF, dann bei SPIEGEL als CvD Audio.

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23 Antworten auf „Jon Stewart, der Rächer der Enterbten“

Ich habe die Sendung am Donnerstag live gesehen. Es war wirklich eine beeindruckende Show. Als Steward am Mittwoch abend angekündigt hat, das Cramer Donnerstag als Gast dabei sein wird, habe ich erst noch gedacht, ohje das gibt eine Schlammschlacht.

Aber ganz im Gegenteil. Jon Steward war perfekt vorbereitet und man hat ihm wirklich angesehen, dass ihm das Thema wichtig ist. Cramer hingegen kam in der Fernsehfassung gerade zu unheimlich brav vor, wenn man das mit den Auftritten in seiner Sendung oder seinen Äußerungen zu Jon Steward im Vorfeld anschaut.

Mich hat aber die ganze Zeit das Gefühl nicht losgelassen, dass Cramer von CNBC mehr oder weniger geschickt wurde, um einen drohenden Imageschaden in der Finanzkrise abzuwenden.

Danke für die Videos! DAS ist für mich guter Journalismus. Bezweifel, dass sich das in Deutschland umsetzen lässt, könnte mir nur Harald Schmidt hierfür vorstellen, aber ob der sich die Arbeit machen will, ist die Frage.

sehr guter beitrag! ich kannte bis jetzt nur ein paar folgen, welche schon gut waren, aber das interview überbietet ja einfach alles. grandiose aktion von jon stewart!

Die Daily-Show ist der Maßstab, und wenn Kogel/Schmidt ankündigen, sich in diese Richtung entwickeln zu wollen, kann man das nur begrüßen.
Harald Schmidt hat als Kabarettist und Moderator schon so viele Wandlungen durchgemacht, dass ich ihm dieses auch zutraue.
Er besitzt ein ungeheurer feines Gespür für Ironie, einer der Gründe, warum er und Pocher nicht zusammen passen, denn der versteht Schmidts Humor nicht, wodurch dieser wiederum gezwungen ist, diesen nur noch sehr vereinzelt einzusetzen, meistens als Spitze gegen seinen Adlatus.

Allerdings sehe ich bei Schmidt schon immer eine gewisse Belanglosigkeit, ein herablassendes Desinteresse an politischen Themen. Man spürt häufig, dass ihm seine materielle Unabhängigkeit resistent gegenüber gesellschaftlich Relevantem macht. Er neigt dazu, sich lieber über die Dummheit des Pöbels lustig zu machen, anstatt sich über die Chuzpe und Verarsche der Mächtigen zu echauffieren, um sie dann durch humorvolle Vorführung ihrer eigenen Widersprüche zu demaskieren.
Gerade das macht die Daily-Show aus.
Hinzu kommen die Rahmenbedingungen. Schmidts Show soll einmal pro Woche 45min dauern, welches nicht gerade für Aktualität spricht. Und bisher ist in Deutschland noch jede wirklich kritische Sendung gescheitert, weil ihnen nach kurzer Zeit die Gäste ausgegangen sind, denn anders als in Amerika ist es in unserem Land leider nicht selbstverständlich, das Verantwortliche sich der Öffentlichkeit stellen.

Übrigens könnt ich mir Serda Somuncu auch gut in dieser Rolle vorstellen, aber der ist den meisten dann wohl doch zu klug und zu böse.
„Rinder gegen den Wahnsinn“

@Karnival: Sedar Somuncu täglich 20 Minuten wäre mehr ein Stephen Colbert, aber damit immer noch besser als das was bisher Kritik genannt wird. Aber irgendwie funktionieren diese typischen Gags in Deutschland nicht, vermute ich. Allein schon an den tatkräftigen Pseudokorrespondenten der Daily Show wäre jeder Versuch eine üble Kopie, glaube ich. Zu dem habe ich immer das Gefühl, dass diese Witze bei Schmidt auch nur Witze bleiben und nur halbwegs Kritik üben. Bei der Daily Show ist Kritik allerdings forderste Priorität und Stewart ein respektierter Mensch innerhalb der Mainstreamszene der Politik. Welche Person ist in Deutschland in dieser Stellung? Welcher Komiker könnte in dieser Stellung sein? Wen dürfte man als Gast sehen? In der Daily Show kommen stetig politische Autoren, teilweise Leute vom hochen Amt und auch Ex-Präsidenten durften bereits Platz nehmen. Wen können wir in Deutschland erwarten? Da wird so ein Auftritt eher zur PR-Kampagne, siehe die Wahlkampfkolone bei Stefan Raab damals. Das war stupide Parteiparole und klatschend brüllendes Publikum. Und das ist der wichtigste Punkt der ganzen Sache: Was erwartet das deutsche Publikum? Wer ist bei Schmidt zu Gast?

@pell

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.
Einerseits bietet Amerika einfach mehr an gestandenen Persönlichkeiten, die sich der Diskussion zu stellen bereit sind, während gerade in Deutschland sich heute keiner ohne vorgestanzte Fragen und devote Moderatoren vor eine Kamera wagt.
Schmidt selbst hat ja seine Reduzierung auf eine Sendung pro Woche damit begründet, nicht mehr jeden Tag irgendeinen nichtssagenden Gast, vorwiegend schlechte Schauspieler, einladen zu müssen.
Aber ich behaupte auch, dass dieser Mangel an uns bekannten, integeren und interessanten Menschen nicht Ausdruck der Gesellschaft ist, sondern vor allem der Feigheit der Redaktionen geschuldet ist, die sich lieber auf ihren 0815-Katalog verlassen und so immer die selben Hackfressen einladen, anstatt sich die Mühe zu machen, nach wirklichen Gesprächspartnern zu suchen. Es ist ja viel einfacher, alles kontrollieren und vorausplanen zu können, als etwas zu wagen. Und diese Bequemlich- und Beliebigkeit hat wiederum zur Folge, dass etwaige in Frage kommende Personen nicht mehr ins Fernsehn wollen. Wer Bublath vs. Nina Hagen bei Maischberger oder den armen Scholl-Latour und die israelische Super-Botschafterin bei 3nach9 gesehen hat, kann ermessen, was ich meine. Warum sollten sich der Wissenschaftler und der Journalist noch um Gehör bemühen, wenn das Fernsehen sie lieber vorführt, um den Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Ja keinen Widerspruch erzeugen.

Hi Karnival,

Ich erlaube mir Deinen komentar um folgendes zu ergaenzen.

Ein spiesser ist ewig Obrigkeithoerig. Er hat nicht den Mut den maechtigen mit seinen Machenschaften zu demaskieren, er wendet sich lieber gegen die ungefaehrlichen „dummen poebel“.

Dies kommt nicht wegen traegheit des Moderators, sondern aus feigheit und spiessertum.

[…] Zum Beispiel nutzt Jon Stewart die Homepage seiner Daily Show, um die Interviews mit Gästen in voller Länge zu zeigen. Vor allem für besonders interessante Gäste ist in der Show nämlich oft zu wenig Zeit. So war zuletzt zum Beispiel Bill Clinton, Retter entführter Journalisten in der Not, zu Gast, dessen extended Auftritt es hier zusehen gibt. Unvergessen natürlich auch Jon Stewarts Interview mit Jim Cramer. […]

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